Beiträge von Marcus Didius Falco

    Ich dachte darüber nach, was mir Victor gerade gesagt hatte. Es war nicht viel, verglichen mit dem was ich sonst bei meinen Befragungen erfuhr, aber schon eine ganze Menge und vor allem glaubhaft. Er war schließlich ein Mann vom Fach.


    Das Catus vor seinem Dienst bei den CU Camillus war, hatte ich natürlich schon gewußt. Ebenso, das er erst vor nicht allzu langer Zeit in Rom aufgetaucht war. Immerhin schien es nicht Italia gewesen zu sein, sonst hätte Victor nicht gesagt, aus irgendeiner der Provinzen. Aber welcher?


    Wichtig war der Hinweis, auf den reichen Erfahrungsschatz Catus´. Er wußte offenbar einiges über die von Geestzesbrechern angewandten Mittel und Methoden. Nun, das war für Catus bei seiner Tätigkeit für die CU sicher von Vorteil.


    Und Victor hatte meine Vermutung bestätigt, das sich Catus auf einer geheimen Mission befand. Das er sich hier in der Taverne und nachdem wir uns erst seit kurzem kannten, nicht dazu hinreißen ließ mir darüber mehr zu erzählen, dafür hatte ich volles Verständnis. Damit hätte er seine dienstliche Schweigepflicht auch grob verletzt. Und ich hatte ihn von vornherein als pflichtbewußten und zuverlässigen Offizier der Cohortes Urbanae eingeschätzt. Schließlich war ich auch noch nicht offiziell in die Reihen der CU aufgenommen. Wenn dies geschehen war und ich erst einmal meine eigene Zuverlässigkeit und Verschweigenheit unter Beweis gestellt hatte, würde er mich sicher als vertrauenswürdiger einstufen.


    Bis dahin würde ich den von Victor gelieferten Ansatzpunkten nachgehen. Die Arbeit eines Investigators ist ein mühevolles Geschäft und verlangt viel Geduld.


    An Marcus Tallius Priscus
    Castellum der Legio I Traiana Pia Fidelis




    Salve, mein Freund!



    Vielen Dank für Deine Antwort und für Dein Interesse. Deine angesprochenen Wünsche werden berücksichtigt.


    Einstweilen bitte ich Dich noch ein wenig Geduld zu haben und weiterhin absolutes Stillschweigen in dieser Angelegenheit zu bewahren.


    Die Sache bedarf einer gründlichen Vorbereitung und zum gegebenen Zeitpunkt komme ich auf Dich zu.



    Vale
    Falco

    "Nun, Victor, wie gesagt, Messalina macht sich sehr große Sorgen um Catus. Genauer gesagt, sie fürchtet um sein Leben. Daher bat sie mich, wegen meiner einschlägigen Erfahrungen auf diesem Gebiet, ihn vor möglichen Gefahren zu beschützen. Ich habe ihr versprochen, dies zu tun. Und es liegt ja auch im Interesse der CU selbst, das einem der Unseren" - ich fühlte mich längst zugehörig - "kein Leid zustößt."


    Ich machte eine kurze Pause, um einen Schluck von meinem Wein zu trinken. Das viele Reden machte einen echt durstig und der Wirt konnte mit unserem Umsatz zufrieden sein. Der Wein würde auf meine Rechnung gehen, beschloss ich. Ich war Victor dankbar, das er soviel Geduld mit mir hatte und hoffte, das wir uns anschließend noch einen gemütlichen Abend machen könnten, um über angenehmere Dinge zu plaudern.


    "Mein Problem ist nun, Messalina konnte mir fast gar nichts über die Gefahren berichten, welche Catus drohen. Er selber schwieg dazu auch gegenüber ihr, vermutlich um sie nicht unnötig zu beängstigen. Vielleicht befürchtete er auch, das sie selbst in Gefahr geraten könnte, wenn sie zu zuviel weiß."


    Es war in diesem Fall, wie es eigentlich immer war. Meine Auftraggeber statteten mich mit spärlichsten Informationen aus und ich konnte dann zusehen, wie ich zurecht kam.


    "Um Catus wirkungsvoll beschützen zu können, benötige ich jedenfalls Hinweise - und wenn es erstmal nur Vermutungen sind - welche Gefahren und vor allem Namen, von wem ihm Gefahr drohen könnte. Mal abgesehen von der Gefährdung, die jeder Angehörige der CU sowieso schon hat. Aber es muß in Catus´ Fall mehr als das sein, möglicherweise viel mehr."


    Jetzt kam ich zu meinen Fragen.


    "Victor, da Ihr beide eng zusammen gearbeitet habt und euch wohl auch sonst gut verstanden habt, bitte ich Dich, gründlich nachzudenken, welche Anhaltspunkte Du mir geben kannst, wo ich ansetzen kann. Was hat Catus vor seinem Dienst in den CU gemacht? Welche konkreten Aufgaben hatte er bei den CU? Und vor allem, wo ist er jetzt?"


    Ich fügte noch hinzu: "Er soll ja seit einiger Zeit verschwunden sein..."

    Salve Titus Epidius Balbus!



    Ich begrüße Dich in meinem und im Namen der Gens Didia im Imperium Romanum. Mögen die Götter Deine Schritte stets behüten.


    Wie Dir Cicero Octavius Anton bereits mitteilte, hast Du nun die Wahl Dich einer Gens anzuschließen oder eine eigene zu gründen.


    Falls Du Dich einer bereits bestehenden Gens anschließen möchtest, würde sich die Gens Didia freuen, Dich in ihre Reihen aufzunehmen.



    Vale
    Marcus Didius Falco

    Da unsere Becher inzwischen wieder geleert waren, goß ich uns aus dem bereitstehenden Krug Wein nach.


    Victor erklärte mir erwartetermaßen, das er meinen Argumenten zustimmt und sein möglichstes dazu tun wird, das mein Einsatz bei den CU in dieser Richtung erfolgen wird. Er betonte aber ausdrücklich, das er als Princeps Prior nur seine Empfehlung dahingehend abgeben könne und die letztendliche Entscheidung dazu Hungaricus treffen müsse. Damit hatte er natürlich völlig recht und mir war es vor allem darum gegangen, ihm die Hintergründe meines Ansuchens näher zu bringen, als mir dies in meinem Brief möglich gewesen war.


    Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf unseres Gesprächs, welches in einer angenehmen Atmosphäre verlief, beschloß ich gleich zu meinem zweiten Anliegen überzugehen.


    "Victor, ich danke Dir für Deine bisherige Unerstützung meiner Vorhaben und würde mich freuen, wenn Du mir auch bei meinem nächsten Anliegen Hilfe und Rat gewähren könntest."


    Er schaute mich fragend und leicht belustigt an. "Nun mach schon, Falco." sagte er.


    "Wie ich Dir bereits in meinem Brief schrieb, haben wir eine gemeinsame Bekannte, welche mir auch den Rat gab mich wegen der Versetzung zu den CU zunächst an Dich zu wenden. Dieser gemeinsamen Bekannten bin ich zu Dank verpflichtet und sie äußerte daher eine Bitte an mich."


    Da meine Kehle vom vielen Reden schon wieder trocken war, trank ich an dieser Stelle einen Schluck Wein und fuhr dann fort: "Unsere gemeinsame Bekannte sorgt sich sehr um das Wohl eines Freundes, welcher ebenfalls seinen Dienst in den CU verrichtet."


    Ich sah Victor an, das er inzwischen schon etwas unruhig war, weil er endlich wissen wollte, worum es mir ging. Vielleicht hatte er auch schon eine Ahnung.


    "Victor, bei diesem Mann handelt es sich um Gaius Flavius Catus, Deinem Kollegen als Princeps Prior der Cohortes Urbanae."

    Ich lachte kurz auf: "Du hast eine direkte Art, Victor. Das gefällt mir. Laß mich Dir aber zuerst berichten, welche Fortschritte ich bei meiner Aufnahmeprüfung für die CU mache. Glaub mir, der Praefectus Urbi wird nicht schlecht gestaunt haben, als ich ihm heute 5 Schriftrollen mit meinen Antworten in sein Büro anliefern ließ. Ich denke, das meine Beantwortung der Prüfungsfragen zu seiner Zufriedenheit ausgefallen ist und sehe daher meiner alsbaldigen Aufnahme in die Reihen der CU mit großer Zuversicht entgegen."


    Also fing ich an zu erzählen, von meinen Ideen, meinen Vorstellungen über meine Arbeit bei den Cohortes Urbanae. Vieles davon wußte er schon aus meinem Brief, den ich ihm aus dem Castellum der Legio I geschrieben hatte. Ich sprach trotzdem noch einmal davon, weil es auch wichtig für das andere war.


    Ich berichtete Victor von meiner Arbeit als Investigator, in der ich tiefe Enblicke in die Schattenseiten des römischen Lebens gewonnen hatte, das in letzter Zeit immer mehr um sich greifende Bandenwesen, das Stärkerwerden skrupelloser krimineller Elemente.


    "Als ich dann erfuhr, das die CU gegenwärtig auf der Suche nach einem Mann sind http://www.imperium-romanum.info/forum/t...9927#post19927, welcher die Fähigkeiten und Möglichkeiten hat, die Hintergründe dieses Bandenwesens aufzuklären, wußte ich sofort das ich dieser Mann bin. Ab diesem Zeitpunkt betrieb ich meine schon langersehnte und geplante Versetzung von der Legio I zu den CU auf das intensivste, damit keine Zeit verloren geht."


    Ich machte eine kurze Pause und konnte die Frage förmlich spüren, die ihm auf den Lippen brannte. "Victor, bitte frage mich nicht wie ich von den Ermittlungen der CU Wind bekommen habe. Schon in meiner Tätigkeit als Investigator war es mein oberstes Prinzip, niemals einen Informanten preiszugeben. Nur soviel, gehe davon aus das dieses Geheimnis bei mir sehr gut aufgehoben ist." Er nickte kurz.


    Ich beugte mich über den Tisch, näher zu ihm hin, um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. "Victor, ich bin der besten Überzeugung das ich den CU und der Sicherheit unserer Stadt am meisten nütze, wenn ich zur Lösung dieses Problems eingesetzt werde. Selbstverständlich stehe ich auch für andere Aufgaben der CU zur Verfügung, aber ich benötige die nötige Zeit und die nötigen Freiräume, um dieses Problem anzugehen. Und es wird sicher einige Zeit, Wochen, ja vielleicht sogar Monate in Anspruch nehmen."

    Ein Bote näherte sich im Laufschritt dem Castra Praetoria. Unter dem Arm hielt er ein dickes Bündel Schriftrollen. Durchgeschwitzt und außer Atem wie er war, erkannte man, das der Bote eine längere Strecke in diesem Tempo zurückgelegt haben mußte.


    Am Tor angekommen atmet er erst einmal tief durch, dann sprach er zum wachhabenden Offizier: "Herr, ich habe wichtige Dokumente, von meinem Herrn Marcus Didius Falco, für den Praefectus Urbi Marcus Vinicius Hungaricus persönlich. Es eilt, Herr."


    Der wachhabende Offizier sah zunächst den Boten mißtrauisch an, dann das dicke Bündel Schriftrollen. Er überlegte, der Bote schien die ganze Strecke im Laufschritt hierher geeilt zu sein. Also war es vielleicht wirklich eilig. Und den Namen Marcus Didius Falco hatte er auch schon mal gehört. War das nicht dieser Privatschnüffler, Investigator wie er sich selbst nannte, der demnächst hier bei den Cohortes Urbanae anfangen sollte. Hmm, wer weiß was der dem Präfekten überbringen lassen wollte...


    Kurzentschlossen rief der Offizier einen Soldaten herbei und befahl ihm: "Bring diese eiligen Dokumente sofort zum Büro des Praefectus Urbi."


    Der Soldat ließ sich die Dokumente vom Boten reichen, lief los und lieferte die Dokumente kurz darauf ordnungsgemäß im Büro des Präfekten ab.

    .
    Persuasionis
    Die Factio PRAESINA steht für Werte wie Weltoffenheit und Toleranz. Nicht Macht und eigennützige Interessen sind unsere Ziele. In Harmonie und durch gute Zusammenarbeit wollen wir dem Imperium zu stets neuem Glanze verhelfen. Zu diesem Zwecke ist uns nicht jedes Mittel recht und wir streben auch was die anderen Factiones angeht, eher ein konstruktives Miteinander als destruktive Konfrontationen an. Natürlich schrecken wir vor sinnvoller, uns in der Sache voranbringender Diskussion nicht zurück und sind jederzeit dazu bereit und in der Lage, unsere Standpunkte gegenüber anderen zu vertreten. Wir dienen Rom.
    Religio
    Die meisten unserer Mitglieder glauben an die Römische Götterwelt unserer Ahnen und Urahnen und treten aktiv für die Stärkung des Cultus Deorum ein. In unseren Reihen wähnen wir auch einige Christen, die sich je nach Imperator offen zu erkennen geben oder im Untergrund ihre Religion ausüben
    Pater Factionis
    Unser Pater Factionis ist Senator Marcus Didius Falco. Er ist Kommandeur der Cohortes Vigiles in Rom. Außerdem engagiert er sich aktiv als Auctor Acta Diurna und hegt als Amicus Cultus Deorum enge Beziehungen zur Religion.
    Sodales Celebrati
    Neben ihm sind in den Reihen unserer Factio zwei weitere Senatoren anzutreffen. Dies ist zum einen Secundus Flavius Felix, der frühere Praefectus Classis unserer ruhmreichen Seekriegsflotte und ehemaliger Princeps Senatus. Nun leitet er als Legatus Augusti pro Praetore die Geschicke der Provinz Italia.
    Ebenfalls Mitglied des Senates ist die Vorkämpferin des Cultus Deorum Flavia Messalina Oryxa, welche nun als Legatus Augusti pro Praetore von Hispania ebenfalls die Verantwortung für das Wohlergehen einer Provinz trägt.
    Auctoritas Factionis
    Im Cursus Honorum der aktuellen Wahlperiode ist die PRAESINA durch den Praetor Urbanus Marcus Didius Falco und den Quaestor Urbanus Didia Aelia vertreten.
    Zahlreiche Mitglieder unserer Factio dienen und dienten in Heer, Flotte und den sogenannten Stammeinheiten, wie den Praetorianern, den Cohortes Urbanae und den Cohortes Vigiles. Dadurch sind wir für jeden, der sich für das Militär interessiert eine erstklassige Wahl.
    Neben dem Militär ist die religiöse Laufbahn der zweite starke Arm unserer Factio. Flavia Messalina Oryxa ist es maßgeblich mitzuverdanken, das der Cultus Deorum im Imperium wiederbelebt wurde. Inzwischen füllt sie das Amt der Flaminca Minervalis aus und ist in der Administration des Collegium Pontificium insbesondere für die Religionsgesetzgebung und die Religionskurse der Schola verantwortlich.
    Zahlreiche Mitglieder der PRAESINA sind an verantwortlicher Stelle im Cultus Deorum und anderen religiösen Kulten aktiv. Der Kult der Venus wurde durch unser Factio-Mitglied Didia Sinona neu belebt und zeichnet sich derzeit durch hohe öffentliche Präsenz aus. Auch Dienerinnen der Ceres und der Diana finden sich in unseren Reihen, welche die jeweiligen Kulte mit Leben füllen.
    Auch auf dem zivilen Sektor werden wir zunehmend aktiver und stärker. So finden sich Didia Aelia und Marcus Sergius Stephanus an hoher Position in der Verwaltung der Provincia Italia wieder.
    Gentes
    Unserer Factio gehören zahlreiche Gentes an, welche im Imperium einen großen Einfluß besitzen. Mitglied der PRAESINA sind zwei patrizische Familien - die Flavia Felix und die Flavia Catus - sowie mehrere plebejische Gentes, deren größte die Familie Didia Falco darstellt. Weitere aktive plebejische Gentes sind die Aemilia und die Sergia.

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    Nachdem uns der Ianitor die Tür vor der Nase zugeknallt hatte, war ich ziemlich wütend. Aber dann schaute ich zu Sapientia Liliana und meine Wut verging sofort.


    "Nun", sagte ich zu ihr und lächelte sie dabei an, "Das nennt man wohl einen glasklaren Rausschmiß. Entweder ist Messalina wirklich nicht zu Hause oder sie möchte nicht gestört werden."


    "Sapientia Liliana", versuche ich die Situation zu retten, "Du hattest die Absicht zu frühstücken und auch mir knurrt inzwischen der Magen vom langen Fußmarsch. Darf ich Dich in eine Taverna einladen? Dort können wir etwas zu uns nehmen und ein wenig plaudern. Was hältst Du von meinem Vorschlag?"


    Hoffnungsvoll wartete ich auf ihre Antwort. Ich wollte gern noch etwas Zeit mit ihr verbringen.

    "... und Marcus Didius Falco." fügte ich schnell zu den Worten von Sapientia Liliana hinzu. Zum Glück hatte ich meine Sprache rechtzeitig wiedergefunden.


    "Ihr habt recht, auch mein Weg führt mich zu Messalina." sage ich jetzt zu Sapientia Liliana gewandt."Aus beruflichen Gründen." füge ich schnell hinzu, damit kein falscher Eindruck entsteht. "Eure Idee mit dem Frühstück halte ich übrigens für ausgezeichnet. Wie darf ich Euch nennen? Sapientia?"


    Dann werfe ich dem Ianitor rasch einen ungeduldigen Blick zu.

    Wie so oft in letzter Zeit war ich auf dem Weg zu Messalina, um ihr über meine Fortschritte bezüglich ihrer Aufträge Bericht zu erstatten. Ich näherte mich gerade ihrem Haus, da sah ich sie stehen...


    Jung, schlank, hochgewachsen, blond und von bezaubernder Eleganz. Ich war fasziniert.


    Sie stand etwas unschlüssig vor Messalinas Haus. So als wenn sie nicht wüßte, ob sie noch länger auf Einlaß warten sollte oder ob es ratsamer wäre, schnell wieder zu gehen.


    Rasch ging ich auf sie zu, bevor sie es sich doch noch anders überlegte und davon lief. Etwas verlegen sprach ich sie an: "Entschuldigt meine Neugier. Gewährt man Euch keinen Einlaß?"


    Dabei hatte ich die Gelegenheit ihr Gesicht anzuschauen. Ein ebenmäßiges Gesicht, aus dem mich strahlende blaue Augen anblickten.


    Mir fiel plötzlich nicht mehr ein, was ich noch sagen wollte und so wartete ich auf ihre Antwort.

    Zum verabredeten Zeitpunkt traf ich mich mit Gaius Octavius Victor vor der Taverna Aspicia. Nachdem wir uns begrüßt hatten, betraten wir die Schenke. Der Raum lag im Halbdunkel und war um diese Zeit nur mäßig besucht. Es würde später sicher noch voller werden.


    Wir suchten uns einen Tisch in einer Nische, wo wir nicht gleich von jedem Neuankömmling gesehen werden konnten. Wir zogen uns zwei Holzschemel heran und und ich bestellte den ersten Krug Wein und zwei Becher dazu.


    Ich sah mich um. Die Tische in unserer Nähe waren alle unbesetzt. Beste Bedingungen also für ein vertrauliches Gespräch. Zudem war mir das Gespräch mit Victor hier lieber, als im Castra Praetoriae, wo man doch mehr auf die militärischen Rangunterschiede zwischen uns hätte achten müssen. Hier konnten wir derartige Gesichtspunkte unberücksichtigt lassen und als Gleichrangige miteinander sprechen.


    Und bei einem guten Tropfen Wein spricht es sich sowieso viel gemütlicher. Das sahen wir beide so.


    Salve Imperator!


    Ich danke Euch für die Ehre und das Vertrauen, die Geschicke der Gens Didia fürderhin als Pater Familias leiten zu dürfen.


    Ich versichere Euch, das die Gens Didia auch in Zukunft stets zum Wohlergehen sowie zur Mehrung von Größe und Macht des Imperium Romanum beitragen wird.


    Vale
    Marcus Didius Falco


    Salve Flavius Tiberius Quirinialis!



    Im Namen der Gens Didia begrüße ich Dich in unserer herrlichen Stadt Rom und beglückwünsche Dich zu Deiner Entscheidung, eine militärische Laufbahn in unseren ruhmreichen Legionen einzuschlagen.


    Salve Messalina!



    Ich hoffe, das die in Deinem Auftrag eingeleiteten umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen anläßlich des Triumphzuges unseres geliebten Caesars zu Deiner vollen Zufriedenheit ausgefallen sind.



    Bezüglich der anderen von Dir angesprochenen Angelegenheit kann ich Dir mitteilen, das ich Maßnahmen eingeleitet habe, um einen geeigneten, zuverlässigen und verschwiegenen Mann ausfindig zu machen, welcher zudem über eine militärische Ausbildung verfügen wird.


    Sollten mir neue Informationen dazu vorliegen, werde ich Dich umgehend davon in Kenntnis setzen.



    Vale
    Falco

    Am Morgen des Triumphzuges wachte ich auf, als die ersten Strahlen der rasch höhersteigenden Sonne über mein Gesicht glitten. Das war eindeutig angenehmer, als vom Wecksignal des Cornicen geweckt zu werden, wie es im Castellum der Legio I üblich war.


    Ich fühlte mich munter und tatendurstig, nachdem am gestrigen Tag viele meiner Wünsche in Erfüllung gegangen waren. Nun galt es neue Ziele in Angriff zu nehmen.


    Rasch sprang ich aus meinem Bett, um ja nichts vom Tag und dem bevorstehenden Triumphzug zu verpassen, auf den ich mich freute.


    Kein Wunder, der letzte war viele Jahre her, ich war damals noch ein Kind.


    Ich wusch mich sorgfältig und kleidete mich dann mit meiner besten Tunika. Viele hatte ich ohnehin nicht mehr zur Auswahl, nachdem letztens wieder eine auf dem Weg zum Fest des Creticus dran glauben mußte. Der geneigte Leser wird sich vielleicht noch erinnern...


    Ich trank eine Krug frischen Wassers - den ich mir geholt hatte - schließlich wohnte ich ja in der Brunnenpromenade.


    Etwas essen könne ich unterwegs, beschloß ich, da die Inspektion meiner Speisekammer nahezu Nullstand ergab. Ebenso nahm ich mir vor, meinem Kopf auf dem Weg zur Strecke des Triumphzuges noch Rasur und Harrschnitt zu gönnen. Danach hatte ich vor, die Strecke des Triumphzuges abzugehen, beginnend ab dem Ausgangspunkt -dem Circus Gaii et Nerones - um mich davon zu überzeugen, das unserem Triumphator keine Gefahren drohten.


    Abschließend würden mich meine Schritte Richtung Pompeius-Theater führen, wo ich mich gestern Abend ja bereits mit den von der Factio Niger angeheuerten Veteranen angefreundet hatte. Die hatten mir versprochen, ein schönes, schattiges Plätzchen freizuhalten und hier wollte ich den Vorbeimarsch des Triumphzuges genießen. Aber hier dürfte auch nicht mehr viel passieren können, da der Reststück des Weges zum Capitol am Besten durch uniformierte Kräfte gesichert wurde.


    Natürlich wollte ich mich auch im Interesse meiner Factio nützlich machen, indem ich darauf achten würde, das es nicht wieder zu solchen Zwischenfällen wie gestern kam und unser Weinausschank ungestört vonstatten gehen konnte.

    Glücklich, endlich wieder zu Hause in Rom zu sein, suchte ich zunächst meine Wohnung in der Brunnenpromenade auf. Ich nannte es zwar offiziell mein Büro, aber um die Wahrheit zu sagen, es war meine einzige Zuflucht. Mehr konnte ich mir momentan nicht leisten.


    Ich legte mein Bündel mit den Privatsachen ab, welche ich vorsorglich aus dem Castellum der Legio I Traiana Pia Fidelis wieder mitgebracht hatte. Aller Voraussicht nach würde ich dort nicht wieder zum Dienst einrücken muß, da meine Versetzung zu den Cohortes Urbanae so gut wie beschlossene Sache war.


    Danach verstaute ich in meiner Truhe mit den Papieren und Unterlagen, ohne welche man als Bürger Roms inzwischen nicht mehr auskommt, meine Beförderungsurkunde zum Legionarius sowie meine Einladung zur Aufnahmeprüfung bei den Cohortes Urbanae.


    Anschließend schaute ich meine Post durch, welche meine Klienten wie üblich unter der Tür durchgeschoben hatten. Wie immer war viel Unsinn dabei, aber ich fand auch mehrere Schreiben von Tiberia Messalina Oryxa. Sie machte sich wohl schon Sorgen um meinen Verbleib und es gab auch neue Aufgaben für mich.


    Einer Ihrer Aufträge war dringlich, ließ sich aber gut mit meinen eigenen Vorstellungen des heutigen Abends vereinbaren. Also machte ich mich auf den Weg...