Bashir grinste ein wenig schief. "Das habe ich nicht mehrr mitbekommen. Ich habe von euch nurr auf die Mütze bekommen." Er mochte gar nicht daran denken, was es bedeutete, wenn eine siegreiche Legion plündernd durch die Stadt zog. So war der Krieg. Jeder Krieg. "Ich habe nicht einmal mehrr mitbekommen, wie die Stadt fiel." Er zuckte mit den Schultern. "Soldaten müssen damit rrechnen, zu sterrben. Oder verrsklavt zu werrden. So ist die Welt. Und wenn ich ehrrlich bin: Mein jetziges Leben ist besserr als das Soldatenleben."
Beiträge von Bashir
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Original von Marcus Iulius Licinus
"Herzurichten gibt es da nicht viel." erklärte Licinus, schließlich reißte Licinus ziemlich spartanisch. Gemeinsam gingen sie zu dem Wagen und Licinus erklärte
"Das Feldbett, die zwei Tische, die Klappstühle und meine persönliche Truhe, mehr ist es nicht. Kannst mir aber gleich noch beim verzapfen der Tische helfen.
Wie heißt du eigentlich?"
Auch wenn sein gegenüber nur ein Sklave war, so mochte es Licinus doch nicht, ihn immer nur mit "du" und "Sklave" zu betitulieren.
Während er sprach Griff er nach der Kiste mit seinen persönlichen Habseligkeiten und dem Verwaltungszeug der centuria. Diese würde er slebst tragen, da vertraute er nicht mal seinen Männern, geschweige denn einem völlig Fremden.Bashir klemmte sich so viel unter den Arm, wie er vermochte. "Mein Name ist Bashirr, Herrr. Und darrf ich frragen, wie Dein Name lautet?" Seine Frage stellte er ein wenig leiser. Er wußte nicht, ob der andere es nicht als vermessen betrachtete, daß ein Sklave ihn nach seinem Namen fragte. Aber er war sicher, daß sein Herr später fragen würde, wem er denn geholfen hatte. Und da wollte er eine ordentliche Antwort geben können. Wert auf große Bequemlichkeit schien der Mann jedenfalls nicht zu legen. "Wo sind denn die Felle und Decken fürr Deine Schlafstatt, Herrr?"
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Oh, erst jetzt merkte Bashir, daß der Soldat wohl von anderen Voraussetzungen ausgegangen war. Er wurde ein wenig rot. "Ja, ich bin ein Parrtherr", bestätigte er leise und schluckte schwer. "Und ja, es ist verrdammt scheiße fürr uns gelaufen." Er klopfte auf sein Knie, das ihn immer noch hinken ließ. Dann zuckte er mit den Schultern. "Und jetzt bin ich hierr."
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Es war eigentlich eine ganz nette Sache gewesen, den Männern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Das Zelt seines Herrn war ja noch nicht fertig aufgebaut. Und sein Herr gerade anderweitig abgelenkt, so daß Bashir gerade nichts zu tun gehabt hatte. Doch dieser Luxus währte nicht lange. Ein Offizier sprach ihn an und befahl ihm, mit anzufassen. Eigentlich war er ja Privatbesitz, doch gerade in diesem Moment war von seinem Herrn nichts zu sehen. Verflixt aber auch. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als der Anweisung zu folgen. Außerdem konnte es nicht schaden, bei den Männern ein paar Pluspunkte zu sammeln. "Ja, Herrr", sagte er also bereitwillig und griff sich einige Gepäckstücke, um sie in das Zelt zu tragen. Das Zelt war noch in keinster Weise eingerichtet, wie Bashir kaum übersehen konnte. "Soll ich Dirr helfen, es herrzurrichten? Mein Herrr brraucht mich offenbarr gerrade nicht", bot er sogar an. "Zumindest so lange, bis sein Zelt ferrtig aufgebaut ist. Dann muß ich seines einrrichten."
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Der Sodat nahm das erstaunlich ruhig auf und Erleichterung machte sich in Bashir breit. "Ich bin sehrr frroh, daß Du das so lockerr siehst. Bei derr Legio II warr das kein Prroblem, weil die ja nicht bei dem Feldzug dabei warren. Aberr hierr habe ich befürrchtet, daß mirr Feindschaft entgegenschlagen würrde. Ich habe schließlich auch nurr Befehle befolgt." Außerdem war er nun ein Sklave, damit hatte er doch wirklich mehr als genug bezahlt.
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Bashirs Verlegenheit war ihm ohne Schwierigkeiten anzusehen. Er atmete tief durch. Wenn er jetzt nicht mit der Sprache herausrückte, würde er nur Mißtrauen hervorrufen. "Weil...", er räusperte sich, bevor er weitersprach, "weil ich auch dorrt warr."
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Bashir zuckte mit den Schultern. "Auch in Edessa? Warrst Du dorrt?" Es fühlte sich so eigenartig an, bei einem Mann zu sitzen, der damals vermutlich gegen ihn gekämpft hatte. Ob der ahnte, daß Bashir auch dort gewesen war? Wie er wohl reagieren würde, wenn er es erfuhr? Der Parther drehte den Krug in seinen Händen, um seine Verlegenheit zu überspielen.
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"Zehn Jahrre, das ist eine lange Zeit. Sind zwanzig Jahrre die norrmale Zeit?" Bashir mußte zugeben, daß er von diesen Dingen nicht viel wußte. "Du warrst also dorrt? Darrf.... darrf ich frragen, wo genau Du dabei warrst?" Ob sein Gegenüber überhaupt wußte, daß er einen ehemaligen Feind vor sich hatte? Vielleicht war es besser, wenn nicht. Am Ende haßte er ihn dafür.
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Bashir staunte ja nicht schlecht, daß der Mann sich doch entschloß, abzuladen und hier zu warten. Aber dann grinste er. Vielleicht hätte er es auch nicht anders gemacht, wenn er an seiner Stelle wäre. Wortlos faßte er mit an, als das Bett abgeladen wurde und half, es in den Schatten zu stellen. "Wenn Du mich nicht verrrätst, mische ich Dirr ein wenig Wein in das Wasserr." Er zwinkerte dem Soldaten zu und kam kurze Zeit später mit einem Krug und einem Becher zurück nach draußen. "Bist Du schon lange bei derr Prrima? Warrst Du auch in Parrthien?" Die zweite Frage stellte er ein wenig zögerlich.
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"Das ist wirrklich ein grroßes Prroblem", stimmte Bashir zu und blickte etwas unschlüssig zwischen dem genervt wirkenden Troßknecht und dem Soldaten hin und her. "Also, ich würrde Dirr vorrschlagen, Du brringst Dein Bett zurrück in die Unterrkunft und errlöst das Maultierr und den Knecht damit von ihrren Qualen. Ich werrde meinem Herrrn von Dirr berrichten, wenn err heimkommt. Und werrde Dirr Bescheid geben, wenn errr doch noch darrauf besteht, das Bett selbst zu begutachten." Das war zumindest die eleganteste Lösung in den Augen des Parthers. "Oderr aberr Du läßt das Bett hierr abladen und schickst den Knecht und das Maultierr forrt. Ich brringe Dirr etwas zu trrinken, damit Du nicht verrdurrstest, währrend Du warrtest." Das Wetter war ja gut, da würden sowohl Bett als auch Soldat in der allergrößten Not eine Nacht im Freien überleben. Nur für den Fall, daß Raetinus heute doch nicht mehr wiederkam.
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"Nein, err ist nicht im Lagerr. Aberr err wirrd sicherr heute noch zurrückkehrren. Ungewiß ist nurr, wann err zurrückkehrren wirrd." Bashir hob bedauernd die Schultern. Gerne hätte er dem Mann etwas genaueres gesagt, doch sein Herr hatte keine Angaben dazu gemacht, wann er zurückkommen würde. "Wie kann ich Dirr helfen, Damio? Hast Du gerrade Dienst?"
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"Errfrreut, Dich kennenzulerrnen, Aulus Novius Damio. Mein Name ist Bashirr." Der Sklave besah sich das Bett und ruckelte mal an allen Beinen. Für ihn sah das ganz in Ordnung aus. "Es wirrd sicherr eine lange Zeit dauerrn, bis mein Herrr nach Hause kommt. Möchtest Du das Bett hierr vielleicht abstellen? Ich könnte Dirr späterr Bescheid sagen, wenn Du es wiederr abholen kannst. Du wirrst sicherr nicht die Zeit haben, hierr zu warrten, oderr?" Natürlich konnte es auch sein, daß der Soldat die Gelegenheit nutzte, sich auf diese Weise vor unangenehmen Pflichten zu drücken. Bashir grinste, er hätte jedenfalls damals solch eine Gelegenheit genutzt.
Gerne hätte er den Mann hereingebeten. Doch ihn mit Gastfreundschaft belohnen, wo er doch offenbar eine Art Strafe verbüßte? Sein Herr würde das sicher nicht richtig heißen. "Wie lautete denn derr Befehl ganz genau?" Manchmal konnte man einen Befehl wörtlich befolgen und sich so herauswinden ihn so zu befolgen, wie der Offizier sich das gedacht hatte.
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Sehr soldatisch wirkte der Mann nach seinem Verhalten ja nicht. Aber das konnte natürlich daran liegen, daß er gleich durchblickt hatte, daß er nur einen Sklaven vor sich hatte. Als der Mann sein Anliegen vorbrachte, bekam der Parther kugelrunde Augen. Die spinnen, die Römer, dachte er für sich, bevor er höflich nochmal nachfragte. "Du solltest die Prritsche hierr vorrführren? Err ist gerrade nicht da. Also derr Trribun. Aberr vielleicht genügt es ja, wenn ich sie prrüfe und ihm späterr darrüberr berrichte? Was warr denn damit?" Bashir trat näher an das Möbel heran und schaute es prüfend an. "Wie lautet denn Dein Name, Soldat?" Er mußte seinem Herrn doch wenigstens sagen, wer da vorgesprochen hatte.
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Bashir war gerade dabei, den Boden im Atrium zu wischen, als es klopfte. Ausgerechnet! Hoffentlich war es niemand wichtiges, der ins Atrium geführt werden mußte und am Ende auf der Nässe ausglitt. Außerdem mußte er dann von vorne anfangen.
Brummelnd stellte er das Putzzeug hinter einer Säule ab, dann wischte er sich die nassen Hände an der Tunika trocken und ging zur Porta, um sie zu öffenen. Sein Blick verriet Erstaunen, als er einen Mann... mit einem Bettgestell auf einem Maultier!... dort stehen sah. "Salve", grüßte der Parther höflich und wandte den Blick nun mit Mühe von dem seltsamten Anblick auf den Mann. "Was kann ich fürr Dich tun, Soldat?" Daß Möbel geliefert werden sollten, davon war Bashir nichts bekannt. Und solch ein Möbel... nein, das konnte er sich schwerlich vorstellen.
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Original von Servius Artorius Reatinus
"Welche Armee ist das nicht", meinte Reatinus rhetorisch und sah Bashir an, "Es gibt auf der ganzen Welt keine perfekte Armee. Aber es gibt Armeen, die sind besser oder weniger gut." Reatinus brauchte wohl nicht erwähnen, dass er die Armee seines Volkes unter den Besten der Besten zählte. Und er war stolz, in einer solchen zu sein. Eigentlich war es doch ein wenig heikel, mit einem Parther über das Militär zu reden, denn es gab einen Krieg zwischen beiden Völkern. Sein Bruder hatte in diesem Krieg gekämpft, in genau dieser Legion. Reatinus war untätig in Germanien...
"Ich weiß doch, warum du so ein Händchen für Pferde hast. Ihr Parther setzt doch auf berittene Truppen." Immerhin waren Kataphrakte respektable Krieger. Sicher nicht die Schnellsten, doch berittene Bogenschützen glichen das aus. Reatinus dachte nicht gern an die vernichtende Niederlage bei Carrhae vor vielen Jahrzehnten, doch die Römer hatten dazugelernt und der Befehlshaber in Parthien hatte mehr Geld als militärisches Können. Welch merkwürdige Ironie des Schicksals, dass das Leben des Crassus beendete, mit dem eigenen Gold, welches er zahlreich besaß.Bashir nickte. "Ja, wirr setzen auf die Rreiterrei. In unserrem Land ist das sehrr von Vorrteil. Es wärre vielleicht anderswo nicht so vorrteilhaft. Auch ihrr kämpft so, wie es bei euch von Vorrteil ist. Aberr ich glaube, ihrr solltet derr Rreiterrei mehrr Bedeutung beimessen. Derr Decurrio Terrentius in Mogontiacum, derr hatte das verrstanden. Eurre Rreiterrei ist noch zu schwerrfällig und ihrr habt meistens zuwenig davon dabei. Ihrr seid Meisterr, wenn es um Infanterrie geht, aberr die ist eben langsam und schwerrfällig." Es war einfach seine ehrliche Meinung, gesprochen als unbeteiligter Soldat. Und da er nur ein einfacher Soldat gewesen war, mußte seine Ansicht auch nicht richtig sein. Für ihn waren die Römer auch schon gar keine Feinde mehr. Im Moment gab es keinen Krieg mit Parthien. Und er war froh, daß sein Herr nicht dort in der Nähe eingesetzt war. Sonst wäre er ja geradezu verpflichtet, gegen die Römer zu arbeiten.
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Also kein Imbiß. Bashir eilte humpelnd in die Küche, um dort Entwarnung zu geben und kehrte dann rasch wieder zurück. Still blieb er im Hintergrund und achtete nur darauf, daß die Becher stets rechtzeitig nachgefüllt wurden. Den Herren sollte es an nichts fehlen. Irgendwie tat Rusticus ihm ja leid. Wenn er morgen der Legion beitrat, dann war es mit solchen Annehmlichkeiten vorbei. Ob ihm wirklich bewußt war, wie hart das Soldatenleben war? Bashir jedenfalls wünschte es sich nicht zurück.
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Vielleicht hätte Bashir sogleich beim Zelt mit anfassen sollen, als er mit Hektor fertig war. Aber er hatte sich dazu hinreißen lassen, den Legionären bei ihrer Arbeit zuzusehen. Als Raetinus ihn dann ansprach, zuckte der Sklave schuldbewußt zusammen. Die anderen waren beim Aufbau so ein eingespieltes Team, daß er sicher nur gestört hätte. Aber der Herr war vielleicht anderer Ansicht. Doch die Worte, die Raetinus sprach, beruhigten Bashir dann doch. "Ja, Herrr. Das ist wirrklich sehrr beeindrruckend. Wenn das Lagerr errst einmal ferrtig ist, dann wirrd es fürr Angrreiferr schwerr. Aberr unterrwegs und beim Aufbau scheint mirr auch die rrömische Arrmee sehrr angrreifbarr zu sein." Dabei hatte Bashir noch niemals etwas von der Niederlage des Varus gehört, dem genau diese Schwäche zum Verhängnis geworden war.
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Also keinen Wein. Bashir verstaute nun die letzten Gegenstände, dann konnte es wieder losgehen. Der junge Herr schien es ja auf einmal sehr eilig zu haben. Der Sklave schwang sich auf den Rücken des braven Hektor und biß die Zähne zusammen. Erst jetzt, nachdem die eigentliche Gefahr vorüber und die Aufregung abgeklungen war, machte sich sein Knie bemerkbar. Der Sprung und das Abrollen hatten ihm nicht gut getan. Wie gut, daß er es beim Reiten ein wenig schonen konnte. Doch er wußte schon jetzt, daß in den nächsten Tagen sein Hinken etwas ausgeprägter ausfallen würde als sonst. Aber auch das würde vorbeigehen.
Nach einer ganzen Zeit des Schweigens wagte Bashir es dann schließlich doch, den jungen Herrn anzusprechen. "Herrr, wirr kommen bald an ein Gasthaus. Wollen wirr dorrt überrnachten oderr möchtest Du errst das Nächste nehmen? Bis dorrthin wären wir sicherlich noch drrei oder vierr Stunden unterrwegs."
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Dieses Schweigen empfand Bashir geradezu als bedrückend. Der Sklave nahm das Nicken als Bestätigung, daß es Rusticus gut ging. Aber diese Wortlosigkeit machte ihm Sorgen. Der Bewußtlose war schnell in den Schatten seines Wagens geschafft, das mußte genügen. Der Kerl konnte froh sein, daß sie ihn nicht festnehmen ließen. Immerhin hatte er einen Bürger angegriffen.
Dann machte Bashir die Pferde wieder abreisebereit. "Herr, möchtest Du vielleicht noch einen Schluck Wein auf den Schreck hin?" Das konnte helfen, falls der junge Herr einfach unter Schock stand. Zumindests glaubte der Sklave, daß das helfen könnte. "Oder kann ich sonst etwas für Dich tun?"
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Verlegen verneigte sich Bashir leicht. "Ich bin sicher, Du hättest mir die gleiche Wohltat erwiesen, wäre die Lage umgekehrt gewesen. Also habe ich nur vergolten, was mir selbst auch zugekommen wäre." Eine etwas eigenwillige Art von Logik, doch Bashir glaubte fest daran. Das mochte ein wenig naiv sein, aber es machte das Leben so viel leichter und schöner, an das Gute im Menschen zu glauben. Solange man nicht enttäuscht wurde.
"Ich freue mich schon jetzt auf Nachricht von Dir. Möge er auch Dich schützen und Dir zu einem besseren Leben verhelfen. Ba’adan mibinamet!" Bashir erwiderte das warme Lächeln und schaute dem Landsmann noch eine ganze Weile hinterher. Wie gut es getan hatte, mal wieder die Muttersprache zu sprechen! Wie schön es war, einen Freund gefunden zu haben. Auch wenn diese Freundschaft sich noch als gefährlich erweisen konnte. Erst als schon lange nichts mehr von Phraates zu sehen war, wandte sich Bashir wieder den Schönheiten dieser größten aller Städte zu.