Das klang alles sehr kompliziert, aber Ragin konnte dem Griechen dann anhand der Beispiele folgen. Und jetzt sollte er solch eine Rede halten? Nun ja, dafür war er natürlich da, daher räusperte er sich kurz und fing ein wenig unsicher an:
"Da stellt sich nun die Frage, warum der Angeklagte das Geld veruntreut hat-Und die Antwort ist einfach: Um seiner einzigen und geliebten Tochter eine Heirat zu ermöglichen. Er hat es nicht gemacht um sich zu bereichern, oder etwas für sich zu tun, sondern für einen anderen geliebten Menschen. Da stellt sich natürlich gleich eine andere Frage und zwer, warum hat der Angeklagte nicht selbst genug Geld gehabt, wo er doch gut verdient? Man mag ihn ja der Prunksucht bezichtigen, aber wie hier sicher alle wissen, hat der Angeklagte erst vor kurzem der Stadt einiges Geld gespendet und die Hochzeit seiner Tochte ist erst danach akut geworden. Im Prinzip war ihm die Stadt dieses Geld sogar schuldig! So ist dann eigentlich auch nichtmal seinen Vorgesetzten ein Vorwurf zu machen, halfen sie ihm doch nur an sein geld zu bekommen. Sicher ist es gesetzlich so, dass das Geld dann nicht mehr ihm gehört hat, aber wer mag ihm das verdenken? Beinahe jeder hätte ebenso gehandelt, aber nur die Besten wären überhaupt in eine solche Situation gekommen.
Mit dem Anheuern der Lumpen, die den Decurio dann einzuschüchtern versucht haben ist er sicher einen Schritt zu weit gegangen, aber wer mag denn so hartherzig sein und da kein Verständnis aufbringen? Das Essen schon bestellt, die gäste eingeladen, alles für die Hochzeit arrangiert- es ist doch ganz eindeutig, dass der Angeklagte in Panik geraten ist. Aber da ja nichts passiert ist, stellt sich hier noch eine entscheidende Frage: Bereut der Angeklagte was er getan hat?"
Hier machte Ragin kurz eine dramatische Pause, schaute Nikolaos aber nicht direkt an, denn das hätte ihn sicher sehr noch nervöser gemacht, als er sowieso schon war.
"Ja, er bereut zutiefst was er getan hat. Und wenn ich bedenke, welchen Skandal dieser Vorfall schon verursacht hat und welchen Schaden der Angeklagte so schon davongetragen hat-zum Beispiel ist die Hochzeit seiner Tochter dadurch doch nicht zustande gekommen- bitte ich darum Milde walten zu lassen, zumal er vorher immer ein völlig unbescholtener Bürger war und keine Gefahr besteht, dass sich so etwas wiederholen könnte."
Als er dann geendet hatte, schaute er Nikolaos ein wenig unsicher an, ob das so richtig gewesen war, denn er war sich nicht so ganz sicher, ob der Grieche sowas gewollt hatte.