Beiträge von Silko

    Sie hatten Silko wirklich geschminkt. Er selbst hatte sich das ergebnis nicht angeschaut, aber er hoffte die Götter würden sehen, was mit ihm hier geschah und es entsprechend honorieren. Doch ganz gelang es ihm nicht seinen Unmut zu verbergen, aber er war ja auch nicht zur Belustigung der Truppe da.


    Im Herzen Midgards! Das er nicht lachte! Wenn dieses barbarische Land das Herz der Welt war, dann wollte er den Rest lieber nicht sehen. Allzu lebensfähig konnte die dann nämlich nicht sein. Sein Pferd stapfte unwillig durch den matschigen Schnee, welcher diese Karrikatur eines Pfades bedeckte, dem sie folgten. Er war schon einmal in Germania Magna gewesen, aber damals war es Sommer und damit sogar halbwegs erträglich gewesen.

    "Was genau wollen wir bei den Menschenhändlern? Haben wir vor den Chatten etwas zu befürchten?"


    Bisher waren sie auf ihrer reise kaum einem Menschen begegnet. Außer ihnen schien keiner so dumm zu sein, sich bei diesem Wetter freiwillig nach draußen zu begeben.

    Sontje schien offenbar einen Zotenreißer gefrühstückt zu haben. Sie konnte das nicht ernsthaft meinen, denn ein maskierter Mann war in keinem Fall unauffälliger als ein dunkelhäutiger. Aber auch Landos Idee mit der Schminke gefiel ihm alles andere als gut, aber dem würde er sich natürlich beugen. Aber mehr als ein unwilliges, weil regungsloses, Gesicht bekam Sontje nicht für ihre Idee mit der Maske, ganz zu schweigen von Hilfe...

    Als letzter kam Silko am großen Gartentor an. Er hatte sich einfach nicht so recht entscheiden können, was er denn nun anziehen sollte. Anschließend hatte er sich dann doch für seine Lederrüstung und dazu warme Kleidung und einen Fellumhang. Seine zwei Säbel hatte er auf seinem Rücken, einen Schild seitlich am Pferd und ein Pilum in der Hand. Auf einen Bogen hatte er verzichtet, bei dieser Kälte wollte er sich nicht auf spröde Sehnen verlassen, da hatte er lieber etwas handfestes, sicheres in Händen.


    "Heilsa" brummelte er nur und nickte den drei Helden vor ihm zu. Phelan sah richtig gefährlich aus mit all den Waffen, und das wo man sich manchmal fragen konnte, ob er wusste wierum man ein Schwert wirklich halten musste. Aber es konnte wohl nicht schaden, wenn er zumindest gefährlich aussah, und mit seinem Bogen war es ja wirklich.

    Silko nickte nur stumm und schwang sich vom Pferd. Er nahm seine zwei Speere mit. Oftmals reichte einer nicht, und er wollte ungerne "nackt" dastehen, denn gegen einen Keiler würde er mit seinen Säbeln wohl alt aussehen, wenn er wirklich auch noch von einem Ifrit besessen sein sollte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Rücken aus. Vor seinem inneren Auge sah er einen riesigen Keiler mit einer Schulterhöhe von der Größe einer Frau mit roten und brennenden Augen, der auf ihn zuraste. Das hier würde wohl wirklich eine große Aufgabe werden und er hoffte nur dass das Vieh auch ihn angriff. Einen von den beiden Ubiern zu verlieren würde seine Seelenwaage sicher deutlich in die falsche Richtung verschieben. Deswegen legte er auch seinen Pelz ab und seine Lederrüstung kam zum Vorschein. Die Kälte verschlug ihm kurz den Atem, aber so war wenigstens nicht allzu stark behindert und wäre durch seine dunkle Färbung sicher das interessantere Ziel für den Keiler.


    So ging er rechts herum, wie Witjon es gezeigt hatte. Mit Freuden würde er dieses verdammte Vieh töten als Revanche für die lange Zeit hier in dieser gottlosen Kälte. Als Phelan ihm gesagt hatte, sie wollten jagen gehen, waren sie in Rom gewesen und es hatte angenehme Temperaturen gehabt. Manchmal veränderten sich halt die Spielregeln beim Spielen, aber vielleicht würde ihn das in wenigen Augenblicken auch gar nicht mehr interessieren...

    Silko wusste nicht mal so genau wo denn da nur der Unterschied war. Im Grunde war er da wie so viele Männer, die die Abstufungen des weiblichen Farbensehens nicht so ganz teilen konnte. Aber warum sollte er hier jetzt lange diskutieren, wahrscheinlich würde sie die andere Farbe nehmen, die er vorschlug.


    "Ich würde Ocker sagen. Aber dir würde wohl beides sehr gut stehen."


    Ocker klang zumindest gut, auch wenn er nicht so genau wusste welches es denn nun war. Aber vielleichr freute sich Sontje ja über das Kompliment und er würde darum herum kommen, seine Unwissenheit preis zu geben.

    So nahm Silko den Würfelbecher, den Kelch des Glücks, entgegen. Nach der ersten Runde war er schon ein wenig ernüchtert. Das mit Glück im Spiel und dem Pech in der Liebe schien nicht zu stimmen. Im Gegenteil, es schien ihm ins Gesicht zu spucken und ihn zu verhöhnen! So nahm er den Becher, schüttelte ihn und haute ihn auf den Tisch, als würde man mit ein wenig Kraft auch besser würfeln. 1...3...6 was eine 10 ergab und somit hatte er auch diese Runde schon verloren.


    Er stellte den Würfelbecher auf den Tisch und trank seinen Krug leer. Er hätte sich doch etwas anderes alls Milch bestellen sollen...


    "Du bist" knurrte er dunkel zu Ortwini.

    Silko war es eigentlich egal, ob sein Herr nun heiratete oder nicht. Er hatte in dieser Hinsicht sowieso nichts zu sagen, also machte er es sich leicht und entwickelte zu diesem Thema erst gar keine eigene Meinung. Allerdings verstand er Sontjes ablehnende Meinung auch ganz und gar nicht, aber das waren vielleicht auch einfach nur germanische Bräuche, die er nicht so ganz verstand.


    Sie gingen ein paar Meter weiter, wo die Kleider des Handelshauses angeboten wurde. Amon folgte ihnen.


    Amon:
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    "Was sucht ihr denn für Kleidung? Wir haben germanische Kleider, oder eben Tuniken, Togen, Mäntel und sogar Seidentuniken und Seidenkleider, die würden dir sicher ausgezeichnet stehen, wenn ich das so sagen darf."

    Silko nahm ihr sanft das Päckchen aus der Hand und klemmte es sich unter den Arm. "Wie gesagt, wir hatten einen Eindringling in der Casa. Außerdem wurdest du sicher schon einige mal mit mir, deinem Bruder oder Witjon gesehen. Ob du Phelans Schwester bist ist egal. Man sieht dir an das du keine Magd bist und du wohnst in der Casa. Eila ist sicher das lohnendere Ziel, weil sie Landos Schwester ist, aber da werde ich auch aufpassen. Keine Angst, ich passe auf euch auf, aber dafür müsst ih einfach auch vernüftig sein. Vor allem auch in der Zeit, wenn ich mit den anderen in Germania Magna bin."


    Den letzten Satz flüsterte er ihr zu. Außerdem schaute er sich nochmal kritisch um, ob auch keine potentielle Gefährdung vorlag, fand aber alles zu seiner Zufriedenheit vor. Ihren kleinen Zwist trug er ihr nicht weiter nach.

    "Wenn dich die unbedeutende Meinung eines Sklaven interessiert Herrin, solltest du deinem Vetter dankbar sein, und ihm mehr Respekt entgegen bringen. Er ist das Oberhaupt eurer Familie und hat euch aufgenommen, ohne dafür etwas von euch zu verlangen. Und jetzt sorgt er sich um deine Sicherheit."


    Der erste Satz war triefend vor Sarkasmus. Allerdings wurde der Ton dann von Wort zu Wort beschwichtigender und beinahe weich.


    "Und Svejias Entführung war sehr wohl geplant, wie Witjons Nachforschungen ergeben haben. Du oder Eila seid momentan die logischen nächsten Ziele."


    Daran die Münzen aufzuheben, dachte er gar nicht. Er war doch nicht irgendein Bettler, dem man einfach ein paar Münzen gab um ihn loszuwerden!

    Silko sog tief die Luft ein, seine Augenbrauchen zogen sich zusammen und seine Miene verfinsterte sich zusehends. Was hatte sie da gerade zu ihm gesagt? Rodriks Wahnsinn schien offenbar ansteckend zu sein. Selten war er so herablassend behandelt worden und noch dazu von einer so jungen Frau. Er ließ die Münzen zu Boden fallen und setzte dann zu einer Antwort an. Er sprach jetzt leiser und seine Stimme war schneidend.

    "Das hast du nicht zu entscheiden junge Dame. Es ist ein Auftrag von Lando, ob dir das nun passt oder nicht. So lange bin ich dein Schatten wenn du die Casa verlässt. Wenn dir das nicht passt, beschwer dich bei denem Cousin. Vielleicht habe ich ja Glück und ich bekomme dann den Auftrag unvorsichtigen jungen Damen den Hintern zu versohlen, Herrin."


    Gerne hätte er ihr noch mehr an den Kopf geworfen, aber er hielt sich dann zurück. Vielleicht war er eh schon einen Schritt zu weit gegangen.


    "Und falls du es nicht weißt: Die Duccier werden sehr genau beobachtet, denn die Entführung von Sveija war geplant und ich bin mir sicher, dass die Casa beschattet wird."

    Also ich finde es müßig hier zu diskutieren, nur damit man diskutiert. Warum sollte man eine Provinz schließen um dann wieder eine zu eröffnen? Ich find die Provinzen so gut wie sie jetzt sind und eine weitere zu eröffnen, nur um Ämter zu schaffen, ist doch Quatsch. Dann hätte man Hispania behalten können.

    Silko schaute sie ein wenig ungläubig an. Was waren denn das für Fragen? Wusste sie das wirklich nicht, oder wollte sie ihn ärgern?


    "Ich bin da, damit du nicht entführt und gefoltert wirst Herrin." Natürlich betonte er die entscheidenden Worte besonders. "Und ich bekomme kein Geld, weil ich eurer Sklave bin und kein Angestellter." Auch hier betonte er das Wort Sklave. Seine tiefe Stimme grollte noch ein wenig mehr als sonst. Gerade die letzte Frage war Salz in seine offenen Wunden. Als Peregrinus wäre er jetzt vielleicht mit Amneris glücklich...
    Da er Sontje aber nicht böse anschauen wollte, bekam der Verkäufer, als Zeuge seiner Schmach, einen wütenden Blick ab.

    Silkos Freude über den Ausflug nach Germania Magna fand ein jähes Ende. Es konnte nicht gut sein, eine germanische Hexe zu besuchen. Er würde auf jeden Fall etwas mitnehmen, was ihm Schutz gewähren würde. Ja, er würde die von ihm geschnitzten Statuen von Bastet und Sachmet mit sich nehmen. Vor anderen Stämmen oder Räubern hatte er keine Angst...aber eine Hexe, die offenbar direkten Kontakt zu fremden Göttern hatte, vielleicht waren es ja Dämonen der Unterwelt, das war eine unberechenbare Gefahr.


    Was ihm aber noch ein wenig mehr Sorgen machte, war die Frauen hier mit Albin und Rodrik alleine zu lassen. Albin war alt und Rodrik hatte ein Alkoholproblem oder war schwachsinnig und die beiden solten Eila, Sontje, Dagny, Lanthild und Sveija beschützen? Daran änderte auch die Hühnerbrust Pepino nichts. Marga spielte in seinen Gedanken keine Rolle, die musste so wenig beschützt werden wie ein Gebetsfelsen.


    Silko trat einen Schritt nach vorne,legte seine Pranken auf Rodriks Schultern und drückte ein wenig. Nicht so fest das es ihm weh tat, er wollte ihm nur zeigen, dass er hinter ihm stand und nicht erschrack wenn Silko nun das erste Mal seine Stimme erhob.


    "Wir sollten die Reise so gut es geht geheim halten. Wir alle wissen, was mit Sveija passiert ist und das wir einen römischen Spitzel im Haus hatten. Wenn zu viele von unserer Abwesenheit wissen, wäre das sicher eine verlockende Einladung für die Feinde der Familie. Die Übungen mit Schwert, Speer und Bogen beginnen morgen früh."


    Mehr hatte er dazu nicht zu sagen. Wie Loki, Witjon und Phelan ihre Abwesenheit verschleierten war ihre Sache, zual Silko ja noch nicht mal wusste wie lange ihre Reise gehen würde.

    Ausgebildet werden...beinahe hätte Silko verächtlich geschnaubt. Doch dann war er sich wieder seines Standes bewusst. In letzter Zeit fiel es ihm nicht leicht sich als Sklave zu fühlen, da musste er wieder mehr Selbstdisziplin an den Tag legen. Aber die Ducier machten es ihm auch nicht besonders leicht...


    "Von mir aus sofort, Herr. Nur müssen meine Dienstzeiten natürlich mit meinem Herrn Tiberius Duccius Lando abgesprochen werden. Wir freuen uns, der Stadt Mogontiacum so einen Dienst erweisen zu können und für die Sicherheit ihrer Bürger beitragen zu dürfen."


    Nun schien der Optio wirklich baff zu sein. Meist, und das wusste Silko, wurde mit seiner dunklen Hautfarbe auch ein geringer Verstand assoziert. Diesem Vorurteil hatte er aber gerade mit seiner Wortwahl und seinem beinahe akzentfreien Latein einen Strich durch die Rechnung gemacht.

    Sontje war ja lustig. Er war ein Leibwächter und kein Finanzverwalter der duccischen Betriebe. Aber soweit er das mitbekommen hatte, waren die meisten betriebe bei Freya Mercurioque in duccischen Händen.



    "Nun ich glaube ich bin nicht so ganz der richtige Einkaufsberater für eine junge Frau. Ich denke meine präferenzen liegen da ein wenig anders, zumal ich ja kein eigenes Geld habe. Aber soweit ich weis, müsste vieles von dem was du hier vor dir siehst von deiner Familie stammen. "


    Er wunderte sich ein wenig wofür Sontje einen Altar in ihrem Zimmer haben wollte, aber eigentlich hatte er ja aufgehört sich über Dinge zu wundern.

    Was diser Familie fehlte, und da war sich Silko sicher, war eine harte Hand. Das sich weder Lando noch Eila durchsetzten war nicht gut. Irgend jemand musste der Chef sein, aber so war es einfach nicht richtig. Alleine schon der Gedanke über sowas abzustimmen war einfach...falsch!


    Und dann schien sich auch noch jeder einzumischen, nachdem Eila angefangen hatte. Nur Witjon und Phelan waren ruhig geblieben. Als dann auch noch Rodrik den Mund aufmachte und etwas merkwüdiges sagte- Silko meinte sich verhört zu haben, denn seine Kenntnisse der germanischen Dialekte waren zwar gut, aber er konnte nicht so ganz glauben, was er da hörte-was irgendiwe mit Brüsten und Schwertern zu tun, ergriff ein Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung von ihm Besitz. Noch konnte er sich freilich zurückhalten, aber allzu lange würde das nicht mehr währen.

    Silko verfolgte die Diskussion beinahe vergnüft. Nun würdem alle, wirklich alle, wissen welch eine Arbeit es gewesen war Eila heil nach Rom und zurück zu schaffen. Wenn es nach ihm ginge, hätten nicht nur die Frauen zu hause bleiben sollen, sondern noch der ein oder andere Mann hier. Eigentlich wäre er wohl mit lando alleine geritten, oder vielleicht hätte er noch Witjon mitgenommen, der sich deutlich verbessert hatte, was den Kampf anging.


    Den Schachzug mit Sontje erkannte Silko sofort und eines wusste er: Er würde bei der Abstimmung nur mitmachen, wenn er gezwungen würde, denn er als Sklave konnte da nur verlieren. So harrte er weiter setend aus und beobachtete die Szenerie.

    Silko folgte Witjon sogleich zum Officium des Optio Vigilium. Das es so schnell gehen würde, hatte er nicht gedacht, aber so war es ihm lieber. Nachdem Witjon geklopft und eine entsprechende Antwort erhalten hatte, betraten sie den Raum. Der Optio saß hinter seinem Schreibtisch, aber er erhob sich sogleich, als er dem Duumvir gewahr wurde.