"Besten Dank", schmunzelte auch Avianus und stockte kurz... die Reiterei. Also würde er doch in die Fußstapfen seines Vetters treten, was er doch hätte erwarten müssen, wenn der Legat dieses Thema ansprach.
"Es ist mir eine Ehre, Legatus", erwiderte der Aurelier kurz und sah fragend drein, "Doch erlaube mir die Frage nach meinen Befugnissen."
Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus
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Über die Legionsreiterei wusste Avianus ebenfalls ein wenig. Nicht zuletzt deshalb, weil sein aurelischer Vorgänger und Vetter Ursus diese kommandiert hat.
"Die Legionsreiterei ist in Turmae zu jeweils 32 Mann pro Einheit organisiert. Die Turma wird vom Decurio angeführt, dem der Duplicarius als Unteroffizier zur Seite steht. Die Legion besitzt in Sollstärke 4 Turmae, dies sind 128 Mann. Eingesetzt wird die Reiterei für Aufgaben als Späher, Boten und für die Unterstützung des Hauptbestandteils der Legion, der Infanterie."
Die Kavallerie war in Avianus´ Augen sehr unterschätzt, denn sie hatte sicherlich schlachtentscheidende Wirkung, wenn man sie richtig einzusetzen vermochte. -
Die Frage freute den Aurelier letzten Endes, doch vielleicht war es gut, so bescheiden wie möglich zu bleiben. Er war kein Militärtheoretiker, aber er hatte seine Zeit genutzt. Er musste nur sein theoretisches Wissen in die Praxis umwandeln. Es sollte sich wohl nicht als zu schwer entpuppen.
"Die habe ich, Legatus", antwortete Avianus wahrheitsgemäß und nahm den mit Wasser verdünnten Wein entgegen, welchen der Scriba vorbeibrachte, "Ich habe die Zeit bis zu meinem Tribunat weise genutzt, hoffe ich. Zumindest bin ich des Wissens aus zwei Militärexamen mächtig. Mir fehlen nur die praktischen Erfahrungen. Aber alles zu seiner Zeit."
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Bitte Avianus´ Wohnort in Germanien, Mogontiacum ändern. Danke!
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Spurius Purgitius Macer
Provincia Italia
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Roma
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Casa Purgitia____________________________________________
Sei gegrüßt, mein Patron!
Endlich finde ich Gelegenheit, dir ein Schreiben aus dem kühlen Germanien im Norden zu senden. An die hiesige Kälte werde ich mich noch gewöhnen müssen, aber das ist nichts, was einer deiner Klienten nicht zu bewältigen wüsste. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich den veränderten Temparaturen und anderen Mentalitäten hier Herr werde. Außerdem steht auch schon der Frühling vor der Türe. Den Göttern sei Dank.
Jedenfalls bin ich nach einer langen und schwierigen Reise über die Alpen in der Stadt Mogontiacum angekommen - außer, dass ich mich auf meinen Dienst vorbereite, um ihn bestmöglich zu erfüllen, habe ich nicht viel zu berichten. Sowohl mir als auch meiner Begleitung geht es gut, wir sind nicht zu Schaden gekommen.Doch sag, Patron, wie gestaltet sich das Leben mit deiner Gefährtin? Verläuft alles zu eurem Wohle?
Mögen die Götter ihr Auge auf dich richten, Macer!
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Gens Aurelia
Provincia Italia
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Roma
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Villa Aurelia____________________________________________
Salve, ihr Lieben!
Ich habe euch doch versprochen, aus Germanien zu schreiben. Und was ich verspreche, halte ich auch. Viel zu berichten habe ich nicht, außer dass wir nach einer langen Reise in den Norden endlich in Mogontiacum angekommen sind. Wir sind gesund, erholen uns von der Reise, während ich mich noch auf meinen Dienst vorbereiten muss. Verzögerungen, falls sie ungeplant waren, gab es bis jetzt noch keine.
Bei dem Klima hier wäre ich wohl oder übel lieber in meiner Heimat, in Rom. Die Menschen hier sind auch anders. Um nicht zu sagen, mit dem Größendurchschnitt mancher Germanen kann ich mich nicht messen. Aber ich werde mich daran wohl gewöhnen und mit den Leuten klarkommen. Flexibilität erwartet man schließlich von mir.
Lasst mich bitte von Neuem aus meiner Heimat wissen. Mögen unsere Ahnen über euch wachen!
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Anders Avianus, welcher sich sehr interessiert vorbereitet hatte und klare Vorstellungen von den Abläufen in einem Militärlager sammeln konnte. Es waren nur die Formalitäten, an welche er sich gewöhnen musste. Aber auch das würde er schaffen, mit vielen Stunden vor dem Spiegel.
"Danke. Sie war lang und der Strapazen reich, aber wie du siehst, bin ich lebendig angekommen", nahm Avianus das Angebot des Legaten nickend wahr und nahm Platz. Innerlich stöhnte er erleichtert. Endlich ein bequemerer Sitzplatz als der Pferdesattel! -
Avianus wurde von dem Scriba zum Legaten gebeten. Schon wieder würde er als kleiner Mann vor einem großen Mann stehen. In seiner Ehrfurcht baute sich Avianus auf, bevor er eintrat, nickte dem Scriba dankend zu und tat dies. Als er vor dem Legaten ankam, salutierte er. Dies tat er gänzlich ungeübt, aber sichtlich bemüht. Auch wenn es nicht annähernd an einen professionellen Salut eines langjährigen Soldaten heran kam. Der Legat hingegen konnte er sich nun gut gehen lassen, und luxuriös eingerichtet war es in seiner Schreibstube auch. Kein Wunder, der musste Geld wie Heu haben!
"Salve, Legatus", grüßte er und stand in einer qualvollen, stocksteifen Haltung vor dem Vorgesetzten, "Ich bin der neue Tribunus Laticlavius Tiberius Aurelius Avianus, komme gerade von meiner Reise aus dem weiten Rom und möchte in mein Amt eingewiesen werden!"
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Vor der Principia saß der junge Avianus von seinem Ross ab und ließ seine Sklavenbegleitung vor diesem sehr großen Gebäude im Zentrum des Lagers warten. Natürlich mit der Anweisung, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen sollten, während sich Avianus drinnen versuchte, zurechtzufinden.
Letzten Endes kam er nicht drumherum, sich zum Officium des Legaten durchzufragen. Eine unangenehme Art, aber sie war effektiv, um den richtigen Weg aus diesem Türenkomplex der Principia zu finden. So fand er das Officium und betrat den Vorraum der legateneigenen Schreibstube, wo ein Scriba saß."Salve", grüßte der Aurelier, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus und wurde in der Legio II für mein senatorisches Tribunat entsandt. Kann ich bitte den Legaten sprechen, meine Instruktionen abzuholen?"
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Den Iulier nicht bemerkend nickte Avianus zufrieden. Willkommen in der Legio II... naja, mal sehen, ob er hier willkommen wäre, und wenn ja, als was. "Danke", ließ sich der junge Aurelier doch noch entlocken, denn auf diesen Satz gab es wohl keine passendere Antwort. Damit wurde der Zug durchgelassen und Avianus gab mit einer Handgeste zur Kenntnis, dass er rein gehen würde. So ritten oder schraten sie durch die Porta Praetoria, um in den regen Lagerbetrieb zu geraten. Der Weg zur Principia war nicht zu verfehlen. Einfach geradeaus... würde er wohl schaffen.
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Erneut, wie am Stadttor, blieb der Zug wie darauf gedrillt synchron stehen und richtete seine Augen zu dem hühnenhaft wirkenden Centurio - oder lag diese imposante Erscheinung daran, dass diese Soldaten Rüstungen und Helme mit großen Federbüschen trugen? Mit starrem Blick vernahm Avianus das kalte Lächeln des Hauptmannes, welches einen der klassischen Aha-Effekte heraufbeschwor. Worte wie "Höflichkeit" und alles was dazu gehörte, wie "Bitte" und "Danke" sollte er wohl für die Dauer des Tribunates aus seinem Wortschatz entfernen - nunja, zumindest wenn er mit regulären Soldaten und Offizieren sprach, und nicht etwa mit einem Legaten.
Zum Glück kannte Avianus schon eine Lagerstruktur. Der Rat seines Patronen erwies sich als hilfreich, zur Vorbereitung Kurse an der Academia abzulegen. Also würde es ja zumindest theoretisch kein Problem sein, zur Principia aufzuschließen.
Der junge Aurelier wählte seine nächsten Worte weise, sie fielen jedoch auch sehr kurz aus. Nunja, es waren nur ein paar Wörter. "Gut", anstelle dieses Wortes wäre normalerweise ein "Danke" gekommen, "Können wir dann weiter?" -
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Doch nicht so einfach, wie Avianus gedacht hatte. Ein respektabel aussehender Soldat, welcher durchaus einschüchternd wirken konnte, hielt den kleinen Zug von Avianus und seinen Sklaven auf. Beinahe synchron blieben sie stehen. Doch der Aurelier wusste, dass er angehender Offizier war und wollte sich keine Einschüchterung anmerken lassen. Er war es, der einschüchtern musste!
"Salve", grüßte Avianus und erhob das Wort, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus, dies ist meine Sklavenbegleitung. Ich komme, um mein Amt als Tribunus Laticlavius zu beziehen."
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Nach nur einem kurzen Gang durch die Stadt in Richtung Castellum Legio II musste Avianus feststellen, wie anders diese Menschen in dieser Provinz waren. Sie sahen anders aus, sie verhielten sich anders... hier herrschten vollkommen andere Mentalitäten, an welche sich Avianus schnell anpassen sollte, wurde er sich bewusst. Doch zunächst musste er sich wohl an seinen neuen Arbeitsplatz als senatorischer Militärtribun gewöhnen. Und er machte sich keine Hoffnungen, dass man ihn leicht angehen würde. Soldaten waren raubeinig und hart, der Aurelier musste diese Amtszeit lang einer von ihnen werden.
Das Castellum lag vorne und sie kamen dem Tor immer näher. Im Unterschied zu den Stadttoren kam hier noch lange nicht jeder durch - so ritt er einem Mann mit düsterer Miene entgegen, welchem der Einlass nicht gewäht wurde. Warum auch immer, dachte sich Avianus. Er würde schon irgendwie reinkommen, allein schon, weil er eine Rüstung trug.
Er grüßte die Wachen, welche vorne Wache schoben und hielt die Sklaven an, hinter ihm zu warten."Salve", grüßte Avianus mit eher aristokratischer denn fürchterlicher Stimme, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus und werde hier als Tribunus Laticlavius dienen! Lasst mich bitte mit dem Legaten sprechen!" War ein "Bitte" hier eigentlich fehl am Platz? In solch einem Moment schossen einem die unsinnigsten Gedanken durch den Kopf.
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Schon aus der Ferne war der kleine Zug des Aureliers zu sehen, welcher sichtliche Spuren einer langen Reise aus Rom besaß. Sie waren erschöpft, müde und hatten im Gegensatz zu dem Zustand vor ihrer Abreise sogar etwas abgenommen. Zum Glück waren es Merkmale, die ein Fremder nicht sehr gut einschätzen konnte, denn Avianus war hier gänzlich unbekannt und hatte sich vor der Ankunft mit aufgewärmten Wasser aus einem naheliegenden See wenigstens noch waschen können. Dies waren alles aufwändige Prozeduren, aber der junge Aurelier war ja nicht alleine und wollte in guter Verfassung vor die Obersten der Legion treten. Dies war zum Beispiel der Grund, weshalb er seine Rüstung vor den Stadttoren extra (mithilfe seiner Sklaven) anlegen ließ. Der erste Eindruck war entscheidend.
Nach so viel Wildnis war der Anblick einer zivilisierten Großstadt eine Erlösung für Avianus und wie eine Belohnung für die lange Reise. Mit Germanien und seinen dichten, dunklen Wäldern musste sich der junge Aurelier jedoch anfreunden.
Vor ihnen erstreckten sich schon bald die langen, imposant wirkenden Stadtmauern mit einem noch mehr Eindruck erweckenden Stadttor, welches von Wachen bemannt wurde, welche prüfende Blicke auf alles und jeden warfen, was hier durch die Mauern schrat. Auch Avianus und seine Begleitung blieben davon nicht verschont, wurden jedoch ohne große Umschweife weiter gelassen. Avianus kannte diese Stadt nicht, es war eine vollkommen neue Welt für ihn. Zum Glück gab es auch hier freundliche Einheimische, welche ihm den Weg zur Legio II erklärten... -
Wie Avianus es vermutet hatte, entpuppte sich die Reise über die Alpen mit ihren Bergen und Tälern alles andere als einfach. Schneefall gab es zu dieser Jahreszeit kaum noch, auch wenn sich Avianus noch nicht so sicher war, ob dies bei den ungewohnt niedrigen Temparaturen einen Unterschied gemacht hätte. Dunkle Wolken, schlechtes Wetter und ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn Mogontiacum war nur noch auf halben Wege, sorgten für ein komisches Empfinden, welches beim Aurelier immer wieder zwischen Aufregung und Heimweh schwankte. Er wusste, dass er sich an den grauen Himmel schnell gewöhnen musste, wenn er in Germanien nicht zum Wrack werden wollte, auch wenn der Frühling praktisch vor der Tür stand. Aber dies merkte man dummerweise nicht wirklich. Wollten sie in den Alpen rasten oder gar schlafen, mussten sie sich gut in wärmender Kleidung und Decken einpacken. Auch bei den Sklaven machte Avianus hier eine Ausnahme, denn sie sollten ja nicht erfrieren.
Es war wie eine Erlösung, als sie wieder in flachere und erträglichere Gefilde kamen, die Alpen hinter sich ließen, welche in weite Ferne rückten und irgendwann nicht mehr sichtbar waren. Auch für die Sklaven war die Reise strapazierend und sogar Avianus´ Pferd schnaubte nicht mehr so freudig wie bei der Abreise. Alle hatten sie etwas durchmachen müssen, weshalb einem das Land Germanien nach den Alpen sogar immer wärmer vorkam, je tiefer sie eindrangen. Der Teil Germaniens, in welchem sie jetzt waren, hieß Raetia. Die Route, welche sie einschlugen, war noch immer klar - nicht einmal die Alpen raubten ihnen die Orientierung.
Weiter gereist sind sie ohne große Vorkommnise. Über den Danuvius und den Rhenus in Richtung Borbetomagnus sind sie unerschöpflich weiter in den Norden vorgedrungen. Bis sich an weiter Ferne Mogontiacum abzeichnete und sie blieben auf der Hügelkuppe stehen, von der aus sie die Hauptstadt Germaniens bewundert hatten."Herr, Mogontiacum ist nicht weit", erläuterte einer der Sklaven mit fragenden Blicken und Avianus nickte schweigend. Die Reise war lang, er war weit entfernt von der Familie im Norden des Imperiums. Er verspürte ein Kribbeln im Bauch, welches für seine Aufregung und Angst vor dem Unbekannten stand - denn genau das hatte Avianus jetzt ein wenig.
"Lasst uns weiter, die Reise war lang und hart." So setzte sich der Zug weiter in Bewegung. Eine letzte Anstrengung...
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Auch Avianus war bei der Rede anwesend, dieses Mal allerdings als ehemaliger Vigintivir aus nächster Nähe, direkt auf der Rostra. Während der Rede, die sein Vetter abhielt, schmunzelte der jüngere Aurelier mit nicht halbwegs so großer Vergangenheit wie Ursus für sich. Ihm gefiel die Rede und Avianus wusste sehr genau, welch großartige Arbeit Ursus in seinem Amt getätigt hatte - dies schon zwei Amtsperioden lang, und wenn er könnte, hätte er ihn sogar für eine Dritte gewählt. Es war leider nicht möglich, die kompetenten Dienste seines Vettern auch weiterhin zu unterstützen, dafür aber vielleicht, ihn für das nächsthöhere Amt zu erwählen. Und wenn die Götter und der Senat wollten, würde Ursus auch noch weit kommen.
Viel an Klienten hatte Tiberius nicht zu bieten. Nunja, genau genommen gar keine, sowas kam erst später. Dafür allerdings hatte Avianus Freunde, welche er allesamt um den Gefallen gebeten hatte, zu kommen, ihre Freundesfreunde und Freundesfreundesfreunde und so weiter mitzunehmen, um dann zu jubeln und zu applaudieren, wenn der Mann mit Namen "Titus Aurelius Ursus" seine Rede geendet hatte. Avianus wurde nicht enttäuscht, es fand sich eine kleine Schar an Leuten, die ihr Versprechen allesamt hielten... immerhin würde das unter anderem für Wohlwollen bei den nächsten Wahlen sorgen, hoffte Avianus. Es würde sich herausstellen, doch bewiesen hatte sich Ursus eh schon. -
Seine Amtszeit war vorüber, war sich der scheidende Vigintivir im Klaren und er hatte sich viele Gedanken darüber gemacht wie er diese wohl ausgenutzt hatte und was er hätte besser tun sollen. Wer er gut? Schlecht? Unterirdisch? So schlecht, dass man es nicht in Worte fassen konnte? Avianus war zumindest sehr schlecht darin, sich selbst zu beurteilen. Hatte er ein Urteil von sich selbst, beruhte es meistens auf die Aussagen anderer, und dies war mehr oder minder verlässlich, wie er fand. Davon abgesehen, dass nicht jeder die Gleiche Meinung hatte. Also blieb ihm bei seinem letzten Tatenbericht, welchen er in Form einer gut durchdachten Rede abgab, nur übrig, rein sachlich alle seine Tätigkeiten und Errungenschaften aufzuzählen, in der Hoffnung auf ein gutes Ankommen beim hier anwesenden Volke. Dieses würde immer seine ehrliche Meinung über Politik haben - entweder würde man Avianus mit Rosen oder roten, italienischen Tomaten bewerfen. Die Auswahl war also eng.
Als die Kandidaten vor dem jungen Aurelier abschlossen, trat Avianus nach vorne auf das Rostrum, fühlte diesen Gang wie eine Ewigkeit auf sich einwirken und hunderte Augen zu ihm blicken. Die Amtszeit kam ihm nicht wie eine Ewigkeit vor, im Gegenteil - wenn man arbeitete, verflog sie so schnell, dass man das Ende dieser kurzen Zeit nicht einmal richtig einschätzen konnte."Bürger Roms!", zog der ehemalige Decemvir die Aufmerksamkeit auf sich, "Erbschaften, Testamente und die Erfüllung der letzten Wünsche der Verblichenen - dies waren Aufgaben, für die ich, der Decemvir litibus iucandis Tiberius Aurelius Avianus, mich eingesetzt habe! Wo andere eine solche schwere Aufgabe gescheut haben, habe ich die Hürde in Kauf genommen, das Gesetz zu studieren und nach dessen Willen die Erbschaften zu verteilen, wie es von mir gefordert wurde, damit jeder das bekommt, was ihm rechtmäßig zusteht! Und habe ich es versprochen, diesen Eid habe ich geschwört! Weshalb habe ich das wohl getan?!"
Avianus legte eine theatralische Pause ein. Er hatte vor dem Senat gesprochen, er hatte vor einem Dutzend Menschen gesprochen und vor Spiegeln stundenlang geübt, um eine Technik bei Reden zu entwickeln - denn es kam auch auf die Präsentation seiner selbst an. (Er wollte vielleicht noch einmal gewählt werden...)
"Das habe ich für euch getan, Bürger Roms! Das habe ich getan, um dem Staat und dem römischen Volke zu dienen! Ich danke dem Senat, der mir mit seiner Zustimmung und Unterstützung die Ehre gewährt hat, dieser edlen Pflicht nachzukommen! Die Möglichkeit zu haben, hat mich glücklich werden lassen, und ich möchte zumindest hoffen, dass jeder bekommen hat, was ihm zusteht, denn viele Fälle musste und habe ich bearbeitet - ich habe es nicht gescheut, eigene Zeit zum eurem Wohle zu verlieren!
Die Rede des jungen Aureliers neigte sich dem Ende zu, glücklicherweise ging diese schnell, denn das wollte und brauchte Avianus jetzt eigentlich."Ich danke für euer Gehör, Mitbürger!" Damit hob Avianus die Hand und trat wieder ganz zurück, um unscheinbar zwischen den anderen scheidenden Amtsträgern zu versinken...
Sim-Off: Weil ich das vergessen habe, bin ich extra aus Germanien zurückgereist...
Nunja, ich möchte keine Zeit verschwenden für mein senatorisches Tribunat. Deshalb möchte ich bitten, so Postings aufkommen, die meiner Antwort bedurfen, sie bis Montag, 18:00 Uhr reinzuschreiben - sonst reise ich wieder ab. -
Die Reise durch Italien dauerte, doch sie war aufgrund der milden Vorfrühlingstemparaturen und strahlender Sonne recht angenehm für Avianus und die Sklaven ausgefallen. Es sollte anfangs durch die Via Flaminia gehen, bis der junge Avianus bei Ariminum eine andere Route in den Norden einschlagen würde. Die Reiseroute war genau von ihm geplant, es war ein recht schneller Weg, in das weit entfernte Mogontiacum zu kommen. Die Sklaven und er hetzten nicht - wenn die Nacht bevorstand, rasteten sie, gegessen und getrunken haben sie direkt während ihres langen Marsches zu den Alpenbergen, um nicht allzu viel Zeit zu verschwenden. Hatte ein Grundnahrungsmittel gefehlt, hatte Avianus zum Glück genug Geld dabei, und freundliche Bauern freuten sich immer, etwas Essen gegen bares Geld loswerden zu können. Essen hatten sie, Geld begehrten sie.
Avianus machte sich in dieser Reise oft Gedanken. Wie würde es in der Legio II vonstatten gehen? Würde er der Kälte trotzen? Würde er die Alpen lebendig überqueren? Nunja, Letzteres hoffte der junge, von Tatendrang getriebene Aurelier doch schwerstens.
Alleine war er mit den Sklaven auf seiner Reise durch die Via Flaminia nicht. Unzählige Bauernhöfe mit verschiedensten Formen von Anbau zierten seinen Weg in den Norden. Goldgelbe Getreidefelder, Weinfelder, Gemüsebauern - alles hatte Avianus schon gesehen und sah es erneut. Eigentlich eher langweilig, aber spannender als eine karge Einöde, zumal es jetzt noch nicht zu heiß war und man mehr betrachten und merken konnte als ausgetrocknetes Gras und schweißtreibende Temparaturen. Im Sommer war Italien ein sehr heißes und manchmal auch trockenes Gefilde. Doch er kannte den italienischen Sommer ohnehin und hatte sich daran gewöhnt."Herr", rief ein Sklave laut, der seinen Marsch vor Avianus´ Ross antrat.
"Ja?"
"Wir haben Ariminum erreicht! Ein großer Fortschritt auf unserer Reise!"
Avianus hob seinen Blick, welcher wegen der blendenden Sonnenstrahlen gesenkt war und spähte mit Augen schützender Hand gen Horizont. Am Panorama, hinter weiteren idyllisch anmutenden Bauernhöfen erstreckte sich eine prächtige Hafenstadt, welche tatsächlich Ariminum war - wie auch ein Meilenstein bestätigte, an dem sie bald vorbeigingen. Avianus nickte ruhig und wies an, zum Zwischenstop in die Stadt zu gehen. Ein ordentlicher Wein, den musste eine solche Stadt sicherlich haben!Doch sollte es 1900 Jahre später für den jungen Kerl, der seine eigene(!) Geschichte an merkwürdigen Gerätschaften namens "Computer" niederschrieb, den Zeitrahmen sprengen, diesen Zwischenstop detailgetreu auszuspielen. Also ließ er ihn weg und beließ es bei einem einfachen Zwischenstop.
Einen Tag später setzte sich die Reise in den Norden fort. Sie gingen nach Ravenna, sahen die Classis Ravennas, ließen auch diese Station hinter sich, um Patavium zu durchqueren, bis schließlich die nächste Station nur noch "Alpen" hieß. Der schwierigste Teil der Reise stand bevor...
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"Ja, ich werde sehen, ob ihnen dein Name noch etwas sagt, Titus", lächelte Avianus und war sich sicher, dass er einige Tage lang unter Heimweh leiden würde. Herzliche Abschiede hatten eben auch ihre Kehrtseite - sie erschwerten den Abschied ungemein. Doch Avianus würde wahrscheinlich wiederkehren. Zwar als anderer Mensch, aber er würde gesund sein und sich den Männern annehmen können, die seinen Vater ermordet hatten.
Zuvor hatte Avianus auch bei Prisca gelächelt, welche mit der Abreise von Avianus scheinbar ebenfalls zu kämpfen hatte und den Tränen nahe stand. Ob er ihr das Tuch zurückgeben sollte? "Frauen", dachte sich Avianus humoristisch, doch es freute ihn, dass man ihn vermissen würde. Und umso schöner würde seine Rückkehr werden. Der junge Aurelier zeigte ein aufrecht erfreutes Nicken, verbunden mit einem Lächeln, als er das Geschenk von Prisca erhielt. Das Motiv erkannte er sofort. "Danke, Prisca. Ich werde es in Erinnerung behalten und mir immer dann ansehen, wenn ich an euch denke", bedankte sich Avianus und fügte das Geschenk seiner Reisetasche hinzu, in welcher sich seines Vaters Vermächtnis befand.
Auch die anderen Sklaven, welche die Begleitung des Aureliers waren, machten sich bereit. Es waren kräftige Kerle mit Reiseerfahrung, bestückt mit gutem Schuhwerk für eine lange Reise. Avianus wollte auf die Grausamkeit verzichten, seine Sklaven ohne gute Sandalen halb erfroren durch die Alpen zu führen. Was sollte er denn tun, wenn diese auf einmal umklappten? Auch wenn sie schon einmal lang und gereist waren... sie standen nicht über dem Wetter und mussten hohe Strapazen aufnehmen. Genauso wie Avianus.Langsam setzte sich das Ross des Aureliers in Bewegung und die Sklaven folgten gehorsam in einer Kolonne, jeder nahm jeweils einen kleinen Teil des Gepäckes und Futter für das Pferd mit. Mit schwerem Herzen winkte Avianus seiner wartenden Familie zu, ließ diese immer mehr hinter sich. Das Wetter war gut, der Himmel rein und so konnte Avianus entgegen der Sonne reiten, die Zivilisation bald für eine Weile hinter sich lassen. Während die Sklaven sich bemühten, durch die Engen Straßen Platz für Avianus zu schaffen und eine Art Vorhut bildeten, war die Familie nicht mehr da, als er einige Male zurückblickte - immer weiter entfernte er sich von der Villa, um in nördlicher Richtung den Weg durch die Via Flaminia einzuschlagen...
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Ursus war erneut einer der Ersten, die ihn verabschieden würden und es freute Avianus wie vor zwei Tagen. Er wusste doch, dass sich diese Abreise wie ein Déjà-Vu gestalten würde. Ein merkwürdiges und unheimliches Gefühl, wie er feststellte. Während die Vorbereitungen beinahe gelaufen waren, erwiderte Avianus die Umarmung ebenso herzlich. In den Vortagen, welche die Wartezeit verlängerten, wurde der Aurelier gut eingeweiht. Er hatte Zeit, sich eine Rüstung anzuschaffen und wurde daran erinnert, dass senatorische Tribune diese selbst kaufen mussten. Deshalb klapperte die Rüstung mit völlig ungewohntem Gewicht leicht, als Avianus umarmt wurde. Hoffentlich würde das Tribunat gut verlaufen. Und Übungen in Kampf und Umgang mit dem Schwert würden sicherlich nicht schaden.
"Das hatte ich eh schon vor, mein Vetter. Vor zwei Tagen, weißt du noch", fragte Avianus und umarmte auch die anderen Mitglieder des Haushaltes. Darunter Corvinus, Orestes, Minervina, Prica, Laevina - alle waren sie am Abschied beteiligt und der junge Avianus würde bald aufbrechen in ein Jahr Militärdienst. Er erinnerte sich an Ursus - dieser war nach seiner Rückkehr ein völlig anderer Mensch geworden. Wehmütig und mit schwerem Herzen blickte der junge Aurelier seine Verwandten an. "Ich werde gesund und munter wiederkehren. Das verspreche ich euch, so wie ich hier stehe."
Er setzte seinen reich dekorierten Militärhelm auf. So etwas trug Avianus zum ersten Mal auf dem Kopf, doch die lange Reise würde genug Zeit geben, sich daran zu gewöhnen. Ein senatorischer Tribun konnte in seiner Ausrüstung doch auch einen recht pompösen Anblick bieten, stellte Avianus fest, während er sich selbst begutachtete. Reiten beigebracht hatte dem kleinen Avianus schon sein Vater damals. Lange her war es. So war es keine Überraschung, dass Avianus ohne probleme sein Pferd bestieg."Meine Zeit ist gekommen, liebe Familienmitglieder", sprach Avianus und hörte sein bepacktes Ross schnauben, als wäre es ebenso voll Tatendrang wie er selbst.