Beiträge von Silko

    Silko betrachtete den Kampf zwischen Witjon und dem Germanen interessiert. Er war sich von Anfang an sicher, dass der Duccier gute Chancen hatte, schließlich hatte er in den letzten Monaten fleißig trainiert und war wirklich besser geworden und sein gegener war auch nicht unbedingt ein Ungeheuer.


    Der Kampf war relativ ausgeglichen, und beide zogen sich die ein oder andere Wunde zu, die sie zwar schwächten, aber keine davon schien tief genug zu sein, um bleibende Schäden zu verursachen, aber man merkte wie beide immer schwächer wurden. Äußerlich blieb er ruhig und regungslos, doch innerlich machte er jeden Schlag mit und litt mit seinem Schüler. Während des kampfes hatte er dann Posten neben seinem herrn bezogen, der immer wieder ohnmächtig wurde. Auch dieser schien nicht wirklich schlimm verletzt, soweit der Nubier das einordnen konnte.


    Da Silko kein Sax hatte und nicht riskieren wollte, dass man später sagte, sein Säbel hätte den Ausschlag gegeben, nahm er sich das Sax seines Herrn. Er gehörte Lando ebenso wie das Schwert, warum sollte er es nicht benutzen?


    Witjons Kampf neigte sich dem Ende entgegen. Beide sahen absolut fertig aus und konnten kaum noch ihre Schwerter heben und kurz danach war es vorbei und der Kampf ändete unentschieden. Nun würde wirklich er kämpfen müssen. Schön, endlich eine Möglichkeit für seinen herrn zu kämpfen und zu gewinnen oder zu sterben und dieses unwürdige Leben mit einem guten Tod zu beenden. Aber er hatte nicht vor zu sterben. Nicht heute. Nicht hier. Und schon gar nicht wollte er sich von enem verfilzten Wilden mit Namen Birger erschlagen lassen...


    Nachdem er Witjon gepackt hatte und ihn neben Lando gezogen hatte, nahm er den Schild und das Sax und trat einige Schritte nach vorne. Das Sax war klobiger als sein Säbel und war nicht gebogen. Eine einfache, aber nicht minder tödliche Waffe. Aber damit würde er kein Problem haben, wenn er etwas genig hatte, dann war es Kraft.
    So stand er da, verzog keine Miene und wartete darauf was da kommen möge. Es würde sicher ein guter Kampf werden...

    Silko sah wie Lando getroffen wurde, konnte ihm aber nicht helfen, waren Witjon und Phelan doch genau in die Wurfbahn seines Speeres hineingewichen. Mit einem nubischen Fluch auf den Lippen stürmte er nach vorne um seinem Herrn zu helfen. Witjon hatte diesem schon auf die Beine geholfen und so galt es deren Rückzug zu sichern. Silko warf Leif schnell noch seinen Speer zu, dieser fing ihn geschickt, und zog anschließend seine beiden Säbel. Der säbelschwingende und schneeweiße Riese beeindruckte die Germanen sichtlich. Sie schienen nicht so ganz zu wissen, was sie jetzt tun sollten. Einerseits waren die Duccier in der Unterzahl und es galt die Schmach ihres Anführer zu rächen. Auf der anderen Seite aber, war ihr Anführer eigentlich schon ausreichend gerächt und sie wussten die Kampfkraft des Hünen nicht einzuschätzen. Silko sagte nichts, seiner Kehle entsprang nur ein tiefes, beinahe tierisches, Knurren, während er auf die Angriffe der Germanen wartete.


    Doch diese blieben erstaunlicherweise erstmal aus, und als er hörte, dass die anderen offenbar die Pferde erreicht hatten, begann Silko sich langsam und rückwärtslaufend zurück zu ziehen...

    Kaum hatte der Menschenhändler seine Worte gesprochen hatte Silko auch schon seinen Speer in der Hand gehabt. Er hatte Prudentia Aquilla gut leiden können, aber vor allem war er sich ganz sicher, dass Witjon sich da nicht würde beherrschen können-ihm wäre es nicht anders ergangen.
    Silko erkannte den Duumvir kaum wieder, wie er sich auf den Kerl von der Axt- so wirklich hatte der Nubier den Witz nicht verstanden, aber er schien sowieso nicht gut gewesen zu sein- stürtze und ihm den Knauf seines Saxes ins Gesicht schmetterte. Da sah man, dass er kein Krieger war, denn dann würde der Sklavenjäger nun an seinem eigenen Blut ersticken.


    Noch warf der Hüne seinen Speer aber nicht, denn im Moment war noch niemand zu Tode gekommen und vielleicht würde man das noch regeln können, zumal es noch einige Augenblicke dauern würde, bis die heranstürmende Gruppe die Duccier erreichen würde. Wenn sie nicht langsamer werden würde, würde gleich der erste von ihnen mit einem Speer in der Brust zu Boden gehen.

    Silko kümmerte sich vordergründig um die Pferde, doch eigentlich war seine Hauptaufgabe der Gruppe Rückendeckung zu geben. Wenn es wirklich nur um die Pferde gegangen wäre, dann hätte Leif diese aufgabe übernommen, war dieser doch eigentlich im Stall angestellt und verstand sicher mehr davon, als der Nubier. Immer wieder schauten einige der Germanen argwöhnisch zu ihm herüber und Silko war sich nicht sicher, ob es an seiner Position bei den Pferden, seiner Größe oder dieser unseeligen Kalkmaske lag. Ein Blinder hätte erkennen müssen, dass das etwas nicht stimmte, aber ob das auch für einen Dummen galt? War das Auge in diesem Fall nicht zu sehr vom Geiste abhängig? Auf jeden Fall wusste der Nubier was er von diesem Abschaum hier hielt: Nichts! Wie gerne hätte er diesen elenden Menschenhändler Eisen in ihre Körper getrieben und sie mit seinen Stiefeln zertreten, oder ihre dümmlichen Gesichter mit seinen Fäusten bearbeitet.


    Natürlich sahen die Kerle alle sehr verwegen aus, aber waren sie auch richtige Kämpfer? Er wagte es zu bezweifeln. Wie gerne hätte er jetzt Arbjon an seiner Seite gehabt und hier ein wenig aufgeräumt! Wahrscheinlich wären sie gegen die Überzahl so oder so chanchenlos, aber wenn Silko vor einem keine Angst meh hatte, dann war es der Tod. Wenn er als Sklave an der Seite seines Herrn in einem Kampf starb, wäre es ein guter Tod, da war er sich vollkommen sicher.


    Silko fütterte gerde Witjons Pferd und beobachtete dabei das Geschehen am Feuer und wie das blond Mädchen aus dem Zelt gestürmt war. Sie würde auch bald eine Sklavin sein, nur war sie noch ganz am Anfang ihres Weges. Der Nubier wendete seine Aufmerksamkeit scheinbar wieder den Pferden zu, behielt aber alles ganz genau in seinem Blickfeld. Diesem Pack konnte man schließlich nicht vertrauen.

    Silko bemerkte seinen Vorgesetzten und eilte zu ihm um ihm Bericht zu erstatten. Bevor er allerdings sprechen konnte, wurde er von einem stechenden und brennenden Husten geplagt, denn er hatte schon viel Qualm eingeatmet. Selbst auf seiner dunklen Haut waren schon deurliche Rußspuren zu sehen.


    "Herr, ich habe versucht das Genze ein wenig zu koordinieren. Fumerios und Bjoern müssten jeden Moment mit Äxten und Schaufeln zurück kommen. Bisher konnten wir das Übergreifen noch mittels Wasser verhindern, aber das Lagerhaus an der Ostseite werden wir wohl abreißen müssen, denn wenn das anfängt zu brennen, wird sich das Feuer schnell ausbreiten, und in einigen der umliegenden Gebäude wird eine große Menge Lampenöl gelagert."


    Die Handwerker schauten als hätten sie in einen sauren Apfel gebissen, denn wenn das wirklich eintrat, konnte der Brand verheerende Ausmaße annehmen. Der Anführer der Handwerkszunft ein untersetzt wirkender Schmied nickte nur grimmig.


    "Wir werden uns sofort an die Arbeit machen, sobald der Praefectus Portuensis seine Zustimmung erteilt hat."

    Silko war von Witjon geweckt worden und hatte dann seinerseits wieder Lando geweckt. Dann war er aber wach geblieben. Sich noch einmal für zwei Stunden hinzulegen hatte wenig Sinn und so lehnte er sich, nachdem er seine Blase in ein paar Metern Entfernung erleichtert hatte, mit dem Rücken an den Baum und schaute zu wie der Wald um sie herum erwachte.


    Seine Kleidung war klamm und wie Umgebung war nebelig. Dieses Land war einfach unheimlich, egal ob es hier gefährliche Tiere gab oder nicht. Die Geister der Verstorbenen schienen hier umzugehen.


    Wenig später waren sie wieder unterwegs und auf dem Rücken eines Pferdes fühlte sich der Nubier gleich um einiges wohler. Trotzdem hasste er diesen Ort und er war jetzt schon froh, wenn sie wieder in Mogontiacum waren. Vor allem die Aussicht diese Hexe zu treffen, lag ihm schwer im Magen.

    "Offenbar" meinte er lapidar und wenig beeindruckt.


    Er hatte seinem Herrn nicht beibringen können kein Land oder Volk zu beurteilen, dass er nicht kannte. Aber vielleicht fehlte diesem dazu einfach noch die Reife und offenbar auch das Interesse. Es war ja häufig so, dass Faulheit mit dem Deckmantel der Frömmigkeit getarnt wurde. Hier war es eben die Faulheit sich mit fremden Kulturen auseinander zu setzen, denn ansosten war sein herr ein durchaus geschäftstüchtiger Mann. Seine Schwester und auch Witjon waren da ganz anders, was den Wissensdurst betraf. Der Duumvir hatte ihn gleich zu Beginn nach den nubischen Hochzeitsriten gefragt... Aber wie dem auch sei, Lando war der Herr und so gab es in diese Richtung nichts mehr weiter zu besprechen. Und Silko hatte auch keine Lust auf eine weitere Unterhaltung, und so legte er sich hin, dachte an Amneris und lauschte dabei weiter den Worten der drei Germanen.

    Und wieder einmal entpuppte sich das Glück als launige Hure. Am Liebsten hätte Silko diesem milchgesichtigen Barbar seine Faust ins Gesicht geschmettert. So gerne er mit Witjon feierte, aber Ortwini hatte der Nubier einfach gefressen und wenn man ihn kannte, konnte man das auch an seinen Augen ablesen.


    Wieder nahm er den Würfelbecher.


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    Das war doch mal ein guter Anfang! Wieder fand der Würfel seinen Weg in den Becher und wieder auf den Tisch.


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    Die zweite Sechs, er würde ihm zeigen auf welcher Seite das Glück stand, nämlich auf der des Tüchtigen.


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    Silko verzog das Gesicht als hätte er auf eine Zitrone gebissen... Aber immerhin war eine Dreizehn auch kein so schlechtes Ergebnis...

    Silko lächelte nur milde über die Unwissenheit seines Herren. Er war ganz sicher nie in Meroe gewesen und wusste nicht wovon Silko sprach. Er war eben ein Germane, wenn auch ein reicher mit einem römischen Namen, und konnte sich gar nicht vorstellen, wovon Silko da redete. Angst vor der Natur! Hier gab es ja kaum gefährliche Tiere, im Gegensatz zu den Löwen, Leoparden, Krokodilen und Nilpferden in seiner Heimat. Hier gab es nur Bären die wirklich gefählich waren und eben diesen dauernden Regen oder Schnee. Sein Volk aber hatte Bauten für die Ewigkeit errichtet, wärend die Germanen in Holzhütten hausten, die Silko früher selbst für Schweine als unwürdig erachtet hätte.


    "Wir haben keine Angst vor der Natur. Aber unsere Natur ist weitaus gefährlicher als die hier. Wenn du einmal ein Rudel Löwen gesehen hast, dann weißt du was ich meine und es gibt noch deutlich mehr gefährliche Tiere als hier bei euch. Ein männlicher Löwe ist fast so groß wie ein Bär aber die sind nicht die Gefährlichen, sondern das Dutzend Weibchen, welche ihre Opfer zusammen jagen und erlegen. Sie sind die Tiere Sachmets und nichts ist gefährlicher an Land als sie. Trotzdem gibt es noch etwa Leoparden, die es schaffen eine Antilope die etwas so groß ist wie eure Hirsche, auf einen Baum zu ziehen und sie dort zu fressen. Im Wasser aber lauern Krokodile, die Tiere Sobeks und warten darauf jeden zu fressen, der sich beim Trinken von ihnen fangen lässt. Es sind riesige Echsen, zwei bis drei perticae lang, mit hunderten von messerscharfen Zähnen. Aber noch gefährlicher sind die Nilpferde: Riesige Biester mit großen Mäulern und Zähnen wie Schwertern. Die vermögen es einen Mann mit einem Biss zu zerteilen und sofort zu töten. Wir haben einmal eines an Land erlegt, das wog über 170 Talente und hatte Zähne wie mein Arm! Und etwas weiter im Süden gibt es noch Elefanten, die nochmal deutlich größer und schwerer sind und Zähne haben, die so lang sind wie ich. Also verzeih mir Herr, dass ich von eurer Natur nicht besonders viel Angst habe und verstehen kann, dass man hier in einer kleinen Hütte ein gutes, weil relativ gefahrloses Leben, leben kann."

    "Nun, der Nil gibt uns genug Wasser und zwar so, dass wir zwei bis dreimal im Jahr ernten können, ohne dass wir dabei fürchten müssen zu ertrinken, wenn wir in den Himmel schauen. Aber man gibt sich vielleicht schneller mit Gegebenheiten zufrieden wenn man in einem Land lebt, dessen Regierungsgebäude nicht einmal halb so groß sind, wie die Grabmäler eines Adeligen bei uns."


    Offenbar hatten die Germanen einen falschen Eindruck von Nubien. Es war ein reiches Land. Seine Vorfahren hatten auch den wiedrigen und besonders heißen Gegenden etwas abgetrotzt und eine Kultur errichtet, gegen die die germanische lächerlich wirkte. Einfache Holzhütten im Wald, mehr hatten sie nicht aus ihrem Land gemacht obwohl die Erde hier schwarz und fruchtbar war, wie er es vorher nur selten gesehen hatte. Sandkornzählender Freund...nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Silko und seine Vorfahren hatten angepackt und eine Hochkultur aufgebaut oder zu deren Erhalt beigetragen, währen die meisten Germanen noch im Wald hockten oder an Flüssen im Regen und Schnee auf andere Germanen warteten.


    "Ich hoffe ich kann beim Jagen nützlicher sein, als beim Suchen eines Rastplatzes."


    Auch Silko nahm einen zurechtgeschnitzten Stock und wärmte sein Essen ein wenig. Nachdem er dann gegessen hatte holte er die Statuette der Bastet aus seiner Tasche und begab sich einige Meter von der Gruppe weg um zu beten. Gegen diese Germanenhexe würde er sicher ihren Beistand brauchen.

    Silko würde die mittlere Wache übernehmen, denn die war die Unangenehmste, aber soweit waren sie noch nicht. Zuerst wurde ein Rastplatz ausgesucht und hergerichtet, wobei sich Silko zurückhielt, wollte er doch die Germanen nicht in ihrem waldigen und feuchten Element behindern. Bevor er sich in den schlechten Schlaf flüchten durfte galt es noch sich über barbarische Verhandlungsmethoden zu unterhalten.


    "Ich werde mich nie an diesen ständigen Regen gewöhnen. Bei euch regnet es immer und selbst im Sommer wird es nicht richtig warm. Wenn das Wasser schon von oben kommt, nützen auch Schwimmhäute nichts mehr."

    Als Silko zum Hafen kam, stand das Haus schon völlig in Flammen. Außer ihm waren bisher nur einige Vigiles anwesend, aber weder der Optio noch der Centurio waren bisher irgendwo zu sehen. Aber da das Feuer schon begann auf nebenstehende Gebäude überzugreifen, begann Silko einfach erstmal das Kommando zu übernehmen. Er war eh der Älteste unter diesen ganzen Jungspunden.


    "Bengt, Grisuix und Florianus ihr orgenisiert eine Eimerkette vom Fluss bis zum Feuer! Fumerios und Bjoern, ihr lauft schnell zu unserem Lager und holt so viele Äxte und Schaufeln wie ihr tragen könnt! Ich werde schauen, ob die umliegenden Häuser auch wirklich schon evakuiert sind! Auf gehts, los! Jetzt gilt es!"


    Nach einem kurzen Zögern führten die fünf Vigiles seine Befehle aus. Silko war sich sicher, dass sie ihre Arbeit gut machen würden, jetzt wo sie genaue Anweisungen hatten. Trotzdem hoffte er, dass der Optio oder der Centurio bald kamen. Anschließend machte er sich auf, und überprüfte ob die umstehenden häuser schon frei von Menschen waren. da es sich aber fast ausschließlich um Lagerhäuser handelte war er damit schnell fertig und verstärkte dann die Eimerkette an vorderster Front. Endlich war ihm mal wieder richtig warm in diesem furchtbar kalten Land!

    Also war diese runde auch schon fast gelaufen. Eine Zwölf war schon schwer zu toppen, aber Witjons Vierzehn musste von irgend so einer germanischen Glückgöttin gerufen worden sein, das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen! So schlurften Silkos Mundwinkel schon beinahe auf dem Boden der Taberna, als er den Würfelbecher nahm. Dieses mal nahm er nur einen Würfel in den Becher, vielleicht würde ihm das ja mehr Glück bringen.

    "Ich nehm nur den einen hier. Ich glaube die anderen sind sonst eifersüchtig!"
    Natürlich wusste er dass das Quatsch war, aber irgend etwas musste er ja jetzt ändern, nachdem es vorher nicht geklappt hatte. Also begann er zu würfeln.


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    Das war doch schon einmal vielversprechend.


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    Es wurde immer besser. Jetzt noch eine Sechs und dann hätte er mehr als Witjon. Er schüttelte den Würfelbecher mit doppeltem Enthusiasmus aks vorher. Er haute den Würfelbecher auf den Tisch und ließ ihn erstmal da stehen. Er schauet verschwörerisch in die Runde und nahm dann schnell den Becher weg.


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    Es war wirlich eine Sechs! Silko grinste nun breit und verkündete sein Ergebnis: "15! Ortwini, du bist dran!"

    Silko hörte die Rufe als er bei seinem abendlichen Rundgang war und wusste dass nun die Zeit für seinen ersten Feuereinsatz als Vigiles gekommen war. Das konnte ja lustig werden, denn seine Kameraden waren nicht unbedingt der Gipfel der Diszipliniertheit.


    So spurtete er schnell ins Zimmer der Bediensteten, legte seine Lederrüstung und seinen Helm an und, weckte Albin mit einem: "Im Hafen brennt es, pass auf dass hier nichts passiert während ich weg bin!", und machte sich gleich auf den Weg zum Hafen. Ein Feuer würde sich sicher auch ohne eine genau Wegbeschreibung schnell finden lassen.

    Durch Witjons Fehlwurf hatte Silko nun wieder ein Speer. Der Keiler war nun zweimal schwer getroffen, raste aber immernoch, oder gerade deswegen, in einem blutigen Wahn. Der Keiler wandte ihm nun den Rücken zu und war sich wohl nicht so ganz sicher, ob er weiter auf Phelan oder auf Witjon losgehen sollte. Dann schien er sich für Witjon zu entscheiden, was in diesem Falle gut war, drehte er sich doch so, dass ihm Silko das Speer genau in die Seite werfen konnte. Silko spante seine Muskeln und die Wurfwaffe traf den Keiler mit großer Wucht und blieb tief in seiner Seite stecken. Der Keiler quieckte gepeinigt, rannte aber weiter auf Witjon zu, auch wenn er eigentlich schon tot war...

    Silko schaubte unwillig wie ein Stier, dem man an den Klöten gezogen hatte. Das ihm sowas von einem Barbaren gesagt wurde, der aussah wie ein aufrechtgehendes Wildschwein, rüttelte schon stark an seiner Selbstbeherrschung. Aber da war ja noch die Sache mit seinem Ma'at und sich auf seine Herrn zu stürzen, oder das Ganze nicht einfach kommentarlos zu ertragen, wäre sicher nicht förderlich bei der postmortalen Beurteilung seines Lebens. Also ließ es Silko bei dem Schnauben, einem Anschwellen seiner Halsschlagader und seinen Gedanken. Doch da er nicht das erste Mal in Germania Magna war, und vom Alter her ihr Vater sein könnte, fühlte er sich auch weiterhin berechtigt sein Wissen ihrer Gruppe mitzuteilen. Aber ob er darauf noch Lust hatte, würde sich zeigen...


    Im Moment sicher nicht, und so setzte er seine steinerne Miene auf und starrte in den Wald, als würde er nach einer Bedrohung suchen. Aber bis auf diesen ekelhaften Regen und er Kälte war nichts auszumachen-leider!

    Silko hatte den zweiten Speer neben sich in den Boden gesteckt um ihn nach seinem ersten Wurf gleich griffbereit zu haben. Keinen Augenblick zu früh, denn kaum hatte er sich bereit gemacht, preschte der Keiler aus dem Unterholz. Er war wirklich riesig und seine Hauer waren mit Blut verschmiert. Nun war sich Silko sicher, dass dieses Ungeheuer von einem Ifrit besessen war.


    Das Wildschwein schoss auf Silko zu, aber es gelang ihm trotzdem seinen Speer zu werfen, welcher sich kurz hinter dem Kopf in den Rücken des Biestes bohrte. Doch er hatte die Geschwindigkeit unterschätzt und so musste er sich schnell mit einer Rolle in Sicherheit bringen, bevor er seinen zweiten Speer greifen konnte. Nun stand er blank da. Auch wenn seine Hand schon auf seinem Säbel lag, war das wohl eher eine ungeeignete Waffe gegen solch ein Monstrum, welches nicht so aussah als wollte es flüchten und dessen Augen in der tiefstehenden Sonne gefährlich leuchteten.

    Silkos Gesicht zeigte nun das erste mal so etwas wie betroffenheit. Er hatte die junge Frau sehr postiv im Gedächtnis behalten und er war sich sicher, dass Witjon etwas für sie empfunden hatte. Beinahe hätte er gesagt, dass sie sie bestimmt wiederfimden würden, aber er glaubte nicht wirklich daran.


    "Ja, ich erinner mich an sie. Sie ist eine sehr nette junge Dame. Ich werde meine Augen offenhalten und wenn sie oder diese andere Frau unter ihnen weilt, werden wir sie schon da rausholen."


    Als Sklave hatte er natürlich wenig für die Menschenhändler übrig, egal wie sie hießen, oder woher sie kamen. Außerdem hatte er allgemein keine hohe Meinung von diesem Beruf, denn ohne ihn würde es den menschen besser gehen. Er stellte nichts her, sondern nahm nur und das von beiden Seiten. Hoffentlich waren sie noch da.


    "Schaut am Besten nach Nadelbäumen mit niedrigen Ästen. Dort gibt es oft Wind-und Wettergeschützte Kuhlen wo man gut nächtigen kann, ohne allzu nass zu werden."


    Er hasste diesen nassen und kalten Wald. Daheim musste man sich über solche Sachen keine Gedanken machen. Da gab es eher zuwenig Wasser und man brauchte sich nur von Raubtieren in acht zu nehmen und nicht auch noch vor dem Wetter.

    Silko zuckte mit keiner Miene, aber seine Augen blitzten wütend. Aber es hatte keinen Sinn Widerstand zu leisten, also ließ er es mit allem Gleichmut, den er aufbringen konnte über sich ergehen. Als ihm Sontje dann aber sagte, wie er das würde machen müssen, hatte er echt genug. Ganz sicher würde er sich nicht selbst schminken! Aber lando hatte das offenbar bedacht und gab Leif die Sachen. So erhob sich Silko, schaute einmal prüfend in die Runde und bestieg dann sein Pferd ohne eine Gefühlsregung zu offenbaren. Aber eines wusste er ganz sicher: Er würde alles tun, um während dieser Reise niemals sein Spiegelbild zu sehen!



    "Das wird sicher ein interessanter Ritt. Von mir aus können wir losreiten."


    Noch nie hatte sich der Nubier so sehr nach diesem eiskalten germanischen Regen gesehnt wie in diesem Moment.