Bei seiner frechen Bemerkung bekam er von Axilla einen beinah geschwisterlich zu nennenden Schubser, als sie ihn gespielt empört ansah. “Willst du damit etwa andeuten, dass ich in einem undamenhaften Zustand bin? Ich bin mir sehr sicher, dass Nymphen in jeder Form immer und beständig mit Liebreiz beglückt sind.“ Ein herausfordernd vorwurfsvoller Blick folgte. Da ihm aber über eine Haarsträhne gemeinerweise ein paar Tropfen beständig auf die Nase liefen, was furchtbar albern aussah, konnte Axilla diese Miene nicht beibehalten, weil sie kichern musste.
Dann meinte Flaccus aber, sie könne sich hier umziehen und herrichten, und er würde dasselbe tun, um sich anschließend in der Bibliothek zu treffen. Da wurde Axilla dann doch wieder ernster, denn da ging es nicht nur um die Blödelei zwischen ihnen beiden. Sie konnte ja nicht einfach Kleidung von jemand anderes anziehen. Axilla war kein Familienmitglied und kein richtiger Hausgast, sondern nur Besuch. Und sie war sich sehr, SEHR sicher, dass sie zumindest einen Flavier kannte, der ausrasten würde, wenn er sie dabei erwischte.
“Ähm, Moment. Ich kann nicht einfach von einer deiner Verwandten ein Kleid anziehen. Das geht doch nicht.“ Allerdings war es auch vollkommen ausgeschlossen, dass sie so nass und tropfend durchs Haus lief oder sich gar in die Bibliothek hockte. Das sähe wohl noch bescheuerter aus. Abgesehen davon, dass sie dann fürchterlich krank würde. “Vielleicht ist es besser, dass ich mich verabschiede und heim gehe, ehe das Wetter noch schlimmer wird.“ Wobei der Donner draußen schon auf bevorstehenden Weltuntergang hindeutete. Es wetterte ganz ordentlich, und der Regen rauschte sehr laut.
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Ah, natürlich, der Procurator suchte nach neuen Talenten. Auch wenn der Iuventier davon ausgegangen war, dass Procuratoren sich dafür eher auf den Sklavenmärkten ihrer Bezirke tummelten und nicht in Ludi gingen, die ja bereits ausbildeten. Aber scheinbar hatte der Procurator hier den Posten des Directors des Ludus Magnus inne, eine Sache, von der Iuventius Murcus als Provisorium seinerzeit ausgegangen war. Aber es stand ihm nicht zu, über die Entscheidungen der Administratio zu urteilen, er genoss einfach sein Salär, das überdies äußerst großzügig war.
“Nun, da ist es verständlich, dass du dich an einen anderen Ludus wendest.“ Verständlich, wenn auch unfein. Denn so, wie der Hadrianer geklungen hatte, hätte er einen der Ausbilder von hier abwerben wollen. Und Murcus natürlich verwehrte sich dagegen, seinen Ludus als Zulieferbetrieb des Ludus Magnus zu sehen. Schließlich war es der Ludus Dacicus, der die besten Thraker und Dimachaeri ausbildete! Abgesehen von dem Ludus in Ravenna vielleicht (und selbst hier ließe es Murcus auf einen Vergleich ankommen). Doch natürlich ließ er sich nichts anmerken, zu viele Jahre im Sinne der Stoa lehrten einen gleichmütigen Gesichtsausdruck. Noch dazu, wo dieser Malachi oder Melachi oder wie auch immer der Kerl hieß, keines seiner besseren Pferdchen im Stall war. Über den konnte man also gegebenenfalls verhandeln.
Und da kam auch schon der Scriba mit einer Tafel herein, die er mit einer kleinen Verneigung an Murcus weiterreichte. Dieser nahm das Schriftstück, und kurz zuckte eine Augenbraue nach oben.
“Nun, wie es scheint, Procurator, bin ich hierfür der falsche Ansprechpartner. Wir haben hier einen Gladiator namens Malachi, der allerdings vor einigen Monaten privat an eine Iunia verkauft wurde. Sie lässt ihn hier weiter trainieren, aber über einen Wechsel des Ludus und des Einsatzfeldes müsstest du mit ihr verhandeln.“
Und damit erinnerte sich Murcus auch schwach daran, wen der Hadrianus meinte, hatte er seinerzeit doch selbst den Verkauf abgewickelt. -
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Ah, da war auch schon der Ianitor. Und zum Glück hatte der zuerst etwas gesagt, Levi hätte ihn aus Gewohnheit beinahe auf Griechisch angeredet. Jetzt waren sie schon ein ganzes Jahr aus Alexandria weg, aber manche Dinge waren wohl einfach in einem drin.
So aber erinnerte er sich seines brav gelernten Lateins, als er dem Ianitor eine Tabula übergab.
“Ich soll das für Consul Purgitius abgeben.“Iunia Axilla Consuli Sp. Purgitio Macro s.d.
Gerne würde ich deinem Wunsch nachkommen und dir ein Angebot für meinen Honig unterbreiten, doch angesichts des anstehenden Winters muss ich die Frage stellen, von welchen Mengen in welchen zeitlichen Abständen wir reden? Im Winter ist die produzierte Menge verständlicherweise kleiner als im Sommer. Da der Honig aber sehr gut haltbar ist, kann man dem mit etwas Lagerplanung entgegenwirken.
Ich hätte die Möglichkeit, einen Teil meiner Produktion direkt deinem Landgut zukommen zu lassen, doch bräuchte ich dazu wie gesagt nähere Angaben. Gerne könnten wir dies auch persönlich besprechen. Fühle dich jederzeit in der Casa Iunia herzlich eingeladen, oder aber du könntest mir Bescheid geben, wann dein Terminkalender es zulässt, dass ich zu dir komme. Vielleicht im Anschluss an eine morgendliche Salutatio? Sofern dir dies dem Umfang und Anlass des Geschäftes zweckdienlich und angemessen erscheint.Mögen die Götter dich stets schützen
Iunia Axilla
“Das war's auch schon“, meinte Levi mit einem fröhlichen Achselzucken und wartete noch kurz, ob der Ianitor was sagen wollte. Man wollte ja höflich sein und nicht einfach verschwinden, als hätte man gerade einen Sack Flöhe abgegeben und müsse Fersengeld geben.
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Axilla schenkte ihrem Vetter ein kleines, aufmunterndes Lächeln. Lehrjahre waren keine Herrenjahre. Das wusste sie. Gut, nicht aus Erfahrung, denn sie war noch nie im militärischen Sinne herumkommandiert worden. Aber es sagten immer alle, also musste auch was dran sein.
“Ach, wenn die Ausbildung vorbei ist, dann bist du den Ausbilder ja vielleicht erstmal los, und dann kommst du in eine Cohorte und machst Roms Straßen unsicher. Oder... ähm, sicher.“ Sie grinste ihn kurz mädchenhaft an, was ein wenig merkwürdig wirken mochte, waren ihre Augen doch noch immer vom Weinen gerötet. So wirkte es nicht ganz echt.
“Und ratzfatz bist du dann Centurio. Und ich bin mir sogar sicher, dass die Prätorianer dich nehmen würden. Dir würde Schwarz fantastisch stehen.“ Sie ließ einen kleinen Kennerblick über ihn gleiten. Axilla hatte zwar keine wirkliche Ahnung von Mode, aber zumindest hatte sie einen eigenen Stil. Und sie war mit unerschütterlichem Selbstvertrauen gesegnet, was eine Farbauswahl anging.
“Aber ich glaube, dann lassen wir dir eine Rüstung anfertigen, ganz speziell für dich.“ Sie stand auf und ging wieder den Schritt zu Seneca hinüber, nahm gespielt mit den Händen Maß an seinen Schultern und schaute einmal an ihm rauf und runter. “Jap. Das müssen wir wirklich. Aus pechschwarz gefärbten Leder. Natürlich dann nur für Paradezwecke, brauchst ja ein vernünftiges Kettenhemd. Aber ich glaube, das würde richtig gut an dir aussehen. Dazu noch einen Helm mit einem Federbusch aus schwarzem Rosshaar? Hmhmhmhm... dann werden zwar die Frauen Roms hier vor der Haustüre kampieren, um dich anschmachten zu können, aber ich glaub, das ist es mir wert.“ Und damit stand für Axilla fest, dass sie Seneca eine Rüstung fertigen lassen würde, ein schönes Ding von einem guten Handwerker. Wenn er Prätorianer würde, was wohl nach seinen Worten noch dauern könnte. -
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Mit einer Tabula seiner Herrin bewaffnet hatte sich Levi auf zum Haus des frischgebackenen Konsuls gemacht. Naja, nicht ganz so frischgebacken, ein Drittel der Amtszeit war schon wieder vorbeigegangen. Nichts desto trotz, er war Konsul, das war sein Haus, und Levi stand nach ein wenig Suchen und nochmal Rückfragen bei Leuten auf der Straße davor nun vor der Porta zu eben jenem. Und klopfte an, was sollte man schon groß sonst an Portae tun?
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Nachdem Silanus ja schon lange nicht mehr hier war, hatte Axilla sein Officium in Beschlag genommen. Sie brauchte einfach einen Platz, um den ganzen Schriftverkehr vernünftig abarbeiten zu können, und ständig auf der Fensterbank des Tablinums zu sitzen oder im Cubiculum die Bettdecke mit Tinte einzuschmieren war einfach auf Dauer nicht tragbar. Also hatte sie das Officium nun endlich zu ihrem Privatreich erklärt und nutzte die vielen Regale dazu, auch ihre Unterlagen mit dazu zu sortieren.
Unter anderem auch ihre gesamte geschäftliche Post. Jetzt, wo sie nicht mehr in Ägypten war, stapelte sich das irgendwie zusehends. Ihr Farbmischer stand noch immer in Alexandria, ebenso wie ein Großteil der Abnehmer dort unten war. Was bedeutete, wenn es etwas gab, erfuhr sie erst 2 Wochen später davon. Was wiederum bedeutete, dass sich die Kleinigkeiten sammelten. Auch wenn ihr Vorarbeiter ein sehr fähiger Mann war und das alles im Griff hatte, für manche Dinge brauchte es dann doch ihre Entscheidung. Und die wollte geordnet erfolgen.
So saß Axilla heut eim Officium, als sie die Post durcharbeitete, die ihre Betriebe betraf. Darunter auch eine Tafel, die am Eingang abgegeben worden war und ihren Imker betraf.
Axilla laß die Zeilen, las sie nochmal, und kratzte sich etwas undamenhaft am Kopf. Ihre Frisur bedankte sich damit, dass ein paar Haare sehr wirr aufgestrubbelt nun abstanden, anstatt brav in der Steckfrisur zu bleiben.
Nach ein wenig überlegen hatte sie eine Antwort formuliert und gab diese dann wiederum Levi mit, damit er sie gleich überbrachte. Konsuln ließ man nicht warten, auch wenn der Brief von dessen Libertus nur unterschrieben war. -
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Araros nahm die Tafel entgegen und sah nur einmal kurz darauf, für wen diese bestimmt war. Natürlich las er solch offene Post auch mit, immerhin war er Ianitor und damit für alles, was in diesem Haus ein und ausging, verantwortlich! Und er musste ja wissen, wann er seine Herrschaften vorwarnen musste und welche Schritte dann einzuleiten wären. Würde er immer nur stumm auf Entscheidungen warten und seinen Kopf nicht selbst benutzen, hätte er wohl kaum diese Vertrauensstellung im Haus erhalten. Aber in diesem Fall wollte er nur wissen, von wem der Brief war und an wen er ging.
“Vale“, gab Araros dem Burschen noch mit auf den Weg, als dieser sich auch schon nach getaner Arbeit wieder auf und davon machte. Während Araros die Tür schloss, flog sein Blick kurz über die Zeilen. Das war etwas geschäftliches, also kam es mit zu den übrigen Briefen, die die Betriebe seiner Herrin betrafen und die er ihr am Mittag bringen würde. -
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Als Araros die Tür aufmachte, war diesmal ein neues Gesicht vor eben jener. Die meisten, die hier ein und aus gehen, kannte man ja, aber der Bursche hier war definitiv neu. So vergesslich wurde Araros noch nicht, als dass er sich keine Gesichter merken konnte. Sah ja ganz ordentlich aus, der Bursche.
“Du wünscht?“ kam auch schon die Standardfrage, die sich jeder Besucher hier an der Porta anhören durfte. -
Einen Augenblick lang sah Axilla einfach zu Flaccus hinüber, wie er die dräuenden Wolken betrachtete. Er sah nicht einmal zu ihr hinüber, sondern nach oben zu den immer schwärzer heraufziehenden Herbstwolken, die sicher früher oder später aufbrechen würden und die kleinen Menschen darunter daran erinnern würden, dass es Herbst war.
Er wollte sie kennen lernen, sagte er. Er, ein Flavier, ein Verwandter von Piso, wollte sie kennenlernen. Ob er dabei weitreichendere Gedanken hatte, wusste Axilla nicht zu sagen. Und im Grunde war es auch nicht wirklich wichtig. Axilla machte sich da nichts vor, sie wusste, wie die Situation wäre.
Sie sah also einen Augenblick einfach nur zu ihm hinüber, die Stirn ganz leicht kraus gezogen, und überlegte, was sie dazu sagen sollte. Sollte sie überhaupt etwas dazu sagen? Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich zu überlegen, ob der andere ein Interesse an einem persönlich hatte. Und welcher Art dieses Interesse war. Axilla war das nach wie vor nicht gewohnt. Kurze, flüchtige Komplimente, die nur halb ernst gemeint waren, die kannte sie. Aber dass wirklich jemand sie kennenlernen wollte, und zwar nicht nur die hellen, sondern auch, oder besser: vor allem die dunklen Seiten, das kannte sie nicht. Ob er das wohl immer noch wollte, wenn er sie dann kannte?Axilla bemerkte nichts von dem sich verdüsternden Himmel. Sie war in ihre Betrachtung von Flaccus vertieft. Er sah beinahe verträumt drein, wie er beständig nach oben schaute, die Welt um sich herum vergessend. Axilla erinnerte sich an dies Gefühl, an diese Fähigkeit, und beinahe neidvoll wurde sie sich bewusst, dass sie diese im Moment verloren zu haben schien. Wann war sie das letzte Mal einfach so durch den Moment entrückt gewesen und hatte einfach das Sein unbeschwert genossen? Sie versuchte, sich daran zu erinnern, aber es verblasste.
Und mitten in diese ungesunde Melancholie brachten die Götter ein einfaches Zeichen, so schlicht, dass es beinahe banal schien. Es war nichts außergewöhnliches und nichts großes, noch nicht einmal etwas erbauliches. Es war ein kleiner, kalter Tropfen Regen, der direkt auf Axillas Wange fiel und sie so jäh aus ihren trüben Gedanken riss. Sie blickte nach oben, und bekam auch schon den nächsten ab, diesmal auf die Stirn. Sie sah über sich, in den sturmschwarzen Himmel, wie nach und nach immer mehr Tropfen fielen, und musste lachen. Sie wusste nicht einmal so genau, warum, aber es war so. Erst war es nur ein breites Lächeln, und dann, als Flaccus ihre Hand ergriff und sie auf zog, fort von der Liga und hin zum Haus, wurde es zu einem leichten Kichern. Sie liefen durch den nicht gerade kleinen Garten zum Haus, die Sklavin mit der Kithara bewaffnet schon voraus, und sie hinter Flaccus her. Seine Toga flog ob der Geschwindigkeit ziemlich unsittlich hoch, und Axillas musste mit ihrer freien Hand den Saum ihres kunstvollen, aber zum Rennen gänzlich ungeeigneten Kleides anheben, um überhaupt so laufen zu können.Und genau das war wie eine Befreiung. Laufen. Ihre Muskeln erinnerten sich an das Gefühl und in freudiger Anspannung beschleunigten sie, so dass sie mit Flaccus gleich zog. Kalte Luft in ihren Lungen, regen, der ihre Frisur ruinierte. Bis sie beim Haus ankamen, hatte es so zu schütten begonnen, begleitet von leicht grollendem Donner, dass sie trotz aller Eile sehr nass geworden waren. Und doch war Axilla weit entfernt davon, deshalb nun unruhig oder besorgt zu sein. Es war befreiend, und sie war dankbar dafür.
Vom Laufen etwas schneller atmend und mit klopfendem Herzen stand sie da, nun im Trockenen, und warf noch einen letzten Blick in den Garten, über den ein Blitz hell und leuchtend zuckte, gefolgt von tiefem, dunklen Donner. Und Axilla strahlte, schloss einen Moment die Augen und sog tief den Duft der nassen Erde und der elektrizitätgeschwängerten Luft ein. Als sie danach zu Flaccus schaute, wie er wie ein begossener Molosserhund neben ihr stand, musste sie nochmal laut kichern. “Ich hoffe, diene Kithara hat nicht so viel abbekommen wie du.“ -
Gut, er nahm ihr ihren kleinen, sprachlichen Fauxpas scheinbar nicht übel. Und es war ja auch nur die Wahrheit, er konnte sicher ein wenig Entspannung und Pflege gut gebrachen. Und ein bisschen Duftwasser schadete sicher auch nicht. Auch wenn Axilla sowas niemals sagen würde, der andere könnte dann beleidigt sein.
“Gut. Ich schicke dann jemanden vorbei, der dir beim Baden hilft und dir anschließend dein Zimmer zeigt. Ich lass es solange herrichten.“Er wusste mehr, als sie dachte? Das war nicht schwer. Axilla dachte im Moment nicht besonders viel, und das zu schlagen war nicht wirklich schwer. So also lächelte sie nur leicht und sagte nichts genau dazu. Und hoffte, dass er Wort hielt und der Gens keine Schande machen würde.
Sim-Off: Wenn du magst, kannst du dir ein Zimmer einrichten. Einfach neuen Thread eröffnen. Wilkommen
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Warum sollte sie es auch ein einziges Mal in ihrem Leben leicht haben? Warum konnte er nicht sagen 'Ja, komm in zwei Tagen vorbei, er freut sich sicherlich, eine so hübsche junge Dame empfangen zu können' oder sowas? Nein, sie wurde natürlich angeblafft, sie sollte jemand anderen nerven.
Aber Axilla hatte nicht vor, sich gleich wieder abwimmeln zu lassen, wo sie schon so weit gekommen war.
“Es geht nicht um eine rechtliche Anfrage oder ein Bittgesuch. Und ich denke, dass es dem Präfekten sehr recht ist, wenn ich nicht nochmals den Kaiser damit behellige.“ Gepokert, hoch gepokert, aber mehr als pokern konnte Axilla ja auch nicht. Wenn nicht einmal das Wort 'Aelius' bei dem mürrischen Kerl hier eine Regung auslöste, dann vielleicht der Hinweis, dass das die Gens des Kaisers war. Und sie ihn schon informiert hatte. Dass dieser ihr nicht geantwortet hatte, konnte dieser Schreiberling hier ja nicht wissen.
“Du kannst ihn natürlich auch fragen, ob ihm das lieber wäre...?“ Das war sicher dann nicht der beste Start in das Gespräch mit Salinator, aber das wäre ohnehin wohl schwierig geworden. Da machte so eine kleine Minidrohung gegenüber seinem Vorzimmerwachhund den Kohl sicher nicht mehr fett. -
“Ich bin Director, procurator Hadrianus.“ Nur ein kleiner Hinweis zur richtigen Benennung seines Amtes. Immerhin war er als Director weitaus besser bezahlt, wenn auch mit einem eingeschränkterem Betätigungsfeld. Aber wer wollte schon solche Erbsen zählen?
Da sein Besuch nichts trinken wollte, setzte sich der Iuventier bequem hin und hörte sich das Anliegen des Kollegen an, wenngleich dieser nicht so genau bekannte, was er denn nun wollte.
“Hier ist kein Ausbilder mit diesem Namen“, erwiderte Murcus sachlich gefasst auf die Frage. Hier im Ludus waren zwölf Doctores, eine so überschaubare Zahl, dass Iuventius Murcus sich befleißigte, sich die Namen zu merken. Vor allem, da die meisten von diesen sich mit dem Training einzelner, besonders herausragender Gladiatoren befassten, so dass ihm diese Namen noch geläufiger waren. Ein guter doctor war pures Gold wert, und das absolut nicht metaphorisch gemeint.Da diese Antwort aber dem Hadrianer kaum weiterhelfen würde, gab Murcus einem seiner Schatten einen kleinen Wink. Der Scriba, der bislang unauffällig im Hintergrund gestanden hatte, machte sich sogleich auf den Weg aus dem Officium hinaus, ohne dass weitere Worte nötig waren.
“Vielleicht ist es einer der Gladiatoren, wenn auch nicht der Primus Palus.“ Dessen Namen war dem Iuventier aufgrund seiner Erfolgswelle auch geläufig. “Aber sag an, was interessiert dich an dem Mann?“ -
Axilla wurde nicht so ganz schlau aus dem Mann vor ihr. Einerseits wollte er hier bleiben, und hatte Hilfe von seinem Vater gewollt, und andererseits meinte er, dass er, sobald er bei den Cohortes war, die Iunii nie mehr belästigen würde. Aber er war doch ein Iunier, oder? Wenn sein Vater sich auch hatte scheiden lassen und ihn bei seiner Mutter gelassen hatte, hieß das ja nicht, dass er deshalb kein Iunier war.
Und was eine 'psychische Narbe' war, davon hatte Axilla keine Ahnung. Sie verstand wirklich sehr gut, dass er den Tod seines Freundes rächen wollte – zumindest, wenn die großzügig das wie und wo ausblendete, und auch, wie es dazu gekommen war. Würde jemand einen ihrer Freunde töten, sie würde denjenigen über kleiner Flamme langsam rösten. Allerdings, ohne ihn an irgendwen oder irgendwas zu verfüttern, das war dann doch zu viel.Als er dann meinte, dass er so leise Flöte spielen würde, dass er ihr sicher nicht auf die Nerven gehen würde, war sie dann endgültig durch den Wind. Oder besser gesagt, sie war es die ganze Zeit schon seit dieser schrecklichen Erzählung gewesen, jetzt aber manifestierte sich das, als sich ihr Hirn an dieser Kleinigkeit geradezu aufhing.
“Nein, spiel ruhig, wo du magst. Du musst das nicht heimlich machen. Außer, du triffst so wenig Töne, dass die Tiere reißaus nehmen, dann vielleicht schon.“ Sie versuchte sich an dem Scherz, konnte aber das gewinnende Lächeln, das ihn abgerundet hätte, nicht wirklich hervorbringen. Zwar lächelte sie, aber es sah doch deutlich gepresst aus. “Ähm, ja, dann lass ich mal ein Zimmer herrichten. Und du willst sicher baden, oder?“
Das war jetzt wenig charmant, und Axilla merkte es gleich danach auch. “Ähm, ich meine, so zum Einstand im neuen Haus. Also, zur Entspannung und zum Ankommen. Nicht, weil... ähm...ja.“ Nicht, weil er ziemlich verzupft gerade aussah und ein Bad einen vernünftigen Menschen aus ihm machen würde.
Lieber schnell weiterreden und das Thema wechseln. “Unser Vetter Seneca ist auch bei den Cohortes. Vielleicht kann er dir ja dann helfen. Ansonsten ist noch Serrana in Rom. Sie ist mit Senator Germanicus Sedulus verheiratet. Aber der solltest du lieber nichts von dieser Geschichte erzählen. Oder ein großes... ein SEHR großes Opfer an Ianus vorher bringen. Ja, das wär wohl besser...“
Axilla selber glaubte zwar nicht daran, dass so ein Opfer irgendwas bringen würde. Aber Serrana in ihrer Superstitio würde das vermutlich als Zeichen der Abkehr vom Alten und dem Übergang zum Neuen gutheißen. Und wenn er ihr etwas von Kannibalismus erzählen würde, wär so ein deutlicher Beweis wohl das einzige, was die Cousine von einer Ohnmacht abhalten könnte. -
Er sagte zu ihren Worten gar nichts, sondern legte sich nun seinerseits auch hin, um in den Himmel zu starren. Axilla lehnte sich auch zurück und sah wieder nach oben. Es waren ein paar Wolken aufgezogen. Es würde bald regnen. War ja auch Herbst, da gehörte das dazu. Dann würden sie nach drinnen gehen müssen, denn es war auch schon herbstlich kalt. Kalt und nass war sicher keine gute Kombination.
Axilla philosophierte also gedanklich ein wenig über das Wetter, als aus heiterem Himmel – beim Thema ihrer Gedanken eine lustige Floskel – eine Frage kam, die vollkommen abseits vom vorigen Gesprächsthema war. Geschwister... Axillas Mutter war ein paar Mal schwanger gewesen, das wusste Axilla. Ein paar Mal war auch ein Baby geboren worden, aber die hatten nicht einmal die 8 oder 9 Tage gelebt, als dass sie auch nur einen Namen erhalten hätten. Axilla war die einzige, die wirklich gelebt hatte, nicht nur die Geburt, sondern auch die Kindheit überlebt hatte. Manchmal fragte sich Axilla, ob es anders gewesen wäre, wenn sie einen lebendigen Bruder gehabt hätte. Oder wenn sie ein Junge geworden wäre. Ihr Vater hatte sie zwar nie auch nur den Hauch einer Enttäuschung spüren lassen, aber sie wusste, dass Söhne für Väter sehr wichtig waren. Und dass der ihre ohne einen solchen gestorben war, nagte auch beständig an ihr.
“Nein, ich hab keine Geschwister. Wieso fragst du?“ Axilla schaute während der Frage weiterhin leicht in den Himmel und runzelte ein wenig fragend die Stirn, als eine besonders dunkle und unheilsschwangere Wolke vorüberzog. Oh ja, das würde heute definitiv noch regnen. -
Ein Jahr war das her? Und was hatte er dann in diesem Jahr getan? Sich versteckt? Oder weiter so gemacht, als wäre nichts weiter? Axilla verstand immer weniger, aber sie hatte kein wirklich gutes Gefühl dabei. Und als er dann um Hilfe bat, fühlte sich Axilla erst recht überfordert. Warum immer sie? Konnte sich das Schicksal nicht mal jemand anderen zum Quälen suchen? Nur mal so zur Abwechslung, damit es nicht am Ende noch langweilig würde...
“Ääääh...“ machte Axilla erst einmal wenig intelligent. Es war nicht so, als ob sie Corona verabscheuen würde. Oder auch nur, als ob sie ihn nicht leiden könnte. Er hatte sie nur gehörig erschreckt, und Axilla reagierte wie immer bei Problemen: Sie flüchtete und schob sie so gut von sich, wie es ging.
“Aber während der Ausbildung bekommst du doch auch schon Quartier und Verpflegung bei den Cohortes?“ Das war der erste, undurchdachte Versuch, das Ganze von sich zu schieben. Sie wollte sich nicht mit dem Gedanken befassen, ob sie Corona glauben konnte oder nicht.Doch so langsam schaltete sich doch der Verstand unnachgiebig ein. Er wollte sich an diesem Kerl rächen? Wegen einer Lupa, die dieser getötet und verfüttert hatte. Nicht, dass Axilla ihr Schicksal nicht schrecklich fand und auf jeden Fall fand, dass dieser Menschenfresser (oder Menschenverfütterer oder wie immer man das nennen mochte) getötet gehörte: Er konnte das doch nicht im Namen einer Lupa tun! Wenn er es für eine Frau, die er liebte tat – eine ehrbare, römische Bürgerin – dann wär das etwas anderes. Aber so liberal und laissez-faire konnte Axilla gar nicht sein, als dass ihr das doch nicht unbedingt positiv auffiel.
“Ähm...“ kam nochmal, nicht unbedingt intelligenter als vor wenigen Momenten. “Also, du willst den Mann für sein Verbrechen bestrafen, meinst du?“ Ja, so würde es sein. Sicher war er ein rechtschaffener Mensch und konnte das Verbrechen an sich nicht so stehen lassen. Das würde es sein, und damit konnte Axilla auch leben.
“Also, wenn du nicht weißt, wo du bleiben sollst, dann... also, bis du bei den Cohorten bist kannst du auch hier schlafen, dann richten wir dir ein Zimmer her.“ Wobei Axilla sich selbst gegenüber so ehrlich war, dass sie dann die Sklaven anweisen würden, ein Auge auf ihn zu haben. Er hatte sie doch zu sehr erschreckt, als dass sie ihm richtig blind trauen könnte. -
Und auch diesmal hatte es wieder geklappt, Seneca fragte nicht weiter. Zwar sagte er auch nichts weiter, sondern schenkte sich nur Wein nach, aber zumindest ließ er das Thema Ehe fallen. Axilla war durchaus dankbar dafür, denn der einzig andere Ablenkungsversuch, der ihr eingefallen wäre, wäre, zum Gegenangriff überzugehen. Immerhin war Seneca auch nicht verheiratet. Gut, als CU'ler durfte er das vermutlich auch nicht, bis er nicht wenigstens Centurio war, aber das hieß ja nicht, dass Axilla ihn darüber nicht aushorchen hätte können.
Axilla nahm noch ein paar Bissen von dem Hühnchen. Hätte sie auch nur annähernd so etwas wie Appetit verspürt, sie hätte es wohl verschlungen und zum Abschluss die Schüssel ausgeschleckt, denn es war wirklich sehr lecker. Nur war ihr Magen eben ihr Magen, und wie immer, wenn sie sich nicht ganz wohl fühlte, konnte sie einfach nicht richtig essen.
Also musste ein anderes Gesprächsthema her. Irgendwas das nicht sofort wieder zum Heiraten zurückführen würde.
2Was macht eigentlich deine Ausbildung? Müsstest du nicht bald richtiger Cohortler sein?“ Ja, das war gut. Sie hatten vorhin nur so kurz darüber gesprochen, da konnten sie ruhig noch ausführlicher sein. -
Und da war sie auch schon, die Frage. Nicht, dass das irgendwas besser war, denn Axilla war noch immer reichlich nervös. Sie versuchte, es mit einem Lächeln zu überspielen, und hoffte, dass der Scriba dafür irgendwie empfänglich war.
“Es geht um das Vermögen von Aelius Archias, der mein Mann war. Der Präfekt hat es seinerzeit beschlagnahmen lassen, und ich hätte es gern wieder. Und deshalb würde ich gerne mit ihm sprechen.“ -
Axilla war nervös, als sie das Vorzimmer betrat. Sie spielte ein wenig mit ihren Fingern, während sie zu dem Scriba schritt. Für den Fall der Fälle hatte sie sich zwar durchaus hübsch gemacht, allerdings rechnete sie nicht damit, dass sie gleich Glück haben würde. Und sie konnte so fein gemacht sein, wie sie wollte, sie war dennoch nervös, was diesen Termin anging. Hoffentlich bekam sie überhaupt einen.
“Salve. Ich bin Iunia Axilla und hätte gern einen Termin beim Präfectus Urbi.“ Einfach, schlicht, kurz. Sie hatte überlegt, ob sie gleich erklären sollte, wieso und weshalb, aber wenn das wichtig war, würde der Scriba sicher fragen. -
Axilla lächelte ihrem Vetter noch einmal zu. Er hatte gesagt, er wollte sie wieder lächeln sehen, und im Moment war es ein guter Weg, die eigene Nervosität zu bekämpfen. Auch wenn Axilla nicht annahm, dass der PU gerade so wenig zu tun hatte, als dass er sie sofort empfangen würde.
"Danke, ich kann es brauchen", meinte sie ein wenig nervös und folgte dann dem anderen Mann, der sie begleitete -
Wozu gibts reiche Verwandte?