Natürlich war ihm klar, dass sie hier nicht so direkt über den Sachverhalt reden sollten, keine Namen nennen sollten. Obwohl sie nicht beobachtet waren, so waren Risiken immer und überall gegeben. Avianus sah sich in seinem näheren Umfeld um, sie liefen immer noch die gleiche, leblose, nächtliche Straße entlang. Ihre Schritte, hallten an den Gemäuern wieder. Einer nach dem anderen, tok, tok, tok, quer durch die Gasse. Eigentlich, fragte sich Avianus, warum er sich so groß Gedanken darum machte. Wäre er ein wenig jünger, würde ihn der jugendliche Tatendrang und Übereifer schon dazu animieren, an der Verschwörung teilzuhaben. Warum? Einfach, weil es der einzige Weg war! Weil es seiner Ansicht nach richtig war!
Und das war es auch - doch er war älter geworden. Er hatte gelernt, abzuwägen und keine voreiligen Entscheidungen zu treffen. Alles, was er tat, musste gut durchdacht sein. Und in Hinsicht dessen, ob es durchdacht war, hatte Lupus recht. Selbst wenn sie erfolgreich waren, mussten sie am Ende noch am Leben bleiben. Bedächtig nickte Avianus. "Ich habe diesem Mann gedient", sagte er vorsichtig, ohne Namen zu nennen, "Er ist nicht dumm. Er hat etwas in der Hinterhand - vielleicht will er wissen, wie wir dazu stehen. Wollte unseren Mut und unsere Hingebung erproben. Doch selbst die größte Hingebung bringt nichts, wenn..." Avianus verstummte mitten im Satz. Den Satz wollte er dann doch nicht zu Ende sprechen. Sie brächte einem nichts, wenn sie einen toten Mann aus einem mache, wollte er eigentlich sagen.
Ihre Lage hatte durchaus einen philosophischen Charakter. Warum, musste man sich wohl fragen, wurden so wenige Menschen mit einer Entscheidung konfrontiert, die so vieler Menschen Leben beeinflussen konnte? Warum mussten sie Entscheidungen treffen, die nur nur ihr eigenes Schicksal beeinflussen konnte? Es war unklar. Avianus dachte nach... am Ende misst sich die Stärke eines Mannes auch daran, welche Entscheidungen er trifft und wie er mit ihren Konsequenzen lebte oder starb.
Und ja, der Pöbel! Natürlich! Die Macht der Masse, die man sich zu eigen machen konnte, oder von der man verschlungen werden konnte! "Nicht, wenn der Senator klug genug ist, das Volk auf seine Seite zu ziehen. Bedenke, Sextus, dass der Einfluss auf den Pöbel einer der größten ist, den man ausüben kann. Über den militärischen Rückhalt mache ich mir angesichts unserer Verbündeten keine Sorgen. Eher darum, wie man das anstellen will." Man sollte nur nicht unbedingt dämlich sein und den Pöbel wieder gegen sich aufwiegen, sobald man sich zu höherer Macht aufgeschwungen hat. Sonst konnte es sein, dass man diese nicht mehr lange genug auszukosten vermochte.