Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Er sah wie die Verwirrung zuerst auf Corvinus Seite zunahm, allerdings nur einen Moment, dann winkte er ab und nahm dieses erste Thema nicht auf. Für Orestes bedeutete das erstmal nur, das etwas anderes ihn mehr beschäftigte. Das konnte nun wieder vieles bedeuten. Als Corvinus nun weitersprach wuchs die Verwirrung auf der Seite Orests. Würde Corvinus seine Aussage einfach übergehen. Wahrscheinlich war dies nicht aber doch möglich. Er versuchte den Sinn der Worte seines Verwandten zu verstehen. Doch das war nicht einfach.


    Er ging zunächst davon aus, dass die Erwiderung etwas mit seiner Bemerkung zu tun hatte. Das einzige Verbindungsglied war Fabius Anthistes, der Rex Sacrorum. Ja das war eine logischer Schluss. Ob damit auch die Sache gemeint war, von der Corvinus am Anfang gemeint hatte, dass Orestes sie heraus gefunden hatte? Das war möglich aber nicht zwingend. Das einzige, was wirklich dafür sprach, alle Äußerungen seines "Onkels" aufeinander zu beziehen, war die versteinerte Miene. Allerdings konnte die versteinerte Miene auch bedeuten, dass er über etwas ganz anderes redete. Was hast Du denn vorzubringen? Vernachlässigt der Rex Sacrorum seine Pflichten? Das würde natürlich einiges erklären.

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    Der Sacerdos hörte und sah. Der Artorier hatte sich gut vorbereitet. Seine Bitten waren gut und angemessen. Die für den Kaiser und seinen Dienst an ihm sowieso. Die zweite - glaubte der Priester - würde dem Mars gefallen. Denn so war es recht. Ein Vater sollte nicht den Tod seiner Kinder sehen. Aber wenn es durch die Hand anderer geschah, wäre es würdig und gut, dass der Vater seinem Sohn Gerechtigkeit angedeihen lässt. Die Wendung nach rechts schloss das Voropfer gültig ab. Und es setzte sich eine kleine Prozession in Gang zu, die sich zum hinteren Altar begab, wo schon der prächtig geschmückte Stier auf sie wartete.


    Melancholisch war wohl das richtige Wort für die Ankündigung des Herbstes durch Corvinus. Und auch die weiteren Worte waren merkwürdig. War also etwas dran an den Gerüchten, die die Sklaven streuten, dass dieses Techtelmechtel des Familienoberhauptes mit einer Flavierin etwas ernstes war? Erstmal setzte sich Orestes und nahm den Becher - den Glasbecher - und trank einen Schluck Wein. Wie ich es erfahren habe? Sofia tratscht es überall herum, sie sagt sie freut sich schon darauf. Stimmt es also? Er nahm noch einen kleinen Schluck.


    "Aber das ist nicht der Grund warum ich zu Dir gekommen bin. Ich bin mir sicher, dass Du bei entscheidenden Schritten rechtzeitig mit uns redest. Es geht mehr um etwas dienstliches. Jeden Tag wenn ich in den Tempel gehe spüre ich es duetlicher. Irgendetwas stimmt nicht. Die Pax Deorum, sie ist nicht so stark wie sie sein sollte. Nach diesen ganzen Lustrationes. Und wenn wir uns die Situation mal genau anschauen: all das was in den letzten Jahren passiert ist muss ich Dir nicht erzählen. nur das, was wir als Gegenwart leben: der Ponitfex Maximus ist krank, der Flamen Dialis - krank. Vom Rex Sacrorum hat man schon lange nichts mehr gehört. Ich meine - was ist los mit der Pax Deorum?"

    Tatsächlich war Orestes ein wenig ins Träumen geraten und achtete nicht mehr auf den Weg. Dieser war ihm ja auch vertraut, da er ihn zweimal täglich ging. Die Gruppe von Sklaven, die eine junge Frau begleiteten, war ihm wirklich entgangen, so dass er quasi im letzten Moment auswich. Beinahe hätte er in der den Patriziern üblichen Überheblichkeit geschimpft, dass der Sklave doch mal aufpassen sollte, aber schließlich war es in diesem Moment ja er gewesen, der nicht aufgepasst hatte - und wahrscheinlich hatte der Sklave sogar aufgepasst. Und diese ungerechte Zurechtweisung wäre ihm nachher nicht nur dumm vorgekommen, sondern gleichzeitig vor der Dame aus gutem Hause, denn dies schien sie zu sein auch unangebracht.


    So blieb er nach dem Ausweichen stehen und fand sich vor der jungen Frau, die nicht unbedingt hässlich war, im Gegenteil (!), wieder. Und weil der Tag schön war, er Zeit und Muße zu verschwenden hatte und ihm das engelsgleiche Gesicht seines Gegenübers gefiel, sprach er sie an. "Oh, salve. Entschuldige ich war in Gedanken und da hätte ich beinahe Deinen Sklaven umgerannt.". Er blickte noch einmal zu dem Sklaven und schaute ihn sich fast entschuldigend an. "Ich hätte jetzt gerne gesagt, dass mich Dein Anblick, von meinem Weg abgelenkt hat, aber leider habe ich Dich erst erblickt, nachdem ich Deinem Sklaven ausgewichen bin.. Wieder eines seiner etwas verkomplizierten Komlimente, aber das gehörte anscheinend zu ihm da zu, so ließ er keine zz große Pause eintreten, sondern sprach weiter. Ahja, ich bin Manius Aurelius Orestes. Sacerdos des Iuppiter., stellte er sich vor.

    Kaum sollten Trautwini und Nuala das Atrium verlassen, betrat Siv dasselbe. Also ob sie es gewusst hätte - oder vielleicht hatte auch Trautwini den Befehl des Aureliers vorausgesehen. Wie dem auch sei, sie kam gerade zur rechten Zeit. "Siv, gut dass Du kommst. Dies hier ist Nuala.", er blickte zu Siv und zeigte auf Nuala. "Sie ist seit heute meine Sklavin und gehört jetzt zu uns. Zeig Ihr bitte alles. Sie sollte auh etwas zu essen bekommen, und sich waschen und neu einkleiden können, so wie sie der Sklavenhändler gebracht hat, soll sie ja hier nicht rumlaufen. Bene?". Dann wandte er sich wieder Nuala zu: "Geh mit Siv mit, sie wird sich gut um Dich kümmern. Und Du Trautwini kannst, jetzt gehen."

    "Benissime. Komm einfach zur dritten Stunde im vorderen Teil des Tempels vorbei. Wir sehen dann, ob sich was ergibt. Etwas Abwechslung würde auch Orest gut tun - dessen war er sich sicher. Also, vale dann und bis morgen früh.. Er erhob sich. Ach und vergiss nicht die Götterliste, ich werde sie spätestens übermorgen abfragen.

    "Naja. Dafür sind wir ja schließlich Patrizier, damit wir konservativ sind, oder? Das Progressive können wir ruihg den Germanicern dieser Welt überlassen. Wir bleiben doch lieber den Sitten unserer Väter treu. Die ja auch immer wieder neues zugelassen haben - nach reiflicher Prüfung.". Er lächelte. Es war doch gut, den Tag so ausklingen zu lassen.


    Ursus hatte seine Andeutung verstanden. "Ja. Das hast Du wahrhaft recht!". Und trank nach dem leichten Anstoßen. Es war nurmehr ein kleiner Schluck im Becher, so dass es sich kaum noch lohnte ein neues Thema zu beginnen, so dass er nach einem kurzen Blick in den Becher den letzten Schluck nahm. "Bene. Jetzt ist es wirklich Zeit für mich." Er stellte den Becher ab und streckte sich etwas. Was meinst Du vertagen wir unsere durchaus tiefschrfende Diskussion auf einen anderen Tag respektive Abend?

    Nuala strahlte, das ließ auch auf Orests Gesicht ein Lächeln erscheinen. Sie hatte mit Horaz genau seinen Geschmack getroffen, außerdem er musste es zugeben - es erfreute ihn immer wieder wenn er Menschen, seien es nun Sklaven oder Freie, erfreuen konnte. Nicht das das besonders wichtig war im Umgang mit mit Sklaven, das sie froh waren, aber wenn war es um so besser.


    Sicherlich sie würde an der Rezitation noch feilen können, es fehlten die kleinen Unterschiede die es brauchte, um dieses schwierige Metrum lebendig werden zu lassen, aber das war jetzt nicht schlimm. "Brava.", sagte er deswegen und applaudierte sogar symbolisch. Man könnte sagen, dass es für mich - wie wahrscheinlich auch für Dich - ein Glücksfall war, dass ich Dich heute gekauft habe..


    In diesem Moment betrat Trautwini wieder das Atrium als Zeichen, dass er die anderen Gäste inzwischen heraus komplimentiert hatte. Mit einem Nicken quittierte Orestes dies. Als er sich zum Gehen wandte hob Orest die Hand als Zeichen, dass er warten sollte. Dann wandte er sich wieder an Nuala.


    Mit Horaz hast Du übrigens genau meinen Geschmack getroffen. Ich glaube Du solltest Dich jetzt waschen, neu einkleiden, etwas essen, und so weiter. Geh einfach mit Trautwini mit, er wird Dir den Weg weisen. Vielleicht findet Ihr in der Unterkunft oder auf dem Weg ja Siv oder Fhionn, die könnten Dir dann alles wichtige zeigen. Wenn Du fertig bist melde Dich bitte noch einmal in meinem Cubiculum - mit einer Kithara, so sich eine im Haus auftreiben lässt. Er schaute zu Trautwini und dann zu ihr.

    "Tjaha. Die Frauen.", sagte Orestes auf die letzte Bemerkung seinen Verwandten. Das stimmt, den Frauen liegen die neuen Kulte. Ich habe auch eine Vermutung weswegen: weil diese Kulte mehr auf die innere Bewegung des Herzens schauen und nicht so sehr auf das äußere. Sie pflegen mehr die Devotion, die Hingabe. Das ist heute sehr modern, besonders bei den - wie sagt man - empfindsamen weiblichen Wesen. Dann erhob er seinen Becher. Ein Trinkspruch auf die Frauen wäre nun wohl angemessen, aber er wollte dies lieber seinem Cousin überlassen - der hatte da mehr Erfahrung.

    Die Via Sacra entlang schlendernd, suchte Orestes sich zu entspannen. Er hatte heute den Unterricht mit seinem Schüler zu seiner Zufriedenheit durchgeführt und jetzt am späten Nachmittag versuchte er sich die Zeit bis zur Cena zu vertreiben.


    Um diese Zeit ließ glücklicherweise auch die Hitze nach, so dass Orestes seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Er ließ noch einmal den Unterricht Revue passieren und machte sich in Gedanken Notizen für den nächsten. Er hielt inne - nicht nur gedanklich sondern auch körperlich, indem er anhielt. Wer hätte das gedacht, vor ungefähr einem Jahr noch in Ägypten und heute schon Sacerdos Iovis - im Kapitolinum - wer hätte das gedacht. Glücklicherweise ließ ihn Corvinus noch ohne Begleitung von Sklaven aus dem Haus gehen, auch wenn sich das ändern würde. Aber das war nicht heute, sondern in der Zukunft - und wie hatte Nuala (seine Sklavin) doch so richtig rezitiert...carpe diem.


    Auf dem Forum war einiges los. Kein Wunder die größte Hitze des Sommers hatte sich verzogen und auch wenn es immer noch eigentlich zu heiß war, kehrten die Römer doch langsam aber sicher in die Urbs zurück. Er ging so wirklich schlendernd die via sacra am forum vorbei. Seine Gedanken schweiften ab und fanden sich mal hier mal dort. so blieb auch er immer wieder stehen. Er hatte es nicht eilig

    Sim-Off:

    *Ich ging zufällig die Via Sacra entlang, wie es meine Sitte war, Horaz Satire 1,9


    achja: reserviert.

    Orestes schaute etwas verwirrt. Aber woher sollte der Duccier das auch wissen können. Es hatte ja nicht zu viele Triumphzüge in den letzten Tagen gegeben. "Nein. Ich sprach von einem siegreichen Feldherrn, der nach Rom zurückkehrt und vom Senat einen Triumphzug bekommt, bei dem er auf einem Wagen durch die Stadt gefharen wird. Damit er aber nicht dem Hochmut unterliegt, steht hinter ihm eine Sklave, der ihm ins Ohr flüstert, dass er nicht vergessen soll, dass er nur ein Mensch ist."


    Er lehnte sich zurück.
    Ich glaube wir haben genug geschafft. Morgen dann ein wenig praktisches. Bene?

    Auch Ursus schien nach diesem Becher gehen zu wollen, auch wenn sein Grinsen etwas anderes verriet. Er kannte dieses Grinsen. Es war das, was man aufsetzte, wenn man sagte - 'heute aber nicht wieder bis zum Morgengrauen' und alle antworteten 'aber nein, niemals' und man erst beim Aufgang der Sonne die Taberne veließ. Orestes wusste das nur zu genau. Da aber sein Schüler am nächsten Tag auf ihn warten würde, würde er nach diesem Becher gehen.


    "Ja. Ein Stieropfer steht wohl im Mittelpunkt. Wobei ich nicht weiß, ob jedesmal ein Stier geopfert wird. In Rom ist er wohl noch nicht so verbereitet. Aber man weiß es auch nicht so genau. Er könnte aber eine gewisse Anziehungskraft haben, es heißt nur Männer dürfen initiiert werden. Und dass er nichts für im-schatten-geher ist. Das könnte ihn für Römer attraktiv machen, insbesondere für die Soldaten - daher meine Frage."

    "Ah, salve. Du bist ja sogar da, Marcus. Schön Dich mal wieder zu sehen. Hast Du mal einen Moment", sagte Orestes nachdem er auf das Herein seines Onkels reagiert und in das tablinum gegangen war. Es war mehr eine halb-rhetorische Frage, denn wenn Corvinus keine Zeit gehabt hätte würde er nicht so am Fenster stehen und in den Garten schauen.Es gibt da eine Sache, über die ich mir Dir sprechen möchte was dienstliches sozusagen. Vielleicht hälst Du mich für verrückt, aber ich glaube, ...


    Bevor Orest weiterredete schaute er erst einmal, ob Corvinus ihm überhaupt zu hörte, denn dafür war ihm die Sache zu wichtig und er wartete deswegen einen Moment.

    Orestes' Aufmerksamkeit wurde von den feinen Bewegungen seiner neuen Sklavin gefangen. Sie traute sich kaum ihn anzuschauen und es dauerte einen Moment bis sie sich gefunden zu haben schien - als sie von der Literatur und Musik redete, meinte Orest sogar Begeisterung hören zu können. "Gut, wenn Du musikalisch und literarisch bewandert bist, werden Deine Hauptaufgaben in diesem Bereich liegen. Wenn ich abends aus dem Tempel komme und Entspannung brauche möchte ich, dass Du auf der Kithara spielst. Oder wenn es angebracht ist etwas rezitierst. Den Tag über kannst Du - wenn nichts anderes anliegt üben."


    In seinem Ohr klangen Nualas letzte Worte nach 'zu nichts nütze'. Anscheinend hatte ihr letzter Herr nicht erkannt, was für eine kostbare Perle er in seinem Besitz hatte. Er konnte nur hoffen, dass sie sich dieses denken nicht allzusehr zu eigen gemacht hatte. "Die Musik und die Literatur, Nuala, sind auch nicht direkt zu etwas nützlich. Weil sie über die reinen Nutzen hinaus gehen. Vielleicht kannst Du mir eine kleine Kostprobe Deines Könnens geben?" Sie würde wahrscheinlich Hunger und Durst haben, aber diese - er hatte extra kleine gesagt - Kostprobe müsste schon so sein. Dazu war er viel zu gespannt was sie konnte - und was sie aussuchen würde.

    Ursus hatte zweifelsohne Recht, er hatte seit längerem nicht mehr mit Corvinus geprochen, so konnte er ihm einfach mal aufwarten und dies zum Anlass nehmen ihm auch diese Gedanken mitzuteilen. "Du hast recht, ich werde in jedem Falle mal mit Corvinus reden müssen und dann werde ich auch dieses zur Sprache bringen."


    Sein Gesprächspartner hatte bemerkt, dass sein Becher leer war. Sehr aufmerksam, was diese Dinge anging konnte Orestes von Ursus noch eine Menge lernen. "Gut einen Becher nehme ich noch, dann muss ich allerdings auch mal das Reich des Morpheus aufsuchen, da morgen wieder ein Tag mit Unterricht und Tempelbürokratie auf mich wartet." Er schenkte sich also doch noch einmal nach und trank einen Schluck. "Ja dieser Chrestos ist ein 'Gott' für die Schwachen. Völlig unrömisch, das wird sich nicht durchsetzen können. Was die Kulte angeht habe ich jetzt auch von einem neuen Kult gehört, der besonders unter Soldaten verbreitet sein soll - er huldigt einem Mithras. Plutarchos hat was darüber geschrieben und neulich berichtete mir ein Klient aus Alexandrien davon. Ein Kult für die Starken. Hast Du in Germanien was davon mitbekommen?"

    Noch bevor Oretes zum Tempel ging, schaute er in der Bibliothek vorbei und traf dort, wie er es erwartet hatte Tilla beim Schreiben. "Dachte ich's mir doch. Tilla ist schon wieder bei der Arbeit. Sehr gut. Wie gesagt, wenn Du fertig bist bringe es mir ins Capitolium- du findest mich in den Ausbildungsräumen. Und achja könntest Du auf dem Hinweg diesen Brief hier in der Postannahme aufgeben. Er soll nach Alexandrien in Egyptus.. Er legte den Brief, ordnungsgemäß beschriftet, auf den Tisch



    Ad: Caius Aurelius Archias
    in: Alexandria (PROV EGY), Via Orientalis


    M Aurelius Orestes C Aelio Archiae s.p.d


    Ein Klient und Libertinus von mir - Titus Aurelianus - hat mir von Deinem Angebot geschrieben, dass eine kleine Schafszucht beinhaltet. Das Angebot erscheint mir gut und ich will ihn in seinem Anliegen unterstützen. Daher möchte ich diesen Betrieb kaufen. Der mit Aurelianus ausgemachte Preis waren 800 Sesterzen. Diesen Betrag werde ich ihm auf anderem Wege übergeben, damit er in meinem Namen dies Zucht von Dir erwirbt.
    Damit Du Dir sicher sein kannst, dass dies ein ehrliches Schreiben ist - ich bin Priester des I:O:M im Tempel der kapitolinischen Trias. In der Hoffnung, dass wir dieses Geschäft durchführen können.
    Vale bene.


    Wenn Du möchtest kannst Du Nuala mitnehmen, meine neue Sklavin, damit sie die Stadt kennenlernt. Nachdem er dies gesagt hatte, verließ er mit einem freundlichen Gruß die Bibliothek und machte sich zum Tempel auf.

    Nuala also hieß die Sklavin, die mit gesenktem Haupt vor Orestes stand. Ihre Hände immer noch gebunden und ohne große Regung. Allein ein leichtes Zittern in der Stimme verriet ihre Gemütslage. Er stand auf und trat an sie heran und löste den Strick, der anscheinend ihre Ankunft in diesem Haus sichern sollte."Ich denke nicht, dass der hier nötig ist", mit einer scheinbar achtlosen Bewegung warf er ihn fort. Dann setzt er sich hin.


    "Du bist bei der edlen gens Aurelia gelandet. Wir sind Patrizier und leben auch so. Das ist für Dich mit durchaus einigen Vorteilen verbunden." Er stockte. Diese Worte waren nicht die seinen, es waren die Worte seines Vaters, die übliche 'Wenn Du gehorsam bist, wird es Dir gut ergehen Rede" seines Vaters. Er hatte die vergangenen Woche so wenig an seinen Vater gedacht, dass er schon fast meinte ihn endlich vergessen zu haben. Aber solche Momente würden wohl immer wieder kommen - er hatte es doch anders machen wollen, und jetzt. Schnell schob er diese Gedanken beiseite. "Du wirst hier keinen Hunger leiden, Du wirst gut behandelt, Du wirst keine zu schween Arbeiten machen müssen - wenn Du gehorsam, fleißig und ordentlich Deinen Pflichten nachkommst. Wenn Du höflich und zuvorkommend bist, wenn Du uns keine Schande machst, kurzum: Wenn Du eine gute Sklavin bist. Bene?" Seine Stimme klang bei diesen Worten klar und er sprach deutlich und versuchte eine verbindliche Freundlichkeit auszustrahlen.


    Nach diesen Worten schaute er sie an bis eine Reaktion von ihr kam. Danach fuhr er fort. In die Abläufe des Hauses wird Dich morgen jemand einweisen. Denn außer den Aufgaben, die ich Dir zuweise, wirst Du natürlich im Haus mithelfen, wo Hilfe gebraucht wird. Aber jetzt erzähl mal Du, was Du gut kannst - denn allzuhäufig hat die Version des Tranquillus nicht allzuviel mit der Realität zu tun. Und vor allem - warum hat Dein letzter Herr Dich verkauft?

    Ein Bote, der mit einem Handelsschiff aus Alexandria gekommen war, gab folgenden Brief ab:



    T Aurelianus M Aurelio Oresti s.p.d
    Schon lange hatte ich vorgehabt Dir zu schreiben, doch nie bi ich wirklich dazu gekommen. Und wie immer sind es Dinge, bei denen man die Hilfe eines Freundes (und quasi Patrons) gebrauchen kann, die einen dazu bringen den langgehegten Wunsch zu erfüllen. Doch es könnte auch für Dich etwas herausspringen. Ich will es kurz machen. Ich bin wieder einmal Pleite. Doch bitte ich Dich nicht - wie üblich - einfach um Geld, sondern habe eine interessante, sagen wir einmal Investition für Dich. Ich habe hier in Alexandrien Kontakt aufgenommen mit Aelius Archias, der in der kaiserlichen Post arbeitet (der vielmehr der Praefectus Vehiculorum dieser wunderbaren Provinz ist) und der eine Schafzucht zu verkaufen hat. Sie ist ziemlich groß und gut in Schuss. Und das beste ist, er will nach einigen Verhandlungen meinerseits nur 8 Aurei dafür! Wenn Du Dich entschließen könntest diesen Betrieb zu kaufen, würde ich mich anbieten ihn für Dich hier vor Ort zu verwalten, nur für den Preis des Unterhaltes. Vieles würde sich mir dadurch erschließen. Da ich momentan nur schwer aufzufinden bin, schicke doch einfach ein Angebot an Caius Aelius Archias in der Via Orientalis. Er wird, wenn er Deinen Namen liest, mich informieren und alles geht seinen Weg. Über vieles andere wollte ich noch mit Dir reden, u.a. über einen Gott namens Mithras, der hier unter den Soldaten sehr beliebt ist. Aber der Bogen ist schon voll und das Geld reicht nicht für einen zweiten.
    Vale bene.


    Als Orestes den Brief las, wusste er sofort, dass er seinem Klienten, Freigelassenen und Freund aus der Patsche helfen würde. Er ging in sein Cubiculum und setzte sofort eine Antwort auf.

    Ja, gute Nacht, Tilla - und schlaf gut! Orestes hörte Tilla noch wegtapsen. Anscheinend war sie wirklich von dieser Aufgabe so begeistert, dass sie sie schnell erledigen wollte. Außerdem schien ihr dieser Raum - also die Bibliothek - zu gefallen. So musste er sich wohl keine Sorgen machen.


    Danach ging er noch in die Küche, trank etwas und ging dann zurück in sein Cubiculum.