Beiträge von Marcus Didius Falco

    Als mich Lilianas Hand berührte, durchlief es meinen Körper heiß. Lächelnd antwortete ich ihr - hoffentlich hielt sie mich nicht für einen Volltrottel, denn ich grinste sie eigentlich die ganze Zeit schon an - "Eure bezaubernde Gesellschaft genießen zu dürfen und mit Euch zu plaudern ist bereits der schönste Dank für mich, Liliana."


    Durch ihre Berührung mutig geworden, legte ich jetzt - man konnte es fast zärtlich nennen - meine linke Hand auf ihre andere Hand, welche zufällig auch auch auf dem Tisch lag. So saßen wir jetzt beide da, Händchen haltend und uns einander tief in die Augen schauend. Ich hatte mich in ihren strahlend blauen Augen längst rettungslos verloren. Der Zauber des Moments war unbeschreiblich. Es war lange her, das ich solche Gefühle wie jetzt erlebt hatte.


    Ich weiß nicht mehr, wie lange wir so dasaßen. Mein Zeitgefühl war restlos im Eimer. " Du bist wunderschön, Liliana", sagte ich mit belegter Stimme.

    Einen gewissen Einfallsreichtum konnte ich Victor bei der Auswahl der Übungen nicht absprechen.


    Ich setzte den Helm auf, nahm das Scutum in die Schildhand, steckte das Gladius in die Schwertscheide und nahm das Pilum in die rechte Hand.. Danach ging ich zu dem mir von Victor zugewiesenen Ausgangspfahl und schätzte unterwegs die Entfernung zwischen den zwei Pfählen ein. Ich schätzte sie auf etwa 80 bis 90 Passus.


    Am Ausgangspfahl angekommen, sprintete ich wie befohlen los. Kurz vor dem gegenüberliegenden Pfahl ließ ich das Pilium fallen, zog das Gladius, nahm Kampfhaltung gegenüber dem Holzpfahl einen und machte den ersten Angriff. Scutum hoch..., Ausfallschritt, Zustechen..., Treffer..., Zurück... Und das Ganze nochmal. Die Treffer saßen sauber. Danach hieß es umdrehen, Gladius in die Schwertscheide, Pilum aufnehmen und Sprint zum gegenüberliegenden Pfahl. Hier wieder die beiden Angriffe mit dem Gladius.


    Die ersten 6 bis 8 Sprints zwischen den Pfählen fielen mir noch relativ leicht. Aber ab dann wurde es zunehmend zur Qual und es schien einfach kein Ende nehmen zu wollen. Die Beine wurden immer schwerfälliger, die Arme schmerzten von der Belastung, der Schweiß lief mir jetzt in Bächen vom Körper herunter.


    Ich hörte Victors Stimme: "Falco, streng Dich an. Die Hälfte hast Du jetzt geschafft."


    Die Hälfte... Und weiter ging es. Mein Körper bewegte sich nur noch wie in Trance. Das Einzige, was mich aufrechthielt, das war mein Wille. Falco, das hältst du durch, sagte ich mir immer wieder. Falco, Du kannst nicht aufgeben. Sonst wäre alles umsonst gewesen.


    Jetzt rief Victor: "Falco, nur noch fünf Mal. Gleich hast Du´s geschafft." Ich war am Ende, völlig fertig. Aber das gab mir wieder Auftrieb. Und das, woran ich zwischendurch schon fast nicht mehr geglaubt hatte, trat ein. Ich hatte es geschafft. Ich hatte die Übung erfolgreich beendet.


    Als ich dann zu Victor ging und ihm den Abschluß der Übung meldete, warf er mir einen anerkennenden Blick zu. Soviel konnte ich erkennen, obwohl mir der unter dem Helm herabrinnende Schweiß den Blick trübte.

    Ich reichte ihr einen Teller und sagte: "Probiert diese köstlichen Feigen". Die waren bestimmt sündhaft teuer und der Wirt hatte sie bei meinen früheren Besuchen hier noch nie aufgetafelt. Mein Geldbeutel würde beim Verlassen der Taverna wohl merklich leichter sein. Allein, dieses Frühstück mit Liliana war es mir mehr als wert. Ihre Stimme zu hören, in ihre strahlend blauen Augen zu blicken, welche mich immer mehr faszinierten.


    Auch ich wollte gern wissen, wie alt sie war und woher sie kam. Bisher hatte sie es mir noch nicht gesagt. ""Liliana, verratet ihr mir jetzt auch, wann ihr geboren seid? In welchem Teil unseres großen Imperiums seid Ihr aufgewachsen? Wie führte Euch Euer Weg in die Urbs eterna?"

    Das Frühstück, welches uns der Wirt inzwischen serviert hatte, war heute noch delikater und auserlesener, als ich es in dieser Taverna ohnehin schon gewöhnt war. Aus irgendeinem Grund hatte sich der Wirt heute besonders viel Mühe gegeben... Ich machte Liliana auf einige der aufgetischten Köstlichkeiten aufmerksam, von denen ich wußte das sie besonders gut mundeten.


    Währendessen setzten wir aber auch unsere Plauderei fort, denn unser Interesse füreinander überwog wohl unseren Hunger. Zumindestens war es bei mir so und auch Liliana schien nicht uninteressiert an mir zu sein.


    Lächelnd antworte ich Ihr: "Liliana, ich bin im Jahre 831 ab urbe condita geboren. Zusammen mit meinen beiden Schwestern Iulia Iunilla und Sosia Favonia sowie meinem jüngeren Bruder Marcus Didius Favonius bin ich hier in Rom aufgewachsen." Ich erzählte ihr von meiner glücklichen Kindheit, von meinen Eltern, mit denen ich mich immer noch prächtig verstand.

    Ich hatte schon gehört, das Victor die Neulinge bei den CU in der Ausbildung auf Herzen und Nieren prüfte, indem er sie bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit trieb. Bereits nach kurzer Zeit wußte ich, das dies kein Gerücht war, sondern der Wahrheit entsprach. Zum Glück war ich in gut trainiertem Zustand und auch aus meiner gerade absolvierten Grundausbildung bei der Legio I schon einiges gewohnt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, das die Ausbildung bei Victor auch für mich echt hart werden würde.


    Nach Victor´s sogenannten Aufwärm-Runden klebete meine Kleidung schon vor lauter Schweiß am Körper. Nach seinem Kommando nahm ich Übungs-Gladius und Scutum auf und begab mich in die Ausgangsstellung gegenüber dem mir zugewiesenen Holzpfahl.


    Ich begann mit der Übung. Schild in Augenhöhe..., Ausfallschritt..., Zustechen..., Treffer..., Zurück... Und das Ganze immer wieder, bis die von Victor genannte Zahl erreicht war. Zum Glück war dies schon in der Grundausbildung eine meiner liebsten Übungen gewesen.


    Gleich danach - ohne Pause - ging es weiter mit dem Werfen des Pilum. Natürlich sofort mit Scutum und auf die Entfernung für geübte Kräfte. Auch hier wieder. Ausgangsstellung einnehmen..., Pilum hoch..., Anlauf nehmen..., Wurf... Dann im Laufschritt das Pilum holen und zurück an die Ausgangslinie. Und wieder von vorn. Nach den ersten Versuchen war ich wieder drin in der Übung und fand meine Trefferquote ganz zufriedenstellend. Die Frage war nur, ob das Victor genauso sah.


    Als ich das Pilum-Werfen beendet hatte, meldete ich Victor den Vollzug der Übungen.

    Herzlich willkommen im Imperium Romanum. Mögen die Götter Deine Schritte allzeit wohlbehüten.


    Hast Du Dich schon für eine Familia entschieden? Die Gens Didia biet neuen Familienmitgliedern ein gutes zu Hause und eine frohe Zukunft.

    Schon standen Liliana und ich vor der von mir ausgewählten Taverna.


    [Hinweis an die Leser: Es handelt sich hierbei nicht um die Taverna Apicia. Die schien mir für das Gespräch mit der bezaubernden Liliana nicht der geeignete Ort zu sein, weil zu laut, zu voll und zu viele Betrunkene. Für die Veröffentlichung unseres Berichtes erscheint mir aber hier der richtige Platz zu sein.]


    Ich öffnete die Tür und gemeinsam begaben Liliana und ich uns in den Schankraum. Es war genauso, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nur wenige Gäste waren anwesend, die entweder gerade speisten oder leise miteinander sprachen. Keiner fiel aus der Rolle. Wie immer herrschte hier eine angenehme Atmosphäre.


    Man wird mir hoffentlich verzeihen, wenn ich den Namen dieser gemütlichen Gastlichkeit an dieser Stelle nicht preisgebe. Aber es soll ja ein Geheimtipp bleiben und ich habe keine Lust bei meinem nächsten Aufenthalt hier auf eine Schar lärmender Besucher zu treffen.


    Der Wirt begrüßte uns überaus freundlich. Nachdem er Liliana einige Komplimente ob ihrer Schönheit gemacht hatte, geleitete er uns an ein verschwiegenes Plätzchen, wo wir uns ungestört unterhalten würden können.


    Da uns beiden vom Fußweg inzwischen noch viel hungriger geworden war, bestellten wir beim Wirt eine Auswahl seiner köstlichen und nahrhaften Leckereien und ließen uns dazu eine Glaskaraffe rubinrot schimmernden Weins bringen, angesichts der Tageszeit natürlich leicht gewässert.

    Sapientia Liliana und ich gingen angeregt miteinander plaudernd den Weg zu der von mir vorgeschlagenen Taverna.


    So erfuhr ich von Liliana, das sie erst vor kurzem in Rom angekommen war und sich hier für eine religiöse Laufbahn entschieden hatte, um den Göttern zum Wohle Roms zu dienen. Momentan fühlte sie sich noch etwas verloren in der großen Stadt, da sie hier nur wenige Menschen kannte.


    Ich erzählte Liliana, das ich in Rom geboren und aufgewachsen bin. Dazu schilderte ich ihr meine Erlebnisse in den letzten Woche, wie mich mein Weg aus dem Castellum der Legio I zu den Cohortes Urbane geführt hatte.




    [Kurzer Lesehinweis an den Praefectus Urbi, Marcus Vinicius Hungaricus:


    Selbstverständlich befinde ich mich entsprechend Deinem Befehl gegenwärtig im Castra Praetroia und widme mich hier hingebungsvoll der mir durch Gaius Octavius Victor zuteil werdenden Ausbildung in städtischen Kampftechniken. Die zwischen Liliana und mir zu schildernden Ereignisse haben in der jüngsten Vergangenheit stattgefunden und wir kommen erst jetzt dazu, darüber zu berichten.]

    Hocherfreut über ihre Zustimmung entgegnete ich: "Ja, ganz hier in der Nähe. Ich bin sicher, es wird Euch dort gefallen, Liliana. Darf ich Euch so nennen?"


    Eine gemütliche kleine Taverna, nicht weit von hier, wo nicht schon am frühen Morgen die Betrunkenen herumlungerten. Wir würden dort ein gutes Frühstück zu uns nehmen können und uns ungestört unterhalten können. Den Wirt kannte ich, er würde uns einen schönen Platz anbieten.


    Ich war neugierig, wollte mehr über sie erfahren, ihre Gesellschaft genießen. Immer mehr empfand ich es als einen glücklichen Zufall, sie vor Messalinas Tür getroffen zu haben.

    Sofort nach Beendigung meiner Audienz bei Marcus Vinicius Hungaricus eilte ich als frischgebackener Miles der Cohortes Urbanae wie befohlen zu Gaius Octavius Victor. Ihm als Princeps Prior der CU war die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden, mich auf die Gefahren vorzubereiten, welche auf mich als Angehöriger der CU zukünftig lauerten.


    Da Victor und ich inzwischen befreundet waren, würde er sich gemeinsam mit mir freuen, das meine Aufnahme in die CU und die Ernennung zum Miles so rasch erfolgt waren.


    Ich hatte die Absicht mit der Ausbildung bei Victor so schnell wie möglich zu beginnen, damit ich möglichst bald mit der Realisierung des von Hungaricus angesprochenen Auftrages beginnen konnte.

    Ich war weitestgehend zufrieden mit dem, was ich vom Praefectus Urbi gehört hatte. Ich hätte mich natürlich gern sofort auf den von ihm in Aussicht gestellten Auftrag gestürzt, aber die Cohortes Urbanae waren nun mal eine militärische Einheit und da gibt es immer gewisse Spielregeln zu beachten. Und ein paar neue Kampftechniken zu erlernen, um in unserer Stadt besser überleben zu können, war keinesfalls verkehrt. Denn Rom war für Leute, die für die Einhaltung der Gesetze kämpften, schon immer ein gefährliches Pflaster. Und mein Auftrag würde mich in die schlimmsten und gefährlichsten Kreise führen.


    Nein, ich hatte hier und jetzt keine Fragen an Hungaricus´. Seine Anweisungen waren präzise und eindeutig gewesen.


    Wegen des Trainings bei Victor machte ich mir keine Sorgen. Ich hatte in meiner ganzen Laufbahn als Investigator stets darauf geachtet, in einem guten körperlichen Zustand zu sein. Denn in meinem Geschäft mußte man schnell laufen können. Manchmal sogar sehr schnell... Mich selbst zu verteidigen, ob mit oder ohne Waffe, war mir auch nicht fremd. Und die harte Grundausbildung in der Legio I hatte ich besser als viele andere Mitrekruten überstanden. Ich würde auch in der Ausbildung bei Victor mein Bestes geben und das erkannten Vorgesetzte beim Militär immer an. Diese Erfahrung hatte ich gemacht.


    So sagte ich jetzt zu Hungaricus: "Nein, mein Präfekt. Keine Fragen mehr. Eure Befehle werden ausgeführt.". Er verabschiedete mich und meine erste Audienz beim Praefectus Urbi war damit beendet.

    Der Praefectus Urbi, befahl mir meine Haltung zu lockern, begrüßte mich herzlich, stellte mir seinen Stellverteter vor und gab diesem dann den Befehl, ein auf dem Tisch bereitliegendes Dokument zu verlesen...


    Ich war glücklich. Ich hatte den Aufnahmetest in die CU bestanden und war soeben zum Miles ernannt worden. Ein lang ersehnter Wunsch war in Erfüllung gegangen. Beide Männer beglückwünschten mich und ich bedankte mich sichtlich bewegt. Der Stellvertreter des Präfekten verabschiedete sich dann mit dem Hinweis auf andere dringende Aufgaben.


    Der Präfekt bot mir einen Stuhl an, als wir allein waren. Ich setzte mich, nachdem er Platz genommen hatte. Ich war neugierig, wollte wissen wie ich den Aufnahmetest abgeschlossen hatte.


    Aber noch viel wichtiger war es zu erfahren, welches Einsatzgebiet in den CU Marcus Vinicius Hungaricus für mich vorgesehen hatte. Ich hoffte brennend, das mein bereits in dem Brief an Hungaricus geäußerter Wunsch, bei der Aufklärung der Hintergründe des Bandenunwesens maßgeblich mitzuwirken, Berücksichtigung finden würde. Ich war aber zuversichtlich, da ich hoffte das Hungaricus inzwischen Erkundigungen über meine Fähigkeiten eingeholt hatte und war ziemlich sicher, daß das Ergebnis dieser Überprüfungen meiner Person positiv ausgefallen sein mußte. Außerdem hatte ich ja auch in dem Princeps Prior der CU, Gaius Octavius Victor, in dieser Frage einen Fürsprecher. Vielleicht hatte Victor ja schon Zeit und Gelegenheit dazu gefunden, mit Hungaricus darüber zu reden.


    Ich hoffte auch, das ich Gelegenheit haben würde dem Praefectus Urbi meine Ideen und Vorstellungen über meine Vorgehensweise in dieser Angelegenheit detailliert darlegen zu dürfen. Aber ich konnte nur Vorschläge unterbreiten. Die endgültige Entscheidung darüber würde Hungaricus treffen Das war mir bewußt. Ebenso war mir klar, was für eine große Ehre es war, als Neuankömmling in den CU vom Praefectus Urbi persönlich empfangen zu werden.

    Die Tür zum Büro des Praefectus Urbi ging auf und ein Offizier trat heraus. Es war aber nicht Hungaricus, den kannte ich ja bereits vom Triumphzug. Der Uniform nach zu urteilen vielleicht sein Stellvertreter oder so etwas ähnliches.


    Er winkte mich zu sich und sagte: "Falco, der Praefectus Urbi möchte Dich jetzt sehen. Komm."


    Ich sprang auf und folgte dem Offizier in das Büro von Hungaricus.


    Dort drin angekommen nahm ich gegenüber dem Praefectus Urbi Haltung an und erstattete zackig Meldung: "Marcus Didius Falco meldet sich zum Dienstantritt bei den Cohortes Urbanae. "


    Salve Messalina!



    Hier ein kurzer Zwischenbericht, um Dich auf dem Laufenden zu halten.


    Gestern habe ich ein ausführliches und informatives Gespräch mit dem Manne geführt, den Du mir als Ausgangspunkt meiner Nachforschungen benannt hast. Ich habe daraus wichtige Hinweise für unser weiteres Vorgehen gewinnen können.


    Sobald sich daraus neue Informationen ergeben, die für Dich von Interesse sind, werde ich sie Dir umgehend mitteilen. Davor liegen jedoch umfangreiche Recherchen, die ich baldmöglichst in Angriff nehmen werde.


    Im Übrigen werde ich heute dem Praefectus Urbi, Marcus Vinicius Hungaricus, meinen Antrittsbesuch für die Aufnahme in die Cohortes Urbanae abstatten.



    Vale
    Falco

    Auf meinem Weg zum Castra Praetoria legte ich zunächst einen Halt bei einem Barbier für eine gründliche Rasur ein. Danach nahm ich an einer der zahlreichen Garküchen ein reichhaltiges Frühstück ein, bestehend aus Brot, Käse, Lukanischen Würsten mit Garum, Oliven und etwas Obst zu mir. Dazu trank ich so stark gewässerten Wein, das man den Wein darin eigentlich kaum noch schmecken konnte. Aber das war mir an diesem Vormittag durchaus recht.


    Danach war mein Geldbeutel zwar um einiges leerer, mein Magen dafür um so voller und ich fühlte mich erstmals an diesem Tage gut und tatendurstig. Bis hierher hatte mich eher das Pflichtgefühl getrieben.


    So näherte ich mich gut gelaunt dem Castra Praetoria, wo ich dem wachhabenden Centurio erklärte, das ich einen Termin beim Praefectus Urbi habe. Dazu hielt ich ihm die Einladung von Marcus Vinicius Hungaricus vor die Nase, in welcher er mich wegen des Aufnahmetests einlud. Die Schriftrollen mit meinen Antworten hatte ich ja bereits einige Tage vorher durch einen Boten im Büro des Praefectus Urbi abliefern lassen. Heute wollte ich nun wissen, mit welchem Ergebnis ich den Aufnahmetest abgeschlossen hatte.


    Der Offizier prüfte das Einladungsschreiben sehr gründlich. Nachdem er festgestellt hatte, das alles in Ordnung war und es sich bei mir um ein zukünftiges Mitglied der CU handelte, nickte er mir freundlich zu und befahl einem seiner Soldaten mich zum Büro des Praefectus Urbi zu führen.


    Froh das der Einlaß ins Castra Praetoria so reibungslos erfolgt war, folgte ich dem Soldaten über den großen Innenhof des Castra bis zu dem Gebäude in dem sich die Büros der leitenden Offiziere der Cohortes Urbanae befanden. Der Soldat lieferte mich weisungsgemäß im Büro des Praefectus Urbi ab und eilte dann wieder ans Tor zurück.


    Auch der Bürovorsteher prüfte die Einladung von Marcus Vinicius Hungaricus wieder gründlich, nachdem ich ihm mein Anliegen vorgetragen hatte. Danach erklärte er mir, das ich mich noch einige Zeit gedulden müsse, da der Praefectus Urbi gerade noch beschäftigt sei. Sobald Hungaricus für mich Zeit habe, werde er mich rufen.


    So nahm ich in dem dafür vorgesehenen Raum Platz und hoffte, das ich nicht allzu lange warten müßte, bis mich der Praefectus Urbi vorlud.

    Am Tage nach dem Zechabend mit Victor erwachte ich vormittags erst als die Sonne schon hoch am Horizont stand. Aus meiner Sicht hätte man den heutigen Tag durchaus aus dem Kalender streichen können. In den letzten Tagen war Wein mein Hauptnahrungsmittel gewesen und genauso fühlte ich mich auch.


    Wie allmorgendlich schöpfte ich einen Eimer frischen Wassers aus dem Brunnen vor dem Haus, in welchem sich meine Wohnung befand. Nachdem ich mir davon eine Kanne zum Trinken abgefüllt hatte, wusch ich mich mit dem restlichen Wasser gründlich und ausgiebig. Danach fühlte ich mich deutlich besser.


    Am heutigen Tage wollte ich dem Praefectus Urbi, Marcus Vinicius Hungaricus, meine Aufwartung machen. Gestern abend in der Taverna Apicia war die Nachricht herumgegangen, das es sich bei den Scharmützeln zwischen der Praetorianern auf der einen Seite und den CU sowie Soldaten der Legio I um ein aus dem Ruder gelaufenes Manöver der Praetorianer gehandelt hatte. Die Schlägereien hatte es vor allem zwischen betrunkenen Angehörigen der beteiligten Einheiten gegeben. Und Betrunkene gab es in der Stadt nach dem Triumphzug reichlich.


    So konnte ich meinen wegen dieser Scharmützel bisher aufgeschobenen Besuch im Castra Praetoria endlich antreten, ohne Gefahr zu laufen als Anwärter der CU von den Praetorianern gleich festgenommen zu werden.


    Ich zog eine saubere, frischgewaschene Tunika an - die Auswahl war wie üblich nicht besonders groß - schnappte mir die Einladung von Hungaricus und machte mich auf den Weg.

    Mit ziemlicher Schrägseite steuerte ich nach meinem gemeinsamen Zechabend mit Gaius Octavius Victor meine Wohnung in der Brunnenpromenade an, die immer noch gleichzeitig mein Büro darstellte.


    Es war noch ein lustiger Abend geworden. Nach dem Genuß einiger weiterer Krüge des übrigens ausgezeichnet mundenden Weins hatten wir die Besucher der Taverna zu später Stunde mit unseren Gesangseinlagen unterhalten. Zum Schluß sang dann die ganze Schenke derbe Trinklieder und wir scherzten ausgiebig mit den Schankweibern.


    Unser Nachhauseweg führte uns später noch ein gutes Stück zusammen durch die nächtlichen Straßen Roms. Uns gegenseitig stützend, beschlossen wir den nächsten gemeinsamen Umtrunk in nicht allzuferner Zukunft stattfinden zu lassen.


    Nachdem wir uns wortreich voneinander verabschiedet hatten, wankte jeder von uns allein nach Hause.

    Die Subura, ja ich war überzeugt, das dort der Schlüssel für vieles lag. Nicht nur für Catus´Geheimnisse.


    Ich hatte das Gefühl, das Victor mir zu Catus alles erzählt hatte, was er wußte bzw. was er mir sagen konnte, ohne seinene Dienstpflichten zu verletzen.


    Aber Schluß jetzt mit dem Grübeln, dachte ich. Es waren inzwischen einige Stunden vergangen, seitdem wir in die Taverna eingekehrt waren. Die Schenke war inzwischen gerappelt voll und für eine ernsthafte Unterredung war es mittlerweile fast zu laut.


    "So, Victor, jetzt haben wir schon viel zu lange über ernsthafte Dinge geredet. Ich danke Dir für Deine Bereitschaft, mir Auskunft zu erteilen. Laß uns jetzt den Abend genießen, noch ein paar Becher Wein leeren und uns vergnügen."


    Ich goß uns Wein nach.

    Etwas nachhaken mußte ich aber schon noch.


    "Victor, selbstverständlich verstehe und respektiere ich, das Du hier und jetzt mir gegenüber nicht über dienstliche Belange der CU reden willst. Schließlich steht mein offizieller Eintritt in die CU noch aus. Aber machte Catus in privaten Gesprächen zwischen Euch vielleicht einmal Andeutungen, über Gefahren, welche ihm drohen könnten? Nannte er eventuell sogar Namen?"