Axilla hatte ihm die Sache in seinem Officium immer noch nicht verziehen. Zurückweisungen verkraftete sie nur äußerst schwer, und so war sie in diesem Moment auch nicht so herzlich und kindlich wie sonst, sondern ruhig, gefasst und fast ein wenig abweisend.
„Aha. Verstehe. Dann sehen wir uns wohl eine Weile nicht?“
Sie stand auf und richtete dabei ihr Haar, obwohl es eigentlich noch tadellos saß.
„Dann wünsche ich dir eine ruhige Fahrt. Im September soll das Meer ja sehr tückisch sein. Und natürlich viel Erfolg.“
Beiträge von Iunia Axilla
-
-
Das war aber nicht Leander! Vor Schreck ließ Axilla das Buch so ungeschickt fallen, das es aus dem Fenster fiel und unten im Atrium landete. Missmutig schaute sie dem Ding hinterher.
Erst danach drehte sie sich in aller Ruhe zu Silanus herum. Was konnte er wollen? Und warum trug er seine Rüstung? Ihr Blick wanderte kurz zu der Truhe, in der die Rüstung und das Schwert ihres Vaters lagen. Dann sah sie ihn wieder fragend an.
„Ja?“ -
Das war aber kein Bett! Egal, Axilla wusste ja schon, dass es durchaus auch Möglichkeiten außerhalb von Betten gab, seinen Spaß zu haben. Und das, was Timos gerade mit ihr machte, war definitiv schon weitaus mehr als nur spaßig. Und er mochte sie! Das hatte er gesagt! Auch wenn er sie danach ziemlich unfein über die Schulter geworfen hatte.
Seine Küsse an ihrem Hals waren so schön, dass Axilla sich nach hinten lehnte und sich mit den Armen auf dem Tisch hinter sich abstützte. Dann wanderte er noch tiefer, und sie fing an, zu stöhnen. Leicht öffnete sie ihm die Beine, damit er näher kommen konnte. Sie wollte ihn jetzt ganz nahe bei sich fühlen.
Davon, ihre Wünsche irgendwie klar artikulieren zu können, war sie schon weit entfernt, ebenso wie von irgendwelchen moralischen Vorstellungen. -
„Komm schon rein, Leander.“
Axilla war der festen Überzeugung, dass es niemand als ihr Sklave Leander sein könnte, der da an die Türe klopfte. Silanus war schließlich in Nikopolis und Urgulania bei der Arbeit, und ihre anderen Familienmitglieder irgendwo in der Provinz unterwegs.
Sie selber saß gerade am Fenster über einem Gedichtband und war in gedanken ganz woanders. -
Er mochte sie! Axilla ließ ein hohes Geräusch hören, das irgendwie nach „Awwww“ klang, und fiel Timos um den Hals. Sie küsste ihn, und behielt dabei diesmal den hüpfenden Grund im Kopf, so dass sie nicht wieder abrutschte. Er schmeckte so süß, er war so süß.
Nur leider war hier weit und breit kein Bett zu sehen. Wo bei allen Göttern war sie überhaupt? Axilla hatte nicht die geringste Ahnung, aber das war ja auch egal. Sie küsste ihn noch mal und schmiegte sich dabei ganz dicht an ihn. Das sie mitten auf der Straße waren, war ihr noch nicht einmal bewusst. -
Verträumt seufzend legte Axilla ihren Kopf im Gehen auf Timos’ Schulter. Sie streichelte dabei weiter über seine Brust, bis ihr Blick soweit nach unten gewandert war, um seine Körperreaktion zu sehen. Sie musste grinsen. Sowas hatte sie gar nicht geplant! Aber jetzt war die Vorstellung gar nicht so erschreckend, ihm noch ein bisschen näher zu kommen.
Aber vielleicht wollte er sie ja auch gar nicht? Silanus hatte ja auch mit ihr geschlafen obwohl er sie nicht mochte. Das wollte sie nicht noch mal, nein, ganz bestimmt nicht. Sie wollte doch einfach nur wirklich geliebt werden!
Alle, die sie liebte, gingen weg oder starben. Vater war sogar weggegangen UND gestorben. Und Mutter war gestorben, Iason war wieder zu seiner Familie gegangen. Alle ihre Freundinnen waren weg. Und sogar Silanus wollte nach Rom weggehen. Nungut, er wollte sie mitnehmen, aber so wie es war, wollte sie nicht mitgehen, also ging er von ihr weg. Alle, die sie liebte, gingen immer weg.
Also wollte sie klarstellen, ob Timos sie auch mochte. Wenn er sie auch nicht mochte, wollte sie lieber doch nichts mit ihm machen. Sonst ging er hinterher auch wieder weg, und sie war schon wieder alleine.
„Magst du mich?“ -
Axilla lächelte Urgulania dankbar an. Das war weit mehr, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich schon beinahe damit abgefunden, ihr Leben hier in Langeweile zu verbringen, bis sie schließlich an irgendwen verheiratet wurde, den sie nicht liebte. Aber so gab es wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer in Axillas Leben, und das hellte ihr Gemüt erheblich auf.
„Was ich dich schon eine Weile fragen wollte, Urgulania. Was machst du eigentlich? Also, ich meine als Arbeit, du bist ja jetzt gewählt worden. Was muss man da machen, als Eutheniarchos?“
Vielleicht war sowas ja auch was für Axilla? Abgesehen davon wollte sie gerne wissen, womit Urgulania ihr Geld verdiente. Sie war da ja fast sowas wie ein Vorbild für sie, eine unverheiratete Frau mit eigenem Geld, die trotzdem so hoch im Ansehen stand, dass sie sogar gewählt wurde. -
Sie musste lachen, als Timos sie anzog. Er kitzelte Axilla, und es sah auch einfach zu komisch aus. Aber als er dann sein „Werk“ betrachtete und von ihr wegging, fiel ihr auf, dass er nackt war. Völlig unverhohlen schaute sie fasziniert auf seinen Körper, und das Lachen war verstummt. Dafür erwachte etwas anderes in ihr auf einmal, das sich aber durch das Opium und den Wein noch nicht bis an die Oberfläche gekämpft hatte. Als er schließlich ihre Palla sich umgewickelt hatte und sie weiter führte, löste sich Axilla aus ihrer Trance.
Sein Oberkörper war immer noch zum großen Teil nackt, und Axilla fuhr im Gehen mit ihrer Hand einmal fasziniert über seine Brust. Sie war im Moment völlig hin und weg von Timos und dachte nicht im Mindesten darüber nach, was sie da tat oder wie das aussah. Sie lächelte ihn lasziv an und schaute ihn mit einem Blick an, der wohl deutlich sagte, was sie dachte – oder eben besser gesagt nicht dachte.
„Du bist süß.“ -
Sie war so müde, so unglaublich müde. Langsam sackte Axilla in sich zusammen, und plötzlich war alles um sie herum nass und kalt und wärgs! Sie ruderte wild mit den Armen, und dann kam Timos und half ihr aus diesem dämlichen Brunnen raus. Zitternd und tropfend stand sie vor ihm und schaute an sich herunter. Ihre Tunike war total durchtränkt und klebte an ihrem Körper. Und aus ihren Haaren tropfte es unaufhörlich. Wie ein begossener Pudel stand sie da und tropfte vor sich hin.
„Ich bin ganz nass. Alles ist feucht.“
Sie mochte nicht in nassen Klamotten rumrennen. „Am besten, ich zieh das aus.“ -
Axilla schöpfte mit ihrer Hand etwas Wasser, gurgelte damit und spuckte es neben dem Brunnen auf den Boden. Das machte sie drei, vier mal, bis der scheußliche Geschmack ganz weg war. Das von der ganzen Planscherei mit dem Wasser ihre Tunika total nassgesprenkelt war, bemerkte sie gar nicht. Sie saß dann einfach am Brunnenrand und wartete. Worauf, wusste sie nicht. Sie hatte vergessen, dass sie zu Timos eigentlich wollte.
-
Er schob sie beständig in eine Richtung weiter, Axilla maulte zwar einmal etwas unverständliches, aber er ließ sich nicht mehr erweichen. Und auch bestechen klappte nicht so wirklich, denn immer, wenn sie ihn küssen wollte, schob er sie ganz schnell weiter.
Axilla hatte keine Ahnung, wo sie waren. Aber sie wusste, sie waren viel zu schnell unterwegs. Das schnelle schaukeln des Bodens tat ihrem Magen gar nicht gut.„Mir is schlecht…“
Und schon löste sie sich von Timos und beugte sich keuchend gegen eine Hauswand. Es dauerte auch nicht lange, und ein Teil des Weines kam zum Vorschein. Aber sie hatte Glück und traf nur die Wand und den Boden und nicht sich selber. Sie blieb eine Weile hustend und würgend stehen, bis sie den ätzenden Galle-Geschmack los war, und spuckte noch ein paar mal aus.
„Ich hab Durst.“
Sie wollte noch den restlichen Geschmack loswerden und sich den Mund richtig auswaschen. -
Warum wollte er, dass sie das dumme Ding wieder anzog? Das war doch so warm! Männer, die verstanden aber auch manchmal so rein gar nichts!
Axilla wand sich also in Timos’ Umarmung und widersetzte sich eine zeitlang ganz erfolgreich seinen Anzieh-Versuchen. Aber dann sah sie in seine Augen und er schaute so verzweifelt. Sie blieb einen Moment ruhig stehen und schwupps hatte er ihre Arme gefangen.
„He, du musst mich loslassen. Sonst beiß ich dich.“
Aber das beißen wurde doch mehr zu einem kurzen Kuss und Axilla grinste wieder. Na gut, dann ließ sie sich das dumme Ding halt über den Kopf ziehen. Sie hob beide Arme nach oben, damit er ihr die Tunika überstreifen konnte, wenn er denn so unbedingt wollte. Auch wenn ihr dann wieder so furchtbar warm war. -
Endlich war die Tunika weg. Die war auch viel zu warm. Aber das doofe Ding hielt sich an ihren Füßen fest! Gemeines Teil aber auch. Axilla fiel hin und fing sich mit den Händen auf. Die Pflastersteine waren ziemlich hart, und sie tat sich weh. Ein Knie war auch aufgeschürft.
Sie setzte sich auf die Tunika, die noch am Boden lag, und besah sich ihre Handflächen und das Knie. Dumme Pflastersteine aber auch, wussten die denn nicht, dass sie hart waren? Die könnten wirklich etwas rücksichtsvoller sein. Ihr Knie blutete ganz leicht, wo sie es aufgeschrappt hatte, und fasziniert schaute Axilla auf den roten Tropfen, der sich auf ihrer Kniescheibe sammelte.
Erst danach sah sie auf und bemerkte Timos, der sie ganz komisch anschaute. Als sie ihn sah, musste sie wieder lächeln und legte den Kopf leicht schief. -
Thimótheos Bantotakis
leer mal deinen Posteingang
-
Während sie sich so gegenseitig in den Armen hielten, vergaß Axilla, warum sie eigentlich traurig war. Es war schön, mit ihm zu kuscheln, sie schmuste gern. Also genoss sie die Umarmung aus vollen Zügen und kümmerte sich nicht weiter um das vorangegangene. Doch irgendwann löste Timos die Umarmung und fragte sie etwas.
Darüber musste sie nachdenken. Er wußte nicht, wo sie wohnte? Wirklich? Hmm, das war schwierig, wirklich schwierig. Wo wollte sie dann hingehen? Plötzlich grinste Axilla ihn an, als ihr die genialste aller genialen Ideen kam. Hach, das war wirklich brillant!
„Dann gehen wir doch zu dir!“
Ja, das war eine ausgezeichnete Idee. Axilla war richtig stolz auf sich. Mutig stapfte sie schon mal los. Dass sie den Weg gar nicht wusste, war ja egal. Sie würden schon ankommen.
„Meine Güte, ist das heiß heute…", murmelte sie noch vor sich hin. Ihr war so furchtbar warm. Sie hatte auch viel zu dicke Sachen an. Am besten sie zog sie aus. Sie machte auch gleich Anstalten, genau das zu tun. -
„In Tarraco. Aber da ist jetzt niemand mehr…“
Ganz plötzlich erinnerte sich Axilla wieder daran, dass ihre Mutter gestorben war. Sie erinnerte sich daran, wie sie auf dem Bett gelegen hatte, nur noch eine eingefallene Hülle. Vergangen ihre zarten Berührungen, kalt die Haut, die schönen Augen für immer geschlossen. Sie musste schluchzen bei der Erinnerung und hielt sich ganz dicht an Timos fest. Sie wollte jetzt nicht allein sein, sie wollte gar nie wieder allein sein. Und sie fühlte sich so einsam im Moment. -
Er wollte ihren Namen wissen. Ihren richtigen Namen. Axilla grinste.
„Skioura*.”
Ja, Iason hatte ihr den Namen verpasst, ihr guter Lehrer. Weil sie immer auf Bäume geklettert war, genau wie die Eichhörnchen. Und auch Vater hatte sie dann immer so genannt und sie damit geneckt. Ja, das war ein viel passenderer Name als der, den sie sonst trug, viel besser. Das war ihr wahrer Name!
Sie lächelte noch immer, als sie Timos in die Augen schaute. Er hatte soooo schöne graue Augen. Aber er guckte grade böse. Ganz wehleidig schaute Axilla zurück, sie wollte nicht, dass er böse war. Da kam ihr eine Idee. Sie kam einen Schritt näher und schmiegte sich ganz dicht an ihn. Eine richtige Umarmung munterte doch jeden auf.Sim-Off: *Skiouros =altgr. für Eichhörnchen von skia=Schatten und oura=(Puschel-)Schwanz
-
Als Timos sie küsste, war das Geschenk dann vergessen. Er küsste gut! Nur schade, dass der Boden gerade in dem Moment, in dem sie ihre Hände in seine Haare vergraben wollte, einen gemeinen Hoppser vollführte! Sie verlor das Gleichgewicht und torkelte ein bisschen und wurde von Timos schließlich zu einer Treppe geführt. Schade, sie wollte ihn doch viel lieber wieder küssen! Aber gut, dann eben die Treppe, die seltsam in der Luft tanzte.
Ganz vorsichtig nahm Axilla eine Stufe nach der anderen. Hier in dem Gang musste furchtbarer Wind herrschen, denn sie wurde zur einen Wand und dann zur anderen Wand gewirbelt. Verflixter, nicht spürbarer Wind aber auch! Und dann war die Treppe auch auf einmal zu ende und sie waren in einem ganz komischen Raum. Da lag Obst rum. Axilla wollte schon zu dem Obst hingehen, irgendwie hatte sie jetzt Hunger, als sie eine Hand in ihrem Rücken spürte, die sie weiter schob. Weg von dem schönen Obst! Gemein aber auch.
Und dann waren sie draußen. Ihr stieg der Geruch von Meer in die Nase und sie hörte in der Entfernung ein paar Menschen sprechen. Neugierig taumelte sie darauf zu. Auch der Boden hier war so unstabil gebaut. Wo war sie hier nur gelandet? Gab es grade ein Erdbeben?
Sie schaute sich um, und sah Timos wieder. Sie lächelte ihn an, als hätte sie ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Er war so süß! „Küss mich“,säuselte sie ihm zu. -
Er umarmte sie wieder! Fröhlich seufzte Axilla und schmiegte sich in seine Arme. Aber irgendwie buxierte er sie doch neben sich und führte sie in eine Richtung. Ausgang, sagte er. Seit wann hatten Schiffe denn Ausgänge? Egal, sie wollte ohnehin eigentlich viel lieber mit ihm schmusen. Er war so süß!
Sie bewegten sich durch einen Raum, den Axilla nicht mehr so wirklich wahr nahm. Sie registrierte zwar, dass neben ihr ein paar Paare wild kopulierten, aber wirklich bewusst war es ihr nicht. Die meiste Zeit schaute sie ohnehin zu Timos hinüber und lächelte glücklich.
Sie kamen durch eine Tür, vorbei an einem schwarzen Riesen, den Axilla wie betäubt anstarrte. Irgend jemand gab ihnen ein Päckchen, und sie lächelte überglücklich über das Geschenk. Am liebsten wollte sie gleich auspacken, aber Timos ließ sie nicht. Sie versuchte, ihn mit einem Kuss zu bestechen. Er war so süß! -
Sie mussten los? Na dann schnell! Axilla stand mit Schwung auf, um sich gleich danach wieder hinzusetzen. „Huch?“
Dummer Boden hier aber auch. Wer baute denn einen sich drehenden Boden? Oder waren sie auf einem Schiff? Axilla konnte sich an das Meer erinnern, aber nicht daran, auf ein Schiff gegangen zu sein. Und sie mochte Schiffe nicht, da wurde ihr immer so schlecht. Aber, wenn sie darüber nachdachte… ihr war ein bisschen übel. Vielleicht war sie doch auf einem Schiff? Timos würde es wissen!
„Bin ich auf einem Schiff?“ Ihre Zunge fühlte sich beim Sprechen ganz komisch an, irgendwie schwer.
Aber da sie ja los mussten und es spät war, wartete sie seine Antwort nicht erst ab. Sie stand gleich noch mal auf und stand wackelig auf diesem sich drehenden, verflixten Boden. So ganz konnte sie das Gleichgewicht nicht halten, aber statt wieder rücklings auf den Sessel zu fallen, stolperte sie vorwärts auf Timos zu.