Für Gisco kam das Ende des Kampfes überraschend. Erstaunt blickte er auf Stilo, der am Boden lag. Einar hatte wirklich geschickt, den kleinen Deckungsfehler von Stilo ausgenutzt. Gisco nickte anerkennend mit dem Kopf. Es war ein harter, aber guter Kampf gewesen. Er bräuchte noch einiges an Übung, bis er so kämpfen würde können.
Beiträge von Gisco Maxentius
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Gisco saß vor der Unterkunft auf den Bodenbrettern und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Pfosten. Er genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Um so mehr, da der Himmel die vorhergegangene Woche nur ein einziges graues Einerlei gewesen war. Da hörte er, wie Viridovix den anderen irgendein Spiel vorschlug. Das hörte sich interessant an. Gisco stand auf, um sich die ganze Sache mal anzusehen. Die Sonne würde sowieso jeden Moment hinter dem Horizont verschwinden.
So ging er in die Unterkunft. Er sah, wie Einar gerade Stilo aufforderte zu werfen. Was, dass wusste Gisco nicht.
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Aufmerksam verfolgte Gisco aus den hinteren Reihen, wie der Praefect wieder aus dem Tempel trat. Er wollte keine Einzelheit verpassen. Gisco hörte die befremdlichen und ungewohnten Melodien der Instrumente und sah, wie das Tier nun für die Opferung vorbereitet wurde. Ein Priester trug ein Gebet vor. Gisco hatte zwar schon bessere gehört, fand es aber trotzdem im Ganzen ganz passend.
Dann wurde das Tier geopfert. Gsico war nicht so sehr über das viele Blut überrascht, solche Opferungen kannte er noch von zu Hause, wo in seltenen Fällen auch Pferde geopfert wurden. Vielmehr erstaunte ihn die Tatsache, dass er solch blutrünstiges Treiben bei den Römern sah. Das hätte er nicht erwartet, bezeichneten sie sich doch als zivilisiert. Als er allerdings sah, wie der eine Priester die Eingeweide aus dem Rind herauszog und in einer riesigen Schalte sammelte, musste selbst Gisco kurz schlucken, denn so erfreulich war der Anblick nun wirklich nicht.
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Als Gisco sich wieder in der forderen Reihe der Probati befand, schaute er sich nochmal kurz nach Arianus um. Er sah den Decurio an seiner Seite reiten, konnte aber nicht hören, was dieser zu Arianus sagte. Doch anhand der Gestik des Decurios und an den Bewegungen von Arianus meinte er ablesen zu können, das ihm der Decurio Ratschläge erteilte. Scheinbar war der Decurio doch umgänglicher, als Gisco am Anfang gedacht hatte.
Gisco drehte sich wieder um und ritt weiter in der Reihe. Nun wurde er langsam ungeduldig. Er wollte schneller reiten, auch wenn das für Arianus zusätzliche Probleme mit sich bringen würde. Es wäre nur einfach zu schön, im vollen Galopp über die Wiesen zu reiten. Zumal er dann rausfinden könnte, wie gut Trueno wirklich war. Mit hochgezogener Augenbraue drehte er sich wieder um und nickte dem Decurio erwartungsvoll zu.
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Während der sechsten Runde merkte Gisco, wie schwer die Sache werden würde. Er war es nicht gewohnt so viel an einem Stück zu laufen. Und schon gar nicht mit all dem Klimbim, den er nun noch zusätzlich zu tragen hatte. Sein Atem ging regelmäßig und war noch einiger Maßen normal. Aber er hatte noch nicht einmal die Hälfte der geforderten Strecke geschaftt und spürte ordentlich seine Beine. Er blickte auf den Boden, so dass er nicht sah, wo sich die anderen Probati befanden, und konzentrierte sich auf seine Atmung. Immer schön das Tempo halten und gleichmäßig atmen, dachte er. Und nur die Runden zählen, die er schon geschafft hatte. Er ahnte, dass das hier noch ein harter und langer Weg sein würde.
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Gisco hörte, wie der Decurio die beiden zusammenfaltete. Er konnte sich gerade so ein Grinsen unterdrücken, aber auch er hatte schon aggressivere Kämpfe gesehen.
Interessiert schaute er zu, wie Einar und Stilo jetzt heftiger miteinander kämpften. Sie schienen ihre Umgebung dabei fast zu vergessen. Durch die Länge der Schwerter fand Gisco den Kampf etwas ungewöhnlich. Er kannte aus seiner Heimat die Schwerttechnik mit der Falcata. Diese war aber wesentlich kürzer als die Spatha. So sah er viele für ihn unbekannte Manöver. Er versuchte sie sich bis in das kleinste Detail zu merken.
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Aus den Augenwinkeln sah er, dass einer der anderen Schwierigkeiten mit seinem Pferd hatte. Er drehte sich um und sah, wie Arianus halb hängend, halb hüpfend auf seinem Pferd ritt. Er schien völlig überfordert. Da erinnerte sich Gisco, wie Arianus vorhin zu ihm gesagt hatte, dass er seine Hilfe vielleicht beim Reiten benötigen konnte. Verdammt, dachte Gisco, warum habe ich vorher nicht darauf geachtet. Er straffte die Zughilfen und nahm etwas Tempo aus Truenos Tritt. Gerade wollte er zu Arianus reiten, als er sah, dass Viridovix an Arianus Seite ritt und ihm Ratschläge erteilte. Gisco nickte ihm zu und ließ Trueno wieder Tempo aufnehmen.
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Gisco rannte sein Tempo. Er sah, dass sich einige der anderen schon von ihm absetzten. Insbesondere Arianus und Viridovix schienen es eilig zu haben. Hatten sie noch eine wichtige Verabredung, fragte er sich und musste lächeln. Also er würde nur so rennen, wenn am Ziel eine schöne Frau stehen würde. Und das war der Decurio bestimmt nicht. Er musste lauthals lachen. Vergnügt schüttelte er den Kopf und lief locker weiter. Wenigstens Einar hatte es nicht so eilig.
Er war gespannt, ob die anderen ihr Tempo bis zum Schluss halten konnten.
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Nachdem sich Gisco wie befohlen in die Reihen der anderen aufgestellt hatte, hörte er erstaunt den Anweisungen des Decurios zu. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, dachte er sich. Er war ein Reiter und kein Grashüpfer. Wozu also um alles in der Welt musste er jetzt laufen. Und dann noch fünfzehn Runden. Aber der Decurio würde sich nicht mit sich reden lassen und so machte er sich auf den langen, langen Weg. Er lief langsam, denn er wollte sich seine Luft gut einteilen. Ihm war es egal, ob die anderen lospreschen würden. Hauptsache war, dass er die Runden heil überstand und dabei nach Möglichkeit nicht Letzter wurde.
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Als Gisco den Befehl des Decurio hörte, hätte er vor Freude fast gejubelt. Trueno, dachte er, so wie es aussieht, kommen wir beide heute noch zu unserem Ausritt. Er täschelte sein Pferd am Hals. Schnell ritt er zu den anderen und fiel auf ihre Linie. Sein Rappe schnaupte. Gisco merkte, dass es sein Pferd ebenso wie er kaum erwarten konnte, dass es richtig los ging. Volle Vorfreude lächelte er.
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Gisco sah, wie ein ausgewachsenes Rind herangeführt wurde. Ah, dachte er anerkennend, das Opfertier. Es war ein großes Opfer, Mars bestimmt würdig. Man hatte es festlich geschmückt, eigentlich nicht unähnlich der spanischen Sitten.
Kurz darauf verschwand der Praefect mit einigen Offizieren im Tempel. Da der Rest der Soldaten stehen blieb, widerstand er der Versuchung, den entschwundenen Offizieren hinterher zu gehen. Zu gerne hätte er gesehen, was sich im Inneren des Tempels nun abspielte, da er die notwendigen Riten für die Opferung nicht kannte. Gisco sah, wie viele Soldaten ihre Helme abnahmen. Er wusste nicht, ob es zum Ritual gehörte. Aber schaden konnte es auch nicht. Und er wollte nicht respektlos erscheinen. So nahm auch er den Helm vom Kopf. Dann sah er nach einiger Zeit den Praefecten wieder aus dem Tempel treten und zum Außenaltar schreiten. Jetzt würde das blutige Opfer vorgenommen werden. Gisco reckte seinen Hals, um nichts zu verpassen.
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Gisco hatte vor einigen Tagen läuten hören, dass der Praefect am heutigen Tag ein Opfer für Mars vollziehen wollte. Sie hatten sogar für dieses Ereignis frei bekommen. Aber nur unter der Bedingung, dass sie anwesend wären. Der Decurio würde sich bestimmt erkundigen, ob auch alle da waren.
Gisco kam schnaufend bei der Gruppe der Probati an. Er hatte sich etwas in der Zeit verschätzt. Nach den Übungen am Vormittag war er schnell in die Thermen gegangen, um sich frisch zu machen. Danach ging es in die Unterkünfte der Ausbildungsturma. Dort hatte er die ungetragene Garnitur an Tuniken angezogen. Er war schon drauf und dran gewesen, zum Marstempel zu gehen, als ihm einige unschöne Flecken an seinem Helm aufgefallen waren. Diese hatte er noch schnell geputzt und war dann losgerannt, um die verlorene Zeit wieder gut zu machen.
So stand er also nun bei den Probati ganz hinten in den Reihen. Vor ihnen standen die Eques, die Unteroffiziere und ganu vorne die Offiziere. Als er sich kurz umschaute, um zu sehen, ob einer seiner Kameraden anwesend wäre, sah er Viridovix. Und kurz danach Arianus. Er nickte beiden zu, denn reden hielt er jetzt für unangebracht. Er fragte sich, wo die anderen nur blieben. Wenn das der Decurio spitz kriegt, na dann gute Nacht. Interessiert schaute er nach vorne, um zu sehen, wie der Praefect die Zeremoie einleitete.
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Endlich hatte der Decurio ein Einsehen und befahl das Ende der Übung. Gisco atmete kräftig durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Übung war anstrengender gewesen, als er anfangs gedacht hatte. Er bewegte seine Schultern, um sie ein bisschen zu lockern. Insbesondere die rechte Schulter war durch den stetigen Aufprall der Spatha auf das Holz verspannt. Hatte er nicht gehört, dass man sich in den Thermen massieren lassen könnte. Er beschloss, dass am heutigen Abend mal auszuprobieren.
Interessiert schaute er dabei zu, wie Einar und Stilo ihnen einen Kampf vorführen sollten.
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"Na dann nichts wie los. Wie ich den alten Griesgram", so hatte er den Decurio getauft, da er immer so mürrisch auf die Probati auf dem Campus wartete,"kenne, steht der bestimmt schon auf dem Campus und wartet voller Sehnsucht auf uns." Er lachte, wuchtete sich aus dem Becken und trocknete sich ab.
Schnell lief er zu der Nische in der Garderobe und zog sich um. Am Eingang warf er sein Handtuch in den Korb und wartete auf die anderen.
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Gisco kam auch auf dem Campus an. Einige Probati waren schon da und wie immer wartete der Decurio ungeduldig. „Salve Decurio Tubero!“ grüßte er ihn und gesellte sich zu den anderen Probati. Er fühlte sich durch den Besuch in den Thermen ausgeruht und erfrischt. Er war sich sicher, dass sich das ziemlich schnell ändern würde.
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Erleichtert hatte Gisco bemerkt, dass ihn niemand auf seinen sentimentalen Augenblick ansprach. Er selbst war darüber sehr erstaunt, hätte er doch nie gedacht, dass ihm seine Heimat so sehr in ihren Bann gezogen hätte. Der Streit, den er mit seinem Vater wegen seines Eintritts in die Ala hatte, schien nun genauso weit entfernt, wie die Heimat selbst.
„Ja! Das wird ein Spaß!“ griff Gisco den letzten Satz von Viridovix auf und schlug mit der Faust auf das Wasser, dass es nur so spritzte.“Ich kann es kaum noch abwarten. Genau so wenig, wie ich es kaum noch abwarten kann, aus diesem Eiswasser rauszukommen. Mir wird es jedenfalls langsam zu kalt. Und ich denke, dass wir langsam zur Unterkunft zurück sollten. Nicht, dass der Decurio für uns noch eine Übung aus seinem Überraschungspaket zaubern muss.“ Gisco lachte. Der kurze Moment der Wehmut war vergessen. „Wie seht ihr die Sache. Bleibt ihr noch oder kommt ihr mit?“ Fragend sah er Viridovix und Arienus an. -
Gisco hatte Trueno soweit mit den Zügelhilfen abgebremst, dass er ihn im leichten Bogen von der Grenze des Campus wegführen konnte. Nun konnte er auch die meisten der anderen Probati sehen. Sie schienen auch keine Schwierigkeiten mit ihren Pferden zu haben. Anerkennend nickte Gisco. Die Römer verstanden offensichtlich ihr Handwerk. Aber ein oder zwei Dinge kennst du bestimmt noch nicht Trueno, dachte er.
Er fing damit an, die Richtungswechsel abrupter zu gestalten, in dem er die Zügelhilfen dazu benutzte. Er hielt sie straff, ohne das sie für seinen Rappen schmerzhaft wären. So stellte sich Gisco eine Reihe von Pfosten vor, die in einem gewissen Abstand in einer geraden Linie standen. Mit einem Druck beider Schenkel signalisierte er Trueno, dass er antraben sollte. Dann führte er Trueno mittels Schenkeldruck und Zügelhilfe um die imaginären Stangen herum. Sein Pferd war voll bei der Sache und reagierte auf die Kommandos sofort mit einem Richtungswechsel. Nachdem er dies mehrere Male gemacht hatte, beschloss Gisco diese Übung im leichten Galopp durchzuführen.
Er wendete Trueno wieder und drückte mit seinen Schenkeln zweimal kräftig in die Seiten vom Rappen. Das Pferd wieherte leicht auf und sprang förmlich in die gewünschte Gangart. Gisco jubelte innerlich auf. Für ihn gab es nichts schöneres auf dieser weiten Welt, als auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes zu sitzen. Mit glänzenden Augen widerstand Gisco dem Wunsch, die Zügel schießen zu lassen. Aber er konnte es kaum noch abwarten, im vollen Galopp über die Wiesen zu reiten. Nach dem ersten Durchgang bremste Gisco sein Pferd wieder ab und lobte es ausgiebig. Trueno war willig und blitzschnell seinen Befehlen gefolgt. Natürlich waren die eingebildeten Pfosten nur ein armseliger Ersatz für echte gewesen. Und vielleicht hätte er den einen oder anderen Pfosten nicht rechtzeitig geschafft. Doch das war egal. Er spürte, wie Trueno unter ihm bebte und unruhig war. Der Rappe tänzelte leicht und hob und senkte den Kopf dabei. Ab und zu schnaubte er. Du willst auch mehr, nicht wahr, Trueno, dachte Gisco. Das Leben konnte so herrlich sein.
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Gisco war zum Kaltwasserbecken gegangen. Nachdem er sich entkleidet hatte, sprang er beherzt in das Becken. Vor Schock blieb ihm kurz der Atem weg. Aber er war ein Freund der Tat und hatte nichts dafür übrig, wenn Leute sich zögerlich in das kalte Nass begaben. Prustend kam er wieder an die Wasseroberfläche und schwamm zum Rand. Dort angekommen drehte er sich um und sah zu seiner Freude, dass Viridovix sich zu ihm gesellte. Also schien sich die Sache wieder beruhigt zu haben. Er nickte ihm zu und wollte gerade etwas sagen, als ihm Viridovix erklärte, dass sie in ihrer Zeit als Probati keinen Ausgang hätten.
„Schade. Aber ein Vorteil hat das Ganze. So können wir unseren Sold bis dahin sparen und können dann mal richtig die Puppen tanzen lassen“ Er grinste vor Vorfreude. „An den Tag, an dem die Grundausbildung zu Ende sein wird, siehst du mich Richtung Stadt rennen“ Gisco lachte vergnügt.“Du wirst doch dabei sein?“, fragte er Viridovix.
Plötzlich hörte Gisco noch eine andere Stimme und drehte sich in ihre Richtung. Er sah Arianus. Unbemerkt hatte er sich zu ihnen gesellt. Gisco hörte interessiert zu, was Arianus zu erzählen hatte.
„Fantastisch.“ rief Gisco begeistert. „Dann weißt du ja, wo es den besten Wein und die hübschesten Sklavinnen in Confluentes gibt! Das wird eine Feier werden.“ Gisco malte sie sich in den buntesten Farben aus. Das Wasser erschien ihm auf einem Mal nicht mehr so kalt.
Er hörte zu, wie Viridovix erzählte, woher er käme. Interessant, dacht Gisco. Die Schicksale der Menschen schienen sich doch ähnlicher zu sein, als er gedacht hatte.
Als Viridovix zu Ende gesprochen hatte, nickte Gisco bedächtig. „Nun, es ist ja kein Geheimnis, dass ich aus Hispania komme. Ich entstamme einer uralten Familie von Keltiberern aus dem Stamm der Belli. Und die Römer haben meinen Vorfahren übel mitgespielt. Und wie es so in Hispania ist, willst du wissen Arianus? Wunderschön. Es ist viel wärmer als hier in Germanien. Die Sonne strahlt irgendwie heller. Ich bin auf einem Gestüt in der Nähe von Taracco aufgewachsen, musst du wissen. Dort arbeitet meine Familie schon seit über hundert Jahren.“ Giscos Blick schweifte in die Ferne und sein Gesichtsausdruck bekam etwas schwärmerisches, fast kindliches. „Das musst ihr mal gesehen haben, Die Gegend um Taracco ist ein klein wenig wellig. Überall sieht man Felder und Wiesen. Und nicht so wie hier, alle Nase lang einen Wald. Die Sonne lässt den Weizen fast golden wirken, der sich in einer leisen Brise im Wind bewegt. Kleine Kinder sitzen unter Olivenbäumen und hüten das Vieh, dass ruhig vor ihnen auf den Wiesen weidet. Sie spielen auf einer Flöte um sich die Zeit zu vertreiben. Man kann die unterschiedlichen Kräuter riechen, insbesondere am Morgen. Die Insekten schwirren und zirpen ihre kleinen Melodien. Am Himmel sind kaum Wolken und er ist wunderbar blau. Aber erst die Pferde, Arianus. Die Pferde müsst ihr gesehen haben. Stolz und schön. Wie sie in kleinen Herden über die Koppel galoppieren. Die Hengste streiten sich um die Stuten. Die kleinen Fohlen, wie sie bei ihren Muttertieren stehen.“ Gisco unterbrach sich. Er hatte durch seine Erzählung Heimweh bekommen und fühlte, dass er traurig geworden war. Verlegen schaute er die anderen in der Runde an.
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Gisco sah fragend in die Runde und wartete auf eine Antwort von den anderen. Doch es kam keine. Viridovix schien in Gedanken versunken zu sein. Und Einar blubberte immer noch vor sich hin. War das, was er gesagt hatte, wirklich so schlimm gewesen? Er hatte sie damit nicht vor den Kopf stoßen wollen. Es war lediglich seine Meinung, die er geäußert hatte, mehr nicht. So war er nun mal. Immer offen und geradeaus.
„Ich denke, dass mir auch jemand anderes meine Fragen beantworten wird können“ sagte er und hob dabei seine linke Augenbraue hoch. „Wenn ihr mich entschuldigt. Ich glaube, dass ich jetzt eine Abkühlung im Kaltwasserbecken vertragen könnte. Wer will, kann gerne mitkommen.“
Gisco stieg aus dem Wasser, schlang sich das Handtuch wieder um die Hüften und zog die Sandalen an. Er schaute nochmal auf die Probatischar im Becken. Alles in allem eine interessante Mischung, die Viridovix da erwähnt hatte. Aber scheinbar etwas humorlos. Und keinen derben Männerscherz vertragend. Gisco zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging, zufrieden mit sich und der Welt, Richtung Kaltwasserbecken.
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Gisco schaute genau zu, wie sich der Decurio elegant in den Sattel schwang. Um das genau so gut zu können, musste Gisco sicherlich noch viel üben. Erstaunt sah er, wie der Decurio den Schild befestigt hatte. Das hatte er noch nie gesehen. Wieder etwas gelernt, dachte Gisco.
Als der Decurio darauf hinwies, dass man sich die Spatha in den Gürtel schieben sollte, sah Gisco beschämt zu Boden. Tatsächlich hatte er beim Aufsteigen die Spatha zusammen mit der Parma in der rechten Hand gehalten. Er schob die Übungsspatha sofort an seiner linken Seite in den Gürtel. Und schon wieder etwas gelernt.
Wieder aufblickend hörte er zweifelnd den Anweisungen des Decurios über die Anbringung der Parma zu. Er persönlich würde nach Möglichkeit immer die Befestigung des Schildes auf dem Rücken bevorzugen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Parma, wenn man sie am Sattel befestigte, Pferd und Reiter auf Dauer nicht beeinträchigen würde. Der Schild konnte unmöglich so stark festgezurrt werden, dass er nicht durch die Bewegung des Pferdes ins Schlingern geriete, was unweigerlich zu einem unnötigen Kraftverbrauch des Pferdes führen würde. Allerdings belastete die Befestigung auf dem Rücken auf Dauer enorm den Reiter. Gisco beschloss, sich trotzdem aus dem Magazin ein oder zwei Gurte zu besorgen, mit denen er die Parma fest auf seinen Rücken befestigen konnte. Hoffentlich war der Schild nicht zu groß dafür. Er folgter dem Befehl des Decurio und befestigte die Parma nach einigen Nesteleien am Sattel.
Erfreut hatte Gisco währenddessen gehört, dass heute doch Reittraining auf dem Plan stand. Nickend folgte er den Ausführungen des Decurios. Es stimmte, was er sagte. In der Schlacht mussten sich Pferd und Reiter blind verstehen. Nun, Trueno, dachte Gisco. Mach mir keine Schande. Er ritt mit seinem Pferd etwas von der Gruppe weg, um Platz für die Übung zu haben. Dann ließ er die Zügelhilfen durchhängen, ließ den Rappen locker laufen und presste seinen linken Oberschenkel in die Seite vom Pferd. Trueno folgte dem Kommando sofort und bewegte sich in einem leichten Bogen nach links. Gisco presste nun seinen rechten Oberschenkel in Truenos Seite. Der Rappe bewegte sich nach rechts. Gisco lächelte zufrieden. Diese Römer hatten sein Pferd wirklich gut trainiert. Von Zeit zu Zeit drehte Gisco den Rappen durch die Zughilfen um und begann die Übung von vorne. Er hatte den Eindruck, dass Trueno diese Übung genoss. Wahrscheinlich freute er sich, dass er mal endlich arbeiten durfte und nicht im Stall stand, dachte Gisco und übte weiter. Diesesmal übte er den Druck gleichzeitig mit beiden Schenkeln aus. Trueno hob den Kopf, wieherte und fiel in einen leichten Trab. Schnell zog Gisco die Zughilfen etwas fester an. Ein weiterer fester Druck mit den Schenkeln ließ Trueno schneller werden. Gisco spürte zufrieden, wie ihm der Wind um die Nase pfiff. Doch schon musste er seinen Rappen mit den Zughilfen abbremsen, denn sie näherten sich der Begrenzung des Campus.