Einen Moment lang hatte sich Axilla noch gefreut, dass ihre Worte so flüssig und durchdacht gewesen waren, aber dennoch fand Vala rasch eine Schwachstelle. Wobei, im Grunde war es ja keine, sondern genau das, was Axilla gesagt hatte. Nur mit einer irgendwie anders gelagerten Betonung. Dass er das als Kriegsgrund anführte brachte Axilla wiederum kurz ins Straucheln. Sie gehörte nicht zu der sich scheinbar ausbreitenden 'Lasst uns alle Freunde sein'-Fraktion, sie wusste um die Notwendigkeit von Kriegen und würde da nie daran zweifeln, dass diese Kriege des Imperiums gerechtfertigt waren. Da brachte sie Valas Einwurf in einen kleinen Gewissenskonflikt.
“Ja, aber das kommt ja auf den Standpunkt drauf an. Sicher, für andere Völker sind Römer Barbaren. Für die Griechen sind wir sogar mit die größten Barbaren überhaupt.“ Axilla wusste, wovon sie redete. In Alexandria kam man nicht umhin, zu bemerken, wie die Griechen von ihren römischen Beschützern mitunter dachten. “Aber hier sind wir in Rom. Und wenn die Stärke der römischen Kultur nur eine leere Worthülle wäre, wie könnte das Imperium dann so groß sein? Wie könnte Rom dann die, die im Krieg als Barbaren bezeichnet werden, besiegen?“
Das war vielleicht kein Argument, aber zumindest ein guter Einwand. Und in Axilla regte sich doch ein klein wenig der Stolz, wenn Vala schon die Legionen, wenngleich indirekt, ins Spiel brachte.
Dass er aber so unbekümmert war, was das Räuberdasein anging, das konnte Axilla dann doch nicht ganz begreifen. Er sagte das so, als wäre das nichts weiter als ein Spaß, den man sich in der Jugend mal erlaubt hatte. Als würde das jeder machen. Die Pflastersteine wurden also plötzlich wieder uninteressant, als Axilla leicht fragend zu ihm hochschaute. “Und du hast gar keine Angst, dass du dafür bestraft wirst?“ Gut, die Chance dafür war sehr gering, aber dennoch.
Seine anderen Worte hingegen erinnerten in der Tat ein wenig an ihre Diskussion über die Ehre. Und es war nicht leicht, darauf eine passende Antwort zu finden. “Und dennoch unterliegen die Götter auch dem Spruch der Parzen und damit einem Gesetz. Im reinen Chaos kann nichts existieren. Es muss auch immer eine Ordnung geben.“ Und das aus Axillas Mund! Das war schon beinahe ein Paradoxon.