Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Orestes bemerkte auch seine eigene Müdigkeit - schließlich war er gerade erst in Roma angekommen. "Gut. Dann bespreche ich die Sache mit den Sodalitäten mit Gaius und Tiberius. Ich tendiere persönlich wirklich zu einer der beiden Salischen Gruppen."


    Orest leerte noch seinen Becher und erhob sich dann. "Gut, Marcus, dann lasse ich Dich jetzt mal dösen. Wahrscheinlich würde mir ein kurzes Schläfchen auch gut tun - und wir werden ja noch öfter Zeit haben allfälliges zu besprechen."

    Orestes hatte gerade seine Prüfung bestanden und war flugs in die Regia gegangen, damit alle bürokratischen Erfordernisse erfüllt würden. Zum Glück saß ja Corvinus hier und kein verstaubter Bürokrat. Das Klopfen des Aureliers an der Tür des Verwandten war nun also durchaus ein fröhliches.


    *klopf, klopf, klopf*

    Oh, danke, Pontifex.,


    Orestes war wirklich erleichtert. So konnte er auch die mahnenden Worte des Aeditus richtig einordnen. Schließlich hatte er ja deswegen, weil sich da noch nicht so sicher war einen Haruspex dazugebeten.


    "Danke, Aeditus. Beim nächsten Opfer werde ich das zu berücksichtigen wissen."


    Dann hörte er noch die Hinweise des Pontifex und verabschiedete sich dann freundlich und glücklich von den Prüfern:


    "Euch noch einmal meinen Dank, Pontifex, und natürlich auch Euch Aeditus. Es ist mir eine Ehre in den Cultus Deorum aufgenommen zu werden. Wenn Ihr erlaubt würde ich dann zum Septemvir Aurelius Corvinus gehen, um die letzten Formalitäten abzuschließen und den Eid abzulegen. Valete"

    Ein leises fast hörbares "uff" entwich Orest als der Haruspex das erlösende Wort sprach, das Orestes sogleich laut vernehmbar wiederholte: "Litatio!"


    Daraufhin - er spürte wie die Last der Aufregung von seinen Schultern wich - konnte er mit einem Blick erheischen, dass die weiteren Schritte des Opfers schon von den erfahrenen Opferdienern durchgeführt worden waren: der Teil, der für Iuppiter gedacht war, war schon gekocht und mit mola salsa bestrichen worden. Ihm blieb nur noch es auf den Altar zu legen und zu verbrennen. Dies tat er mit Hilfe der Ministri ruhig, aber doch zügig.


    Dann war das Opfer beendet. Der Rest des Fleisches sollte an die Opferdiener und die Musiker verteilt werden, die ihr Teil dazu gegeben hatten, dass dieses Opfer angenommen worden war. Nachdem dies geordnet war, ging er zu den Prüfern, nickte ihnen zu und erwartete ihr Urteil.

    Nach dem zufälligen Wiedersehen der jungen Aurelier auf dem Forum hatten die drei beschlossen den Tag -wie es sich für einen Festtag wie den adventus ihres neuen Kaisers gehörte - würdig in der Taverna Apicia zu begießen. Nun waren sie nicht die einzigen die auf diese Idee gekommen waren. Der Laden war brechend voll. Zum Glück für die drei jungen Patrizier konnten sie einem der Sklaven, die sich um das wohl der Gäste kümmern sollten einige Sesterzen zustecken und prompt wurde ein Tisch in der Ecke - es war sogar einigermaßen ruhig - freigemacht.


    Orestes war nicht immer wirklich wohl bei solchen Aktionen, aber er fand, dass man auch nicht zu lange in Tavernen sitzen sollte ohne etwas zu bestellen, also war es nicht unangemessen, wenn jemand zum Aufstehen bewegt wurde, wenn er nichts mehr trinken wollte - und dass der puer nur einen schon abgefültten Gast nach draußen bitten würde und nicht eine hungrige Familie - davon ging Orest aus, vielmehr redete er sich dies gerne ein. Außerdem: sie waren Aurelier, das sollte doch wohl noch reichen.


    So bekamen sie also einen Platz und Orest sagte gleich zu dem puer, der erwartungsvoll stehengeblieben war: Bring uns doch gleich mal drei Falerner. Dann schauen wir, bo wir auch noch was essen. Aber erst mal den Wein bitte



    Sim-Off:

    --> WiSim

    Keine - nicht mal eine kleinste - Regung war auf den Gesichtern der Prüfer zu sehen. Aber immerhin ließen sie Orestes weitermachen und brachen das Opfer nicht ab. So ging Orestes in Prozession mit den Opferdienern und den Musikern vor den Tempel der Capitolinischen Trias.


    Schon kurz zuhor hatte sich auch der Victimarius genähert, der schon den Widder am für die Opfertiere vorgesehen Platz festgebunden hatte, den weißen Widder, dessen Hörner gold gefärbt worden waren. Die kleine Gruppe der Opferdiener und des Prüflings baute sich auf. Einer der Ministri - er hatte bisher noch nichts zu tun gehabt - hatte Wasser in einer Schale und einen Bund von kleinen Palmzweigen, den er ins Wasser tauchte, um damit zuerst die Opferdiener und Orest, dann die Prüfer und schließlich die wenigen Gläubigen die sich eingefunden hatten zu besprengen und sie so zu reinigen.


    Das "Favete Linguis", erscholl und Orestes ging zum Altar berührte ihn und sprach:


    "Wie es recht ist Dir, größter und bester Iove, für unseren Kaiser und das Reich Opfer zu bringen, sei Dir dieser Widder geweiht, damit unser Kaiser gestärkt und das Reich erhalten bleibt."


    Dann wurde dem Aurelier noch mal eine Schüssel gereicht, um sich die Hände zu waschen und mit dem malluium latum wurden ihm die Hände getrocknet. In ihm steigerte sich die Aufregung und wenn es nicht sehr erfahrene Opferdiener gewesen wären, wäre ihm vielleicht ein Schritt entfallen. So kam aber gleich die Opferdiener, die die mola salsa den Wein und das Opfermesser brachten, so dass Orestes nun mit ihnen zum Widder ging ihn mit der mola salsa einstrich, sich dann die patera mit Wein geben ließ und ihn über die Schnauze des Widders laufen ließ, der glücklicherwiese festgebunden war und sich nicht zu viel bewegte. Danach nahm er das Opfermesser - er sah, dass seine Hand etwas zitterte und strich dem Widder über den Rücken. Dann gab er das Opfermesser dem Victimarius, der sogleich fragte: "Agone?", worauf Orestes mit einem klaren "Age!" antwortete.


    Der Victimarius stach gekonnt zu und das Blut floß nur so heraus. Ein Minister fing etwas Blut auf. Orestes konnte es kaum erwarten weiterzumachen. Als die Zeit reif war, weil der Widder ausgeblutet war, begann die Eingeweideschau. Man entnahm die vitalia und Orestes würde zusammen mit einem Haruspex. Auf den ersten Blick sahen die Organe gut aus - aber war dort nicht eine Stelle an der Leber? Orestes war sich plötzlich nicht so sicher und blickte noch einmal fragend zum Haruspex. Auch der schaute sich die Leber noch einmal genau an, schließlich wollte man nur dann die Litatio verkünden, wenn es wirklich so war.

    Orestes war irgendwie in das Geschehen vertieft gewesen, so dass er erst bei der zweiten Anmerkung hörte, dass Catulus mit ihm sprach. Diese zweite hörte er aber dafür um so genauer :D


    "Das ist eine großartige Idee. Es ist doch ganz schön warm und trocken hier auf dem Forum. Wir sollten einen Becher Wein, oder auch zwei zu uns nehmen, was dünkt Euch?"

    Zuerst kam - gerade noch pünktlich - der Tempelvorsteher, den Orestes mit einem freundlichen "Salve, Aeditus Messius Iuvenalis!" begrüßte. Beide bemühten sich die verbleibende Wartezeit mit einer belanglosen Konversation zu füllen. Schließlich kam auch der tiberische Pontifex. "Salve, Pontifex Tiberius Durus! Ich bin bereit!"


    Orestes übernahm nun die Initiative und begab sich in das innere des Tempels der kapitolinischen Trias. Inmitten des Raumes vor der Cella des besten und größten Iovis war der foculus aufgebaut. Neben dem Foculus zwei Stelen mit den Kohlebecken für den Weihrauch, eine dritte direkt davor. Die verschiedenen Opferdiener standen bereit. Orestes hatte dafür gesorgt, dass einige Musiker anwesend waren - nicht zuviele - um nicht übermäßig zu erscheinen - aber auch nicht zu wenige, schließlich würde er im wichtigsten Tempel Roms dem wichtigsten Gott opfern. Beim Eintreten wusch er sich gründlich die Hände und Arme - es wäre nicht die letzte Reinigung, aber er vollführte sie dennoch andächtig. O Iove Capitoline! O Pater Urbis. O Beschützer Roms. Sei nun bei mir, wenn ich mich anschicke Dir ein Opfer darzubringen., flüsterte er dabei, O Iuno Königinr, O Minerva Weisheit, die Ihr würdig seid angebetet und verherrlicht zu werden, die Ihr hier in diesem Tempel die Kultgenossenschaft bildet, seid Rom und mir gnädig..


    Am foculus angekommen sah er, dass seine Bitten beziehungsweise Anweisungen ausgeführt worden waren. Einige Ministri hielten die Gaben für das Voropfer bereit. Nach langem Überlegen hatte sich Orestes für einen Kuchen und einen guten roten Wein entschieden. Das Opfer würde nun beginnen, so dass Orestes den Zipfel seiner schneeweißen Toga über den Kopf zog, um die Rituale toga velata zu vollziehen. Die Musiker nahmen dies als Zeichen zum beginnen und sie spielten die vertrauten Weisen, die im Hintergrund so vieler Opfer gespielt worden waren.


    Zuerst winkte er den Knaben, der den Weihrauch in einem edlen Gefäß aufbewahrte, herbei und sprach, während er den Weihrauch zuerst in das mittlere Becken legte: "O Iove Optime Maxime, der Du die Stadt Deiner Diener immer bewahrt hast, beschütze sie auch heute." Dann ging er zum Becken, das in der Richtung der Cella Iunonis stand mit den Worten: "O Iuno Regina, Kultgenossin und Mutter, Dir sei die Ehre erwiesen mit aufsteigenden Rauch." Er achtete gar nicht auf den Rauch, der sich wundervoll in die Luft erhob und der den Raum in den mystischen Duft hüllte, der dem incens zu eigen war. Seine Aufmerksamkeit war vielmehr darauf gerichtet, dass er die Riten erfüllte, dass er die Gebet richtig aussprach und die Drehung nach rechts nicht vergaß. So legte er auch Weihrauch in das dritte Becken - das in Richtung der Cella Minervae stand: "O Minerva, die Du huldvoll und weise den Staat lenkst - Dir sei Ehre und Ruhm"


    Nach diesem Weihrauchopfer wendete er sich dem Foculus zu. Die Ministri brachten den Kuchen und den Wein - letzteren schon in der Patera. Orestes nahm den Kuchen entgegen und erhob ihn:


    "O Iove Optime Maxime! Nimm diesen Kuchen entgegen als Gabe für Deine Stadt und den ganzen Erdkreis!"


    Er legte ihn auf den Foculus. Danach nahm er auch den Wein und sprach


    "O Iove Optime Maxime! Nimm auch diesen Wein und sei uns gnädig. Rom, dem Kaiser und mir Deinem geringen Diener!".


    Den Wein goß er in die auf dem Foculus bereiteten Schalen, den ersten Tropfen aber auf den Boden. Jetzt erhob er die Hände zum Himmel und sprach:


    O Iove Capitoline! Herrscher der Himmel! Herrscher über die ganze Erde! Du hast gewollt, dass Deine Stadt Rom herrsche über so viele Stämme und Nationen - dafür danke ich Dir. Ich bitte Dich nimm mein Opfer gnädig an und lass es zum Heil werden für unseren Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Erhalte ihn uns als gütigen und gerechten Herrscher! Lass ihn Dein Werkzeug sein um Roms Kraft und Ehre zu mehren!


    O Iove, Vater der Götter! Nimm dieses geringe Opfer an zu Deiner Ehre und lass es wirksam sein für Rom und das ganze Reich! Erhalte uns den Frieden und lasse uns unsere Grenzen ausweiten bis an die Enden der Erde!


    O Iove Optime Maxime! Du bist wirklich der größte und beste! Höre auf das Flehen Deines geringen Dieners und nimm diese Opfergabe an! Bewahre Rom vor aller Not und erhalte uns unseren Kaiser ad multos annos."


    Dieses Gebet beendete Orestes und wenn die Flötentöne ihn nicht bei der Sache gehalten hätten, wäre er vielleicht überrascht gewesen über den würdigen Tonfall seiner Stimme. Aber er bemerkte dies nicht, sondern drehte sich nach rechts um das Gebet und somit das Voropfer abzuschließen.


    Er machte sich auf den Weg nach draußen, wo das Opfer des Widders sein sollte. Er versuchte den Blick seiner Prüfer zu erhaschen - ohne allerdings dabei aus der heiligen Konzentration herauszufallen.

    Es war vielleicht noch eine halbe Stunde bis zum Beginn seiner Opferprüfung, aber Manius Aurelius Orestes wollte sicher gehen und hatte schon alles bereitet. Den strahlend weißen Widder, den er opfern wollte hatte er gereinigt und dem Tempelpersonal gegeben, dass sie ihn aufbewahren sollten. Die Gaben für das Voropfer hatte er bereitgelegt, die Worte für die Gebete hatte er sich eingeprägt.


    Jetzt musste er warten bis die Prüfer kommen würden.

    Orestes saß wiedereinmal auf einer Kline in seinem Zimmer und studierte. Er hatte sich die Opfervorschriften nun schon hunderte Male durchgelesen und wartete nun sehnlichst auf eine Nachricht von den Septemviri. An diesem Tag kam - gerade als er über die Opfer, die man der kapitolinischen Trias darbrachte las - einer der vielen Sklaven herein und brachte ihm einen Brief, den Orestes sofort las.




    Ad
    Manius Aurelius Orestes
    villa Aurelia in Roma



    M. Aurelius Corvinus M' Aurelio Orestes s.d.


    Aurelius, du wirst hiermit zu deiner Opferprüfung zum Kapitol bestellt. Finde dich ANTE DIEM III NON IUN DCCCLVIII A.U.C. (3.6.2008/105 n.Chr.) zur vierten Stunde dort ein. Die gebräuchlichen Opferutensilien werden dir gestellt werden. Du solltest jedoch für ein entsprechendes Voropfer, das Opfertier und ein angemessenes Gebet Sorge tragen. Der Prüfung werden der sacerdos Messius Iuvenalis und der pontifex Tiberius Durus beiwohnen.


    Vale.



    [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/7103/siegelmacsvbx5.gif]



    ROMA, PRIDIE KAL IUN DCCCLVIII A.U.C. (31.5.2008/105 n.Chr.)


    "Jetzt ist es also soweit. Die Prüfung ist angesetzt.",


    sagte er. Das Gefühl, das sich jetzt bei ihm einstellte nannte man wohl Nervosität.

    Orest bemerkte den einherschreitenden Corvinus rechtzeitig, so dass er stehen bleiben konnte. Ein Blick in die Augen des Verwandten schien anzudeuten, dass es kein Zufall war, dass sich die beiden Aurelier an diesem Ort zu dieser Zeit begegneten. "Marcus! Dein Maiordomus - ist tot. Fhionn hat ihn umgebracht. Sie steht dorthinten." Die Einsilbigkeit und Nüchternheit dieser Worte erschreckte Orestes. Er hatte auf irgendeine innere Distanz umgeschaltet.Er deutete mit seinem Finger auf Fhionn, die immer noch einfach so da stand, wie Orestes fand, einfach so. "Sie hat ihn äußerst brutal erstochen. Das Tatmesser liegt noch in meinem cubiculum, wo sie es hat fallengelassen." Merkwürdigerweise dachte Orestes in diesem Moment an den finanziellen Verlust, den diese dumme Sklavin der Familie entgegengebracht hatte: Zwei Sklaven auf einmal zu verlieren war einfach teuer. Diesen Gedanken nachgehend drehte er sich wieder in Richtugn Tatort, um zusammen mit Corvinus die letzten Schritte zu Mathos Leiche hinzugehen.

    "Dann wird es ruhig weitergehen, das ist gut. Hat Valerianus eigentlich auch einen Beraterstab aus Illyrien mitgebracht, hört man da etwas? Wahrscheinlich schon, nicht wahr?". Stutzend nahm Orestes noch ein letztes Hühnerbein. "Naja, wenn das Collegium Dich wählen würde, würdest Du das Amt doch sicherlich annehmen, oder?". Corvinus hatte noch ein weiteres Thema angeschnitten, dass Orestes sicherlich vergessen hätte: die Bruderschaften: "Von meiner eigenen Neigung würde ich die Salier wählen, aber wer gehört denn wozu, was ist politisch opportun?". Orest kaute auf dem Hühnerbein herum und legte den abgenagten Rest an den für Knochen vorgesehenen Teller. Das war wirklich gut. Du hattest wirklich ein gutes Händchen mit Deiner Köchin - wie hieß sie - Niki?

    "Nun, komm schon!", rief er Fhionn zu und als er sah, dass sie sich in Bewegung setzte und weil sie ihm hinterhertrottete musste er der Blutspur folgen, die ihn sehr bald zum leblosen Körper Mathos führte. Er lag da und ein einfacher Blick auf die von vielen Stichen aufgerissene Brust des nun ehemaligen Majordomus der Aurelier ließ Orests letzte Hoffnung, dass das Leben der Täterin, das Leben Fhionns noch zu retten sei, entschwinden. Du.. Du hast ihn wirklich umgebracht. Scheiße, Scheiße, Scheiße!. Natürlich wusste Orestes nicht, dass es sich um einen Tyrannemord handelte.


    Er drehte sich zu Fhionn um und schaute sie traurig an. "Weißt Du, was das bedeutet???Wahrscheinlich nicht! Oh Mist." Nicht unwesentlich verzweifelt scahute er herum. Gab es irgendeine Möglichkeit es zu vertuschen. Nein, die Blutspur und so weiter. Und selbst wenn käme das nicht in Frage. Gerechtigkeit musste geschehen. Er merkte wie er sich langsam wieder fing und seine Gedanken wieder klarer und geordneter wurde. "Wir müssen zu Corvinus." Er hätte sie jetzt fairerweise darauf hinweisen sollen, dass sie mit Sicherheit gekreuzigt werden würde, aber es fiel ihm schwer. , sagte er schließlich nach einigen Sekunden stille mit ruhiger und fester Stimme."Los, gehen wir."

    Orestes meinte bei Fhionn etwas wie ein Missfallen zumindest aber ein Missverstehen entdecken zu können, das lag aber zumindest an der Unterschiedlichkeit der Kulturen und es würden wohl noch einige Jahrhunderte vergehn müssen, bis die Interpretation Romana die keltischen Kulte adaptiert hatte. Aber: es würde irgendwann geschehen. "Ja. Ich glaube, ich bin reif für mein Bett. Ähm ich wollte sagen, ich bin müde." sagte er und trank den gerade gefüllten Becher aus. Er wandte sich zum Gehen: "Es war schön Dich getroffen zu haben, Fhionn!"

    "Matho tot?". Bei diesen Worten, die erst nach einigem Schütteln aus ihr herausgefallen waren. Gab es eine merkwürdige Erleichterung, er hatte schon fast befürchtet, dass sie einen Aurelier niedergestochen hatte, aber es war nur ein Sklave. Der Majordomus zwar, aber ein Sklave. Es hätte ihm schon in dieser Nacht auffallen müssen, dass sie unter der Schar der Sklaven ausgerechnet den Majordomus (einen der wenigen, die Orestes schon kennengelernt hatte) weggelassen hatte. Aber wer denkt sich denn gleich etwas dabei.


    Nach dieser sekundenhaften Erleichterung wurde ihm aber bewusst, dass das die Situation für Fhionn nicht gerade besser machte - Kreuzigung blieb Kreuzigung. Wenn Matho noch leben würde, dann gäbe es vielleicht eine Chance. Orestes hörte auf sie zu schütteln. "Bring mich zu Matho, schnell!" Natürlich würde er anhand der Blutspur auch alleine den Weg finden, aber sobald Fhionn begreifen würde, dass ihr Leben verwirkt ist, wäre ein Fluchtversuch nicht auszuschließen, also würde sie ihn begleiten. "Los. Vielleicht ist er noch zu retten!" - und damit auch Du, dummes Kind. Er würde sie hinter sich herziehen, wenn sie nicht mitgehen wollte.


    Wirre Gedankenfetzen schwirrten durch sein doch sonst so aufgeräumtes Gehirn. Gedanken und Emotionen vermischten sich. Er hoffte, dass sich alles noch aufklären ließe, er fragte sich, warum und wie diese schüchterne Sklavin aus der Küche zu einer Tat fähig wäre, für ein paar Bruchteile einer Sekunde fragte er sich sogar, welcher Geist ihm so einen Traum bescherte. So verwirrt verließ er sein Zimmer, noch einmal herumblickend ob Fhionn ihm folgen würde.

    "Es sind die gleichen Götter, nur unterschiedliche Namen!", sagte Orestes bestätigend. Fhionn schien es einigermaßen verstanden zu haben, was er sagen wollte. "Druide..hm..ja fast. Bei uns heißen die Druiden Sacerdos. Ich muss noch eine Prüfung machen. Dann bin ich Sacerdos." Er überlegte. "Wenn Du also mal zu Brigantia beten willst, musst Du zum Tempel der Victoria gehen. Hast Du verstanden?".


    Auch wenn dieses Gespräch nicht wirklich einfach war und nicht nur wegen der Tatsache, dass Fhionns Sprachkenntnisse eher gering waren, nein auch wegen der Themen und der Uhrzeit. Auch wenn es also eher schwirig war, genoß Orestes das nächtliche Gespräch, so dass er - trotz oder vielleicht wegen der stärker werdenden Müdigkeit - sich seinen Becher nahm und noch etwas zu trinken einschenken wollte, um sich nach diesem Becher in sein Cubiculum zurückzuziehen.

    Es war spät geworden und Orestes - auf einer Kline in seinem Cubiculum liegend - hatte den ganzen Abend seit der Cena studiert. De natura Deorum vom großen Tullius Cicero. Es wusste nicht, ob es wirklich die beste Vorbereitung für die Opferprüfung war, aber er hatte die Handbücher und Ritualien schon fast auswendig gelernt, so dass eine Reflexion über den Cultus auch einmal gut tat. Deswegen hatte er sich auch so sehr vertieft, dass ihm nicht aufgefallen war, dass die Zeit verflogen war. - Und es wäre ihm wahrscheinlich auch erst einige Kapitel später aufgefallen, wenn er nicht durch das Geräusch eines fallenden Gegenstandes aus seinen Studien aufgeschreckt worden wäre. Er blickte auf.


    Starren Blickes stand Fhionn die keltische Sklavin, die er vor Kurzem des Nachts in der culina getroffen hatte und die in ihm einige denkprozesse in Gang gesetzt hatte, mit blutverschmierter Tunika ein ebenso blutverschmiertes Messer vor ihr auf dem Boden. Sie selbst blutverschmiert.


    "Fhionn!", entfuhr es ihm, "ist Dir etwas passiert?" Er hätte nicht fragen müssen. Wenn sie soviel Blut verloren hätte, wie sich an ihrer Tunika, ihren Händen und ihrem Gesicht befand, hätte sie es schwerlich in sein Zimmer geschafft. "Was ist passiert, Fhionn. Was ist los?", sagte er in einem Tonfall, der je mehr in seinen Denkapparat der Gedanke Raum gewann, dass Fhionn - egal was passiert war - eher Täterin denn Opfer gewesen sein muss, immer mehr zu einer merkwürdige Mischung aus Verzweiflung und Wut wurde. "Was hast Du mit dem Messer gemacht." Er sprach dabei allerdings leise, da nicht alle sofort aufwachen sollten. In diesem Moment sah er aber die Blutspur, die sie hinter sich her gezogen hatte. Eine Blutspur, die aus seinem Zimmer herausführte. Hatte sie etwa..? Er verlor den letzten Rest von innerer Ruhe. Er ging auf sie zu, packte sie und schüttelte sie."Wo führt die Blutspur hin? Was hast Du getan?"

    Orestes stimmte in das Lachen des Corvinus ein. "Das Leben in der urbs ist doch angenehm. Auch, dass wir keine Ekklesia, sondern einen Senat haben, auch wenn es schwieriger ist hineinzukommen. Ist die Rolle danach klarer, jedenfalls wenn Valerianus nicht viel verändert."


    Erst im Nachhinein merkte Orestes, dass seinem Trinkspruch ein gewissee ironischer Unterton innewohnte. Also sprach er nach dem er getrunken hatte:"Vielleicht war bei diesem Trinkspruch der Wunsch Vater des Gedankens. Aber ich denke, es wird jetzt bald aufwärts gehen. Immerhin wirst Du vielleicht bald im Senat sitzen und sicherlich auch bald Magister der Septemviri sein, oder Marcus?"