Beiträge von Marcus Didius Falco

    "Vertrau mir, Gabriel.", sagte ich und nickte zustimmend, als er den Text aufsetzte.


    Das er sich heute in einem Gefühlszwiespalt befand, dass verstand ich sehr gut. Plötzlich nicht mehr Sklaven zu sein und dennoch nicht völlig frei in seinen Entscheidungen zu sein. Aber wer war das schon?


    "Frei...", sagte ich daher.


    "Wer ist schon frei von uns...? Wir alle sind gebunden. Durch Gesetze, durch Sitten und Gebräuche. Durch unsere Lebensumstände. Durch unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Mitmenschen. Ja, selbst durch das was wir erreichen wollen. Glaube mir, Gabriel, auch ein Senator und ein Consul sind nicht völlig frei in ihren Entscheidungen. Und ich befürchte, nicht einmal der Imperator selbst ist es..."

    "Ich werde euch eine Sänfte vorbeischicken, die ich euch abholen wird., antwortete ich Niger, bevor ich mich dann weiter auf die Runde machte, um den zahlreichen anderen noch vorhandenen Gästen meinen Dank für ihre Anteilnahme an Sinonas Tod abzustatten.



    Zitat

    Original von Quintus Caecilius Aventurinus
    Aventurinus hatte sich dem Weine ergeben, während in seiner Vorstellung er die verstorbene Liebste in seinen Armen hielt, mit ihr sprach...


    Lange Zeit saß er so schweigend und in sich versunken da.


    Kummervoll schaute ich unterdessen immer wieder zu Aventurinus, welcher wie versteinert da saß. Seine einzigen Bewegungen waren das Leeren seines Bechers und das Winken um Nachschub.


    Auch ich hatte nicht wenig Wein in mir, aber Avi schien um einiges mehr zu trinken.


    Vielleicht war es ja das beste für ihn sich heute abzufüllen und auf diese Art das Vergessen zu suchen, dachte ich. Zweifelte aber selbst an diesem Gedanken.


    So ging ich letztendlich zu ihm hin.


    "Magst du mit mir reden, Avi?"

    Nach meinem Gespräch mit Metellus sah ich Pompeius Niger, den ich gemeinsam mit seiner Verwandten Drusilla in die Casa Didia eingeladen hatte. Zwecks Abstimmung des Termins begab ich mich nun zu diesem hin.


    "Salve Niger. Danke für deine Teilnahme an der Trauerfeier für Sinona. Ich bin dir dankbar für die Ehre, welche du uns damit erwiesen hast., sagte ich zu ihm.


    "Auf den Besuch von dir und deiner Cousine Drusilla bei mir freue ich mich. Ich möchte euch gern einen Termin dafür vorschlagen."


    Bald sollte dieser Besuch stattfinden, wenn es nach mir ging, denn ich freute mich darauf Drusilla wieder zusehen.


    "Wenn es dir und Drusilla recht ist, dann lade ich euch für den ANTE DIEM XVI KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (17.1.2006/103 n.Chr.) zu mir ein. Meiner Verwandte Didia Fausta, welche du ja ebenfalls kennst, wird ebenfalls anwesend sein."

    Ein breites Grinsen war nicht zu vermeiden, als ich sah wie beflissen sich Gabriel an die Arbeit machen wollte.


    Ich diktierte ihm den Text der Urkunde.



    BEKANNTMACHUNG


    Hiermit gebe ich - Marcus Didius Falco - bekannt, dass Gabriel, Sklave der Familia Didia Falco nach §2 Lex Germanica Servitium für seine lange Treue und Verbundenheit zur Familie die Freiheit erhält. Er kann seine eigene Wege gehen, oder aber als freier Mann weiter in den Diensten der Gens Didia stehen, wie es ihm beliebt.


    ANTE DIEM XIX KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (14.1.2006/103 n.Chr.)


    Marcus Didius Falco


    Nachdem er mit dem Aufsetzen der Freilassungsurkunde fertig war, schlug ich Gabriel folgenden weiteren Text vor.



    Ich - Gabriel - ehemaliger Sklave des Marcus Didius Falco wähle den Namen Didianus Gabriel. Gleichzeitig möchte ich Client des Marcus Didius Falco sein.


    ANTE DIEM XIX KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (14.1.2006/103 n.Chr.)


    Didianus Gabriel

    Nachdem ich die Auszeichnung von Metellus vorgenommen hatte und diesen in das Glied zurücktreten hatte lassen, setzte ich meine Ansprache fort.


    "Milites!


    Unsere Einheit hat Verstärkung durch einen erfahrenen Tribunen erhalten. Gaius Vinicius Marcellus ist von den Cohortes Urbanae zu unserer Einheit gewechselt. Ich habe ihn zum Tribunus Vigilum ernannt und er ist ab sofort als Kommandeur der Cohors III Templus Pacis eingesetzt."


    Nach Bekanntgabe dieser Personalie machte ich eine kleine Pause, bevor ich zum für die meisten heute versammelten Vigiles wichtigsten Tagesordnungspunkt kam.


    "Milites!


    Für herausragende Einsatzbereitschaft und aufopferungsvolle Pflichterfüllung ernenne und befördere ich folgende Angehörige der Cohortes Vigiliae.


    Eine schier endlose Reihe von Namen las ich jetzt vor. Darunter...



    Optio Marcus Annaeus Metellus... zum Centurio.


    Vigilus Carius Aurelius Tutor... zum Optio.


    Vigilus Lucius Flavius Furianus... zum Optio.


    Probatus Decimus Strabo... zum Vigilus.



    Allen Genannten meinen herzlichen Glückwunsch."

    "Optio, Metellus!


    Für deine Verdienste bei der Vorbereitung und Duchführung des Festes der Vigiles zeichne ich dich mit einer Phalera aus."


    Ich heftete ihm die Auszeichnung an seine Uniform, reichte ihm die Hand und sagte, "Gratulatio."

    "Ich freue mich, dass du mein Angebot annimmst."


    Dann nahm ich meinen von Gabriel gefüllten Becher und postete ihm zu.


    "Auf deine Freilassung."


    Anschließend schob ich ihm Pergament und Schreibgerät über den Tisch.


    "Ich diktiere, du schreibst..."


    Kurze Pause, dann fügte ich hinzu, "Deine Freilassungsurkunde natürlich..."

    "Danke, Centurio Corus." nahm ich dessen Meldung entgegen.


    Dann trat ich ein, zwei Schritte vor, nahm die angetretenen Truppen der Vigilies in Augenschein. Die Uniformen blitzten und aus den Augen der Männer sprach eine frohe Erwartungshaltung. Es schien sich schon herum gesprochen zu haben, dass es heute Beförderungen hageln würde, dachte ich.


    "Guten Morgen Milites!", rief ich, mit lauter Stimme, der man anhörte das ich das Reden und Befehlen gewöhnt war, und wartete das mir zur Antwort entgegenschallende


    "Guten Morgen Praefectus!"


    aus unzähligen Kehlen ab. Ein angenehmes Gefühl, Befehlsgewalt über so viele tapfere und entschlossene Männer zu haben, ging es mir durch den Kopf.


    "Milites!


    Ihr seid heute angetreten, damit ich euch danken kann. Danken für euren Fleiß, eure Einsatzbereitschaft, eure tapfere Pflichterfüllung die ihr stest an den Tag legt.


    Dies ist zwar eure verdammte Pflicht und Schuldigkeit..."


    Ich machte eine kleine Pause und ließ ein Grinsen erblicken.


    "..also hebt nicht gleich ab. ;)


    Ich sehe jedoch, ihr seid mit dem Herzen dabei und führt nicht nur stur eure Befehle aus, sondern die bei weitem meisten von euch tun weit mehr als das. Ihr geht an eure Grenzen und dort wo es notwendig ist auch darüber hinaus. Solche Männer mag ich, Vigiles, und ich bin stolz darauf euer Kommandeur zu sein."


    Dieses Lob ließ ich einen gebührenden Moment auf die Männer einwirken, bevor ich weitersprach.


    "Ganz besonders danke ich euch für euer Engagement, eure Einsatzbereitschaft und eure hohe Disziplin bei der Vorbereitung und Durchführung des Festes der Vigiles.


    Ihr alle habt dazu beigetragen der Öffentlichkeit ein ausgezeichnetes Bild der Cohortes Vigiliae vorzustellen. Ich denke, ihr habt auch unseren Imperator beeindruckt und ihr habt ihm deutlich gezeigt, dass er sich auf uns stets und in jeder Situation verlassen kann.


    Euch allen danke ich für eure Mitwirkung bei diesem großartigen und gelungenen Fest. Doch einen Namen möchte ich an dieser Stelle ganz besonders erwähnen. Den des Initiator und Hauptorganisators dieses Festes.


    Marcus Annaeus Metellus.


    Ihr alle trugt zum Gelingen des Festes dabei, aber Optio Metellus war an allen Phasen der Vorbereitung und Durchführung in ganz besonderem Maße beteiligt.


    "Optio Metellus. Vortreten!", befahl ich.

    "Du wirst Geld verdienen, Gabriel. Ansonsten vertraue mir. Ich vertraue dir ja auch, sonst würde ich dir dieses Angebot ganz sicher nicht machen."


    Diese Worte sprach ich mit einer Stimme, der Gabriel entnehmen konnte, dass ich das auch genauso meinte.


    Auf die bereitstehende Weinkaraffe deutend, sagte ich, "Gieß uns nochmal ein, Gabriel."


    Auf seine Bedenken bezüglich seines zukünftigen Namen Didianus eingehend, erklärte ich Gabriel dann nochmals geduldig, "Ob dir der Name Didianus nun gefällt oder nicht, gewöhn dich einfach daran. Daran fügt kein Weg vorbei. Um unser Zusammengehörigkeitsgefühl zu unterstreichen möchte ich dich zudem zu meinem Clienten ernennen."

    "Deandra kenne ich, ja."


    Recht gut sogar. Einst waren wir befreundet, hatten uns aber zuletzt aus den Augen verlorenen.


    "Ich freute mich sie auf dem Vigilesfest wiederzusehen. Sie reist viel umher, hörte ich."


    Ich selbst kam dagegen kaum einmal aus Rom heraus, dachte ich. Stets banden mich meine Amtspflichten an die Stadt. Leben mochte ich auch nirgends anders in Rom, aber ab zu mal einen anderen Teil des Imperiums besuchen zu können, dass wünschte ich mir doch hin und wieder.