Victors theoretische Ausführungen waren sehr interessant, insbesondere wenn er von seinen Kampferfahrungen mit den Jugendbanden und anderen Verbrechern sprach. Er hatte in seiner Zeit bei den Cohortes Urbanae bereits zahlreiche, teilweise auch bittere Erfahrungen sammeln können. Davon sprachen seine Narben ein beredtes Lied. Nun gab er seine Erfahrungen an mich als Anfänger in den CU weiter.
Ich war in meiner Tätigkeit als Investigator auch schon mehr als einmal in gefährlichen Situationen gewesen. Km kampf eins gegen eins hatte ich mich meiner Haut immer zu wehren gewußt und waren einmal Mehrere hinter mir her gewesen, hatte ich immer meine läuferischen Talente zu nutzen gewußt. Aber angesichts meiner zukünftigen Aufträge, in denen ich es mit wirklich gefährlichen Berufsverbrechern zu tun bekommen würde, war der Anstieg des Risikos für Leib und Leben schon jetzt absehbar. So war ich Victor für jeden seiner Tips dankbar.
Nach der Theorie-Stunde setzte Victor sogleich wieder die körperliche Ertüchtigung auf die Tagesordnung. Zunächst die 30 Runden Lauf rund um das Ausbildungsgelände, in voller Montur und mit Waffen. Das war kräftezehrend.
Danach gab mir Victor die Gelegenheit an meinen Würfen mit dem Pilum zu feilen. Dazu nahm ich zunächst die Ausgangstellung ein. Dann ging es los. Pilum hoch..., Anlauf nehmen..., Wurf... Im Laufschritt das Pilum holen und zurück an die Ausgangslinie. Und wieder von vorn. Ich merkte deutlich, das meine Würfe heute kraftvoller und genauer als noch beim letzten Mal kamen. Das tägliche Training zahlte sich aus.
Nach der von Victor gewährten Pause ging es zum Langstreckenlauf. Vicor, ich und noch einige Neulinge bei den CU.
Ich schätzte die Länge der Strecke vom Castra Praetoria bis zur Tiberinsel und zurück auf etwa 8 römische Meilen. Die Tiberinsel erreichten und verliessen wir über die Pons Fabricius.
Victor trieb uns zu einem scharfen Tempo an und achtete darauf, das niemand zurückblieb. Nachzügler bekamen sofort seinen Stock zu spüren. Ich lief vorn und stellte einmal mehr fest wie sich mein körperlicher Zustand durch das tägliche Training erst in der Legio I und dann bei den CU verbessert hatte. Der einzige, dem die Strapazen dieses Langstreckenlaufes noch deutlich weniger auszumachen schien wie mir, war natürlich Victor.
Als aber endlich wieder die Mauern des Castra Praetoria vor uns auftauchten, war auch ich froh.