Bei den jetzigen 5000 Sesterzen, um die es ging, fragte sich Axilla doch eher mehr als weniger, ob ihr Gegenüber wirklich wusste, auf was er sich einlassen wollte. Seine ersten Äußerungen waren nicht gerade vertrauenseinflößend, wenn er mit nur 5000 Sesterzen einen Steinbruch und eine Schmiede eröffnen und führen wollte. Entweder hatte er weit mehr Geld, als wonach er aussah, oder aber er konnte nicht rechnen, was das alles kostete. Axilla zog leicht zweifelnd ihre Augenbrauen nach oben.
“Selbstverständlich. Welche Vorschläge hierzu hast du?“ fragte sie jetzt einmal etwas ergebnisoffener, um doch zu sehen, ob Tolmides vielleicht doch etwas mehr Geschäftsmann war, als wonach er aussah und wie er sich bislang gegeben hatte. Denn wenn nicht, konnte sie sich die Mühe dann doch eher sparen und weitersuchen, ehe sie hier einen Berg Geld investierte und hinterher nur ärmer war, aber nicht weiter bezüglich ihrer Steine.
Beiträge von Iunia Axilla
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Das war jetzt dann doch ein klein bisschen peinlich. Axilla hatte nicht damit gerechnet, dass Avianus seiner Sklavin hier und jetzt einen Antrag machen würde. Noch weniger allerdings hatte sie damit gerechnet, dass die nur irgendetwas davon sagte, dass das für Avianus' Karriere schlecht wäre. Eigentlich hatte Axilla angenommen, dass Avianus das mit seiner Geliebten schon besprochen haben würde, oder aber, dass er gewartet hätte, bis die beiden wieder unter sich wären. Auf der anderen Seite waren Männer manchmal anders, und Axilla durfte da sicher nicht zu laut schreien. Archias hatte ihr damals den Heiratsantrag im Circus Maximus direkt beim Rennen gemacht, umgeben von hunderten von Zuschauern. (Die wohl aber auch ziemlich komisch geguckt hätten, wenn sie dann nicht gleich ja gesagt hätte.)
Avianus musste also sienen Antrag nochmal bekräftigen, und redete auch gleich etwas von Hochzeitsvorbereitungen. “Wenn ihr denn eine größere Hochzeit feiern wollt“, stimmte Axilla also zu, die dennoch von der Situation gerade etwas überfahren war. Zudem hatte sie keine Ahnung, wie eine solche Hochzeit richtig zu feiern war. Alle Bräuche, die sie kannte, betrafen Römerinnen. Und Sibel war da definitiv keine. Folglich fiel auch das Anfertigen des Hochzeitskleides, das Kämmen des Haares mit der Lanze und das ganze Brimborium schon einmal weg. Am Hausaltar für einen Segen zu opfern, war aber wohl definitiv angebracht. Und auch das Unterzeichnen eines Heiratsvertrages vor Zeugen. Und letzteres war ja ohnehin das einzig bindende Element, wenn Sibel zudem in die Domus Iunia einzog. Da war das römische Recht doch erfreulich einfach. Sobald eine freie Frau bei einem freien Mann im Haus lebte, mussten beide vielmehr erklären, wenn es sich nicht um eine Ehe handelte, ansonsten wurde eine solche einfach angenommen.Eigentlich wollte Axilla sich ja auch gar nicht weiter in diese Situation einmischen, aber irgendwie konnte sie dann doch nicht ganz aus ihrer Haut. Zumal es in ihrem Denken keinen Grund gab, warum jemand einen Iunius ihrer Familie nicht könne heiraten wollen. Wäre sie nicht von Geburt eine Iunia und damit eine solche Heirat damit ausgeschlossen, sie hätte bestimmt einen heiraten wollen. Aber irgendwie verkaufte ihr Vetter die ganze Sache noch nicht schmackhaft genug. (Wenngleich sich Axilla fragte, warum man da hätte noch 'Geschmack' zufügen müssen.) “Und was mein teurer Cousin vergessen hat, zu erwähnen, ist, dass dann euer Kind ehelich auf die Welt kommen kann. Damit hat er – sofern es ein er wird – die Möglichkeit, in der Legion zu dienen. Oder in jeglichem Götterkult, der eine eheliche Geburt voraussetzt. Vielleicht wird er dann auch selber Ritter. In jedem Fall ein vollwertiger, römischer Bürger. Und wenn es ein Mädchen wird, kann man sie zumindest mit einem Ritter verheiraten, weil sie dann eine richtige, makellose Iunia sein wird. Als uneheliches Kind stehen ihm diese Möglichkeiten nicht offen.“
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Die 457 Baupläne zum Standardpreis sind nicht genug? *kopfkratz*
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Avianus wagte es noch, halblaute Widerworte zu geben, und erntete dafür einen erhobenen Zeigefinger. Axilla war Mutter von zwei Söhnen. Sie wusste um die Macht des Zeigefingers, und sie konnte sie einsetzen. Man sollte sie da nicht in Versuchung führen, sie hatte genug Übung.
Jetzt galt es aber erst einmal, sich auf die werdende Mutter zu konzentrieren. Wenn sie ein Kind von Avianus bekam, dann war die Entscheidung, die Axilla eigentlich erst noch hatte treffen wollen, im Grunde schon gefallen. Erst recht, wenn Avianus wirklich wollte, dass das Kind als seines aufwuchs. Da gab es dann gar nicht mehr viel, zu überlegen. Natürlich musste das Kind dann unter den Schutz der iunischen Laren gestellt werden, ihren Göttern an ihrem Hausaltar opfern und ihre Familiengeschichte nicht nur lernen, sondern leben. Da gab es für Axilla nicht einmal ansatzweise eine Alternative. Und bislang hatte Sibel ja auch noch nichts gesagt oder getan, was Grund genug wäre, sie nicht im Haus haben zu wollen.
Ein bisschen überrascht war Axilla aber schon, als Sibel so genau wusste, wie viele Wochen sie wohl schwanger war. So genau wusste ja immerhin keiner, wie oder wann eine Frau schwanger wurde. Nun, das wie war noch relativ eindeutig, wenn auch der genaue Vorgang unbekannt war und es darüber nur einige Theorien gab. Beispielsweise die gängigste, dass das Kind komplett aus dem Samen des Mannes entstand und in der Frau nur wuchs, so ähnlich wie ein Weizenkorn in der Erde zu Weizen wuchs. Über das 'wann' gab es da noch weit vielreichendere Theorien, angefangen von der These, dass eine Frau nur bei einem Orgasmus schwanger werden könnte (was wohl eine Ausrede für lausige Liebhaber zu sein schien) über Theorien über den Vollmond und das Opfern von Kaninchen an diverse Fruchtbarkeitsgottheiten. “Bei meiner ersten Schwangerschaft wusste ich es erst, da muss ich schon im fünften Monat gewesen sein. Die Übelkeit hielt ich für eine Magenverstimmung, und gesehen hat man bis dahin absolut nichts“, plauderte Axilla ein wenig aus der Vergangenheit mit einem leicht wehmütigem Lächeln. Wäre sie damals nicht von Archias schwanger geworden, wäre vermutlich vieles in ihrem Leben ganz anders gelaufen. “Aber dann solltest du auch bald die schlimmste Zeit geschafft haben. Hast du arg mit Übelkeit zu kämpfen? In der zweiten Schwangerschaft hatte ich nur noch Sodbrennen. Aber dafür eine Nase, die besser war als die eines Trüffelschweins. Ich konnte bei mir in der Wohnung riechen, wenn die Nachbarin vier Häuser weiter die Amphore mit Garum geöffnet hat...“ Hachja... das war alles schon wieder so lange her. So im Nachhinein färbte die Erinnerung das Ganze fast mit einem Hauch von Sehnsucht. Damals hatte Axilla alles nur als fürchterlich und störend empfunden.Aber etwas anderes stand außerdem noch im Raum, was nichts mit netten Plaudereien mit den Wehwehchen der Schwangerschaft zu tun hatte. Axilla riss sich also aus den Schwelgereien der Vergangenheit und wandte sich noch einmal ihrem Vetter zu. “Ich nehme an, wenn du alles richtig machen willst und das Kind als deines aufwachsen soll, dass du auch bezüglich der anderen Frage eine Entscheidung getroffen hast? Denn wenn ja, dann musst du da diese Woche noch die Erlaubnis deines Vorgesetzten einholen, damit alles eingetragen werden kann. Damit das Kind ein richtiger Iunius wird, müssen da einhunderteinundachtzig Tage dazwischen liegen, und das wird dann auch mit nur einer Woche schon knapp. Also wenn du dich da noch entscheiden musst, dann entscheide dich jetzt.“
Axilla konnte ja kaum Sibel im Namen ihres Vetters die Ehe vorschlagen. Aber Avianus hatte das entweder schon gemacht, oder er musste es wirklich heute noch tun. Und dann konnten sie nur beten, dass das Kind eher zwei Wochen später als zwei Wochen früher kommen würde. Oder noch früher – wobei dann wohl eher nicht mit dem Überleben des Säuglings zu rechnen wäre. -
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“Partnerschaften gehe ich üblicherweise nur mit Menschen ein, die ich lange kenne. Und ich bin nicht auf der Suche nach jemandem, sondern auf der Suche nach einer zuverlässigen Quelle für Steine“, stellte Axilla nochmals richtig. Und ein bisschen weckte dieses Gespräch in ihr schon die Vorsicht. Sie war sich nicht wirklich sicher, ob ihr Gegenüber sich denn informiert hatte, was da auf ihn zukam und was nötig war, um wirklich zu dieser zuverlässigen Quelle für Steine zu werden. Bislang stellte es sich für Axilla eher so dar, als hätte der Mann vor ihr bislang nur einen groben Plan, aber wenig kaufmännische Grundlage, diesen umzusetzen.
“Und es wäre für mich kein Problem, einen kompletten Steinbruch der nötigen Größe nebst allen Vorschusskosten für die erste Produktion und zur Not auch gleich noch eine angeschlossene Schmiede mit dazu zu finanzieren. Nicht das geringste Problem. Hätte ich nicht schon das Maximum an zulässigen Betrieben, würde ich es selbst tun.
Daher ist nicht die Frage, was ich investieren könnte oder würde, sondern eher die Frage, was du dafür bräuchtest und ob ich dir zutrauen kann, hinterher auch das besprochene umzusetzen.“ -
In Ehrfurcht... Axilla fühlte sich ja beinahe geschmeichelt. Irgendwann zu einem nicht näher zu definierendem Zeitpunkt musste etwas wahrhaft wundersames geschehen sein. Aus einem Mädchen, das vor lauter Übermut und Zorn auf die halbe Welt nicht wusste, wo ihr Platz ist, das sich nicht benehmen konnte und seine Tante Urgulania zur Verzweiflung gebracht hatte, war irgendwie eine respektable Frau geworden, die sogar glauben konnte, dass jemand voller Ehrfurcht von ihr sprach. Zeit war einfach eine verrückte Sache, und manchmal fragte sich Axilla, ob die Göttinnen, die den Schicksalsfaden spannen, schon von Anfang an wusste, ob aus der rauen Wolle irgendwann Seide oder sogar Gold werden würde.
Lange blieb Axilla aber nicht, sich davon geschmeichelt zu fühlen. Avianus stammelte erst ein bisschen, erzählte etwas unzusammenhängend davon, dass er Sibel freilassen wollte. Axilla nickte dazu abwesend, das hatte sie ihm ja schon beim letzten Mal geraten. Doch dann kam er im Nachsatz mit so einem kleinen Detail, dass Axilla froh war, dass sie dieses Mal gerade nichts trank. Sonst hätte sie sich garantiert – schon wieder – verschluckt. So blieb ihr nur, erst einmal mehr als verdutzt und sprachlos zu gucken und unbestimmt mit einem Finger auf die beiden abwechselnd zu zeigen, während ihr Gehirn die Mosaikstückchen im Kopf zu einem stimmigen Bild zusammensetze. “Du... ihr... sie.... ist schwanger?“ Das ging jetzt dann doch schneller als erwartet. Nunja, eigentlich hatte sie sogar darüber spekuliert, dass die Noch-Sklavin unfruchtbar sein könnte, wenn sie durch diese ganze Zeit gekommen war, ohne mindestens ein Kind geboren zu haben. So jung war das Mädchen ja auch nicht mehr.
Es dauerte noch einen kurzen Augenblick, bis schließlich das Mosaik vollständig im Kopf saß und damit Axillas ganze Wortgewalt wieder freigab. “Und wie du sie freilassen wirst! Nicht 'die nächsten Tage', sondern morgen früh stehst du bei Öffnung der Basilica beim Praetor und beantragst die manumissio! Dass das klar ist, ich werde nicht zulassen, dass meine Groß...neffen...cousins? Dass Verwandte von mir keinen eindeutig freien Status haben, nur weil mein Cousin nicht rechtzeitig beim Praetor war und daher nicht die angemessene Zeit zwischen Freilassung und Geburt lag.“ Männer! MÄNNER! Dass man die immer erst einmal treten musste, damit die sich bewegten!
Axilla schnaufte einnmal durch – und erinnerte sich dann daran, dass ja noch jemand hier war, der sich vermutlich noch nicht traute, Avianus so zu scheuchen. “Entschuldige. Aber je länger du mit iunischen Männern zu tun haben wirst, umso mehr wirst du verstehen, dass die so sehr die militärische Tradition gewohnt sind, dass die gar nicht wissen, was zu tun ist, wenn ihnen keiner Befehle gibt.“ Leicht zwinkerte sie sowohl Avianus als auch Sibel zu. Sie meinte es ja nur gut, aber so ein Schlendrian, das war ja furchtbar.
“So, und jetzt nochmal von vorn: Ihr bekommt ein Kind? Wie weit ist es denn schon?“ -
Gut, dann also ein Stier. Natürlich ein rein weißer, gestriegelt und geputzt, mit vergoldeten Hufen und allem drum und dran. Denn da hatte der Mann durchaus recht, bei so einer Sache sollte man kein Risiko eingehen. Nicht das geringste.
Allerdings stutzte Axilla kurz, als der Mann meinte, sie solle dann in der Cella opfern. “Gibt das nicht eine riesige Sauerei auf dem Marmorboden?“ fragte sie etwas verwirrt, jetzt ganz römische Hausherrin. Vielleicht hatte sie das jetzt auch einfach nur falsch verstanden, und er meinte nur das Voropfer, oder doch noch ganz anders. Und Axilla wusste, dass es durchaus den ein oder anderen Kult gab, wo direkt vor dem Kultbild geopfert wurde. Sie hatte auch schon von Zeremonien gehört, bei denen man mit dem Blut der Opfertiere übergossen wurde. Allerdings hatte sie das bislang bei den östlichen Kulten eher verortet, bei Kybele oder Mithras – wenn man da überhaupt mal etwas munkeln hörte. Und die Christen sollten gar Blut trinken bei ihren Zeremonien! Aber vielleicht gab es auch beim Iuppiter-Kult einige Aspekte, die ihr bislang schlicht entgangen waren.“Ich denke noch darüber nach, wann ich welchen Schritt unternehme“, meinte sie ebenso ominös wie ehrlich auf die Nachfrage. Sie war sich ja wirklich noch nicht ganz darüber im Klaren, was sie wie wann tun wollte. Dafür benötigte sie noch die ein oder andere Information, denn hierbei wollte sie in keinem der Punkte ein Risiko eingehen.
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Da mein Finger im ersten Moment auf dem "Thema löschen"-Knopf schwebte, war ich so frei, dem ganzen einen weniger SPAM-trächtigen Namen zu geben.
Bitte im Historiaboard wenigstens einigermaßen aussagekräftige Titel wählen, das macht es der Moderation doch erheblich einfacher, die ganzen Viagra-Werbungen schnell auszusortieren. -
Es war ja nicht so, als ob Axilla dem Mann Geld aufdrängen wollte, aber sie war sich nicht sicher, ob er sich wirklich der Größe der benötigten Ausgaben im Klaren war.
“Wenn zweitausend Sesterzen genügen, möchte ich mich sicherlich nicht aufdrängen. Aber bist du sicher, das dies genügen wird? Soweit ich mich informiert habe – und das habe ich – kostet ein Betrieb in einer Größe, um die 48 Steine liefern zu können, schon so viel. Dazu noch genügend Sklaven für den Betrieb, was noch in etwa tausend Sesterzen betragen dürfte. Und nicht zuletzt die bereits erwähnten Werkzeuge zur Herstellung, die...“ Axilla rechnete kurz im Kopf und machte daher beim Sprechen eine merkliche Pause “ auch etwa erst einmal dreitausend Sesterzen an Vorfinanzierung benötigen. Sofern so viele Einheiten Werkzeug momentan auf dem Markt zu haben sind, meine Schmiede ist meist sehr schnell ausverkauft. Nimm es mir nicht übel, wenn ich an dieser Stelle noch einmal nachhake, aber bist du dir ganz sicher, dass zweitausend Sesterzen genügen werden?“
Natürlich hätte Axilla nichts dagegen, mit einem sehr solventen Partner Geschäfte zu machen. Überhaupt nichts. Allerdings war ihr bei diesem Geschäft wirklich vorrangig wichtig, dass sie zuverlässig Steine würde beziehen können. Das Geld konnte sie auslegen, und ein Vertrag war ja auch so abzuschließen, dass die Rückzahlung gewährleistet wurde. Daher war das wirklich das geringste Problem. -
Natürlich setzte sich auch Axilla, den beiden gegenüber, und machte es sich erst einmal etwas bequem. Wenn man unter sich war, musste man ja nicht dasitzen wie in Marmor gemeißelt, also lehnte sie sich lässig zurück. “Ich hoffe, nur gutes“, kommentierte Axilla dabei lässig, als Sibel meinte, Avianus hätte schon viel von ihr erzählt. Es wäre durchaus interessant zu wissen, welches Bild die Frau von ihr hatte. Axilla glaubte ja nicht, dass Avianus so dumm wie Seneca wäre und folglich irgendwelche Horrorgeschichten erzählen musste. Aber ob Sibel von der ganzen Situation mit Seneca vollständig wusste, also sowohl der Vorgeschichte wie auch jetzt dem Ende, wäre durchaus interessant und würde sicher irgendwann einmal Thema werden. Aber vielleicht nicht gleich beim ersten Kennenlernen.
Sie gab ihren Sklaven ein Zeichen, und sie reichten ihr hellen Posca. “Bacchus und ich werden fürchte ich keine engen Freunde mehr“, meinte sie eher scherzend. Auch wenn das wohl stimmte. Sie wurde einfach viel zu schnell betrunken, als dass sie Wein wirklich genießen könnte. Auch wenn Bacchus ja auch genau für den Zustand des Betrunken-Seins stand und weniger für den maßvollen Genuss. Und auch, wenn zumindest ein Mitglied des Bacchus-Kultes sich eine Zeit lang sehr um Axilla bemüht hatte und ihr sogar zur Hochzeit damals eine Schlange geschenkt hatte – die immernoch die Speisekammer höchst effektiv vor Mäusen beschützte und dann und wann einen Sklaven erschreckte, obwohl sie völlig harmlos und erschreckend faul war.
Da Avianus in seinem Brief von großen Neuigkeiten gesprochen hatte, wollte Axilla jetzt allerdings nicht gleich vorstürmen. Überhaupt, da sie so ein Gespräch noch nie geführt hatte, wusste sie auch gar nicht, wo genau sie anfangen sollte. Von daher beschloss sie, dass Avianus sicherlich seine Neuigkeit verkünden wollte und sie sich nicht gleich auf Sibel mit Fragen stürzen sollte wie ein Falke auf ein Kaninchen. -
Gewinnbeteiligung, stille Teilhabe... Mumpitz, dachte Axilla. Wenn sie eines nicht war, dann still. Und sie wollte keine Beteiligung am Gewinn, sie wollte soliden Stein. Und war dafür durchaus bereit, einiges zu investieren.
“Ich möchte keine Gewinnbeteiligung. Ich will Steine. Und du möchtest auch nicht ewig eine Teilhaberin deiner Geschäfte haben, sondern Gewinn machen und dich an den Früchten deiner Arbeit freuen.
Aber ich bin gerne bereit, mich an der Finanzierung zu beteiligen und dafür einen Kredit mit sehr flexiblen Rückzahlungsraten zu gewähren. Ich bin nicht gierig, ich möchte nur mein Geld wiederhaben und eine zuverlässige Quelle für Steine zu Standardpreisen. Und zwar nicht gerade wenig Steine. Ich benötige in regelmäßigen Abständen mindestens 24, meistens jedoch 48 größere Steinblöcke, die ich auch ebenso regelmäßig dann beziehen können will. Da wir beide in so einem Arrangement nicht gierig wären, wären das für dich etwa 5 Sesterzen Gewinn pro Block, also 125 bis 250 Sesterzen Gewinn je Turnus. Sofern du die benötigten Werkzeuge nicht auch selbst herstellen willst. Bei gleichzeitigem Betrieb einer Schmiede - was ich empfehlen würde - sind die Betriebskosten selbstverständlich niedriger und dein Gewinn bei Standardpreisen selbstverständlich höher. Daher sollte eine langsame Rückzahlung sher gut möglich sein. Auf lange Sicht behältst du damit einen relativ stabilen Gewinn, und ich habe den Vorteil eines stabilen Preises, der mir das durchaus wert wäre. “ Ja, Axilla hatte sich eingehend mit dem Thema befasst. Hätte sie noch die Möglichkeit, einen Steinbruch zu führen, würde sie genau das selbst tun. Nur das leidige Gesetz war im Weg. Und man hatte nicht so viel Geld zur Verfügung wie sie, wenn man nicht rechnen konnte.An welche Investitionssumme hattest du denn gedacht, wenn du von einer 'kleinen' Investition sprichst?“
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Nachdem ihr Gast sich beeindruckt zeigte von ihrem Griechisch – oder zumindest höflich genug war, so zu tun, als wäre er es – entschied sich Axilla dazu, den Rest der Konversation in dieser Sprache fortzusetzen. Nach der langen Zeit brauchte sie vielleicht ein bisschen länger für die ein oder andere Wendung, aber sie hatte mehrere Jahre in Alexandria gelebt und da mehr als eine Konversation bestritten. Und Übung konnte sicherlich niemals schaden.
Unterdessen erklärte Tolmides, dass er wohl einen Steinbruch zu übernehmen gedachte. Was sicherlich auch nicht schlecht war, nur eben ein ganz klein wenig mehr Wartezeit für Axilla bedeutete. Aber immerhin, es bestand eine reelle Hoffnung auf Besserung der Stein-Situation! Das allein war schon Anlass zur Euphorie!
“Nun, das klingt sehr vielversprechend, und wenn der besagte Mann bereit ist, seinen Steinbruch zu veräußern, ist das natürlich eine gute Gelegenheit. Und wie genau kann ich dir dabei helfen? Ich weiß ja, dass du meinen Aushang gesehen hattest, ansonsten wärst du jetzt ja kaum hier. Aber ein paar mehr Informationen benötige ich doch noch, bevor wir vernünftig darüber reden können.“ -
Etwas früher als erwartet meldete man Axilla, dass Avianus und seine Freundin unten warteten. Eigentlich hatte sie sich noch schicker anziehen wollen, so zur Feier des Tages und überhaupt, aber dann musste das wohl ausfallen. Auf der anderen Seite war ja auch ihre normale Kleidung weit modischer und herzeigbarer, als die meisten Frauen trugen. Und heute trug sie zumindest ein Kleid und nicht nur der Bequemlichkeit halber eine Tunika, also musste sie ihren Vetter auch nicht unnötigerweise warten lassen.
Nur wenige Augenblicke später traf Axilla also – zeitgleich mit den Erfrischungen – ein. Nervös war sie kein bisschen. Sie hatte ja auch keinerlei Grund, nervös zu sein. Zum einen war sie schon zu alt und hatte in ihrem Leben schon zu viel miterlebt, um wegen einem einfachen Kennenlernen, bei dem es für sie um gar nichts ging, noch nervös zu werden. Und zum anderen war sie ja ohnehin in der vorteilhaftesten Position überhaupt. Sie war die Herrin des Hauses und war in ihren eigenen Gefilden. In solch einer Position war es sehr leicht, ruhig zu sein.
Das einzige, was Axilla war, war neugierig. Äußerst neugierig sogar, denn die Dinge, die sie bislang gehört hatte über die Frau in Avianus Leben waren – nunja – nicht besonders erbaulich. Eine entlaufene Sklavin, die sich als Lupa verdingt hatte – was hoffentlich niemand, der zählte, wusste – und versucht hatte, sich im Haus ihres Gastgebers zu ersäufen, das war nun nicht unbedingt der Traumzuwachs für eine Familie. Aber es könnte auch schlimmer sein. Und irgendwelche Qualitäten musste das Mädel ja auch haben, sonst würde Avianus wohl nicht so an ihr hängen.
“Salve, Avianus“, begrüßte Axilla ihren Vetter beschwingt und herzlich, und wendete sich dann mit einem Lächeln der Frau an seiner Seite zu. “Und du musst Sibel sein. Avianus hat schon ein wenig von dir erzählt.“
Eine ihrer Qualitäten konnte Axilla zumindest schon einmal sehen. Das Mädchen war hübsch. Da war Avianus wohl wie alle Männer, was diesen Punkt anging. -
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Ein kleiner Wink genügt, um den Sklaven, die ja mitgehört hatten, die nötigen Anweisungen zu geben. Der gast bekam sofort einen Becher guten Weines, gemischt mit Wasser. Natürlich auch als erstes, immerhin war er Gast. Axilla trank Posca. Wein war auch nach all den Jahren noch nicht ihr Freund.
Sie nippte an ihrem Becher und hörte aufmerksam ihrem Gast zu. Tolmides, ein Grieche. Axilla mochte Griechen. Fast schon wehmütig schweiften ihre Gedanken kurz ab in die Zeit ihrer Jugend, als sie damals mit knapp sechzehn in Alexandria gelandet war, um bei ihren nächsten Verwandten zu leben. Silanus war damals Tribun bei der Legio Deiotariana gewesen, und Urgulania war gerade dabei, für die Stadtwahlen zu kandidieren. Und sie hatte als Scriba für Nikolaos arbeiten dürfen, der Gymnasiarchos war und zum Epistates des Museions noch aufsteigen sollte. So viele Erinnerungen, so viel Zeit... es war ein ganz anderes Leben gewesen. Eines, das Axilla mitunter sehr vermisste. Es war alles so viel einfacher gewesen, als sie noch jung und unvernünftig sein durfte und sich ihre Tante und ihr Vetter die Sorgen um die Familie machten, denen sie sich heutzutage stellen musste.
Kurz lächelte Axilla und meinte in noch immer sehr gutem Koine: “Wenn du es bevorzugst, können wir auch in der Sprache Alexanders des Großen reden.“ Für die Zunge fühlte sich auch der einfache Satz etwas ungewohnt an. Es war einfach schon eine halbe Ewigkeit her, dass sie griechisch gesprochen hatte. Dennoch war Axilla stolz auf sich, wie einfach es auf der anderen Seite doch scheinbar ging.
Axilla lehnte sich ein wenig bequem in die Polster zurück. “Dann ist deine Familie bereits im Besitz eines Steinbruches?“ riet sie nach den Ausführungen ihres Gegenübers. Es konnte ja durchaus sein, dass der Mann, der in etwa ihr Alter haben dürfte, oder etwas älter, den Aushang am Markt genutzt hatte, um hier einen neuen Absatzmarkt für seine Waren zu erschließen. Axilla konnte das nur recht sein. Alles, was sie wollte, waren Steine. -
“Ach, was wäre das Leben ohne kleine Überraschungen?“, winkte Axilla fröhlich ab und kam ein paar Schritte auf ihren Gast zu, um ihn mit einer einladenden Geste weiter herein zu bitten. “Darf ich dir ein Getränk anbieten? Etwas verdünnten Wein?“
Sie ging auch gleich hinüber zu ein paar gepolsterten Korbstühlen und setzte sich elegant in einen, ihren Gast dabei mit einer Handbewegung auffordernd, es ihr doch gleich zu tun.
“Leider wurde mir kein Name mitgeteilt, so dass ich gar nicht weiß, wie ich dich ansprechen kann“, plauderte sie auch gleich in lockerem Tonfall weiter und gab damit dem Mann ein wenig Gelegenheit, etwas von sich zu erzählen. Zumindest ein Name war dabei ja unabdingbar, und in der Beziehung war der Fremde ihr gegenüber deutlich im Vorteil. -
Natürlich wusste der Ianitor von solch einem Anschlag auf dem Marktplatz. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass nach dieser langen Zeit tatsächlich nochmal jemand kommen würde.
“Sie ist anwesend. Warte bitte einen Augenblick, ich lasse fragen, ob sie dich empfängt.“Der Ianitor winkte einen Sklaven herbei, gab ihm kurz eine geflüsterte Anweisung, und wartete dann mit dem Mann an der Tür. Eine kleine Konversation über das Wetter ersparte er ihnen beiden, nur hin und wieder lächelte er freundlich und entschuldigend, bis der Sklave zurückkam und wieder etwas zurückflüsterte.
“Meine Herrinn empfängt dich im Tablinnum. Folge bitte diesem Sklaven.“ Und damit ließ er den Gast ein. -
Axilla war darüber informiert worden, dass tatsächlich ein Interessent bezüglich ihres Aushanges vor der Türe stand. Und da der Ianitor sie darüber hatte informieren lassen, war besagter Interessent zumindest ordentlich genug gekleidet, um nicht mit einem Bettler verwechselt zu werden. Und da das Steinnproblem nanch wie vor sehr akut war, wollte Axilla da keinesfalls die Gelegenheit verstreichen lassen, sich den Mann zumindest selbst anzusehen.
Also wartete sie im Tablinum – wenn es schon um mögliche Vertragspartner ging, dann konnte man auch ein bisschen protzen – und harrte der Dinge, die da kommen mochten.