Beiträge von Iunia Axilla

    Anverwandter? Axilla gab zu, die pompeische Familiengeschcihte nicht so gut zu kennen wie ihre eigene, aber ein Iulius in der direkten Ahnenreihe ihres Mannes wäre ihr ganz sicher irgendwo im Gedächtnis geblieben. Glaubte sie zumindest. “Ja, der ist mehr sehr gut bekannt. Allerdings war mir nicht geläufig, dass er mit den Iulii verwandt ist.“ Axilla versuchte, es nicht schnippisch klingen zu lassen. Immerhin war sie hier Gast und Dives wollte ja auch nur nett sein. Der konnte ja nicht wissen, dass er mit seiner Aussage sie gerade doch sehr kalt erwischt hatte. Und Axilla die Vorstellung doch etwas erschreckend fand, dass ihr Kind mit den Iulii tatsächlich verwandt sein könnte. Und die Tatsache, dass Dives Germanicus Aculeo zu sienen engen freunden zählte, machte die Sache nicht viel besser. Das warimmerhin der Mann gewesen, der damals bei ihr gewesen war und dermaßen kryptische Dinge vor sich hingefaselt hatte, dass Axilla nicht einmal ihren Weber an ihn verkaufen wollte, weil er ihr zu unheimlich gewesen war.


    Die Eier wurden abgeräumt, und Axilla gab ihres unauffällig bei einer Sklavin auf die Platte, ohne es angerührt zu haben. Die Sklaven würden sich sicher freuen, wenn mehr übrig blieb, bekamen sie das dann doch üblicherweise in der Küche. Als nächstes gab es Pilze und helles Brot. Axilla nahm sich ein Stückchen Brot und tunkte es in eine ölige Sauce, die ein wenig nach Kräutern aussah. Das würde ihrem Magen sicherlich nichts ausmachen. Den Pilzen dagegen traute Axilla nicht so ganz.


    Cassius aber lenkte sie zum Glück gleich wieder ab von den Überlegungen, wer nun mit wem wie verwandt sein könnte oder auch nicht. Ein kleines Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht. Eigentlich wollte sie ja nicht so mit der Tür ins Haus fallen, aber bei der Steilvorlage war das dann etwas vollkommen anderes. “Also, rein zufällig arbeitet ein Architekt für mich. Kephalos ist sein Name, ein Grieche, aber ein sehr fachkundiger Bauherr und Architekt. Die Renovierungsarbeiten am Tempel des Mars Ultor in Rom wurden beispielsweise von ihm erst vor wenigen Jahren durchgeführt. Die Pontifices waren mit seiner Arbeit so zufrieden,dass sie ihm sogar einen Bonus gezahlt haben.“ Ja, das war ein großes Werk gewesen, das konnte man durchaus vorzeigen und damit angeben. Kephalos hatte wirklich außerordentlich genau und zuverlässig gearbeitet.
    Dass er sich über eine Nachricht von ihr freuen würde, glaubte sie ihm gleich. Kurz wurde ihr Blick etwas neckisch, als sie ihn anschaute. Würde sie Imperiosus nicht lieben und wäre eine von diesen Frauen, der Cassier könnte ihr durchaus gefährlich werden. Axilla mochte das Gefühl, das er ihr gab, wenn er sie anschaute. Es war ein schönes Gefühl, als Frau begehrt zu werden, und dagegen war sie ganz und gar nicht immun.
    “Ich denke, ein Theater wäre sicherlich etwas, das bei ihm auf größeres Interesse stoßen würde. Wenn du möchtest, könnte ich ein Treffen arrangieren. Sofern ihr die Gelder demnächst ihrer Bestimmung auch zuführen könnt.“

    “Er ist so klein“, war die nüchterne und sachliche Feststellung, die Atticus über seinen Bruder nach eingehender und genauer Betrachtung verkünden ließ. Und er sah dabei nicht verwundert aus, sondern eher, als ginge er gleich dazu über, ein Maßband herauszuholen und die Länge seines neuen Bruders auch für alle Zeiten genau auszumessen und in einer Tabelle für die Nachwelt festzuhalten.
    Axilla lächelte und wiegte ihren kleinen Sohn leicht in den Armen. Noch waren die neun Tage nicht vorbei, so dass er keinen Namen hatte. Es brachte Unglück, Kindern davor einen zu geben, denn noch lagen ihr Sohn voll und ganz in den Händen der Götter. Sobald er einen Namen hatte, verließ er diesen göttlichen Schutz und wurde angreifbar für alle Geister, Flüche und schädlichen Einflüsse, dann war er ein Mensch. Aber jetzt war er noch in der Schwebe, ein Geschenk der Götter, das Axilla hoffentlich behalten durfte.
    “Du warst auch mal so klein. Er wird noch wachsen.“ Axilla lächelte weiter und sah ihrem neuen, kleinen Wunder beim schlafen zu. Das war Imperiosus' Sohn. Sie hatte ihm einen Sohn geschenkt, der sein eigener war. Und er sah auch genau so aus wie ihr Mann! Zumindest wie eine geschrumpfte, rosa, zerknautschte Miniausgabe von ihm. Dieselbe Nase, dieselbe Stirn, derselbe Mund, dasselbe Kinn.
    Atticus runzelte die Stirn. “Ich weiß, dass alle Säuglinge so klein sind. Aber... er ist wirklich klein.“ So ganz überzeugt schien Atticus von seinem Bruder wirklich nicht.
    Axilla schüttelte lachend den Kopf und gab ihren namenlosen Sohn an die Amme weiter, um sich wieder etwas in die Kissen zurück zu legen. Kaum zu glauben, dass es einige frauen gab, die ihre Kinder am Fleischerstand bekamen oder auf dem Feld, und kurz darauf weiter arbeiteten. Axilla lag jetzt drei Tage im Bett und war noch immer hundemüde. Auch wenn sie wohl aufstehen konnte, um beispielsweise ihre Notdurft zu verrichten, oder auch zum Essen. Dennoch lag sie meistens und schlief sehr viel und fühlte sich einfach ausgelaugt, und das, obwohl ihr alle Arbeit abgenommen war. Sie musste schleunigst wieder auf die Beine kommen, und diesmal mehr trainieren als nach Atticus' Geburt. Sie wollte schnell wieder ihre alte Figur zurück.
    “Er wird schon wachsen. Und in ein paar Jahren kannst du ihm dann alles zeigen und beibringen, was du weißt. Du bist ja jetzt sein großer Bruder. Weißt du, was das heißt?“ Ein sehr skeptischer und resignierender Blick zeigte, dass Atticus es eigentlich nicht wissen wollte. Axilla sagte es trotzdem. “Du musst auf ihn aufpassen,und ihr müsst euch immer lieb haben. Denn nichts ist wichtiger als die Familie.““..nichts ist wichtiger als die Familie“, sagte ihr Sohn es gemeinsam mit ihr im Chor. Er hatte diesen Spruch schon oft gehört. Und die Art seiner Betonung zeigte an, dass er ihm auch schon zum Hals heraus hing. Aber Axilla war es sehr wichtig. Familie war das einzige, auf das man sich immer verlassen konnte. Freunde und Verbündete kamen und gingen, aber Familie, das war für immer. Und es war wichtig.
    Axilla richtete sich noch einmal leicht auf und wuschelte ihrem Erstgeborenen durch die Haare. Im ersten Moment fuchtelte er ihre Hand beiseite, beim Richten seiner blonden, wirren Strähnen aber grinste er wieder. “Verschwinde schon. Ich weiß, du und Manius plant wieder die Eroberung von Ostia.“
    “Gar nicht wahr!“, beschwerte sich Atticus, aber sein Lausbubengrinsen in dem Moment sprach etwas anderes. Er ging zu Axilla und gab ihr einen kleinen Kuss, wie er ihr oder sie ihm eigentlich immer einen zum Abschied gab – zumindest, wenn keiner seiner Freunde grade in der Nähe war und guckte – warf noch einen äußerst kritischen Blick auf seinen kleinen Bruder und flitzte dann auch schon nach draußen durch die Tür. Axilla hörte seine Schritte noch auf der Holztreppe, die zum Hof führte, wie er die letzten vier Stufen hinuntersprang und auf der gestampften Erde landete und dann nach seinem Milchbruder rief, um mit ihm die Nachbarschaft unsicher zu machen.

    Jetzt hieß es, hoffen, dass der Wein gut verdünnt war. Axilla griff bei dem ausgebrachten Trinkspruch nach ihrem Becher. Jetzt war der Iulier offenbar angesteckt worden vom Cassier und fing nun auch an, etwas freigiebiger mit Komplimenten zu sein. Trotzdem fand Axilla die seines Amtskollegen besser. Dort jagten die Worte ihr wohlige Schauer über den Rücken. Beim Iulier waren es wohl auch Schauer, aber nicht unbedingt wohlige.
    “Auf die Heimat“, erwiderte Axilla den Trinkspruch und vergoss großzügig einige Tropfen für Bacchus, in der vagen Hoffnung, dass dieser den Wein nicht so stark sein ließ oder die Ägypterin zumindest schwangeren- und axillafreundlich gemischt hatte. Ein kleiner Höflichkeitsschluck folgte, und der schien darauf hinzudeuten, dass Bacchus heute gnädig war.
    Wirklich Hunger hatte Axilla nicht, und so hörte sie lieber zu und nahm nur ein Stück Ei in die Hand. Sie tat so, als könne sie sich nicht zwischen den verschiedenen Saucen entscheiden – was auch wirklich nicht so einfach war, es waren viele, und nur von der Farbe konnte man da nur wenig erschließen – aber eigentlich hatte sie nur nicht wirklich Hunger auf Ei. Oder überhaupt. Noch ein schöner Nebeneffekt einer Schwangerschaft war das ewige Sodbrennen, sofern man etwas aß, und manchmal auch, wenn man nichts aß.
    Und sie hörte den Ausführungen zu. Das Theater ausbauen, schön. Vielleicht wäre das ja was für Kephalos? Bei der Restaurierung des Tempels des Mars Ultor hatte er ja auch ganze Arbeit geleistet. Auf der anderen Seite konnte Axilla die Situation jetzt gerade nicht gut genug einschätzen, ob sie da unauffällig etwas in die Richtung sagen sollte. Dass das Geld dazu zu Vinicius Licinus kam, interessierte sie jetzt eigentlich weniger, aber sie machte trotzdem ein hochinteressiertes Gesicht, einfach, weil der Vinicier wegen Verschwörung ja festgenommen worden war und sein Bruder deshalb verbannt worden war. Was nichts heißen musste. Die Vinicii waren offen gegen Salinator gewesen, und auf diese Weise konnte er auch nur politische Feinde entsorgt haben.
    Die Nachricht, dass die Classis hier her kommen sollte, war da schon wesentlich... schrecklicher. Axilla hoffte, dass man ihr da ihren kurzen Schock nicht an der Nasenspitze würde ansehen können. Sie war extra aus Rom weg gegangen, da es ihr dort zu gefährlich war und sie von dem Krieg ein Stück sich entfernen wollte, und jetzt kam die gesamte Classis nach Ostia und machte die Stadt damit zu einem militärischen Ziel? Das war ja grauenhaft! Axilla nahm doch noch einmal einen größeren Schluck Wein.


    “Mein Mann?“ fragte Axilla leicht zurück und versuchte einen sinnigen Anschluss an das Gespräch zu finden. Die Nachricht von den Armeen hatte sie doch ein wenig durcheinander gebracht. Und so blinzelte sie einen Augenblick lang abgelenkt, ehe sie wusste, was sie da am besten sagen konnte. “Nun, mein Mann ist Ritter und arbeitet in der kaiserlichen Kanzlei. Von daher solltet ihr heute lieber besonders zuvorkommend sein, vielleicht bitte ich ihn dann, dass seine Kollegen nicht ganz so streng in die Bücher der Stadt Ostia schauen.“ Axilla scherzte leicht und lächelte, obwohl sie es durchaus zum Teil ernst meinte. Sie konnte Imperiosus wirklich darum bitten, dass er die Duumvirn hier in Ruhe ließ. Zumindest könnte sie das tun, wenn sie es denn wirklich wollen würde, bislang hatte sie dazu noch einen hinreichenden Grund. Und sie konnte Imperiosus ja kaum sagen 'weil Cassius mir so schöne Augen gemacht hat', das könnte den gegenteiligen Effekt haben.

    Axilla lächelte über das Kompliment und versuchte sehr ihren eigenen Gedankengang von vorhin darüber zu ignorieren. Sie hoffte doch, dass sie besser aussah als dieses Zimmer und vornehm. Reich, nicht bunt, denn Kleidung sagte viel aus über die Person, die sie trug (wenngleich Axilla, wenn es nach ihr ginge, am liebsten in einer kurzen Tunika den ganzen Tag herumlaufen würde, einfach, weil es bequem war. Zuhause war das ja auch egal, da sah das ohnehin keiner).
    Zunächst aber antwortete sie einmal dem Cassier, der zwar schon hart an der Schmalzgrenze unterwegs war, aber dafür an und für sich so nett, dass Axilla sehr gerne bereit war, darüber hinweg zu sehen. Er schenkte ihr echte Aufmerksamkeit, und zwar nicht wegen irgendetwas, was sie getan hatte, sondern dafür, dass sie ein weibliches Wesen war. Das weibliche Ego brauchte solche Aufmerksamkeit ab und zu mal. Vor allem, wenn man sich aufgrund von Schwangerschaft gerade mehr wie eine Elefantenkuh denn als Gazelle fühlte. “Ich würde Tarraco nicht unbedingt als den Nabel der Welt bezeichnen, denn von dort stamme ich ursprünglich. Aber ja, die Seeluft ist nun dafür verantwortlich, dass ich mich hier aufhalte.“ Die und die Tatsache, dass Rom Axilla zu gefährlich erschienen war für den Fall, dass dieses Ekel Salinator wirklich verlieren würde. Noch immer betete sie gleichsam für den Sieg Palmas, wie sie ihn fürchtete. “Für die Schwangerschaft ist die sehr viel besser als die stickige Luft in Rom, außerdem ist es hier nicht so hektisch.“ Es waren nur kleine Ungenauigkeiten und keine direkten Lügen. Von daher war das so in Ordnung, fand Axilla. Es war ja nicht so, als ob sie aktiv schwindelte, um die beiden hier übers Kreuz zu legen. Es war einfach nur nettes Geplänkel.


    Auch der Iulier versuchte sich an einem Kompliment, diesmal zu ihren Augen. “Nun, die Augen habe ich von meiner Mutter, Obsidia Placida.“ Die Augen ihres Vaters waren grau gewesen, tief grau. Wie die von Atticus. Wie die von Vala...
    Axilla blinzelte die aufkeimende Wehmut schnell weg und lächelte stärker, hauptsächlich, um sich selbst von ihrer guten Stimmung zu überzeugen. “Aber sicher gibt es viel interessanteres als meine Abstammungsgeschichte.“ Auch wenn die Iunii auf ihre Abstammung mehr als stolz sein konnten. Von der kleinen, hässlichen Geschichte zum Ende der Republik einmal abgesehen. “Zum Beispiel, was die beiden Herren nun vorhaben, da ihr zwei nun die Wahlen gewonnen habt und von den Göttern auch bestätigt wurdet. Gibt es denn große Projekte für Ostia, oder sind die streng geheim?“
    Eigentlich interessierte das Axilla ja nicht so immens, wie sie gerade vorgab. Aber es würde sie von ihren Gedanken ablenken.


    Es war interessant. Sie hatte lange nicht mehr an Vala gedacht. Ihr Mann hatte auch wirklich gut dafür gesorgt, dass sie ihre Gefühle für den Mann vergessen hatte. Oder nicht vergessen, aber schlafen gelegt. Tief schlafend. So tief, dass sie nicht dachte, sie könnten noch einmal aufwachen. Und jetzt mit der erneuten Schwangerschaft ohnehin nicht. Imperiosus war ein fabelhafter Mann, der Axilla wirklich liebte. Und sie liebte ihn auch. Nicht heiß und leidenschaftlich. Nicht unvernünftig. Aber auf einer tiefen und ehrlichen Basis, die sie davor so nicht gekannt hatte.
    Und jetzt war da eine einfache Frage, die nicht einmal mit der Rebellion im Norden, bei der Vala wahrscheinlich beteiligt war – immerhin stand er auf einer Proskriptionsliste deswegen – etwas zu tun hatte. Und dennoch waren sofort Gedanken an seine grauen Augen wieder da, wie er sie angesehen hatte an diesem einen Abend im Garten der iunischen Casa, als ihm der Zweig auf den Kopf geknallt war und sie zu ihm gelaufen war. Dieser eine Blick, als würde er sie zum ersten Mal wirklich sehen, und die Dinge, die danach gefolgt waren. Seine Hände auf ihrem Körper, seinen Duft.... und immer wieder seine grauen Augen.


    Nein, Axilla lächelte leicht weiter, lenkte sich ab von diesen unnützen Gedanken. Es gab wirklich wichtigere Dinge, an die sie denken sollte.

    Ein Bote aus Ostia brachte eine fast schon schlichte Wachstafel vorbei, versehen mit dem iunischen Siegel.



    Iunia Axilla Purgitio Macre s.d.


    Es fällt mir schwer, diese Zeilen zu schreiben und die richtigen Worte zu finden. Mich erreichten Nachrichten über den Tod deiner Frau, und ich hoffe, du nimmst mein ernst gemeintes Beileid und meine Trauer über ihren Tod an. Zwar hatte ich trotz unserer beider langen Geschäftsbeziehung nicht das Privileg, sie näher kennen zu lernen, dennoch ist alles, was ich über sie hörte oder auch erlebte das Bild einer zutiefst ehrbaren, freundlichen und liebenswerten jungen Frau, und wäre das nicht Auszeichnung genug, so ist es gewiss, dass du immer sehr glücklich zu sein schienst, wenn du von ihr erzähltest. Eine Frau, die dieses Leuchten in die Augen ihres Mannes zu zaubern vermag, ist gewiss ein sehr herber Verlust und eine Grausamkeit der Götter.
    Man sagte mir, sie verschied bei der Geburt eures Kindes. Ich habe viel darüber nachgedacht, da ich auch just einen Sohn zur Welt gebracht habe. Ein Münzwurf der Götter, wie es scheint, wer dabei leben darf und wer nicht.


    Ich weiß, weder meine Worte noch sonst etwas kann dich über diesen Verlust wirklich trösten. Doch möchte ich dir meine Hilfe anbieten, sofern du sie benötigen solltest. Egal, was es auch sein mag. Ich weiß, wie es ist, kleine Kinder zu haben, und soweit ich weiß hast du nicht viele Verwandte in deinem Haus, die dir dabei helfen mögen. Auch wenn ich mir nicht anmaßen will, dir ebenso nahe zu stehen.


    In verbundener Traurigkeit


    Iunia Axilla

    Ein Bote kam noch am Tag der Niederkunft zur Casa Pompeia, um dem Hausherrn die freudige Nachricht zu überbringen, die Salvia Pulchra aufgesetzt hatte, nachdem Axilla müde und erschöpft eingeschlafen war.



    Salvia Pulchra Pompeio Imperioso s.d.


    Es freut mich, dir mitzuteilen, dass deine Frau am heutigen Morgen niedergekommen ist und einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hat. Die Wehen begannen in der Nacht und in den frühen Morgenstunden kurz nach Sonnenaufgang tat dein Sohn seinen ersten Atemzug.
    Auch deine Frau hat die Geburt soweit gut überstanden, auch wenn sie sehr erschöpft ist und noch einige Tage benötigen wird, sich wieder ganz zu erholen.
    Dein Sohn ist fasziniert von seinem neuen Bruder und lässt dir Grüße übermitteln. Er hofft, ebenso wie wir alle, dass es dir in den nächsten Tagen möglich sein wird, nach Ostia zu kommen, um deinen Sohn anzunehmen und ihm nach der gebotenen Frist von 9 Tagen auch einen Namen zu geben.


    Vale


    Salvia Pulchra

    Es dauerte eine Weile, bis Axilla realisierte, was sie da eben aufgeweckt hatte. Zuerst hatte sie gelauscht, ob es ein Geräusch war, das anders war als die vielen nächtlichen Geräusche, die in jeder Stadt und vor allem in einer Insula mit verschiedenen Parteien öfter zu hören waren: Ein Husten oder ein Schnarchen, vielleicht auch das leise Fluchen, wenn jemand noch schnell zum Brunnen ging, um etwas Wasser zu holen. Aber es war sehr ruhig. Einer der Sklaven schnarchte ein paar Zimmer weiter wie immer, aber sonst war da nichts. Auch Atticus regte sich nicht, so dass sie wach geworden wäre, weil er schlecht schlief oder krank war und sich übergeben musste oder dergleichen. Nein, gar nichts.
    Es dauerte eine gefühlte halbe Ewigkeit in der Dunkelheit ehe Axilla merkte, dass es eine warme Nässe war, die sie geweckt hatte, und ein leichtes Ziehen im Bauch. Sie fühlte über ihren Bauch hinweg zu ihren Schenkeln und wollte schon fluchen: Eine erwachsene Frau, keine alte und gebrechliche, die ins Bett machte! Das konnte auch bei aller Schwangerschaft und damit verbundenem Blasendruck nicht wirklich wahr sein! Doch schon ein klein wenig später kündigte sich ein weiteres, heftigeres Ziehen an, und das Gefühl an ihrer Hand war eher klebrig und zäh und schleimig.
    Axilla stöhnte laut auf, als sich die Wehe hochschaukelte und ihren Höhepunkt wie eine glühende Nadel in ihren Unterleib erfuhr. Es dauerte nicht lange, und ein verschlafener Sohn, sein noch verschlafenerer Milchbruder und die Amme standen bei ihr. Die beiden Jungen schauten ein wenig erschrocken, Manius eher entsetzt, Atticus eher verwirrt und skeptisch ob der Vorgänge.
    “Raus mit euch, Jungs, legt euch wieder hin und versucht zu schlafen“, verscheuchte Salvia Pulchra die beiden Jungs auch wieder. Manius gehorchte fast schreckensstarr, während Atticus noch zögerte und seiner Mutter interessierte Blicke zuwarf. Er wäre wohl gerne hier geblieben. Angst hatte er keine, ihr kleiner, braver Soldat, höchstens ein wenig Sorge. Aber das überwiegende in seinem Blick sprach von einer Wissensgier, die Axilla schon bemerkenswert fand. Dennoch fügte er sich wie immer widerspruchsfrei.


    Axilla ließ sich zurücksinken und pustete heftig aus, als die Wehe nachgelassen hatte. Sie hatte fast vergessen, wie schmerzhaft das alles war. Auch wenn bei Atticus' Geburt die Fruchtblase erst geplatzt war, nachdem sie schon eine ganze Weile diese Unterleibskrämpfe über sich hatte ergehen lassen müssen. Nachdem das geschehen war, war es danach nur noch schlimmer geworden, allerdings war es auch bald vorbei gewesen. Das ließ hoffen.
    Was nicht unbedingt zu einer hoffnungsfrohen Stimmung beitrug, war die Tatsache, dass die nächste Wehe nicht wirklich lang auf sich warten ließ. Axilla hatte keine Ahnung, wie spät es sein mochte. Vielleicht die zehnte Stunde der Nacht? Oder doch die siebte? Es war noch dunkel, was aber nichts hieß. Und sie fürchtete, dass ihre Nachbarn zwangsweise Zeuge jeder folgenden Wehe wurden. Anfangs versuchte sie noch, den Schmerz wie oft geübt wegzuatmen, aber das funktionierte einfach nicht im richtigen Leben!


    Dennoch dauerte es, bis der Morgen graute, ehe eine Wehe so in die nächste überging, dass Pulchra die Sklaven losschickte, die Hebamme zu holen. Diese kam auch sehr zügig in den übermüdeten Hausstand, massierte Axillas Rücken, gab Anweisungen, Wasser zu kochen und saubere Tücher bereit zu legen, schickte einen Sklaven aus, frisches Stroh für eine neue Matratze zu besorgen – diese hier würde später mit den Überresten der Geburt verbrannt werden und ihre Asche als Schutz vor bösen Geistern am Fuß des Hauses vergraben werden. Nichts besaß so immense Zauberkraft wie die Geburt eines neuen Lebens und allen Dingen, die damit Berührung gehabt hatten.


    Dennoch dauerte es nach zum Sonnenaufgang, bis sich wirklich etwas tat. Axilla lag verschwitzt auf dem Bett, mal gestützt von der Salvia, mal von der Hebamme, mal keuchend, mal schreiend, immer wieder pressend. Es schien sie zu zerreißen und nach einer Weile wollte Axilla nur noch, dass es endlich vorüber wäre. Es war so anstrengend.
    Und dann, begleitet von einem weiteren lauten, gepressten Laut schien ihr Unterleib zu zerbersten, zu reißen. Wilde Aufregung im Zimmer, heißes Wasser über ihrem Schoß, um die Muskulatur noch weiter zu lockern, und dann fühlte sie, wie der Druck nachließ, fühlte diese Leere, als Kopf und Schultern heraus waren und der Rest nur allzu leicht folgte.
    Erschöpft sank Axilla in die Kissen zurück, die Augen aber offen und auf das Treiben zwischen ihren Beinen gerichtet. Erst, als der erlösende kleine Schrei kam, dieser erste Atmenzug, und sie die Gewissheit hatte, ein lebendiges Kind geboren zu haben, erlaubte sie sich erleichtert und fast lachend gänzlich zurückzufallen.
    “Du hast einen kräftigen, kleinen Sohn geboren, Iunia. Einen hübschen, kleinen Sohn.“
    Axilla hörte es, realisierte es aber nicht so richtig. Sie lachte nur, erleichtert, erschöpft, unendlich müde, als das Kind an ihre Brust gelegt wurde, um ein Mal die Milch seiner Mutter zu trinken, nach der Geburt, damit sie in Liebe miteinander verbunden sein würden in alle Ewigkeit. Danach würde auch er eine Amme haben, aber die erste Milch war die seiner Mutter.
    Axilla schaute schläfrig auf das kleine Wesen in ihren Armen. Er war noch ganz rot und zerknautscht, der Kopf von der Geburt noch etwas länglich geformt, und mindestens so müde wie sie. Und sah aus wie Imperiosus. Eindeutig wie ihr Mann. Selbst mit müden, geschlossenen Armen und an ihrer Brust mit letzter Kraft nuckelnd. Sie hatte ihrem Mann einen Sohn geschenkt. Einen, der wirklich seiner war.
    Und mit diesem Gedanken schlief sie ein und bekam gar nicht mehr mit, wie die Sklaven einen Boten nach Rom sandten mit der freudigen Nachricht, und auch von dem sonstigen treiben rund um sie und das Kind, das in wenigen tagen, wenn er überlebte, ein Pompeius sein würde.

    Der Cassier war wirklich zauberhaft. Axillas Lächeln wurde noch breiter und auch ein deutliches Stück ehrlicher, als sie sich bei ihm einhakte, um sich von dem Iulier ins Triclinum führen zu lassen. Der wiederum war bei weitem nicht halb so charmant und wirkte irgendwie wie bei einem Pflichtbesuch bei der Erbtante – auch wenn Axilla sich sicher war, nicht mit ihm verwandt zu sein und ihm auch nichts vererben zu wollen.
    “Ein Korbsessel wäre ganz zauberhaft“, meinte sie leichthin und wunderte sich schon fast über die Frage des Iuliers. Aber vielleicht hatte er nur nett sein wollen wegen ihres momentanen Umfangs und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Axilla hätte sich auf der einen Seite wirklich gerne einfach auf eine der Clinen gelegt, auch wenn das bei drei Leuten wohl auf dieselbe Cline hinausgelaufen wäre und eine Frau da dann zwischen zwei Männern... nein, das wäre definitiv kein vorteilhaftes Verhalten und konnte zu allzu viel Getratsche führen. Auch wenn sie niemanden in Ostia kannte und auch so gut wie niemand in Ostia sie kannte. Wer wusste schon, was die Sklaven tratschten. Am Ende hieß es noch, die Duumvirn würden sich schwangere Lupae bestellen, um sie sich zu teilen oder so einen Kram. Nein, das wäre für niemanden von ihnen dreien auch nur im entferntesten vorteilhaft. Also blieb es bei einem Korbsessel, der zwar sicher nicht so bequem war wie eine Cline zum Liegen, aber bequem genug und anständig.


    So tippelte Axilla also neben dem Cassier her und ließ es zu, dass er ihr beim Gehen so etwas näher kam. Natürlich würde sie Impi nicht betrügen, aber der Mann war nett und lächelte sie strahlend an. Außerdem sah sie hier jetzt keine Gefahr für irgendwelche Unsittlichkeit, nur weil sie nebeneinander herliefen und er ihre Wärme dabei vielleicht ein bisschen spüren konnte.
    “Dein Vetter hat sich bei der Inneneinrichtung des Hauses sichtlich Mühe gegeben und keine Kosten gescheut, wie es scheint“, bemerkte Axilla so, dass es anerkennend klang, während sie ihren Blick durch das Triclinum schweifen ließ. Nicht, dass sie das tatsächlich hübsch fand, aber sie wollte nett sein. Ihr war das alles schon zu prunkvoll und protzig, auch wenn sie natürlich wusste, dass die Villa eines Senators prunkvoll und protzig zu sein hatte. Das Haus ihres Mannes war ja aus demselben Grund auch prunkvoll und protzig. Nur Axilla war da bescheidener. Ihr reichte auch die kleine Insula mit den geraden Wänden, wo nur hier und da eine Zierleiste gemalt war, vollkommen. Aber bei einer Villa dieser Größe sähe das vermutlich doch ein wenig ärmlich aus.
    Kaum zu glauben, dass der Duumvir eigentlich so reich wohnte. Auf der Straße hatte er ein wenig abgerissen fast gewirkt. Aber Axilla würde sich da sicher nicht beklagen.


    Sim-Off:

    Entschuldige, hatte eine stressige Woche

    Hallöchen,


    ich hab dich mal eben frech ins SimOff verschoben, da das Anmeldeboard nur für die Anmeldungen zum Spiel ist und damit es da übersichtlich bleibt und man dir auch antworten kann (da oben darf man das nämlich eigentlich nicht :D )


    Vielleicht kannst du dem User Titus Duccius Vala eine Email schreiben (wobei ich nciht weiß, ob er die Mail-Funktion für sein Konto freigegeben hat), der hat soweit ich weiß auch schon die ein oder andere Arbeit über RPG (und LARP) im Zuge seines Studium geschrieben und kennt da vielleicht ein wenig Fachliteratur. Was natürlich nicht heißt, dass dir nicht auch alle anderen kräftig helfen dürfen :D


    Ich selber kann dir da wohl weniger helfen, außer einem halben Cubikmeter Rollenspielbüchern neben diversen Fachbüchern zum Römischen Reich hab ich dahingehend keine Literatur - und das geht glaube ich alles nciht als Fachliteratur zum Thema deiner Arbeit durch.


    Was dir vielleicht, falls du es noch nicht kennst, auch helfen könnte, ist das Charakter-Search-Board. (http://charakter-search.net/) Da tummeln sich zig Rollenspieler verschiedener Genres im Online-Rollenspielmarkt (da die Seite speziell für Charaktergesuche erstellt wurde. Also so a la "Mein CHarakter hat eine Schwester, die ist so und so und so, wer mag die spielen?" Und ist dann halt gewachsen), da hast du dann eventuell eine noch breitere Basis bzw. findest dadurch mehr Foren, die du bearbeiten kannst.

    Beim Eintreten sah sich Axilla leicht um. So ganz sicher war sie sich nicht, ob ihr diese Villa wirklich gefallen sollte, aber sie lächelte dennoch dem Ianitor gebührlich beeindruckt entgegen, als der ihren Blick bemerkte, und folgte ins Wohnungsinnere.
    Wie angekündigt erwartete der Iulier sie mit einem weiteren Mann, den er als Cassier vorstellte. Auch er trug blau, so dass sich Axilla irgendwie ein wenig ertappt fühlte bei der Farbwahl ihres Kleides. Wenn sie Pech hatte, war er ebenso wie Archias Anhänger der Factio Veneta. Auf der anderen Seite war er ihr durchaus sehr sympathisch. Die Art und Weise, wie er sie anlächelte, gefiel ihr deutlich mehr als das seltsame Verhalten des Iuliers vom Mittag. Damit konnte sie etwas anfangen, und so lächelte sie so charmant wie möglich zurück. “Axilla aus dem Haus der Iunii“, beantwortete sie die ungestellte Frage lächelnd beim näher treten. Damit war auch der Iulier von seinem Schicksal erlöst und wusste nun endlich, wen er vor sich hatte – wenngleich Axilla keine Ahnung hatte, ob der Mann sich nur nach Nennung ihres Namens denken konnte, wer denn Axillas Mann war. Ihr Mann war sicher sehr bekannt, sie als seine Frau hingegen nicht ganz so, vermutlich nur bei jenen, die öfter mit ihrem Mann zu tun hatten oder aber sich für die bessere Gesellschaft Roms interessierten. Imperiosus war niemand, der durch große Spiele oder Opfer von sich reden machte, und so war sie an seiner Seite ebenfalls nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, was sie auch gar nicht so schlecht fand.
    “Auch dir die besten Glückwünsche zu deiner Wahl, Cassius. Dem guten Iulius konnte ich bereits heute Mittag gratulieren, als er so nett war, mich einzuladen, bei dir war mir dieses Vergnügen aber versagt.“ Auch wenn Axilla das nichtige Geplapper zum Gesprächsanfang nicht so mochte, mittlerweile konnte sie es doch recht passabel.
    Doch auch, wenn das Gespräch zumindest nett anfing, netter als sie erwartet hatte, Axilla hoffte darauf, dass sie bald zum entspannteren Teil übergehen würden. Nicht unbedingt wegen des Essens oder der Gesprächsthemen. Nur stand sie nicht gern so lange, und Empfänge hatten so die Angewohnheit, im stehen absolviert zu werden.

    Noch immer war sich Axilla nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, hierher zu kommen. Auf der anderen Seite, was hatte sie schon zu verlieren? Die Iulii waren zwar halbperegrine Neurömer und alle mehr als nur ein wenig seltsam – und der hiesige Duumvir bildete da keine Ausnahme bislang. Aber auf der anderen Seite waren sie nicht gefährlich, Freunde ihrer beider Männer und einer der wenigen Lichtblicke gesellschaftlicher Hinsicht hier in Ostia, die wohl als unbedenklich eingestuft werden konnten. Die Iulii würden ihr nichts tun und sie konnte einen netten Abend verbringen, und wenn er weniger nett werden würde, konnte sie sich einfach verabschieden und gehen.


    Und so ließ sich Axilla von Malachi aus der Sänfte helfen, die sie hier hergebracht hatte. Mit dem dicken Bauch sah das sicher nicht so elegant aus, wie sie es gerne hätte, aber noch elegant genug. Das blaue Kleid war doch eine gute Wahl gewesen, auch wenn Axilla die Farbe nicht so gerne trug. Sie erinnerte sie so sehr an Archias, an das blaue Kleid, dass er ihr geschenkt hatte, an die Hochzeit beim Rennen seiner geliebten Factio Veneta...
    Axilla bekam ein schlechtes Gewissen, wenn sie blaue Kleider trug. Sie hatte ihm Unrecht getan. Sie war sich sicher gewesen, dass er Leander getötet hatte. Nun, eigentlich war sie sich da nach wie vor sicher, dass er dies aus Eifersucht getan hatte. Allerdings hatte sie auch gedacht, dass er sich selbst getötet hatte, indem er sich vom tarpejischen Felsen geworfen hatte. Doch nachdem sie das Testament von Valerianus bei den Sachen ihres Mannes gefundne und an sich genommen hatte, dachte sie das nicht mehr. Archias war ein so lebensfroher Mensch gewesen, er hätte sich nicht selbst getötet. Erst recht nicht beim Sturz von diesem Felsen. Nein, inzwischen war sie sich sehr sicher, dass Archias nicht gesprungen war. Vielmehr war er ein Stein gewesen auf dem Weg von Vescularius Salinator, ein Verwandter des Kaisers, den es aus dem weg zu räumen galt. Ebenso wie Prudentius Balbus, den damaligen Praefectus Praetorio, der mit einer Nichte von Valerianus verheiratet war. Alles Leute, die ihm im Weg hätten stehen können. Nur aelius Quarto fehlte noch auf seiner Liste, aber der war Valerianus wohl zu nahe gestanden, um es unauffällig vor dessen Ermordung hinzubekommen, ohne dass Valerianus Verdacht geschöpft hatte. Und jetzt war der ja auch aus dem weg, unauffindbar verschwunden. Axilla vermutete, dass auch er tot war und Valerianus dies seine Skythen hatte erledigen lassen, damit nichts bekannt werden würde und somit nichts auf ihn zurückfallen konnte. In ein paar Jahren würde niemand mehr nach den Aelii krähen.


    Sogesehen war es vielleicht doch keine so gute Idee, sich mit dem Iulius zu treffen. Wenn irgendeine Gens ganz tief in der Schuld Salinators stand, dann waren es die Iulier. Keine einzige andere Gens hatte auch nur annähernd so viel von dem Mann profitiert und sich auch bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten an seiner Seite gezeigt wie die Iulier. Im Grunde war das genau der Dunstkreis, dem sie mit ihrem Auszug nach Ostia entfliehen hatte wollen.
    Jetzt war es dafür aber auch schon zuspät. Sie stand also da in dem blauen Kleid, das ihren Bauch sehr gut nicht kaschierte, sondern im Gegenteil auf die Art und Weise betonte, die die Schwangerschaft wie eine Ehrung aussehen ließ. Der Stoff war weich und fließend und schmeichelte ihrer Haut. Ihre Haare waren in Locken hochgesteckt und wurden von kleinen, silbernen Haarnadeln gehalten, die zu der silbernen Kette um ihren Hals – die mit dunklen Lapislazuli geschmückt war – und den silbernen Armreifen passte.


    Malachi klopfte für Axilla an der Porta an. Die neunte Stunde konnte noch nicht allzu lange angebrochen sein, sie sollten also relativ pünktlich sein.
    “Meine Herrin wird von Duumvir Iulius Dives zum Abendessen erwartet“, erklärte Malachi äußerst schlicht, als die Tür geöffnet wurde. Ohne Namen zu nennen, so hatte Axilla es befohlen.

    Hm, das ist wohl persönliches Sprachempfinden, ich finde das "bereits" oder das "schon" absolut nicht wertend. Im Gegenteil, ohne dieses kleine Füllwort fände ich den satz inhaltlich falsch :D
    Der Satz "...wohlhabende Römer sich im 1. Jh. v. Chr. private Tierparks zulegten?" heißt genau genommen, dass sie es NUR im 1. Jhdt. vor Christus machten, und weder davor noch danach. Und das wäre inhaltlich nicht korrekt, weil sie natürlich in den folgenden Jahrhunderten damit weiter gemacht haben. Da gehört das "schon" für mein Sprachempfinden durchaus hinein. Das ist kein Anzeichen für eine Wertigkeit, sondern für mich persönlich nur ein Anzeichen dafür, dass es damals und danach fortlaufend so gemacht wurde, zeigt also den Beginn eines Zeitraumes an. Wertend fände ich es, wenn da etwas von "armen, geknechteten Tieren" oder so stände :D Aber vielleicht ist das auch nur mein persönliches Sprachempfinden.

    Bevor morgen der Wochenwechsel kommen wird, eine Bitte an alle Gemüsebauern: Der Cultus Deorum benötigt Blumen! Ohne die gibts sonst gar keine Opfer :D Große Abnahmemenge für diese Runde garantiert :D

    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Weg zurück vom Tempel nach Hause geschafft war. Nicht, dass er besonders weit gewesen wäre, die Insula lag da durchaus sehr zentral in Ostias Stadt, so dass es zu allen öffentlichen Plätzen recht nahe war und es keine Sänftenträger benötigte, um komfortabel von A nach B zu gelangen. Allerdings war Axilla doch ein bisschen sehr schwanger und die Straßen ein bisschen sehr voll, so dass sich der eigentlich kurze Weg doch länger hinzog, als er das ohne diese beiden Faktoren getan hätte. Auf der anderen Seite hatte Axilla es im Gegensatz zu ihrem Sohn auch nicht besonders eilig. Zwar sagte Atticus auch hier nichts. Niemals würde er seine Mutter einfach so im Gedränge der Straßen allein lassen. Beklagt hatte er sich auch nie wirklich. Das lag nicht in seiner Natur, Axilla hatte einen wackeren, kleinen Soldaten. Dennoch merkte sie es spätestens, als er bei Ankunft in ihrem Zuhause dann die Treppe hochhetzte, zwei Stufen auf einmal nehmend und nach Manius brüllte. Die beiden Jungs waren wirklich wie Brüder, und sie hatten sich ja auch die Milch derselben Brust geteilt.


    Während die Jungs also gleich wieder die Köpfe zusammensteckten und loszogen, um die Nachbarschaft unsicher zu machen, watschelte Axilla in ihre kleine Behausung und ließ sich erst einmal in den nächsten Korbstuhl fallen. Ihre Füße fühlten sich geschwollen an. Schwangerschaft war irgendwie im letzten Teil mehr arbeit als Vergnügen.
    “Bitte ein wenig kühles Essigwasser für die Füße. Und für mich etwas zu trinken“, meinte Axilla zu dem herbeieilenden Sklaven, der auch sofort das gewünschte brachte.
    “Wir haben neue Nachbarn, Herrin“, erzählte der Sklave, während er ihr das Getränk reichte. “Eine junge Frau und ein paar Sklaven“, erzählte er weiter, während er vorsichtig ihre Füße in die Holzschale setzte und dann das kühle Essigwasser über ihre Knöchel goss.
    “Ah“, machte Axilla ein wenig müde und genoss das entspannende Gefühl des Wassers. Mit ihren Nachbarn hatte Axilla eigentlich recht wenig zu tun bislang, und aufdringlich war sie auch nicht. Aber interessant war es trotzdem allemal.
    “Ich werde heute Abend zu einer Cena gehen. Ich muss dafür noch frisiert werden und mich umziehen. Ich denke, das rote Kleid wäre ganz gut“, meinte Axilla beiläufig nach einem Moment des Schweigens.
    “Verzeihung, Herrin, aber das rote ist sehr... eng.“ Der Sklave sah ihr nicht einmal in die Augen bei den Worten.
    Axilla seufzte. Er hatte recht, sie würde wohl aussehen wie eine Presswurst kurz vor dem Platzen. “Gut, dann... das gelbe?“
    “Das blaue steht euch sehr gut, Herrin.“
    Axilla seufzte nochmal. “Gut, dann das blaue. Und die silbernen Armreifen.“
    “Ich werde es herrichten, Herrin.“

    Das Gespräch war sehr, sehr, sehr merkwürdig. Axilla war sich noch wirklich nicht sicher, was sie von all dem halten sollte und wie sie es einordnen sollte. Und ein wenig im Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee wäre, der Einladung auch tatsächlich zu folgen. Vielleicht würde sie das im Laufe des Nachmittages noch einmal genauer überlegen. Bis zur neunten Stunde war ja noch reichlich Zeit.
    “Vale, Duumvir“, verabschiedete sich Axilla dann dennoch freundlich und wartete, bis der Mann wieder zurück zu seinen Liktoren gestiefelt war. Komischer Kauz. Der definitiv ein bisschen mehr für sein Aussehen tun sollte, ohne die Liktoren wirkte er eher wie ein Bettler als wie ein Magistrat.


    Axilla schüttelte sich leicht und beschloss, sich jetzt darüber nicht zu viele Gedanken zu machen. Überhaupt wirkte ihr Sohn schon recht gelangweilt hier auf dem Platz. Zwar nörgelte er nicht, hampelte nicht herum oder quängelte gar. Er stand eigentlich nur sehr ruhig und gerade da und sah sie an. Aber Axilla kannte den Blick aus seinen graublauen Augen, und auch, wenn er sich nichts anmerken lassen wollte, sie kannte ihren Sohn da einfach besser. Vor ihr konnte er da keine Geheimnisse haben. So wenig wie sie wirklich vor ihm.
    “Gut, dann gehen wir mal nach Hause“, meinte sie lächelnd. Im ersten Moment wollte sie ihrem Sohn auch die Hand entgegenstrecken, aber sie ließ es bleiben. Er wurde zu alt dafür, an ihrer Hand zu laufen. Und sie wollte ihn da nicht bloßstellen vor den Leuten um sie herum, so lächelte sie ihn nur an, und merkte nichts von ihrem Schatten, als sie langsam nach Hause ging.