Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Drusus trat einen Schritt zurück als sich plötzlich die Tür öffnete und - das mußte und konnte nur der centurio sein! - ein stattlicher Militär auf ihn zukam.


    "Zu Befehl, salve centurio. Ich bin ein Neuer. Ich bin Appius Decimus Drusus. Der optio tabellarii gab mir den Auftrag mich bei dir zu melden. Ich wurde bereits im valetudinarium gemustert; das Gesamturteil war "voll diensttauglich". Den Bescheid hierüber lieferte ich wieder im Rekrutierungsbüro ab. Anschließend faßte ich meine Ausrüstung im Magazin. Es bleibt mir nur noch die Leistung des militärischen Eides im sacellum."

    Endlich erreichte Drusus die Unterkunft des centurio Artorius. Er hatte sich hierhin regelrecht mit Schwierigkeiten durchgefragt. Manche kannten den Weg nicht, wieder andere schienen ihn nicht zu kennen, manche wollten ihn nicht kennen und einer drehte sich wortlos um.


    Vor der Tür der Unterkunft legte er seine Ausrüstung ab. Er machte sich keine Gedanken darüber, daß ihm hier etwas entwendet werden könnte. Hier bestimmt nicht!


    Mit gemischten Gefühlen klopfte er an.


    ***Klopf***Klopf***Klopf***

    Das Vergnügen lag ganz auf Drusus` Seite, nicht jedoch die unbeantwortete Frage nach den Unterkünften des centurio Artorius.
    Aber warum sollte er ein zweites Mal fragen?!


    Er wendete das erhaltene scutum und schlichtete die erhaltenen Ausrüstungsgegenstände sorgfältig in die gewölbte Innenseite.


    Zum Schluß legte er die zwei pilae quer, wuchtete das vollbepackte scutum in die Höhe, grüßte den optio mit einem freundlichen "Vale" und und balancierte die gesamte Ladung aus der horrea.


    So strebte er den Unterkünften des centurio Artorius zu.

    Drusus hielt es für besser, auf die Bemerkungen des optio nicht zu reagieren. Von wegen Kraftfutter!


    Gewissenhaft überprüfte und probierte er anhand der tabula die Ausrüstungsgegenstände, die vor ihm ausgebreitet und aufstapelt wurden.


    "Vollzählig und paßt, optio."


    Dann unterschrieb er die tabula und reichte sie dem optio ...



    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Gürtel
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten: Appius Decimus Drusus


    ... und sah noch einmal auf


    "Und wie finde ich die Unterkünfte des centurio Artorius, optio?"

    Drusus hatte die horrea schnell gefunden.


    Er klopfte an ... es rührte sich nichts.


    Er klopfte abermals und vermeinte nach einigem Warten ein Brummen zu vernehmen, das er als ein Zeichen zum Eintreten deutete.


    Er trat ein und rief laut, da er in dem düsterem Raum niemanden sah:


    "Salve. Ich bin Appius Decimus Drusus. Mich schickt der optio vom Rekrutierungsbüro zum Empfang meiner Ausrüstung."

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    "... ansonsten darfst du dann gehen und deine Aufgaben bewältigen. Abite!" (Abtreten!)


    Drusus sah den optio erstaunt an.


    Ein in eine derartig gewählte Sprachweise eingebetteter Befehl! Das mußte man können! Dabei fiel das befehlende "Abite" nicht ins Gewicht und verlor somit seine angedachte Wirkung. Dies tat jedoch dem keinen Abbruch, daß er es so verstand, wie es gemeint war.


    Freundlich entgegnete Drusus:


    "Ich werde dann gehen und meine Aufgaben bewältigen. Ich melde mich hiermit ins Magazin ab, optio. Vale."


    Damit verließ der das Rekrutierungsbüro und machte sich auf zum Magazin.

    Drusus trat ein und schloß hinter sich die Tür.


    "Salve, optio, ich habe hier den Bericht über meine Tauglichkeitsuntersuchung. Ich hielt es für richtig, ihn bei dir, so wie du mir aufgetragen hast, abzugeben."


    Er reichte dem optio die tabula.



    nomen: Appius Decimus Drusus
    habitus: gut
    morbi cogniti: keine bekannt


    Gesamturteil: VOLL DIENSTTAUGLICH


    gez. Capsarius Marcus Acilius Faustinus


    Auf dem Weg zum Rekrutierungsbüro überlegte Drusus bei wem er nun das Ergebnis der Tauglichkeitsuntersuchung abgeben sollte.


    Nach dem optio im Rekrutierungsbüro sollte er es bei ihm oder, wie sagte der doch so schön: beim Schreihals, abgeben. Nach dem capsarius sollte er es beim centurio abgeben.


    Wie dem auch sei! Egal ob richtig oder falsch. Nun war er schon einmal hier, mit dem optio schien man reden zu können und letztendlich noch war er Zivilist.


    Wieder klopfte Drusus an die Tür und wartete ...

    Erfreut nahm Drusus seine Tauglichkeit zur Kenntnis.


    "Ich danke dir für die Untersuchung und vor allem für das Ergebnis. Deinen Rat für meinen Rücken werde ich beherzigen, hoffe aber, nicht darauf zurückkommen zu müssen."


    Er kleidete sich wieder an, nahm die tabula und verließ mit einem freundlichen "Vale" das valetudinarium, um sich wieder im Rekrutierungsbüro einzufinden.

    Leicht grinsend erwiderte Drusus:


    "Mit meiner Größe hatte ich, besonders was den Rücken betrifft, weder hin und wieder noch überhaupt Probleme. Längere Märsche legte ich zu Pferd zurück und als Mediziner ist dir bestimmt bekannt, daß ein Pferd nicht nur durch den Schenkeldruck, sondern insbesondere durch das Rückgrat seines Reiters bewegt wird."


    Dann streckte Drusus die Arme nach vorne und absolvierte die geforderten zwanzig Kniebeugen, wiederum darauf achtend, laut zu zählen und sowohl das Tempo als auch die Korrektheit der Übung einzuhalten.


    "Viginti"


    Er legte die Arme an seinen Körper und wartete auf das Urteil des capsarius.

    Drusus ließ sich nicht lange bitten.


    Während er zu Boden fiel, federte er seinen Körper mit den Armen ab und begann, laut mitzählend, mit den angeordneten Liegestützen.


    "Unus, duo, tres,"


    Drusus stemmte sich hoch und tippte kurz mit der Brust den Boden an ...


    "quattuor, quinque, sex,"


    ... gleichmäßig und ohne Hast pumpte er weiter ...


    "decem, undecim, duodecim,"


    ... und gleichmäßig atmete er aus und ein ...


    "sedecim, septemdecim, duodeviginti",


    ... er verspürte ein leichtes Kribbeln in den Oberarmen ...


    "viginti duo, viginti tres, viginti quattuor"


    ... noch hielt er die Gleichmäßigkeit der Liegestützen ein ...


    "triginta".


    Geschafft! Einige Schweißperlen auf der Stirn; mehr hatte Drusus als Ergebnis der Übungen nicht zu bieten.

    Drusus tat wie ihm geheißen.


    Er sog soviel Luft in seinen Lungen, daß er schon meinte, sein Kopf würde sich mit Blut füllen. Pfeifend gab er die angestaute Luft wieder von sich und hustete einige Male. Dann ging er detailliert auf die Frage des capsarius ein.


    "Meines Wissens gab es in meiner Familie keinerlei Probleme mit den Lungen. Was meinen Cousin betrifft, das war die Folge einer Entzündung der Lungen, die er sich infolge einer Erhitzung zugezogen hatte. Das ganze spielte sich in den Abendstunden ab, übermüdet legte er sich nach einem ausgiebigen Training zum Ausruhen nieder, schlief ein und die mehr als kühle Nacht tat ihr übriges. Probleme mit seinen Lungen hatte er nie gehabt."

    Drusus verharrte eine Weile. Die ihn nicht wahrnehmenden Vorbeieilenden schienen ihre Ziele erreicht zu haben. Die meist in einem valetudinarium vorherrschende Ruhe war wieder eingekehrt.


    "Salve", grüßte Drusus nun den sich an ihn wendenden capsarius, der sich, wie es den Anschein hatte, für ihn Zeit nehmen wollte. Er bemerkte den tadelnden Unterton in der hervorgehobenen Begrüßung und versuchte dies wettzumachen, indem er der Anordnung sich bis auf den Lendenschurz auszuziehen schnellstens nachkam und die an ihn gestellten Fragen in der Reihenfolge ihrer Stellung präzise beantwortete.


    "Ich bin Appius Decimus Drusus. Ich hatte weder Krankheiten noch Verletzungen und Erbkrankheiten in meiner Familie sind mir nicht bekannt. Von meinen zuletzt verstorbenen Familienangehörigen fiel mein Vater in der Mauretania, ein Onkel überlebte den Sturz von seinem Pferd nicht und ein Cousin starb an einer nicht ausgeheilten Entzündung der Lungen".

    Kurze Zeit später fand sich Drusus im valetudinarium ein.


    Er wandte sich an einen vorbeieilenden, nach allem Möglichen riechenden medizinischen Angehörigen dieser Einrichtung.


    "Ich bin Appius Decimus Drusus und soll hier auf Geheiß des optios vom Rekrutierungsbüro auf meine Tauglichkeit hin untersucht werden".

    Amüsiert nahm Drusus seine Zuteilung nicht zu einem, sondern zu dem Schreihals zur Kenntnis. Zeigte diese Formulierung des optios doch, daß der noch zu menschlichen Reaktionen fähig war.


    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Als der Optio beendete, holte er zunächst einmal wieder tief Luft und kramte eine Wachstafel hervor. Auf diese schrieb er die Worte des Eides nieder und reichte sie dem Decimer. "Das hier ist der Eid... noch Fragen?"


    Drusus kannte den militärischen Eid. Trotzdem nahm er die ihm entgegengehaltene tabula entgegen. Wofür sich gleich zu Beginn mit irgendeinem Wissen in den Vordergrund rücken?


    Er dankte dem optio ...


    "Danke für die tabula. Es ist alles klar, ich habe keine Fragen, vale."


    ... und verließ das Rekturierungsbüro.

    Nachdem Drusus eine Zeitlang gewartet hatte, vernahm er ein mit einem Ächzen gepaartes Stöhnen, dann ein Poltern und Rascheln als ihn endlich ein Herein zum Eintreten aufforderte.


    Er trat ein und schloß sorgfältig hinter sich die Tür. Er fixierte kurz seinen Gegenüber, einen, wie es ihm schien, nicht gerade gut gelaunten Dienstgrad der unteren Führungsebene, und grüßte freundlich aber dennoch mit einer gewissen Unterwürfigkeit, die er in diesem Rahmen für angebracht erachtete.


    "Salve. Ich bin Appius Decimus Drusus. Dem Vorschlag des legatus folgend melde ich mich hier zum Eintritt in die LEG II GERMANICA."

    Drusus kannte sich ein wenig im castellum aus. Vor nicht allzu langer Zeit lieferte er hier mit einem befreundeten Besitzer eines Weingutes in der Nähe dessen Erzeugnisse ab. Bei dieser Gelegenheit hatte er sich im Lager umgesehen und so fiel es ihm nicht schwer, das Rekrutierungsbüro zu finden.


    Kurzerhand wollte er eintreten, besann sich aber eines besseren und klopfte an und wartete ...

    "Du hast recht, legatus",


    bestätigte Drusus,


    "mein Onkel setzt in mich Erwartungen und es ist zumindest ihm gegenüber meine Pflicht diese zu erfüllen. Und so verstehe ich auch sein Schreiben. Es ist nicht damit abgetan, sich mittels eines Verwandten in höchsten Positionen hinter irgendwelchen Hoffnungen zu verstecken mit dem Ziel, eine Bevorzugung für sich arbeiten zu lassen."

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Du möchtest also der legio beitreten?! Was erhoffst du dir durch das Schreiben deines Onkels?"


    "Ich möchte in die Armee eintreten, legatus",


    erwiderte Drusus und hielt dem Blick des legatus stand,


    "aus Respekt gegenüber meinem Onkel, den ich sehr schätze, in die LEG II GERMANICA. Das Schreiben, das er mir für Dich mitgab, gibt mir keine Berechtigung für irgendeine Hoffnung geschweige denn für eine bevorzugte Behandlung. Ich bin ein Bewerber wie jeder andere auch, ohne jegliche Privilegien oder Sonderrechte. Das, was ich vielleicht einmal werden sollte, muß ich mir schon selbst erdienen."