Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

    Heute hatte sich Avianus als einer der Redner eintragen lassen, um als eine seiner ersten Amtshandlungen eine Idee in die Tat umzusetzen. Es war nicht viel mehr und auch nicht viel weniger als eine von ihm angestrebte Veränderung der Lex Mercatus, des Handelsrechts, welches für seinen Geschmack schon immer diverse Alltäglichkeiten hätte eindeutiger definieren können. Doch wollte Avianus auch zum Handel beitragen, indem er Gesetze vortrug, die Käufer und Verkäufer gleichermaßen besser schützen sollten.
    Er war etwas angespannt. Zwar hatte er sich schon an Diskussionen beteiligt, schon als Kandidat hier geredet, doch er stand nun noch mehr im Mittelpunkt. Nicht als Kandidat und Diskussionsteilnehmer, sondern jemand, der das Recht verändern wollte. Und dies war eventuell nicht so einfach. Aber es war möglich und er hatte gute Gründe für seinen Schritt, er musste nur rednerisches Geschick beweisen.


    Als er nun an der Reihe war, trat er vor, wartete auf die ihm nun zustehende Aufmerksamkeit der Mitsenatoren und eröffnete:


    "Patres Conscripti!
    Ich habe die letzten Tage und die Tage vor meiner Wahl damit verbracht, mir Gedanken darüber zu machen, wofür ich mich im Falle einer erfolgreichen Wahl einsetzen möchte und womit ich dann beginnen würde. Meine Entscheidung für den jetzigen Zeitpunkt fiel auf eine geplante Verbesserung der Lex Mercatus - doch warum ausgerechnet diese?"


    Nach seiner Frage legte er eine künstlerische Pause ein.


    "Es gibt da gewisse Dinge - Regelungen, die ich vermisse, um genau zu sein. Eine klarere Definition im Gesetz für alltägliche Geschäfte, die insbesondere die Übernahme von Betrieben betreffen, aber auch einige Regelungen, die ich Euch vortragen möchte, um Käufer und Verkäufer im Handel gleichermaßen zu schützen. Meinen Entwurf möchte ich heute zur Diskussion stellen."


    Es trat ein Helfer auf die Bildfläche, dem Avianus den Entwurf reichte. Mit lauten und deutlichen Worten las dieser die Änderungen vor:



    Lex Mercatus


    Neues Gesetz
    §3.1 Übernahme von Betrieben
    (1) Die Übernahme eines Betriebes ist nur dann rechtskräftig, wenn der Besitzer und Übernehmer des Betriebes sich auf die Bedingungen geeinigt haben und diesen zugestimmt haben.
    (2) Die Zustimmung zur Übernahme ist in Wort und Schrift festzuhalten und der Person der Übernahme auszuhändigen.
    (3) Wer die Übernahme nicht schriftlich festhält oder von den vereinbarten Bedingungen abweicht, macht die Übernahme nichtig. Die Übernahme ist auch nichtig, wenn der Käufer nicht auf schon vorhandene Mängel hingewiesen wurde.
    (4) Die Betriebsübernahme wird nichtig, wenn mindestens eine der Parteien nicht in vollem Dasein ihrer Sinne, beispielweise Trunkenheit oder Besinnungslosigkeit, gehandelt haben.
    (5) Für die Betriebsübernahme gelten in jeder Hinsicht die gleichen Einschränkungen, die in §3 festgehalten sind.


    Ergänzungen
    §1 Umlaufverbot
    (2) Es ist verboten, Waren jedweder Form in den Umlauf zu bringen, die aufgrund ihrer Mängel die Gesundheit oder das Leben des Käufers oder Dritter gefährden könnten.
    (3) Wer bewusst mangelhafte Ware verkauft, hat auf die Mängel vor oder während des Kaufes ausdrücklich hinzuweisen. Jede andere nicht gekennzeichnete Ware hat zum Zeitpunkt des Kaufes frei von Mängeln zu sein.
    (4) Der Verkäufer verpflichtet sich bei Zuwiderhandlung nach Abs. 3 zum Ersatz. Der Käufer ist jedoch beweispflichtig, dass die Ware schon zum Kaufzeitpunkt mangelhaft war und muss diesen Mangel innerhalb von 30 Tagen nachweisen können. Ansonsten muss er den Schaden selbst tragen.


    §3 Betriebe
    (6) Wer zu viele Betriebe im Sinne von Satz 4 unterhält, muss die überschüssigen Betriebe einer anderen Person oder dem Staat zuführen. Der Eigner der Betriebe erhält die Wahl, welche von diesen er abgibt. Ein Dritter, der den Betrieb übernimmt darf selbst die Höchstgrenze nicht überschreiten.


    §6 Unlauterer Wettbewerb
    (2) Es ist verboten, bewusst falsch für ein Produkt zu werben oder dem Produkt Eigenschaften zuzuschreiben, die es in Wahrheit nicht hat.
    (3) Es ist verboten, das Geschäft einer anderen Person durch gezielte Manipulation offen oder verdeckt zu schädigen. Gezielte Manipulation ist die absichtliche Zerstörung des Geschäfts oder Waren, die Beeinflussung von Dritten oder gezielte Einschüchterung des Geschädigten oder seiner Mitarbeiter, um schädliche Aktionen im Sinne des Schädigenden durchzuführen oder zu tolerieren.
    (4) Es ist verboten, andere Personen oder ihre Geschäfte für selbst in den Umlauf gebrachte mangelhafte Ware verantwortlich zu machen.

    Manchmal war es einfach nur merkwürdig. Man dachte, man würde Gefühle für jemanden empfinden und dieser Jemand würde die Gefühle erwidern und dann wiederum dachte man, dass man verrückt sei und sich alles nur einbildet. Die Liebe war zu manchen Zeiten ein merkwürdiges Wechselspiel, welche die Leute einfach nur verwirrte, wenn sie ihnen nicht ganz den Verstand nahm. Sie mochte einen zu begeistern und dann endlos zu enttäuschen, wenn man erfahren musste, dass man gescheitert war. Dass man sich vielleicht nur ein Gefühl vorgemacht hat, sich selbst belogen hat oder einfach nur zu wissen, dass jemandes Herzblatt nichts mehr von einem hören wollte. Es tat alles weh, auf seine eigene, subtile Art und Weise und es wirkte wie Gift, das jemanden karg und lustlos werden ließ.
    Doch in was äußerte sich dieses Gefühl der Liebe? Wenn es wirklich Liebe war und sie wussten es beide, war man sich dann nicht sicher, dass es nichts zu hinterfragen gab? Mit solchen Gedanken überladen und mit von Sklaven transportierten Opfergaben und Weihrauch im Gepäck erschien er mit leicht nachdenklich gesenktem Kopf vor dem Tempel der siegenden Venus. Er hatte sich für diesen hier entschieden, denn der Sieg war ja immer etwas Schönes. Und er wollte gewissermaßen über seine Gefühle siegen und vielleicht sogar eine neue, eine echte Liebe finden. Keine Einbildung.


    Warum eigentlich, wollte Faustina nichts mehr von ihm hören? Sie hatte ihm nichts gesagt, sich nichts anmerken lassen. Gab es vielleicht schon einen Mann, hatte sie einfach einen Besseren, einen Mächtigeren? Sie hatte ihn bestimmt fallen gelassen zugunsten eines Anderen. Eine Beleidigung für seine patrizische Würde und für seine Würde als Mann. Eine Erniedrigung und am allermeisten der Quell großer Enttäuschung für ihn.


    Hier war er nun, wollte Venus um Rat fragen, als er nach dem Aufstieg der Treppen mit seiner Schulter an einer anderen Schulter kollidierte...


    Sim-Off:

    Leider reserviert, tut mir leid. :)

    Zitat

    Original von Leone
    "Nach dem Dominus wird gerufen."


    Und so ward es auch, obwohl Avianus sich viel lieber mit der Vorbereitung seines Ädilats beschäftigt hätte. Vielleicht hätte er sich die Zeit nicht genommen, wenn es "einfacher" Besuch gewesen wäre, doch dem war nicht so - es war für ihn eine Pflicht, einen anderen Patrizier standesgemäß zu empfangen.


    So erschien Avianus in Begleitung eines Sklaven auf dem Atrium, der ein silbernes Tablett mit verdünntem Wein mit sich trug. Der Trunk wurde dem Claudier angeboten. "Salve, Claudius", lächelte er, "Bitte, bediene Dich und trink etwas. Was verschafft mir die Ehre?"

    Avianus stand ruhig da und verfolgte die Zeremonie mit. In ihm herrschte ein erschwerendes Gefühl, er war nachdenklich. Was würde er tun, würden die Götter seine Teilnahme nicht befürworten? Dann wäre wieder eine Amtszeit verloren. Er würde sich nie gegen die Götter stellen, denn ihr Urteil war ihm heilig.


    Der Augur legte seine Hand auf sein Haupt, was einen kurzen Moment lang die Spannung nahm. Dann dieses Gemurmel und die Spannung stieg erneut. Der Augur nahm seine Hand von seinem Kopf und erleichterte den Aurelier endlich. Es schien, als würden ihm ganze Felsbrocken von den Schultern fallen, die ihn belastet hätten! Ja, endlich die erlösenden Worte!


    "Ich danke den Göttern und Dir, Iulius", nickte er.

    Als Avianus in den Cursus Honorum als Vigintivir begann, seine politische Karriere und seinen noch langen Weg nach oben antrat, hätte er selbst nicht damit gerechnet, auch nach so langer Zeit noch hier zu stehen. Er war weiter gekommen, als er es sich selbst hätte erträumen können und es war das süße Gefühl des Erfolges, welches ihn an jenem Tage überkam, wo er hier oben am Rednerpult stand, um zum dritten Mal seinen Amtseid zu schwören. Die Senatoren und die Götter hatten es so gewollt, dass er zum Aedilis Curulis wurde. Der Erfolg war von unschätzbarem Wert für ihn.


    Avianus wartete geduldig, bis die Älteren und die Höherrangigen gesprochen hatten, bis er selbst offiziell an der Reihe war. Er trat vor, sah einen kurzen Moment in die Menge und sprach seinen Eid, den er durch die unzähligen Male schon sehr gut verinnerlicht hatte:


    "EGO, TIBERIUS AURELIUS AVIANUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, TIBERIUS AURELIUS AVIANUS OFFICIO AEDILIS CURULIS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, TIBERIUS AURELIUS AVIANUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, TIBERIUS AURELIUS AVIANUS OFFICIIS MUNERIS AEDILIS CURULIS
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS -AMT- UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    Schade Narcissa, da geht dem IR doch echt wieder was verloren. Aber Reisende soll man ziehen lassen, auch wenn mir das nicht ganz so endgültige Exil lieber gewesen wäre. :(


    Viel Erfolg und Glück im weiteren Leben, hoffentlich sieht man sich wieder!

    Der Augur Iulius Centho hatte sie in Empfang genommen und würde heute für das Holen des Auspiziums zuständig sein. Ein Mann, der in etwa genauso jung war im Senat wie Avianus. Obwohl dieser Umstand Einiges an Lockerung hätte Versprechen können, so erkannte er, dass er hier und jetzt alles andere als locker dastehen konnte. Der Aurelier wandte seine Aufmerksamkeit Gracchus zum Auguren.


    "Salve, Iulius Centho", grüßte er förmlich und erklärte sich einverstanden, "Ich, Tiberius Aurelius Avianus, Sohn des Varus Aurelius Regulus, möchte mich heute des göttlichen Willens vergewissern."

    Er war vom Senat gewählt worden und hatte heute die Ehre, hier zu stehen. Die Väter Roms hatten ihm eine Ehre gegönnt, die Chance, sich ein weiteres Mal in einem politischen Amt beweisen zu dürfen. Am dritten Tag nach der Wahl erschien auch er am Auguraculum, nicht mehr verspürend als Aufregung, und doch nicht weniger als Erleichterung, die Zustimmung zumindest auf weltlicher Ebene erhalten zu haben. Heute würde er erforschen, ob auch die Götter seine Kandidatur befürworteten und dies ließ die Anspannung noch einmal steigen. Würden sie ihm das Amt des Aedilen verwehren, ihm die ganzen Pläne zunichte machen, die er schmiedete?


    Sein Kollege aus den Salii Palatini Flavius Gracchus war auch erschienen, zufällig, als Avianus den Ort aufsuchte. Er lächelte den Flavier freundlich an. "Salve, Flavius", grüßte er mit der leichten Anspannung in der Stimme, die er bei wichtigen religiösen Angelegenheiten immer hatte, "Ich hatte noch keine Gelegenheit, Dir zur erfolgreichen Wahl zu gratulieren. Daher tue ich das jetzt. Mögen die Götter uns wohlgesonnen sein."

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Gegen jene Dinge, welche seit Generationen sich be..währen, wird wohl kaum jemand sein Veto einlegen"
    , kommentierte Gracchus freimütig aus tiefster Überzeugung und darob mit wenig Überlegung die Worte des Aurelius, ehedem der Nachhall der Einwendung ihm langsam in die Sinne ließ tröpfeln, dass es augenscheinlich solcherlei Charakter derzeit durchaus mochte geben, ob dessen er ein wenig resigniert anfügte:
    "Zumindest nicht, wenn jener mit Vernunft handelt und die patria ihm am Herzen liegt."
    Ohne irgendwen mit einem Blicke zu bedenken, suchte Gracchus sich in Gedanken zu verhaften, alsbald ein Gespräch mit Tiberius zu akkordieren.


    "Gewiss wird es das sein, Flavius", stimmte Avianus mit einem Nicken zu. Wobei es seiner Ansicht nach nicht einmal so einfach war. "Doch sieh, wir alle in diesem Raum haben unsere Gegner und ewige Nörgler gegen uns. Manche werden nicht auf das Wohl der Imperiums aus sein, sondern darauf, uns auf unserem Wege zu stören. Sie haben ihre Gründe... sie wollen uns klein halten oder sehen eine persönliche Gefahr in unseren Taten. Ich kann jedoch sagen, dass meine Vorschläge niemandem eine Gefahr darstellen sollten, der ehrlich handelt." Dies sagte Avianus mit felsenfester Überzeugung in der Stimme. Obwohl er alles andere als der älteste Senator war, so hatte er doch einige Erfahrungen gemacht, einige Dinge gesehen und gehört, die seine Aussagen bestätigten.


    Sim-Off:

    So, nachträglich noch WiSim, wie versprochen. Tut mir leid für die Abstinenz, die Gründe sind im Sim-Off-Forum nachzulesen. ;)

    Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    Ich nehme mir noch 1-2 Tage unverbindlich frei, um mich von meiner Operation am Zahnfleisch und den daraus resultierenden Schmerzen zu erholen.


    Es geht wieder einigermaßen besser und ich melde mich vorsichtig zurück, nachdem ich länger als geplant abwesend war.


    Ich danke für das Verständnis. ;)

    Es war in der Tat kein Leichtes, neuartige Gesetze im Senat durchzubringen, zumal er mit Sicherheit damit rechnen konnte, dass Männer wie Salinator alles dafür tun würden, ihm Steine in den Weg zu legen - seien diese Pläne sinnvoll oder nicht. Avianus war fertig mit seinem Fleisch und würde auf den Nachtisch warten.


    "Meine Pläne sollen keineswegs so innovativ sein, dass sie bewährte Traditionen über den Haufen werfen. Viel mehr will ich erweitern, was sich seit Generationen bewährt hat", sagte er, "Auch wenn ich seitens bestimmter - nun, nennen wir sie politischer Gegner - auf Widerstand stoßen werde, so bin ich doch sehr optimistisch."

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die spannende Frage fand recht schnell eine unspektakuläre Antwort, sodass sich Menecrates wieder dem Essen zuwandte. Um dem Anliegen des Gastgebers Raum zu verschaffen, richtete er jedoch wenig später das Wort an Avianus.


    "Ich bin ja leider etwas verspätet eingetroffen, daher wäre es möglich, dass einleitend bereits Worte gefallen sind. Bestehen denn schon Pläne für deine Kandidaturstrategie?"


    Die Antwort des Tiberiers fiel unspektakulär aus, doch war sie nachvollziehbar. Womöglich hätte der Aurelier es genauso gehandhabt. Warum sollte man überhaupt ein Amt antreten wollen, wenn man schon vorher wusste, dass man es womöglich nicht richtig ausüben konnte. Sicherlich war dies nicht das Kriterium, das den Tiberier ausschloss, war dieser doch fähig und eifrig, doch konnte ihn das Beinproblem durchaus behindern. Er schien mittlerweile für ruhigere, sitzende Ämter besser geschaffen zu sein.


    Während Avianus ein Stück vom Schwein kaute, sprach ihn der Claudier - und wenn Avianus Erfolg hatte auch Amtsvorgänger - an. Er schluckte und hielt inne.


    "Grobe Pläne habe ich, ja", nickte er, "Der Tradition getreu wird es Spiele geben. Darüber hinaus plane ich neben meinen regulären Pflichten, wie die Aufsicht des Marktes, die Lex Mercatus zu verfeinern und um Dinge zu ergänzen, die mir bislang fehlten."

    Avianus wohnte der Vorstellung bei, nicht ahnend der Dinge, die noch folgen würden. Er war munter, nicht, weil das Spiel gut war, sondern weil er in Faustina die richtige Frau für sich sah. Während das Spiel sich fortsetzte, überlegte Avianus, wie er ihr nur sagen konnte, dass er sie liebte.


    Auf der Bühne spielten sich ironischerweise auch Liebesgeschichten ab. Der Vater Zeus schenkte Hephaistos eine Frau, die Aphrodite hieß und in Form einer bildhübschen, jungen Frau die Büne betrat. Doch Treue war ihr Fremd und so betrog sie den Lahmen unter anderem mit dem großen und kräftigen Ares.


    Wenn Avianus an Liebesgeschichten dachte, wurde ihm meistens schwer ums Herz, denn es erinnerte ihn daran, wie schwer es war, die Richtige zu finden. Nicht nur Eine zu finden, die man der Politik, des Einflusses halber heiratete. Nein, für ihn war Faustina viel mehr. Und weil er dachte, sie würde so empfinden wie er - nun, eigentlich hoffte er es nur und ersetzte diese Hoffnung schnell durch den Gedanken - war ihm dieses Mal nicht schwer ums Herz. Im Gegenteil. Sein Herz klopfte, die anfängliche Euphorie war so groß, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht würde er ihr einfach sagen, was er empfand? Nicht so scheu, sondern ehrlich und direkt? Oder sie vielleicht nicht überrumpeln und etwas andeuten? Oder... oder... ?


    Hephaistos erwischte Ares und Aphrodite gemeinsam im Bett und die Götterwelt betrat die Bühne, um in schallendes Gelächter zu verfallen und auch das Publikum davon anzustecken. "Geschieht ihnen Recht", rief der Nebenmann von Avianus. Er hingegen schwieg.


    Die Geschichte setzte sich noch weiter fort und sie wohnten der Vorstellung bei. Als die Bühne geräumt wurde, sah er zu Faustina. "Es scheint sich gelohnt zu haben", sagte Avianus zufrieden.

    Avianus nickte knapp und wandte seinen Blick von dem Claudier zur versammelten Gemeinschaft. Damit war die Sitzung für ihn beendet.


    "Sofern niemand mehr ein Anliegen hat", rief er zur Gruppe hinaus, "Erkläre ich die heutige Sitzung für beendet. Ich danke allen für die Teilnahme und mögen die Götter euch hüten!" Er nickte Iavolenus zu. Dieser hatte die Prüfung bestanden, die ihm auferlegt wurde.

    Während Durus und Macer das Gespräch fortsetzten, brachten Sklaven den Hauptgang des Abendessens, ein anderer Teil von ihnen kümmerte sich darum, den Tisch vom leeren Geschirr zu befreien. Auch war für Unterhaltung gesorgt, die sich der Gastgeber für den Hauptgang aufhob: Es waren blutjunge, hübsche Tänzerinnen, welche während ihrer Darbietung von lieblichen Flötenspiel und rythmischen Handtrommelschlägen begleitet wurden. Die schlanken Körper der (natürlich gut angezogenen) Frauen ränkten sich im Rhythmus der Musik, um das Hauptmahl abzurunden.


    Zum Hauptgang wurden neben den selbstverständlichen Grundnahrungsmitteln auch Datteln und eine Auswahl verschiedener Soßen serviert. Im Zentrum des Geschehens stand ein wohl zubereitetes Spanferkel, dessen gut durchgebratene, bräunliche Haut geradezu zum Zugreifen anregte. Es war gefüllt und auch umgeben mit gewürztem Gemüse. Wer Schwein nicht mochte, bekam auch Hähnchen und Vogelfleisch auf den Tisch. So war sich Avianus erneut sicher, die verschiedenen Geschmäcker seiner Gäste abzudecken.


    Die Worte Macers brachten Avianus zum nachdenken. Einen Krieg anzetteln? Rom war der Feinde nicht arm und groß konnte es nicht genug sein, aber gegen wen mochte man noch Krieg führen? Was wollte Rom mit den germanischen Wäldern, wo die Wilden umher rannten? Mit den unfruchtbaren Wüsten Parthiens? Mit den Bergen und endlosen Weiten im Norden Britannias? Hatte Rom nicht schon alles, was ein Reich überhaupt brauchte? Er lauschte, gespannt auf die Antwort des Tiberiers.


    Sim-Off:

    Leider gibt es die Waren, die ich momentan brauche kaum in der WiSim... kommt also nachträglich noch. ;)

    "Ja", erwiderte Avianus nur knapp mit spöttischer Ironie in der Stimme, als dieser ekelhafte, von Macht verblendete Mann, der sich Stellvertreter des Kaisers schimpfte, meldete, "Darauf vertraue ich anhand vorangegangener Beispiele." Der Vescularier war sicher nicht dumm, die Anspielung auf sich selbst zu erkennen. Oder er war wirklich wahnsinnig und dachte allen Ernstes, er habe das richtige Amt erwischt, um scheinzuregieren. Welche Beleidigung Salinator für dieses Amt war. Würde überhaupt ein potenzieller Nachfolger dieses mit seinem Schmutz befleckte Amt haben wollen?
    Leider jedoch war es nicht die Antwort, die sich Avianus erhofft hatte. Und da der Vescularier immerzu seinen Willen und des Kaisers Willen assoziierte, wollte Avianus sich nicht auf unfruchtbare Diskussionen einlassen, auf einen Schlagabtausch, wo er aufgrund seiner Position vielleicht den Kürzeren zog. So saß er sich hin und würde die Sache auf sich beruhen lassen. Der würde schon sehen, wo er hin gelangte... früher oder später.

    "Besorgniserregend", dachte sich Avianus während er auf seinem noch weiter hinten gelegenen Platz der Ankündigung lauschte. Es war alles andere als vorteilhaft: Salinator nutzte seine Macht zu seinem Vorteil, schleuste seine Handlanger ein, um den Senat de facto zu übernehmen! Und dann war darunter noch ein Volkstribun, der den ganzen Pöbel vielleicht noch auf seine Seite ziehen konnte! Düstere Vorzeichen, die Avianus nur in seiner Entscheidung bestätigten, der Verschwörung beigetreten zu sein. Es gab keinen politischen Ausweg mehr. Der Mann musste beseitigt werden, bevor es zu spät war und sie alle von Salinators Speichelleckern umgeben waren!


    Doch er konnte auch nicht einfach sitzen bleiben. "Hat der Kaiser in all seiner Weisheit auch die Gründe verlauten lassen", erhob er sich und fragte, "Weshalb er bei der Besetzung zahlreicher Ämter von der sonst üblichen Tradition abweicht?" Wenn er jetzt eine Antwort erhielt, dann sicherlich von Salinator. Und die würde nach seiner Erwartung ausfallen wie immer: Spöttisch, arrogant oder wahlweise auch zornig. Doch er hätte nicht gefragt, würde er sich nicht Hinweise auf die Intention des Praefectus Urbi erhoffen...

    Avianus hielt sich in der folgenden, in die Philosophie ausgeweiteten Diskussion eher zurück. Obwohl er durchaus hätte seinen Beitrag leisten können, überließ er es den Älteren und Erfahreneren, ihre Eindrücke mitzuteilen. Dies zum einen aus Respekt, zum anderen aber auch, um die Gelegenheit, aus den Erfahrungen anderer zu lernen genutzt zu haben. Die Worte des Flaviers hinterließen indes den größten Eindruck bis jetzt, denn Avianus sah den Mann im Recht: Zeit ist auch das Maß des Gewordenen, hieß also wohl, dass sich durch die gleiche Zeit auch der Erfolg eines Mannes messen konnte. Eindrücke waren wie die Zeit veränderlich und mussten immer wieder neu gemacht werden. Und weil diese Worte so weise gewählt waren, war seitens Avianus nicht einmal mehr etwas hinzuzufügen.
    Macer sprach natürlich aufgrund seiner reichhaltigen Erfahrung nicht weniger weise, und doch hatte Avianus etwas hinzuzufügen:


    "Wobei es bedauerlich ist", äußerte er sachlich, "Dass es eines Aufrufes bedarf, jüngere, auftrebende Senatoren oder werdende Senatoren zu fördern. Es ist auch eine Pflicht der Senatoren, für die Politik von morgen zu sorgen. Dafür müssen wir achten, die richtigen Leute zu fördern, die zu Leistungen fähig sind. Nicht, jene, wie Sokrates beschrieb, den Luxus lieben und die Autorität verachten."