Beiträge von Iunia Axilla

    Axilla war sich nicht sicher, ob sie eher erleichtert oder besorgt sein sollte, dass die Sklavin scheinbar so gut mitdachte und mal eben so eine Geschichte aus dem Ärmel schüttelte. Wie sollte man schließlich irgendjemandem vertrauen, dem das Lügen so derartig leicht über die Lippen ging? Woher sollte Axilla da wissen, wann sie angelogen wurde?
    Trotzdem musste sie anerkennend hinnehmen, dass diese Geschichte wohl durchdacht war und wohl bestand haben würde. Auch die Sache mit dem Namen war ein guter Punkt. “Ein neuer Name wäre in der Tat gut, um auch die restlichen Zweifel zu zerstreuen. Hiera ist ja nun kein Name wie Caius, dem man an jeder Straßenecke begegnet. Es muss ja nicht gleich sowas wie Viola sein, aber eben auch nichts so auffälliges wie Hippolyte.“ Die Amazone als Tarnung nach einer noch berühmteren Amazone zu nennen, wäre wohl absoluter Schwachsinn. Auffälliger ging es da kaum. “Aber wie wäre es mit Dido? Oder Lea?“ Die Königin der Karthager wäre wohl auch für eine Kriegerin ein annehmbarer Name. Und an einer Löwin konnte per se wohl auch wenig auszusetzen sein. Aber letztendlich war es ja Silanus' Entscheidung.

    Zitat

    Original von Feras
    Wenn man von 14 Jahren ausgeht , welcher 14jährige trägt 45 Kilo Ausrüstung ?


    Jeder Handwerkergeselle in einem körperlichen Beruf, z.B. Steinmetz, Lastenträger, Schmied....? (Da ging die Berufsausbildung üblicherweise übrigens auch schon weit früher los)


    Fakt ist: Im römischen Reich und im IR galt man ab einem Alter von 14 Jahren als geschäftsfähig (= erwachsen). Das heißt, ab da konnte man alles machen, wofür man erwachsen sein musste. Insbesondere, wenn der Pater Familias dem zustimmt.

    Vor allen Dingen muss man unterscheiden zwischen WehrPFLICHT (also: Es ist Krieg und du wirst eingezogen, ob du willst oder nicht. Den Fall haben wir hier im IR eh nicht) und freiwilligem Dienst.


    Ist doch bei uns auch dasselbe. Wehrpflicht besteht (bzw. ist grade ausgesetzt) für alle Männer ab 18 Jahren. Freiwillig melden zu Bundeswehr kannst dich aber auch mit 17 schon.

    Axilla beherrschte zwar mehrere griechische Dialekte, aber welcher davon nun der war, den Hiera Altgriechisch nannte, hatte sie keine Ahnung. Vielleicht mussten sie sich einfach mal ein wenig unterhalten, so dass Axilla herausfinden konnte, ob ihr ein griechischer Dialekt bislang entgangen war, oder ob sie ihn nur unter anderem Namen kannte.


    Axilla selbst konnte auch mehrere Sprachen, zumindest rudimentär. Allerdings waren ihre Motive eher neugieriger Art gewesen. Axilla war sich nicht sicher, ob sie die Motive von Hiera da wirklich gutheißen konnte. Spionieren war so.... unehrenhaft. Noch dazu als Frau. Axilla hatte da doch recht eindeutige Bilder vor Augen, wie eine Frau an Informationen von feindlichen Soldaten kommen konnte. Und sie war zwar alles andere als prüde, trotzdem gefiel ihr die Vorstellung nicht. Erst recht nicht in Bezug auf Silanus, der für sowas einfach von seinem Wesen und seinem Geist her zu brav war. Vermutlich würde ihr Cousin auf der Stelle vom Bett fallen, wenn Axilla ihm erzählen würde, auf wie vielen Orgien sie schon gewesen war.


    “Na, aber so viel Freizeit hast du ja nicht, und als Prätorianerpräfekt noch sehr viel weniger. In der Zwischenzeit muss sie ja auch was zu tun haben. Und wenn du nicht willst, dass sie gleich als weibliche Custos verschrien ist, wäre Scriba eine gute Tarnung. Besonders, wenn sie so viele Sprachen spricht. Das würde erklären, warum du sie gekauft hast, sollte jemand fragen. Da müsste man sich nicht extra etwas aus den Fingern saugen. Das ist ziemlich schlüssig, vor allen Dingen, wenn du es mit Informationen aus anderen Ländern zu tun hast. Und je einiger wir drei uns über ihre Tarnung sind, umso weniger wird irgendwas auffallen.“

    “In Ordnung, Prisca. Aber nur, wenn du mich dann Axilla nennst“, nahm Axilla das Angebot zur Vertraulichkeit unter den Damen an und sah sich um. Dass später die Kaiserin ebenso reagieren würde und ebensolche Vertraulichkeit einforderte, machte zwar die ganze Veranstaltung durchaus spaßiger, allerdings auch weitaus ungewöhnlicher. Irgendwie wollte ein einfaches 'Serena' nicht über Axillas Lippen kommen.


    Doch erst einmal ging es ans Präsentieren der einzelnen Kleider. Zunächst ein rotes, enganliegendes Nichts, das an Extravaganz wohl schwerlich zu übertreffen wäre. Als Prisca sie so ansprach, ob sie es anprobieren wollte, winkte Axilla ab. “Meine Farbe ist eher grün“, lehnte sie lachend ab. Aber ohnehin hatte Tiberia Corvina da weit mehr Gefallen daran und kleidete sich schnell in das rote Nichts.
    Axilla musste ja zugeben, dass es der Frau stand. Dennoch würde sie selber das Kleid wohl nur tragen, wenn sie sehr verzweifelt die Aufmerksamkeit eines Mannes haben wollte. Übersehen werden konnte man in dem Kleid definitiv nicht. Vettiena Capita hätte es daher sehr wahrscheinlich auch sehr gefallen. Aber Axilla selbst war da ein klein wenig subtiler.

    Ich dachte, du hättest den Laden schon eine Weile?
    Produziert wird rechts bei der Schaltfläche "Produktion". Wenn vor dem Wochenwechsel ein Angestellter oder Sklave im Betrieb angestellt war, kann da nach dem Wochenwechsel produziert werden.

    Du verdienst nix automatisch. Das funktioniert genau so, wie wenn du in deinem Laden angestellt bist. D.h., du musst nach wie vor die Haarschnitte etc. herstellen, um sie verkaufen zu können.
    Nur kannst du (also du selber) jetzt entweder nicht mehr angestellt sein, oder in einem anderen Betrieb, oder aber, du könntest deinen Betrieb auf die nächste Stufe upgraden. (Denn pro Stufe benötigst du einen Sklaven bzw. Angestellten)

    Leibwächterin? Hatte Silanus gerade allen ernstes gesagt, dass er Hiera als Custos Corporis einsetzen wollte? Axilla bedachte ihren Cousin mit einem Blick, der mit 'zweifelnd' noch nett umschrieben wäre.
    “Ähm... hältst du das für eine gute Idee? Ich meine, werden sich die Prätorianer rund um dich herum nicht fragen, warum dir die ganze Zeit eine junge Sklavin hinterherdackelt?“ Abgesehen davon, dass er für seine Untergebenen dann eine bessere Geschichte brauchte als die, die er Axilla auftischen hatte wollen. Hiera mochte jetzt zwar wirklich anders aussehen, aber sollte es wirklich einmal zum Ernstfall kommen und sie würde in irgendeine Kampfhandlung verwickelt werden, dann würde das doch ganz sicher die ein oder andere Erinnerung wecken. Zu sagen, dass die Umsetzung dieser Idee selbstmörderisch war, wäre noch untertrieben.
    “Ich meine... Hiera, kannst du vielleicht schreiben? Als Scriba wär es wenigstens noch erklärbar, dass sie bei dir ist. Aber du kannst ja wohl kaum deinen Männern sagen, dass dich ein junges Mädchen bewacht und beschützt. Die lachen dich ja aus. Wenn nicht schlimmeres.“

    “Ja, Kopf zurechtrücken kann ich gut. Ab und an reiß ich einen ab, aber ich setze ihn anschließend auch wieder auf die Schultern“, scherzte Axilla ein wenig, um die Situation aufzulockern.
    Als Silanus sie so vertraut auf die Stirn küsste, musste sie doch wieder lächeln. “Hey, führ mich nicht in Versuchung“, meinte Axilla nur mehrdeutig und setzte sich anschließend wieder etwas gerader hin. Ja, sie und Silanus hatten schon eine einzigartige Vergangenheit. Und es hatte sie beide wohl viele Tränen gekostet, um zu ihrem jetzigen Verhältnis zu kommen. So ganz losgelassen hatte diese kleine Liaison Axilla nicht – wer vergaß schon die Person, die zum ersten Mal das Feuer der Verliebtheit in einem entfacht hatte? - aber sie war sich sehr sicher, dass sie Silanus nicht auf diese Art und Weise liebte und es auch nie tun könnte, wie sie für Atticus' Vater gefühlt hatte. Allein die Vorstellung, sich hier wieder über Grenzen hinweg zu setzen, würde einfach so vieles kaputt machen. Das wollte Axilla nicht.
    Wenngleich sie sich sehr sicher war, irgendwann einmal sehr, sehr eifersüchtig zu sein, wenn Silanus doch einmal eine Frau fand, in die er sich wirklich verliebte und die er dann heiratete.


    Nein, lieber sollte sie sich ablenken. Zum Beispiel mit Hiera, die hier wie ein – veilchenduftendes – Häuflein Elend in der Türe stand und nicht wusste, wohin mit sich. “Hast du denn irgend etwas bestimmtes geplant mit Hiera?“ fragte Axilla also direkt. Denn bislang schien ihr Cousin über den Zeitpunkt der Rettung hinaus noch nichts geplant zu haben. “Ich kann sie ja wohl schlecht in die Küche zum Zwiebelschälen abkommandieren.“

    Zwar war Axilla doch ein wenig überrascht, als ihr die Einladung ins Hause Flavia zuging, aber das war doch eine sehr angenehme Überraschung. Seit ihre damalige Freundin Flavia Nigrina aus Rom fortgegangen war, hatte Axilla keine Gelegenheit mehr gehabt, die Flavier zu besuchen. Davor eigentlich auch weniger, da Nigrina ja im Hause der Aurelier gewohnt hatte. Egal, es war lange her, und Axilla freute sich natürlich auf die Gelegenheit. Auch wenn sie nicht wusste, womit sie die Einladung nun verdient hatte, denn weder mit Aurelia Prisca noch Claudia Sassia war sie näher bekannt. Aber das konnte man ja alles ändern.


    Axilla betrat also die Villa Flavia und war natürlich gebührend beeindruckt. Hier zu sein war natürlich immer ein Erlebnis, aber heute hatten sich die Damen des Hauses scheinbar wirklich sehr ins Zeug gelegt. Alles war wirklich sehr schön hergerichtet, es spielte leichte, fröhliche Musik und die Kleider waren wundervoll in Szene gesetzt.


    Axilla begrüßte natürlich auch gleich die Gastgeberinnen und holte sich bei der Gelegenheit auch ihre Täfelchen ab. “Aurelia, Claudia, ich danke herzlich für die Einladung zu diesem wundervollen, kleinen Fest. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal etwas ähnliches in Rom erlebt zu haben. Aber in jedem Fall hat es gefehlt! Die Kleider sind einfach wundervoll“, übte sie sich in ein wenig Konversation und sah sich noch einmal um. Selbst die Kaiserin war anwesend und schien nach einem Schnäppchen zu stöbern.

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    Kephalos folgte also weiter und hörte zu. Der Mann wollte also eigentlich einen Gärtner und ein paar Statuen, aber nichts, was ein Architekt machte. Aber gut, einen kompetenten Gärtner zu finden sollte kein Problem sein. “Ich bin zuversichtlich, dass diese Wünsche schnell und recht einfach zu erfüllen sein werden. Ich werde mich gewiss mit Domina Iunia besprechen, was die Kunst und die Statuen angeht.“ Ein paar Götter hier, ein wenig Grünzeug da, das war alles im Vorbeigehen erledigt. Wenn der Fabius wirklich so viel Geld dafür ausgeben wollte, wie er andeutete, war eine ordentliche Bepflanzung innerhalb weniger Tage erledigt.


    “Gibt es noch bauliche Veränderungen, die du wünscht? In den oberen Stockwerken Veränderungen? Oder im Balneum?“ Das waren eher die Dinge, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Je nach Wunsch konnte es hier zeitintensiv und kostspielig werden.

    Endlich entspannte Silanus sich ein wenig. Axilla drückte ihn kurz einmal etwas fester, um ihm zu zeigen, dass sie das kuscheln durchaus als sehr angenehm empfand. Ein kleines Zeichen noch an Corinna, dass sie gehen konnte, und die ältere Sklavin schlich davon. Zwar war sich Axilla sicher, dass alle iunischen Geheimnisse bei den Sklaven des Hauses absolut sicher waren – immerhin hing auch deren Leben an diesen Geheimnissen – musste Corinna ja jetzt nicht alles mitbekommen. Am liebsten hätte Axilla auch Hiera wieder weggeschickt, aber Silanus hatte gewollt, dass sie herkam, also war es an ihm, sie wegzuschicken.


    In dieser entspannten Dreisamkeit kam Silanus auch endlich ins Reden. Die Kaiserin wollte, dass er Praefectus Praetorio wurde? “Oh, das ist ja wundervoll! Das hast du dir nach der ganzen Zeit auch verdient. Wäre deine Krankheit nicht dazwischen gekommen, wärst du auf dem Posten schon seit Jahren“ strahlte Axilla ihren Vetter an, wenngleich sie sich da auch ein wenig Sorgen machte. Axilla löste etwas ihre kuschelige Umarmung, um Silanus besser ansehen zu können und seine Hände zu ergreifen.
    “Aber wenn sie dich wirklich zum Praefectus Praetorio macht, musst du mir etwas versprechen. Friss deine Geheimnisse nicht in dich hinein und denke nicht, dass du durch das alles allein durch musst. Egal, was es ist, egal, wie schlimm und gefährlich es ist, ganz gleichgültig. Du hast immer eine Familie, auf die du dich verlassen kannst. Du kannst dich immer auf mich verlassen. Das darfst du nie vergessen. Versprichst du mir das?“

    Er hielt sie für naiv? Axilla legte den Kopf leicht schief und sah sich Silanus genau an, wie er da wie ein Häuflein Elend dasaß und versuchte, ein Problem zu lösen, das eigentlich gar nicht existierte. Corinna kam mit Hiera herein, und Axilla sah sie sich einen Augenblick länger an, ohne jedoch etwas zu kommentieren. Jetzt, wo der ganze Dreck und Filz einmal herunter war, sah das Mädchen richtig hübsch und nett aus. Groß, schlank wie ein Speer, Axilla hätte fast eifersüchtig werden mögen. Wenn Silanus sich viel mit seiner neuen Sklavin allein aufhalten würde, würde sie das vielleicht noch werden.


    Aber jetzt musste sie sich erst einmal um den Knoten in Silanus' Gedanken kümmern. “Ich bin weit weniger naiv, als du denkst, Silanus. Ich fände es nur reichlich dumm vom Kaiser, so etwas seinem Volk vorzuenthalten, wo es so sehr nach Rache dürstet.“ Axilla ging zu Silanus hinüber und setzte sich neben ihn. “Und für einen Praetorianerpraefecten wäre es sehr gefährlich, so eine Entscheidung allein zu treffen, ohne den Kaiser zu fragen. Nicht erst ein Praefectus hat wegen Entscheidungen, die zu sehr in die Machtsphäre eines Kaisers eingegriffen haben, ihren Kopf verloren. Und die momentanen Praefecten haben nicht genug Rückhalt im Senat oder im Volk, um so etwas auch gegen den Kaiser durchsetzen zu können, und es zu überleben.“ Axilla zwinkerte Silanus zu. Sie verstand Politik sehr wohl, und wohl auch recht gut. Sie wusste nur nicht, welcher Mann mit dieser Entscheidung ein eigenwilliges Spiel trieb und hoffte, dass Silanus am Ende auf der richtigen Seite herauskam.


    Ungefragt rückte sie näher an Silanus, schlang einen Arm um seine Hüfte und kuschelte sich in einer Geste der Vertrautheit an ihn. “Es ist dir schwer gefallen, sie zu töten, weil du ein guter Mensch bist. Und das ist nichts schlechtes, Silanus. In diesen guten Menschen habe ich mich einmal verliebt, und es wäre sehr traurig, wenn dieser Mensch vom Praetorianer Iunius Silanus getötet würde.


    Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Das hier ist bei weitem nicht das schlimmste, was unsere Familie durchstehen musste. Und je besser ich die Wahrheit kenne, umso besser kann ich mich auf die Gefahren vorbereiten. Und mal ehrlich, schau sie dir doch jetzt mal an.“ Axilla drehte leicht den Kopf, um Hiera noch einmal ansehen zu können. Ja, sie sah wirklich anders aus als zuvor. “Wer würde sie denn jetzt noch erkennen?“

    Gut, das war ein bisschen weniger Gesprächigkeit, als Axilla angenommen hatte. Aber nichts, womit man nicht fertig werden konnte, auch wenn der junge Mann hier vor ihr dreinschaute wie [strike]drei[/strike] [strike]fünf[/strike] zwanzig Tage Regenwetter.


    “Ich bin die Verlobte deines Vaters. Wir werden in ein paar Wochen heiraten. Ich hatte angenommen, dass er dich deshalb aus Alexandria hat herkommen lassen?“ Eigentlich hatte Axilla angenommen, dass Torquatus senior seinem Sohn von allem erzählt hatte. Doch irgendwie schien das nicht so ganz den Tatsachen zu entsprechen. Ein Fakt, der Axilla durchaus mit ein wenig gemischten Gefühlen erfüllte.


    Aber dafür konnte Torquatus junior nichts. Also wollte Axilla ihre Unsicherheit auch nicht an diesen weitergeben. “Aber wollen wir uns nicht setzen? Die lange Reise war sicher anstrengend. Ich weiß noch, wie ich damals von Alexandria nach Rom gesegelt bin. Mir war die ganze Reise über fürchterlich schlecht, und dabei war es Sommer und ruhige See. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es im Frühjahr sein muss?“
    Vielleicht lockerte es den jungen Mann ja ein wenig auf, wenn er von der Reise erzählen konnte.

    “Wenn du es nicht bei jeder nächstbesten Gelegenheit immer vergessen würdest, müsste ich dich auch nicht andauernd daran erinnern!“ schnappte Axilla zurück. Grade eben noch unterstellte er ihr, sie würde wie eine dumme Gans alles Torquatus weitererzählen und Silanus' Karriere zerstören, und im nächsten Atemzug sagte er ihr, dass er ihr vertraute. Na, was denn nun? Wie sollte da ein normaler Mensch noch mitkommen, was er meinte, wenn er es nicht sagte?!


    “Inwiefern beschützt es mich, nicht zu wissen, dass du eine Amazone hier ins Haus schleppst?“ fragte Axilla ehrlich verwirrt zurück auf Silanus' Erklärung. Sie wollte ihm ja gerne glauben, dass er das nicht aus bösem Willen oder einer praetorianischen Paranoia getan hatte, aber er machte es ihr da nicht gerade leicht.
    Da er aber den Anschein erweckte, jetzt die Schuld bei Hiera zu suchen, erwachte bei Axilla eine seltsame Art von Mutterinstinkt. “Oh, lass das Mädchen in Ruhe, sie hat sich wirklich, wirklich bemüht, deine Lügerei zu decken. Und angesichts der Tatsache, dass sie schließlich unter Tränen mit der Wahrheit rausgerückt ist, hoffe ich, dass es die ganze Wahrheit war und da nicht noch mehr kommt. Aber falls doch, möchte ich dieses 'mehr' gerne von dir hören. Ernsthaft, Silanus, ich ertrage den Gedanken schon nicht, von dir angelogen zu werden.“ Das tat sie wirklich nicht. Sie war einmal in diesen Kerl verliebt gewesen, sogar sehr. Dass er sich so gewandelt haben sollte, dass er sie jetzt anlog, das tat gleich noch einmal mehr weh.
    “Sie hat mir erzählt, dass sie aus Themiskyra kommt und Varia kannte, aber nichts mit ihr zu tun hatte. Dass sie sterben sollte deswegen. Wobei ich da irgendwie die Verlautbarung des Kaisers mit einem so lautenden Befehl wohl verpasst haben muss.“ Und das wäre doch eigentlich nichts, was der Kaiser nicht weitergeben würde. Immerhin dürstete Rom nach Blut nach der Gewalt des Aufstandes, und wenn der Pöbel eines noch mehr liebte als irgendwelche Hinrichtungen in der Arena, dann war es das Versprechen auf mehr Blut und noch mehr Hinrichtungen. “Sie hat mir erzählt, dass sie mit dir gekämpft hat und du gewonnen hast und sie daher jetzt deine Sklavin ist. Und dass die Sache mit dem Gürtel irgendeine seltsame Art von religiösem Ritual für ihre Göttin war. Und wenn da nun noch etwas fehlt, dann wäre jetzt die perfekte Gelegenheit, das ganze zu ergänzen.“ Insbesondere wollte Axilla wirklich gerne wissen, warum Silanus sich für eine zum Tode verurteilte Amazone einsetzte.

    “Na, wenn du mir nichts sagst und nur versuchst, irgendeinen Blödsinn aufzutischen!“ schnappte Axilla zurück und folgte Silanus in sein Cubiculum.


    Als er sie daraufhin weiter anfuhr, wurden ihre Gefühle etwas weniger gemischt. Was bildete sich dieser Kerl ein! Nur, weil er jetzt bei den Prätorianern war, war sie auf einmal weniger vertrauenswürdig, oder was?
    “Hab ich dir jemals in all den Jahren, seit wir uns kennen, auch nur ein einziges Mal Grund gegeben, mir nicht zu vertrauen? Hm? Hab ich auch nur ein einziges Mal unserer Familie geschadet? Hab ich auch nur ein einziges Mal irgend etwas getan, das deiner Karriere schadet? Auch nur ein einziges Geheimnis ausgeplaudert? Irgendwas?
    Ich bewahre Geheimnisse dieser Familie, von denen noch nicht einmal du weißt, und das schon, seit ich denken kann! Und jetzt stellst du dich hier hin und willst mir erzählen, dass ich auf einmal nicht mehr vertrauenswürdig bin? Nur weil du jetzt Prätorianer bist? Na, wunderbar! Wofür hab ich denn hier seit Jahren die Stellung gehalten und dafür gesorgt, dass der Ruf der Familie weder unter Salinator, noch unter Palma, noch jetzt unter Aquilius Severus gelitten hat? Wer von uns beiden ist denn hin gegangen unter der Gefahr für das eigene Leben und hat dafür gesorgt, dass unser Haus noch steht und niemand verhaftet und eingekerkert wurde? Du, oder ich?
    Und jetzt willst du mir ernsthaft sagen, dass du mir nicht vertraust? Jetzt auf einmal? Ernsthaft?“

    Axilla fragte sich, was die Praetorianer wohl mit seinem Kopf gemacht hatten, dass er so einen Unsinn auch nur eine Sekunde denken konnte. Vermutlich sehr feste drauf gehauen. “Weißt du, Silanus, wenn du ernsthaft meinst, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst, warum auch immer, wie auch immer ich dieses Urteil verdient habe von dir, dann herzlichen Glückwunsch. Dann bist du auf der großen, weiten Welt nämlich endlich ganz allein. Weil dann kannst du niemandem trauen. Hoffentlich bist du damit dann glücklich.“ Axilla war es nicht. Axilla sah nur diesen zotteligen Kerl mit seinem schrecklichen Bart an und war zutiefst verletzt. Sie hatte für diese Familie so viel mehr aufgegeben als die meisten anderen Mitglieder, so viel mehr geopfert, wieder und wieder. Und dennoch nur Misstrauen dann zu ernten, das tat weh.