Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

    Der Aurelier warf einen spähenden Blick in die Menge, suchte noch nach eventuellen Wortmeldungen anderer Senatoren. Die Diskussion war jetzt schon länger geworden als erwartet, doch es schien niemand mehr Stellung nehmen zu wollen. Daher konnte er die Diskussion vorerst beenden und in naher Zukunft eine Neufassung seines Entwurfes vorstellen. Da gesagt war, was gesagt werden musste, sah er zumindest keinen Grund, den anderen Rednern noch die Zeit zu stehlen.


    Den Blick zum amtierenden Consulen gewandt sprach er: "Werter Consul, da sich niemand mehr äußern möchte, beantrage ich, die weitere Diskussion zu verschieben, bis ich meinen Gesetzesentwurf überarbeitet habe."

    Beim ersten Anlauf unerwarteterweise gleich die richtige Auskunft erhalten - so musste das funktionieren und schade, dass es das nicht immer tat! Zufrieden mit dem Händler wühlte Avianus in seinen Taschen und kramte zwei Sesterzen hervor, die er dem Mann aus Dankbarkeit als kleine Belohnung überreichte und setzte somit seinen Gang mit einem kurzen "Danke" fort. Dicht gefolgt vom privaten Sekretär, welcher den Aushang in einer Hand mitführte, marschierte er voller Tatendrang in die gewiesene Richtung und bog rechts in die Gasse ein, die ein wenig enger war und wo sich viele Käufer hindurchzuzwängen versuchten. Er hasste es, solche Gassen zu betreten!


    Aufmerksam sah sich Avianus um und fand prompt jemanden auf, der Öl in Amphoren feilbot. Ein Stand, wo nur wenige Leute waren, was vielleicht auch dem Aushang geschuldet sein durfte. Er müsste sehen, was dahinter steckte - Wahrheit oder unlauterer Wettbewerb?
    Avianus trat näher, natürlich mit einer gebührenden Portion an Vorsicht und sprach diesen "Tigranes" an. "Salve", stellte er sich vor, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus, amtierender Aedil. Sag, bist du Tigranes und hattest du in letzter Zeit unzufriedene Kunden?"

    Ein wenig verlegen sah Avianus drein, hatte er bezüglich sich und der Gens, in der er sich befand, doch ein anderes Selbstverständnis. Abgesehen von der in der Tat langen Geschichte ihrer Gens musste er sich nichts vormachen, dass es zu den Positivbeispielen auch Negative gab - die jüngste, von der Gens geschriebene Geschichte war zum Beispiel im Hain der Diana, fiel Avianus in den Sinn. Doch dies war nichts, worüber er reden wollte. Nicht hier und jetzt.


    Avianus schickte mit einer Handgeste die Sklaven hinfort, im Inneren des Tempels schon die Opfergaben vorzubereiten. "Sicherlich hört man von uns", sagte er, "Doch im Gespräch zu sein und beliebt zu sein, das sind zwei verschiedene Paar Calcei", sagte er und kratzte sich verlegen den Hinterkopf. Sein Blick schien sich nicht von ihr abwenden zu wollen und unbewusst näherten sich seine Lippen den Ihren an... in schleichender Geschwindigkeit, ohne es zu merken, aber auch ohne im Zweifelsfall standhaft bleiben zu wollen. Wer wollte DAGEGEN schon bestehen?

    Avianus nickte und gab seinem Patronen damit in seinen Ausführungen Recht. "In diesem Punkt stimme ich dir auch zu, Senator Purgitius. Aber kann Ware unter umständen schon konsumiert worden sein, wie du erwähntest - dann kann der Käufer logischerweise sein Geld nicht zurückbekommen und die Ware gibt es nicht mehr, oder zumindes nicht im Ursprungszustand. Daher würde ich zumindest unterscheiden, ob Ware schon konsumiert wurde. Ist dies nicht der Fall, muss sie der Eigentümer zurückerhalten, im selben Zustand wie vor dem Diebstahl und der Käufer bekommt das Geld zurück. Andernfalls sollte dies Sache zwischen Verkäufer und Eigentümer bleiben."

    Bei einem seiner üblichen Kontrollgänge durch den Markt wurde Avianus von seinem persönlichen Sekretär begleitet und spähte mit Argusaugen nach groben Ungereimtheiten auf dem Markt, besichtigte die Stände und hielt genauestens Ausschau nach Streitfällen und Verdachtsfällen. Meistens spielte sich auf dem Markt nichts Besonderes ab und auch heute war alles bis auf den üblichen Markttrubel an diesem Frühlingstag ruhig. Zu ruhig für seinen Geschmack. Er sehnte sich fast schon nach ein wenig Spannung - denn was war das schon, wenn man im Amt den Markt kontrollierte und alle brav waren? Das war doch langweilig!
    Aber man sollte vorsichtig mit seinen Wünschen sein, diese Weisheit traf auch in seinem Fall zu.


    An einer Gebäudewand, an der mehrere Aushänge angebracht waren, hing dort einer, der besonders ins Auge stach. Ungläubig las er die wenigen Wörter, rieb sich die Augen, dachte, er sehe schlecht. Doch es war Wirklichkeit, hier lag Ärger in der Luft und es war als Aedilis Curulis seine Pflicht, dem nachzugehen. In seiner Funktion als Marktkontrolleur nahm er diesen Aushang vorläufig ab, beschloss, sich nach diesem Händler zu informieren. Er würde herumfragen müssen, wer das war. Tigranes: Den kannte er nicht, hoffentlich war er leicht zu finden.


    In der nähe stand ein Fischhändler, auf den Avianus mit entschlossenem Gang zuhielt. "Salve", grüßte er den Mann und inspizierte wenn er schon hier war den Fisch. Es roch unverwunderlicherweise wie Fisch, zum Glück nicht nach Vergammeltem. Und es sah essbar aus - kein Grund, einzugreifen. "Ich bin der amtierende Aedilis Curulis Aurelius Avianus. Hast du hier zufällig einen Ölhändler zu Gesicht bekommen, der sich Tigranes nennt?"

    Zweifel taten sich in diesem Moment für ihn auf. Keine Zweifel ob seiner Gefühle, nein, eher die Frage, ob er sich richtig verhielt. Ob es nicht plump war, eine Frau wenige Sekunden nach dem Kennenlernen direkt zu einem Essen einzuladen. In jenem Moment jedoch schien das der einzige Ausweg zu sein, sie nicht zu verlieren und es war mit größer Sicherheit besser, als sich Vorwürfe machen zu müssen, nur geschwiegen zu haben. Er sah der hübschen Frau tief in die braunen, glänzenden, lebendigen Augen und erstarrte angesichtes der Schönheit. Plötzlich wurden seine Knie weich, schienen ihn nicht mehr tragen zu wollen.


    Vielleicht hatte er nichts wiedergutzumachen. Aber zu danken hatte er der Frau, dass es sie gab, dass sie ihn angerempelt hatte. Und der Göttin Venus würde auch danken - aus dem Opfer, um Hoffnung zu schöpfen würde ein Dankesopfer werden, dies entschied er nun spontan.
    "Ah, eine Helvetia", lächelte er sie an, "Ein ehrbarer Name. Eure Familie ist mir nicht unbekannt. Sag, Helvetia Silana, bist du schon lange Zeit in Rom?"
    Helvetia Silana. Der Name, der für ihn ab sofort gleichbedeutend der Liebe war.

    "In meinen Augen trägt in jedem Fall der Dieb den Schaden, der gestohlene Sachen verkauft", meldete sich Avianus nach einer kurzen Pause zu Wort, nachdem Macer ausgesprochen hatte, "Lasst mich das Beispiel von Senator Purgitius noch einmal aufgreifen: Der Käufer, der gestohlenes Getreide ersteht und nutzt. Senator Purgitius hat hier ein Beispiel einer kurzlebigen Ware erläutert, die verbraucht wird, bevor sie nicht mehr nutzbar wird. Ich meine, wir sollten hier zwischen solcherlei Waren noch eine Differenzierung schaffen: Ist die Ware schon konsumiert worden und daher unwiederbringlich weg, verschimmelt oder in anderer Weise überhaupt nicht mehr nutzbar, so muss der Eigentümer dennoch einen Ersatz erhalten, trägt er doch keine Schuld am Diebstahl seiner Sache. Ich erachte es als sinnvoller, dass der Käufer in solch einem Fall, handelte er doch unweigerlich im Unwissen, von einer Schuld ausgeschlossen wird. Stattdessen muss der überführte Dieb für Ersatz sorgen - entweder mit Geld oder gleichwertiger Ware. Unabhängig von der Strafe, die ihm für den Diebstahl zu Lasten gelegt werden sollte. Dies wäre mein Vorschlag, diese Art eines Sonderfalles zu behandeln."

    Avianus hörte den beiden Senatoren in ihren Ausführungen zu und musste notgedrungen ab und wann die Beine bewegen und auf der Stelle herumtreten, da es mit der Zeit ein wenig anstrengend war, hier zu stehen und sich nicht viel zu bewegen. Bezüglich der Diskussion zum Handel mit gestohlener Ware hatte er eine Idee, die er verkündete, als der Flavier fertig war.


    "Es würde keinen Sinn machen, wenn ein Bestohlener oder ein eigentlich ehrlicher Käufer einen Schaden davontragen müssten - dies steht, denke ich, außer Frage. Diebstahl wird nach unserem Recht schon geahndet, doch nicht immer ist der Verkäufer gestohlener Ware gleichzeitig deren Dieb. Deshalb ist für mich nur die marktrechtliche Relevanz ausschlaggebend: Wenn jemand, egal wer, gestohlene Ware verkauft, muss sich im Falle eines Rechtsanspruches darum kümmern, dass der Schaden wieder bereinigt wird. Mir schwebt Folgendes vor: Der Käufer muss die Ware wieder aushändigen, wenn in einem bestimmten Zeitraum Anspruch auf die Ware erhoben wird und erhält sein Geld zurück. Der Eigentümer der Ware soll jene zurückerhalten - wird jedoch kein Anspruch erhoben, geht die Ware nach einem Zeitraum in das Eigentum des Käufers über. Ich lasse hierbei ganz außer Acht, ob der Verkäufer gleichzeitig der Dieb sein könnte - denn für Diebstahl an sich sind ganz andere Gesetze zuständig."



    Sim-Off:

    Was das Klauen und Weiterverkaufen aus kostenlosen Angeboten anbelangt, hätte ich da sowohl Sim-On als auch für die Wi-Sim eine kleine Idee, die ich zusammen mit meiner Überarbeitung vorstellen will, wenn dieser Teil der Diskussion beendet ist. :)


    Ist erledigt! ;)


    (P.S.: Ich vermute mal, das im Zitat rot Hervorgehobene war ein E zu viel. Ich habs mal weggelassen. :D )

    Ungeachtet des Vogels, der nun in dieser Jahreszeit nur allzu ordinär erschien und sich im Grunde nur unter einem von mittlerweile wieder vielen Tieren versteckte, die zu dieser Jahreszeit wieder ihren Weg in den Norden fanden, trafen sich die Blicke der Helvetierin und des Aureliers auf wundersame Art und Weise. Avianus spürte den leichten Frühlingshauch auf seinen Wangen, ein kleiner Windstoß durch seine Haare, erfrischend und beflügelnd zugleich. Er saugte die Luft des unerwarteten Frühjahrswindes tief in sich auf, die ganz frisch nach Frühjahr roch und seine Lunge mit dem wärmenden Gefühl der Leichtigkeit und Spontanität füllte. Als er ausatmete, fühlte er sich anders, beseelt mit neuem Leben und dem Gefühl... der Liebe?


    Alte Gefühle, die er schwer auf sich lastend die Treppe hochgetragen hatte, ließ er bildlich gesehen unverzüglich die Treppe wieder hinunterrollen. Er löste sich und entdeckte sich in einem plötzlichen Stoß der Freiheit selbst als neuer Mensch. Aus alten Fehlern war gelernt und sie waren vergessen. Die Vergangenheit ließ er hinter sich, denn er befand sich im Hier und Jetzt, völlig gelassen ob vergangener Enttäuschungen, die ihn nunmehr nicht mehr plagten, sondern in seinem Buch als abgeschlossenes Kapitel im Leben vermerkt wurden. Eine alte Geschichte mündete in eine Neue, wie jetzt mit dieser Helvetierin.
    Als er nun so vor dieser Frau stand, begann sein Herz zu rasen, wie bei noch nie einer anderen Frau zuvor. Er hörte das Organ kräftig pumpen, fühlte es dumpfe Schläge in seiner Brust hämmern. Kurz hatte er Angst, ob er krank wäre, ihm irgendetwas zustoßen würde. Doch sah er bald ein, dass dies ein Gefühl war, welches er für diese Frau verspürte, die er noch nicht einmal beim Namen kannte.


    Es war Liebe. Und sie fühlte sich gut an, ja, sogar viel besser als beim letzten Mal. Dieses Mal musste sie echt sein. Unterbewusst redete eine kleine Stimme mit ihm, die ihn dazu zwang, die Helvetierin nicht einfach gehen zu lassen. Er wusste einfach ganz genau, dass er sie nicht aus den Augen verlieren wollte. Ein Zufall konnte diese Begegnung nicht einmal sein, dass sie sich am Tempel der Venus trafen. Nein, er verstand es wohl als Wille der Göttin, dass sie sich vereinigen mussten.


    "Jedenfalls möchte ich mich für mein Ungeschick entschuldigen, wenn Du erlaubst", begann er selbstsicher eine Überleitung, um im Gespräch zu bleiben, "Mein Name ist Tiberius Aurelius Avianus. Ich würde Dich gerne zu einem Essen einladen - eine Art Wiedergutmachung, wenn man so sagen kann."

    Nicht lange musste das mittlerweile freie Officium des Aedilis Curulis abgeschlossen und leerstehend bleiben, denn in die Fußstapfen des Claudius Menecrates trat Aurelius Avianus, der seit noch nicht allzu langer Zeit zum Ädilen gewählt wurde. Der Verwaltungsangestellte hatte den von seinem Privatsekretär begleiteten Avianus schon beim Betreten des Einganges die Schlüssel für das Officium gegeben. Auch begleiteten den Aurelier einige Sklaven mit Gepäck, persönliche Habseligkeiten und Dekorationsstücke, damit das wahrscheinlich karge Officium ein wenig an Farbe gewann.


    Als sich Avianus seinen Weg durch die Gänge der Basilica Iulia bahnte (und auch einige Male nach dem Weg fragen musste) fiel es ihm schwer, nicht in Gedanken zu verfallen. Nun war er Ädil... wie würde es laufen? Wie würde das Officium sein, besser als die Anderen davor?
    Er kam an und stand vor der Tür. Eine von vielen, nichts Besonderes, dachte er sich. Den Schlüssel ins Loch geschoben und damit die Tür entriegelnd öffnete er selbige und wusste zu seinem Erstaunen feststellen: Der äußere Schein trog. Sah gar nicht so übel aus...
    Avianus befahl seinen Dienern, den Raum herzurichten, der mit hochwertigen Möbeln ausgestattet war. Stichprobenartig nahm er sich eine der hinterlassenen Akten und überflog sie. Sein Vorgänger hatte scheinbar gute Arbeit geleistet und ihm alles hinterlassen, war er zur Aufnahme der Tätigkeit brauchte.


    Ja, hier ließ es sich doch gut arbeiten...

    Er war guter Dinge und dies war schon einmal eine gute Voraussetzung. Der Aurelier nickte und dachte kurz darüber nach, wann ein sinnvoller Zeitpunkt wäre, eine Sitzung einzuberufen.
    "Gut", sagte er, "Im Prinzip musst Du nur die Frage beantworten, warum Du ein Zugewinn für die Salii Palatini wärst. Dann hast Du gute Karten. Ich werde die Sitzung einberufen, sagen wir in *sieben Tagen?"


    Sim-Off:

    Das ist nur eine SimOn-Zeit - SimOff halte ich es womöglich für sinnvoller, die Sache anzusetzen, wenn Du wieder mehr Zeit hast. Wäre Dir das recht, mir dann eine PN zu schreiben? ;)

    Als sein Patron Macer wieder zu Wort kam, horchte Avianus besonders auf. Sicherlich war fahrlässige Körperverletzung schon strafbar und dies war klar definiert, doch ging es ihm ja nicht direkt darum.


    "Ja, im Codex Iuridicalis ist jenes geregelt, Senator Purgitius", meldete sich Avianus zu Wort, "Doch gibt es hier feine Unterschiede: Diese Gesetze regeln den Strafbestand der Körperverletzung und so weiter nur unter der Direkteinwirkung des jeweiligen Täters auf das Opfer, sei es fahrlässig oder nicht. Es ging mir explizit um marktrechtliche Begebenheiten, da man hier schlecht pauschal von einem Gesetz ausgehen kann, dass nur die Direkteinwirkung eines Täters voraussetzt, nicht jedoch die indirekte Einwirkung durch Verkauf eines gefährlichen Gegenstandes. Ich halte durchaus für sinnvoll, diesen kleinen Unterschied mit in Betracht zu ziehen und auch von marktrechtlicher Ebene aus zu betrachten."

    Zitat

    Original von Narrator
    Der amtierende Consul spielte etwas geistesabwesend mit einem Stylus und blickte den Aedil fragend an. "Sollen wir das Thema dann vertagen, bis du einen neuen Entwurf vorlegst? Oder nimmst du noch weitere Kommentarte entgegen?", erkundigte er sich.


    Der Aurelier sah kurz in die Menge, suchte mit Argusaugen die Menge der Senatoren ab, ob überhaupt noch jemand etwas zu sagen hatte. "Im Prinzip würde ich meinen Mitsenatoren noch die Gelegenheit für eine letzte Anregung einräumen, werter Consul. Doch wo scheinbar keine Kommentare sind, dort gibt es nichts entgegen zu nehmen!"

    Die Schulter an die er gestoßen war nicht so kräftig, eher zart und weich, dass sie nicht einem Mann gehören konnte. Dies merkte er und als er sah, mit wem er zusammengestoßen war, bestätigte dies seine Vermutung. Er hatte eine Frau angerempelt, weil er auch mit den Augen woanders war. Zufall, dachte er sich, dass er schon wieder auf eine Frau stieß und dies rein zufällig auf eine ähnliche Art und Weise wie bei der Frau, wegen welcher er so enttäuscht war. Und es war wieder ein schönes Subjekt. Warum passierte ihm dies?!
    Weil er gelernt hatte, sich bei der Frauenwelt in Zurückhaltung zu üben, sprach er nur vorsichtig mit der Frau. Etwas überrascht hörte er der Helvetierin zu, die verlegen schien, etwas verdattert wegen ihres Zusammenstoßes. Ihm ging es nicht anders, ihm fehlten die richtigen Worte im falschen Moment. "Ähm... ja... kann passieren."
    "Kann passieren"?! Verdammt, eine trockenere Antwort hätte ihm wohl nicht einfallen können! "Ich war auch ein wenig gedankenlos. ICH muss mich entschuldigen."

    Zunächst schien es noch alles in Ordnung - bis Vinicius Hungaricus, ein politisches Schwergewicht sich meldete und ihn mitsamt seiner Ideen sprichwörtlich in den Boden stampfte. Kurz danach kamen natürlich die Aasgeier, die sich über seine dahingeschiedene Idee hermachen wollten. Immerhin, einige Denkanstöße und gute Ansätze hatte der Aurelier vorgebracht und ganz ohne Plan stand er nicht hier. Im Gegenteil, er war sich bewusst und sicher, dass er einige Dinge noch durchsetzen konnte, wenn sie nur etwas überarbeitet wurden und an die Geschmäcker der Senatorenschaft angepasst. Erst einmal schön die Ruhe bewahren...


    "Ich danke Euch für Eure Meinungen, werte Senatoren. Zunächst möchte ich auf Senator Vinicius eingehen", kam er wieder zu Wort, "Du sagtest zu den Gesetzen im ersten Paragraph, dass es ohnehin schon verboten wäre, gesundheitsschädliche Ware in dem Umlauf zu bringen. Dies ist zum Teil richtig, doch genauer betrachtet bezieht sich dieses Gesetz ausschließlich auf Getränke und Speisen, nicht jedoch auf andere Alltagswaren. Wenn wir das Gesetz genau auslegen, verbietet es einem Händler nicht, mir einen schlechten Pferdesattel zu verkaufen. Gehen wir einfach von diesem trivialen Beispiel aus: Nehmen wir an, ich versuche aufzusitzen, der Bauchriemen des Sattels reißt und ich stürze mitsamt Sattel, verletzte mich dabei. Ich könnte mich auf Paragraph zwei berufen, doch dieser legt nicht genau das Strafmaß fest - er kann mir den Sattel auch in der Absicht angedreht haben, einfach zu verkaufen, selbst wenn die Ware schlecht ist! Nun bin ich verletzt, und was nun? Absatz zwei, Paragraph 1 und die anderen Absätze entstanden gewissermaßen aus der Überlegung heraus, wie ich meine Vorschläge passend integrieren könnte. Ich habe mich dafür entschieden, andere Waren von Lebensmitteln zu differenzieren, wäre jedoch auch mit einer Alternative glücklich, den ersten und einzigen Absatz anzupassen, so dass dieser sich nicht nur auf Essen und Trinken bezieht.


    Zu Absatz drei im Paragraph eins hast Du meinen Gedanken richtig aufgefasst, Vinicius. Ich wollte darauf hinaus, dass der Verkäufer auf gewisse Unregelmäßigkeiten hinzuweisen hat. Für mich äußert sich ein Mangel darin, dass ein Produkt Fehler oder negative Eigenschaften aufweist, die ein anderes Produkt selber Machart nicht hat. Dies sollte jemand beim Kauf oder vorher kundtun, ansonsten würde der Verkäufer garantieren, dass der verkaufte Gegenstand keinen Mangel hätte, wie ich ihn vorher beschrieben habe.


    Deine Bedenken zu Absatz vier kann ich nachvollziehen. Es wäre in der Tat schwierig nachzuweisen - gewissermaßen stoßen wir hier auf eine Sackgasse, wenn der Kauf ohne Beisein von Zeugen stattfand. Doch wie Senator Flavius erwähnte, wird es im Zweifelsfall eine Aufgabe der Gerichte sein, die Wahrheit zu finden. Doch werde ich mir deine Bedenken zu Herzen nehmen und diesen Absatz anpassen oder ganz streichen, wenn ich dazu keine befriedigendere Lösung sowohl für Käufer als auch Verkäufer finden kann.


    Dann wäre da Paragraph 3.1."


    Er machte eine kurze Pause, sich zu sammeln. Musst selbst einsehen, dass genau diese Idee wohl schwierig in die Tat umzusetzen war, wohl eher ein Schlag für die Wirtschaft denn ein Segen.


    "Hier gebe ich mich den Bedenken geschlagen, die vor allem Senator Flavius geäußert hat. Ich denke, ein schriftlicher Vertrag wäre wohl doch keine gute Idee, dennoch empfinde ich eine andere, klare Regelung zur Betriebsübernahme als sinnvoll, da dies in der Lex Mercatus anderweitig nicht so genau geregelt ist. Eure restlichen Ausführungen in Sachen Betriebe lasse ich so stehen. Die Vorschläge von Senator Flavius bin ich ebenfalls bereit zu berücksichtigen und in eine überarbeitete Fassung aufzunehmen."

    Nachdem sich Felix bediente, nahm auch Avianus einen Kelch Wein und trank einen vorsichtigen Schluck, während er dem jungen Claudier zuhörte. Er wollte also zu den Salii Palatini... sie müssten dafür das alte Spielchen durchziehen, wie immer.


    "Nun, Claudius, prinzipiell habe ich nichts dagegen. Die Pflicht gebietet mir jedoch, Dich als Anwärter zur Abstimmung zu stellen. Deine Aufnahme hängt gewissermaßen davon ab, ob du die Sodales von Dir überzeugen kannst. Ich könnte eine Abstimmung arrangieren, doch wann könntest du erscheinen?"