„Da hast du mit mir aber keinen guten Fang gemacht!“, lachte Flava. „Und was wirst du jetzt tun, wo klar ist, dass du von mir nichts holen kannst?“ Sie musterte ihn neugierig und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob dem großen Mann hier vor ihr nicht kalt war. So ganz ohne Mantel fand sie schon etwas übertrieben, immerhin ging noch ein ziemlich kühler Wind und die Sonne hatte auch noch keine große Kraft.
Beiträge von Quintilia Flava
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Die Worte taten wieder kurz etwas weh, niemand wurde gern als gewöhnlich bezeichnet. Doch dann kam für sie wieder der Schalk durch und der kurze Schmerz war gleich wieder vergessen.
„Dein Standartprogramm ist sehr riskant! Lohnt sich das denn? Kann man davon denn leben? Das bezweifle ich irgendwie, denn auch wenn es gesagt wird von Licht, Luft und Liebe ist noch niemand satt geworden.“
Sie wollte doch nur zu gern wissen, was Lando tatsächlich machte. -
Eben machte er sich noch lustig über ihren Mantel und jetzt war er froh darum, zum Glück wusste Flava nichts davon. Es hätte sie entweder so sehr amüsiert, dass sie es ausgenutzt hätte, oder sie wäre rot geworden und hätte nicht mehr gewusst, was sie sagen sollte.
Ein professioneller Herzensbrecher? Flava hatte große Mühe ihre ernst Mine zu bewahren. Sie drehte sich zu Lando um, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich ebenfalls seitlich gegen die Zinnen. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten und musste breit grinsen.
„Ein professioneller Herzensbrecher? Fängst du denn jedes Gespräch mit einem Beinahesturz von den Zinnen an, oder war das ein ganz besonderes Extra für mich?“ -
Flava grinste auf seine Frotzelei und lehnte sich dann etwas mehr gegen die Mauer um durch die Zinnen hindurch nach unten schauen zu können. Was wohl dort direkt am Fuß der Mauer war? Doch weil sie sich nicht traute sich weit genug nach vorne zu lehnen konnte sie es nicht sehen.
Aus den Augenwinkeln bekam sie mit wie er sich theatralisch an die Brust fasste und richtete sich sogleich wieder auf, um die kommende Vorstellung nicht zu verpassen.
„Das hab ich mir schon gedacht“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln. „Und darf man fragen, wie du ihnen denn Ärger machst? Ich bin einfach zu neugierig!“ -
„Was wird eine Frau von so überaus hohem Stand wie ich schon machen? Ich scheuche meine zwei Duzend Sklaven herum, lass mit Ovidverse rezitieren, während ich in Pferdemilch bade und schlemme meine importierten überteuerten Speisen.“, erwiderte sie noch voll im Herumalbern drinnen und sah Loki mit einem schiefen Lächeln an, das so viel zu bedeuten schien, wie: Ja klar, genau das mach ich.
Dann wurde Flavas Lächeln ehrlicher, doch sie antwortete eher ausweichend: „So dies und das. Es gibt hier leider nicht viel für mich zu tun, eigentlich bin ich nur auf einem... hoffentlich noch recht langen... Besuch hier. Und was tust du so, wenn wir bei den Floskeln bleiben wollen, wenn du dich nicht lebensmüde auf Zinnen herumtreibst?“
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Nein, sie hatte alles und nach ein paar kurzen prüfenden Griffen hatte sie sich auch noch einmal vom Sitz ihrer Frisur überzeugt, ehe sie aufstand und sich das Kleid noch einmal glatt strich. Dann ging sie auch endlich um den wartenden Witjon zu erlösen.
Flava betrat mit einem freundlichen Lächeln den Raum und stutzte. Da stand Valentina über und über mit Mehl bepudert und reichte Witjon die Hand. Das sah einfach nur zu herrlich aus und Flava drückte sich beide Hände vor den Mund, um das Kichern zu unterdrücken, welches unbedingt herauswollte. Ihre Augen funkelten amüsiert und sie blieb einfach ersteinmal in der Tür stehen und wartete, das man sie bemerkte. Da wollte sie doch jetzt auf keinen Fall stören!
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„Tatsächlich...“, sprach Flava leicht enttäuscht, dass der Circus und das Theater momentan eher wenig attraktiv war, weil nichts los war. Aber, tröstete sie sich sogleich. Es war ja ach Winter gewesen und da war ein Theater- oder Circusbesuch sicher keine Freude, viel zu kalt! Kein Wunder, dass dann auch weniger los war, wer machte schon gerne eine Vorstellung, wenn niemand zusah? Vermutlich würde sich das mit dem Frühling ändern, oder etwa nicht?
Durch ihre Überlegungen hätte sie beinahe Drusus folgende Worte überhört. Ein See hier in der Nähe? Das hörte sich schön an, und das sagte sie auch: „Hört sich schön an!“, mit einem Lächeln und einem Nicken bestätigte sie, dass sie sich einen Besuch da durchaus vorstellen konnte. Doch... „Ist der See außerhalb der Stadtmauern?“, fragte sie eher beklommen. Wen dem so wäre müsste sie sich entweder über das Versprechen ihrer Tante gegenüber hinwegsetzen, oder diese erst um Erlaubnis fragen, welche sie wohl nie bekommen würde.
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Natürlich war Reichtum nicht alles, aber er war schon äußerst angenehm. Aber Lando hatte recht, ein Sklave hätte sie sicher nicht hier herauf gelassen und ihr damit die schöne Aussicht und ein interessantes Gespräch verwehrt. Und diese uralte und doch noch immer so interessante Frage, was wäre wenn...
„Ich hätte einen Ast geworfen.“, erwiderte sie schlichte und schaffte es tatsächlich ein, zwei Sekunden lang ernst zu bleiben, ehe sie lachen musste. Sie hätte es sicher auch irgendwie anders geschafft ihn von der Brüstung zu schocken. Wenn sie ihm denn begegnet wäre, wenn sie nicht hier hoch gegangen wäre... -
„Wenn das passieren sollte, dann sollten wir Eintritt verlangen. Wir beide würden reich werden!“, erwiderte Flava und lachte dabei, während sie den gedanken noch etwas weiter spann. „Dann könnte ich mir einen Sklaven allein für Spaziergänge leisten und müsste nicht mehr alleine herumstromern und mich von Fremden erschrecken lassen, weil ich sie erschreckt habe.“ Sie zuckte grinsend mit den Schultern und schob sich wieder die Haare hinter die Ohren. Dass solche Frisuren aber auch nie halten konnten! „Aber da das Volk von den Komödien hier wohl nie erfahren wird...“ Sie seufzte theatralisch. „...wohl doch kein Reichtum.“
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„Das müsste mein Vater vielleicht, wenn er denn hier wäre. Da ich jedoch mit meiner Cousine zusammenlebe und wir nur einen Haussklaven haben, der zudem gehbehindert ist, unternehme ich meine Spaziergänge lieber alleine.“
Sie lächelte sachte in Landos Richtung.
„Wie sagt man so schön? Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“
Sie hätte natürlich auch etwas davon erfinden können, dass sie auch ganz gern mal alleine war, aber wozu sich die Mühe machen, wenn die Wahrheit genauso gut war. Und ihr Vater war ja wirklich nicht hier... von daher... -
„Dein Leben muss ja sehr einsam sein, wenn du dich sogar schon mir Raben zufrieden gibst!“, erwiderte Flava und überging die Frechheiten ihr gegenüber einfach. Vorallem, weil sie darauf nichts zu erwidern wusste und dann sich beleidigt hätte fühlen müssen. Doch jetzt war er ja schon wieder auf den Zinnen! Sie musste noch weiter zu ihm hochsehen als ohnehin schon und das ärgerte sie. „Bist du nicht schon groß genug?“, fragte sie ohne ihn weiter anzublicken. Sie wollte mit Sicherheit keinen steifen Nacken, und den würde sie bekommen, wenn sie weiter nach oben sah. „Pass nur auf, dass du nicht herunter geweht wirst!“ Das wollte sie auf keinen Fall mit ansehen müssen, wie ein Mensch direkt vor ihren Augen einen so unnötigen Tod starb.
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Sie hatte ihn verwirrt, oh wie Flava diesen kleinen Triumph genoss! Zumindest glaubte sie die wenigen Momente, bevor er auf sie zuschlenderte, dass sie ihn verwirrt hatte. Jetzt verwirrte er wiederum sie, dass er ihr so nahe kam. Doch sie blieb trotzig und mit stolz gereckten Kinn stehen wo sie war und erlaubte sich nicht zurück zu weichen, nur weil der Bursche zwei Köpfe größer war als sie! Sie hörte seine Gegenfrage und etwas, vielleicht Aufregung, kribbelte in ihrem Bauch.
Dann lächelte sie ihn keck an, trat demonstrativ einen Schritt zurück und antwortete: „Nicht im geringsten.“ Sie drehte sich ein viertel um die eigenen Achse, legte die Hände auf die Zinne und sah über diese hinaus aufs Land, ehe sie über die Schulter zu Lando sprach: „Wie sollte es auch, hier oben gibt es nur dich, ein rotzfreche Göre und Raben. Keine Frau weit und breit!“
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Konnte ein Mensch wirklich so primitiv sein, wie Lando sich hier grad gab? Flava glaubte das irgendwie nicht, auch wenn sie schon häufig Leute gesehen hatte, die eindeutig das Gegenteil bewiesen. Diese Musterung war doch auch etwas zu offensichtlich um nicht beabsichtigt zu sein, oder? Flava war in diese Beziehung jetzt etwas verunsichert, zeigte das jedoch möglichst nicht. Stattdessen lächelte sie amüsiert und fragte keck:
„Und, funktioniert es?“ -
„Ich bin zur Höflichkeit erzogen worden und so ernst wie du vielleicht denkst nehme ich mich selbst nicht.“
Was sie hier hoch trieb, war das nicht offensichtlich? War er denn nicht aus dem selben Grund hier? Naja, wenn er es unbedingt wissen wollte, dann konnte sie es ihm ja auch gerne noch mal sagen.
„Na die gute Aussicht und meine Neugierde. Ist es bei dir denn anders?“ -
Flava erwiderte den Blick auf ähnliche Art und musste dann doch lächeln.
„Ich bin Flava.“
Sie überlegte kurz und fügte dann an:
„Das war jetzt zwar sehr ungewöhnlich, aber freut mich trotzdem dich kennen zu lernen!“ -
Auch Flava musste an sich halten um nicht zu lachen. Das war so übertrieben, dass es urkomisch war. Auch wie die letzten Worte über ihre angeblich nicht vorhandene Schönheit etwas verletzend waren, sie hatte genug Selbstbewusstsein, um einfach darüber hinweg zu gehen.
„Ich sage nun, dass normale Männer dafür zwei, drei Krüge Wein benötigen und du eine sehr geldsparende Begabung hast.“
Sie grinste ihn an.
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Sie drehte sich nach dem Mann um, als dieser nun meinte sie sei nur wegen der zur Schaustellung ihres Mantels hier oben. Sie lief noch ein paar Schritte rückwärts, ehe sie wieder stehen blieb. Sie konnte einfach nicht widerstehen, sie war schrecklich!, dachte sie sich und musste lachen.
„Natürlich, weil mich hier oben ja so viele Menschen sehen können!“
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„Und wie so vieles von den Griechen ist die Logik eine gute Erfindung. Aber du magst recht haben in Träumen hat sie nichts zu suchen. Genauso wenig wie der Träumer auf den Zinnen.“
Flava lächelte Loki fröhlich an und strich sich die Haare, welche der Wind ihr ins Gesicht blies hinter das Ohr.
„Da du jedoch keinen ernsthaften Schaden durch meine Schuld genommen zu haben scheinst, kann ich ja beruhigt meinen Spaziergang fortsetzen!“
Sie neigte sachte den Kopf, um sich von dem seltsamen Mann zu verabschieden, schlag sich den Mantel etwas fester um den Körper und schlenderte weiter in die Richtung, in die sie vor dem Zwischenfall hatte gehen wollen. Sie konnte jedoch nicht anders, als sich nach dem wunderlichen Mann umzudrehen.
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Na da blieb ihr ja glatt die Luft weg! Flava schaute den Mann kurz fassungslos an, eine Frechheit war das! Dann legte sie den Kopf leicht schief, weil ihr der Nacken wehtat vom ständigen hochguckten und seufzte:
„Ein Träumer, also, und ein großer noch dazu! Dann bist du so und so keinen logischen Argumenten zugänglich.“
Sie zuckte mit den Schultern und wandte den Blick ab und trat ein bisschen zurück, um Abstand zwischen sich und den Mann zu bringen. Das entspannte ihren Nacken und hoffentlich auch etwas die Situation. Sie überlegte ob sie noch etwas sagen sollte oder einfach gehen und zögerte deshalb.
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Der Mann war doch tatsächlich so groß wie er schon auf den Zinnen gewirkt hatte und Flava musste den Kopf in den Nacken legen um ihm weiter wütend anfunkeln zu können. Der nahm sich vielleicht was heraus!, ärgerte sie sich, doch ihre Augen funkelten triumphierend. Jetzt hatte er sich selbst widerprochen, und das brachte Flava große Genugtuung.
„Und doch hast du dich vor mir erschreckt! Was sagt das nun bitteschön über dich aus?“
Sie lächelte ihn überlegen an.