Der erste Diensttag des Orestes im Tempel der kapitolinischen Trias war gleich ein Festtag. Nicht, dass es ein Tag zu ehren Juppiters war, nein es war der Beginn der Quinquatrus Minusculae, die der Minerva geweiht waren. Da es sich nun um eine Kultgenossenschaft handelte und es die altehrwürdige Sitte war, dass die tibicines, die diese Tage besonders in Ehren hielten, auf dem Kapitol eine gutes Essen bekamen, waren alle, wirklich alle Sacerdotes und Discipuli, alle Opferdiener und Ministri schon früh im Tempel um alles vorzubereiten, damit der würdige Zug der Flötenspieler auf seinem Weg durch die Stadt hier Halt machen könnte und nach alter Tradition hier verköstigt würde.
Der Aeditus Messius Iuvenalis, den Orestes schon in seiner Prüfung als einen eher 150%-Vorgesetzten erlebt hatte, hatte die ganze Angelegenheit bis in kleinste Detail durchgeplant. Für das Opfer würde die Minervapriesterschaft sorgen und somit auch für das Fleisch beim Mahl. Aber die Bewirtung drumherum würde in den Händen des Iuppiterkultes liegen: Es ist schließlich ein Epulum mit, für und bei Iuppiter., wie der Messier mehrfach zu erwähnen sich gemüßigt fühlte.
Also mussten Tische und Stühle auf dem Vorplatz bereitgestellt werden, die Kultstatuen nach draußen getragen und ausgerichtet werden. Orestes freute sich nun schon zu den Sacerdotes zu gehören, so dass er nicht Dinge von A nach B tragen musste, sondern nur die Verantwortung bei einem solchem Vorgang. Er war für die Bestückung der Tische mit Tellern und Bechern verantwortlich. Leider - so sagten die Kollegen - wisse man nie wie viele der Flötenspieler am Ende kämen, daher müsste man eher zuviel als zu wenig decken. Und so geschah es Tische wurdne geräumt und die Gruppe um Orestes stellte Teller und Becher auf selbige. Einfaches Geschirr aber dennoch angemessener also ohne etwas.
Dann waren sie fertig und das nicht zu früh, denn schon konnte man den beeindruckenden Zug der Flötenspieler nahen sehen. Beeindruckend nicht nur wegen der wunderbaren Musik die sie während ihrer Prozession spielten sondern vor allem wegen des Anblicks, den sie boten in ihren langen Gewändern und den Masken. Orestes überlegte, ob er sich noch an den Ursprung dieses Zuges erinnern konnte. Den tibicines wurde damals ihr Mahl mit Juppiter verweigert, worauf sie Rom verließen, was wahrscheinlich für die Opfer nicht unbedingt positiv war. Dann war den Tibicines dieses Epulum gegeben worden und sie kamen zurück. Jetzt zogen sie also auf das Kapitol hinauf in feierlicher Prozession. Wahrscheinlich, aber das konnte Orestes jetzt noch nicht erkennen mit einem der Septemviri in ihrer Mitte und sie brachten zwei Kühe und einen Stier. Also doch ein Opfer für Juppiter - ob der Aeditus das vergessen hatte? Sicherlich nicht. Oder ob er ein Opfer an den Göttervater den Minervern überlassen würde? wahrscheinlich auch nicht. Orestes sah sich um und entdeckte den Messier in der Nähe. Die Prozession würde noch einige Zeit brauchen, bis sie den Hügel erklommen und den Vorplatz des Tempels erreicht hätten. Also beschloss Orestes zu seinem Vorgesetzten zu gehen. "Iuvenalis - ähm sehe ich das falsch, oder führen die einen Stier für ein Opfer an Iuppiter mit?" Etwas verblüfft schaute der Aeditus auf die Prozession. "Oh." und dann kam eine bedeutungsschwangere Pause, die Orestes als "Das hatten wir anders abgesprochen, aber ich werde mich jetzt nicht aufregen" deutete "Dann müssen wir uns vorbereiten. Ich werde das Opfer darbringen und Du gehst mir zur Hand - sorge dafür, dass alles vorbereitet ist."
Und der Neu-Sacerdos Orestes eilte und suchte die Gerätschaften und einige Opferdiener. Er hätte gerne innerlich geflucht, konnte es aber knapp unterdrücken - denn schließlich ging es um eine heilige Handlung.
Sim-Off:edit: aus "Epulum Iovis" wurde "Epulum für, mit und bei Iuppiter"