Beiträge von Marcus Didius Falco

    Dankbar nahmen Liliana und ich die von Messalina angebotenen Gläser mit herrlich dunkel schimmerndem Wein an. Der Weg und die vielen Gespräche miteinander hatten uns durstig gemacht. Messalina nahm sich selbst auch noch ein Glas, um mit uns anzustoßen.


    Ich sagte "Messalina, lass uns diese Gläser gemeinsam zu Ehren der Bona Dea leeren. Auf das der Bau des Tempels gelingen möge und die Göttin darin eine würdige Heimstatt findet."


    Wir leerten unsere Gläser auf das Wohl der Göttin und gingen gemeinsam mit Messalina zu den anderen Gästen: Spurius Purgitius Macer, Gaius Octavius Victor und dem inzwischen ebenfalls Publius Tiberius Lucidus, wo dann das zwischenzeitlich schon geschilderte Gespräch über die jüngsten Unruhen begann, die im Castra Praetoria ihren Ausgangspunkt genommen hatten.


    Mit großem Interesse verfolgte ich die Schilderung der Ereignisse.


    [Regieanweisung: Ende der Rückblende. Das Gespräch kann seinen Fortgang nehmen.]

    [Regieanweisung: Kurze Rückblende. Messalina hat uns gerade begrüßt.]


    Auf Messalinas Worte hin blickten Liliana und ich uns lächelnd an. Wir hatten ja längst begonnen, miteinander Rom zu erkunden. Besser gesagt erkundeten wir eher unsere Gefühle füreinander. Die waren aber wohl inzwischen offensichtlich, wenn man uns nur ansah. Messalina hatte dies mit ihrem Scharfsinn natürlich längst erkannt.


    Liliana antwortete "Ja, Marcus hat schon damit angefangen mir die Stadt zu zeigen und für die nächsten Tage haben wir uns eine Menge gemeinsam vorgenommen."


    Ich dachte bei mir, hoffentlich bekomme ich das demnächst alles auf die Reihe. Liliana war mir ungeheuer wichtig und ich wollte ihre Gesellschaft längst nicht mehr missen. Ich hoffte das daraus mehr wurde, sehr viel mehr. Ich hatte aber auch meine Verpflichtungen gegenüber Messalina zu erfüllen. Ich hatte ihr ja versprochen herauszufinden, wo Catus war und ihn zu beschützen Dieses Versprechen wollte ich auch halten. Hinzu kam, das Hungaricus bereits meinen ersten Auftrag für mich in Diensten der Cohortes Urbanae hatte. Natürlich wollte ich auch diesen Pflichten - die ja auch mein Wunsch waren - in vollem Umfange nachkommen.


    Dies würde alles nicht einfach werden, aber ich kannte meine Fähigkeit verschiedene Dinge geschickt miteinander zu verknüpfen und dabei alles zu einem guten Ende zu führen. Diese Fähigkeit hatte ich inzwischen zu wahrer Meisterschaft entwickelt.

    Ebenfalls recht spät erschienen Sapientia Liliana und ich auf dem Fest von Messalina. Es war nicht unsere Absicht gewesen zu spät zu kommen, aber wir hatten den gemeinsamen Weg zur Festwiese für innige Gespräche genutzt und waren uns dabei weiter näher gekommen. Die Zeit war dabei sehr rasch vergangen.


    Ich hoffte auch, das uns Messalina die leichte Verspätung nicht verübelte. Zumal es in Rom inzwischen zur Sitte oder besser Unsitte geworden war, das die meisten Gäste zu spät zu Feiern und Festen erschienen.


    Recht bald entdeckten wir Messalina. Sie schien mir ein klein wenig gedankenverloren, kümmerte sich aber liebevoll um ihrer Gäste, die bisher noch nicht sehr zahlreich erschienen waren.


    Wir gingen zu ihr hin."Salve, Messalina! Schön Dich wieder zu sehen. Entschuldige bitte unsere Verspätung, aber der Weg hat sich recht in die Länge gezogen. Ich möchte Dir meine Begleiterin vorstellen, Sapientia Liliana. Ich hatte ja bereits in meinem Brief erwähnt, das wir gemeinsam kommen werden."

    Ich war froh, nun auch die Grundausbildung in den Cohortes Urbane erfolgreich beendet zu haben. Victors Ausbildung war hart gewesen, aber ich hatte viel von ihm lernen können.


    Wieder war ein Schritt auf meinem Weg geschafft, aber nur ein ganz kleiner. Die Zukunft würde neue Herausforderungen bringen, weit größere...

    Ich nahm Victors dargebotene Hand lächelte ihn ebenfalls an. "Danke Victor. Das war sehr lehrreich für mich." sagte ich, froh das der Kampf vorbei. Er hatte ziemlich lange gedauert und war für uns beide sehr kräftezehrend gewesen. Während eines Kampfes spürt man das ja gar nicht so, aber hinterher dafür um so mehr. "Ich hoffe, das die Wunde schnell verheilt." fügte ich hinzu. "Tut mir leid."

    Victors Angriffe waren hart und konsequent geführt worden. Ohne den Schutz meines Scutums wäre sicher der eine oder andere Treffer bei mir gelandet. Fast zu spät erkannte ich die eigentliche Absicht des Princeps Prior, mich in die Sonne blicken zu lassen. Dagegen versuchte ich mich verzweifelt zu wehren. Während Victor weiter versuchte mich in die (für ihn) richtige Richtung zu drängen, erkannte ich eine Lücke in seiner Deckung und traf ihn tatsächlich am Oberarm. Mir tat es leid, das er verletzt worden war und hoffte, das es sich nur um eine Fleischwunde handelte, die schnell verheilen würde.


    Trotz seines blutenden Armes und der Schmerzen, die er haben mußte, gelang es Victor mich weiter so zu bedrängen, das ich nun tatsächlich in die Sonne blicken mußte. Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und wußte, das mir jetzt nicht mehr viel Zeit verblieb, da ich seine Angriffe wegen der mich blendenden Sonne kaum noch erkennen konnte. Zu meinem Glück konnte er auf Grund seiner Verletzung nicht sofort mit seinem Gladius nachsetzen.


    Um Victor zu überraschen sprang ich mit einem gewaltigen Satz nach vorn auf ihn zu und versuchte ihn mit einem heftigen Stoß meines Scutums, in den ich all meine Kraft legte, über den Haufen zu werfen...

    Das war jetzt eine neue Situation. Der Princeps Prior hatte wohl nun beschlossen, ab sofort etwas mehr in die Offensive zu gehen. Er fing jetzt damit an mich zu umkreisen. Diese Taktik von mir vorhin mußte wohl gar nicht so schlecht gewesen sein, wenn er sie sich nun plötzlich zu nutzen machte. Sie wäre ja auch vorhin fast aufgegangen und es wäre um ein Haar eine brenzlige Situation für Victor entstanden.


    Ich verfolgte jede seiner Bewegungen genau, um mich nicht von Victor überraschen zu lassen und um bei einem plötzlich durch ihn vorgetragenen Angriff schnell reagieren zu können. Um mich aber nicht zu sehr in die Defensive drängen zu lassen, täuschte ich ab und zu einen Ausfall vor. Beide warteten wir auf den kleinsten Fehler des anderen. Ich hoffte darauf, den Princeps Prior auskontern zu können, wenn er versuchte mich anzugreifen.

    Meinen ersten Gegentreffer hatte ich eingesteckt. Ich rückte mit einer Hand den Helm wieder zurecht und bewegte mich wieder langsam auf Victor zu. Das Problem war, ich mußte angreifen. Der Princeps Prior reagierte nur auf meine Aktionen.


    Jetzt versuchte ich es mit einer neuen Taktik. Ich begann Victor langsam zu umkreisen. Meine durch das Scutum geschützte Körperseite immer in Victor´s Richtung. Dieses Umkreisen unterbrach ich immer wieder mit fintierten Angriffsversuchen, welche ich aber sofort abbrach, wenn ich sah, das Victor rechtzeitig reagierten. So klatschten die Schwerter zwar ein paarmal harmlos auf die Scuti, aber ansonsten passierte einige Zeit lang nicht viel.


    Nach einigen Runden um den Princeps Prior hielt ich plötzlich die Gelegenheit für einen Angriff gekommen. Victor schien mir für einen kleinen Moment lang unkonzentriert zu sein. Natürlich konnte das auch wieder eine Finte von ihm sein, aber ich beschloß diese Gelegenheit für einen ernsthaften Angriff zu nutzen. Rasch bewegte ich mich die 2, 3 Schritte, welche uns voneinander trennten, auf Victor zu. Wiederum versuchte ich ihn mit einem kräftigen Stoß meines Scutums zu Fall oder zumindestens aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für den Fall das er straucheln sollte, war ich darauf vorbereitet, mit meinem Gladius nachzusetzen.

    Die Pilen waren jetzt aus dem Spiel. Im Grunde war mir das recht, denn das Gladius lag mir mehr als das Pilum. Aber Victor war auch im Umgang mit dem Gladius ein Meister. Soviel wußte ich und vor allem hatte er mehr Erfahrung im Umgang damit als ich.


    So standen wir uns jetzt gegenüber, beide in einer Hand das Scutum und in der anderen das Gladius. Victor versuchte mich zu einem leichtsinnigen Angriff zu provozieren. Langsam ging ich auf ihn zu. Kurz vor ihm machte ich plötzlich einen raschen Sprung nach vorn, versuchte ihn mit einem heftigen Stoß meines Scutums aus dem Gleichgewicht bringen und versuchte mit meinem Gladius einen Stich seiltlich um das Scutum des Princeps Prior herum. Ich selber blieb dabei in Deckung hinter meinem Schild.

    Das ich Victor mit meiner Täuschung nicht wirklich überraschen konnte, war vorauszusehen. Sein sofortiger Gegenmangriff kam dagegen für mich überraschend. Auch die Schnelligkeit und Sicherheit seiner Bewegungen war verblüffend. Der Mann beherrscht sein Handwerk, dachte ich kurz.


    Den durch Victor geworfenen Pilum wehrte ich mit dem Scutum ab. Das war nicht gar so schwer, da ein Scutum ziemlich groß ist. Mein Riesenglück war, das der Schaft des Pilum abgebrochen war und nur die Spitze in meinem Scutum steckte. Wäre der Schaft drangeblieben, hätte ich mein Scutum an dieser Stelle wegwerfen können, denn mit einem Pilum im Scutum kann sich kein Mann mehr vernünftig bewegen.


    Victor hatte mich aber auf eine Idee gebracht... Blitzschnell sprang ich zu meinem Pilum, welches ich abgelegt hatte, hob es auf und schleuderte es noch aus der Drehung in Richtung von Victor.

    Ich legte das Pilum ab, nahm das Scutum hoch, zog mein Gladius und stellte mich in Kampfhaltung gegenüber Victor auf. Dann versuchte ich eine täuschenden Bewegung nach links, von einem tatsächlichen Angriff über die rechte Seite gefolgt, um Victor damit zu überraschen. Ich legte Kraft in den Stich, aber nicht zuviel damit mich der eigene Schwung nicht aus dem Gleichgewicht bringen konnte.

    Pünktlich zum befohlenen Zeitpunkt erschien ich mit angelegter Rüstung, Helm, Scutum und allen mir zur Verfügung stehenden Waffen, - also Pilum, Gladius und Pugio - vor Victor. Mir schwante schon, das der Kampf Mann gegen Mann nochmal eine sehr lehrreiche Veranstaltung werden würde. Ein paar blaue Flecken würde ich mindestens davon tragen.

    Victors theoretische Ausführungen waren sehr interessant, insbesondere wenn er von seinen Kampferfahrungen mit den Jugendbanden und anderen Verbrechern sprach. Er hatte in seiner Zeit bei den Cohortes Urbanae bereits zahlreiche, teilweise auch bittere Erfahrungen sammeln können. Davon sprachen seine Narben ein beredtes Lied. Nun gab er seine Erfahrungen an mich als Anfänger in den CU weiter.


    Ich war in meiner Tätigkeit als Investigator auch schon mehr als einmal in gefährlichen Situationen gewesen. Km kampf eins gegen eins hatte ich mich meiner Haut immer zu wehren gewußt und waren einmal Mehrere hinter mir her gewesen, hatte ich immer meine läuferischen Talente zu nutzen gewußt. Aber angesichts meiner zukünftigen Aufträge, in denen ich es mit wirklich gefährlichen Berufsverbrechern zu tun bekommen würde, war der Anstieg des Risikos für Leib und Leben schon jetzt absehbar. So war ich Victor für jeden seiner Tips dankbar.


    Nach der Theorie-Stunde setzte Victor sogleich wieder die körperliche Ertüchtigung auf die Tagesordnung. Zunächst die 30 Runden Lauf rund um das Ausbildungsgelände, in voller Montur und mit Waffen. Das war kräftezehrend.


    Danach gab mir Victor die Gelegenheit an meinen Würfen mit dem Pilum zu feilen. Dazu nahm ich zunächst die Ausgangstellung ein. Dann ging es los. Pilum hoch..., Anlauf nehmen..., Wurf... Im Laufschritt das Pilum holen und zurück an die Ausgangslinie. Und wieder von vorn. Ich merkte deutlich, das meine Würfe heute kraftvoller und genauer als noch beim letzten Mal kamen. Das tägliche Training zahlte sich aus.



    Nach der von Victor gewährten Pause ging es zum Langstreckenlauf. Vicor, ich und noch einige Neulinge bei den CU.


    Ich schätzte die Länge der Strecke vom Castra Praetoria bis zur Tiberinsel und zurück auf etwa 8 römische Meilen. Die Tiberinsel erreichten und verliessen wir über die Pons Fabricius.


    Victor trieb uns zu einem scharfen Tempo an und achtete darauf, das niemand zurückblieb. Nachzügler bekamen sofort seinen Stock zu spüren. Ich lief vorn und stellte einmal mehr fest wie sich mein körperlicher Zustand durch das tägliche Training erst in der Legio I und dann bei den CU verbessert hatte. Der einzige, dem die Strapazen dieses Langstreckenlaufes noch deutlich weniger auszumachen schien wie mir, war natürlich Victor.


    Als aber endlich wieder die Mauern des Castra Praetoria vor uns auftauchten, war auch ich froh.

    Ich war froh, das Victor jetzt in meiner Ausbildung zu den Übungen überging, die speziell für den Kampf in der Großstadt geeignet waren. Dies konnte bei der Realisierung meiner zukünftigen gefährlichen Aufgaben und Aufträge einmal überlebenswichtig für mich werden. Ich wußte mich zwar auch schon zuvor meiner Haut zu wehren, aber Victor würde mir garantiert noch Sachen beibringen können, von denen ich bisher noch nichts wußte.


    Als ich mit dem Langschwert auf ihn losging, hatte ich schon die Ahnung, das ich trotz der Reichweitenvorteil keine Chance gegen ihn haben würde. Genauso war es dann auch. Victors blitzschnelle Bewegung war eindrucksvoll mitanzusehen und im Ernstfall wäre es mein Ende gewesen.


    Um Victors Weisung umzusetzen, legte ich also das Barbarenschwert und den kleinen Rundschild wieder zur Seite und nahm Scutum und Gladius zur Hand. Damit begab ich mich zu dem Pfahl und begann mit der befohlenen Übung.


    Ich nahm Kampfhaltung gegenüber dem Pfahl ein, drängte mit 2 schnellen Schritten an den Pfahl heran, drückte mit dem Scutum einen imaginären Schild weg und stach gleichzeitig mit dem Gladius in die ungefähre Nierengegend, wenn es sich bei dem Pfahl um einen Menschen gehandelt hätte. Anfänglich korrigierte mich Victor mehrmals, er verlangte schnellere Bewegungen, ein härteres Wegdrücken mit dem Scutum und präzisere Stiche mit dem Gladius. Dann hatte ich den Bogen raus. Wie ich bereits bei meinen früheren Übungen mit dem Schwert bei der Legio I und bei den CU festgestellt hatte, machten mir die Übungen mit dem Gladius trotz der körperlichen Anstrengungen immer den meisten Spaß. Ich sah darin auch einen wirklichen Sinn, weil ich wußte das dieses Kampfesform in der Stadt weit eher zum Einsatz kommen würde, als etwa das Werfen mit dem Pilum. So absolvierte ich die Übung konzentriert und motiviert zu Ende.


    Nachdem ich die von Victor befohlene Pause zur Erholung genutzt hatte, meldete ich mich bei ihm zur Fortsetzung der Stadtkampfausbildung. Ich wollte in dieser Zeit bei ihm möglichst viel lernen, aber natürlich auch möglichst rasch mit der Ausbildung fertig werden.