Salve Aelia,
Es ist mir fast peinlich dir nun zu schreiben, da ich so lange auf ein Schreiben von mir warten ließ. Aber wie du selbst, bin auch ich nicht unbedingt ein Mensch der schnell ist im Briefeschreiben. Wobei ich mittlerweile beginne eine gewisse Übung darin zu bekommen.
Da ich weiß, wie sehr dich Neuigkeiten aus der Heimat interessieren, fange ich doch einfach mal mit diesen an. Wobei ich natürlich befürchte, dass eine gut informierte Frau wie du, schon von allem weiß, was ich zu berichten habe. Aber sei’s drum. Fangen wir doch einfach mit dem privaten an.
Ob du es glaubst oder nicht, meine Hochzeit ist hinter mich gebracht und die erste Zeit meines neuen Ehelebens ist denkbar anstrengender als ich es erwartet hatte. Ich finde, man sollte uns arme Männer darauf vorbereiten, dass die Ehe nichts anderes ist als ein Kriegseinsatz. Hätte ich all das vorher gewusst, ich hätte mich entsprechend bewaffnet, das sage ich dir. Eine Veränderung, die mit dem Ehebund mein Leben aufgeräumt hat ist auch, dass ich die Praetorianer verlassen habe. Ich musste es Vespa vor unserer Hochzeit versprechen und so bin ich seit dem Tag meiner Hochzeit kein Soldat mehr, sondern arbeite nun in der kaiserlichen Kanzlei. Kannst du dir das vorstellen? Ich als Procurator a libellis in einem muffigen Officium im Palast? Und jeden Morgen die langen und anstrengenden Besprechungen mit dem Kaiser? Also ich konnte es nicht und ich bin sicher, dass mein Vater darin eine wahre Genugtuung gefunden hätte.
Ansonsten kann ich dir ehrlich nicht sonderlich viel Neues mitteilen. Vielleicht noch etwas zum Schmunzeln. Den Tiberiern scheinen die Götter zu zürnen. Ein Blitz hat ihre Villa in Schutt und Asche gelegt und die ach so ehrwürdigen Patrizier leben derzeit auf einer Baustelle. Die Begleitumstände des ganzen sind jedoch nicht sonderlich lustig. In der gleichen Nacht schlug ebenfalls ein Blitz vor dem Tempel der Concordia ein, du als ehemalige Angehörige des Cultus Deorum weißt sicherlich mehr darüber, was dies bedeuten könnte.
Doch genug davon. Es gibt noch etwas, zumindest für deine Familie, erfreuliches zu berichten. Wobei ich mir mehr als sicher bin, dass du dies bereits weißt. Decima Lucilla und ihr Gatte nennen sich mittlerweile stolze Eltern. Die Geburt fand in den Tagen statt, an denen auch meine Hochzeit war, weshalb der Senator Avarus durch Abwesenheit glänzte, da er die Geburt erleben wollte.
Bezüglich deines Iunier- Problems würde ich dir empfehlen, einige Iulier zu importieren und abzuwarten, welche Familie den alten Kampf zwischen ihnen überleben wird.
Die Eifersucht deines Mannes finde ich im Übrigen durchaus gerechtfertigt. Immerhin bist du eine junge, äußerst attraktive Frau, auf die er stolz ist und die er nach Möglichkeit mit niemandem Teilen möchte. Ich würde vermutlich ähnlich reagieren.
Zum Schluss hätte ich noch eine kleine Bitte an dich. Ein wenig nützlicher Verwandter von mir, Prudentius Scipio, scheint in der Kanzlei deines Gatten eine Anstellung als Scriba gefunden zu haben. Mir wäre sehr daran gelegen, ein wenig darüber zu erfahren, wie er sich in dieser Anstellung schlägt, da ich ihn vor allem als faulen Nichtsnutz kenne. Vielleicht könntest du ja mal diskret einige Informationen zusammentragen und sie mir zusenden.
Grüße mir bitte Venusia und auch ihre Sprösslinge ganz herzlich. Und dir wünsche ich natürlich alles Gute und ich hoffe darauf, bald wieder von dir zu hören.