Beiträge von Bashir

    Leise vor sich hinsummend betrat Bashir den Pferdestall. Er war ein wenig spät dran, sicher wartete Hektor schon. Doch Bashir hatte als Entschädigung einen schönen, frischen Apfel eingesteckt. Wie er Hektor kannte, war der Apfel innerhalb eines Wimpernschlages in seinem gierigen Schlund verschwunden. Er grinste sich eins, als er den Stallgang entlang schritt. "Salve", grüßte er höflich Antoninus, den er schon öfter hier gesehen hatte. Und dann erblickte er Cimon, der sich offensichtlich um das Pferd in der Nachbarbox kümmerte. Gehörte das nicht Tribun Aurelius? "Salve. Mein Name ist Bashirr, ich bin Sklave im Hause des Trribuns Arrtorrius. Bist Du ein neuerr Knecht oderr ein Sklave von Trribun Aurrelius?" Gut, das war sehr neugierig gefragt, aber immerhin war so etwas doch für einen Sklaven von Interesse. Immerhin gab es nicht viele Leute, die sich mit Bashir unterhielten. Und ein Sklave, der auch das Pferd seines Herrn versorgte, noch dazu in der Nachbarbox, das war doch mal was!

    Bashir eilte sogleich herbei, um seinem Herrn aus der Rüstung und den Caligae zu helfen. Die weichen Hausschuhe waren bereit. Ebenso die Schüssel mit handwarmem Wasser und das saubere Handtuch. "Herrr? Ja, hierr ist eigentlich alles wie immerr. Nurr der Besucherr warr ungewöhnlich. Err hatte unbedingt auf Dich warrten wollen mit dem Bett. Du hättest es so befohlen, Herrr." Er konnte sich nicht vorstellen, auf was sein Herr sonst hinauswollte. "Ich unterrhielt mich mit ihm. Hätte ich das besserr nicht tun sollen?" Sein Tonfall verriet nun doch eine Spur von Furcht. Sah es sein Herr vielleicht nicht so gerne, wenn er sich mit den Soldaten bekannt machte?

    Auf die Geste seines Herrn hin verneigte sich Bashir respektvoll und beeilte sich, ins Haus zu kommen. Dort spülte er als erstes das Geschirr aus, um ihm den verräterischen Geruch zu nehmen, dann kehrte er ins Atrium zurück, da sicher der Herr gleich hereinkommen würde. Er wollte ihm gleich die Rüstung abnehmen, die bequemen Hausschuhe anreichen und eine Schüssel, damit er sich kurz waschen konnte.

    "Salve, Herrr." Bashir verneigte sich leicht, als sein Herr dazukam. Unauffällig lehrte er die Becher und den Krug hinter dem Baum, so daß die Ausgabe von Wein an den Soldaten eigentlich nicht herauskommen sollte. Er stellte das Geschirr ineinander. "Derr Soldat wollte warrten, um sicherr zu gehen, daß err Deinen Befehl korrrekt befolgt", meinte er erklären zu müssen.

    Da war er wohl ein wenig zu weit gegangen. So verstand er jedenfalls die fehlende Antwort auf seine Frage. Bashir senkte sofort den Blick und nickte. "Ja, wirr sind hierr wohl ferrtig. Ich gehe dann mal sehen, ob die anderren am Zelt meines Herrrn ferrtig sind. Vale, Centurrio." Er verneigte sich leicht und ging dann, um endlich auch das Zelt seines Herrn einzurichten, das inzwischen auch vollständig aufgebaut war.

    "Gibt es nicht auch Männerr, die fürr Errmittlungen eingesetzt werrden? Ich meine, ich hätte davon gehörrt. So etwas hätte ich als Soldat spannend gefunden." Bashir schaute den Soldaten prüfend an. "Bist Du nicht ehrrgeizig? Willst Du nicht einmal mehrr werrden?" Er selbst hatte auch keine großen Ambitionen gehabt, doch die meisten anderen Soldaten hatten auf Beförderungen hingearbeitet.

    Bashir zuckte mit den Schultern. "Das ist ganz unterrschiedlich. Meine feste Aufgabe ist es, das Pferrd meines Herrrn zu verrsorrgen und zu bewegen, wenn er es nicht brraucht. Ich errledige Botengänge, Einkäufe, betreue die Türr und bediene meinen Herrrn, wenn err heimkommt. Ansonsten fasse ich mit zu, wo es gerrade nötig ist. Manchmal eben auch beim Aufwischen des Fußbodens." Das machte ihm nichts aus. Viel Schmutz gab es in diesem Haus ohnehin nicht, so war es keine schwere Arbeit. "Hast Du eine Sonderraufgabe? Ich habe gehörrt, manche von euch haben besondere Aufgaben."

    "Dann wirrd err sicherr bald heilen", vermutete Bashir und machte sich sogleich daran, das Bett zusammenzubauen und aufzustellen. Er paßte gut auf, daß ihm nicht das Gleich passierte wie dem Centurio. Es dauerte nicht lange, bis die Schlafstatt des Centurios fertig aufgebaut war.


    "Sie behaupteten immerr, sie hätten keine Angst. Auch mein Vaterr sagte es. Err fand es verrachtenswerrt, Furrcht zu verrspürren." Es fiel Bashir schwer, seinen Vater als Lügner zu sehen. Aber offenbar war es doch so. Eigentlich hätte er es sich denken müssen, aber wenn man es von klein auf eingebläut bekam, daß man keine Angst zu haben hatte, dann glaubte man das halt. Wie lange hatte er angenommen, er sei ein Feigling!


    "In Panik bin ich nie verrfallen. Ich hatte Angst. Aberr ich hatte noch mehrr Angst davorr, ein Feigling zu sein und Schande überr die Familie zu brringen. So habe ich immerr getan, was alle von mirr errwarrtet haben. Auch im Kampf. Viel lieberr... hätte ich Pferrde gezüchtet und ausgebildet." Er seufzte. Wenigstens durfte er in seiner jetzigen Funktion das Pferd seines Herr pflegen.


    "Wolltest Du immerr Soldat sein? Hattest Du nie einen anderen Trraum?"

    Essiggeruch stieg in seine Nase, als das Wasser aus der Flasche floß. Bashir nickte zufrieden. "Das ist noch besserr. Das brrennt zwarr, aber Essig macht Wunden gut sauberr." Der Schal war schnell durchtränkt, dann begann Bashir, einen festen Verband anzulegen. Auch das machte er geschickt und ohne die geringste Unsicherheit. "Hoffentlich ist derr Knochen nicht gebrrochen." Das hatte er so nicht feststellen können. Und sicher wollte der Centurio für solch eine Untersuchung lieber den Arzt aufsuchen, als das einem fremden Sklaven zu überlassen.

    "Die Prritschen warren unbequem, die Bezahlung reichte kaum, um sich Diensterrleichterrungen bei den Offzierren zu errkaufen, das Essen warr kaum genießbarr. Geschlagen wurrde man auch oft, da haben die Offizierre nicht lange gefackelt. Soweit ich weiß, ist das alles bei euch genauso. Und nun? Das letzte mal geschlagen wurrde ich vom Sklavenhändlerr, das Essen hierr ist sehrr gut. Wirr bekommen, was derr Herrr übrrig läßt zu unserrem norrmalen Essen dazu. Die Betten sind bequem und die Arrbeit nicht schwerr. Gehorrchen mußte ich als Soldat auch. Und auch Dinge tun, die ich nicht gerrn tue. Nein, mein Leben hierr ist gut. Zumal ich sogarr das Pferrd meines Herrrn pflegen und rreiten darrf." Bashir zuckte mit den Schulterrn. "So hat jederr von uns beiden ein Leben, mit dem err zufrrieden ist. Das ist doch gut?" Er schenkte noch einmal nach, als er merkte, daß der Becher des Soldaten leer war.

    "Als mein Pferrd stürrzte, warr es vorrbei. Ich wußte es in dem Moment, als es zusammenbrrach. Mein Bein... ich hätte noch kämpfen können, wenn mein Pferrd nicht getrroffen worrden wärre... Du hattest auch Angst? Du? Du siehst nicht aus wie ein Mann, derr Angst im Kampf hat", staunte Bashir. Noch nie hatte ein anderer Mann ihm gegenüber zugegeben, daß er ebenfalls Angst hatte. Sonst behaupteten immer alle, sie seien furchtlos.


    Ein Aufschrei ließ Bashir sofort alle Gegenstände fallen lassen. Der Centurio hatte sich den Finger eingeklemmt. Sofort griff Bashir nach der Wasserflasche des Offiziers. "Soforrt kühlen, damit es nicht anschwillt", sagte er und zögerte nicht, sofort zu handeln. Er ließ langsam Wasser über den Finger laufen und suchte mit seiner Hand nach einen Stück Tuch, das er anfeuchten konnte.

    Als der Centurio den Tisch auf die Füße wuchtete, griff Bashir bereits zu den Teilen des nächsten Möbels und begann, es zurechtzulegen und zusammenzusetzen. "Auf beiden Seiten sind sehrr viele gute Männerr gestorrben. Und viele gefangen worrden. Nein, ich warr nicht frreiwillig Soldat. Mein Vaterr wollte es so. Und als guterr Sohn hatte ich ihm zu folgen." Er atmete tief durch. "Ich... hatte grroße Angst in dem Kampf... Es warr meine errste Schlacht. Und hoffentlich meine letzte." Es fiel ihm nicht leicht, das zuzugeben. Schon gar nicht vor einem Mann, der der Inbegriff eines Soldaten zu sein schien.

    Sim-Off:

    @Vestinus: Ich schätze, wir sollten auf die junge Dame warten, also bitte nicht ignoriert fühlen



    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Was? Na, dann bin ich ja fast froh, dass wir Parthia nicht erobert haben, wenn das Leben dort so ungemütlich ist, dass du lieber hier bist." Der Soldat schüttelte ungläubig den Kopf. Er war froh, den Feldzug überlebt zu haben. Nur das zählte. "Aber wenn ich mir dein Leben hier anschaue, scheint es echt nicht stressig zu sein."



    "Das Leben in Parrthia kann sogarr sehr bequem und schön sein. Aberr nicht als Soldat." Er zuckte mit den Schultern. Auch das Leben der römischen Soldaten fand er nicht erstrebenswert. "Es ist nicht so, daß ich nichts zu arrbeiten hätte. Aberr von niemandem hierr wirrd unmögliches verrlangt. Ich habe sehrr viel Glück gehabt mit meinem Herrrn." Zumindest seinen Sklaven gegenüber verhielt sich Reatinus sehr anständig. Wie das den Soldaten gegenüber war, konnte er dagegen nicht so genau beurteilen.

    Bashir neigte leicht den Kopf. "Mein Name ist Bashirr. Ich bin Sklave im Haus des Trribun Arrtorrius Rraetinus. Und darrf ich auch Deinen Namen errfahrren? Damit ich meinem Herrrn sagen kann, werr als Zeuge gedient hat?", fragte er höflich und bescheiden. Dabei flog sein Blick immer mal wieder neugierig zu der jungen Sklavin. Sie war sehr hübsch. Und noch sehr jung. Sicher fühlte sie sich grauenhaft.

    Ein wenig überrascht schaute Bashir den Boten an. Und meinte dann zu dem Soldaten: "Der Herrr ist leiderr nicht da. Aberr err hat Anweisungen hinterrlassen fürr diesen Fall." Er wandte sich nun an den Bote und lächelte die Sklavin auch kurz freundlich an. "Das ist die neue Sklavin, ja? Einen Moment bitte." Er ging zurück ins Haus und kam mit einem Geldbeutel zurück. Diesen übergab er zunächst dem Soldaten. "Bitte vergewisserre Dich überr die Summe. Dann gibt es einen Zeugen, daß das Geld gezahlt worrden ist." Immerhin ging es um eine große Summe. 50 Aurei waren ein Vermögen. Und es machte Bashir nicht wenig stolz, daß sein Herr ihm so sehr vertraute.

    Auch bei Bashir löste sich die Anspannung noch nicht. Man konnte dem Centurio ansehen, wie ihn Erinnerungen überfielen. Und auch Bashir ging es nicht anders. Er hatte diesen Tag als höllisch in Erinnerung. Und das nicht nur wegen seiner Verletzung. Damals hatte er erst richtig begriffen, daß er kein guter Soldat war. Er hatte schreckliche Angst gehabt. Sicher, er hatte trotzdem gekämpft. Aber es war sehr schwer gewesen. Und seine Hand hatte allzusehr gezittert. "Ich warr bei den berrittenen Bogenschützen", erklärte er mit immer noch leiser Stimme. Er folgte dem Centurio und begann im Zelt sogleich, das Feldbett aufzustellen. "Ich wurrde verrletzt und stürrzte. Als ich wiederr zu mirr kam, warr ich gefangen."

    Und die Tür wurde auch erstaunlich schnell aufgetan. Es war Zufall, daß Bashir gerade nichts zu tun gehabt und zum Türdienst verdonnert worden war. Er machte das ganz gerne. Da konnte man sich auf dem Hocker in der kleinen Nische auch mal ein kleines Nickerchen erlauben. Als er die Tür öffnete, sah er einen Soldaten, einen ihm unbekannten Mann und eine junge Frau vor sich. Vor Erstaunen runzelte er die Stirn. "Salvete. Was kann ich fürr euch tun?", fragte er höflich.

    Als Licinus stehen blieb, blieb auch Bashir stehen. "Ja, Herrr", nickte er, ein wenig eingeschüchtert von dem scharfen Ton. "Ja, das ist eine Krriegsverrletzung. Es warr Edessa, Herrr." Noch immer hielt er die Sachen in der Hand, dier er ins Zelt bringen wollte. Er hatte sich unwillkürlich versteift, als erwartete er einen Angriff in irgendeiner Form. Schließlich konnte man nie wissen, wie jemand reagierte. Vielleicht hatte der Centurio gerade in dieser Schlacht Angehörige verloren und würde ihn dafür büßen lassen?


    "Sehrr errfrreut, Dich kennenzulerrnen, Centurrio Iulius", erwiderte Bashir höflich, während er die Sachen leicht hinkend ins Zelt trug. Er hatte gar nicht daran gedacht, daß die Nächte hier so warm waren. Die Reise war durch die Berge gegangen und sie waren froh über Decken und Felle in der Nacht gewesen. Denn die waren empfindlich kalt gewesen. Nun, dann hatte er für seinen Herrn wohl zuviel eingepackt. "Nein, ich bin noch nicht lange in Italia. Ich warr zuletzt in Germanien. Aberr eigentlich stamme ich aus Parrthien..." Die letzten Worte sagte er etwas leiser. Nur weil der Soldat neulich locker darauf reagierte, mußte das für andere nicht genauso gelten.