Beiträge von Bashir

    Gespannt hörte Bashir den Erzählungen von Barbatus zu. Britannien schien ein sehr interessantes Land zu sein. Ob er es wohl eines Tages zu sehen bekommen würde? Vermutlich nicht. Diese Pikten schienen ja auch nicht gerade ein Volk zu sein, mit dem man gerne Kontakt hatte. Hinterhältig... Nein, das war eher nicht so angenehm. Lächelnd beobachtete er Hektor und als das Pferd sich schließlich von Barbatus ab und ihm zuwandte, kraulte er es leicht unter dem Kinn. Daraufhin ließ Hektor die Unterlippe hängen, was wohl auf Entspannung hinwies, aber auch irgendwie ein bißchen dämlich aussah.


    "Ich würrde mich gerrne mit Dirr überr solche Dinge unterrhalten und dadurrch etwas lerrnen. Ich kann zwarr lesen, aberr Du kannst Dirr sicherr vorrstellen, daß ich noch nicht viel Gelegenheit hatte, etwas anderres als Einkaufslisten zu lesen. Obwohl... mein neuerr Herrr hätte vielleicht garr nichts dagegen, wenn ich mal etwas aus seinerr Bibliothek lese. Ich muß ihn mal frragen. Err ist wirrklich sehrr frreundlich. Wenn man seine Arrbeit zuverrlässig errledigt und sorrgsam mit seinen Sachen umgeht, dann errlaubt err sehrr viel. - Dein Frreund ist ein gebildeterr Mann, will aberr davon nichts mehrr wissen? Das klingt wirrklich geheimnisvoll. Hat err Dirr je errzählt, warrum err Soldat geworrden ist?" Da stand sicher ein schlimmes Schicksal dahinter.


    Die Lebensgeschichte von Barbatus schien sehr bewegt gewesen zu sein. Und nach allem, was er erzählte, mußte das strenge Leben hier nicht einfach für ihn sein. Ob er wirklich die richtige Wahl getroffen hatte? Prüfend blickte Bashir ihn an. Unzufrieden wirkte er eigentlich nicht. Vielleicht hatte ihm ja gerade diese Strenge gefehlt? Manche Leute brauchten das, um den richtigen Dreh zu finden. Und ein wenig neidisch wurde Bashir, als Barbatus von der schönen Frau erzählte. "Alle Frrauen, die mirr bisherr ihrre Umarrmung geschenkt haben, habe ich dafürr bezahlen müssen. Und da ich nie viel Geld hatte, warren das auch nicht viele. Sie warr verrheirratet? Was fürr ein Pech. Das tut mirr wirrklich sehrr leid. Aberr jetzt als Soldat... da darrfst Du ja auch nicht heirraten." Ob ihm das etwas ausmachte? Oder trauerte er ihr wohl noch hinterher?


    "Dein Brruderr und Dein Onkel, warren sie Offizierre? Willst Du verrsuchen, hoch aufzusteigen? Mein Herrr hat auch als einfacherr Soldat begonnen. Und nun ist err Prraefectus Castrrorrum. Und err wurrde auch in den Rritterrstand errhoben." Stolz klang aus seiner Stimme, obwohl er ja nicht den geringsten Verdienst daran hatte, was für ein toller Kerl sein Herr war. "Es ist also alles möglich, jederr kann es zu etwas brringen, wenn err einen starrken Willen hat."

    Bashir zuckte fast zusammen, als sein Herr ihn ansprach. Er war so darauf konzentriert, sich gegen die Kälte irgendwie zu wappnen, daß er dem Gespräch auch nicht mehr wirklich folgen konnte. Jetzt schaute er Raetinus ein wenig gequält an. "Ähm... ja, Herrr, ja sicherr. Ich meine... es ist nurr sehrr kalt", wagte er schüchtern einzuwenden. Auf keinen Fall wollte er seinem Herrn die nette Unterhaltung verderben. Aber warum konnte er die nicht in einer warmen Taberna führen? Oder wenigstens in der Markthalle, wo es sicher auch viel wärmer war als hier. Ein heißes Getränk wäre auch nicht übel. Aber das wagte er nicht zu erwähnen. Dafür kannte er seinen Herrn noch nicht lange genug. Verlegen lächelte er auch Crispina an. Sie war sehr schön. Ob sein Herr...? Auch so ein Gedanke, den er gar nicht zuende zu denken wagte.

    "Du warrst in Brritannien? Ich habe bisherr nurr wenig überr dieses Land gehörrt. Es ist noch weiterr im Norrden, aber trrotzdem nicht kälterr. Ein Mann hat einmal gesagt, es gäbe dorrt Magie. Stimmt das? Ich hatte das Gefühl, err will mich verrkohlen." Bashir war wirklich interessiert. Hier war er schon so weit nördlich, wie er nie für möglich gehalten hätte. Daß die Welt so riesig war, daß es noch viel weiter nördlich Land gab, das von Menschen bewohnt wurde, war für ihn schlicht unvorstellbar. Wie weit ging die Welt noch? Was kam hinter Britannien?


    "Vielleicht bin ich wirrklich nicht derr rrichtige fürr so eine Diskussion. Ich bin nicht sehrr gebildet. Aberr es ist interressant, überr so etwas zu sprrechen. Ich dachte immerr, die anderren Völkerr sind anderrs, weil sie anderre Götterr haben. Diese Götterr wollen es vielleicht so, daß diese Völkerr anderrs leben." Er zuckte mit den Schultern und schaute lächelnd zu, wie Hektor ganz sanft und vorsichtig Barbatus absuchte. Der mußte doch Taschen haben? Vielleicht mit einer Möhre oder einem Apfel für ihn?


    "Vielleicht ist es besserr, wenn man nicht denkt im Kampf, weil man sonst garr nicht töten kann. Aberr... aberr ich finde, ein Soldat sollte das Denken nicht verrlerrnen. Was wärre err, wenn err nicht denken würrde? Ein Ungeheuerr, oderr nicht?" Bashir lehnte sich neben Barbatus an die Wand und streichelte gedankenverloren den Hals des Pferdes. "Du bist nicht zu neugierrig. Ich bin Parrtherr und warr Soldat. Ich wurrde verrwundet, gerriet in Gefangenschaft und wurrde Sklave." Wie wenige Worte doch ausreichten, um die Umwälzung seines Lebens zu beschreiben. "Ich warr nie gerrne Soldat. Mein Vaterr wollte es so. - Warrum bist Du Soldat geworrden?"

    Bashir legte nachdenklich den Kopf schief, während er zuhörte und überlegte, wie er das gehörte mit seinem eigenen Weltbild vereinbaren konnte. Das war gar nicht so einfach. Was Barbatus sagte, klang plausibel, aber trotzdem ging seine Schlußfolgerung nach Bashirs Meinung wesentlich zu weit. "Natürrlich hat derr Mensch sich weiterrentwickelt und war einst viel prrimitiverr als jetzt. Das kannst Du noch immerr sehen an Völkerrn, die keine Zivilisation kennen. Das ist derr göttliche Funke, mit dem die Götterr uns Menschen verrsehen haben. Err gibt uns die Fähigkeit, unserr Wissen zu errweiterrn, uns zu entwickeln und uns den Götterrn dankbarr zu errweisen. Doch daß die Menschen einst den Tierren gleich warren, das glaube ich trrotzdem nicht. Hast Du je etwas gesehen oderr gelesen, daß Deine Annahme stützt?" Er fragte sich, durch was Barbatus wohl auf diese ungewöhnliche Theorie verfallen war.

    "Siehst Du, selbst Hektorr frreut sich, Dich zu sehen", behauptete Bashir und klopfte dem Pferd den Hals. Doch als Barbatus seine Gedanken äußerte, bekam Bashir kugelrunde Augen und schaute ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln. "In meinerr Heimat haben auch die Tierre kein Winterrfell. Weil es da solch eisige Zeiten nicht gibt. Und wirr Menschen... Die Götterr haben uns geschaffen. Wirr sind keine Tierre. Und vielleicht ist die Tatsache, daß wirr kein Winterrfell haben, ein sicherrerr Beweis dafürr." Für ihn war es absolut unvorstellbar, daß Menschen mit Tierren auf einer Stufe stehen könnten. Natürlich liebte er Tiere. Besonders Pferde. Doch trotzdem waren sie für ihn Tiere. Sie mit Menschen zu vergleichen, kam ihm völlig absurd vor. "Wie kommst Du darrauf, daß Menschen ein Fell gehabt haben könnten? Davon habe ich noch niemals etwas gehörrt."

    Mit kräftigen Strichen fuhr Bashir mit dem Striegel über das Fell des schönen Fuchses. Das Frühjahr begann und langsam löste sich das Winterfell, um dem schön glatten, glänzenden Sommerfell Platz zu machen. Da gab es viel zu tun beim Striegeln. Und das würde in den nächsten Wochen noch schlimmer werden. Aber es machte Bashir nicht viel aus. Er arbeitete ja gerne hier und wenn es etwas länger dauerte, konnte es ihm ja nur recht sein.


    Als er die, wenn auch leise, Stimme hörte, drehte er sich um. "Oh, Prrobatus Hadrrianus. Salve! Es ist schön, Dich zu sehen." Er hatte hier nicht oft Unterhaltung und so freute es ihn natürlich jedes Mal, wenn jemand zu ihm kam. Auch Hektor wandte neugierig den Kopf, um zu sehen, wer da war. Er schnaubte und mit etwas Phantasie konnte man das vielleicht auch als Begrüßung werten.

    Als Alexandros ihm auf die Schulter klopfte, blickte Bashir auf. Er versuchte sich an einem schiefen Lächeln und zeigte damit deutlich, daß ihm diese Geste durchaus nicht unangenehm war. "Ja, vielleicht. Ich hoffe es sehrr. Ganz sicherr kann es niemand wissen, denn noch niemand ist zurrückgekehrrt, um davon zu berrichten." Aber wenigstens war es ein schöner Gedanke, nach dem Tod alle diejenigen wiederzusehen, die einem viel bedeutet hatten.


    "Ich habe schon oft gedacht, die Herrren derr Länderr sollten einfach gegeneinanderr kämpfen müssen. dann würrden sie nicht so leichtferrtig Krriege beginnen, denn es wärre ihrr eigenes Leben, das auf dem Spiel steht." Aufsässige Gedanken für einen Soldaten. Doch Bashir fand die Idee immer noch gut, auch wenn er natürlich wußte, daß sich so etwas niemals durchsetzen würde.


    "Errnsthaft? Err rräumt selbst auf?" Jetzt hatte Alexandros es geschafft, Bashir vollständig zu verwirren und zu erstaunen. Noch niemals hatte er davon gehört, daß ein Herr seine Gemächer selbst in Ordnung hielt. "Du willst mich verrkohlen, nicht wahrr? Es ist ein Scherrz?" Daß er heilige Stätten und wertvolle oder besondere Dinge besonders achtete, verstand sich für ihn von selbst. Doch das mit den privaten Gemächern... das konnte doch nur ein Scherz sein!

    "Gerrn geschehen. Komm wieder, wann immer Du magst", sagte Bashir mit einer leichten Verneigung. Es war nett von Barbatus, ihm eine Gegenleistung anzubieten, doch Bashir wußte wirklich nicht, wie diese aussehen sollte. Außerdem hatte er doch im Grunde gar nichts gemacht. "Vale." Und schon war der Probatus verschwunden. Bashir fragte sich, ob der wohl wirklich je wieder hier auftauchen würde. "Na komm, wirr haben noch ein bißchen was zu tun, Hektorr", sagte er zu dem Pferd. Und fuhr dann mit seiner Arbeit fort. Der Wallach mußte gründlich geputzt werden, seine Box brauchte frische Streu und bewegt werden mußte das Tier auch noch. Das war der schönste Teil der Arbeit...

    Bashir hatte dem Gespräch schweigend zugehört. Es wäre auch unangemessen gewesen, sich da einzumischen. Auch wenn er eine etwas andere Meinung hatte. Auch kurze positive Begegnungen konnten Barbatus helfen, davon war er überzeugt. Sicher wäre eine Radikalkur am wirksamsten, aber man mußte nicht immer alles gleich übertreiben.


    Auch hatte er durchaus bemerkt, daß Barbatus Hektor den Hals geklopft hatte. Das war doch schon etwas! Zumal er den Wallach an einem recht langen Strick hielt und er so einige Bewegungsfreiheit hatte. "Vale, Duplicarrius Terrentius", sagte Bashir noch, als Lupus sich entfernte und lächelte dann Barbatus an. "Ich bin jeden Tag etwa um diese Zeit hierr. Komm rruhig herr und Du kannst nach und nach verrsuchen, Dich mit Hektorr anzufrreunden. Glaub mirr, err ist genau derr Rrichtige dafürr. Und nimm Dirr soviel Zeit dafürr, wie Du brrauchst. Werr einen Schrritt nach dem anderren geht, hat einen sicherren Weg."

    Bashirs Grinsen vertiefte sich noch, als er sah, daß der Wallach den restlichen Apfel tatsächlich erbetteln konnte und genüßlich zerkaute. Der hatte ja mal wieder ein Glück, dieser verfressene Schlingel. Doch kaum war der Apfel verschlungen, wurde natürlich der Fremde wieder interessant. Was die Menschen so redeten, interessierte den Wallach eher wenig. Also näherte sich sein mit Apfelsabber beschmiertes Maul dem Mann, um zu überprüfen, ob der ihm nicht doch etwas mitgebracht hatte. Dabei war das große Tier unerwartet sanft. Ganz weich und warm fühlte es sich an, als er leicht gegen Barbatus' Hand stubste. Dabei schauten die dunklen Augen den Mann unter langen dichten Wimpern fragend und forschend an.


    In das Gespräch mischte Bashir sich nun nicht weiter ein. Als Sklave wußte er, wann er sich zurückzuhalten hatte. Seine Aufmerksamkeit lag allein bei dem Pferd. Doch noch ließ er es tun, was es wollte. Und vielleicht würde gerade die Ablenkung durch das Gespräch mit dem Duplicarius dafür sorgen, daß Barbatus seine Angst ablegte, wenn Hektor ihm dabei so ganz nebenbei näher kam.

    Bashir bemerkte Lupus und seine zwei Begleiter und nickte ihnen grüßend zu. "Salvete. - Duplicarrius Terrentius", grüßte er und vor allem den Duplicarius, den er besser kannte als die beiden anderen, respektvoll.


    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Barbatus. "Soweit ich weiß, gehörrt es unweigerrlich zurr Ausbildung dazu. Aberr das wirrd Dirr Duplicarrius Terrentius sicherr genauerr sagen können." Er sah das Nicken und ließ nun das Seil des Wallachs ein wenig länger.


    Der schnaubte und schaute erst einmal gierig auf den Apfel, den Lupus in der Hand hielt. Ein, zwei Schritte ging der Wallach vor. Nur ganz kurz beschnupperte er Barbatus. Dann reckte er den Hals weit vor, um an den Apfel zu gelangen. Es war schon erstaunlich, wie lang so ein Pferdehals werden konnte. Bashir grinste breit, hinderte das Pferd aber nicht daran, denn Lupus war schließlich ein Fachmann im Umgang mit Pferden und würde sich seiner Haut zu erwehren wissen. Und vielleicht würde Barbatus noch mehr Scheu verlieren, wenn er sah, wie Lupus mit dem Pferd umging. "Derr Prrobatus Hadrrianus kam hierrherr, um sich mit Pferrden verrtrraut zu machen." Er wollte Barbatus nicht in Verlegenheit bringen. Vor allem nicht vor gleich drei Männern, die sehr vertraut mit Pferden waren.

    "Ich frreue mich auch, Dich kennenzulerrnen, Marrcus Hadrrianus Barrbatus. Dann bist Du noch in derr Ausbildung?" Daß der Mann zur Reiterei wollte, bezweifelte Bashir bei seinen Worten dann mal sehr stark. Aber daß er sich seiner Angst stellen wollte, zeigte, daß er ein kluger und vorausschauender Mann war. "Mein Herrr hätte sicherrlich etwas dagegen, wenn Du ohne seine Errlaubnis auf Hektorr rreiten würrdest. Doch er wirrd ganz sicherr nichts dagegen haben, wenn Du ihn strreichelst und kennenlerrnst, um die Annäherrung an die Pferrde zu errlerrnen. Und es ist klug von Dirr, Dich jetzt schon damit zu beschäftigen, denn irrgendwann müßt ihrr auch in derr Ausbildung rreiten." Er war ja schon eine Weile hier und seine Neugierde hatte ihn schon oft zusehen lassen, wenn die Ausbildungen stattfanden. Immerhin war auch er ein Soldat gewesen vor seiner Gefangennahme.


    "Auf die anderren Pferrde habe ich keinen Zugrriff, da müßtest Du die Knechte frragen, die fürr die Pferrde der Eques zuständig sind. Aberr ich glaube, Hektorr hierr ist ganz derr Rrichtige fürr Deine Zwecke." Bashir drehte sich um und sprach den Wallach schon an, bevor der die Tür zur Box öffnete. "Hektorr, mein Frreund. Schau, wirr haben Besuch", sagte er und machte die Tür auf. Das Pferd wandte den Kopf und schnaubte. Als Bashir an Hektor herantrat, begann dieser sofort, ihn abzuschnuppern und fand offenbar auch etwas. Bashir lachte. "Nein, nein, den Apfel bekommst Du von unserrem neuen Frreund. Späterr. Jetzt komm und lerrn ihn kennen." Er legte dem Pferd ein einfaches Strickhalfter um und führte es dann aus der Box.


    "Wenn Du zu einem Pferrd gehst, dann sorrg dafür, daß es Dich bemerrkt. Sprrich mit ihm. Und dann sollte es Dich ansehen und beschnupperrn können." Noch hielt Bashir Hektor fest, doch der Wallach musterte den ihm fremden Mann bereits aus dunklen, neugierigen Augen. Seine Ohren waren aufmerksam nach vorne gestellt und er hob ein Bein, weil er eigentlich vorwärts strebte, um den Mann zu begrüßen. "Bist Du berreit?", fragte Bashir, der auch den Mann nicht erschrecken wollte und Hektor deswegen hinderte, vorwärts zu gehen. Er wußte ja nicht, wie ausgeprägt dessen Skepsis war.

    Gebissen und getreten und fast überrannt. Das waren Erfahrungen, die einem tatsächlich jeden Spaß an Pferden verderben konnten. Vor allem, wenn niemand gleich zur Hilfe bereit stand, um die Angst sofort vor Ort zu bekämpfen. Denn das war der Moment, wo es am einfachsten war. "Bashirr. Mein Name ist Bashirr. Ich gehörre dem Prraefectus Castrrorrum Arrtorrius. Und ihm gehörrt auch dieserr Wallach hierr." Er deutete auf den Fuchs, der in immer noch friedlich in der Box stand und sich nur ab und an umdrehte, da er Bashirs Stimme hörte und sich wunderte, warum der sich so gar nicht mit ihm befaßte. "Und Du bist Soldat hierr?"

    Bashir lächelte angesichts der Worte. "Jedem ist zu helfen, wenn err nurr berreit ist, sich helfen zu lassen", sagte er und zitierte damit seine Mutter, die diesen Satz oft zu ihm gesagt hatte, als er noch ein jugendlicher Trotzkopf gewesen war. Und sie hatte recht gehabt, auch wenn er das damals natürlich niemals zugegeben hätte.


    "Du hast also garr keine Errfahrrung mit Pferrden? Ich kenne sie von Geburrt an. In meinerr Heimat gehörren sie zurr Familie. Ich glaube, ich konnte eherr rreiten als laufen." Es war jedenfalls eine schöne Vorstellung, auch wenn es vermutlich vollkommen übertrieben war. "Von Naturr aus sind sie sanftmütig, aberr sie können durrchaus eigensinnig sein, sogarr sturr. Wenn sie bösarrtig sind, dann haben Menschen sie falsch behandelt. Du lerrnst sie einzuschätzen, wenn Du sie beobachtest. Legen sie ihrre Ohrren ganz flach an, dann solltest Du vorrsichtig sein, denn dann sind sie sehrr nerrvös. Starrre ihnen nie dirrekt in die Augen, nurr Rraubtierre starrren und die sind die Feinde derr Pferrde. Hektische Bewegungen machen ihnen Angst. Sei Du rruhig und sanft, dann sind sie es auch." Er legte seinen Kopf schief und deutete auf die Box, in der das Pferd des Praefecten stand. "Möchtest Du eines kennenlerrnen? Ich würrde es festhalten und wirr würrden einen Schrritt nach dem anderren machen."

    Inzwischen kannte Bashir die Männer, die täglich in die Ställe kamen und hier zu tun hatten. Die Soldaten ebenso wie die Stallknechte. Und sie kannte ihn. Wußten mittlerweile, daß er sich um das Pferd des Praefecten kümmerte. Und selten, aber immerhin ab und an, hielt sogar mal einer mit ihm ein Schwätzchen. Gerade wollte Bashir die Box betreten, um sich ausgiebig dem Striegeln zu widmen, da sah er einen Mann den Stall betreten, den er hier noch nie zuvor gesehen hatte. Sein zögernder Schritt unterstrich noch den Eindruck, daß er sich hier wohl nicht auskannte. "Salve", grüßte Bashir daher höflich. "Kann ich Dirr irrgendwie helfen, Herr?", fragte er dann in freundlichem Tonfall.

    "Ja, das warr auch so", bestätigte Bashir und blickte einen Augenblick lang traurig in eine nicht vorhandene Ferne. Sein Verhältnis zu seinem Vater war nie gut gewesen. Trotzdem gab es etwas in ihm, was ihn vermißte. Und natürlich auch seine Mutter und Geschwister. Aber er wußte, er würde sie nie wiedersehen. Und bestimmt war es besser, wenn sie nicht wußten, was aus ihm geworden war. Und daß es ihm auch noch gefiel.


    "Ein Soldat muß töten, wenn jemand sein Land angrreift oder die Menschen, die err zu schützen geschworren hat. Doch die wenigsten empfinden Verrgnügen dabei." Er hatte auch getötet. Mehr als einmal. Und er hatte nie in ihre Augen blicken können, denn dann wäre er nicht fähig gewesen, weiterzumachen.


    Auf die Frage nach der Freiheit hatte Alexandros nicht geantwortet. Ob er schon wieder einen wunden Punkt getroffen hatte? Er wollte nicht weiter nachbohren und schnitt deshalb ein anderes Thema an. "Gibt es etwas, was ich immerr tun muß? Oderr etwas, was ich auf keinen Fall tun sollte? Gibt es Rräume, in die ich nicht darrf? Wie wirrd mein Tag in Zukunft aussehen?"

    Zwar tat Bashir so, als wäre er auf ganz andere Dinge konzentriert, doch hörte er dem Gespräch der beiden aufmerksam zu. Der Onkel der schönen Dame war also auch Soldat gewesen und hatte seinen Herrn ausgebildet. Die Männer kannten sich daher gut. Und die Dame kam aus Rom. Kein Wunder, daß sie so schrecklich fror. Ihm ging es ja nicht anders. Aber daß sie sich vor ein paar Germanen fürchtete, die vielleicht mal in die Stadt kamen? Gab es nicht auch in Rom Gesindel und Ecken, in denen eine Dame wie Crispina besser nicht herumlief? Zwar hatte er selbst von der Stadt nicht mehr als den Sklavenmarkt gesehen, doch er hatte zugehört, wie andere über Rom sprachen. Eine riesige Stadt mit vielen Gesichtern. Dagegen war Mogontiacum doch ein ruhiges Nest.


    Er fragte sich, was nun mit ihm wäre, wenn ihn in Rom jemand gekauft hätte. So gut wie hier hätte er es dort sicher nicht getroffen. Nein, so grauenvoll die Reise hierher auch für ihn gewesen war: Er war doch froh, daß alles gekommen war, wie es gekommen war. Nur um Valentina tat es ihm noch immer leid. Gerne wäre er bei ihr geblieben. Wie es ihr wohl ging? Raetinus war ein guter Herr, ganz sicher. Und Bashir fühlte sich in seinem Haushalt so wohl, wie man sich als Sklave nur fühlen konnte. Doch ein Teil seines Herzens würde immer bei Valentina sein.


    Ob die beiden wohl irgendwann weitergehen würden? Bashir hatte das Gefühl einzufrieren. Seine Füße waren schon ganz eisig und fast gefühllos. Froren die beiden denn gar nicht? Seine Hände hatte er in die Ärmel gezogen. Dort war es schön warm. Doch seine Nase und seine Wangen waren eisig. Und er fühlte, wie die Kälte von seinen Füßen langsam die Beine heraufkroch.

    Bashir nickte. "Mein Vaterr warr kein Mann, dem man widerrsprrach. Die Trradition warr wichtigerr als die Wünsche eines Jungen." Er zuckte mit den Schultern. Das war Vergangenheit. Sein Leben hatte eine andere Wendung genommen, eine wie sie wohl auch sein Vater nicht gewünscht hatte. Doch auch wenn er nun unfrei war, wußte Bashir doch, daß es ihm hier besser ging als damals als Soldat. "Ein Soldat schläft harrt. Und das Essen ist nicht gut. Jeden Tag harrte Übung, ja auch Prrügel, wenn etwas sehrr falsch gemacht wirrd. Und dann die Schlachten. Krrieg ist grrauenhaft. Da ist nichts von Ehrre. Da ist nur Blut und Schrreien und Sterrben."


    Alexandros war also immer ein Sklave gewesen. Das war nun wieder etwas, was Bashir sich nicht vorstellen konnte. Schon gar nicht, nicht zu wissen, wo die eigenen Ursprünge lagen. "Würrdest Du Dirr wünschen, frrei zu sein? Was würrdest Du dann tun?"

    Auch Bashir ließ es nun auf sich beruhen. Wenn Alexandros das schon seit seiner Kindheit hatte und es keine Schmerzen bereitete, war ja auch alles weitere Gerede überflüssig. Er konnte schon verstehen, daß es dem Mann unangenehm war, ständig darauf angesprochen zu werden.


    Dann kam die Frage nach seiner Gefangennahme. Anscheinend war dies für Alexandros besonders interessant. "Ja... Ich... warr Soldat. Aberr ich warr es nie gerrne. Mein Vaterr hatte es eben gewünscht und ein guterr Sohn folgt seinem Vaterr." Manchmal fragte er sich, ob er sich nicht doch hätte auflehnen sollen. "Es warr ein schwerrerr Kampf und wirr verrlorren. Ich wurrde an meinem Knie verrletzt. Sie haben es auch notdürrftig verrsorrgt, immerrhin wollten sie mich ja als Sklaven verrkaufen. Aberr es heilte nicht rrichtig. Sie schafften uns Gefangene nach Rrom. Aberr auf dem Sklavenmarrkt wollte mich niemand kaufen. Ein Händlerr kaufte mich dann, um mich hierr in Gerrmanien zu verrkaufen. - Bist Du ein geborrenerr Sklave? Oderr bist Du auch irrgendwie in Gefangenschaft gerraten?"

    "Gerrn geschehen", erwiderte Bashir höflich und strahlte geradezu, als er das Lob vernahm, das sie gegenüber seinem Herrn äußerte. Und er nickte natürlich eifrig, als Raetinus ihn fragte, ob man mit seiner Art, die Sklaven zu behandeln, leben konnte. Denn es lebte sich wirklich gut im Hause des Praefectus Castrorum. Da machte es doch richtig Spaß, seine Arbeit ordentlich zu erledigen. Immerhin wurde einem doch gezeigt, daß man sie für alle im Haus tat und nicht nur für den Herrn.


    Daß sich Raetinus allerdings nur so schwer an die Begegnung mit der jungen Dame erinnerte, fand Bashir ein wenig peinlich. Wie konnte man denn solch eine Begegnung vergessen? Er jedenfalls hatte sie nicht vergessen. Ganz und gar nicht. Und als sein Herr dann auch noch behauptete, man könne sich an die Kälte gewöhnen, blickte Bashir ziemlich zweifelnd drein. Er glaubte nicht, daß er sich je an diese Kälte, die Nässe oder gar dieses eklige weiße Zeug gewöhnen konnte.