Endlich war der für Axilla eher langweilige Teil der Spiele vorbei und der, der sie eigentlich mehr interessierte, begann. Sie LIEBTE Gedichte und Musik. Und auch, wenn es hier bei den Griechen schon ein wenig förmlicher und mathematischer damit zuging, war es nichts desto trotz Musik und irgendwo Kurzweil. Axilla liebte sowas, da konnte sie ihre Seele einfach mal baumeln lassen und musste nicht so viel nachdenken.
Also war sie sogar überpünktlich, es hatte noch ncith einmal ansatzweise angefangen, als sie das Odeion betrat und sich umsah. Viel war noch nicht los, alle suchten sich noch ihre Plätze.
Da fiel es Axilla ein. Da war ja was. Plätze… nun… hmmm. Vorne waren Holzstühle aufgestellt worden, wo die Ehrengäste und so weiter sitzen konnten, die steinernen Ränge waren für alle anderen bestimmt. Nur wo gehörte sie jetzt eigentlich dazu?
Sie war Römerin, und sie war Scriba vom Gymnasiarchos – nungut, das war eigentlich nichts, was einen Ehrenplatz rechtfertigte, aber trotzdem – und sie war die Cousine der Exegete. Machte sie das nun zu jemandem, der vorne sitzen durfte, oder nicht? Verdammt, sie hätte vor lauter Vorfreude nicht einfach losgehen sollen, sondern zumindest Urgulania fragen sollen. So, wie es jetzt war, wusste sie noch nicht einmal, ob die Cousine selber überhaupt kam oder ob sie daheim bleiben würde.
Ein bisschen verloren schaute sich Axilla um, ob sie jemanden sah, den sie mit diesem Problem behelligen konnte. Besonders viele Leute waren ja noch nicht anwesend. Da war Terentius Cyprianus, aber den würde sie sicher nicht fragen! Und bei der Orchestra stand Penelope, aber die hatte wohl grad auch besseres zu tun. Und dann entdeckte Axilla Nikolaos! Er unterhielt sich gerade mit einem Römer, den Axilla nicht kannte. Seltsam, sehr seltsam eigentlich. So viele Römer gab es hier ja eigentlich nicht, und so viel, wie Axilla rumzustromern pflegte, kannte sie eigentlich alles und jeden in der Stadt, vor allem die Römer. Aber der hier war ihr vollkommen neu.
Die Neugier war schon groß, einfach dazuzugehen und zu fragen, aber sie traute sich doch nicht ganz. Wenn das wirklich ein neuer Römer in der Stadt war, musste er sie ja nicht gleich von ihrer ungestümen Seite kennenlernen. Vielleicht konnte man ja wenigstens die Beziehungen zu irgendeinem Mitrömer hier in dieser Stadt zu ihrer Gens retten.
So stand sie ein bisschen verloren einfach da und sah sich um, unschlüssig, wohin sie nun eigentlich durfte und sollte.