Beiträge von Iunia Axilla

    Man darf die Möglichkeit, dass ich momentan einfach ein DAU bin, nicht außer acht lassen, aber:


    Könntet ihr noch austragen, dass ich von Caius Aelius Archias nun nicht mehr Vilicius bin? Ich hab schon geguckt, ob ich noch irgendwo was klicken kann/darf/soll/muss, aber entweder bin ich echt zu doof, das zu finden, oder da gibts nichts. Steht aber nach wie vor immer in meiner Signatur drin.

    Plötzlich grinse Archias sie wie ein Honigkuchenpferd an, und Axilla konnte nur fragend zurückschauen. Hatte sie einen Fleck auf der Nase, oder was war so lustig? Da versteh einer die Männer. Im einen Moment bliesen sie Trübsal, als ginge die Welt unter, und im nächsten Moment war alles eitel Sonnenschein.
    Dann aber lenkte die alte Frau, die die Fibeln verkaufte, sie ab und Axilla konzentrierte sich wieder darauf. Und zum ersten Mal bei diesem vermaledeiten Einkauf musste Axilla wirklich grinsen, als sie die Antwort der Frau hörte. Archias sollte das doppelte zahlen? Das gefiel ihr. Das war wirklich witzig, vor allem, wie ernst die Frau dabei blieb. Ob die etwas gemerkt hatte, dass Axilla sich nicht beschenken lassen wollte, und es deshalb so machte? Auch wenn nicht, das war egal, Axilla grinste und fischte nach ihrem eigenen Geldbeutel. Viel Geld hatte sie nicht mit, die Gefahr, beklaut zu werden war ja nicht unerheblich. Aber ein paar Sesterzen hatte sie dabei. Und so drückte sie der Frau auch zwei Messingmünzen in die Hand. “Eine für die Fibel und eine für das Lächeln“, meinte sie noch immer grinsend und nahm dann die Fibel an sich. Noch immer grinsend drehte sie sich zu Archias um und machte sich dann daran, weiterzuschlendern. Sie hatte eine etwas bessere Laune im Moment, vor allem, weil sie selbst sich das dumme Ding gekauft hatte. Auch, wenn es nur eine Kleinigkeit war. Aber es war ihre Kleinigkeit.

    Wirklich beeindruckt schien Archias ja nicht gerade zu sein. Im Gegenteil, er winkte gleich ab, als er sich die Messer nur kurz angeschaut hatte und zog sie dann weiter. Natürlich hatte er recht, dass die Dinger hier eher unbrauchbar waren, aber dennoch hätte Axilla eine andere Reaktion erwartet. So hatte sie nun wirklich keinen Anhaltspunkt, was schon wieder falsch war, und ließ sich nur mit zum nächsten Stand ziehen.
    Sie ließ ihre Finger über die ein oder andere Fibel gleiten, aber irgendwie war sie gar nicht so wirklich in Einkaufsstimmung. Noch immer war da das doofe Gefühl, dass sie sich ja eigentlich gar nicht beschenken lassen wollte. Und sich selbst ein Geschenk auszusuchen war irgendwie doppelt doof, denn ein Geschenk war schließlich dann am schönsten, wenn es eine Überraschung war. Wenn sie selber hinging und nur sagte 'Das will ich haben!' war das was anderes. Vor allem, da sie sich das, was sie haben wollte, ja auch einfach kaufen konnte, dafür brauchte sie Archias nicht.
    Sie drehte also gerade eine besonders verschnörkelte Fibel etwas lustlos in den Hunden, als Archias ihr silberne zeigte. Sie guckte kurz darauf und zuckte leicht mit den Schultern. “Ja, kann schon sein. Sehen ein bisschen ähnlich aus.“ Sie legte die Fibel, die sie in den Händen hatte, wieder auf den Tisch und atmete dabei einmal etwas wehleidig aus. Sie vermisste Alexandria, dort war sie lieber einkaufen gegangen. Hier war es zwar auch interessant und es gab viele, schöne Dinge, aber es war einfach nicht dasselbe. “Wieviel kosten die denn?“

    Es war ein wenig schwierig für Axilla, mit Perisander zu reden. Er antwortete nur ganz genau auf ihre Fragen. Nun, das war ja auch so eigentlich richtig, so erwartete man das ja auch von einem Sklaven. Nur... Axilla war es nicht gewohnt. Ihre Sklaven wussten alle, wie sie mit ihr umgehen konnten und waren daher weit offener. Perisander kannte sie noch nicht, und das war wohl ihr Hauptproblem mit der Sache. Überhaupt war er der erste wirklich neue Sklave, den sie hatte. Leander hatte, bevor er ihr geschenkt worden war, schon 10 Jahre für die Iunier gearbeitet.
    Axilla führte Perisander in den Adedis und setzte sich auf eine der Bänke. Mit einer Geste bot sie Perisander an, es ihr gleich zu tun. Er musste hier ja nicht rumstehen.
    “Mein Mann wird sicher auch gleich kommen und dich ein bisschen was fragen. Wo du vorher warst und wieso du verkauft wurdest und so.“ War ja immerhin nicht unwichtig. Zwar mussten sie ihm glauben, was auch immer er sagte, aber trotzdem wollte Axilla sowas wissen.

    Hm, besonders viel erzählte er ja nicht von sich aus. Eigentlich beantwortete er nur ganz genau ihre Fragen. Aber andererseits, so gehörte es sich ja eigentlich auch. Trotzdem machte es die Sache nicht unbedingt leichter für Axilla, die jetzt schon mit der Situation emotional überfordert war. Dass der arme Tropf neben ihr gar nichts dafür konnte, war noch das Schlimmste an dem Ganzen.
    “Hm, also, ich bin jetzt achtzehn, und Caius... also, Aelius Archias, der dich ersteigert hat, ist 33..“ Damit konnte er vermutlich nicht so viel anfangen, aber irgendwie musste Axilla das Gespräch ja vorantreiben. Und sie war sich grade nicht so sicher, wo Tarentum lag. Irgendwo in Italia, aber wo? Sie stammte ursprünglich aus Tarraco, und selbst dort hatte sie keine Ahnung, wo welche Stadt genau lag. Die Stationen des Alexanderfeldzuges hätte sie runterbeten können und auf der Karte sofort zeigen, ohne zögern, aber das hier... Also blieb nur das Alter als Gesprächsgrundlage. Das war allerdings nicht gerade ergiebig.
    Die arme Lippe musste weiter leiden, während sie auf den Palast zuschritten. “Da, das große Haus, dort wohnen wir. Also, eigentlich nicht nur wir, gehört ja der kaiserlichen Familie irgendwie. Also den Aeliern. Ähm... ja, da vorne ist jedenfalls die Porta.“ Axilla kam sich im Moment ziemlich dämlich vor und ungefähr so eloquent sie ein Stück Treibholz. Nikolaos würde wahrscheinlich die Augen verdrehen, wenn er sehen konnte, wie sie hier so vor sich herstammelte.

    “Perisander, hmhm...“ Axilla kaute sich mal wieder etwas auf der Unterlippe, wie sie es meistens tat, wenn sie überlegte. War ein griechischer Name. Sie würde ihn sich wohl merken können, das war nicht das Problem. Und sie hatte ja auch schon vermutet, dass er Grieche war, zumindest sprach er 2 Dialekte. Aber ihr schlechtes Gewissen nagte unaufhörlich an ihr, und das konnte sie einfach nicht abstellen. Nach dem Überfall waren einige Dinge einfach nicht mehr so einfach wie zuvor.
    Axilla ging ein paar Schritte schweigend neben ihm her. Sie wusste, sie sollte mehr fragen und mehr Interesse zeigen, aber es war ein so seltsames Gefühl. Als würde sie Leander verraten. Es war albern und töricht, aber sie konnte es einfach nicht abstellen. Wenngleich sie sich nach außen hin nichts anmerken ließ – abgesehen davon, dass sie ihre Lippe malträtierte.
    “Und woher kommst du? Und wie alt bist du?“ fragte sie schließlich noch weiter. Ein bisschen was sollte sie ja über ihn erfahren. Der Sklavenhändler hatte sicher nicht die ganze Wahrheit gesagt, sofern er überhaupt etwas Wahres gesagt hatte.

    Vom Tor zurück zum Haus war es zwar nicht weit, aber weit genug, dass Axilla ein Gespräch anfing. Sie konnte ja nicht einfach so neben ihrem neuen Sklaven hergehen und überhaupt nichts sagen. Das lag ihr nicht im Blut. Sie betrachtete den Mann etwas unauffällig von der Seite. Sie wollte ihn ja nicht anglotzen. Auch wenn er Sklave war, Axilla fand, das gehörte sich einfach nicht. Sie machte in puncto Höflichkeit keine Unterschiede bei ihren Gesprächspartnern. Zwar war sie meistens so diplomatisch wie ein Ziegelquader, aber das wenigstens gleichermaßen zu allen.
    “Ich heiße Axilla. Iunia Axilla. Wie ist dein Name?“ fing sie also ein kleines Gespräch an. Mit irgendwas musste man ja schließlich anfangen, und Namen waren da ein guter Start.

    Kurz überlegte Axilla, ob sie noch irgendwas sagen sollte, um das Gespräch nochmal in Schwung zu bringen, aber eigentlich musste sie ja wirklich los. Außerdem war sie sich immernoch nicht sicher, ob sie dem Aurelier nicht doch auf die Nerven ging mit ihrem Geplapper. Beim Thema Blumen war er zwar sehr ausgeglichen gewesen, aber Axilla konnte ja nicht die ganze Zeit nur über Pflanzen reden. Vor allem, da sie im Grunde davon weniger Ahnung als vielmehr Gefühl hatte, und eben jenes konnte man nunmal schwerlich in Worte fassen.
    Sie lächelte nochmal von einem Ohr zum anderen, als der Aurelier fragte, ob sie rausfinden würde. “Ich vielleicht nicht, aber Leander sicher.“ Axilla hatte einen guten Orientierungssinn. Draußen. In einem unbekannten Haus, wo jede Wand gleich aussah, hatte sie Probleme. Ihr griechischer Sklave – der zu diesem Zeitpunkt ja noch lebte und vor der Tür wartete – war da verlässlicher. Axilla neigte also nochmal kurz das Haupt zum Abschied, flötete ein charmantes “Vale“ dem Ädil zu und war dann auch schon mitsamt ihren Konzessionen und Gewerbescheinen wieder verschwunden.

    Huh? Erst fing er von seiner Verwandten an, und nun war sie nicht wichtig? Axilla blinzelte kurz, dann zuckte sie innerlich die Schultern und schlenderte einfach weiter mit Archias. Wenn sie einmal nicht von diesem Wächterschwarm umgeben war, dann musste sie das ausnützen. Wenn es auch bei etwas so sinnlosem wie shoppen war, aber wenigstens war es ohne den Anhang.
    Ihre Finger fuhren über glitzernden Filefanz am nächsten Stand, und der Verkäufer bedachte sie schon streng. Vermutlich hatte er Angst, sie könnte etwas klauen, aber Axilla hatte nur die unangenehme Eigenart, mit den Händen zu sehen anstatt mit den Augen. Doch irgendwas interessante sah – oder besser erfühlte – sie hier nicht, und so schlenderte sie einfach weiter. Archias sagte gar nichts mehr, und kurz überlegte sie, ob sie etwas falsch gemacht hatte. Allerdings war sie sich keiner Schuld bewusst. Sie hatte ihm ja nichts gesagt von ihren Gefühlen, also konnte er dadurch ja auch nicht gekränkt sein. Hm, vielleicht war es auch, weil sie gerade an einem Stand vorbeigingen, der hübsche Zierdolche im Angebot hatte, und er an das Schwert und die Rüstung denken musste? Axilla zumindest dachte daran, als sie die hübschen Messerchen sah. Sie versuchte einfach mal einen Schuss ins Blaue. “Guck mal. Sind ein paar hübsche dabei, nicht?“ meinte sie und nickte in Richtung der Dolche. So toll fand sie die zwar gar nicht, da sie selber bei Waffen eher auf Beständigkeit achtete und nicht auf bunte Steinchen im Griff, aber sie wollte Archis Reaktion einfach sehen, um zu merken, ob es das war, weshalb er nichts mehr sagte und neben ihr hertrottete wie ein zum Tod verurteilter. Immerhin war er es gewesen, der hatte einkaufen gehen wollen!

    Es dauerte wohl eine Weile, ehe Axilla unten am Tor angekommen war, in freundlicher Begleitung des Prätorianers, der sie abgeholt hatte. Und im Moment ging es Axilla auch sehr gut. Immer wieder lächelte sie kurz zu dem schwarzuniformierten Mann hoch und ließ sich einfach zum Haupttor bringen, wo sie auch schon ihren neuen Sklaven und besagten Sklavenhändler sah.
    “Salvete“, grüßte sie alle am Tor befindlichen freundlich. Jetzt war sie doch ein wenig nervös, denn immerhin war das doch ihr erster Sklavenkauf und sie hatte keine Ahnung, wie das nun in der richtigen Reihenfolge alles stattzufinden hatte. Aber Titus würde sich schon melden.

    Nach kurzer Zeit kam auch schon besagte Dame, die sich erst noch daran gewöhnen musste, hier eine Hausherrin nun zu sein, und lächelte dem Prätorianer etwas unsicher und verlegen entgegen.
    “Entschuldige, dass du warten musstest. Aber jetzt können wir los.“ Im Reden streifte sie sich noch ihren zweiten Schuh über, den sie gegen die Haussandalen ja erst tauschen musste, und ging dann auch gleich schon los. Sie wollte ja den Sklavenhändler nicht lange warten lassen – und außerdem lief sie nicht gerne lange mit so viel Geld in der Gegend herum, auch wenn die Goldmünzen in dem Beutel beinahe unscheinbar wirkten und sie hier wohl nicht überfallen werden würde.

    Als Archias neben sich auf die Kline tätschelte, schaute Axilla ihn einen Moment nur blinzelnd an. Normalerweise machte ihr sowas ja nichts, aber im Moment war sie noch wütend auf ihn. Es war nicht einmal zehn Minuten her, da hatte er sie wie Luft behandelt, und jetzt behandelte er sie, als sei sie ein Hund. Zumindest sah sie das in ihrem Zorn gerade so, und blieb daher auch erstmal stehen bei den anderen. Sollte er ruhig wissen, dass es ihr nicht gefallen hatte, wie er und Piso sich vorhin unterhalten hatten, als sei sie gar nicht da. Außerdem sollten die anderen nicht den Eindruck haben, sie würde auf jeden Wink sofort reagieren, immerhin hatte frau ihren Stolz.


    “Freut mich, dich kennen zu lernen“, meinte Axilla hingegen lächelnd, als ihr Iulia Corona vorgestellt wurde. Offenbar kannte Imperiosus sie schon, ihre Mutter war wohl Pompeia, wie es sich anhörte. Naja, warum auch nicht? Ihre eigene Mutter war eine Obsidia gewesen. Und was sagte das?
    Und mit einem Mal ruhten alle Augen auf ihr, und Axilla kam sich ziemlich unsanft n den Mittelpunkt gerückt vor. Sie schaute ein wenig aufgeregt von einem zum anderen. Musste sie jetzt was sagen? Verdammt, als Gastgeberin sollte sie das wohl. “Ähm...“ war also der intelligente und eloquente Anfang, ehe ihr etwas vernünftiges eingefallen war. “...das macht doch keine Umstände. Im Gegenteil, ist doch nett. So fühl ich mich schon nicht so von den Herren umringt, wenn ich etwas mehr weibliche Unterstützung habe.“ Immerhin waren die Einladungen nur an die verschiedenen Herren gegangen. Und auch, wenn es eine Lüge war – immerhin hätte Axilla sich auch nur mit den Herren zu unterhalten und amüsieren gewusst, gänzlich ohne Damenbegleitung – glaubte sie, dass es charmant genug klang. Was sollte sie auch schon dagegen haben? Es gab überhaupt nur ganz wenige Menschen auf der Welt, gegen die Axilla etwas hatte. Es lag nicht in ihrer Natur, jemanden nicht zu mögen.


    Noch immer hatte sie das eingerollte Bild in der Hand, und so langsam schien doch die Aufbruchstimmung loszugehen. “Aber setzt euch doch schonmal alle. Einfach, wo Platz ist, wir haben keine Sitzreihenfolge festgelegt.“ Dass ein Platz zuwenig da sein würde, wenn Ahala kam, soweit dachte Axilla noch nicht einmal.
    Und da kam auch schon der Sklave zurück und schaffte etwas herein, was schwer und Massiv zu sein schien. Imperiosus trat zu dem Gebilde und entfernte mit einem kunstvollen Ruck das Tuch darüber. Darunter war eine wirklich schöne Sonnenuhr. Axilla hatte noch nie eine gehabt, und betrachtete das Ding staunend, berührte ganz vorsichtig den Marmor, und fing dabei an, wie die Sonne zu strahlen. “Die sit wirklich wunderschön“, meinte sie fast verträumt und streichelte über das Fresko von Iuppiter. Sie grinste, legte das Bild vorsichtig auf das Ziffernblatt – irgendwie musste man schließlich die Hände frei kriegen – und umarmte Imperiosus beinahe ebenso spontan wie zuvor ihren Vetter, wenn auch nicht ganz so stürmisch und etwas weniger innig. “Danke!“ rief sie nur, als sie ihn einmal kurz und kindlich drückte und sich dann wieder dem marmornen Verschönerungsgegenstand widmete. Ihre erste Sonnenuhr! Da war gleich ganz vergessen, dass sie ja eigentlich noch nach Getränken fragen wollte.

    Noch immer kam Axilla sich etwas doof vor, sich etwas schenken zu lassen. Sie hatte ja nicht geheiratet, um Geschenke zu bekommen. Überhaupt sie war es auch nicht gewohnt. Erst recht nicht so. Wenn sie mal ein spontanes Geschenk von jemandem bekam, das von Herzen kam, freute sie sich natürlich. Wenn sie eine Idee überkam, dann schenkte sie ja auch gerne. Und das ganz unabhängig vom Preis der Sache. Axilla hatte schon immer instinktiv den Unterschied zwischen Preis und Wert erkannt.
    Dennoch fühlte es sich doof an, sich so offensichtlich beschenken zu lassen. Archias meinte es ja nur lieb, und sie wusste das ja auch. Er wollte ihr etwas gutes tun und sie verwöhnen. War ja auch soweit alles prima. Nur Axilla war einfach sehr selbständig. Sie war schon immer sehr energiegeladen gewesen und hatte wenig risiko gescheut, und ihr Vater hatte sie da auch unterstützt, sie mehr wie einen Jungen großgezogen denn wie ein Mädchen. Nach seinem Tod bei der kranken Mutter hatte sie auf eigenen Füßen stehen müssen, ob sie wollte oder nicht. Und auch in Alexandria hatte sie das meiste allein erledigt, hatte ihre Betriebe allein verwaltet und in Urgulania ein starkes Vorbild einer selbständigen Frau gehabt. Da nun zurückzuschrauben und sich von Archias, wie lieb es auch gemeint war, bemuttern zu lassen, war einfach etwas, was sich... doof anfühlte. Nicht richtig. Vielleicht würde sie mit Archias da noch einmal darüber reden müssen, aber nicht jetzt. Sie waren gerade dabei, den Streit so halbwegs zu vergessen.


    “Ich glaube nicht. Nicht, dass ich wüsste.“ Axillas Namensgedächtnis war löchriger als ein Fischernetz. Ein Glück, denn hätte sie mit der dicklichen Frau aus den Thermen damals heute noch einen Namen in Verbindung gebracht, ein neuer Streit wäre auf dem Weg gewesen. Wenn Axilla nur daran dachte, wie die Legionen zu 'Männern mit zu viel Langeweile' abgestempelt worden waren, würde sie heute noch explodieren. Es gab wenige Dinge, bei denen Axilla so vollkommen strikt war, aber die Soldaten des Kaisers gehörten da absolut und ohne Einschränkung dazu. Wehe dem, der abfällig über sie sprach. Ein Glück, dass Archias sie seiner Familie noch nicht voll und ganz vorgestellt hatte.

    Noch immer ruhte Axillas Blick leicht fragend auf dem Sklaven, als die Versteigerung sich dem Ende näherte. Und am Ende war es tatsächlich Archias, der den Zuschlag erhalten hatte, und der sich wie diebisch freute, dass er Sedulus noch ein Schnippchen geschlagen hatte. Axilla lächelte ihm nur kurz zu, ehe er sich auf zum Podest machte, um den Kauf zu besiegeln. So richtig freuen konnte Axilla sich nicht, es fühlte sich zu sehr wie Verrat an.
    Sie war ganz in Gedanken, als Archias auch schon wieder zurück war und mit Imperiosus scherzte. Sie selbst blinzelte kurz, als würde sie gerade aufwachen, und suchte ihre verloren gegangene Sprache. “Dann sollte ich wohl nicht darüber nachdenken, mich dort als Notarius anstellen zu lassen“, scherzte Axilla als wäre nichts weiter. Sie lächelte Imperiosus kurz frech an und wartete dann darauf, dass Archias mit ihr und diesem Pulk an Leibwächtern vielleicht weiterschlendern oder aber das Gespräch mit Imperiosus vertiefen würde. Ihr war gerade nicht so sehr nach Konversation, ihre Gedanken hingen bei ihrem Leander, der für sie gestorben war.


    Nur kurz drehte sie sich einmal nach Sedulus. Er stand da mit Serrana, und die beiden unterhielten sich. Kurz wurde auch sie hier etwas reumütig. Ihr Verhältnis zu ihrer Cousine war wirklich alles andere als herzlich. Vielleicht sollte sie sie demnächst einmal besuchen und wenigstens versuchen, so zu tun, als wäre auch Serrana Teil ihrer Familie. Immerhin waren sie beide nach Merulas Abreise wieder die einzigen Iunier in Rom. Und auch Serranas Vater hatte keinen erben, der seinen Namen weitertrug, vielleicht sollte sie da mit Sedulus diesbezüglich reden. Sie glaubte kaum, dass ihre Cousine daran auch nur einmal gedacht hatte. Da war der Sklave hier doch ein guter Vorwand, eben jenes zu tun. Axilla beschloss, dass in den nächsten Tagen in Angriff zu nehmen.

    “Nun, um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wann er wiederkommt.“ Axilla lächelte so kleinmädchenhaft und unschuldig wie möglich und hoffte, damit zumindest Imperiosus rechtschaffene Wut über das Verschwinden ihres Vetters abzumildern. Dass seine Vorgesetzten wütend waren verstand Axilla nur zu gut. Immerhin war Silanus einfach verschwunden, hatte selbst in der Casa niemandem Bescheid gesagt. Mit einem Mal waren seine Koffer gepackt und er war abgereist, ohne sich auch nur zu verabschieden, und ein Sklave hatte Axilla erklärt, was denn los sei. Soweit sie wusste, hatte er auch keine Ämterübergabe gemacht oder irgendwem in der Regia Bescheid gesagt. Dass da seine Vorgesetzten nicht begeistert waren, glaubte sie gleich. Sie selber würde ihn ja am liebsten verprügeln für soviel Dummheit und den Schaden, den er dem Ruf der Gens zugefügt hatte. Aber er war nunmal nicht mehr in ihrer Reichweite, so dass sie darauf verzichten musste, ihn anzubrüllen, und nur versuchen konnte, die Wogen zu glätten. “Meinst du, ich sollte mal mit dienen Vorgesetzten reden und es erklären versuchen? Würde das etwas nützen?“ Axilla war nicht so gut in Schadensbegrenzung, aber irgendeiner musste es ja machen. Wenn sie nachgedacht hätte und ihr aufgefallen wäre, dass dieser Vorgesetzte wohl Salinator war, sie hätte diesen Vorschlag wohl nicht gemacht.


    Dann aber rückte Merula endlich mit der Sprache raus, was es denn war, und Axilla entfuhr ein fröhlicher Jauchzer, als sie die Leinwand in Empfang nahm und erstmal aufrollte um sich das Bild anzusehen. Sie würde es irgendwo in ihrem Schlafzimmer aufhängen. Glaubte sie. Vielleicht auch im Tablinum, wenn sie durfte. Nein, doch lieber Cubiculum. Egal, irgendwo, wo sie es oft sah.
    “Oh, das ist wirklich toll. Dankedankedankedankedanke.“ Sie umarmte ihren Vetter und gab ihm einen Schmatz auf die Wange. “Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich da schonmal war? Bei den Pyramiden, mein ich?“ Archias hatte sie damals auf seine Inspektionsreise mitgenommen. Viel wusste sie zwar nicht mehr, aber an die Pyramiden erinnerte sie sich. “Also, das ist wirklich toll, Merula.“ Sie freute sich wirklich über dieses kleine stückchen des von ihr so geliebten Ägyptens.


    Doch dann überraschte Imperiosus sie mit seiner Frage, und einen Moment war Axilla einfach nur überrascht, ehe sie tadelnd zu ihrem Vetter sah und ihn gespielt und leicht vor die Brust schlug. “Du Petze, das sollte doch eine Überraschung werden“, meinte sie halb vorwurfsvoll, aber lachend, und wandte sich dann ganz Imperiosus zu, während sie das Bild wieder einrollte.
    “Seit dem Wagenrennen zu den Megalesia. Es war aber nur die deductio in domum, kein Fest. Das wollten wir eigentlich heute mit euch nachholen. Und eigentlich wollten wir euch da überraschen.“

    Irgendwie hatte dieser Sklave eine interessante Art, die Dinge auszusprechen. Entweder er war Grieche oder aber er hatte viel griechisch bislang geredet. Zumindest entstand bei Axilla dieser Eindruck. Was aber nicht schlecht war, immerhin konnte auch sie die Sprache sehr gut. Abgesehen vielleicht vom Attisch, in dem der Mann danach rezitierte. Das verstand sie zwar tadellos, aber ihre Aussprache war trotz der vielen Bemühungen, es zu lernen, grauslig.
    “Na, für deine Betriebe wär das nicht schlecht, bis du einen Verwalter dann hast.“ Axilla machten ihre Betriebe viel zu viel Spaß, als dass sie einem anderen da alles übertragen würde. Vor allem nicht, bevor sie eine richtige Arbeitsstelle hatte. So sie denn eine finden würde in nächster Zeit.
    Axilla sah wieder hoch zu dem Sklaven. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Er war wirklich jemand, den zu kaufen sich lohnen könnte. Er schien gebildet zu sein, wahrscheinlich sogar weit mehr als seine späteren Besitzer. Axilla hatte das, was er zitiert hatte, schonmal gelesen, aber sie hatte sich nicht gemerkt, aus welchem Werk es denn war.
    Sie überlegte, sah zu ihm hoch. Überlegte weiter. War ja schon ganz schön viel Geld. Aber andererseits, irgendwie musste sie ihre Mitgift ja auch investieren. Sonst wurde die nur langsam von der Steuer gefressen. Vielleicht konnte er ja auch Gedichte oder sowas? Und Axilla hatte sich wirklich schon lange nichtmehr mit jemandem unterhalten über Philosophie oder dergleichen. Denn wenngleich sie meistens sehr leichtlebig war, sie war ja doch sehr interessiert und auch sehr belesen – auch wenn ihr das keiner glauben wollte.
    “Hmmm, kannst ja mal mitbieten“, meinte sie so lapidar wie möglich.

    Etwas verlegen schaute Axilla zu den vorbeischlendernden Leuten und zu dem Händler, aber gleich darauf auch verwegen zu Archias. Er wusste, wie sehr ihr das gefiel, wenn er sie da küsste, und er nutzte es schamlos aus. Und auch seine Worte waren so, dass Axilla doch noch einen zweiten Blick auf dieses kitschige Ding warf. Aber neeee, die war wirklich doch zu gräßlich. Grüne Lichtpunkte auf irgendwelchen Stellen hin oder her.
    Und da zog Archias sie auch shcon weiter, dmait sie weiter irgendwelchen Krimskrams kaufen konnten. Er wollte ihr was schenken. Axilla sah zu ihm auf und lehnte sich im Gehen einmal kurz gegen ihn, so dass sie einen leichten Schlenker zur Seite machten. Es war ja irgendwie süß, und Axilla mochte ja auch Geschenke. Aber sie kam sich zum einen etwas doof dabei vor, sich ein Geschenk auszusuchen, und zum anderen konnte sie sich ja selber kaufen, was sie wollte. Sie mochte es, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie brauchte eigentlich keinen Mann, der ihr etwas schenkte. Das konnte sie auch alles ganz alleine.
    Aber sollte Archias ihr ruhig was schenken. Sie würde schon eine Kleinigkeit finden. “Hm, ich weiß nicht. Vielleicht ein paar neue Fibeln? Oder ein Kleid? Kann man ja nie genug haben.“ Vor allem, da Archias ihr schon 3 Fibeln kaputt gemacht hatte durch drauftreten, runterzerren oder... bei der dritten wusste sie nichtmal, wie er das hingekriegt hatte, die war zerbrochen. Axilla hatte sowas noch nie gesehen.

    Wein also, für beide. Axilla drehte sich leicht nach dem schon bereit stehenden Sklaven um, der die Wünsche der Gäste gehört hatte und schon Becher füllte, noch ehe sie ihn darum bitten konnte. Ein wenig nervös war sie zwar noch, aber das würde sich schon legen. “Und ihr habt euch schon bekannt gemacht?“ fragte sie also noch etwas in der Hektik des ungewohnten Anfangs nervös nach, ehe Merula sie mit dem in Aussicht gestellten Geschenk ablenkte.
    “Aus Alexandria?“ fragte sie sofort nach, und ihrer Stimmlage war schon anzuhören, wie erfreut und überrascht sie war. Axilla liebte Alexandria, und irgendwie fehlte es ihr mehr, als sie geglaubt hätte. “Was denn?“ Am liebsten hätte sie ihm den Beutel einfach stibitzt und nachgesehen, und wären sie unter sich gewesen, sie hätte es auch zumindest versucht. Selbst mit Imperiosus hier direkt daneben war die Versuchung verdammt groß, was man an ihren leuchtenden Augen und der geradezu Neugierde herausschreienden Körperhaltung durchaus entnehmen mochte.


    Doch schon lenkte Merula mit Silanus ab, und Axilla nahm sich etwas zurück. Sie lächelte Imperiosus kurz entschuldigend an. Der war ja eigentlich Silanus unterstellt, und wusste daher vielleicht – hoffentlich – ebenso bescheid. Da war es schon etwas peinlich, dass die eigene Verwandtschaft offenbar nichts wusste.
    “Ähm, ja, also... weißt du, er ist krank geworden. Also, hat er gesagt. Die Luft in Rom und das viele Reisen in letzter Zeit. Und er wollte raus aufs Land fahren, du weißt vielleicht, das Grundstück, das er hat, in Etrurien? Wo auch Narcissa hin ist, um sich zu erholen?“ Zu diesem Zeitpunkt wusste Axilla noch nichts davon, dass ihre Cousine verstorben war, immerhin hatte sie keine derartige Nachricht erhalten. “Naja, auf jeden Fall scheint es dort schlimmer geworden zu sein, und er bleibt erstmal dort, bis er sich erholt hat. Mehr weiß ich auch nicht.“ Immerhin hatte Silanus die Technik perfektioniert, Axilla aus dem Weg zu gehen. Und sie tat auch nichts dazu, das zu ändern.
    “Und was ist jetzt mit meinem Geschenk?“ wechselte sie wieder gleich das Thema und schaute freudestrahlend auf den Beutel.