Beiträge von Sergia Calvina

    Ich lächelte.


    "Nein, ich war noch nie außerhalb Italias. Von Graecia habe ich bisher kaum etwas gehört. Als ich einige Zeit auf dem Land lebte, hatte ich Kontakt zu Verwandten mütterlicherseits die dort einige Zeit verbracht haben. Aber sie haben kaum von dort erzählt."

    Nachdenklich schaute ich zur Seite. Ich ordnete meine Erinnerungen und schaute dann wieder zur Vestalin.


    "Ich erinnere mich daran dass jeder der den Tempel betrat, sich vorher an Waschbecken vor dem Tempel wusch. Meine Mutter sagte ich müsse rein und sauber sein.
    Vor der Opferung gab es eine Weihrauch gabe. Ich erinnere mich noch gut an den Geruch.
    Bei den kleinen Opfergaben wie Früchten oder Wein, wurden die Geschenke auf den Altar getragen und dem Gott dargeboten.
    Ich habe nicht viele große Opfer erlebt. Aber ich weiß dass die Tiere die geopfert werden, vorher geschmückt wurden. Das Tier wurde dann zum Opfertisch gebracht und festgemacht. Es folgte Musik und ein Gebet des Priesters. Dann wartete der Schlächter auf die Zusage des Opferleiters. Er schnitt dann den Hals des Tieres auf und das fließende Blut wurde in Schüsseln gesammelt, schließlich wurden die Eingeweide des Tieres entnommen und in eine Schale gelegt um die Analyse der Innereien vorzunehmen. Erst wenn die Analyse zufriedenstellend war, war auch das Opfer angenommen.


    Das ist alles was mir einfällt. Bestimmt habe ich Details vergessen."


    Ich war nicht sicher ob es tatsächlich stimmte was ich sagte. Es war länger her und die Opferungen waren mir nicht mehr so deutlich vor Augen. Hätte ich damals schon gewußt dass ich Vestalin werde, hätte ich wohl besser aufgepasst. Aber ich war mir sicher bald zu lernen wie genau so eine Opferung auszusehen hatte.

    Ich schüttelte energisch den Kopf.


    "Nein ich habe meinen Vater nie dort besucht. Meine Mutter hätte es nicht erlaubt und als Soldat hätte er wohl nicht viel Zeit für mich gehabt. Außerdem ein kleines Mädchen so weit weg von Rom? Ich glaube ich wäre zu ängstlich gewesen.
    Er hat mir einige Briefe aus dieser fernen Provinz geschrieben. Tatsächlich sprach er auch von bewundernswerten Bauwerken. Als er das erste Mal das Land betrat, war er sehr beeindruckt."

    Wir waren auf ein Thema gekommen dass ich sehr interessant fand und dass mich lockerer werden liess. Ich fühlte mich mittlerweile sichtlich wohl in Begleitung Occia's.


    "Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht viel von der Provinz. Aber einiges habe ich schon gehört. Meine Cousine, bei der ich hier in Rom wohnte, lebte eine Zeit lang in Hispania, ich habe einiges von Sicilia gehört. Und mein Vater selbst war lange Zeit in Aegyptus. Mir ist nur wichtig dass es warm und sonnig ist. Ich mag die warmen, sonnigen Tage am meisten. Italia ist mir am besten bekannt, aber vielleicht wird mich irgendwann die Neugier packen und ich möchte noch etwas anderes vom Reich sehen. Wer weiß?"

    Ich schüttelte den Kopf.


    "Nein. Ich war zwar bei Opferungen dabei, aber selbst habe ich noch keines geleistet."


    Die Antwort kam schnell und direkt. Tatsächlich war ich bei der ein oder anderen Opferung, besonders auf dem Land, dabei gewesen. Aber selbst vollzogen? Nein das hatte ich noch nie.

    Lächelnd lauschte ich der Worte meiner Gesprächspartnerin.


    "Ich habe schon viel vom Süden Italias gehört. Ich glaube dort würde es auch mir gefallen. Ich bin noch jung und weiß noch nicht recht, was mich alles erwarten wird. Aber wenn die Zeit reif ist, werde auch ich mir meine Gedanken machen müssen. Aber ich glaube ich werde Rom verlassen, wenn ich älter geworden bin. Auf dem Land ist es so viel ruhiger."

    "Apollo, Gott des Lichts und der Sonne" dachte ich laut.


    "Eine Votivgabe für Apollo könnte beispielsweise eine kleine Statue sein. Ein Musiker könnte eine solche zum Tempel gebracht haben, für eine gelungene Vorstellung seines Könnens um die er Apollo gebeten hatte. Die Statue wäre eine Apollo-Statue vielleicht mit einer Lyra, um den Grund der vorgebrachten Bitte genauer hervorzuheben.
    Wahrscheinlicher ist vielleicht sogar noch eine Nachbildung eines Körperteils dass Apollo wieder gesunden lassen soll. Schließlich wird er auch darum gebittet."

    "Ja ich bin in Rom geboren. Auch lange Jahre meiner Kindheit verbrachte ich hier. Erst als mein Vater wegging zogen wir aufs Land. Der Hof auf dem ich dann aufwuchs liegt nur ungefähr einen Tagesmarsch von Rom weg. Vielleicht auch zwei."


    Ich war nun wieder etwas entspannter und die kurze Erinnerung an meine Familie war wieder dorthin gegangen wo sie herkam. Irgendwo ganz tief in meiner Brust.

    Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Er bestand nicht nur aus dem Essen das ich gerade gekaut hatte, sondern auch aus einem mulmigen Gefühl dass aus meiner Bauchgegend emporstieg.


    "Nun," begann ich leicht zögernd "ich weiß es nicht genau. Wir bekamen ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVIII A.U.C. * einen Brief, dass er in Ägypten an einer schweren Krankheit gestorben ist."
    Meine Stimme war leiser geworden, als ich die letzten Worte aussprach.



    Sim-Off:

    *20.03.2008

    Die Frage kam für mich etwas überraschend, da ich erst mit einigen Erläuterungen und dann einigen Fragen gerechnet hatte. Trotzdem antwortete ich recht schnell.


    "Du hast die Religio Romana mit einem Vertrag verglichen. Wir erfüllen unsere Pflichten mit Gebeten, Opfern und Riten, um die Götter nicht zu erzürnen. So erhalten wir den friedlichen Zustand zwischen dem römischen Volk und dem römischen Staat auf der einen Seite und den Göttern auf der anderen Seite.
    Das Prinzip unserer Religio ist "do ut des"."


    Ich erinnerte mich noch gut an den Vergleich, weil er mir recht neu war. Zum Glück hatte ich mir einiges notiert und am Abend noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

    Ich nickte.
    Occia schien Erfahrungen wie die meine nicht oder kaum zu kennen. Vielleicht war ich eine Ausnahme, aber tatsächlich hatte ich auch schon daran gedacht dass die Träume gar keine Bedeutung hatten. Aber trotzdem fühlte ich mich hier wohl und war mir immer noch sicher Vestalin werden zu wollen. Und ich glaubte auch daran dass dies von den Göttern gewollt war.

    Sim-Off:

    Upps...da war ich gestern wohl nicht ganz bei der Sache...entschuldige! :patsch:


    Ich überlegte eine kurze Zeit ob und besonders wie ich diese Dinge anspreche. Die Gründe warum ich hier war.


    "Nun, einerseits war meine Mutter eine sehr götterfürchtige Person, die mich oft mit zu den Tempeln nahm. Die Vestalinen habe ich bereits als kleines Kind das erste Mal gesehen und sie haben mich immer fasziniert. Die Reinheit, die Eleganz, die Anmut."


    Ich machte eine kurze Pause und sprach dann etwas leiser weiter.


    "Vor vielen Monaten begann ich komische Träume zu haben. Träume die ich nicht verstand. Doch dann kam es letztendlich zu einem Traum in dem ein Tempel vorkam, in dem ein Feuer brannte und eine Stimme sagte zu mir ich müsse das Feuer beschützen. Daraufhin habe ich mir einige Tage Gedanken gemacht und bin dann hierher gekommen.
    Ich bin mir sicher es ist meine Aufgabe Vestalin zu werden, der Weg den die Götter für mich gewählt haben."

    Wieder nickte ich um zu zeigen dass ich verstanden hatte.


    "Dann lassen wir es uns doch schmecken. Ich muss sagen ich habe großen Hunger nach diesem ereignissreichen Tag."


    Sofort stand ich auf und nahm mir einen großen Teller, auf dem ich Eier, eingelegte Oliven und Melonenstücke sowie ein Muß aus Kräutern platzierte.
    Der Tisch war reich gedeckt wie mir auffiel. Kalte und warme Speisen, Dinge für die Vorspeise und die Hauptmahlzeit.
    Ich goss mir noch einen Becher verdünnten Wein ein und genoß meine Vorspeise.

    Nickend antwortete ich:
    "Ja. Einiges Wissen konnte ich auffrischen, anderes war mir nicht neu, aber doch ein wenig verloren gegangen im Laufe der Zeit."


    Ich blickte nachdenklich zur Decke, dann wieder in die Richtung meiner Schwester.
    "Ich bin zwar als Kind in Rom aufgewachsen, aber später auf dem Lande groß geworden. Dort habe ich auch Einflüsse der griechischen und anderer östlicher Kulturen kennengelernt. Scheinbar ist mir dort die ein oder andere römische Sitte abhanden gekommen. Aber diese Kleinigkeiten werde ich noch abstellen."


    Ich lächelte und überlegte ob ich nicht etwas viel erzähle. Aber in so gemütlicher und vertraulicher Atmosphäre begann ich schließlich weiter zu erzählen.


    "Auf dem Land ist man sehr götterfürchtig. Besonders viel Angst hatten die Menschen dort vor den Göttern der Ernten, des Viehs und des Wetters. Diese Angst oder Ehrfurcht bringt die Menschen dazu vor den Göttern niederzuknieen. Es wirkt fast ein wenig wie Sklaven...das ist natürlich für eine Römerin nicht angebracht. Das verstehe ich sehr gut! Aber tatsächlich war es auf dem Lande gar nicht so selten dass die Bauern auf die Kniee gingen wenn sie den Göttern opferten."

    Als ich in den Speisesaal kam, war Papiria Occia bereits da und wartete auf mich. Sie war leichter bekleidet als ich, wie ich feststellte. Ich hatte mein Übergewand anbehalten, trug aber darunter wie sie meine Stola.


    Ich nickte ihr freundlich zu und legte mich dann auf die mittlere Liege.


    "Danke für deine Einladung. Gerne nehme ich sie an", sagte ich und lächelte.

    Ich schrieb mir alles auf was Asinia Atilla mir sagte.
    In der ländlichen Umgebung in der ich neben Rom aufgewachsen war, waren mehrere Götter für die Ernten zuständig. Darunter Eventus Bonus, aber auch Ceres zum Beispiel. Ich merkte mir mich an die Gepflogenheiten der Stadt zu gewöhnen und zu beobachten welche Götter eher den Gegebenheiten entsprachen. Trotzdem freute ich mich dass meine Auswahl durchaus positiv aufgefasst wurde.


    Das niederknieen war sehr bildlich gesprochen, aber die Vestalin hatte wohl Recht. Denn das Knieen hatte meine Tante mütterlicherseits tatsächlich aus ihrer Zeit im Südosten des Reiches mitgenommen. Ich merkte mir den Stolz Roms stets in Erinnerung zu halten und diesen nicht zu verletzen.


    Schließlich nickte ich bei der Erwähnung der möglichen Belohnung und lächelte. Ein Ausgang? Das wäre sehr früh, daran hätte ich niemals gedacht. Aber sicherlich wäre das eine sehr schöne Möglichkeit!

    Ich nahm mir die Zeit die mir die Vestalin ließ und arbeitete an einem passenden Gebet. Diese Aufgabe war schwerer als die Fragen die vorher gestellt wurden. Zwar war ich auf dem Land aufgewachsen und oft mitbekommen wie um eine reiche Ernte gebeten wurde, aber hier würde man mehr erwarten als ein reines Gebet einer Bäuerin. Schließlich war ich jetzt Vestalin. Ich dachte nach, machte mir Notizen, strich einige Überlegungen wieder, um dann schließlich ein Gebet erstellt zu haben dass mir selbst recht gut gefiel.


    Ich atmete tief durch und trug es vor:


    "Eventus Bonus ich rufe euch an, Gott des Gedeihens der Feldfrüchte. Der ihr schon die letzten Ernten gesegnet habt und die Felder reich gedeihen liesset. Mächtiger Eventus Bonus der auch die Herde im letzten Jahr wachsen ließ und uns seine Größe mit ach so vielem, guten Korn gezeigt hat.
    Ich treue Dienerin der Götter habe euch so oft Opfer dargebracht. Guten Wein aus fernen Landen, saftige Trauben und junge, kräftige Lämmer. Jeden Tag knie ich nieder und bete zu euch, um euch wohl zu gefallen und um die Saat die ich sähe in euren Händen zu wissen.
    Eventus Bonus ich bitte euch um euren göttlichen Zuspruch. Ich bitte euch die Ernte reich sein zu lassen. Lasset sie wachsen und gedeihen und lasset mich diese Früchte ernten.
    Auch in Zukunft werde ich beten und opfern um euren guten Willens wegen. Meine Opfer, meine Gebete, meine Treue sei euch sicher. Nicht nur an diesem Tage, sondern auch am morgigen und jedem Tag danach."


    Nach diesen Worten setzte ich mich wieder und wartete auf die Reaktion der Vestalin. Sicher gab es ein paar Verbesserungsvorschläge und diese wollte ich mir merken, schließlich war ich zum Lernen hier.