Beiträge von Silko

    Silko war langweilig! Und hier gab es einfach überhaupt nichts zu tun. Er konnte nicht trainieren, weil ihm die Ausrüstung hier fehlte. Auch das Schnitzen machte keinen Sinn mehr, denn mittlerweile hatte er eigentlich alle Götter fertig an die er glaubte und auf andere Dinge war ihm die Lust vergangen. So hatt er jede Menge Zeit sich zu langweilen und an Amneris zu denken...und das machte ihn noch übellauniger. Lysander traute sich schon gar nicht mehr dem Nubier zu nahe zu kommen. Silko hatte dem anderen Sklaven nichts gemacht, aber dieser schien ein gutes Gefühl für sowas zu haben und hielt daher Abstand.


    Dann hörte er Phelan nach ihm rufen. Silko spritze auf. Vielleicht gingen sie ja endlich mal weg, oder der junge Duccier hatte sich daran erinnert, dass sie noch einen Eber jagen wollte. Die letzten Wochen hatte er sich ja leider ganz seinem Studium dieses Römergottes gewidmet und ansonsten das Haus kaum verlassen.


    Also eilte Silko freudig zu Phelan. "Du hast mich gerufen. Was gibt es?" Wenn sie unter sich waren, pflegten sie ein beinahe freundschaftliches Verhältnis und Silko achtete peinlich genau darauf, dass das auch nur so war, wenn niemand dabei war der nicht zur Familie gehörte.

    Silkos Miene hellte sich ein wenig auf, als Phelan den Raum betrat. Er mochte den ruhigen jungen Mann sehr gerne, und nickte ihm auch freundlich zu. Doch schnell verdunkelte sich seine Miene wieder: Offenbar hatten die beiden Duccier vor ihm ein schlechtes Gedächtnis: Wurde ihnen von Arbjon nicht deutlich gesagt, sie sollten sich unter Fremden bzw. Römern nicht mit ihren germanischen Namen ansprechen? Nun, der Besucher kannte Eilas zwar schon, aber das hatte Phelan oder besser Decimus Duccius Verus ja nicht wissen können...

    Silko folgte Eila in einigem Abstand und kam so kurz nach ihr im Kaminzimmer an. Dort stellte er sich dann neben die Tür, als wäre er ein Möbelstück und beobachtete die Beiden. Der Römer schien sie wirklich gut zu kennen und er benutzte sogar den germanischen Namen von Silkos Besitzer.


    Das sich die beiden so herzlich begrüßten änderte nichts an Silkos schlechter Laune. Die Sache mit Amneris ging ihm nicht aus dem Kopf, und mangels Trainingsmöglichkeiten konnte er seinen Frust auch nur schlecht abtrainieren, also war sein blick sehr düster, als er so dastand und aufpasste, obwohl eigentlich keine Gefahr drohte.

    "Du hast Besuch. Ein Römer namens Marcus Petronius Glabrio möchte dich, äh Eila sehen." , meinte er mit einem leicht mürrischen Ausdruck auf seinem Gesicht. Vor nicht allzu langer Zeit war das Thema mit den germanischen Namen in Rom schon erörtert worden. "Ich habe ihn ins Kaminzimmer gebracht, er wartet dort auf dich, Herrin."


    Sim-Off:

    Wenn du nicht da wärst, wäre ich bei dir;). Aber mal ganz davon abgesehen: Du passt doch auf mich auf, oder? *g*

    "Ja, das ist die Casa Ducciua.", antwortete Silko mit seiner tiefen Stimme. Er schätzte Glabrio nicht als ein Sicherheitrisiko ein, daher bat er ihn herein. "Folge mir bitte." Silko führte den Römer in das Kaminzimmer. "Setz dich doch bitte, ich werde Duccuia Flamma über dein Kommen in Kenntnis setzen." In diesem Moment fiel ihm auf, dass der Römer sie Eila genannt hatte und nicht ihren römischen Namen benutzt hatte. So schritt er zum Zimmer seiner Herrin und klopfte laut an.


    Sim-Off:

    Ich hoffe sie ist da. Aber da ich da bin, muss sie eigentlich auch da sein;)

    Silko hatte das Klopfen gehört. Da Lysander anscheinend irgendwie beschäftigt war, öffnete der Nubier eben die Tür. Vor ihm stand ein Römer mit einem freundlichen Gesicht, der aber alles in allem sehr durchschnitllich aussah."Was kann ich für dich tun?", fragte Silko freundlich aber zurückhaltend.

    Silko grüßte den Hausherren mit einem stummen Nicken, und hielt sich wie es sich gehört im Hintergrund...so gut es eben ging wenn man so aussah wie er.

    Sie hatte sich umgedreht und ihn wütend angefunkelt. Aber auch Silko war jetzt nicht mehr in der Stimmung zum Süßholzraspeln. Er stand da, groß und stolz und blickte Amneris ebenso wütend entgegen. Man konnte die Funken fast sehen, die zwischen ihnen hin und her sprangen. Kein Passant wagte es zwischen sie zu treten. Als sich Amneris dann umdrehte und davonstolzierte schaute er ihr noch kurz hinterher, machte dann ebenfalls kehrt und stapfte wütend in die andere Richtung davon. Was erlaubte sich diese...diese...ach verdammt!

    Die Cohortes rufen? Er hatte ihr versprochen so etwas niemals zu tun: Das war wie der Vorwuf sie erpressen zu wollen, und das traf ihn härter als alles was sie ihm bisher an den Kopf geschmissen hatte. Er blieb apprupt stehen. Was erlaubte sie sich eigentlich?! War es nicht schon schlimm genug, dass er ihr nachlief, musste sie ihn auch noch weiter demütigen?


    "Ich hätte eine Chance verdient, weil ich dich so mag wie du bist und dich auf Händen getragen hätte, auch wenn du so stur und stolz bist wie ein Wasserbüffel und eine Löwin zusammen!"


    Genau das was er an ihr mochte war auch das Problem zwischen ihnen: Sie war stolz, wild und unabhängig und da auch Silko stolz war, schien es zwischen ihnen nicht zu funktionieren. Er würde ihr ab jetzt nicht weiter hinterher rennen, denn nun war für ihn die Grenze der Demütigung erreicht. Wie hatte er sich so in ihr täuschen können?

    Er ignorierte einfach ihre Ablehnung: "Es stört mich nicht, welcher Profession du nachgehst, und ich habe kein Recht dich irgendwie zu kritisieren. Es war falsch, und ich entschuldige mich dafür. Ich bin ein Leibwächter und ein solches Beschützerdenken ist mir einfach in Mark und Bein übergegangen. Aber es wäre auch von dir nicht gerecht, mich einfach stehen zu lassen wie einen geprügelten Hund." Schließlich hatte er einiges für sie riskiert, und dass er ihr hier folgte erhöhte das Risiko noch einmal deutlich. "Ich habe einiges riskiert um dich zu treffen und ich habe dich ebenfalls nicht einfach so verurteilt, als du mir in der Casa gegenüber gesessen hast." Er packte sie am Arm und schaute ihr in die Augen: "Nun bitte ich dich um ein zweites Treffen, eine zweite Chance." Kaum war das letzte Wort verklungen, ließ er sie sofort wieder los, er wollte sie nicht körperlich bedrängen.


    Er bat eine Diebin um ein Treffen! Sie musste wissen, welch Überwindung ihn das kostete. Seine Ahnen würden sich im Grabe undrehen, und seine Familie in Nubien würde ihn wohl sofort verstoßen, sollte sie dies jemals erfahren. Aber diese Frau stellte seine Selbstwahrnehmung und sein Weltbild völlig auf den Kopf.

    Silko schloss zu Amneris auf, was ihm einige böse Blicke der restlichen Pasanten einbrachte. "Warte doch...es tut mir leid. Ich hatte unrecht und hab mich wie ein Idiot verhalten!" Er war froh, dass ihn die restlichen Besucher des Markts nicht verstanden. Sich zu entschuldigen fiel dem Nubier keinesfalls leicht, im Gegenteil: Er war es nicht gewohnt, sich zu entschuldigen.

    Amneris war schnell, sie schien entweder sehr wütend zu sein, oder es verdammt eilig haben-wahrscheinlich beides. Aber sie musste sich durch die Massen schlängeln, denn zu dieser Zeit war der Markt recht überfüllt. Silko aber wurde bereitwillig platz gemacht, wozu seine beeindruckende Statur sicher den gleichen Beitrag leistete wie seine finstere Miene. Als er kurz hinter ihr war rief er sie: "Amneris, warte!"

    Alle in ihm schrie Amneris festzuhalten, ihr zu folgen, oder sie zurückzurufen. Aber Silko war immer noch ein stolzer Mann und so stand er nur auf, als sie sich erhob und blickte ihr hinterher. Wow, es war also alles schief gelaufen, was nur konnte. Bei den Göttern, die Aussicht sie nie wieder zu sehen stach ihm ins Herz. Schmerz erzeugte Wut und so hatte der nette Mensch am Nebentisch Glück, dass sich dessen Blick gleich gen Wand richtete.


    Auch Silko legte seinen Teil zu den Getränkekosten dazu und verließ ebenfalls die Taberna. Er sah Amneris gerade noch um eine Ecke verschwinden. Er ließ seinen Stolz Stolz sein, und entschloss sich ihr zu folgen...

    "Mein Leben wäre ein Scheiterhaufen, ohne Hoffnung. Ich hätte nicht zu hoffen gewagt so etwas noch einmal zu fühlen, wie an dem Augenblick als ich dich sah."


    Er ließ seinen Blick über die Wand schweifen um dann wieder zu ihr zurück zu kehren:


    "Aber überschätze deinen Einfluss nicht: Ich weis sehr wohl noch was richtig und was falsch ist, und kann das gut unterscheiden und ebenso kann ich solchen Versuchungen wiederstehen. Und so wie du dich siehst, kann ich dich nicht sehen. Eine Diebin die verloren ist? Das kann ich nicht glauben! Du bist kein schlechter Mensch und wenn du dein Leben auf die Reihe bekommen würdest, könnte sich die Waage des Ma'at wieder ausgleichen. Lass mich dir helfen und dich nicht von deinem Stolz lenken. Sonst wird die Gosse dich irgendwann verschlingen, weil du dir selber etwas vormachst. Mein Angebot dir zu helfen bleibt bestehen, egal was du jetzt machst."


    Seine Augen und sein Gesicht strahlten eine enorme Selbstsicherheit aus. In diesem Moment war er kein Sklave, sondern ein stolzer und völlig von sich überzeugter Krieger. Er leerte seinen Becher.


    "Wenn du gehen magst, dann geh. Ich werde dir nicht folgen, oder dich suchen, aber ich würde es sehr bedauern dich nicht wieder zu sehen. Ich werde mein Leben weiterleben, wenn auch mit einem Stehen in der Brust. Du weist aber wo ich zu finden bin und in der Casa Duccia droht dir keine Gefahr, solange du wie ein Freund kommst. Ich werde dann auf dich warten, ob du nun kommst oder nicht."


    Er hatte ihr sein innerstes offenbart, aber jetzt wirkte er stolz und verschlossen.

    "Hältst du mich für einen Narren? Es gibt genug Nubier hier in Rom. Aber ich habe noch keinen gesehen der auch nur annährend solch ein Feuer in den Augen hat wie du! Man sieht ihnen in die Augen und weis, dass sie Sklaven sind. Sie würden bei anderen Sklaven liegen, wenn man es ihnen befehlen würde. Ich würde lieber sterben als so etwas zu machen.
    Sicher stehen wir auf zwei Seiten, aber als ich dich wiedererkannte, war mir sofort klar dass ich dich nicht ans Messer liefern wollte...oder konnte."


    Auch er nahm nun enen Schluck um Zeit zu gewinnen.


    "Glaube mir, ich habe eine gute Menschenkenntnis und bin mir sicher, dass ich deine harte Hülle durchschaut habe und was ich gesehen habe gefällt mir gut. Selbst wenn dich der Standesunterschied abschrecken sollte, oder du mich nicht magst, werde ich dir nicht böse sein und es akzeptieren. Mich ab und an mit dir zu treffen und mich mit dir zu unterhalten ist schon mehr als ich eigentlich erwarten dürfte. Ich möchte dass du weist, dass du zu mir kommen kannst, wenn du ein Problem hast."


    Er war sich sicher, dass das zwischen ihnen klappen würde, wenn sie es beide wollten. Oh man, wie waren sie nur so weit gekommen? Eigentlich wollte er ihr noch ein geschäftliches Angebot machen, aber sie lockte ihn völlig aus der Reserve, obwohl sie das wahrscheinlich gar nicht wollte. Er redete mit seinem herzen und nicht mit seinem Kopf, und das erschreckte ihn, denn so kannte er sich eigentlich gar nicht.

    "Diese Information ist bestenfalls peinlich für mich, und ich denke sie ist bei dir in sicheren Händen." Dafür, dass er den Praetorianer erwähnt hatte, hätte sich Silko am Liebsten selber in den hintern getreten. Es war gut möglich, dass sie das als Drohung aufgefasst haben könnte, denn sie verkrampfte zusehends.


    "Danke für den Tipp", meinte er kurz und schaute sie dann an. "Amneris, ich sehe dass du je länger wir hier sind immer verkrampfter wirst. Ich weis nicht, ob es an mir liegt, oder daran wie wir uns kennengelernt haben. Aber lass dir eines versichert sein: Über die Umstände unseres Kennelernens und Deinen Beruf wird NIEMAND auch nur ein Sterbenswörtchen von mir erfahren. Das verspreche ich dir. Ich weis, dass du sicher häufig mit Leuten zu tun hast, die ihre Versprechen nicht ernst nehmen, aber ich stehe zu meinem Wort und würde lieber sterben als es zu brechen." Er war ein Krieger, noch dazu mit adeliger Abstammung, und es ärgerte ihn, dass sie ihn offenbar mit irgendwelchen Tagedieben verglich.


    "Ich bin wegen dir hier. Um dich kennen zu lernen, und nicht um dich in den Carcer zu bringen. Ich habe es nicht getan, und daher hast du mich genauso in der Hand."
    Er wusste nicht, ob er noch weiter gehen sollte, aber er riskierte es:


    "Ich wollte dich treffen, weil du mir seit dem Puppenspiel nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist..."
    Sein Herz setzte mindestens drei Schläge aus, und Silko war sich fast sicher, dass Amneris jetzt so schnell wie ein schöner Traum verschwinden würde...

    Silko folgte dem Ägypter ebenfalls ins Atrium. Dort trafen sie auf einen weiteren Praetorianer, den er nicht kannte, und Eila. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, aber er war wütend. Je länger er über Eilas Aktion nachgedacht hatte, desto wütender war er geworden.


    Dann atmete er einmal tief durch und unterdrückte seine Wut, die langsam der Erkenntnis wich, dass ihm die junge Duccierin ans Herz gewachsen war und er auch froh war sie wieder zu sehen. Also nickte er dem Praetorianer zu und stellte sich schweigend an die Seite seiner Herrin.