20 Jahre war wirklich eine lange Zeit. Aber Axilla war sich ziemlich sicher, dass man da auch irgendwas außerhalb der Castra zu sehen bekam. “Ach, bestimmt wird es auch in Mantua Theater geben, die man besuchen kann, wenn man Ausgang hat oder so. Aber wenn du die Märkte hier in Rom wundervoll findest, hättest du erstmal auf dem Xenai Agorai in Alexandria sein sollen! Da waren Leute aus Ländern, von denen ich noch nie gehört habe. Und die meisten Karawanenrouten gehen ja nach Alexandria, damit man von da aus das Schiff dann nach Rom nimmt. Das hätte dir sicher gefallen.“ Sofern Priscus Axilla hatte ablenken wollen, war ihm dies gelungen. Axilla dachte nicht mehr an ihren Vater, vielmehr war sie nun ganz in Gedanken wieder im fernen Ägypten angelangt. Gerade, weil Priscus auch noch die Griechen erwähnte, die er nach eigenen Worten faszinierten.
“Ja, die Griechen sind schon manchmal ein komisches Volk, aber die meisten sind sehr nett. Weißt du, in Alexandria war ich die Assistentin des Gymnasiarchos. Er ist später auch zum Epistates tou Museion ernannt worden. Das war immer sehr spaßig, für ihn zu arbeiten. Er war wirklich immer sehr nett, aber bei manchen Sachen schon ein wenig abergläubisch.“ Axilla lächelte leicht vor sich hin. Sie hatte schon eine ganze Weile nichts mehr von Nikolaos Kerykes gehört, und sie hoffte nur, dass es ihm gut ging. Aber wenn er gestorben wäre – die Götter mochten ihn davor bewahren! - hätte sicher jemand aus Alexandria ihr darüber geschrieben. Dort wussten ja alle, dass sie ihm nahe stand. Freundschaftlich, natürlich.
Priscus fragte irgendwas wegen Malachi, und Axilla musste kurz verwirrt blinzeln und die Frage nochmal rekapitulieren, ehe sie antworten konnte. “Ähm, ja. Ja, ist er. Er ist Thraker. Also, er kommt aus Judäa, aber seine Klasse ist Thraker. Aber er ist nicht einer von den berühmteren, doch ich bin ja auch nicht so berühmt, dass ich da besonderen Schutz bräuchte.“
Axilla merkte, dass sie wieder anfing, ihre Gedanken zu weit schweifen zu lassen und daher dem Gespräch nicht allzu aufmerksam folgte. Daher beschloss sie, sich zu konzentrieren und vielleicht etwas konkreter zu sein. “Mit Theaterstücken kenn ich mich ehrlich gesagt nicht aus. Aber wenn du was interessantes siehst, darfst du mich gerne einladen. Ein Bekannter meinte vor einiger Zeit mal, dass das Stück Theogenes gut sein soll. Hab aber nicht darauf geachtet, ob das irgendwo gespielt wird.
Und ansonsten können wir uns ja auch erstmal mit klirrenden Schwertern begnügen.“