Beiträge von Bashir

    "Bei einem Menschen warr ich auch nie dabei. Aber bei Tierren schon öfterr." Bashir empfand es jedes mal wieder wie ein Wunder. Es war wie ein Wunder, daß dieses neue Leben im Bauch der Mutter heranwachsen konnte und dann auf einmal da war. So klein und zart und zerbrechlich.


    "Tierre betrrügen und belügen Dich niemals, Cimon. Das ist das Schöne an ihnen. Aberr gleichzeitig hat man eine rriesengrroße Verrantworrtung. Weißt Du... Wirr können unserre Götterr nicht sehen. Aberr sie schon. Fürr sie sind wirr Götterr. Am stärrksten merrkst Du das bei Hunden. Aberr eigentlich auch bei Pferrden. Sie wissen nicht mal, daß sie eigentlich stärrkerr sind als wirr."


    Bashir beobachtete, wie Cimon sich ohne Zügel anstellte. Am sympathischten daran fand er, daß Cimon über sich selbst lachen konnte. Es war ansteckend. Und so lachte Bashir einfach mit. Es klappte auch immer besser. "Du machst das sehrr gut", lobte er. Denn dafür, daß Cimon erst so wenig Reiterfahrung hatte, machte er das wirklich sehr ordentlich. Vielleicht lag es daran, daß er so eine enge Beziehung zu dem Pferd hatte, das er ritt. Arbo war kein junges Pferd mehr. Auch kein besonders temperamentvolles. Aber man merkte ihm an, daß ihm diese Aufgaben Spaß machten. Und daß er auf das kleinste Zeichen seines Reiters reagierte. - Auch wenn es das falsche war.

    Bashir hörte seinen Namen rufen und eilte in die Richtung, aus der dieser Ruf gekommen war. Am Seiteneingang hatte Aleksandros gerufen. "Hierr bin ich. Was gibt es denn, Aleksandrros?" Da erkannte er, wer vor der Tür stand. "Cimon! Ist etwas geschehen? Was ist los?" Es war schon sehr ungewöhnlich, daß so spät am Abend der Sklave des Aureliers vor der Tür stand.

    Bashir schüttelte den Kopf. "Nein, err warr nicht gut zu mirr. Err zwang mich, einen Weg zu gehen, derr nicht derr meine warr." Zwar war Bashir mit seinem jetzigen Leben ganz zufrieden, doch er hätte ein noch viel glücklicheres führen können, wenn sein Vater ihn nicht ins Soldatenleben gezwungen hätte. "Verrsuch einmal, bei einerr Geburrt dabei zu sein. Wenn Du bis dahin nicht geglaubt hast, daß es so etwas wie Götterr gibt, - dann glaubst Du es. Es ist ein Wunderr, daß neues Leben so entstehen kann." Der Parther lächelte den Nubier an. Er wünschte ihm solch ein schönes Erlebnis, auch wenn es durchaus ebenso erschreckend wie schön war.


    "Mein Pferrd hieß Kos. Er warr herrrlich! Ein rrotbrrauner Fuchs, schnell wie derr Wind, mit grroßen trreuen Augen und sehrr langen Wimperrn. Er legte gerrn den Kopf auf meine Schulterr und schnaubte dann ganz wohlig. Viele Menschen behaupten, ein Pferrd baut keine enge Beziehung auf zu seinem Rreiterr oder Herrrn. Aber das tut es doch, es kostet nurr mehrr Zeit und Mühe als beispielsweise bei einem Hund."


    Sie übten weiter verschiedene Schrittarten, das eine oder andere Geschicklichkeitsmanöver. "Und jetzt mal ohne Zügel", sagte er zu Cimon. Er war gespannt, ob der Nubier das bereits hinbekam.

    Bashir warf Cimon einen beunruhigten Blick zu. Er kannte nichts Schönes? Wie konnte ein Mensch nichts Schönes kennen? Hoffentlich verkaufte sein Herr ihn niemals. Hoffentlich mußte er nie ein Leben fristen, in dem es nichts Schönes gab.


    "Es ist herrrlich, mit den Tierren zu leben. Wenn Du ihrr Verrtrrauen gewonnen hast, bekommst Du so viel mehrr wiederr, als Du gibst. Du wirrst sie verrstehen, auch wenn sie nicht sprrechen. Wirrst wissen, was sie brrauchen oderr wünschen. Warrst Du schon einmal bei einerr Geburrt dabei? Das Wunderr entstehenden Lebens! Es ist egal, ob bei Mensch oderr Tierr. Es ist ein Wunderr und etwas ganz besonderres, es errleben zu dürrfen. Mein Grroßvaterr schenkte mirr einmal ein Fohlen, als ich bei einerr Geburrt dabei warr. Ich habe alles miterrlebt. Seine errsten Schrritte, seinen errsten Rregen, seinen errsten Gallopp. Und ich durrfte ihn einrreiten." Sein Blick verlor sich in der Ferne und er lächelte. Obwohl er nicht wußte, was aus seinem Freund geworden war. "Wirr lerrnten voneinander, wirr warren eins."

    Bashir beobachtete, wie Cimon in den Sattel stieg. Sah doch gar nicht so übel aus! "Du kannst gut rreiten, wenn Dein Pferrd immerr das tut, was Du gerrade von ihm errwarrtest", erklärte Bashir seine Auffassung von einem guten Reiter. "Es muß Dich verrstehen und Du mußt Dein Pferrd verrstehen. Beobachte es. Schau Dirr seine Ohrren an, seine Kopfhaltung, sein ganzes Gebahrren. Es sprricht ohne Worrte." Sie ließen die Pferde zunächst ruhig gehen, damit sie langsam warm wurden. Dann folgte ein leichter Trab. Immer wieder schaute Bashir sich zu Cimon um. "Ich werrde Dirr gerrne helfen, ein noch besserrerr Rreiterr zu werrden. Weißt Du, bei meinem Volk gehörren Pferrde einfach zum Leben."

    Ablenken sollte er seinen neuen Freund. Das war gar nicht so einfach. Aber Bashir nickte natürlich und nahm sich auch fest vor, solch ein Thema nicht mal mehr ansatzweise zur Sprache zu bringen. Sie erreichten die Weide und Bashir öffnete zunächst das Tor und schloß es hinter ihnen auch gleich wieder. "Natürrlich dürrfen wirr rreiten. Dafürr sind wirr doch hierr. Es ist zwarr hin und wiederr auch ganz gut, sie an derr Longe laufen zu lassen, aber sie dürrfen auch nichts verlerrnen. Kannst Du gut rreiten, Cimon?" Noch während er sprach, schwang sich der Parther in Hektors Sattel. Sein nahezu steifes Knie schien ihn dabei nicht weiter zu behindern. "Das mit den Übungen halte ich fürr eine gute Idee. Bestimmt dürrfen wirr die Dinge mitbenutzen, die bei den Rreiterrübungen benutzt werden. Das sind einfache Wippen und auch kleine Sprrunghinderrnisse."

    "Komm, laß uns zurr Weide gehen. Dorrt sind wirr viel ungestörrterr." Vor allem war dort kein Knecht in der Nähe, der vielleicht lauschte, was die beiden zu reden hatten. Bashir setzte sich mit Hektor in Bewegung und erst draußen, als sie Platz genug hatten, um nebeneinander zu gehen, ergriff er wieder das Wort. "Ein Zeichen? Tätowierrt? Wie sieht solch ein Zeichen denn aus? Wo wirrd es angebrracht und wie grroß ist es?" Bashir hatte ja auch nicht so sehr viel Erfahrung mit der Sklaverei. Und daß in Rom solche Dinge durchaus üblich waren, wußte er auch noch nicht.


    "Du tust mirr wirrklich leid, Cimon. Heute Nachmittag? Ich bin frroh, daß mein Herrr so etwas nicht von mirr verrlangt." Er war im Grunde genauso verwirrt, wie Cimon. Alle Sklaven der Aurelier hatten so etwas? Es war ihm noch nie aufgefallen, also konnte es weder allzu groß, noch allzu aufdringlich sein. Trotzdem, es war eine Zeichnung fürs Leben und somit fand Bashir es ziemlich grausam. Was war denn, wenn Cimon doch einmal freigelassen wurde? Oder ließen die Aurelier nie jemanden frei? Das war merkwürdig. Sehr merkwürdig sogar. "Kann ich... kann ich irrgendetwas tun, um Dirr zu helfen?"

    Bashir schüttelte den Kopf. "Nein, bei mirr warr es nicht so. Aberr ich hörrte es von anderren Sklaven. Wie es in Rrom sein wirrd, kann ich Dirr nicht sagen. Ich kenne die Familie nicht. Aberr sei frroh, daß Du nicht den Flavierrn gehörrst. Von denen habe ich schrreckliche Dinge gehörrt, wie sie mit ihrren Sklaven umgehen. Von Deinerr Familie habe ich sowas nicht gehörrt." Gut er kannte auch niemanden, der den Aureliern diente. Doch er wollte Cimon schließlich keine Angst machen. "Es wirrd schon gehen. Du gehörrst doch Aurrelius Urrsus und nicht den anderren. Hab keine Angst, Cimon. Wenn Dein Herrr so gut ist, wie Du mirr errzählt hast, dann wirrd er darrauf achten, daß es Dirr gut geht." Hoffte er jedenfalls für seinen neuen Freund.


    "Ja, ich frreue mich auch schon darrauf. Jetzt muß nurr noch Dein Herrr einverrstanden sein." Cimon schnappte sich die Karre und schaffte den Mist fort. In der Zeit streute Bashir Hektors Box neu ein. Dann sattelten sie die Pferde und reinigten die Stallgasse. Da Cimon merkwürdig still war, sagte auch Bashir eine ganze Weile nichts. Erst als er gerade fertig war mit Hektor, ergriff Cimon wieder das Wort. Und stellte eine für Bashir eigenartig klingende Frage. "Nein, ich habe kein Zeichen. Was fürr ein Zeichen meinst Du? Hast Du denn eines? Die meisten Sklaven tragen eine Tafel um ihren Hals, wenn sie das Haus verlassen."

    "Da denkst Du bestimmt rrichtig. Je schneller wirr hierr ferrtig sind, umso mehrr Zeit können wirr damit verbrringen, mit den Pferrden zu arrbeiten." Während Bashir sprach, arbeitete er unbeirrt und sorgfältig weiter. Und hörte zu, wie Cimon offensichtlich begeistert von seinem Herrn erzählte. Anscheinend hatte er ein ähnliches Glück gehabt, wie Bashir mit Reatinus. Der Parther klopfte Hektor liebevoll den Hals.


    "Err hat Dich selbst Kleidung kaufen lassen? In derr Stadt? Das ist ungewöhnlich. Die meisten Herrren lassen einen errst nach Wochen aus dem Haus. Und was errzählen die anderren Sklaven so? Wirrd es in Rrom auch so sein oderr ist dorrt alles anderrs?" Dort mußte Cimon ja ein großer Haushalt erwarten. Hoffentlich waren die da nicht so wie die Flavier. Bashir erinnerte sich mit Grauen an die Dinge, die Phraates über die Flavier berichtet hatte.


    Die Box war dran und Bashir sorgte dafür, daß die Schubkarre schnell gefüllt wurde. "Ja, das ist eine gute Idee, das Sattelzeug auf derr Weide einzufetten und auszubesserrn. Dann können wirr das gute Wetterr genießen und ungestörrt rreden." Solange sie ihre Arbeit erledigten, konnte doch kaum jemand etwas dagegen haben.


    "Ich habe meinen Herrrn auch schon gefrragt. Err hat nichts dagegen, daß wirr trrainierren. Aberr err sagte, daß ich die Ferrtigkeiten nicht zu unpassenden Gelegenheiten anwenden soll. Das würrde ich eh nicht tun." Cimons Herr wollte also erst mit Reatinus sprechen. Das war auch gut. Dann gab es keine Mißverständnisse.

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Eine Bitte, die er so von einem Sklaven überhaupt nicht gewohnt war, dachte sich Reatinus und rieb sich das Kinn, bis Bashir mit seiner recht exotischen Bitte geendet hatte. Ehrlich gestanden, überforderte ihn diese Bitte in seiner Entscheidungskraft. Wozu musste sich ein Sklave in kämpferische Übungen unterweisen lassen? Was würde er damit wohl im Nachhinein anstellen?
    Reatinus wusste selbst nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, positiv zu antworten. Vielleicht war es sogar das große Vertrauen, welches er in den Parther als Sklave steckte, denn er war eifrig und immer zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Trotz seines Beines, wohlgemerkt!
    "Na gut", sprach Reatinus nachdenklich, "Aber wehe, ich sehe dich diese Fertigkeiten an den falschen Momenten ausüben, dann hat sich die Sache wieder! Verstanden?"



    Bashir konnte sehen, wie es in seinem Herrn arbeitete. Wie er über diese ungewöhnliche Bitte nachdachte. Und es dann tatsächlich erlaubte! Freudestrahlend blickte er Reatinus an. "Herrr, ich werrde es gewiß nicht im falschen Moment anwenden. Ich bin ja ausgebildeterr Soldat, Herrr. Und hatte seit ich bei Dirr bin noch nie Verranlassung, meine Fähigkeiten anzuwenden. Es geht ja auch mehrr darrum, Cimon zu unterrrichten. Ich würrde nurr kämpfen, wenn Du es von mirr wünscht oderr wenn es Deinem Schutz dient." Sein eigenes Training war dabei nicht wichtig. Mit seinem Bein konnte er ohnehin kein guter Kämpfer mehr werden.

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus lächelte und hörte seinem loyalen Sklaven bis zum Ende zu. Beruhigend antwortete er anschließend: "Um mein Vertrauen zu verlieren, musst du mich nach deinen guten Diensten aber übel hintergehen!" Und so war es letzten Endes auch, denn Bashir hatte so gute Dienste geleistet, dass Reatinus ihm ausnahmslos vertraute.
    Immerhin hatte er den Parther schon einmal mitsamt eines Pferdes und wertvoller Ware nach Rom geschickt. Der Mann kam nicht nur selbst zurück, er brachte sogar das Pferd in bestem Zustand wieder zurück. Wie könnte ein Herr einem solchen Sklaven nicht trauen, den er mit solcherlei Aufgaben betrauen konnte. "Ich habe kein Problem damit", meinte Reatinus, "Aber sei nicht so unsicher, rede normal mit mir!"
    Mit diesen Worten klopfte Reatinus seinem Untergebenen auf die Schulter und verschwand anschließend um die Ecke, um seine Gemächer aufzusuchen. Er wollte sich unbedingt frische Kleidung überstreifen!


    Wieder einmal erwies sich, was für ein Glück Bashir mit seinem Herrn hatte! "Danke fürr Dein Verrtrrauen, Herrr!" Normal mit ihm reden. Das war nicht so einfach, denn er war nun einmal ein Sklave und Reatinus der Herr. Aber er würde es versuchen. Wenn es jemand wert war, jeden seiner Wünsche zu erfüllen, dann Artorius Reatinus. Kurz blickte Bashir seinem Herrn noch nach, dann beeilte er sich, die Rüstung zu holen und sie für den nächsten Tag zu reinigen.

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Obwohl er normalerweise nach Feierabend komplett ausgelaugt und aufgebraucht war, hatte Reatinus einen besonders guten Tag erwischt, was sich in seiner guten Laune widerspiegelte. Und an der Tatsache, dass er nach diesem Feierabend beinahe merkwürdig fit und lebendig war. Sogar Baldram staunte, als der Hausherr durch die Eingangspforte marschierte, in ungewöhnlich schnellem Schritt. Bashir erwartete seinen Herrn wie so üblich auch persönlich und half ihm bei der Versorgung, was schnell geschehen war.
    Eine Bitte hatte der Parther, die Reatinus wie sonst immer gewillt war, anzuhören. "Dann sprich, Bashir!"


    "Danke, Herrr." Bashir nickte und kam auch sofort zur Sache. "Herrr, als ich heute Hektorr verrsorrgte, lerrnte ich Cimon kennen. Err ist derr neue Sklave von Trribun Aurrelius und soll sein Pferrd verrsorrgen. Wirr kamen ins Gesprräch und err sagte, sein Herrr wünscht, daß er Kampfferrtigkeiten trrainierrt und errlernt. Einiges kann err schon, weil ein frrüherrerr Herrr ihn von einem Gladiatorr und einem ehemaligen Centurrrio trrainierren ließ. Da ich aberr noch anderre Kampfferrtigkeiten kenne, hat err mich gefrragt, ob ich ihm nicht beibrringen kann, was ich weiß und kann. Ich sagte ihm schon, daß ich kein guterr Soldat warr, aberr ich glaube, ihn rreizt es, daß ich aus einem anderren Land komme und anderrs trrainierrt wurrde. Es warr nurr eine Idee, Herrr. Er will seinen Herrrn auch noch danach frragen." Bittend schaute er seinen Herrn an. Gerne würde er seine Fähigkeiten auffrischen, schließlich hatte er sie mit viel Schweiß und auch Blut erlangt.

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    "Nein", meinte Reatinus autoritär, "Das war richtig." Der Artorier jedoch musste ein wenig ob der furchtsamen Untertons des Parthers staunen. Er war doch immer verhältnismäßig gut zu seinem Haushalt gewesen, weshalb er nicht verstand, warum man Angst vor ihm haben würde. Er war doch kein Tyrann, im Gegenteil.
    "Du fürchtest mich? Bin ich denn so schlecht", versuchte Reatinus schmunzelnd aufzulockern.



    Bashir schüttelte heftig den Kopf. "Nein, Herrr, ich fürrchte nicht Dich oderr eine Strrafe, sollte ich einen Fehlerr gemacht haben. Nie warrst Du ungerrecht zu mirr oderr zu einem derr anderren Sklaven! Ich fürrchte nurr, Dein Verrtrrauen zu verrlierren." Er schaute seinen Herrn offenherzig an. "Ich wollte nurr frreundlich zu dem Soldaten sein, Herrr. Ich bin ein Parrtherr, ein Feind fürr diese Männerr. Sie haben gegen uns gekämpft. Ich möchte, daß sie wissen, daß ich zwar als Soldat gegen sie kämpfte, aberr nicht ihrr perrsönlicherr Feind bin. Ich bin jetzt ein Sklave, niemand befielt mirr mehrr, gegen sie zu kämpfen. Ich möchte einfach, daß sie... daß sie mich nicht hassen. Aberr noch wenigerr möchte ich, daß Du unzufrrieden mit mirr bist, Herrr."

    Am Abend, nachdem Bashir den neuen Sklaven des Tribuns Aurelius kennengelernt hatte, begrüßte er seinen Herrn, als dieser heimkam. Er nahm ihm die Rüstung ab, brachte die bequemen Hausschuhe und die obligatorische Wasserschüssel. Etwas zu trinken natürlich ebenfalls, wie es sich gehörte. Erst, nachdem sein Herr versorgt war und es sich bequem gemacht hatte, wagte er, das Wort an ihn zu richten. "Dominus, errlaubst Du mirr, eine Bitte zu äußerrn?", fragte er vorsichtig, denn er wußte wohl, daß seine Frage kein einfache war.

    Bashir hatte noch einige Arbeiten zu erledigen gehabt, bevor er in den Stall gehen konnte. So war er heute ein wenig später als sonst vor Ort. Und staunte nicht schlecht, als er Cimon bereit mit beiden Pferden beschäftigt sah. "Salve, Cimon", grüßte er erfreut. "Man, Du hast ja schon schwerr geschuftet, womit habe ich das verdient?" Er begrüßte Hektor und Arbo durch Streicheleinheiten und jeweils eine halbe Karotte. Dann griff er sich schnell einen Striegel und begann damit, Hektor zu bearbeiten.


    "Na, wie warr die errste Nacht im neuen Heim? Lebst Du Dich schon ein? Wie ist Dein Herrr so?" Bashir war natürlich neugierig. Cimon war ein ungewöhnlicher Mann, wie er fand. Und von Tribun Aurelius wußte er nicht allzuviel. Nur das, was er am Rande mitbekam. Und daß er mit seinem Herrn befreundet war.

    Bashir war auch nicht wenig stolz darauf, daß sein Herr ihm so vertraute und zeigte diesen Stolz auch. "Es warr grroßarrtig, Cimon! Diese Stadt ist hat zwarr auch echt finsterre Seiten, aberr diese Bauwerrke und derr ganze Trrubel und was es da alles gibt! Dinge aus aller Welt, Menschen aus aller Welt! Ich muß schon sagen, die Römer brringen wirrklich was zustande." Seine Augen strahlten in Erinnerung an das Erlebte. "Du hast noch nie Entscheidungen fürr Dich getrroffen? Oh, das kann man lerrnen. Wenn Dein Herrr ein guterr Herrr ist, dann wirrd err es Dich mit derr Zeit lehrren." Sie arbeiteten Hand in Hand weiter. Bashir war Cimon tatsächlich dankbar dafür, daß der die Box übernahm und ihm das Pferd überließ. Nicht, daß es ihm viel ausmachte, die Box zu säubern, aber natürlich war die Arbeit am Pferd viel angenehmer. "Gut, dann morrgen vorrmittag, ja? Ich denke schon, daß wirr uns hierr trreffen werrden. Wenn derr Herrr aus dem Haus geht, dann komme ich fürr gewöhnlich hierrherr. Dein Herrr wirrd sicherr etwa zur gleichen Zeit zum Dienst müssen."
    Schade, daß Cimon sich bereits verabschiedete. Doch Bashir hatte natürlich Verständnis dafür. "Danke für Deine Mithilfe, Cimon. Bis morrgen!" Ein wenig bedauernd blickte er seinem neuen Freund nach, dann brachte er Hektor in die Box zurück und fütterte ihn mit Heu.

    Auch Bashir schaute nachdenklich drein, als er Cimons Blick sah. Auch er hatte mit der Arbeit innegehalten und kraulte Hektor gerade nur. Man konnte förmlich sehen, wie es in Cimon arbeitete, wie er Bashirs Erzählung mit selbst Erlebtem verglich. Und natürlich interessierte es Bashir, zu welchem Ergebnis Cimon dabei kam.


    "Ja, ich glaube auch, daß es so sein wirrd. Stell Dirr vorr, mein Herrr hat mich sogarr schon einmal nach Rrom geschickt, um dorrt etwas fürr ihn zu errledigen. Ich hatte seine Errlaubnis, mirr die Stadt ein wenig anzusehen und etwas Geld hatte err mirr auch dafürr gegeben. Nie wärre mirr die Idee gekommen, zu fliehen. Wo sollte ich auch hin? Wo mich verrrstecken? Nein, es geht mirr hierr gut und ich mag meinen Herrrn, warrum sollte ich sein Verrtrrauen mißbrrauchen? Err besitzt meine Trreue und hat sie auch verrdient." Erst als er all dies aussprach, wurde ihm so richtig klar, wie wahr es tatsächlich war.


    "Ich werrde meinen Herrrn ebenfalls frragen. Es kann ja auch nicht schaden, wenn ich meine Fähigkeiten auffrrische." Gerade bei Kampfesfertigkeiten brauchte es regelmäßige Übung, um gut zu bleiben. Nicht umsonst verbrachten die Soldaten hier täglich Stunden mit Training. "Derr Mann hatte Rrecht. Auch ein Pferrd muß immerr wiederr laufen, um ausdauerrnd zu bleiben. Und man muß es rreiten, damit es nicht verrlerrnt, die Zeichen zu errkennen, mit denen man ihm sagt, was es tun soll. Ich bewege Hektorr jeden Tag. Sollst Du das mit Arrbo auch tun?" Wenn sie sich mit den Zeiten absprachen, konnten sie das zusammen tun. Das würde gleich noch etwas mehr Spaß machen.


    Noch während er sprach, sah er die Veränderung in Cimons Miene. Traurige Erinnerungen schienen ihn zu überkommen und Bashir wartete leicht beklommen ab. Was mußte Cimon schreckliches durchgemacht haben, wenn er davon sprach, daß er nicht einen Tag ohne Schläge erlebt hatte? Der Parther wartete. Bis endlich Cimon wieder aufschaute, mit einem eigenartigen Lächeln auf den Lippen. "Da gibt es nichts zu verrrzeihen. Solange wirr uns jetzt rranhalten." Er lächelte ebenfalls und machte schwungvoll und fleißig mit der Arbeit weiter.

    Bashir seufzte. Es war eben alles relativ. Als er sah, wie liebevoll Cimon mit den Pferden umging, lächelte er aber schon wieder. Wer so zu Tieren war und auf wen Tiere so reagierten, der konnte kein schlechter Mensch sein. "Frrei... Nicht als Sklave, wenn Du das meinst. Aberr mein Vaterr ist ein sehrr strrengerr Mann. Err ist Soldat und sein Vaterr warr Soldat und auch dessen Vaterr. Deshalb mußte auch ich Soldat werrden, denn derr Sohn folgt dem Vaterr." Die Stimme des Sklaven hatte einen bitteren Ausdruck angenommen. "Ich wollte nie Soldat werrden. Den Dienst empfand ich immerr als Schinderrei. Ich warr nie gut. Nurr als Rreiterr. Pferrde warren immerr mein Leben. Ich wollte gerrne Pferrde züchten. Das warr mein Trraum. Doch mein Vaterr wurrde sehrr wütend, als ich das einmal sagte. Nein, Cimon. Ich bin hierr viel frreierr, als ich es in meinem alten Leben je warr. Und seit ich vom Sklavenhändlerr forrt bin, habe ich keine Schläge mehrr errtrragen müssen. Frreiheit... ich glaube, ich warr nie frrei." Bashir zuckte mit den Schultern, das war Vergangenheit.


    "Gerrne zeige ich Dirr, was ich kann, wenn unserre Herrren es errlauben. Aberr wie ich schon sagte: Ich warr nie ein guterr Soldat. Aberr ich weiß, wie trrainierrt werrden muß und kann Dirr zeigen, worrauf Du achten mußt. Ich weiß nicht, ob ich Dirr so ein guterr Lehrrerr sein kann wie die, die Du schon hattest." Bashirs Tonfall war bescheiden, er wußte sehr wohl um seine Unvollkommenheit als Krieger.

    Es war tatsächlich, als wollte Hektor die Worte Bashirs bestätigen. Kaum hatte er den Apfel gierig verschlungen, begann er damit, Cimon gründlich abzusuchen, soweit er durch Verbiegen des Halses an ihn herankam. Vielleicht hatte der ihm ja auch etwas mitgebracht? Einen Versuch war es allemal wert, schien der Wallach sagen zu wollen.


    "Die hat err in derr Tat. Err findet jede noch so kleine Leckerrei." Sein Tonfall zeigte deutlich, daß er dem Pferd das nicht übel nahm, sondern echte Zuneigung zu ihm empfand. Er lehnte sich leicht gegen Hektors Schulter, während er nach dem Bein griff. Wie gewohnt gab Hektor willig den Huf, damit Bashir ihn gründlich reinigen konnte.


    "Das ist die kürrzeste Lebensgeschichte, die ich je gehörrt habe", staunte der Parther dann, als Cimon so leidenschaftslos über sich berichtete. "Ich warr ein Soldat im parrthischen Heerr. Ein Bogenschütze zu Pferrd. Im Krrieg wurrde ich dann verrwundet, daherr mein kaputtes Bein, und gerriet so in Gefangenschaft. Aberr mein Leben damals warr nicht schön. Und hierr geht es mirr gut. Ich habe einen guten Herrrn. Solange man seine Arrbeit gut tut und sich orrdentlich benimmt, hat err nichts dagegen, wenn man selbst ein wenig glücklich ist. Nein, ich stehe nicht sehrr weit oben. Wirr haben eigentlich nurr einen Sklaven im Haus, derr höherr steht, als wirr anderen. Das ist Aleksandrros. Err ist auch ein sehrr fairrer und guterr Mann. Wirr anderren Sklaven stehen alle gleich. Ich hatte grroßes Glück, bei Trribun Arrtorrius zu landen. Lange Zeit hatte mich keinerr haben wollen wegen des Beines. Dann kaufte mich eine junge Frrau fürr wenig Geld. Sie ist aberr leiderr so arrm, daß sie mich nicht längerr behalten konnte. Dabei warr sie eine gute Herrrin. Sie hat sogarr einen Medicus kommen lassen fürr mein Bein. Irrgendwann hat sie mich an meinen jetzigen Herrn verrkauft. Es warr ihrr wichtig, daß ich in gute Hände komme."

    Dieser Mann war gewiß schon sein Leben lang Sklave. So erschien es Bashir zumindest. Wie leicht es ihm fiel, unterwürfig zu sein! Sicher war er sehr teuer gewesen, so kräftig wie er aussah. Nicht so wie Bashir, der ja hinkte und den lange niemand hatte kaufen wollen. "Errfrreut, Dich kennenzulerrnen, Cimon. Ja, ich kümmerre mich fürr meinen Herrrn um Hektorr. Err ist ein brraves Pferrd, nurr etwas sehrr verrfrressen." Der Parther lachte leise und trat in die Box, um Hektor herauszuholen. Dabei sprach er leise mit dem Tier und klopfte ihm den Hals. Noch während er herausgeführt wurde, beschnupperte Hektor den Sklaven, um nach Eßbarem zu suchen. Und tatsächlich schien da etwas in der Tasche zu sein. Hektor schnaubte ein wenig ungeduldig, während Bashir ihn in der Stallgasse anband.


    "Siehst Du, err hat den Apfel gefunden, den ich fürr ihn habe." Lachend holte Bashir das Obst aus der Tasche und hielt es Hektor hin. Der schnappte gierig danach und zerkaute den Apfel dann genüßlich, wobei ihm der Fruchtsaft schäumend vom Maul fiel.


    "Wenn Du Zeit und Lust hast, darrfst Du mirr gerrne helfen. Dann können wirr uns noch ein wenig unterrhalten. Ich gebe zu, ich bin ein neugierrigerr Mensch. Woherr kommst Du? Und wie hat es Dich hierrherr verrschlagen?" Er reichte Cimon den Striegel, während er selbst sich an die Hufe machte.