Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Die Antwort auf die Anfrage, das wussten beide Seiten, war natürlich nicht mehr und nicht weniger als selbstverständlich, dennoch freute sie Orestes, weil er so über das im Auguraculum stehen hinaus schon mal ein paar Aufgaben als Augur erledigen konnte. "Die Ehre wird natürlich ganz auf meiner Seite sein. Wirst Du die beiden anderen Auguren, die Deine Anwesenheit bestätigen, selbst aussuchen, oder soll ich mich im Collegium darum kümmern?", fragte er um dem wahrscheinlich bald designierten Consul etwas Arbeit abzunehmen, aber da der Tiberier ja selbst einmal bei den Auguren gesessen hatte, würde er durch zwei Nachrichten wohl auch schnell die nötige Dreizahl erfüllen.

    Gut, dann werde ich mich baldigst dort hin begeben. Morgen, oder übermorgen.,
    sagte er - wie war denn noch einmal das Angebot für die Dos gewesen, überlegte er dann auf die Bemerkungen hin: "Das Angebot war ein Saltum Land, wenn ich mich recht erinnere, oder? Iberien, richtig, ja." Dann nahm auch er noch einen Schluck von dem Wein, von dem kaum zu sagen war, ob er iberisch oder sizilianisch war. Cum manu, ja. Am besten auch eine Confarreatio. Langfristig könnte ich mir vorstellen, aber das nur zu Dir und es ist auch nur eine von verschiedenen Optionen, mich in Richtung eines der Flamen Posten zu bewegen. Die jetzigen Amtsinhaber sind alle nicht besonders stark und das einer dieser in den nächsten Jahren ins Elysium aufbricht ist nicht unwahrscheinlich. Und in dem Moment einer der wenigen confarreierten Patrizier zu sein, könnte eine gute Position sein."


    Auf die politischen Anmerkungen nickte er bloß. Die Acta war also wirklich ein Problemkind momentan. Gerne hätte er Corvinus dabei unter die Arme gegriffen, aber er musste erst einmal seine Pflichten wiederaufnehmen, bevor er sehen konnte, welches weitere Engagement drin war. Die Meldungen zu den Kandidaten hörte er dafür mit Freude und Anerkennung. Es war gut, wenn Avianus jetzt kandidierte, so könnte er selbst da nächste Mal antreten. Auch ein Konsulat von Durus käme ihnen jetzt gaz gut zu passe. "Bene, die Kandidaturen sind ja ganz erfreulich, gerade wenn ich im nächsten Jahr für die Quästur kandidieren sollte, was wir überlegen könnten.

    Es schien noch etwas zu dauern, wahrscheinlich meinte Arvinia sich noch hübsch machen zu müssen, was sie nach Orests Meinung gar nicht nötig hatte (nichtsdestoweniger freute es ihn natürlich). Weiter bei den Fragen nach seinem Werdegang bleibend, gab er als Antwort auf die Bemerkungen des Pontifex:


    "Ganz recht. Als Vigintivir konnte ich mich auch nicht wirklich auszeichnen, so dass ich erst einmal in den nächsten Monaten etwas vorzeigbares leisten sollte, damit die Wahl einigermaßen glatt durchgeht. Mal schauen, vielleicht gibt es ja irgendetwas bei den Auguren oder Saliern, wo ich mich über das Maß hinaus engagieren kann. Und was Deine Frage angeht, ja ich war schon im Auguraculum, aber außer dem üblichen gab es noch nichts. In ein paar Tagen ist eine Sitzung, vielleicht gibt es da ja ein paar Sonderaufgaben zu verteilen."


    Etwas anderes kam ihm noch in den Sinn, womit er sich der Gesellschaft in Rom wieder ins Gedächtnis rufen könnte - nämlich: während des Konsulats des Tiberiers eine Tiberierin zu heiraten. Das wäre wenigstens eine Ausrufezeichen, wenn nicht zwei. Aber dies brachte er natürlich nicht jetzt ins Spiel.

    Der Tiberier wollte Arvinia dazuholen. Das Herz des jungen Aureliers begann bei der Erwähnung der Geliebten etwas schneller zu schlagen und nur seine gute Erziehung und das Faktum, dass durch den Aufenthalt auf Sardinien seine Haut etwas gebräunt war, verhinderten dass sich eine dezente Röte auf sein Gesicht legte. Es freute ihn natürlich, dass er Arvinia nach so langer Zeit einmal wieder sah, auch war er von Durus überrascht, dass er sie befragen würde, hätte er nicht gedacht. "Aber natürlich, schließlich ist es ja eine wichtige Entscheidung.", sagte er neutraler, als er es sich zugetraut hätte.


    Damit gerade in diesem Moment keine Stille eintreten konnte, wollte er gerade ansetzen, als Durus ihm mit ein paar Fragen zuvorkam. Ich will mich zuerst einmal meinen Auguren- und Salierpflichten widmen. In der nächsten Amtszeit würde ich dann gerne die Quästur anstreben. Es wäre mir zwar eine große Ehre gewesen, Dir in Deiner doch recht wahrscheinlichen Amtszeit als Quästor Consulum zur Seite zu stehen, doch will so eine Kandidatur gut vorbereitet sein. Meine erst kürzliche Rückkehr hat deswegen den Auschlag gegeben, noch ein Jahr zu warten. Aber dann soll es die Quästur sein."

    Nicht umsonst, so dachte Orestes bei sich, war der Tiberier schon weit gekommen, er hatte den Zweck der Frage nach der Art der Eheschließung verstanden. Auch wenn diese so direkte Frage nach einem so fernen Ziel dem Aurelier unangenehm war, beantwortete er sie vorsichtig, aber wahrheitsgemäß:


    "Ich möchte einen möglichen Weg in Richtung eines der hochehrwürdigen Flamenämter zumindest zu diesem Zeitpunkt meines eigenen Weges nicht ausschließen, so dass ich mir - falls sich dies realisieren ließe - durchaus wünschen würde, eine Confarreatio und von daher auch eine manus-Ehe, in die Wege zu leiten.


    Sicherlich wäre dies ein gutes Ende seiner Ambitionen - flamen, warum nicht Dialis. Aber bis dahin wäre es noch ein langer und weiter Weg. Aber die Eheschließung würde dies ermöglichen oder verhindern, je nach Art.

    Ob es seine gut gewählten Worte waren, oder ob der Senator gar keine Veränderung des Angebotes im Sinn gehabt hatte, konnte Orestes natürlich weder ahnen noch erraten, aber darum ging es ja auch nicht. Die Dos erschien ihm angemessen und auch Corvinus hatte ja nichts gegenteiliges gesagt. Daher sprach nichts dagegen zuzustimmen. "Ich nehme Dein Angebot als Dos an.", sagte er deswegen.


    Es war eigentlich keine große Frage, ob es eine manus-Ehe sein sollte, davon war Orestes überzeugt, man müsste eigentlich auch alles nötige für eine confarreatio in die Wege leiten, aber das wäre noch zu besprechen, deswegen fuhr Orest fort: "Über die Art der Hochzeit, sowie über mögliche Termine, wäre von meiner Seite noch zu reden."

    Tiberius Durus kam gleich zu den geschäftlichen Dingen, das überraschte Orestes nicht wirklich, auch wenn er sich einen etwas seichteren Einstieg in das Gespräch gewünscht hätte. "Nun, damals hattest Du ja ein großzügiges Angebot gemacht, das niemand auszuschlagen sinnvollerweise erwägen würde.", sagte Orest deshalb. Man würde den Tiberier noch einmal um den Bart schmieren müssen, weil sich seine Bedeutung seitdem erhöht hatte, während Orest auf gleicher Stufe stehengeblieben war. "Es war damals ein Gut in Hispania im Gespräch, knapp ein Saltus, wenn ich mich recht erinnere. Damit wäre ich durchaus einverstanden. Allerdings steht es Dir - werter Pontifex, Senator und aussichtsreicher Kandidat für das edle Amt des Konsuls - frei, ein anderes Angebot zu machen, da ich ja einige Zeit auf mich habe warten lassen."


    Er sagte die letzten Wort ohne schleimerische Kriecherei, die ihm, Arvinia und dem Senator unangemessen wäre. Es war mehr die Anerkennung des Gegenübers herauszuhören, die im Übrigen echt und nicht gespielt war. Dennoch sollte dieser Satz natürlich auch den Honig bereitstellen, der für die Nicht-Veränderung der Dos eventuell nötig sein könnte.

    Der collega Aemilius tat dies, und schon ein paar Tage darauf konnte Orestes seinen Dienst wieder antreten. Es war schon eine Umstellung sich wieder den Sorgen der Menschen, um einen der pax deorum angemessen Verlauf ihrer Feiern, Neubauten, etc. zu widmen. Aber es war ein guter Dienst an den Menschen und am römischen Staat. So hörte Orest die Anliegen, brachte die Opfer dar, befragte die Götter, alles für die Menschen und die Pax Deorum. Abends ging er zufrieden nach Hause. Ein guter Tag.

    Es dauerte auch nicht allzulange bis Orestes den Weg ins Tablinum gefunden hatte. Bevor er den Vorhang zur Seite schob fuhr er sich noch einmal mit der Hand durch die Haare, dann trat er ein. Salve, Senator Tiberius Durus!, sagte er als erstes bevor er noch mehr als einen Schritt hinein getan hatte. Durus schien in Arbeit vertieft, was in den letzten Tage vor der Wahl auch nicht weiter verwunderlich war. Schließlich strebte er das Consulat an.


    Sicherlich lag es auch an der Tatsache, dass Durus wahrscheinlich bald Consul sein würde, dass Orestes die Heirat unter Dach und Fach bringen wollte, aber es war ihm auch ein persönliches Anliegen, da es sich ja nicht nur um eine politische Hochzeit handelte. "Ich komme, um die gemachten Absprachen, vor meiner gesundheitsbedingten Abwesenheit in Roma, bezüglich einer möglichen Hochzeit mit Tiberia Arvinia, noch einmal zu vertiefen und wenn es Dir beliebt, und wenn Du durch mein langes Fernbleiben entmutigt nicht schon andere Pläne für Arvinia hast, zu einer Einigung und einer baldigen Durchführung zu kommen., sagte er in einem gedrechselten Satz und schaute Durus daraufhin an.

    In eine gute Tunika und eine schlichte Toga gekleidet, frisch frisiert und in allem vorteilhaft sich zeigend, wartete Manius Aurelius Orestes an der Porta der Villa Tiberia auf. "Salve. Mein Name ist Manius Aurelius Orestes, Augur und Salier. Ich wünsche den Senator und Pontifex Manius Tiberius Durus privatim zu sprechen., sagte er dementsprechend mit einem feinen, aber nicht überzogenen Unterton.

    Orestes nickte. Die Stille, die sich nun ergab war nicht unangenehm, vielleicht wirkte der Wein dem auch entgegen. Jedenfalls ließ Orest Corvinus das Tempo des Gespräches bestimmen und als dieser das Thema wechselte und die Verarbeitungsstrategie "Ablenkung" wählte, ließ Orestes auch dieses geschehen, in der Annahme, das sein Vetter sich bewusst war, dass er ablenkte. Das gab aber zugleich die Gelegenheit die nächsten Schritte zu besprechen, was nicht gerade von Nachteil ist. "Dann sollte ich in den nächsten Tagen bei Tiberius Durus vorbei schauen, um mit ihm die Sache festzumachen. Sponsalia et cetera festzulegen. Arvinia - er hatte in Sardinien oft an sie denken müssen, der Arzt hatte ihm gesagt, dass es in seiner Verfassung gut sei das Leben zu ordnen, damit die Gefahr eines Rückfalles minimiert würde. Und was gab es ordentlicheres, als zu heiraten.


    "Was die Politik angeht, hört man auf Sardinien wirklich nur das allerwenigste, zumal die Acta auch nur selten ihren Weg dorthin findet. Man hörte, dass der Kaiser eine Zeit in Misenum weilte, so dass der Präfectus Urbi in Rom das sagen hatte, über den wir bei Gelegenheit mal sprechen könnten. Dann stehen ja wieder Wahlen ins Haus, da interessiert mich, wer kandidiert. Zumal wir beizeiten auch über die nächste Runde im Lauf der Ehren nachdenken könnten."


    Das wäre erstmal das Wichtigste. Ah, fiel es Orestes auf, die ersten Fragen seines Gegenübers hatte er noch unbeantwortet gelassen: Um aber zu Deiner Eingangsfrage etwas zu sagen. Mir geht es wieder gut. Ich habe manchmal das Gefühl, dass diese Schwarze Galle, die einige von uns heimsucht, etwas wie eine Familienkrankheit ist. Der Arzt hat mir eine Liste mit Speisen gegeben, die ich meiden soll. Wein steht glücklicherweise nicht darauf. Dann soll ich alle 20 Tage für drei, vier Tage aufs Land, oder wenigstens einen Ausritt oder ähnliches machen. Damit sollte man Rückfälle vermeiden. Und dann stünde auch einem Weg in der Politik und in der Religion nichts im Wege, meint er.

    Die Begrüßung war der Stimmung angemessen und doch fühlte Orestes, dass es gut war, dass er genau jetzt zurück gekehrt war. Du hast recht, Titus wird sich die Schuld geben. , nach einer kurzen Denkpause fuhr er fort, Was natürlich unsinn ist, die Meerluft hat mir ja auch gut getan, damit sich die Säfte ausgleichen. Aber das wird ihm, und uns allen nicht viel nützen.


    Orestes nahm sich den Becher und füllte ihn mit Wein, der sich fast dickflüssig - er war offensichtlich unvermischt - in den Becher ergoss. Ihm lag die Frage auf der Zunge, wie Minervina den Tod gefunden hatte, aber er verbiss sie sich, stattdessen trank er und sagte darauf: "Wir können den Göttern danken für das Geschenk, das sie uns in Minervina gegeben haben."

    "Marcus,", rief Orestes beim Eintreten zu. Er hatte sich beeilt einigermaßen frisch und sauber die Exedra zu erreichen. "ich habe..Leone hat es mir schon erzählt., stammelte er weiter. Er war sich zu gut bewusst wie wichtig Minervina für Corvinus war, von Ursus ganz zu schweigen, so dass ihn das Bild, was sich ihm bot, nicht besonders überraschte: Corvinus saß trübsinnig herum. Eine andere Trübsinnigkeit, als er sie in den letzten Monaten gelebt hatte, denn es war Trauer.


    Da zumeist weiteres Reden im Trauerfall weder erwünscht war, noch half, ging er in respektvollem Schweigen - er hätte auch nicht gewusst, was er sagen sollte - zu Corvinus und wartete seine Reaktion ab, bevor er sich zu ihm setzte.

    Fast wie er es sich gedacht hatte: Hier hatte auch niemand Bescheid gewusst. Eigentlich wunderte es ihn nicht. Als er den Weg gesehen hatte, den er zurückgelegt hatte, bis er aus Sardinien wieder in der Urbs angekommen war, war ihm klar geworden, dass er die wichtigen Briefe mit der Abwesenheitsmeldung für Familie und Collegium mit dem CP hätte schicken lassen sollen und nicht vom Villicus mitnehmen. Aber dafür war es nun zu spät. Er war wieder hier und musste jetzt seine Abwesenheit erklären. Der Collega Aemilius war nur einer von vielen.


    "Ah, salve collega Aemilius. Mich plagte eine Krankheit und der Arzt empfahl mir sofort aufs Land zu fahren und auch Seeluft und so weiter. Dies tat ich und schrieb zwar Briefe über meinen Verbleib, es scheint mir nun aber so zu sein, dass sie weder das Collegium noch meine Familie erreicht haben. Nichtsdestoweniger bin ich wieder in der Urbs, gesund, kräftig und voller Tatendrang, und würde mich gerne wieder in die Dienstlisten für das Auguraculum eintragen.

    "Das wäre großartig, ich mache mich nur schnell etwas frisch, und würde ihn dann gerne sehen, wenn er etwas Zeit hätte.", sagte Orest, nickte den Sklaven zu - insbesondere Leone - und machte sich dann in sein Zimmer auf. Etwas Wasser ins Gesicht und eine frische Tunika, etc. würden ihm gut tun, bevor er Corvinus traf.

    Es war tatsächlich Leone, der ihn in Empfang nahm, soweit so üblich. Auch dass er freundlich ja geradezu froh auf das Eintreffen reagierte verwunderte Orestes nicht, doch nach den ersten Worten, wechselte sich die Stimmung in diesem eigentlich nicht für seine Emotionalität bekannten Sklaven. Und als dieses kleine emotionale Beben, das Orestes tatsächlich überraschte, sich auch noch in Worte fasste, die Orestes selbst tief bewegten - "Herrin Minervina - Elysium" -, schien es dem jungen Aurelier, als ob für einen Moment die Zeit stehen geblieben war. Und nur das Gewusele der Sklaven, die sein Gepäck ausladen wollten, hielt ihn davon zurück an dieser Stelle Wurzeln zu schlagen.


    Minervina. Nicht oft hatte er sie gesehen. Sie war sehr zurückgezogen. Er meinte, dass auch sie an einer Melancholie litt, gelitten hatte, ob sie. Nein, das war nicht auszudenken. Es würde Ursus am meisten getroffen haben, auch Corvinus. Seine Gedanken versuchten sich im Kreis zu drehen. Doch Orestes nahm den kürzesten Weg in die Außenwelt: Danke, Leone für die Information. Weißt Du ob dominus Corvinus sich schon für die Nacht zurückgezogen hat?

    Es war schon einige Zeit her, dass Orestes das letzte Mal seinen Dienst als Augur wahrgenommen hatte. Er wusste auch gar nicht mit absoluter Sicherheit, ob er einfach wieder zugelassen würde, oder wie es nun weiterging, er machte sich aber jedenfalls gleich am Tag nach seiner Ankunft in Rom auf, zum Auguraculum zu gehen und zu sehen, wie es jetzt weitergehen würde.


    Dort angekommen suchte er den diensthabenden Auguren, um zu erfragen wie es um diese Sache stehen würde.

    Es war zwar nicht so spät wie an jenem Abend als Avianus zurückkehrte, aber auch Orestes hatte einen langen Weg hinter sich gebracht und es war wieder einmal später geworen als er gedacht hatte, als er staubig aber zufrieden die heimatlichen Gefilde, oder waren es doch mehr heimatliche Gemäuer, als er jedenfalls die Villa Aurelia erreichte.


    Man hatte ihm unterwegs den Brief von Corvinus zugestellt, so dass er wusste, dass alles irgendwie gut ausgegangen war. Das konnte man nur Glück nennen. Er würde bald ein Dankopfer darbringen und Fortuna so bitten, dass sie ihn in den nächsten Monaten unterstützen würde. Die Tür - so hoffte er - wäre noch nicht verschlossen, als er an kam, so war es auch. Leone würde warten, jemand würde seine Sachen ausladen und den Wagen etc. bezahlen. Orest würde sich in sein Zimmer begeben und sich frischmachen. Dann eine kleinigkeit essen und bald schlafen gehen. Alles weitere würde sich morgen zeigen. Vor allem das wichtige. Denn die einzige Frage, die ihn unruhig machte, war ja die: wie ginge es weiter mit den vor der überhasteten Abfahrt geschmiedeten, aber noch nicht in trockene Tücher gebrachten Pläne. War die erste Hochzeit vielleicht schon geschehen oder abgeblasen? Hatte der Tiberier Arvinia schon anders, besser, an den Mann gebracht. Wie würde die Karriereplanung weiter gehen?


    Aber alle diese Fragen waren Fragen von morgen, eine Frage von und für diesen Tag war jene die Orest dem Sklaven stellte, der das Tor bewachte, der mit an Sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit Leone war, so dass er ohne den Sklaven schon sehen zu können sagte: "Salve, Leone. Ich bin's: Orestes. Dort stehen ein paar Sachen im Wagen, die müssten in mein Zimmer gebracht werden, und der Fahrer müsste bezahlt werden. Das übliche. Ach ja: Alles in Ordnung im Haus?

    Ein Brief, der mit dem Siegel der Aurelier verschlossen und an Corvinus persönlich adressiert war, wurde zugestellt.


    M' Aurelius Orestes M Aurelius Corvinus spd


    Zuerst entschuldige, dass ich Dich nicht ausreichend informiert habe, über mein Verbleiben und meine Abwesenheit, ich hoffe es ist nicht zu viel Staub aufgewirbelt worden. Doch dringenst musste ich das Zentrum der Welt verlassen, unsere Landgüter auf Sardinien waren mir da ein guter Unterschlupf, von dem ich mich heute mit diesem Brief bei Dir melde.


    Die Griechen nennen es wohl melancholia, diese merkwürdige Krankheit, die mich immer einmal wieder überfällt, in der ich nichts zu tun in der Lage bin. Es hat mich dieses Mal noch schlimmer getroffen, als das letzte Mal, alle Heiterkeit und Lebenslust war mir gewichen. Mit letzter Kraft rettete ich mich aus dem Gewühl der Sommerhitze Roms, gerade nach dem meine Amtszeit abgelaufen war (Zu dieser Zeit als Vigintir gleich noch mehr). Ich wusste und unser Leibarzt hier hat es mir bestätigt, dass ich Rom überdrüssig war, der Geschäfte und des Treibens. Dass ich gehen musste, um auszubrechen aus diesem Alltag. Es war ein überstürzter Aufbruch, und doch so notwendig.


    Ich habe lange überlegt, ob der denkwürdige Abend bei den Tiberiern ein Auslöser gewesen sein könnte, glaube dies aber nicht. Es war mehr ein Ausbruch der Krankheit, die zu bekämpfen der Arzt mir eine ganz bestimmte Diät gegeben hat. Ein Opfer den Göttern hat ein weiteres getan. Jetzt fühle ich mich besser und der Tatendrang kehrt zurück. Vorsicht, soll ich dabei walten lassen. Nicht zu schnell wieder voll einsteigen, aber doch meine Pflichten für Rom wieder aufnehmen, sagt der Arzt. Und das will ich auch.


    Daher bevor ich mich in den nächsten Wochen nach Roma einschiffen werde, schon eine Bitte. Vielleicht ist es Dir möglich - ohne groß Aufhebens zu machen herauszufinden, ob die Erbschaftsfälle* die ich auf dem Schreibtisch hab liegen lassen, bearbeitet worden sind. Wenn nicht will ich dies noch tun, damit keiner uns nach sagen kann, wir wären unseren Pflichten nicht nachgekommen.


    Wie es nach dem Abend bei den Tiberiern weitergegangen ist, werden wir wohl besser persönlich besprechen. So bleibt mir nichts anderes als meine baldige Ankunft anzukündigen und Dir und dem Haus ein
    "Valete!" zuzurufen.


    Sim-Off:

    * Sie sind es nicht, denke ich.