Beiträge von Bashir

    Bashir nickte und lächelte erfreut. Sie erinnerte sich an ihn! Und wußte sogar seinen Namen noch! "Ja, Herrrin. Bashirr ist rrichtig", bestätigte er zurückhaltend und hörte aufmerksam zu. Petronius Crispus.... Petronius Crispus... War das nicht der Mann mit dem kleinen Jungen gewesen? Ja, der hatte doch so geheißen. Oder?


    Als er sah, daß Crispina offenbar unter ihren kalten Händen litt, legte er seine Pakete kurz ab und zog seine Handschuhe aus, um sie ihr zu reichen. Seine Hände waren ohnehin schon kalt, da konnte er auch ohne die Dinger auskommen. Und wenn sie hier standen, konnte er die Hände ja vielleicht für eine Weile in die Ärme ziehen. Davon wurden sie vielleicht warm.

    Bei dieser Mitteilung wurde Bashir sichtlich blaß. Er nickte eifrig. "Ja, mache ich soforrt. Danke, Dominus." Und machte sich sogleich daran, Raetinus' Pferd gründlich zu untersuchen und die Box auszukalken und vollständig neu einzustreuen. Es sah so aus, als wäre alles in Ordnung. Aber Vorsicht war eben besser als Nachsicht.

    Nun mußte Bashir geradezu grinsen. Und ließ sich sogar zu einer Bemerkung hinreißen, die an einem anderen Tag sicher als zu vorlaut angesehen worden wäre. "Da sind hierr wohl die rrichtigen zusammen gekommen. Keinerr von uns möchte Saturrnalienkönig sein. Aberr mich wunderrt, daß all die anderren Menschen hierr noch keinen haben wählen wollen. Oderr gibt es dafürr einen bestimmten Zeitpunkt?"


    Er lächelte Crispina freundlich an. Es freute ihn, daß sie sich tatsächlich dazugesellt hatte und sich nun auch am Gespräch beteiligte. Dabei fühlte sie sich als einzige Frau in der Runde sicher ein wenig allein. "Gibt es Dinge, die man tun sollte an diesen Tagen? Außerr trrinken und essen meine ich? Sollte man einem bestimmten Gott ein Opferr darrbrringen? Das ist doch alles zu Ehrren eines Gottes?" Auch wenn es nicht seine Götter waren, so wollte er nicht riskieren, sie zu erzürnen aus reiner Unwissenheit.

    Daß es in diesem Land so kalt sein mußte! Natürlich war Bashir warm gekleidet, sein Herr war nicht geizig, wenn es darum ging, die Sklaven praktisch und warm einzukleiden. Aber dennoch fror der Parther ganz erbärmlich. Er hatte bereits mehrere Pakete auf dem Arm und seine Hände waren trotz der Handschuhe, die ein anderer Sklave ihm gegeben hatte, eiskalt.


    Als Raetinus in eine junge Dame hineinlief, erkannte Bashir sie im Gegensatz zu seinem Herrn sofort. Vermutlich lag das daran, daß er so selten Gelegenheit hatte, mit solch reizenden Damen Bekanntschaft zu machen und auch noch mit ihnen zu reden. Er wollte seinem Herrn eigentlich den Namen schnell zuflüstern, doch ein Paket kam ins Rutschen und er mußte es erst retten. Als er das geschafft hatte, war es schon zu spät und die beiden hatten sich einander nochmal vorgestellt.


    Also beließ der Sklave es dabei, Crispina ein schüchternes Lächeln zuzuwerfen und mit einem leisen: "Salve, Domina Petronia" zu grüßen.

    Wie jeden Tag versorgte Bashir das Pferd seines Herrn. Er war gerade dabei, es kräftig zu striegeln, eine Tätigkeit, die er besonders gern machte, als er Stimmen hörte, die einige Boxen weiter in recht besorgtem Tonfall sprachen. Er schaute ein, zwei mal neugierig die Stallgasse hinunter. Irgendwann wurde ein Pferd weggeführt, seine Hufe waren umwickelt. Mehrere Männer waren dort beschäftigt, wo das Pferd gestanden hatte. Und etwas später sah Bashir dann den Offizier, den er vor einiger Zeit kennengelernt hatte, zurückkommen. Er wirkte sehr besorgt. So besorgt, daß Bashir es wagte, ihn einfach anzusprechen. "Salve. Bitte verrzeih, wenn ich Dich belästige, Herrr. Aberr... ist etwas passierrt? Kann ich irrgendwie helfen?"

    Das plötzliche Stottern von Alexandros zeigte Bashir nur zu deutlich, daß es ihm wohl unangenehm war, darauf angesprochen zu werden. "Bitte verrzeih", sagte er daher leicht errötend und senkte den Blick schuldbewußt. "Ich wollte Dirr nicht zu nahe trreten. Nurr dachte ich, daß Du vielleicht Hilfe brrauchst." Er wußte nicht recht, was er noch sagen sollte. Sollte er erzählen, wie es ihm ergangen war? Vielleicht würde das ja dazu beitragen, daß Alexandros ihm nicht zürnte. "Als ich gefangen wurrde, warr ich verrletzt worrden. An meinem Bein. Sie haben es nicht rrichtig verrsorrgt und ich hatte sehrr lange starrke Schmerrzen. Errst hierr in Mogontiacum hat mich eine Frrau gekauft, die einen Arrzt zu mirr holte. Err hat mirr sehrr geholfen. Es tut nurr noch weh, wenn ich es zuviel belaste. Und ich werrde wohl den Rrest meines Lebens hinken. Aberr ich kann gut damit leben." Vielleicht konnte so ein Arzt ja auch Alexandros helfen? Doch das auszusprechen wagte Bashir nicht. Er fürchtete, dabei zu anmaßend zu wirken.

    Aus den Augenwinkeln sah Bashir, wie die junge Frau (Petronia Crispina), die so allein war, plötzlich angerempelt wurde und der Wein sich über ihr Kleid ergoß. Hilfesuchten blickte er sich um, dann sah er einen der Männer, die den Wein servierten und nahm ihm einfach das Tüch ab, das an seinem Gürtel hing und vermutlich dazu gedacht war, kleine Unglücke gleich zu beheben. "Bitte entschuldige, da ist eine Dame, die das drringend brraucht." Ohne weiter auf den Mann zu achten, trat Bashir die wenigen Schritte zu ihr, um ihr das Tuch zu reichen. "Bitte. Wenn Du möchtest, dann stell Dich doch zu uns? Dorrt im Durrchgang wirrd Dirr das sonst wiederr passierren." Er wurde leicht rot, denn eine junge Dame einfach so anzusprechen, gehörte sich ja so gar nicht für einen Sklaven. "Mein Name ist Bashirr", sagte er dann noch und verneigte sich leicht. Dann kehrte er zu den anderen zurück, allerdings nicht ohne seine Einladung noch einmal mit enier einladenden Geste zu unterstreichen.


    Gerade rechtzeitig kam er wieder, um die kleine Scherzerei über den Saturnalienkönig noch mitzubekommen. "Was? Mirr? Besserrr nicht, ich wüßte doch garr nicht, was ich zu tun hätte. Nein, nein, es ist besserr, wenn ich einfach nurr ... nurr... also ein wenig feierre." Selbst dabei fühlte er sich ja schon fehl am Platz. "Wie wärre es denn mit Dirr, Silko? Oderr mit Dirr, Do.... Rraetinus?"


    Eine weitere junge Dame trat zu der Gruppe hinzu. Marsus stellte sie ihnen vor und Bashir verneigte sich wieder leicht. Allerdings waren die beiden dann zu schnell verschwunden, als daß sich eine weitere Unterhaltung entspinnen konnte.

    Bashir hatte ja nur sein kleines Bündel. Das trug er nun auch bei sich, als er Alexandros leicht hinkend in die Unterkünfte der Sklaven folgte. Das Bett sah bequem aus, da hatte Bashir schon wesentlich schlechtere Schlafstellen gehabt. Sogar, als er noch ein freier Mann gewesen war. "Salvete", grüßte Bashir die Sklaven, die anwesend waren. Mit der Zeit würde er sicherlich alle kennenlernen.


    "Vielen Dank, Alexandrros", sagte er und verstaute sein Bündel unter der Pritsche. "Was ist mit Deinen Augen? Warrum zucken sie immerr? Hast Du Schmerrzen?" Es klang besorgt, nichts sonst. Niemals würde er einem Mann sein Gebrechen vorwerfen, schließlich hatte er selbst eines und war damit schon sehr aufgezogen worden.


    Der Hinweis auf den freigelassenen Sklaven zeigte Bashir zwar, daß er an einen guten Herrn geraten war, doch er selbst strebte die Freiheit gar nicht an. Er wüßte gar nichts damit anzufangen. Wo sollte er hin? Wovon leben? Er hatte nichts, kannte sich hier nicht aus, da war es doch gar nicht so schlecht, in einem Haushalt wie diesem zu leben.

    Es war die schönste Aufgabe, die Bashir sich nur denken konnte. Er durfte das Pferd seines Herrn versorgen! Als er sich heute zu den Ställen begab um dieser seiner Lieblingsaufgabe nachzukommen, sah er die gesamte Reiterei versammelt. Befehle wurden ausgegeben. Es ging um eine Suche. Bashir blieb einen Moment lang stehen, um zu hören, was los war. Ein Offizier wurde vermißt... So etwas gab es also auch. Hoffentlich fanden sie ihn.


    Seufzend ging der junge Parther in den Stall, um die Box aufzusuchen, in der Raetinus' Pferd stand. Er machte heute auch keinen Umweg, denn er wollte nicht im Weg stehen, wenn all diese Männer ihre Pferde fertig machten. Das Ausmisten mußte also warten, bis dahin konnte er schon mal striegeln, die Hufe kontrollieren und für frisches Wasser sorgen.

    "Io Saturrnalia, dominus", grüßte Bashir seinen Herrn und biß sich sogleich auf die Lippen. "Also Rraetinus... oderr.. hm." Das war doch zum auswachsen! Wie kamen die Römer nur damit zurecht? Dankbar war er allerdings für die Erklärungen zu den Saturnalien, die Raetinus ihnen gab. Was Marsus anging, so vewirrten dessen Worte ihn mehr, als daß sie Klarheit brachten. Er war kein Römer? Aber... sein Name sagte doch schon aus, daß er Römer war? Oder doch nicht? Aber nochmal danach fragen wollte er nicht, irgendwie hatte er das Gefühl, daß diese Fragen nicht so gut ankamen.


    "Also, dann sind sie doch gleichgestellt. Warrum sagen dann einige, die Sklaven würrden ihrre Herrren bedienen? Wärre das nicht ein Umdrrehen der Verrhältnisse? Und wärre das dann nicht falsch, wenn eigentlich alle gleich sein sollen? Ich finde das gleich sein besserr, als wenn die Rrollen einfach verrdrreht werrden." Nicht, daß seine Meinung wichtig wäre. Aber an einem Tag, an dem alle gleich waren, konnte er seine Meinung doch frei äußern?


    Ein Mann trat zu ihnen und er sah auch nicht so aus, als wäre er in diesem kalten Land geboren. "Io Saturnalia, Silko. Mein Name ist Bashirr, aus dem Hause des Prraefectus Castrrorrum Arrtorrius hierr." Hätte er erwähnen sollen, daß er ein Sklave war? Heute doch sicher nicht. "Ja, werr ist hierr derr Rrex Bibendi? Wurrde schon einerr gewählt? Und was hat derr dann zu tun?"


    Eine schöne junge Frau kam ganz nah bei ihnen vorbei und unwillkürlich folgte ihr Bashirs Blick. Wie weit ging die Gleichheit wohl? Ob auch die Frauen sich frei mit jedem unterhalten durften?

    Da staunte Bashir aber nicht schlecht. "Du weißt es auch nicht genau? Aberr... bist Du nicht ein Rrömerr, auch wenn Du gerrmanischer Herrkunft bist? Dann bist Du ein Gerrmane, also ein Perregrrinus? Ich glaube, dann habe ich noch mehrr falsch verrstanden." Er sah sichtlich verwirrt aus. Offenbar gab es noch mehr, das er durcheinander gebracht hatte. Und die Herren bedienten die Sklaven? Das war aber beim Praefecten im Haus nicht so. Und die anderen Sklaven hatten davon auch nichts gesagt. Merkwürdig.


    "Was ist die Winterrsonnenwende? Und wie feierrt ihrr sie? Was ist derr Unterrschied zwischen den Gerrmanen und den Rrömerrn? Also... sicherr, es sind unterrschiedliche Völkerr. Aberr wie unterrscheiden sie sich? Was macht sie anderrs?" Er hatte ja nicht die geringste Ahnung, was für ein Faß er mit dieser unscheinbaren Frage aufgemacht hatte.

    Die Erleichterung, daß seine Worte so freundlich von allen aufgenommen wurden, stand Bashir deutlich ins Gesicht geschrieben. Er lächelte ein wenig schüchtern und nahm das alles als gutes Zeichen, daß er sich hier wohl fühlen würde.


    Dann machte Raetinus ihm dieses unbeschreibliche Angebot: Er sollte sich um sein Pferd kümmern dürfen! Seine Wangen röteten sich vor Freude und Aufregung. "Ja, ich fühle mich dem gewachsen. Und... und es wärre mirr eine grroße Frreude, diese Arrbeit zu überrnehmen!" Er konnte es noch gar nicht fassen. Soviel war klar: Dieses Pferd sollte das am besten gepflegte der ganzen Legion werden!

    "Derr Wein ist sehrr gut", nickte Bashir. Zumindest im Vergleich zu dem, was er seit seiner Gefangennahme zu trinken bekommen hatte. Auch wenn Valentina ihm sicher auch besseres gegönnt hätte, sie hatte es sich schlicht nicht leisten können. Und so kam ihm dieser Wein tatsächlich wie ein wahrhaft guter Tropfen vor. "Valete", verabschiedete er sich auch höflich von Crispus und seinem Sohn. Noch immer war er verwirrt von dessen Verhalten. Und dann noch der Junge... Ein bißchen tat er ihm leid, aber es war natürlich klar erkennbar, daß der Vater sich nicht beeindrucken lassen durfte bei solchem Trotz.


    Einen Moment lang blickte der Parther Vater und Sohn noch hinterher, dann wandte er sich wieder an Marsus. "Ich... ich glaube, ich verrstehe dieses Fest doch nicht so ganz. Würrdest Du so frreundlich sein, es mirr zu errklärren? Ich weiß, daß die Sklaven frrei haben. Und daß alle gleich sein sollen, deshalb trragen die Männerr die Toga nicht. Aberr... aberr wirrklich gleich sind wirr trrotzdem nicht? Und was passierrt nach diesen Tagen? Ist dann nicht alles noch schlimmerr als vorrherr?"

    Bashir hatte nicht damit gerechnet, daß Marsus, der hier ja immerhin eine gehobene Stellung einnahm, Zeit für ihn finden würde. Sicher, es hieß, an den Saturnalien wären alle gleich. Aber ganz gleich, das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Wie sollte man danach wieder ins normale Leben zurückkehren? Die Römer waren schon ein merkwürdiges Volk.


    "Salve, Marrsus. Und.. bona Saturrnalia. Ich dachte, an den Saturrnalien wärren einfach alle gleich. Dann wärre es doch auch nicht rrichtig, von Dirr Dominus genannt zu werrden? Oderr habe ich es doch nicht rrichtig verrstanden?" Er war sich nicht sicher und schaute entsprechend drein. Schon wollte er wegen der anderen Kleidung fragen, da kam noch ein Mann dazu, begleitet von einem Jungen. Marsus stellte ihn zwar vor, aber der Mann beachtete Bashir gar nicht. Soviel zu Gleichheit an den Saturnalien. Magistratus... Da sollte er sich eigentlich nicht wundern.


    "Salvete", grüßte er die beiden zurückhaltend und fügte noch ein leises "Bona Saturrnalia" hinzu. Doch dann schwieg er lieber, denn stören wollte er nicht. Ob es vielleicht besser wäre, einfach weiterzugehen? Aber das wäre auch wieder unhöflich Marsus gegenüber. Ein elendes Dilemma.

    Bashir nickte. Natürlich, er hatte die beiden schon viel zu lange von ihrer Arbeit abgehalten. "Habt Dank für die Zeit, die ihr mir geopfert habt. Und noch mehr Dank, daß ich hin und wieder die Ställe besuchen darf. Natürlich werde ich von Orcus fernbleiben, wenn dies euer Wunsch ist." Es war sicher auch besser so. Er würde nur Ärger bekommen, wenn der Hengst in der Box stieg und sich am Ende dabei verletzte. Nein, er würde gewiß nicht an Orcus herangehen. "Valete", sagte er noch, dann ging er langsam die Stallgasse entlang, um die Gesellschaft der Pferde noch einen Moment zu genießen, bevor er die Ställe verließ und seinen Rundgang durch das Castellum fortsetzte.

    Kaum hatte er den Besitzer gewechselt, schon hatte er frei, weil diese merkwürdigen Saturnalien waren. Bashir war mehr als unsicher, was er nun tun sollte. Er hatte zwar das Castellum verlassen und war in die Stadt gegangen, aber er fühlte sich allein und irgendwie fehl am Platze, als er nun in dem Festzelt stand. Essen gab es umsonst, Getränke wohl auch. Das war ja schon mal nicht schlecht. Aber was nun? Einen Becher Wein hatte er schnell erobert und nun ging er langsam durch die Menge, in der Hoffnung, irgendjemanden zu erblicken, den er kannte. Oder jemanden, der Lust hatte, ihn kennenzulernen.

    Gerade Pferde wie dieses waren eine Herausforderung. Wie schade, daß er sich dieser niemals würde stellen können. Doch Bashir war schon froh, daß man ihm erlaubte, hier zu sein. Und daß die beiden Terentier nicht zornig auf ihn waren. Er blieb ruhig stehen, wo er war, da der Hengst ihn immer noch fixierte, beobachtete jedoch, was Primus so tat. Der vertraute seinem Pferd ganz offensichtlich. Und umgekehrt schien es ebenso zu sein. Da hatten sich zwei gefunden, die zusammenpaßten.


    Daß sein Herr eine Pferdezucht besaß, hörte Bashir zum ersten mal. Überrascht blickte er zu Primus. "Wirrklich? Ich gehörre ihm errst seit einem Tag. Deshalb weiß ich nurr wenig überr ihn." Gerne hätte er gefragt, was die beiden so über seinen Herrn wußten, doch das gehörte sich natürlich nicht. Aber er hatte nun die Hoffnung, vielleicht wirklich eines Tages wieder mit Pferden arbeiten zu dürfen.

    Bashir hatte schon gemerkt, daß der Hengst nicht wie gewünscht reagierte. Das Tier mußte in der Vergangenheit schlimme Erfahrungen gemacht haben. Schon bevor Primus' Aufforderung erklang, hatte er den Rückzug angetreten. Immer noch ruhig. Er blieb außer Reichweite der Hufe, aber nur so gerade eben. Der Hengst sollte nicht glauben, daß er ihn fürchtete.


    "Das glaube ich gerrn. Doch mit genug Zeit..." Er verstummte. Es war zu anmaßend, das auszusprechen. Aber Bashir war davon überzeugt, daß er das Vertrauen des Hengstes erlangen könnte, mit genug Zeit und Geduld. Doch er würde ja kaum je genug Zeit und Gelegenheit haben, sich so intensiv mit dem Tier zu befassen. Außerdem war es ja nicht nötig und ziemlich sicher nicht erwünscht. Er hatte schon Glück, daß er ihn jetzt anschauen durfte.


    "Du bist um ihn zu beneiden", stellte Bashir schließlich fest.

    Bashir nickte und lächelte erfreut. "Das wärre wirrklich schön. Sie... ich glaube, sie ist einsam. Aberr sie kann sich nicht entschließen, nach Rrom zurrückzukehrren. Du bist sehrr frreudlich, Decurrio Terrentius." Tatsächlich wäre Bashir um einiges erleichterter, wenn er wüßte, daß Valentina eine Freundin hätte, die sie besucht und mit der sie vielleicht auch mal in die Stadt ging.


    Dann kam unvermutet das Angebot, auf das Bashir die ganze Zeit gehofft hatte. "Ich... ich darrf?", fragte er ungläubig und seine Augen leuchteten sichtlich auf. "Orrcus... das ist ein finsterrerr Name." Langsam, aber völlig furchtlos trat er auf den Hengst zu und ließ dem Tier erst einmal Zeit, ihn zu beschnuppern und anzuschauen. Erst dann hob er in einer langsamen, fließenden Bewegung die Hand, um ihn zu streicheln. Erst wenn das Pferd ihn annahm, wollte er mal die Beine befühlen und ihn sich von der Seite ansehen, um den Körperbau zu betrachten.

    "Es geht ihrr gut", versicherte Bashir dem Offizier und setzte in Gedanken hinzu: Zumindest gesundheitlich. Ansonsten war sie unübersehbar unglücklich. Doch er hatte ihr nicht helfen können. Sie hatte sich auch nicht helfen lassen wollen. Unwillkürlich nahm seine Miene einen traurigen Ausdruck an. Gerne wäre er bei ihr geblieben. Doch das war nun einmal nicht möglich gewesen. Immerhin hatte sie einen guten Herrn für ihn gefunden. Dafür war er ihr mehr als dankbar.


    "Ja, err ist in Rrom. Bei den Prraetorrianerrn." Ein wenig unsicher senkte er seinen Blick. Gerne wäre er näher an das Pferd herangetreten, doch er wagte es nicht, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Und er wußte auch nicht, was er sagen sollte. Er stand so weit unter diesen beiden Männern, daß es unangemessen wäre, von sich aus etwas zu sagen.