Beiträge von Bashir

    Es war eine große Erleichterung, daß die beiden sich entschlossen, doch noch eine Taverne aufzusuchen. Bashir folgte ihnen, ebenso wie der Sklave der Begleiterin seines Herrn. Als die beiden sich einen netten Platz in einer ruhigen Ecke suchten, stellte sich Bashir in Sicht- und Hörweite an die Wand. Schön nah am nächsten Kohlebecken. Vielleicht würden seine Füße ja dann doch noch irgendwann wieder auftauen. Ein wenig neidisch war er ja schon, daß sein Herr und die hübsche junge Dame sich ein heißes Getränk gönnten, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, daß er später zuhause sicher auch einen heißen Kräuteraufguß abgreifen konnte. Oder eine heiße Milch mit Honig, das wäre noch besser. Bei dem Gedanken umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen. Und seine Augen schienen in eine unerreichbare Ferne zu schauen.

    Bashir legte den Kopf schief. "Aberr ist es wirrklich besserr, wenn sie einfach alle töten, statt Sklaven zu nehmen? Ich zum Beispiel könnte vielleicht eines Tages frreigelassen werrden. So schlimm ist mein Leben nicht, daß ich lieberr tot wärre. Natürrlich weiß ich, daß nicht jederr Sklave so viel Glück hat wie ich. Aberr... auch mancherr frreie Mann führrt ein schlimmes Leben." Nein, er fand die Praxis, alle Feinde zu töten, nicht besser als die Sklaverei. Oder lag es einfach nur daran, daß er so sehr daran gewöhnt war, daß es so etwas wie Sklaverei gab?


    "Wenn Du Zeit und Lust hast, kannst Du mirr helfen, das Lederr einzufetten." Er hielt Barbatus ein Tuch entgegen und deutete auf den Topf mit dem Fett. Bashir holte zwei Eimer, drehte sie um und setzte sich auf einen von ihnen. Hektor schob neugierig seinen Kopf heraus, um zu sehen, was diese beiden hier wohl vorhatten.


    "Wenn Du mirr sagst, wo ich Dich finden kann, dann komme ich vorrherr gerrne noch einmal bei Dirr vorrbei. Und ich werrde meinen Herrn frragen, ob ich Dirr schrreiben darrf und ob err mirr das dafürr notwendige Geld gibt." Er konnte sich sogar gut vorstellen, daß Raetinus es ihm erlaubte. Schon, damit er über Barbatus erfuhr, wie es Valentina ging. "Könntest Du mirr einen Gefallen tun, wenn wirr forrt sind?", wagte er schüchtern zu fragen.

    Bashir zuckte mit den Schultern. "Werr Soldat ist, dem muß klarr sein, daß err in so eine Situation kommen kann. Krriegsgefangene werrden nun einmal versklavt. Ich kenne kein Volk, das nicht so handelt." Gut, er kannte nicht so erschreckend viele Völker. Aber bis jetzt war es bei jedem so gewesen. Und das war einer der Gründe, warum er sich relativ leicht mit seinem Schicksal abfand. Vielleicht wäre es anders, wenn er gerne Soldat gewesen wäre.


    "Du bist gerritten? Und es ging gut? Dann hast Du doch schon den schwerrsten Schrritt überrstanden. Du willst ja nicht zu den Rreiterrn, also genügt es doch, wenn Du die grrundsäztlichen Dinge beherrrschst." Bashir war sicher, daß Barbatus das schaffen würde. Er hatte doch schon bewiesen, daß er es konnte, wenn man ihm ein verläßliches, gutmütiges Pferd gab.


    "Nein, ich weiß es noch nicht. Mein Herrr errwarrtet täglich die Nachrricht aus Rrom, wohin err genau verrsetzt wirrd. Es ist merrwürrdig, wie schwerr es mirr fällt, diesem Land den Rrücken zu kehren, obwohl es doch so anderrs ist als meine Heimat. Und es ist auch sehrr schade, daß wirr nun nicht mehrr viel voneinanderr lerrnen können. Ich hatte mich schon sehrr darrauf gefrreut." Der Sklave schaute traurig drein. Gerade wo er begann, sich mit jemandem anzufreunden. Und hatte nicht auch die Stimme von Barbatus traurig geklungen? Oder war es nur sein Wunsch, so etwas zu hören?

    "Derr Drrill ist ganz schön harrt, nicht wahrr? Ich bin frroh, daß ich solches Trraining nicht mehrr machen muß. Da ist selbst Sklavenarrbeit besserr. Zumindest, wenn man einen guten Herrrn hat." Bashir lächelte ein wenig verschmitzt, während er Hektors Nase resolut beiseite schob. "Nein, den Apfel bekommst Du errst späterr. Du hattest ja gerrade errst einen." Dann wandte er sich wieder an Barbatus. "Ich muß das ganze Lederrzeug fetten. Aberr ob ich das ein paarr Minuten frrüherr oderr späterr tue, ist nicht so wichtig. Übrrigens hat mein Herrr sein Einverrständnis errteilt fürr den Fall, daß Du auf Hektorr rreiten lerrnen möchtest. Allerrdings haben wirr dafürr nurr wenig Zeit. Wirr werrden bald forrtziehen." Sein Gesichtsausdruck wurde sehr traurig, als er das sagte. Dabei erstaunte ihn das selbst, wie ungern er von hier wegging. Und das lag keineswegs nur an der bevorstehenden Trennung von Valentina.

    Bashir hatte heute viel zu tun. Hektor war bereits versorgt und gründlich gestriegelt. Jetzt war das ganze Lederzeug dran, es mußte nochmal gründlich gefettet werden, bevor es auf die große Reise ging. Und zwar rechtzeitig vorher. So kam er jetzt beladen mit allem, was an Sattelzeug und Zaumzeug für Hektor da war, die Stallgasse herunter. Denn Bashir wollte noch ein wenig die Gesellschaft des Wallachs genießen. Er war nicht wenig erstaunt, Besuch vorzufinden. Und noch erstaunter, als er sah, daß Barbatus einen Apfel an Hektor verfütterte. Und dabei nicht die geringste Scheu zu haben schien. "Salve, Prrobatus Hadrrianus. Schön, Dich zu sehen. Na, jetzt hast Du bei Hektorr einen dicken Stein im Brrett. Err liebt Äpfel überr alles." Er lachte leise und legte das Lederzeug ab. "Wie geht es Dirr?"

    Bashir nickte ernst. "Das ist ja auch sehrr verrnünftig, finde ich. Ist es nicht eigentlich egal, werr die Arrbeit getan hat, wenn nurr der Herrr zufrrieden ist?" So sah er das jedenfalls. Jeder mußte einfach sein bestes geben, dann lief der Haushalt auch. Das war zumindest seine Ansicht. "Nein, ich weiß nicht genau, was ein Majorrdomus ist. Du bist also eine Arrt Aufseherr fürr die Sklaven im Haus? Du siehst aberr garr nicht so aus, wie ich mirr einen solchen Aufseherr vorrstelle." Zumindest trug er keine Peitsche mit sich herum. Bashir schaute auf einmal ein wenig unsicher drein. Hatte er sich Alexandros gegenüber auch respektvoll genug verhalten?

    Irgendwie mußte Bashir schmunzeln, als sein Herr sich einer so blumigen Sprache bediente. Doch das Schmunzeln verging ihm ganz schnell wieder. Sie zogen um? Er trat ein Tribunat an? War das nicht einer dieser Offiziere? Konnte er nicht auch hier Tribun sein? Valentina! Bashir war der Schrecken deutlich anzusehen. "Umziehen, Herr? Aber... aber... wohin denn? Wo... Weit weg, Herr?" Er wußte nicht, ob es sich so wirklich gehörte, da weiter nachzufragen, statt einfach zu gehorchen, doch der Schock saß tief. "Und... wann denn? Wie bald?" Ob er noch Gelgenheit haben würde, sich von Valentina zu verabschieden?

    War es nicht sogar gut, wenn ein hoher Offizier wie sein Herr den Namen eines Rekruten kannte? Anscheinend war Barbatus tatsächlich ein außergewöhnlicher Mann. Und das bedeutete, daß er es wirklich noch zu etwas bringen konnte. "Nein, Herrr, das glaube ich nicht. Zwarr hat err schon viel Scheu verrlorren, aber ich glaube, zu einerr rrichtigen Pferrdeliebe wirrd sich das nie entwickeln. Err hat auch gesagt, daß er bei der Infanterrie bleiben will. Aberr err will hoch hinaus. Und err hat einen starrken Willen." Seiner Meinung nach die beste Voraussetzung, um ein hohes Ziel zu erreichen.


    Dann kündigte sein Herr plötzlich an, ihm noch etwas mitteilen zu wollen. Irgenwie klang es so, als würde nun etwas unangenehmes folgen. Bashirs fragender Blick trug daher auch Sorge in sich. War irgendetwas schlimmes vorgefallen? Oder hatte er einen groben Fehler begangen? Hoffentlich hatte er nicht vor, ihn zu verkaufen! "Ja, Herr?", fragte er daher hörbar bang.

    Bashir nickte. "Ja, ich bin sehrr glücklich überr diese Aufgabe. Ich liebe Pferrde überr alles. Und wenn Hektorr so ein schönes Tierr ist, dann werrde ich dafürr sorrgen, daß diese Schönheit immerr gut zurr Geltung kommt." Wieder trat Sehnsucht in die Augen des Parthers. "Glaubst Du, err nimmt mich einmal mit, wenn err seine Zucht besucht?" Er wagte es ja kaum zu hoffen, aber vielleicht, wenn er sich seinem Herrn als nützlich erwies?


    "Es macht mirr nichts aus, Küchenarrbeit zu leisten. Viele betrrachten es als Frrauenarrbeit. Doch ich finde, das hat garr nichts mit Mann oder Frrau zu tun. Und ich werrde ganz sicherr frragen, denn ich möchte nicht so gerrne Fehlerr machen." Er hatte keine Angst, Unwissenheit zu zeigen. Lernen konnte man nur durch Fragen. Und er hatte vor, schnell zu lernen.


    "Was fürr Aufgaben errledigst Du fürr gewöhnlich?"

    Das wohlwollende Nicken und die unerwartete Erlaubnis ließen den Parther vor Freude strahlen. Zwar wußte er noch nicht, ob Barbatus das Angebot annehmen würde. Doch die Erlaubnis zu haben, war schon mal der wichtigste Schritt. "Err heißt Marrcus Hadrrianus Barrbatus, Herrr. Und ich danke Dirr fürr die Errlaubnis. Ja, ich weiß das und hatte auch garr nicht vorr, mit ihm das Castellum zu verrlassen. Höchstens bis auf den Exerrzierrplatz und auf den darrf err doch? Und ich glaube nicht, daß die anderren das auch wollen würrden. Die meisten wissen nicht einmal, werr ich bin." Das gehörte zum Schicksal eines Sklaven, daß die meisten Menschen ihn nicht beachteten. "Und darrauf würrde ich mich auch garr nicht einlassen." Ein wenig Zweifel las er immer noch im Gesicht seines Herrn. "Bitte sorrge Dich nicht um Hektorr, Herr. Niemals würrde ich etwas zulassen, das ihm schadet. Es geht ja auch nurr darrum, Barrbatus die errsten Schrritte beizubrringen, bis err seine Scheu verrlorren hat. Ich glaube nicht, daß err dafürr mehrr als zwei oderr drrei Stunden an der Longe brraucht. Danach kann err sicherr auch mit einem anderren Pferrd umgehen. - Wenn err überrhaupt auf das Angebot eingeht."

    Bashir lächelte und nickte. "Ich darrf sein Pferrd verrsorrgen. Aberr auch wenn ich das bestimmt sehrr grründlich machen werrde, wirrd das nicht den Tag ausfüllen. Bitte sage mirr, wenn ich etwas nicht sehe, was errledigt werrden sollte. Wie ich schon sagte, noch nie lebte ich in einem so grroßen Haus. Ich fürrchte, aus Unwissenheit Fehlerr zu machen. Ich will ja arrbeiten und ich will auch alles rrichtig machen. Bei meinerr bisherrigen Herrrin warr ich derr einzige Sklave. Ich habe sogarr ein wenig kochen gelerrnt bei ihrr." Aber würde das ausreichen, was er bei Valentina gelernt hatte? In einem Haus wie diesem, es war viel vornehmer als Valentinas Haus, war doch sicher alles viel aufwendiger und komplizierter.


    "Baldrram habe ich vorrhin kennengelerrnt. Ich muß schon zugeben, daß err eine imposante Errscheinung ist. Err ist ein Gerrmane, nicht wahrr? Diese Gerrmanen sind so grroß, ich frrage mich, ob das an derr Kälte oderr an dem vielen Rregen liegt?"

    Es war dem Praefecten anzusehen, wie wenig Begeisterung er für Bashirs Idee aufbrachte. Und der Sklave senkte ergeben den Kopf. "Ja, Herrr, ich glaube, es würrde etwas brringen. Schon weil err weiß, daß Dein Pferrd kein durrchgearrbeiteterr Ackerrgaul ist. Err würrde gerrade dadurrch an Selbstverrtrrauen gewinnen. Doch natürrlich... Wenn Du es nicht wünschst, dann wirrd er verrsuchen müssen, ob err von derr Rreiterrei ein Pferrd nehmen darrf. Ich hoffe nurr, daß die nicht ihrren Spaß mit ihm trreiben..." Zwar wußte er, daß Primus und Lupus so etwas nie tun würden, aber es gab einige Männer bei den Reitern, die da weniger rücksichtsvoll waren. "Herrr, err ist ein frreundlicherr Mann, derr sehrr gebildet ist und noch grroße Pläne hat. Ich glaube, err kann es noch weit brringen, denn err scheut sich nicht, sich seinerr Angst zu stellen."

    Natürlich eilte Bashir zunächst, um seinem Herrn den gewünschten Becher Wasser zu bringen, erst dann kam er auf sein Anliegen zu sprechen. "Als ich vorr ein paarr Tagen Dein Pferrd verrsorrgte, betrrat ein Prrobatus den Stall. Err hat ein paarr Prrobleme mit Pferrden, weil err wohl frrüherr unangenehme Begegnungen mit ihnen hatte. Jetzt wollte err sich dem aberr stellen und lerrnen, mit ihnen umzugehen. Ich habe ihm Hektorr vorrgestellt und einen Teil seinerr Scheu scheint err schon verrlorren zu haben. Würrdest Du errlauben, daß err auf Hektorr rreiten lerrnt? Dein Pferrd wärre dafürr besonderrs gut geeignet." Aber natürlich war das so eine Sache, immerhin war das nicht irgendein Pferd, sondern das des Praefectus Castrorum. Bashir fand trotzdem, daß es eine Frage wert war, selbst wenn es doch nur ein Nein wurde.

    Schnell wehrte Bashir ab, als Crispina ihm die Handschuhe zurückgeben wollte. "Nein, nein, meine Hände sind nicht sehrr kalt. Meine Füße und Beine sind sehrr kalt. Weil wir hierr nurr stehen. Behalte sie nurr, solange Du sie brrauchst." Es wäre doch höchst peinlich, wenn sie nun wieder kalte Hände bekommen mußte. Nein, das ging auf gar keinen Fall.


    Aber die Erleichterung war ihm schon deutlich ins Gesicht geschrieben, als Raetinus ankündigte, sie könnten doch in eine warme Taberna gehen, um sich weiter zu unterhalten. Hoffentlich war Crispina damit einverstanden. Bashir hatte keine Ahnung, ob sich das für eine junge Frau schickte. Er hoffte, daß das kein Problem war. In der Taberna hätte er eine echte Chance, wieder aufzutauen.

    Irgendetwas muß kommen, sonst hätte der Tod keinen Sinn. Eine interessante These, die Bashir erstaunt aufblicken ließ. Das war etwas, über das nachzudenken sich wirklich lohnte. Irgendetwas muß kommen. Welch ein tröstlicher Gedanke! Dankbarkeit stand in seinem Blick, mit dem er Alexandros musterte. Der Sklave war ein Mann voller Überraschungen. Und in dieser kurzen Zeit hatte Bashir ihn bereits richtig lieb gewonnen. "Ja, sie verrlierren beide. Aberr die Verrluste scheinen sie nicht viel zu störren. Es wachsen ja immerr neue Menschen nach, mit denen sie dann wiederr spielen können." Vielleicht war das das Problem. Soldaten waren zu leicht zu ersetzen. Das minderte den Wert des einzelnen.


    Auch Bashir setzte sich auf die Pritsche und stellte dabei fest, daß sie gar nicht mal unbequem war. Anscheinend sorgte der Herr wirklich gut für seine Leute. "Ich habe noch nie gehörrt, daß ein Mann, derr Sklaven besitzt, selbst sauberr macht und aufrräumt. Aberr wenn es so ist, werrde ich es natürrlich rrespektierren. Worrauf muß ich noch achten? Ich warr noch nie in einem so grroßen Haus. Was gibt es hierr zu tun?"

    Ah, da war er ja endlich! Bashir steckte den Putzlappen unter seinen Gürtel, da er ihn nicht einfach irgendwo liegen lassen wollte, und lief schnell zu Raetinus, als dieser das Atrium betrag. "Salve, Herrr", grüßte er ihn und half ihm dabei, seine Rüstung abzulegen, damit er es zuhause bequem hatte. Dann brachte er ihm die Schüssel und das weiche Handtuch, damit er sich erfrischen konnte. "Willkommen zuhause." Er zögerte noch einen Moment. Wartete, bis Raetinus wenigstens das nötigste erledigt hatte. "Möchtest Du etwas trrinken, Herrr?", fragte er noch, da er seine Pflichten nicht vernachlässigen wollte. "Und... und... hättest Du vielleicht einen Moment Zeit fürr mich? Ich... ich habe eine Frrage, Herrr." Ob es wohl zu vermessen war? Doch bisher war der Herr immer freundlich gewesen. Und schien auch immer ein offenes Ohr zu haben, wenn jemand ihn um etwas bat. Was auch von seinen Sklaven nicht über Gebühr ausgenutzt wurde.

    Bashir hatte seine Aufgaben sorgfältig und schnell erledigt, denn er wollte keinen Anlaß zu Beschwerde geben. Schon gar nicht, wenn er eine Bitte äußern wollte. Nun suchte er sich Arbeiten, die möglichst im oder am Atrium erledigt werden mußten, denn er wollte auf keinen Fall verpassen, wenn der Herr nach Hause kam. Besser, er fragte ihn, bevor er irgendwelche wichtigen Dinge anfing, bei denen man ihn besser nicht störte. Natürlich hatte er eine Schale Wasser und ein weiches Handtuch schon bereitgestellt, um es Raetinus reichen zu könnten, sobald er ihm aus der Rüstung geholfen hatte.


    Jetzt mußte der Herr nur noch heimkommen. Eigentlich war dies seine übliche Zeit. Doch natürlich konnte immer etwas dazwischen kommen, das konnte man vorher nie wissen. Seufzend wischte Bashir über die Bänke, obwohl sie tadellos sauber waren...

    "Dann will ich Dich auf keinen Fall aufhalten", sagte Bashir und nickte, als Barbatus sich verabschiedete. "Nicht, daß Dirr am Ende verrboten wirrd, herrzukommen. Ich frreue mich schon auf Deinen nächsten Besuch oder unserr nächstes Trreffen. Auf bald." Er grinste zurück und blickte Barbatus noch einen Moment lang nach, bevor er sich wieder an seine Arbeit machte. Er würde seinen Herrn fragen müssen, bevor Barbatus das nächste Mal herkam.

    Bashir nickte lächelnd. "Ich glaube, ich werrde mehrr von Dirr lerrnen können als Du von mirr. Aberr was ich weiß, will ich gerrne weiterrgeben. Ich habe immerr davon getrräumt, einmal Pferrde zu züchten. Doch mein Vaterr warr dagegen. Ich mußte seinem Wunsch folgen. Und nun bin ich hierr und darrf wenigstens das Pferrd meines Herrn pflegen. Es wärre fürr mich ein Schrritt nach vorrne, wenn ich lerrnen könnte." Als Barbatus den Hals des Pferdes mit sanfter Gewalt wegschob, grinste Bashir breit. Das wäre bei ihrer letzten Begegnung noch undenkbar gewesen. "Hektorr, err heißt Hektorr. Komm, Hecktorr, hierr gibt es etwas." Er faßte tief in seine Tasche und holte ein Stück Möhre heraus, das er dem Wallach ins Maul schob. Genüßlich zerkaute Hektor das Stück Gemüse, offensichtlich hochzufrieden.


    "Ja, alles hat einen Haken. Nimm Dirr viel Zeit zum lerrnen. Dann wirrst Du es schaffen. Verlang nicht zuviel auf einmal von Dirr. Ich bin sicherr, Du wirrst es schaffen. Wenn ich sehe, wie Du heute schon mit Hektorr umgehest, dann kann ich nurr sagen, Du hast schon viel geschafft." Und dann lachte er. "Und brring das nächste mal ein paarr Möhrrenstücke mit. Man kann sich die Liebe eines Tierres durrchaus errkaufen. Zumindest, wenn man auch ansonsten gut mit ihnen umgeht."

    Auch Bashir verneigte sich, denn es erschien ihm falsch, daß ein Römer sich vor ihm, einem Sklaven, verneigte. Aber natürlich fühlte er sich auch geehrt. Überhaupt begegnete er hier viel häufiger Menschen ohne die üblichen Vorurteile, als er für möglich gehalten hatte. "Sehrr gerrne berrichte ich Dirr über mein Land und mein Volk. Und sehrr gerrne lerrne ich, was Du weißt. Ich weiß so wenig. Auch so wenig überr dieses Land und die Menschen hierr. Noch wenigerr als überr Rrömerr und das ist schon wenig. Und ich kann auch meinem Wissen nicht trrauen. Denn natürrlich herrrschen bei meinem Volk auch viele Vorrurrteile überr den Feind." Er hatte schon vieles gelernt, doch es erschien ihm immer noch viel zu wenig. Und oft genug trat er in Fettnäpfchen vor lauter Unwissen.


    "Du würrdest mirr Deine Bücherr leihen?", fragte er dann ganz erstaunt und schon seiner Miene konnte man ansehen, daß er sehr wohl um den Wert von Büchern wußte. Und daß er, wenn er welche besäße, sich sehr schwer tun würde, sie zu verleihen. "Das... das ist sehrr frreundlich von Dirr. Doch ich könnte sie nicht errsetzen, wenn doch etwas damit geschehen würrde. Ich denke, ich frrage errst einmal meinen Herrrn. Aberr.... Ich... ich danke Dirr fürr Dein grroßes Verrtrrauen. Und... falls es doch dazu kommen sollte, daß ich Dein überraus grroßzügiges Angebot annehme, dann kannst Du sicherr sein, daß ich Deine Bücherr wie meinen Augapfel hüten werrde." Das war kaum nur ein Versprechen. Eher wie ein Eid.


    Als Barbatus dann von seinem Bruder und seinem Onkel berichtete, hörte Bashir beeindruckt zu. Signifer. Und Tribun. Die beiden hatten es weit gebracht. Und Barbatus wollte sie sogar überflügeln? "Du hast Dirr viel vorrgenommen. Doch mit starrkem Willen kann man es weit brringen. Wenn ich Dirr irrgendwie helfen kann, dieses Ziel zu erreichen, dann sag es nurr. Schau, auch Hektorr kann Dirr helfen. Wenn Du Trribun - oder sogar Legat werrden willst, dann mußt Du rreiten können. Ich kann es Dirr beibrringen. Und wenn Du dafürr sorrgst, daß Du immerr ein brraves Pferrd hast, so eins wie Hektorr, dann wirrst Du auch keine Prrobleme haben. Ich werrde meinen Herrn frragen, ob ich es Dich lehrren darrf. Und ob wirr Hektorr dafürr nehmen dürrfen." Er lachte, als Barbatus mit Hektor sprach. "Ihn störrt es nicht, wenn Du nach Schweiß rriechst. Err sucht nurr nach einerr Möhrre oderr einem Apfel. Ich sagte ja, err ist sehrr verrfrressen."