Die Erleichterung, die über Axilla hinwegschwappte, manifestierte sich in einem sehr erleichterten Seufzer, als sie sich von Imperiosus einfach an sich ziehen ließ und sich küssen ließ. Auch, wenn es falsch war, so war doch Valas Kind jetzt erst einmal sicher. Es würde nicht blutig und frierend auf dem nächsten Komposthaufen abgelegt werden, um entweder zu erfrieren, von einem streunenden Hund gefressen oder von einem Fremden mitgenommen zu werden. Und so sehr sie sich auch schuldig gegenüber ihrem Mann fühlte, sie sagte sich, dass sie auch eine gewisse Verantwortung gegen dieses Kind hatte. Mehr als das. Das Kind von Archias war ein Unfall gewesen. Sie hatte es nicht wirklich gewollt, selbst, als er sie geheiratet hatte. Sie hatte den Aelier gern gehabt, sehr gern sogar, aber nicht so sehr, dass sie unbedingt seine Kinder hatte bekommen wollen. Schon gar nicht damals in Ägypten, als das ganze passiert war. Aber bei Vala war es anders. Sie wollte nicht, dass sein Kind, ihrer beider Kind, sterben müsste für die Ehre. Und die Familienehre war das einzige, was Axilla noch wichtiger wäre. Und nun konnte sie beides haben, und die Erleichterung darüber löschte sogar fast die Angst wegen der restlichen Situation, der Ausgangssperre und der ungewissen Zukunft aus.
“Nein, Seneca weiß noch nichts davon. Ich wollt es ihm persönlich sagen, wenn... also, wenn das hier vorbei ist und er richtig Zeit hat. Wenn... der neue Kaiser im Amt ist und es wieder sicher ist. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht deswegen.“
Axilla blieb noch in Imperiosus Armen und kuschelte sich etwas näher an ihn, genoss die Nähe und das Gefühl, doch wieder ein Stückchen Sicherheit in ihr Leben gebracht zu haben. Auch wenn es nur ein kleines bisschen angesichts des großen Chaos war.
“Und... Vescularius, also... ist er der neue Kaiser?“ griff sie dann dennoch das alte Thema noch einmal auf. Und sie betete, dass Imperiosus jetzt 'nein' antworten würde, so dass ihr wenigstens noch ein bisschen Hoffnung blieb.
Beiträge von Iunia Axilla
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Wütend war er, das war zu hören. Aber offenbar wenigstens rudimentär lernfähig. Der Doctor sah sich den stand des Mannes an, der diesmal darauf verzichtete, einen weiteren nutzlosen Angriff zu führen. Er hielt das Schwert gut, der Griff schien fest. Ein bisschen zu niedrig, und die Beine verrieten zu sehr, wohin die Bewegung gehen würde. “Linker Fuß weiter nach vorn“, wies er seinen neuen Schüler an. “Und du hast Knie, also benutze sie auch ein wenig. Schwerpunkt weiter nach unten.“ Er deutete eine kleine Bewegung in Richtung Hocke an, nur ganz leicht, so dass die Knie ganz leicht gebeugt waren und so ein schnellerer Wechsel der Gewichtsverlagerung möglich war.
“Parmula!“ schrie er laut nach einem weiteren Burschen, der Kieran auch sogleich ein kleines, rechteckiges, leicht gebogenes Schild brachte und für den freien Arm anreichen wollte, so dass er es greifen konnte. -
Er wusste es nicht? Axilla hatte es ganz fest angenommen, dass er inzwischen wusste, dass sie schwanger war, oder dass einer der Sklaven es ihm gesagt hatte, wenn er schon nicht von allein drauf gekommen wäre. Natürlich wussten Männer nicht allzu viel von der ganzen Sache. Axilla selber wusste ja auch nicht wirklich etwas davon. Das Kind von Archias hatte sie verloren, als sie etwa gleich lang schwanger gewesen war. Vielleicht ein paar Wochen mehr. Von Geburt und all dem wusste sie erschreckend wenig für eine Frau. Aber wie sollte sie auch, so ganz ohne Geschwister?
Aber trotzdem hatte sie gedacht, dass Imperiosus sich zumindest soviel hätte denken können, dass die ganze Kotzerei und das Ausbleiben ihrer Blutungen eine Schwangerschaft bedeuten könnten. “Naja, mein Kind...“ meinte sie kleinlaut mit Blick auf ihren Bauch. Sie vermied es, zu sagen, es wäre sein Kind, denn das wäre eine Lüge. Und so direkt belügen wollte sie ihn nicht. Wenn er dachte, dass es von ihm war, war das schon Lüge genug, indem sie ihm nicht die Wahrheit sagte. Aber sie musste es ihm bei aller Wahrheitsliebe ja auch nicht auf die Nase binden und damit ihr Kind, Valas Kind, dem sicheren Tod überantworten. Wenn Imperiosus sie nicht sofort auf die Straße setzte, würde er es mit Sicherheit mit dem Kind so machen, sobald es geboren war, und sie würde NICHTS dagegen unternehmen können.
“Und... ich weiß, ich hätte erst später... Anzeichen zeigen sollen. Aber wenn man schon vor der Hochzeit... ich meine... das kann ja passieren...“ Wieder eine ganz gefährliche Halbwahrheit, aber wenn das Kind nur etwas mehr als ein halbes Jahr nach ihrer Hochzeit zur Welt kommen würde, musste Imperiosus sich ja etwas denken. Sofern er nicht bezüglich der Dauer einer Schwangerschaft auch so blind war wie bei ihren Anzeichen. Sie sah noch immer nicht auf beim sprechen, sondern stur auf einen Punkt etwas vor ihren Fußspitzen. Sie konnte ihm diese Gedanken nicht eingeben, wenn sie ihn dabei so direkt ansah.
Dass er sich eigentlich freute, bekam sie so gar nicht richtig mit. Erst, als ihr Blick doch fragend kurz nach oben ging, bemerkte sie, dass er nicht übermäßig ärgerlich wirkte, sondern sich wirklich zu freuen schien. “Du freust dich doch, oder?“ fragte sie dennoch einmal leise nach und kaute sich nervös auf ihrer Unterlippe herum, während sie auf die Antwort wartete, die das weitere Schicksal dieses Kindes entscheiden konnte. -
Hallo,
als eine der letzten, die in Ägypten lange und viel gespielt haben (zumindest soweit ich weiß und nicht irgendwer in anderer Gestalt noch da ist, wo ich nichts von weiß
) meld ich mich auch mal zu Wort:
Ägypten IST schwer zu spielen. Ägypten IST anders. Wenn man es vernünftig spielt, ist es sogar sehr anders als Italia. Und sich da einzulesen schreckt viele ab. In Ägypten muss man aktiv was machen (oder musste es zumindest immer) und zwar SimOn wie SimOff und kann sich nciht auf seinem Posten ausruhen. Abstimmungen sind nicht über das Wahltool, sondern rein SimOn. Dann die Unterschiede im Bürgerrecht mit den Stadtbürgerrechten der Poleis, die dort wichtiger sind als das römische Bürgerrecht etc. etc. Das ist viel, in das man sich einlesen muss. Und es bespaßt einen keiner, sondern man muss da wirklich aktiv selber was tun.
Das geht prima, wenn viele Leute da sind. In Italia sind viele Leute, man findet leicht Anschluss und muss nicht mit sich selbst spielen. In Germania sind zumindest in den Legiones noch eingiermaßen viele Leute und man kriegt was zu tun.
In Ägypten sind halt wenig Leute. Da ist es nicht so leicht.Dem Gesetz des Herdentriebes folgend kommen immer da neue Leute dazu, wo schon viele Leute sind. Noch dazu ist das hier ein "römischer" Hintergrund, so dass die meisten neuen hier schon mit irgendeinem fixen (teils falschen) Bild das Forum betreten und das spielen wollen. Und dank so Filmen wie "Gladiator" oder irgendwelcher 60er-Jahre-Schinken ist das halt eher der "römische Held, der sich gegen germanische Barbaren in mutigen Schlachten bewährt" als der "Gelehrte, der in Ägypten was lernen will" oder der "Soldat, der die Getreideproduktion von Rom schützt".
Aber das kann sich auch wieder ändern. Vor 2 Jahren hat Ägypten gebrummt. Da hatte ich SEHR viel Spaß dort und SEHR viel zu tun mit einigen Mitspielern. Vielleicht kommen da wieder 2-3 zusammen, die ihren Spaß da haben und es brummt wieder. Vielleicht ist dann in Germania nix los. Man weiß es nciht.
Vor einigen Monaten gabs hier im Forum noch Beschwerden, als in Ägypten der Feldzug der Deiotariana war, dass man dort ja was zu tun hätte und es so viele Auszeichnungen gäbe und die anderen Legiones vor sich hindümpeln würden. Jetzt is halt grad in Germania mehr los. Da kann man jetzt keine Aussage treffen, dass das "ja immer" so sei, sondern es ist halt jetzt "grad im Moment" so.
Im Übrigen schreibt man in Ägypten schon seit Alexander dem Großen und der nachfolgenden ptolemäischen Herrschaft über Ägypten dort nicht mehr in Hieroglyphen, sondern hauptsächlich in griechisch
Hieroglyphen werden da nur selten noch ausgepackt.
Das sind auch schon 400 Jahre in unserer Spielzeit.
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Bin bis voraussichtlich Donnerstag abwesend. Bis denne
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Als Imperiosus sich von ihr befreite und aufstand, fühlte sich Axilla ganz elend. Einsam, vollkommen einsam. Sie wollte jetzt doch nicht allein sein, schon gar nicht, wenn ihr Mann böse auf sie war. Sie wollte doch diesmal in ihrer Ehe alles richtig machen! Und genau deshalb konnte sie ihm auch un-mög-lich sagen, was Salinator ihr getan hatte. Er würde das nicht verstehen. Damit würde sie alles kaputt machen, noch bevor es richtig angefangen hatte.
Axilla stand auch auf, mit linkisch wirkenden Bewegungen, und tappste hinter Imperiosus. Sie hob ihre Hand an und zögerte kurz, ihn wirklich zu berühren, kurz zuckte ihr Körper in seine Richtung, hielt dann inne, ehe sie ihn von hinten leicht umarmte und ihren Körper an seinen schmiegte. “Es tut mir leid“ flüsterte sie eine Entschuldigung, auch wenn sie gar nicht wusste, was ihr leid tun sollte. Aber sie war sich sicher, dass sie sich entschuldigen sollte. Und Seneca helfen. “Du musst Seneca nicht extra hierher beordern lassen. Ich... es geht schon. Ich bin nur grade sehr durcheinander. Das Kind und das alles... und der Tod des Kaisers... entschuldige bitte.“ Sie kuschelte sich noch weiter an Imperiosus, wusste genau um die Wirkung, die das haben mochte, wenn sie ihn so hielt und langsam über seine Brust fuhr. Sie wusste, dass Imperiosus sie hübsch fand. Und auch, wenn sich das schlechte Gewissen in ihr regte und sie jetzt auch sicher nicht in Stimmung war, mit ihrem Mann intim zu werden, so sagte sie sich einfach, dass es zum Besten für ihre Familie war. Und sie wollte ja wirklich, dass Imperiosus nicht mehr böse auf sie war. “Eine Phalera oder so kannst du natürlich trotzdem gern an ihn verleihen...“ murmelte sie weiter und fuhr kraulend weiter über seine Tunika. -
Und auch dieser hier stellte keine Ausnahme dar, wie es schien. Der Angriff folgte zwar mit einer kleinen Verzögerung, aber er erfolgte. Noch dazu aus einer Position heraus, die noch weniger erfolgversprechend war als die erste.
Mit einer harschen Handbewegung schlug der Doctor die Holzklinge mit seiner Manica beiseite, so dass sie erneut ins Leere lief und nutzte erneut den Schwung seines Gegenübers, um ihn aus dem Gleichgewicht zu zwingen. Diesmal aber griff er in den noch gestreckten Waffenarm, drehte sich mit der Bewegung mit, griff nach Kierans Schulter und drückte ihn weiter nieder, als dieser von seinem eigenen Körpergewicht vorangetragen nicht schnell genug die Gegenbewegung einleiten konnte. Halbschräg nun hinter Kieran hielt er den Druck in seinen Armen, eine Hand am Unterarm, eine zur Faust geballte an Kierans Halsbeuge.
“Du greifst ohne sicheren Stand an, um einen schnellen Sieg zu erzwingen. Ich hab dich jetzt schon das zweite Mal in der Arena getötet und schwitze noch nicht einmal“, meinte er mit Druck auf der Hand an Kierans Hals. Läge dort ein Pugio, wie ihn die meisten Gladiatoren als Notfallwaffe noch trugen, der Hibernier wäre tot. Läge dort ein Schwert, wäre er mehr als tot.
Mit einem Ruck stieß er Kieran von sich, so dass dieser frei kam. Das war jetzt ein Test an die Lernfähigkeit und vor allem an den Lernwillen des Mannes. Aufmüpfige Kriegsgefangene gab es zuhauf. Die einen musste man erst gänzlich brechen, ehe man sie aufrichten konnte. Die anderen... nun, mit denen konnte man manchmal arbeiten. -
“Und was ist, wenn ER mich ansieht?“, entfuhr es Axilla noch immer aufgewühlt. Denn das war es, was sie am meisten fürchtete. Das und ihre Furcht vor Terentius Cyprianus, dem sie durchaus zutraute, die Notwendigkeit der kaiserlichen Kanzlei etwas anders zu sehen.
Kaum eine Sekunde später tat es ihr schon fast leid, dass es ihr rausgerutscht war. Verlegen sah sie beiseite und stützte ihre Stirn mit der Hand, weil sie das Gefühl hatte, einige Gedanken wollten daraus hervorbrechen. Warum konnte Imperiosus das nicht einfach verstehen und sie wegschicken? So viele schlichen jetzt bestimmt so schnell wie möglich aufs Land, um dem Treiben in Rom zu entkommen und schlicht abzuwarten, bis die Lage sich geklärt hatte. Vor allem die Wohlhabenden würden sich zurückziehen und Rom sich selbst überlassen. Was wäre also dabei, wenn auch Axilla gehen würde? Gut, Imperiosus hatte keinen Landsitz, aber sie wollte ja auch gar nicht zu ihm aufs Land. Sie wollte heim. Am liebsten wollte sie heim. Nach Tarraco, auch wenn dort ihr Zuhause schon lange nicht mehr war. Oder nach Ägypten. Zu Vala... ja... das wäre auch eine Möglichkeit, die ihr Herz sich aber nicht zu ersehnen traute.“Du weißt ja gar nicht, was er... er...“ Axilla wollte es Imperiosus ja gerne sagen, aber sie konnte es nicht. Nach Recht und Gesetz hätte sie sich als ehrenvolle Frau umbringen sollen. Entweder das, oder aber eingestehen, dass sie mit Salinator hatte schlafen wollen, dass sie sich verführen hatte lassen – oder nach dem Recht sogar ihn verführt habe – und dass sie es genossen hatte. Aber beides konnte sie nicht. Also blieb nur das Schweigen.
“Ich hab Angst vor ihm... Auch wenn er dein Patron ist. Und... und... „ Es war zum Verzweifeln! Warum musste sie hier sein? Und Seneca? Konnte sie das wirklich fordern? Wenn er da wäre, wäre sie ruhiger. Bestimmt. Er wusste ja, was passiert war. Sie hatte es ihm gesagt. Aber sie konnte ihn doch nicht jetzt zu sich rufen!
“Seneca hat... bestimmt viel zu tun und.. das ist wichtig für ihn. Für seine Karriere. Damit er Ritter wird und... ich kann ihn jetzt nicht hier halten.“
Wem konnte sie mehr trauen als Seneca? Niemandem. Vala. Oder auch nicht. Imperiosus? Axilla wusste es nicht. “Er kann nicht hier bei mir bleiben. Das ist zu wichtig für ihn, dass er... tut, was Terentius Cyprianus von ihm will.“ Seneca war der Papierschild, den Axilla zwischen ihr und dem Terentier hatte. Der einzige Schild, den sie da hatte. Und die Sache war wirklich viel zu wichtig, als dass sie ihn davon abziehen lassen könnte. Er war wichtiger als sie. -
Als Imperiosus sprach, fing Axilla ganz leicht an, zu zittern. Natürlich wusste sie, wie nah er seinem Patron war und dass er diesen trotz dessen Art irgendwie zu mögen schien. Axilla wusste nicht warum, andererseits hatte sie auch kein Bedürfnis, ihn ausgerechnet nach dem Vescularier fragen. Solange sie gar nicht an den Mann dachte, ging es ihr besser. Auch wenn das meistens nicht allzu lange klappte und im Moment eher so gar nicht.
Aber die Nachricht, dass dieser Mann wohl tatsächlich der neue Kaiser würde, die machte Axilla Angst. Mehr als nur Angst. Es fühlte sich an, als würden ihre Eingeweide sich um ihren Magen schlingen und sich dabei mehrfach so sehr verknoten, dass selbst ein Alexander vor dieser Art gordischem Knoten hätte kapitulieren müssen. Auch wenn es eigentlich kaum möglich war in dieser Lage, zog Axilla ihre Beine noch ein bisschen weiter an in einem selbstbeschützenden Impuls.
“Aber... wer sollte Ulpius Maioranus töten? Ich meine... ich...“ Und ganz plötzlich und gerade bei der jetzigen Konstellation fiel Axilla einer ein, der Grund hätte, den Sohn umzubringen. Vielleicht nicht den Vater, aber ganz sicher den Sohn. Die Schlingen um ihren Magen zogen sich heftiger zusammen.
Und während Imperiosus fortfuhr und von eingetretenen Türen redete, wurde das Gefühl wirklich nicht besser. Wer sagte denn, dass nicht ihre Tür eingetreten wurde, oder die in der Casa Iunia? Gut, Seneca war Prätorianer, da würde er wohl kaum seine eigene Haustür eintreten. Aber wer sagte, dass der Terentius die Gunst der Stunde nicht nutzte, ohne dass ihr Vetter etwas davon mitbekam?
Sie krallte sich geradezu an ihren Mann, als die Vorstellungen, was alles passieren könnte, überhand nahmen. “Ich will nicht hier bleiben“, gestand Axilla flüsternd und legte eine Hand auf ihren Bauch. “Was, wenn nicht in zwei Wochen Ruhe ist. Ich meine... Vescularius, er... als Kaiser, er... ich hab Angst, Imperiosus. Ich meine... kann ich nicht irgendwo hingehen, wo es sicherer ist?“ Noch immer hatte sie ihre Hand auf ihrem Bauch. Sie hatte Imperiosus zwar nicht gesagt, dass sie schwanger war, aber sie war der felsenfesten Überzeugung, dass er es wusste, nachdem sie sich schon seit ihrer Hochzeit jeden Morgen übergab und wohl jeden einzelnen Sklaven mit ihrem Heißhunger auf Oliven und salzig eingelegtes Gemüse schon belästigt hatte. So dumm war ihr Mann ja nicht, das dann nicht zu wissen. Noch dazu, wo sie in den Monaten seit ihrer Hochzeit auch nicht geblutet hatte und viel Zeit nachts mit ihrem Ehemann zu verbringen pflegte. -
Kauft mehr Farbe, produzier ich auch mehr Tinte. Solang aber auf dem Markt noch mehrere hundert Farbe sind...
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Sie wollte ihn wegstoßen. Sie wollte wütend auf ihn sein. Wollte ihn strafen für seinen Scherz, der ihr in ihrer Angst besonders makaber vorkam. Wollte ihn anfauchen und wegknurren wie ein Tier.
Aber sie tat nichts davon. Stattdessen flüchtete sie fast wie ein Kind in seine Umarmung, kuschelte sich dicht an ihn und legte ihre Beine über seine, so dass sie fast auf seinem Schoß zu sitzen kam. Sie schmiegte sich einfach an ihn und schöpfte Kraft aus seiner ruhigen Haltung. Keine Angst haben... in Sicherheit sein... es hörte sich gut an, und Axilla wollte es gern glauben. Nur konnte sie es nicht. Nicht ganz. Wie sollte sie sicher sein, wenn der Kaiser tot war und Salinator vielleicht der nächste sein würde? War sie als Imperiosus Frau wirklich sicher? Als PU hatte er vielleicht nicht dem Procurator a Memoriam in die Quere kommen wollen, da er ihn noch brauchte. Aber als Imperator? Hatte er sie wirklich vergessen, oder war sie ihm schlicht nicht wichtig genug gewesen, oder musste sie Angst haben?
“Der sich richtig widmen kann?“ fragte Axilla schwach nach und sah Imperiosus an. Er schien nicht unglücklich zu sein über den Tod des Kaisers. “Du meinst Vescularius, nicht? Deinen Patron? Wird.. wird er denn Kaiser? Was ist mit Ulpius Maioranus, oder Aelius Quarto? Und.. der Notstand. Wie lang... und wieso wurde er ausgerufen?“ Vielleicht war ja alles doch nicht so schlimm und sie benahm sich nur hysterisch wegen diesen furchtbaren Gemütsschwankungen, die sie grade durchschüttelten. Vielleicht würde ja alles halb so schrecklich, wie ihre Angst ihr einreden wollte. Vielleicht. -
Da stand er. Und scherzte. Axilla hatte gerade die Schreiben, die sie noch versenden wollte, vollendet, als er einfach in der Tür stand und scherzte. Sie war beinahe gestorben vor Angst und er scherzte!
“Das ist nicht witzig“, schnappte sie nach einem Moment fast hysterisch und setzte sich aufgewühlt auf ihr Bett, zog in einer selbstbeschützenden Geste die Beine ran, die sie auch gleich mit ihren Armen fest umschlang. “Hast du gehört, was die Leute sagen? Der Kaiser ist tot, und... und... Vescularius... er...“ Axilla hasste ihre Schwangerschaft in Momenten wie diesen. Sie wäre so gern gefasst und ruhig, aber nur der Hauch eines Gedankens an die Gefahr, die ihrem Kind drohte, und irgend etwas in ihr schlug um sich wie ein wildes Tier und machte sie ganz durcheinander. Und so ängstlich, wie sie es sonst von sich gar nicht kannte. Aber im Moment erschreckte sie sich schon vor ihrem eigenen Schatten.
Sie fing an, zu weinen, und hasste sich selbst noch mehr für diese fürchterliche und beschämende Schwäche. Das war fast schlimmer als die ganzen anderen fehler, die sie in ihrem Leben gemacht hatte. “Und ist es wahr?“ versuchte sie, so etwas wie Würde zurückzuerlangen und sich zusammenzureißen. Was aufgrund ihrer verweinten Augen nicht wirklich überzeugend sein dürfte, vor allem, da sie allein bei der Frage schon die Beine näher an sich ranzog. “Was passiert denn jetzt?“ -
Es dauerte STUNDEN, bis endlich etwas definitives zu Axilla vordrang. Imperiosus' Sklaven bemühten sich zwar, sie zu beruhigen, aber sie schafften es nicht wirklich. Unruhig wie ein eingesperrtes Tier lief sie in ihrem Cubiculum auf und ab, schrak bei jedem lauten Geräusch von der Straße her zusammen und legte schützend ihre Hand auf ihren Bauch. Noch war dort nichts zu sehen, aber es konnte nicht mehr allzu lange dauern, bis die erste Wölbung dort auch nach Außen deutlich verkündete, was sie seit einigen Monaten schon wusste.
Schließlich war es Levi, der endlich von seinen Besorgungen zurückkehrte und damit Axilla von ihrer größten Sorge befreite. Schluchzend vor Erleichterung fiel sie ihrem jungen Sklaven um den Hals und weinte erst einmal eine Weile, ohne sich wirklich von den besorgten Sklaven um sie herum beruhigen zu lassen. Sie hätte sich niemals verziehen, wenn Levi etwas zugestoßen wäre, niemals. Nach Leanders Tod hatte sie sich immer und stets Vorwürfe gemacht, dass sie nicht diese Straße entlang hätte gehen sollen, dass sie bessere Wachen, geübte Kämpfer hätte mit sich führen sollen, dass sie einfach nicht so schrecklich naiv und dumm hätte sein dürfen. Dann wäre Leander am Leben geblieben. Es war ihre Schuld, dass der engste Vertraute, den sie in ihrem Leben seit langer Zeit gehabt hatte, tot war. Ihre ganz alleine. Und auch, wenn sie nichts für den Notstand konnte oder die Zustände auf den Straßen, sie hätte sich ebenso schuldig gefühlt bei Levi, einfach, weil sie ihn losgeschickt hatte und ihn nicht hatte beschützen können. Sie wollte nicht, dass noch jemand starb, den sie liebte. Nie mehr.Kurze Zeit später kam auch einer von Imperiosus' Sklaven, der Malachi mitbrachte, und so etwas wie ein wenig Sicherheit machte sich in Axillas Gemüt breit. Die Angst war noch da, aber sie war nicht mehr so schlimm. Malachi konnte kämpfen. Er würde sie beschützen. Bestimmt. Dennoch konnte Axilla nur hoffen, dass es genug war, flüsterte ihr die Angst doch beständig Bilder ein von bewaffneten Prätorianern, die hier doch eindrangen, allen voran der Terentier, der gekommen war, doch zu vollenden, was er vor langer Zeit einmal begonnen hatte.
Doch insgesamt konnte sie sich ein wenig beruhigen und saß so zwar blass aber ansonsten doch gefasst da, als auch die ersten Gerüchte zu ihr vordrangen. Der Kaiser war tot, so der Grundtenor. Wie und warum, das konnte ihr keiner sagen, aber darin waren sich wohl die Spatzen auf den Dächern einig, dass er tot war. Seiana hatte sogar einen Boten geschickt, der ihr mitteilen sollte, dass sie darüber Nachforschungen anstellen ließ. Auch wenn Axilla nicht wusste, was sie da machen sollte, außer Imperiosus fragen, wenn er heim kam. Was sie so oder so tun würde, was aber nicht hieß, dass sie danach sofort zur Acta rennen und Meldung erstatten würde. Vielleicht wusste ihr Mann ja etwas, immerhin war er Klient von Salinator. Welcher ebenfalls nach den Gerüchten wohl die Macht an sich reißen wollte oder gerissen hatte oder auch schon Kaiser war, je nachdem, wem man glaubte. Axilla würde ihren Mann fragen müssen.Und doch war es nicht er, nach dem sie sich sehnte. Den sie jetzt bei sich haben wollte, damit er sie tröstete. Ihr Blick glitt mit jeder neuen Meldung wieder auf die versiegelte Tafel und ihr Herz wurde dabei ganz schwer. Als schließlich nichts neues mehr kam, schickte sie alle Sklaven wieder hinaus, außer Levi und Malachi, die durften bleiben.
Noch einmal sah sie auf die Holzoberfläche der zusammengeklappten Wachstafel, und schließlich griff sie danach und brach das vorhin noch mit soviel Selbstbeherrschung angebrachte Siegel, um die Tafel erneut aufzuklappen. Sorgfältig löschte sie den letzten Satz mit dem Runden Ende ihres Stylus, schmierte noch ein wenig mit ihrem Daumen darüber, um die Oberfläche wirklich zu glätten, und fügte einige Zeilen an.Vala,
es freut mich, dass du wohlbehalten in Ägypten angekommen bist.
Ich bin inzwischen verheiratet. Gaius Pompeius Imperiosus ist
s[/strike]ein guter Ehemann, Ritter und Procurator. Ich weiß aber nicht, wie er über einen ausgedehnten Briefwechsel zwischen mir und dir denken würde. Daher weiß ich nicht, ob ich dir oft schreiben kann.
Und es gibt noch etwas, das ich dir sagen muss. Ich trage ein Kind.Dein[/strike]Ich muss jetzt an sein Wohl denken.An dieser Stelle wollte ich enden und dir alles Gute wünschen, aber es ist etwas passiert. Ich weiß nichts genaues, aber der Kaiser ist tot. Ermordet, heißt es auf den Straßen. Und der Notstand wurde ausgerufen. Vala, ich habe Angst. Ich hab große Angst. Ich weiß nicht, was hier passiert, aber die Straßen riechen nach Blut. Es heißt, Vescularius hätte nun die Macht des Kaiserthrones.
Ich weiß nicht, was hier in den nächsten Tagen passiert, oder schon passiert ist, wenn dich dieses Schreiben erreicht. Aber ich fürchte mich vor diesem Mann. Ich habe kein Recht, dir das zu schreiben, das weiß ich.Und doch[/strike]Ich bete, dass dich diese Nachricht wohlbehalten erreicht und wir uns wiedersehen
Axilla
Axilla las noch einmal über die Zeilen und drückte ihr Siegel in das Wachs. Mit einem flauen Gefühl im Magen schlug sie die Tafel zu und drückte sie einmal an sich mit geschlossenen Augen, als könne sie so die ganzen Gefühle in ihr in dieses kleine Utensil übertragen. Sie atmete noch einmal tief durch und versiegelte die tafel schließlich wieder mit Wachs.
“Levi?“ Selbst in ihren Ohren klang es unsicher.
“Ja, Domina?“ fragte der Sklave zurück, den der Tonfall seiner Herrin schon hellhörig machte.
“Kennst du... Kennst du einen Weg, sicher aus der Stadt zu gelangen? Ohne... also, ohne dich in Gefahr zu begeben? Ich meine, also wirklich sicher, und...“
“Domina, ich weiß nicht, ob du das mit deinem Mann besser besprechen solltest, wenn du gehen willst. Und wo willst du denn hin?“
Verwirrt blinzelte Axilla auf und sah Levi einen Moment verständnislos an, ehe sie begriff. Ich? Nein, nicht ich. Ich... muss hier bleiben... glaube ich.“ Sie wusste es nicht. Vielleicht schickte Imperiosus sie ja auch weg? Vielleicht musste sie nicht hier in Rom bleiben, solange es so gefährlich war. Nur... wohin sollte er sie schon schicken? Er hatte keinen Landbesitz. “Ich... ich... also, wenn es ungefährlich für dich ist, dann... dann will ich, dass du nach Alexandria gehst und... und den Brief überbringst. Ich will, dass du in Ostia eine Überfahrt kaufst und... diesen Brief überbringst.“
Jetzt war es Levi, der erst einmal baff war und nichts sagte. Eine ganze Zeit lang. Er stand nur da, noch sprachloser als seine Herrin, und schaute diese fragend und überrascht an. Axilla konnte sich vorstellen, was in ihm vorging. Zum einen natürlich die Sorge um die Gefahren dieser Reise, vielleicht auch Sorgen um Axilla. Und auf der anderen Seite war Alexandria Levis Heimat. Dort war er geboren und aufgewachsen in der Villa Iunia. Dort lebte seine Mutter. Dort war die Tochter der Köchin, in die Levi vor Jahren verliebt gewesen war, ehe sie ihn mitgenommen hatte nach Rom. Eigentlich hatte es nur eine Reise für ein paar Monate werden sollen, aber jetzt waren es Jahre. Axilla konnte sich vorstellen, was es ihrem Sklaven bedeutete, wieder nach Alexandria zu gehen. Was auch ein Grund war, warum sie ihn darum bat.
Als Levi nach einiger Zeit noch immer nichts sagte, fragte sie also wieder: “Also, kennst du einen Weg? Der auch wirklich dich nicht in Gefahr bringt?“
Levi zögerte einen Moment, ehe er antwortete. “Ja, Domina. Ich kann nach Ostia gehen. Auf einen Sklaven achtet kaum einer. Das geht.“Stumm hielt Axilla ihm die Tafel hin und wartete, dass er sie genommen hatte. “Ich setz auch noch ein Schrieben an den Maiordomus in Alexandria auf und für meine Farbmischerei, die du mitnehmen musst. Aber das hier gibst du bitte bei Titus Duccius Vala ab, er wohnt in Nikopolis. Und du nimmst dir das Geld, was du brauchst, aus der Truhe.“
“Ja, Domina“, kam wieder die einfache Antwort, mit der Levi entschwand, um sich auf die Reise vorzubereiten. Und Axilla saß da mit dem schrecklichen Gefühl, etwas falsches getan zu haben. Aber wenigstens Levi wollte sie in Sicherheit bringen, wenn sie sonst schon nichts tun konnte. Und sie wollte, dass Vala wusste, wie sie fühlte. -
Die Gäste begaben sich zu Tisch und hier und da fingen Gespräche an. Mit halbem Ohr hörte Axilla bei dem Gespräch ihres Schwippschwagers mit Consular Purgitius zu – so die räumliche Trennung es denn zuließ, hatten sie sich doch nicht direkt zu Axilla und Imperiosus gesetzt. Kurz spitzte sie die Ohren, als Sedulus etwas von Baumaßnahmen und einer öffentlichen Ausschreibung erzählte, aber schnell legte sich ihr Interesse auch wieder. Nicht, weil der Ort oder der Umfang uninteressant wäre, so dass es nicht lohnen würde, wenn sie Kephalos einmal darauf schauen ließ. Aber... es war Germanicus Sedulus. Und der war der Vetter von Germanicus Avarus, bei welchem sich der Senat schon in einer Debatte lustig gemacht hatte, dass dieser ja der eigentliche Curator wäre, da er ohnehin alle Arbeiten erledige. So als Lectrix der Acta bekam man eine ganze Menge mit. Und Axilla wollte nicht den Eindruck erwecken, sie würde etwas nur bekommen, weil Serrana seine Frau war. Und so unbedingt musste sie mit den Germanici jetzt auch ncihts zu tun haben.
Überraschenderweise war aber Vescularius Salinator gänzlich stumm. Kein Aufpoltern, kein unangebrachtes Verhalten und das gefürchtete Nähe-Suchen blieb auch aus. Das war ja schon beinahe ein erfolgreiches Essen zu nennen. Wenn es weiterhin so blieb, konnte Axilla im Grunde gar nichts falsch machen. Ihr Appetit war zwar vor lauter Nervosität noch immer in jenseitigen Gefilden zu suchen, dennoch nahm sie sich zumindest ein Stückchen scharf mariniertes Hühnchen auf die Platte vor sich und fing an, sich zu entspannen.Und dann traute sich doch einer der Gäste, direkt das Gespräch mit ihr zu suchen. Dass es ausgerechnet Decimus Massa war, damit hatte sie nun nicht unbedingt gerechnet. Aber es war eher eine freudige Überraschung. Oder zumindest halbfreudige, waren die Decimer doch auf andere Weise bekloppt als die Germanicer.
Dennoch bekam eben dieser Decimer ein Lächeln, als er den Aureus überreichte. Axilla hatte das schon ganz und gar vergessen gehabt. “Den Aureus nehm ich gern, auch wenn ich mich an missglückte Konversationen gar nicht erinnern kann“, meinte sie charmant. Natürlich konnte sie sich noch an das Gespräch erinnern, aber es klang einfach sehr viel netter, wenn sie sagte, sie könnte es nicht. Und heute musste sie einfach nett sein. Sie konnte ja schlecht ihre eigenen Gäste anblaffen. Und so schrecklich war Massa nun auch nicht im Vergleich zu seinem Vetter Serapio. DER hatte sie wirklich beleidigt und sie feindselig behandelt. Dagegen war Massa ja fast ein handzahmer Welpe gewesen, der im Übermut einmal gezwickt hatte.
So, jetzt musste sie nur noch etwas nettes zu sagen wissen, um die Konversation fortzuführen. “Und ist es bei der Classis auch so abenteuerlich wie in Ägypten bei der Legio? Oder sind die Piraten wegen des Winters friedvoller als die Blemmyrer ihrerzeit?“ Das war doch ein gutes Thema! Axilla war ein klein wenig stolz auf sich. -
“Ich werde es ihr ausrichten. Ich denke, ein weiteres Warten wird nicht nötig sein.“ Was sollte seine Domina auch dazu sagen, dass es eben viele Gerüchte gab, dass der Kaiser tot war? Machen konnte sie daran sowieso nichts. Vermutlich stimmte es sogar, aber selbst dann konnte seine Herrin wohl kaum etwas tun. Und wenn er sie das Haus zu diesen Zeiten verlassen ließ, würde sein Herr ihn wohl schwer bestrafen.
“Vale und viel Glück da draußen.“ -
Was bitte war das für eine Nachricht? “Also soll ich ihr ausrichten, dass die Auctrix Leute losgeschickt hat, um nachzufragen, was an den Gerüchten dran ist, ja? Gut, kann ich machen.“
Dafür hätte man nun nicht unbedingt extra einen Boten schicken müssen, aber was machte sich der Grieche auch Gedanken über die Meinungen hochgestellter Damen? Hier würde die Auctrix wohl kaum die passende Antwort finden, lag doch kein toter Kaiser irgendwo in einer Abstellkammer herum, und die Lectrix war in den letzten Tagen auch kaum außer Haus gewesen. -
Der Angriff traf nicht nur schlecht, er traf überhaupt nicht. Der Ausbilder hatte diese Prozedur schon unzählige Male mit unzähligen Neulingen durchgeführt. Kriegsgefangene. Sklaven. Verbrechern. Alle konnten auf die ein oder andere Weise kämpfen, ansonsten hätte die Direktion des Ludus sie nicht eingekauft, sondern direkt an die Minen weiterverkauft. Alle hatten ein gewisses Talent. Und doch hatte noch keiner ihn jemals wirklich treffen geschweige denn verletzen können. Es gab nur einen Grund, warum er hier der Ausbilder war: Er hatte Ahnung von dem, was er hier tat.
Und so drehte der Ausbilder sich seitlich vor dem Schlag weg und gab Kieran noch mit bloßen Händen eins Mit in den Rücken, so dass dieser vom eigenen Schwung getragen zwangsläufig nach vorne stolpern musste. “Deine erste Lektion: Greife nur aus einem sicheren Stand an, sonst bist du tot.“ Ganz ruhig trat er soweit von dem Hibernier zurück, dass der aufstehen konnte, in Erwartung eines neuerlichen Angriffs. Fast alle gehorchten der aufkochenden Wut in ihrem innersten, nachdem sie das erste Mal hier in dieser Arena im Staub lagen. Stolz war ein Fehler, den fast alle Männer hatten.
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jop, ist bei mir auch. Dachte, es liegt an mir
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Von der Tür öffnete sich nur das kleine Scharnier auf Augenhöhe, mit dem man ein kleines Fenster öffnen konnte. Nach der Anordnung der Cohortes Urbanae war man besser vorsichtig und machte nicht die ganze Tür auf. Man konnte ja nie wissen, wer da hereinwollte. Der alte Grieche schaute also durch das vergitterte Loch und fragte nur: “Welche Nachricht?“ Wenn es nur ums Überbringen einer Botschaft ging, musste er ja die Tür jetzt nicht öffnen. Das konnte man auch mündlich überbringen.
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Notstand. Ausgangssperre.
Axilla sah den Sklaven mit eindeutig entgleisten Gesichtszügen nur verständnislos an. “Aber... aber...“ Ein wirrer Blick und eine Angst, die sich um ihre Eingeweide legte. Die morgendliche Übelkeit schien wieder aufzusteigen, obwohl es schon beinahe Mittag war. “Warum haben sie den Notstand verkündet?“
Irgendwas musste passiert sein. Irgendwas schlimmes. Der letzte Notstand, der ausgerufen worden war, das musste bei den Wirren vor Dives Iulianus Thronbesteigung gewesen sein, zu der Zeit, als sein Vorgänger Traianus sich selbst das Leben genommen hatte und der Senat die Republik wieder kurzzeitig einführen hatte wollen. Ihr Vater hatte ihr nur Geschichten von seinem Vater erzählt, der damals noch ein junger Mann gewesen war. Das ganze lag zwei Lebzeiten zurück.
“Ich weiß es nicht, Herrin, das haben sie nicht gesagt. Es wurde nur verboten, die Häuser zu verlassen oder Versammlungen abzuhalten. Wer dagegen verstößt, wird eingesperrt, sagen sie.“
Der Griff um Axillas Magen schien sich zu verstärken, und während sie ängstlich überlegte, was wohl passiert war, legte sich eine Hand schützend auf ihren Bauch. Ihr Verstand malte tausend schreckliche Bilder. Hatte Salinator nun endgültig die Macht an sich gerissen? Sämtliche stadtrömischen Einheiten unterstanden ihm, der Sohn des Praefectus Vigilium würde bald Ädil sein. Terentius Cyprianus tat, was er sagte. Beim Gedanken an ihn wurde Axilla kalt. Und die Cohortes Urbanae? Die waren ihm schon sehr lange hörig.
“Levi ist noch draußen unterwegs...“ verbalisierte sie einen der vielen Gedanken, die ihr in den Sinn kamen. Er hatte etwas abholen sollen. Axilla konnte sich im Moment nicht einmal richtig erinnern, was es gewesen war. Eine Kleinigkeit aus der Casa Iunia, nichts wichtiges. Wenn er jetzt festgenommen wurde, oder gar getötet...?
“Er wird sicher bald zu Hause sein, Herrin“, versuchte der Sklave, sie etwas zu beruhigen. Aber wie konnte sie jetzt ruhig sein? Was, wenn es wirklich stimmte, dass es Salinator war? Dass er jetzt genug Männer positioniert hatte, um die Macht wirklich an sich zu reißen? Der Kaiser war ja so lange schon nicht da, was sollte der also dagegen tun? Und vielleicht konnte er das auch gar nicht mehr, weil ein Mann mit einer Klinge schon unterwegs war. Was hatte Salinator damals doch zu ihr gesagt, als er sie genommen hatte? Sie habe dem künftigen Kaiser Roms eine nette Freude bereitet. Axilla hatte den Worten damals nicht dieselbe Bedeutung zugemessen wie jetzt in diesem Moment.
Oh Götter! Wenn es wirklich stimmte? Als Kaiser, wenn er den Senat tatsächlich auflösen sollte – denn dass er kein Freund von diesem war, war bekannt – hätte er unbegrenzte Macht. Würde sie dieser schwache Schild, den sie mit ihrem neuen Ehemann zwischen sich und ihn gebracht hatte, da auch weiter schützen? Auch wenn Salinator keine weiteren Anstalten gemacht hatte, sich ihr zu nähern. Vielleicht hatte er sie auch ganz vergessen. Aber war das sicher? Und war sie dann auch vor Terentius Cyprianus sicher, der Salinator ganz sicher auf den Imperatorenthron gehievt hatte mit seinen Schwarzröcken?
Das erste, was man bei zu erwartenden Unruhen tun musste, war, die eigene Stellung zu sichern. Sie hatte ihrem Vater oft genug zugehört, wenn er berichtet, wenn er sie unterrichtet hatte. Und auch, wenn er mit seinen Freunden gesprochen hatte. Eigene Stellung sichern, Wall schließen, Ruhe bewahren. Sollten die anderen ruhig einen Angriff wagen, der an den eigenen Schilden zerschellen würde. Sie verloren Männer, zahlten den Blutzoll, während man selbst nur warten musste. Und dann, wenn man die nötige stärke hatte, rückte man vor und zerschlug den feind. Nicht eher. Und wenn Salinator Rom abriegeln ließ, dann war es genau das, was dieser jetzt tat.“Herrin? Du bist ganz blass?“ drang die Stimme des Sklaven an ihr Ohr. Axilla sah auf und versuchte, ihr Gemüt zu beruhigen. Es gelang ihr nicht ganz. Vielleicht red ich mir das alles auch nur ein... versuchte sie sich selbst zu sagen, doch auch das ging nicht so ganz.
“Bitte... versuch doch rauszubekommen, was denn passiert ist. Ich will wissen, was los ist. Und... schick trotzdem jemanden zum Ludus Dacicus, Malachi holen. Ich will ihn jetzt hier haben. Und... wenn Levi kommt, soll er auch sofort zu mir kommen.“
Der Sklave sah sehr unglücklich drein. Sehr unglücklich. Offensichtlich hatte er auch Angst, und vermutlich aus gutem Grund. Wenn Blut auf den Straßen zu erwarten war – was es bei einem Notstand war, sonst gäbe es die Anordnung nicht – dann verbarrikadierte man sich am besten hinter seiner Hauswand und hoffte, dass niemand versuchte, das Tor einzureißen. Dennoch antwortete er mit Ja, domina“ und wandte sich zum gehen.
Erst, als er fast die Tür erreicht hatte, fiel Axilla etwas ein, was sie vergessen hatte. “Oh, und versucht, herauszufinden, wo mein Mann ist und wann er heimkommt.“
Mit einem erneuten Ja, domina“ war der Sklave dann auch verschwunden und Axilla saß noch da, die Tafel in ihren Händen. Was sollte sie machen? Was konnte sie machen? Sie fühlte sich so verloren.