Beiträge von Iunia Axilla

    [Blockierte Grafik: http://oi63.tinypic.com/11r6j36.jpgAraros


    Natürlich wusste Araros von dem heutigen Besuch. Seine Herrin hatte das gesamte Haus mehr als einmal darauf hingewiesen und war am heutigen Tag auch Stunden beschäftigt gewesen, alles dafür herzurichten, insbesondere ihrer selbst. In der Küche brutzelte das Essen schon vor sich hin, alles war noch einmal gewischt worden und im Balneum wurde noch einmal frisches Wasser eingelassen – warum auch immer. Die meisten Sklaven hatten überdies frei bekommen oder sonstige Aufgaben, der junge Herr Cossus war schon den halben Tag bei einem Freund und würde auch über Nacht bleiben. Nur der ältere Titus Atticus stand wie eine kleine Gewitterwolke im Atrium und schien die Euphorie seiner Mutter nicht zu teilen.
    “Salve. Meine Herrin, Iunia Axilla, wird ihn in Kürze in Empfang nehmen. Wenn er so lange im Atrium bei ihrem Sohn, dem ehrenwerten Titus Atticus von den Pompeii, warten möchte?“

    Araros geleitete die Gäste durch das Vestibül in das sich weit öffnende Atrium. An den Seiten gab es zwei Alae mit Sitzgruppen, auf welche man sich zurückziehen konnte, so man denn nicht mitten im Atrium warten wollte. Just aber dort stand auch der Sohn von Iunia Axilla und erwartete den Gast.

    Da sie es ihrem Sohn ja versprochen hatte, kam an diesem Morgen ein Bote zur Domus der Factio Purpurea, um dort eine Wachstafel abzugeben.



    Iunia Axilla s.d.


    Als Frau von Stand und Vermögen sehe ich es als meine Verpflichtung an, meine öffentliche Unterstützung vielen Projekten zum Wohle Roms und zur Erhaltung des Friedens unter allen Bevölkerungsschichten einzusetzen.
    Daher bitte ich die Mitglieder der Factio Purpurea, auf ihrer nächsten Versammlung über eine Aufnahme meiner Person in die Factio abzustimmen und mich über das Ergebnis in Kenntnis zu setzen



    Da Axilla ja ohnehin schon in der Gegend war, machte sie auch gleich noch einen Abstecher in Richtung des Tempels der kapitolischen Trias. Auf dem Vorplatz suchte sie sich von den vielen, kleinen Händlern ein paar Opfergaben aus: Weihrauch, natürlich, ein Opferkuchen, ein paar Winterblumen und einen Phallus aus Terracotta. Derartig ausgestattet begab sich Axilla also in den Tempel und dort in die Cella, die der Iuno Regina geweiht war. Da wie jeden Tag viele Menschen das ein oder andere Opfer hier darbrachten, musste sie kurz warten, bis der Altar vor der Göttin frei war, ehe sie mit ihren Gaben davor trat.
    Zu aller erst kam natürlich der Weihrauch in die glühenden Kohlen, wo er aufglimmte und eine feine, weiße Rauchsäule zum Abbild der Göttin emporsteigen ließ. “Iuno Regina, oh glorreiche Königin! Iuno Regina, du Segensreiche! Iuno Regina, Namensgeberin meiner Gens, hör mich an! Ich bin Iunia Axilla, die dir zu vielen Gelegenheiten geopfert hat.
    Heute komme ich, um mich für deinen Segen zu bedanken! Ich weiß, dass die Scheidung für dich ein Gräuel ist, aber du weißt auch, wie lange ich trotz gutem Grund mit diesem Schritt gewartet habe. Nicht aus Böswilligkeit habe ich mich scheiden lassen, sondern in der Hoffnung auf eine glückliche, neue Ehe! Und ich danke dir, oh, mächtige Iuno, ich danke dir so sehr, dass du mir den Weg so geebnet hast! Ich ging, um Voraussetzungen zu schaffen für eine neue Ehe, und du beschenkst mich mit einem neuen Ehemann! Und was für einen! Groß, stark, schön, aus guten Haus und mit guter Stellung! Oh Iuno, du segensreiche, der größte Dank sei dir für deine Segnungen! Dieser Opferkuchen und diese Blumen seien dein und dein allein!“
    Mit diesen Worten wanderten auch die nächsten Gaben in die Flammen und verbrannten zu Ehren der Göttin. “Und er riecht auch noch gut und weiß mich wirklich zu befriedigen. Oh, große Iuno, ich weiß nicht, womit ich deinen Segen verdient habe, dass du mich so beschenkst. Aber ich danke dir dafür.
    Oh, große Iuno, mach, dass diese Ehe besser gelingt als die letzte. Lass sie eine glückliche Ehe sein! Lass mich zur rechten Zeit von meinem Mann ein Kind empfangen und lass uns gemeinsam glücklich sein. Auf dass ich dir noch lange und oft Dankesgaben bringen kann!“
    Zuletzt also wurde der tönerne Phallus der Göttin dargebracht und landete unter den Votivgaben, die andere Gläubige heute schon vorbeigebracht hatten. Und mit einer Drehung nach rechts war das kleine Dankgebet dann auch schon beendet.

    Anscheinend war jetzt und hier alles besprochen, was es zu besprechen gab. Und das war ohnehin schon weit mehr, als Axilla gedacht hatte, zu besprechen. Noch immer war die Entwicklung der Ereignisse mehr als überraschend und geradezu göttlich komödiantisch. Im Grunde genommen war sie nun seit ihrem sechzehnten Lebensjahr immer mit dem Procurator a memoria verheiratet, abgesehen von dem einen Jahr, in dem sie Trauer einhalten musste und nicht heiraten durfte. Verrückt!


    Zum Abschied gab es noch einmal einen langen Kuss, den Axilla noch zusätzlich ausdehnte, um sich ganz eng an Torquatus zu reiben. Ah, er roch gut. Axilla mochte es unheimlich, wenn Männer gut rochen. Diesen Geruch wollte sie am liebsten mitnehmen. Als Antwort auf seine Abschiedsworte schnurrte sie leise und schnappte einmal gespielt mit den Zähnen nach ihm, nur, um ihm noch einmal einen kleinen Kuss zu geben. Nein, ein braves, schüchternes Weib war Axilla definitiv nicht. “Vale, Torquatus“, flüsterte sie ihm noch einmal zu, während sie ihre Hüfte bewusst gegen seine drängte, ehe sie die Verbindung löste.


    Und dann ging sie. Nicht wie eine Bittstellerin, nicht wie ein verliebtes Mädchen und erst recht nicht wie jemand, der sich davor fürchtete, welche Reaktionen wohl hinter der Türe auf ihn warten würden. Axilla war sicher, dass gleich wohl sämtliche Primicerii und Scribae und selbst die Sklaven der Kanzlei einen heimlichen oder auch einen offenen Blick auf die Frau erhaschen würden, die hier eben die Wände zum wackeln gebracht hatte. Aber von Scham darüber war Axilla weit entfernt. Nein, sie schritt davon mit dem Selbstverständnis einer Königin, die einmal mehr wusste, dass die Welt ihr gehörte, die Bewunderung genoss und die abfälligen Blicke einfach ignorierte. Torquatus erhielt noch ein letztes, verheißungsvolles Lächeln über die Schulter, und dann war sie auch schon zur Tür hinaus.

    Bei der Beschreibung war sich Axilla irgendwie ziemlich sicher, dass das Ganze doch wieder in ziemlich viel Brimborium enden würde. Aber irgendwie wäre es auch keine richtige Hochzeit, wenn davor nicht alle Leute wie wild mit Vorbereitungen beschäftigt wären. Trotzdem würde Axilla froh sein, wenn der Zirkus vorbei wäre.


    Dass sein Sohn gerade in Alexandria war, war natürlich etwas betrüblich. Das hieß auch, dass er dort mehrere Monate sein würde, weil vor März wohl kein Schiff nach Norden aufbrechen würde, um den Winterstürmen über dem Mittelmeer zu entgehen. Kein Kapitän riskierte sein Schiff ohne verdammt guten Grund. Also würde Axilla den Jungen wohl vorerst nicht kennenlernen. Und wenn Torquatus auf seine Anwesenheit bei der Hochzeit wert legte, würde es bis dahin auch noch eine ziemliche Weile dauern. Und das wiederum bedeutete, dass Axilla dringend einen Händler für Granatapfelkerne und Engelwurz auftreiben musste. Und Minze. Viel Minze. Sie würde keinesfalls eine Schwangerschaft riskieren, die außerhalb der gesetzlichen Zeit zu einer Geburt führen würde. Für heute und in ein paar Tagen bestand da glücklicherweise keine Gefahr, dafür war ihre anstehende Blutung schon zu nah, aber Axilla war sich sicher, dass es vor der Hochzeit noch zu weit mehr Kontakt kommen würde, insbesondere, wenn diese noch Monate auf sich warten ließ.
    Von ihren Gedanken ein wenig abgelenkt, verpasste sie den rechten Einsatz für eine Riposte und lächelte erstmal nur vielsagend. “Nun, dann wäre es vielleicht besser, ich würde dafür sorgen, dass alle außer Haus und wir ungestört sind.“ Cossus könnte einfach bei einem Freund in der Nachbarschaft übernachten. Atticus und Agricola loszuwerden, könnte da aber schon schwieriger sein. Aber Axilla war zuversichtlich, das auch hinzubekommen.
    “Ich versuche, bis dahin schon einmal etwas aufzusetzen. Du hast sicher auch Menschen, die du vorab informieren willst? Einen Termin können wir dann bei der Gelegenheit auch absprechen.“

    Nach ihrem äußerst erfreulichen Besuch in der kaiserlichen Kanzlei, schlenderte Axilla wie geplant in der Regia vorbei. Dieses Mal aber hatte sie eine Palla über ihr grünes Kleid gezogen, denn zum einen wurde es doch wirklich frisch und sie wollte nicht frieren, und zum anderen war sie noch immer sehr befriedigt und daher nicht mehr gar so begierig nach Aufmerksamkeit.
    Schließlich trat sie also vor den Beamten und verkündete schlicht: "Salve. Mein Name ist Iunia Axilla, und ich bitte darum, dass meine Ehe, die ich heute früh* für beendet erklärt habe, auch in den Archiven als beendet geführt wird."


    Sim-Off:

    Mit Datum vom 07.12.2017, bitte :D

    Ah, jetzt weiß ich wieder, was ich vergessen habe. Der erste Beitrag ist jetzt umformuliert, denn: Den SimOff-Kurs Wahlrecht II gibt es nicht mehr.
    Den SimOff-Kurs Politik benötigt man NUR, wenn die ID vorhat, die senatorische Ämterlaufbahn zu beschreiten. (Also NICHT als Ritter, NICHT als Militär und NICHT für ein religiöses Amt, sondern NUR, um Senator zu werden)


    Magst den Kurs dann trotzdem machen, oder hat es sich damit erledigt?

    Axilla verdrehte die Augen. Ihr Sohn hatte die Augen seines Vaters, allerdings nicht dessen Gabe, sich auszudrücken. Glücklicherweise. Hätte er so gebettelt, Axilla hätte ihn wohl nicht so begehrt. Davon ganz abgesehen ahnte Axilla, dass ihr Sohn hierbei wohl wirklich nicht locker lassen würde. “Na gut. Aber..“, hielt sie ihren Sohn mit mahnendem Zeigefinger von übereilten Freudentänzen ab. “...wenn sich jemand findet, der die ganze Sache leitet, bin ich wieder weg. Und ich werde ganz sicher nicht irgendwelche bunten Schals nähen und wie ein verrückter im Circus rumbrüllen oder dergleichen. Und wenn es mir zuviel Arbeit wird und mich von meinen Aufgaben ablenkt, bin ich auch raus!“ Hoffentlich war das nur ein kurzes Zwischenspiel. Was opferte man nicht alles seiner Kinder wegen?

    Achja, eine Hochzeitsfeier war wohl obligatorisch und nicht vermeidbar. Axilla seufzte bei der Aussicht leicht, sie hasste solche Feiern, die so repräsentativ waren und wo man nicht einfach sein konnte, wie man nunmal war. “Ja, die müssen wir wohl feiern. Darüber sollten wir dann noch genauer sprechen, was du dir vorstellst. Das ganze Brimborium mit tunica recta und Fruchtbarkeitssegen und Opfer von irgendwelchen Puppen können wir denke ich auslassen. Ich bin ja ganz nachweislich keine Jungfrau mehr.“ Bei diesen Worten erhielt Torquatus einen verschmitzten Blick, der durchaus auch als Aufforderung verstanden werden konnte. Sie war zwar der festen Überzeugung, dass Torquatus für die nächste Stunde noch mindestens befriedigt wäre und eine Wiederholung des eben geschehenen damit äußerst unwahrscheinlich. Trotzdem konnte man sich ja gegenseitig schon ein wenig Appetit auf das nächste Mal machen.


    Nachdem Torquatus seine Zustimmung zum Totenkult gegeben hatte, war Axilla eigentlich wunschlos glücklich. Die Ansprüche, die sie an Namen und dergleichen gehabt hatte, hatte sie schon mit Imperiosus umgesetzt und Atticus war der lebende Beweis. Im Grunde konnte sie sich gar nichts mehr wünschen. Torquatus war ein wirklich guter Fang, vom Wesen her schienen sie beide – soweit man das aufgrund dieser einen Begegnung sagen konnte – ähnlich gestrickt, körperlich passte auch alles sehr gut zusammen, sie verstanden sich gut, was sollte sich eine Frau da noch mehr wünschen?


    Dass es irgendwie ungebührlich sein könnte, wenn Torquatus sie in ihrem Zuhause besuchte, wäre Axilla so nie eingefallen. Natürlich konnte er auch das Heim seiner zukünftigen Braut aufsuchen. Dort redete es sich wahrscheinlich wirklich bequemer, als hier im Officium. Sie würde ihn auch definitiv einmal vor einer Hochzeit in seinem Heim besuchen, schon allein, um zu sehen, wie und wo er gerade wohnte und ob es wirklich nötig war, in ein größeres Haus umzuziehen. Wobei Axilla ja gleich einen hervorragenden Architekten bei der Hand hatte, sollte er ein neues Heim errichten wollen.
    “Oh, gerne. Heute könnte es meine Verwandten etwas überraschen... und morgen Abend bin ich mit einer Freundin meine Scheidung feiern. Aber wenn du übermorgen vorbei kommen willst, dann komm gerne. Zum Abendessen? Du könntest auch deinen Sohn mitbringen, damit ich ihn und die Kinder sich gegenseitig kennen lernen. Oder wolltest du über Nacht bleiben?“ Noch so ein kleiner Appetitanreger. Wobei sie durchaus nichts dagegen hatte, in absehbarer Zeit einmal etwas bequemeres Mobiliar bezüglich ihrer körperlichen Kompatibilität auszutesten.

    Warum mussten Kinder nur so nervig sein, wenn sie etwas haben wollten? “Aber ich hab keine Ahnung von Rennsport und habe auch keine Lust, sie mir anzueignen. Und ich hab mehr als genug Arbeit, um die ich mich kümmern muss.“

    So ganz verstand Axilla den Sinn nicht, Land als Dos haben zu wollen, gleichzeitig allerdings nicht dessen Erträge beziehen zu wollen, nicht wirklich. Der Sinn von Grund und Boden bestand ja in dessen Erträgen. Und genug Land, um Ritter zu sein, schien Torquatus ja schon zu haben, so dass ihm weiteres, ertragloses Land beim Census keinen Vorteil brächte. Zumal er Grund und Boden aus einer Dos nicht weiterverkaufen konnte, da er ihn im Falle einer Scheidung ja zurückgeben musste. Aber vielleicht übersah sie auch irgend etwas?
    “Gut, dann ein Grundstück. Und zu der Eintragung... das brauch ich nicht. Wir haben ja nicht vor, eine Sponsalia zu feiern, oder? Und bevor irgend jemand fragt, warum er nicht eingeladen wurde, und dann beleidigt ist, können wir die Eintragung auch sein lassen. Wir sind ja keine fünfzehn mehr und können auch keine Eltern enttäuschen“, lächelte Axilla ihren 'Verlobten' an.
    Sie überlegte, ob sie noch etwas anzusprechen hatte, ehe sie sich über so Dinge wie einen Zeitplan Gedanken machen konnten. “Eine Sache noch: Die Parentalia.“ Axilla beobachtete Torquatus bei diesen Worten sehr genau. Sie hatte ja keine Ahnung, wie religiös oder auch nicht religiös er war, und ob er an ihrem Vorschlag Anstoß nehmen würde, oder nicht. So, wie sie ihn einschätzte, war es wohl eher kein Problem, aber da auch er offensichtlich viel tote Verwandtschaft hatte und gerade dieser Punkt bei den allermeisten Römern sehr sensibel war, wusste man ja nie. “Mein Vater hatte keinen Sohn, so dass nur ich da bin, sein Andenken zu bewahren. An einem Tag der Parentalia werde ich also mit meinen Kindern das Familiengrab der Iunii besuchen und dort die Riten vollziehen.“ Und das schloss noch kommende Kinder mit ein.

    Dass er sich bei all diesen Namen ausgerechnet den Axius rauspickte, brachte Axilla zum Schmunzeln. Oh, sie glaubte, sie würde noch viel Spaß mit Torquatus haben. Sehr viel Spaß. “Mal sehen, wann sich die Gelegenheit ergibt, euch vorzustellen“, meinte Axilla vieldeutig und zwinkerte ihrem wohl baldigen Ehemann dabei zu. Sie selbst war schon lange nicht mehr auf einem seiner Feste gewesen. Hauptsächlich, um keinen Anlass zu Tratsch zu bieten, während Imperiosus weg war. Niemand sollte sie des Ehebruches bezichtigen. Aber wenn Torquatus mit ihr zu so einem Fest gehen würde, wäre das natürlich wieder etwas ganz anderes.


    Dass er zu all ihren Punkten nickte, erleichterte Axilla doch unwahrscheinlich. Es war nicht so, dass sie ernsthaft mit Ablehnung gerechnet hätte, ihre Forderungen diesbezüglich waren ja allesamt sehr vernünftig. Dennoch war es schön, zu hören, dass er dem Ganzen zustimmte und keine Hinderungsgründe sah. Seine Spitze bezüglich ihrer früheren Ehen zog dennoch einen leicht fragenden Blick nach sich. War er etwa eifersüchtig? “Erfahrung hast du doch auch? Als Mann im Zweifel sogar mehr als ich.“ Eigentlich hatte Axilla ja auch nur bestenfalls eine Ehe 'Vorsprung', und die mit Archias hatte nur vier Monate überlebt, ehe er vor lauter Eifersucht vom tarpejischen Felsen gesprungen war. Aber gut, das war sicher kein Punkt, um darüber in Streit zu geraten. Wenn er wollte, dass sie den Vertrag aufsetzte, sollte es ihr nur Recht sein. “Wenn du mir aber deine Vorstellungen zur Höhe der Dos beispielsweise schon mitteilen würdest, ginge das Aufsetzen des Vertrages sicherlich einfacher. Achja, da ich ja ohnehin im Anschluss noch in die Regia wollte, um meine Scheidung aktenkundig zu machen: Soll ich auch gleich unser Verlöbnis eintragen lassen, oder legst du auf dieses ganze Brimborium keinen Wert?“ Axilla war es reichlich egal. Sie hatte auf diese hochoffiziellen Festlichkeiten noch nie gesteigerten Wert gelegt. Solange sie am Ende sich wieder eine verheiratete Frau und eine Ritterin nennen konnte, würde sie sich hierbei gänzlich nach Torquatus richten.

    Also einen Sohn, der vom Alter wohl irgendwo zwischen Cossus und Atticus anzusiedeln war. Das könnte vielleicht zu einem Problem werden, insofern der Junge sie nicht leiden mochte, aber im großen und ganzen hatte Axilla ja durchaus Übung mit pubertierenden und vorpubertierenden Jungs und war zuversichtlich, damit gut klar zu kommen. Außerdem nahm das ein wenig den Druck von ihr, möglichst noch einen Sohn zu produzieren, wenn der Fabier – Torquatus! Verdammt, Torquatus! - bereits einen Stammhalter hatte. Axilla wollte noch ein Kind, eben deshalb wollte sie ja überhaupt auch nur einen neuen Ehemann. Also, deshalb, und wegen dem, was hier gerade auf dem Tisch stattgefunden hatte. Aber wer wusste schon, wie schnell es klappte, und ob es dann ein lebensfähiger Junge wäre? So hatte es durchaus Vorteile.


    Axilla machte sich einigermaßen sauber und trocken, ehe sie ihr Kleid wieder über ihre Beine nach unten gleiten ließ. Trotzdem blieb sie gegen den Schreibtisch gelehnt so stehen. Sie käme sich mehr als albern vor, nun wieder zurück um den Tisch zu gehen, um sich dort wie zu einer einfachen Geschäftsbesprechung hinzusetzen. “Ich habe einen sehr erfolgreichen Architekten hier in Rom, einen Marmorbruch in Luca, eine Werkzeugschmiede in Mantua und mein persönliches Herzstück, einen Farbhändler in Alexandria. Letzteren habe ich von meinem Vetter geschenkt bekommen, und letztendlich alles damit erwirtschaftet. Mein Sohn hat dazu passend noch einen Malerbetrieb, der mich mit fertig angemischte Farbe für meinen Architekten versorgt. Ah, und ich habe einem Veteranen, Tallius Priscus, einen Steinbruch finanziert, der mir im Gegenzug den passenden Tuff und Travertin liefert. Einen Imkerbetrieb habe ich an Purgitius Macer verkauft, der meine Betriebe nun mit Wachs versorgt. Ebenso unterhalte ich Geschäftsbeziehungen zu den Aureliern. Früher hatte ich noch gute Kontakte zu den Duccii in Mogontiacum und ihrem Handelskonsortium dort, aber der Kontakt ist etwas eingeschlafen in den letzten Jahren.“ Kurz überlegte Axilla, ob sie etwas wichtiges vergessen hatte. “Ich kannte auch mal einige Flavii und natürlich die Aelii, aber von meinen direkten Bekannten weilt glaube ich niemand mehr in Rom. Und natürlich sämtliche Nachbarn und Bekannte von Verwandten, die ich ansprechen konnte, dazu noch Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter der Acta Diurna. Axius Lucro [size=5](NSC)[/size] gibt wohl die besten Feste zu Feiertagen des Bacchus, wenn du verstehst“, zwinkerte Axilla Torquatus zu. Sollte er einmal Lust auf eine kleine oder größere Orgie haben, wusste sie, wohin man gehen sollte.


    Axilla überlegte kurz, und entschied dann, dass die Informationen im Grunde für sie ausreichend waren. Hätte Torquatus ihr nicht so unkonventionell einen Antrag gemacht, vermutlich wäre er auf ihrer Liste potentieller Ehemänner so oder so gelandet. Sie hatte nicht das geringste dagegen, die Suche hier und jetzt abzukürzen. Insbesondere, weil sie beide körperlich sehr zu harmonieren schienen.
    “Wenn ich dich heirate, hätte ich einige Bedingungen. Nichts ungebührliches, aber ich will es angesprochen haben. Meine Söhne begleiten mich, ich werde sie keinesfalls zurücklassen.“ Der Punkt war auch nicht verhandelbar für Axilla. Sie hatte ihre Kinder nicht groß gezogen, durch einen Bürgerkrieg und die schmachvolle Zeit danach gerettet, um sie jetzt sich selbst zu überlassen. Cossus war ja auch erst zehn! Das musste Torquatus verstehen, ansonsten würde es wohl zwischen ihnen beiden nichts werden.
    “Und vermutlich werden dir noch viele Frauen schöne Augen machen und versuchen, ihre Reize einzusetzen, um sich eine Gefälligkeit zu erbitten. Du musst mir weiß Venus nicht treu sein“, das von einem Mann zu verlangen wäre wahnsinnig gewesen. Axilla war der festen Überzeugung, dass Männer eben so waren und auf die Reize der Frauen reagierten oder ab und an eine Lupa besuchten, oder gar eine Geliebte hatten. Das störte sie nicht im Mindesten. Sie war sich auch sicher, dass Imperiosus mehr als eine Frau in der Zeit seiner Abwesenheit beglückt hatte. “Solange du mich dahingehend nicht vernachlässigst. Aber ich möchte deine Zusicherung, dass du kein Kind annimmst oder adoptierst, ohne meine Zustimmung dazu.“ Immerhin ging es da auch um ihr potentielles Kind und seine Erbschaftsansprüche gegenüber seinem Vater. Jede Frau mit ein bisschen Verstand würde eine ähnliche Abmachung verlangen.

    Der bedröppelte Blick war zu viel für ein liebendes Mutterherz. Axilla ging zu ihrem Sohn hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Mittlerweile musste sie sich für diese vertraute Geste schon leicht auf die Zehen stellen. Atticus wurde wirklich groß. Und er wuchs noch.
    “Titus, du wirst immer mein Baby bleiben. Und natürlich kriegst du ein Geschenk von mir. Von den Nachbarn wohl nicht mehr, aber von mir wirst du mit vierzig noch eines kriegen. Allerdings dachte ich eher an eine neue Tunika oder einen modischen Armreif, und nicht an... sowas“

    Axilla blieb noch weiter auf dem Tisch sitzen, wo sie war. Vom Wein nahm sie einen nicht allzu großen Schluck und sah sich nach ihrem Wasserbecher um. Dessen Inhalt verteilte sich etwas ungünstig über den Tisch und tropfte zu Boden. Offenbar hatte ihr Liebesspiel ihn sein Gleichgewicht gekostet. Dann eben doch Wein. “Dein Officium bietet nicht zufällig den Luxus eines Handtuchs?“ fragte sie recht praktisch denkend einmal nach. Sie wollte keine Flecken auf der teuren Seide ihres Kleides. Während Fabius... nein, das klang nach dem Sex irgendwie falsch. Nachdem Torquatus es sich auf seinem Stuhl wieder bequem gemacht hatte und sie halb scherzhaft auf den Ehevertrag wieder ansprach, nestelte sie mit den Fibeln die obere Hälfte ihres Kleides wieder zurecht.
    “Wenn du dich darauf nun konzentrieren kannst“, neckte sie ihn scherzhaft zurück und legte den Kopf leicht schief. “Aber bevor wir anfangen, würde ich gerne noch ein wenig mehr von dir wissen. Also ich weiß, dass du eine gute Position hast, gut aussiehst und weißt, wie du mich zum stöhnen bringst. Aber sonst noch recht wenig. Ich könnte natürlich auch meine Spione auf dich ansetzen und so alles herausfinden, aber wenn ich schonmal hier bin und wir so ehrlich miteinander sein wollen, frag ich dich einfach: Wo wohnst du, und wer wohnt dort noch? Irgendwelche bucklige Verwandtschaft, auf die ich mich einstellen müsste? Hast du Kinder aus vorherigen Ehen? Oder auch Spurii?“ Das waren durchaus Dinge, die es zu wissen galt, ehe sie über den Preis dieser Verbindung verhandeln wollten. Axilla war es zu lange gewohnt, ihre eigene Herrin zu sein, da wollte sie ungern mit der Erbtante aneinander geraten.

    Sein langsames Vorgehen machte Axilla beinahe wahnsinnig. Seine Lippen schmeckten nach Wein, und es verlangte sie nach mehr. Sein Körper war schön, gepflegt, roch nach Mann, und Axilla wollte mehr. Als er sie endlich packte, entrang sich Axilla ein Stöhnen. Und sie wollte mehr! Und Torquatus gab ihr mehr, so unendlich viel mehr.
    Sehr schnell war Axilla der Rest an Kleid zu warm, und ohne die Bewegung zu unterbrechen öffnete sie einhändig die Fibeln an ihren Schultern, während die jeweils andere Hand sich wahlweise am Tisch oder an Torquatus festhielt. Das Kleid rutschte herunter und lag nun in seiner Gänze um ihre Hüften, während Axilla ihre freigelegten Reize nur zu gern dem Fabius präsentierte und sich einfach nur noch dem Genuss und der Begierde hingab.


    Als es irgendwann vorbei war – Axilla hatte jegliches Zeitgefühl verloren – schmiegte sie sich eng an ihn und lauschte einfach nur ihrem Herzen. Oder vielleicht auch seinem, wer mochte das in solch einem Augenblick schon sagen? Ihr Körper zuckte noch hin und wieder vor Verzückung, wie ein kleines Nachbeben nach einem – oder eigentlich mehreren, wenn sie sich recht erinnerte – großen Erdbeben. Sanft küsste sie die Schulter, in die sie zu einer dieser Gelegenheiten gebissen hatte, und streichelte über seinen Rücken, der wohl den ein oder anderen Kratzer davongetragen haben dürfte.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte mehr Initiative übernommen. Axilla hätte den Fabius auf seinen Stuhl drängen und dort festhalten können. Oder ihm kokett ihre Kehrseite zeigen sollen. Oder ein paar akrobatischere Übungen einbringen sollen. Aber diese Gedanken waren eher rein akademisch, denn auch ohne dies war sie sich recht sicher, dass es Torquatus gefallen hatte, und vor allem, dass ihm gefallen hatte, wie sehr das alles ihr gefallen hatte.
    Sie schmiegte sich noch einmal eng an ihn. Dass er verschwitzt war, störte sie nicht weiter. Im Gegenteil, so fand sie ihn noch männlicher. Und musste dann doch kichern. Zuletzt hatte sie etwas ähnlich unvernünftiges getan... sie wusste es nicht mehr. “Ich nehme an, den Primicerii da draußen wird ganz schön warm jetzt sein“, scherzte sie befreit, um die Stille dann doch zu brechen.

    Nun, seine Ansprüche an die Ehe klangen nicht überzogen. Eigentlich alles ganz gewöhnlich, einfach ein Vertrag zum beidseitigen Nutzen. Axilla war durchaus dem ganzen nicht abgeneigt. Natürlich konnte das alles auch eine Falle sein, um jetzt schon etwas zu bekommen und später erst die wahren Absichten zu offenbaren. Aber selbst, wenn dem so war, könnte man an dieser Stelle wohl vortrefflich darüber streiten, wer von ihnen beiden gerade wen für ein kurzes Vergnügen ausnutzen würde. Axilla war also mehr als bereit, Fabius Torquatus so viel Vorschussvertrauen zu gewähren – und selbst auf ihre Kosten zu kommen.
    Seine Berührung verursachte einen wohligen Schauer. Axilla konnte fühlen, wie ihr Körper noch weiter erwachte und dem seinen entgegenstrebte. Ihre Hand glitt an an seiner Brust entlang nach unten. “Wieso?“ kokettierte sie unschuldig lächelnd. “Fühlst du dich etwa... abgelenkt?“ Bei dem letzten Wort umschloss ihre Hand seinen Gürtel und zog ihn zu sich, so dass ihre Körper sich nun erstmals wirklich berührten. Ganz leicht schmiegte sie sich auch noch an ihn, atmete tief seinen Geruch ein, ließ die Phantasie schon einmal vorauseilen zu dem, was folgen mochte. Ihr Kopf reckte sich seinem entgegen, bereit zum Kuss, aber wie bei jedem guten Kuss war es an ihm, das letzte Stück zu überwinden. Ein guter Küsser ging nie über die volle Distanz, sondern ließ noch soviel Abstand, dass dem anderen die Möglichkeit blieb, auszuweichen – und wenn er es nicht tat, es ihm wie eine magische Anziehungskraft vorkam. Und seine Lippen hatten auf Axilla eine wirklich große, magische Anziehungskraft im Moment. "Einverstanden" hauchte sie ihm entgegen und überließ es dabei seiner Vorstellung, ob sich ihr Einverständnis auf das jetzt folgende oder auf seinen Antrag bezog.
    Ihr Hand glitt noch ein wenig tiefer. Und dann tat Axilla ihr bestes, Fabius Torquatus von der Richtigkeit seiner Entscheidung zu überzeugen und sich ihrerseits ein ausführliches Bild seiner ehelichen Qualitäten zu machen.

    Axilla konnte es in Torquatus Augen sehen, dass er sie begehrte. Sie konnte hören, wie sein Atem stockte, um dann wieder schneller zu werden, konnte sehen, wie er schluckte, wie seine Pupillen sich weiteten und auf ihrem Körper ruhten. Und doch rührte er sich nicht. Einen Augenblick, zwei... Als er schließlich Axillas Fuß nahm und zur Seite bewegte – zur falschen Seite! - war sie doch verunsichert. Hatte sie sich getäuscht? Oder hatte sie in ihrem Alter nicht mehr die Ausstrahlung, die sie in ihrer Jugend gehabt hatte? War sie zu alt und machte sich nur noch lächerlich?
    Tapfer blieb sie sitzen und zwang die zweifelnden Gedanken beiseite. Und hörte zu, als der Fabier seinen Becher geleert hatte und zu einer kleinen Erklärung seinerseits ansetzte. Er bekräftigte auch gleich zu Beginn sein Interesse an ihrem Angebot, was Axilla durchaus dankbar aufnahm. Die Zweifel rückten noch weiter zurück und machten einer vorsichtigen Neugierde Platz. Er wollte also etwas anderes von ihr als ein kurzes Vergnügen. Soweit so verständlich.
    Was aber dann folgte, hätte Axilla beinahe mit einem hysterischen Lachen beantwortet. Ihre Überraschung war ihr wohl anzusehen, so gut hatte sie sich dann doch nicht unter Kontrolle, aber zumindest konnte sie das Lachen vollständig unterdrücken. Die Situation hatte aber auch eine geradezu unschlagbare Komik! Da war sie gekommen, um den Ritterstand zu erlangen, um danach sich einen Ehemann suchen zu können, und ging anscheinend mit einem Ehemann, um danach den Ritterstand zu bekommen. Es war offenbar ihr Schicksal, mit dem jeweils amtierenden Procurator a memoria verheiratet zu sein, anders war das wohl nicht zu erklären, dass nun bereits der dritte Ritter auf diesem Posten sie zur Frau wollte.
    Axillas Lächeln wurde breiter, schelmischer, befreiter. Sie war sich der Nähe des Fabiers im Moment durchaus sehr bewusst, und ihr Körper sehnte sich nach dem, was sie zuvor schon erwartet hatte und was nun schon so lange aufgeschoben worden war. Zehn Jahre war Imperiosus weg gewesen! Ausgehungert beschrieb noch nicht einmal annähernd Axillas Zustand. Dennoch widerstand sie dem Drang, ihn nun einfach an sich zu ziehen und die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, endlich zu einem Ziel zu führen. “Welche Bedingungen für den Ehevertrag schweben dir vor?“, gurrte sie ihm entgegen und bewegte ihren Oberkörper leicht in seine Richtung. Sie wollte doch gar nicht warten! Sie wollte auch nicht, dass er wartete! Sie wollte... nunja, wenn er nicht blind war, wusste er es längst.
    Dennoch zwang sie sich, noch einen Augenblick zu warten. Ihre rechte Hand verließ die Tischplatte und fuhr nur ganz leicht, ihn kaum berührend, am Stoff seiner Tunika entlang. Doch wollte sie nicht die Katze im Sack kaufen. Selbst, wenn es so eine verführerische Raubkatze war.