Als Archias neben sich auf die Kline tätschelte, schaute Axilla ihn einen Moment nur blinzelnd an. Normalerweise machte ihr sowas ja nichts, aber im Moment war sie noch wütend auf ihn. Es war nicht einmal zehn Minuten her, da hatte er sie wie Luft behandelt, und jetzt behandelte er sie, als sei sie ein Hund. Zumindest sah sie das in ihrem Zorn gerade so, und blieb daher auch erstmal stehen bei den anderen. Sollte er ruhig wissen, dass es ihr nicht gefallen hatte, wie er und Piso sich vorhin unterhalten hatten, als sei sie gar nicht da. Außerdem sollten die anderen nicht den Eindruck haben, sie würde auf jeden Wink sofort reagieren, immerhin hatte frau ihren Stolz.
“Freut mich, dich kennen zu lernen“, meinte Axilla hingegen lächelnd, als ihr Iulia Corona vorgestellt wurde. Offenbar kannte Imperiosus sie schon, ihre Mutter war wohl Pompeia, wie es sich anhörte. Naja, warum auch nicht? Ihre eigene Mutter war eine Obsidia gewesen. Und was sagte das?
Und mit einem Mal ruhten alle Augen auf ihr, und Axilla kam sich ziemlich unsanft n den Mittelpunkt gerückt vor. Sie schaute ein wenig aufgeregt von einem zum anderen. Musste sie jetzt was sagen? Verdammt, als Gastgeberin sollte sie das wohl. “Ähm...“ war also der intelligente und eloquente Anfang, ehe ihr etwas vernünftiges eingefallen war. “...das macht doch keine Umstände. Im Gegenteil, ist doch nett. So fühl ich mich schon nicht so von den Herren umringt, wenn ich etwas mehr weibliche Unterstützung habe.“ Immerhin waren die Einladungen nur an die verschiedenen Herren gegangen. Und auch, wenn es eine Lüge war – immerhin hätte Axilla sich auch nur mit den Herren zu unterhalten und amüsieren gewusst, gänzlich ohne Damenbegleitung – glaubte sie, dass es charmant genug klang. Was sollte sie auch schon dagegen haben? Es gab überhaupt nur ganz wenige Menschen auf der Welt, gegen die Axilla etwas hatte. Es lag nicht in ihrer Natur, jemanden nicht zu mögen.
Noch immer hatte sie das eingerollte Bild in der Hand, und so langsam schien doch die Aufbruchstimmung loszugehen. “Aber setzt euch doch schonmal alle. Einfach, wo Platz ist, wir haben keine Sitzreihenfolge festgelegt.“ Dass ein Platz zuwenig da sein würde, wenn Ahala kam, soweit dachte Axilla noch nicht einmal.
Und da kam auch schon der Sklave zurück und schaffte etwas herein, was schwer und Massiv zu sein schien. Imperiosus trat zu dem Gebilde und entfernte mit einem kunstvollen Ruck das Tuch darüber. Darunter war eine wirklich schöne Sonnenuhr. Axilla hatte noch nie eine gehabt, und betrachtete das Ding staunend, berührte ganz vorsichtig den Marmor, und fing dabei an, wie die Sonne zu strahlen. “Die sit wirklich wunderschön“, meinte sie fast verträumt und streichelte über das Fresko von Iuppiter. Sie grinste, legte das Bild vorsichtig auf das Ziffernblatt – irgendwie musste man schließlich die Hände frei kriegen – und umarmte Imperiosus beinahe ebenso spontan wie zuvor ihren Vetter, wenn auch nicht ganz so stürmisch und etwas weniger innig. “Danke!“ rief sie nur, als sie ihn einmal kurz und kindlich drückte und sich dann wieder dem marmornen Verschönerungsgegenstand widmete. Ihre erste Sonnenuhr! Da war gleich ganz vergessen, dass sie ja eigentlich noch nach Getränken fragen wollte.