Natürlich hatte Orestes zugehört, war aber dennoch über die ihm zugedachte Frage nicht wenig überrascht. Er musste eigentlich sich erst eine Meinung bilden und seine Gedanken ordnen, er durfte aber auch nicht zu viel Zeit verlieren, also würde er erst einmal zwei drei Sätze sagen und währenddessen weiter denken.
Werte Auguren, es ist richtig. Vor einigen Jahren bin ich in den Dienst der Götter getreten, als Priester des Göttervaters auf dem Kapitol. Bei meiner Inauguratio wurden die Götter durch den ehrenwerten Magister dieses Collegiums befragt und ich selbst hätte in dieser Zeit nicht zu träumen gewagt einmal hier unter Euch zu sitzen."
Diese Sätze genügten dem jungen Aurelier seine Gedanken zu ordnen. Er wusste, dass er wahrscheinlich nach den nächsten Sätzen diesen Dienst würde mitübernehmen müssen, aber das war in Ordnung. "Ich habe die persönliche, individuelle Ausbildung im Cultus sehr genossen. Auch die Schüler die ich unterrichtet habe, haben davon profitiert, dass sie Examina und Inauguratio dann machen konnten, als sie bereit waren. Ich möchte diese individuelle Form nicht missen und halte sie gerade in diesen Zeiten, wo nur wenige junge Männer und Frauen ihren Weg in diesen Dienst finden, für unaufgebbar.
Die skeptischen Blicke der Auguren waren ihm nicht entgangen, insbesondere der beiden älteren, die sich zuvor zu Wort gemeldet hatten, deswegen fuhr er fort: "Gleichzeitig, sehe ich aber auch die Herausforderungen dieser Handlungsweise für uns Auguren. Es muss dann immer relativ schnell gehen und oft genug findet zwischen Anfrage und Termin keine Contio statt, der Magister sollte auch nicht immer dafür herhalten müssen. Außerdem haben wir alle auch noch andere Termine und die Präsenzzeit im Auguraculum." - diese Sätze hingegen wurden mit einem bestätigenden Nicken quittiert.
Ich könnte mir folgendes vorstellen: vielleicht gibt es unter uns ja zwei oder drei Freiwillige, die sich bereit erklären diesen Dienst zu übernehmen, die dann auf dem kurzen Dienstweg mit dem Magister in Kontakt stehen und schnell entscheiden können, wer diese oder jene inauguratio übernimmt. So sind wir einerseits nicht nur durch den Magister präsent, andererseits gibt es auch kein mehr an Sitzungen und Terminen für alle.