Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Drusus nutzte den Zeitaufwand des Suchens nach Seianas cubiculum zur Umschau in der CDM.


    Er begegnete vielen Unbekannten; man sah sich befremdend, mitunter ein wenig von oben herab an, grüßte höflich und war letztendlich froh, nicht mit irgendwelchen Fragen konfrontiert zu werden.


    Wie in Trance ging Drusus durch die vielen Gänge, vorbei am Garten ...


    Mit einem Mal sah er die vielen Weinberge ... und war da nicht Aeala?


    Es ist an der Zeit, daß du heimkehrst, dachte er und brachte seine Gedanken wieder in Ordnung.


    Mittlerweile stand er vor Seianas cubiculum. Er legte sein Ohr an die Tür und vernahm eine fröhliche, ihm wohlbekannte Stimme: Serapio, der kleine Bruder, in voller Redeaktion!


    Eingedenk seiner guten Erziehung klopfte Drusus an die Tür.


    *** Klopf *** Klopf *** Klopf ***

    Drusus hatte sich auf der Schola Atheniensis für einen cursus, den er für sein weiteres Fortkommen als hilfreich erachtete, entschieden.


    Zurück in der CDM machte er sich nun auf die Suche nach seinem kleinen Bruder, der, wie er gehört hatte, aus der Parthia zurückgekehrt war, und den er lange Zeit nicht mehr gesehen hatte.


    Er wußte zwar nicht wo er ihn suchen sollte und finden konnte, doch einer inneren Eingebung folgend machte er sich auf den Weg zum cubiculum seiner Schwester.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    Aha, klar gegliederte Fragen...



    Drusus deutete abermals eine kurze Verneigung an.


    "Ich danke Dir für Deine Auskunft, edler Rektor, vale bene."


    Kurze Fragen, kurze Antworten.


    Dann verließ er das officium rectoris.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus

    Sim-Off:

    Fühlt euch alle hereingebeten! Ich schreib nur nicht dreimal einen Begrüßungspost.


    Drusus betrat das officium rectoris, deutete eine kurze Verneigung an und wandte sich in gebührendem Abstand an den Rektor.


    "Salve edler Rektor. Ich bin Appius Decimus Drusus. Wie ich sehe, Du hast viel zu tun. Deshalb fasse ich mich kurz.


    Ich möchte der Cursus Latinus I belegen und habe hierzu folgende fragen:


    1. Kann ich den curus jederzeit beginnen?
    2. Innerhalb welcher Zeit sind die Prüfungsaufgaben abzugeben?
    3. Wem sind Prüfungsaufgaben zur Korrektur vorzulegen?"


    Erwartungsvoll sah er den Rektor an.

    Endlich hatte Drusus die Schola Atheniensis erreicht. Obwohl er noch nie in diesen "geheiligten Hallen" verweilte fand er sich schnell zurecht.


    Nachdem er die angebotenen Kurse durchgegangen war beschloß er, sich für den Cursus Latinus I einzuschreiben.


    Noch mit Überlegungen beschäftigt fand er sich vor der Tür des Rektors. Da er zu diesem cursus einige Fragen hatte, zögerte er nicht lange und klopfte an die Tür.


    *** Klopf, klopf, klopf ***

    Drusus hatte vergeblich an die Tür zu Scaurus` cubiculum geklopft. Der große Bruder war nicht anzutreffen. Enttäuscht setzte er seinen Rundgang in der CDM fort.


    Die Zeit verging, aber dennoch war noch ausreichend Spielraum bis zur cena, den Drusus dazu nutzen wollte, einen Gang zur Schola Atheniensis zu machen. Er hatte gehört, daß dort etliche Kurse angeboten wurden, die sein Interesse weckten.


    So verließ er zunächst die CDM.

    Nach der Unterredung mit seinem Onkel wollte Drusus seine Geschwister aufsuchen. Während seiner Abwesenheit hatte sich in Rom und vor allem in der Familie sehr viel ereignet und zugetragen, von dem er in der Ferne nur Oberflächliches erfahren hatte.


    Das Zurechtfinden in der casa gestaltete sich – zumindest aufgrund seines erst kurzem Daseins – noch schwierig, so daß die Suche nach den cubicula von Scaurus und Seiana einige Zeit in Anspruch nahm.


    Endlich stand er vor dem cubiculum des großen Bruders und klopfte an die Tür.

    Drusus erhob sich ebenfalls.


    "Ich danke Dir, Meridius, daß Du mich angehört und vor allem zugehört hast. Ich wußte, Du würdest mich verstehen. Es ist bereits ein Trost, wenn auch nur ein kleiner, wenn man seinem Kummer Luft machen kann.


    Eigentlich hatte ich vor, nach meinem Gespräch mit Dir die casa wieder zu verlassen, dieses Mal jedoch nicht ohne Abschied von den Geschwistern.


    Deine Einladung zur Teilnahme an der cena jedoch nehme ich Dir zur Ehre dankend an. Ich will mich nur noch erfrischen und dem Zusammensein entsprechend kleiden. Bis dahin, vale."


    Drusus verneigte sich kurz und verließ das officium senatoris.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Du hättest Dich bei mir melden können, als ich noch Statthalter von Germanien war. Auch wenn ich verstehen kann, dass Du die Brücken zur Familie abbrechen wollltest."


    "Jetzt im Nachhinein",


    erwiderte Drusus seinem Onkel,


    "gebe ich Dir recht. Ich wußte, daß Du Statthalter der Germania und Kommandeur der LEG II GERM warst und ich hätte mich bei Dir melden können, vielleicht sogar sollen, wenn nicht sogar müssen! Doch das wollte und konnte ich nicht.


    Auf der einen Seite schlug ich die Tür der Elternhauses hinter mir zu. Ich sah mich nicht einmal mehr um. Ich dachte nicht einmal darüber nach, wie beleidigend dies der Familie gegenüber sein mußte. Daß diese Haltung falsch war, die Erkenntnis kam später. Ich wollte weg, weit weg.


    Andererseits schämte ich mich dann für diese Haltung. Und da wäre es unangebracht gewesen, mich unter diesen Umständen bei Dir zu melden. Zudem hatte ich damals wirklich im Sinn, so wie sich alles anließ, das Weingut von Aealas Vater, das einen guten Gewinn abwarf, zu übernehmen. Aeala wäre eine gute Gattin gewesen.


    Wenn ich so darüber nachdenke, Du hättest mir höchstwahrscheinlich schon damals in der Germania den Kopf zurechtgesetzt und um ehrlich zu sein: ich hätte auf Dich gehört!


    Die ewigen Götter haben mich gestraft. Aealas Tod werde ich nicht so schnell verwinden. Ich fühle mich für ihren Tod verantwortlich. Ihre Eltern, die der Tod der Tochter noch schmerzlicher traf, standen mir rührenswert zur Seite und versicherten mir, daß ich wieder in die Germania zurückkäme. Und das werde ich, nur dieses Mal mit Deiner Unterstützung und unter Deiner Fürsprache."

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Wie ist es Dir eigentlich in den letzte Jahren ergangen?
    Was hast Du gemacht?"


    "Du warst doch in Tarraco, oder?"


    Drusus war darauf vorbereitet, daß ihn der Onkel nach seiner Vergangenheit befragte. Daß dabei das wunde Thema zur Sprache kommen würde, er konnte und wollte es nicht verhindern, zumal der Onkel Ähnliches durchmachte.


    Drusus nahm wieder einen Schluck Wein und begann:


    "Nein, Meridius. Die letzten Jahre verbrachte ich in der Germania in der Nähe von Mogontiacum. Und das ist auch der Grund, weswegen es mich wieder dorthin zieht.


    Es fing damit an, daß die Mutter immer und immer wieder den Soldatenberuf idealisierte. Ich konnte es damals, die Betonung lege ich ausdrücklich auf damals, nicht mehr hören, packte mein Bündel und verließ ohne mich noch einmal umzudrehen das Elternhaus.


    Ich wollte etwas erleben, vielleicht war es auch Abenteuerlust. Irgendwann hat mich meine Reise in die Germania verschlagen. Um Geld zum Überleben zu verdienen arbeitete ich mal hier, mal da.


    Schließlich fand ich Arbeit auf einem großen Weingut in der Nähe von Mogontiacum, dessen Besitzer sich als äußerst zuvorkommend erwies.


    Aeala war seine Tochter. Sie war wunderschön. Bei ihrem ersten Anblick hatte ich das Gefühl, als ob mich Amor mit mehreren Pfeilen traf.


    Ihre Eltern hatten nichts gegen eine Verbindung einzuwenden, zumal Aeala ihr einziges Kind war und mir der Weinbau trotz der beschwerlichen Arbeit Freude bereitete.


    Eines Tages, es war ein schöner, sonniger und heißer Tag im August, wollte ich mit Aeala wieder zum Fluß. Wie so oft wollten wir uns nach der Arbeit erfrischen. Wie so oft machten wir einen Wettlauf, wer von uns zuerst am Fluß war.


    Aeala war zuerst am Fluß. Lachend winkte sie mir noch zu. Dann verschlang sie der Fluß.


    Ich sah sie untergehen. Obwohl ich kurz nach ihr im Wasser war, konnte ich sie nicht mehr finden. Zwei Tage später zogen Flußfischer ihren leblosen Körper aus dem Wasser."


    Drusus sah durch seinen Onkel hindurch. Aber schnell hatte er sich wieder gefaßt.


    "Der Einladung eines Freundes folgend bin ich nun schon längere Zeit in Rom. Bislang hatte ich noch gezögert, mit der Familie Verbindung aufzunehmen. Dann erreichte mich die Nachricht vom Tod Deines Sohnes, meines Cousins. Ich konnte mir Dir fühlen, ich ahnte wie Dir zumute sein mußte.


    Und nun bin ich soweit, daß ich die Mutter verstehe. Ich konnte mich bei ihr nicht mehr für mein damaliges Verhalten entschuldigen, sie, die es gut mit uns Kindern meinte, und alles daransetzte, daß wir uns der gens würdig erwiesen.


    Du siehst selbst, Meridius, ich kann nicht anders, ich muß in die Germania zurück."


    Drusus atmete tief durch und sah seinen Onkel nachdenklich an.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Ich werde Dir ein Schreiben mitgeben, welches Du dem Statthalter übergeben wirst. In diesem Schreiben werde ich ihn bitten, Dich nach der Grundausbildung in die Legionsreiterei zu übernehmen. Dazu ist es jedoch notwendig, dass Du als Probatus und Legionarius Dein Bestes gibst, immer zu den Besten gehörst und Deinem Namen alle Ehre machst. Zur Not schieb zusätzliche Ausbildungseinheiten, und drück Dich niemals vor Arbeit. Wenn sie auch noch so schwer fällt. Kommandeure wollen jedenfalls EINSATZ sehen. Für die Turmae nehmen sie nur die Besten. Reiten kannst Du doch?"


    Drusus konnte seine Freude kaum verbergen.


    Das war es, was er wollte, was ihm vorgeschwebt war, wozu er sich bereits entschlossen hatte und was nun der Onkel durch und mit seinem Rat bestätigte und so für gut befand. Dem war nichts mehr hinzuzufügen.


    So erwiderte er seinem Onkel:


    "Ich kann reiten, mir hat es Scaurus beigebracht und ich wiederum Serapio, unserem Jüngsten.


    Für Deinen Rat danke ich Dir, Meridius. Ich spielte bereits mit dem Gedanken in Deine ehemalige Legion einzutreten, aus Respekt zu Dir, mein Onkel. Das Schreiben an den Statthalter, für das ich Dir ebenso dankbar bin, sehe ich als Auszeichnung für mich, denn Dein Name ist in der Germania, in der in längere Zeit lebte, nicht vergessen und hat noch heute Gewicht."


    Drusus ergriff sein Glas, nahm einen Schluck Wein und wartete ab, ob ihm sein Onkel nicht noch etwas zu sagen hatte.

    Interessiert lauschte Drusus den Erläuterungen seines Onkels über die infrage kommenden Truppengattungen.


    Im Vordergrund waren da die Pferde, zu denen sich Drusus hingezogen fühlte und mit denen er umzugehen verstand. Was lag also näher, sich dieser Truppe anzuschließen? Daß die Mehrzahl dieser equites peregrini waren, das war nicht ausschlaggebend.


    Andererseits war sein Onkel aber lange Zeit Kommandeur der LEG II Germanica, und da gab es die Legionsreiterei und deren equites waren Römer, also seinesgleichen.


    Drusus prostete seinem Onkel zu:


    "Vivas, ter vivas"


    und meinte:


    "Meridius! Du bist mein Onkel, darum bitte ich Dich nicht, dafür danke ich Dir! Du bist mein pater familias, der als solcher auch meinen Vater vertritt, auch dafür danke ich Dir. Daß Du mein Fürsprecher bist, darum bitte ich Dich in aller Ergebenheit.


    Und darum lege ich nun meinen weiteren Werdegang in Deine Hände, und dieser Entscheidung werde ich mich fügen.


    Bei welcher Einheit, der LEG II Germanica oder der ALA II Numidia, wäre mir Deine Fürsprache dienlicher?"


    Drusus lag es fern, seinem Onkel den Entschluß über sein künftiges Leben beim Militär aufzudrängen oder ihm diesen abzunehmen. Er hoffte auf diese Art das bestätigt zu bekommen, zu was er sich innerlich bereits entschieden hatte.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius


    "Was kann ich für Dich tun?"



    Drusus nahm dankend Platz und begann ohne Umschweife:


    "Senator! Ich bin nun 23 Jahre alt und es ist an der Zeit, daß ich mein bisheriges Leben ändere und einen ordentlichen Beruf ergreife, der im Sinne der gens und somit des Imperiums liegt.


    Da ich nicht in Rom bleiben möchte, zumindest nicht jetzt, aber das ist eine andere Geschichte, mit der ich Dich nicht belästigen möchte, beabsichtige ich in die Armee einzutreten. Du selbst warst lange Soldat und hast eine unserer Legionen kommandiert. Aus diesem Grund bitte ich Dich um Deinen Rat, ob es günstiger und vorteilhafter für mein Vorankommen ist, sich bei einer Legion zu bewerben oder aber, da Pferde meine Leidenschaft sind, bei der ALA II in Confluentes."


    Abwartend sah Drusus seinen Onkel an, abwartend sowohl auf dessen Antwort als auch darauf, daß er als erster sein Glas zur Hand nahm.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius


    "Es ist offen."
    vernahm Decimus Drusus aus dem Inneren des Raumes.



    Drusus trat ein und deutete eine Verbeugung an.


    "Salve, Senator."


    Er hielt einige Augenblicke inne und sah die vielen Unterlagen, die sich auf dem Tisch seines Onkels türmten.


    "Du wirst Dich an mich kaum noch erinnern, wir haben uns sehr lange nicht gesehen. Ich bin Appius Decimus Drusus und wollte Dich als Onkel und als pater familias sowohl um Deine Meinung als auch um Deinen Rat bitten, da ich erst seit kurzem in Rom bin und, so wie es aussieht, nur kurz hier bleiben werde.


    Wie ich sehe, ist der Zeitpunkt ungünstig gewählt. Ich möchte Dich auf keinen Fall stören, denn Du hast Wichtigers zu tun als Dich mit irgendwelchen Problemen und noch dazu die eines aus dem Nichts auftauchenden Verwandten abzugeben.


    Wäre es Dir recht, wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorspräche? Ich werde mich im Garten aufhalten, dort könntest Du nach mir schicken lassen."


    Drusus fühlte den Blick seines Onkels auf sich ruhen.


    Beide waren sie Decimer - und ein jeder hielt dem Blick des anderen stand.

    Die Zeit im Garten hatte Drusus genutzt um mit seinen Gedanken ins Reine zu kommen. Er hatte lange gezögert, aber das, was in seinem Innersten unbewußt schon längst feststand, jedoch immer wieder verdrängt wurde, gewann immer stärker die Oberhand.


    So durchstreifte er die casa auf der Suche nach dem officium des Senators, das er ohne fremde Hilfe fand.


    Nun stand er vor der Tür und überlegte, wie er seinen Onkel anreden sollte, mußte oder anzureden hatte. Man hatte sich sehr lange nicht gesehen, hatte vorher - soweit er sich erinnerte - kaum ein paar Worte miteinander gewechselt und sah sich jetzt aus einem traurigen Anlaß wieder.


    Drusus klopfte.

    Drusus war es in dem mit Familienmitgliedern überfüllten Atrium zu eng geworden. Er bekam unter den vielen Anwesenden einfach keine Luft mehr. Außer dem Senator, an den er sich nur dunkel erinnerte, und seinen beiden Geschwistern waren ihm alle unbekannt.


    Er wollte ins Freie und er wollte alleine sein. Unbemerkt, wie er hoffte, entfernte er sich. Sein Weg führte ihn in den großen Garten der casa., der mit seinen vielen Blumen und Pflanzen, den Wasserspielen und Statuen aus Marmor sowie den von Blumen und Hecken umgebenen Sitzgelegenheiten zur Ruhe und Muse einlud.


    Drusus setzte sich in einen kleinen Pavillion, verschränkte die Arme und streckte seine Beine von sich. Er sah den kleinen Wölkchen am blauen Mittagshimmel nach und ließ sein bisheriges Leben, vor allem das der letzten Jahre, Revue passieren.


    Die Kindheit verging wie im Flug. Die Jugend mit den Geschwistern verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Dann die üblichen jeder Familie eigenen Querelen, die mit dem Verlassen des elterlichen Hauses ihr Ende fanden.


    Dann die Reise aufs Geradewohl, die ihn in die Germania verschlagen hatte. War es Abenteuerlust? Wollte er einfach nur etwas in einer gänzlich anderen Umgebung erleben?


    Das große Weingut bei Mogontiacum, der liebenswerte Besitzer und schließlich Aeala, die er über alles geliebt hatte.


    Immer und immer wieder hatte Drusus versucht, die Ereignisse zu verdrängen. In diesem Augenblick kam er nicht dagegen an.


    Aeala war die Tochter des Weingutbesitzers. Sie war wunderschön, ihre grünen Augen, die langen schwarzen Haare ... Bei ihrem ersten Anblick mußte ihn Amor mit mehreren Pfeilen getroffen haben.


    Ihre Eltern hatten nichts gegen eine Verbindung einzuwenden, zumal Aeala ihr einziges Kind war und Drusus der Weinbau trotz der beschwerlichen Arbeit Freude bereitete.


    Eines Tages, es war ein schöner, sonniger und heißer Tag im August, wollte er mit Aeala wieder zum Fluß. Wie so oft wollten sie sich nach der Arbeit erfrischen. Wie so oft machten sie einen Wettlauf, wer von ihnen zuerst am Fluß war.


    Aeala war zuerst am Fluß. Lachend winkte sie Drusus noch zu. Dann verschlang sie der Fluß.


    Drusus sah sie untergehen. Obwohl er kurz nach ihr im Wasser war, konnte er sie nicht mehr finden. Zwei Tage später zogen Flußfischer ihren leblosen Körper aus dem Wasser.


    ...


    Der Einladung eines Freundes folgend war Drusus nun schon längere Zeit in Rom. Bislang hatte er noch gezögert, mit seiner Familie Verbindung aufzunehmen. Dann erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Cousins.


    Die Begrüßung durch seinen älteren Bruder und die Schwester war herzlich, der Senator schien ihn nicht zu erkennen. Der kleine Bruder, den er zu treffen hoffte und mit dem er über alles reden wollte und konnte, war bei der Armee.


    Eine weiße Taube weckte Drusus mit ihrem lauten Gurren aus seinen Träumen.


    Drusus kam sich verloren vor. Er war überzeugt, daß er hier nichts verloren geschweige denn zu suchen hatte. Er wollte nur noch weg, so weit wie möglich, und er wußte auch wohin.


    Zuvor aber wollte er noch den Senator aufsuchen.

    Drusus hatte Seiana nicht aus den Augen gelassen. Er war vielen hübschen Mädchen und schönen Frauen begegnet, aber seine kleine Schwester sah aus wie eine Göttin.


    Bevor er jedoch so richtig ins Schwärmen kam, faßte er sich wieder. Göttin hin, Göttin her, Seiana war seine Schwester!


    Zitat

    Original von Decima Seiana


    „Fortsetzen werden wir das auf jeden Fall. Wir haben uns, wie lange, zwei Jahre nicht gesehen? Oder ist es noch länger her inzwischen?“



    Drusus nickte Seiana bestätigend zu.


    "Ganz bestimmt setzen wir unser Gespräch fort, es gibt viel zu erzählen und zu berichten vor allem dann, wenn einem, so wie mir, der Kontakt zu seiner familia fehlte.


    Aber Scaurus hat recht, hier ist der falsche Zeitpunkt für derartige Unterhaltungen und zudem ist die ganze Atmosphäre einfach bedrückend."

    Zitat

    Original von Caius Decimus Scaurus


    Lange nicht gesehen. Jetzt ist unsere Familie hier fast vollständig. Wie ist es dir ergangen?



    Drusus genoß die freundliche und herzliche Begrüßung durch seine Geschwister.


    Er hatte es nie wahrhaben wollen, aber er mußte sich eingestehen, daß es doch nichts Schöneres gab, als den Kreis der Seinen, mit denen man sich verstand, zurückzukehren.


    Drusus erwiderte die herzliche Umarmung des großen Bruders.


    "Alles in allem ist es mir nicht schlecht ergangen. Ich war viel unterwegs, habe viel gesehen und viel erlebt, habe mal hier, mal da gearbeitet - schließlich mußte ich ja von etwas leben - und bin nun zu der Erkenntnis gelangt, daß es an der Zeit ist - man wird nun mal nicht jünger - einen ordentlichen Beruf zu ergreifen."


    Mit einem Strahlen sah er Seiana an.


    "Kleine Schwester, wir haben uns lange nicht gesehen. Ich hatte Dich als hübsches Mädchen in Erinnerung, aber jetzt, Deine Schönheit macht mich direkt verlegen. Warum muß ich ausgerechnet nur Dein Bruder sein?"


    Gekonnt spielte Drusus den Schüchternen und schlug die Augen nieder.

    Drusus lag es selbst bei Familienmitgliedern nicht sich aufzudrängen, vor allem dann, wenn eine Familienbande nicht oder noch nicht gefestigt war.


    Nachdem er die wenigen bekannten und die vielen unbekannten Familienabgehörigen gemustert und sein Onkel geendet hatte, trat er vor ihn hin und verneigte sich ehrerbietig.


    Er ging davon aus, daß in sein Onkel wenn auch nicht gleich erkannte aber dennoch verstand.


    Anschließend wandte er sich wieder seinen Geschwistern zu.

    Drusus weilte bereits einige Monate in der Hauptstadt ohne jedoch Verbindung mit seiner Familie aufzunehmen.


    Als ihn die Nachricht vom Tod seines Cousins erreichte, hielt er es für angemessen, mit seinem Erscheinen zumindest Meridius, dem Vater des Toten, die Ehre zu erweisen.


    Nach Betreten des Atriums und dem obligaten höflichen Grüßen der Anwesenden sah er sich erst einmal nach Bekannten um.


    Als er dann seinen älteren Bruder und die jüngere Schwester sah, ging er auf die beiden zu.


    Ob sie ihn erkannten?


    Trotz des Flüsterns verstand er Scaurus, tippte ihm auf die Schulter und meinte:


    "Ich kannte ihn auch nicht!"