Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Ragin hielt Helios am Zügel, schaute in den Himmel und öffnete den Mund um sich den Regen in den Mund tropfen zu lassen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, seine Tunika auszuziehen, denn die würde ihm jetzt eh nichts nützen, aber wegen der Hitze hier in Alexandria trug er momentan keine Hosen und er wollte sich ja nicht einfach nackt ausziehen. Axilla wäre darüber sicher empört, auch wenn er ihr Freund war und sie ihn sowieso schon nackt gehen hatte.


    "Ja, das ist es. Ich liebe es wenn mir der Regen auf den Kopf fällt. Und hier ist es doppelt so schön. Am Liebtsen würde ich die Tunika ja ausziehen, aber äh nun ja, also...ich lasse sie aber wohl besser an."


    Es dauerte nicht lange und sie waren beide bis auf die Haut durchnässt. Seine strubbeligen blonden Haare hingen nun ein wenig herunter, aber ein breites Grinsen zierte daher sein Gesicht. Amala machte der Regen auch nichts aus, aber sie schüttelte sich in regelmäßigen Abständen. Langsam wurde auch der Boden immer schlammiger und wenn sie an eine Straße kommen würde, wäre diese rutschig, an Reiten war also nicht zu denken.
    "ich glaube wir laufen wohl besser. Ich will nicht, dass wir stürzen und wir oder Helios verletzt werden."

    Zuerst war Ragin verwirrt, denn er wusste nicht was Axilla gemeint hatte, als er das Donnern dann auch hörte. Amala legte die Ohren an und knurrte leise. Ragin legte ihr seine Hand auf den Kopf und sie hörte gleich wieder damit auf. Gewitter waren aber auch böse Feinde-zumindest für einen Hund. Aber natürlich mussten sie sich jetzt beeilen, aber nicht wegen dem Regen sondern damit das Gewitter Helios nicht noch mehr erschreckte. Der regen war dabei etwas Gutes, denn er würde die Hitze ein wenig mildern, und vor den Blitzen hatte er auch keine Angst, schließlich wüsste er nicht warum Donar auf ihn wütend sein könnte. Sicher würde er mit seinen Blitzen die Äcker der menschen hier aufreißen und ihnen damit helfen, denn er war zwar ein grober und ungehobelter Gott, aber eben auch ein Freund der Menschen.


    "Na hoffentlich fängt es bald an zu regnen. Dann wird es sicher etwas kühler! Aber bevor es richtig gewittert, sollten wir Helios eingeholt haben, damit er nicht noch mehr verängstigt wird. Aber wozu brauchen wir einen Unterstand? Ich mag Regen, zumindest im Sommer und hier ist es ja so warm wie im Sommer. Das wird uns sicher gut tun."


    Gesagt getan und somit beschleunigte er seinen Gang in einen schnellen Schritt und hoffte, dass Axilla da mithalten konnte, auch wenn er daran keinen Zweifel hatte. Nach einigen Mituen kamen sie an einen etwas höher gelegenen punkt, es war nichtmal ein richtiger Hügel, und da sah er in der Ferne Helios stehen und grasen. er war zwar noch weit weg, aber immerhin konnten sie ihn nun sehen. Er zeigte kurz mit ausgestrecktem Arm auf ihn und machte sich sogleich auf, weiter in Richtung Pferd.

    Irgendwie erinnerte ihn der Gedanke an ein Seelenfressendes Krokodil sofort an den Nidhöggr. irgendwie hatte das Wasserungeheuer schon ausgesehen wie man sich einen Drachen so vorstellte. Ob diese Krokodile Wasserdrachen waren? Ganz sicher...und dieser hatte vielleicht seine Seele fressen wollen! Eiskalt lief es ragin den Rücken herunter. War er wirklich so schlimm gewesen? Was hatte er nur falsch gemacht, dass dieses Ungeheuer seine Seele fressen wollte? Aber die Norne hatten ihn offenbar gerettet oder etwas anderes mit ihm vor. Sicher hatte er nur etwas in den Augen der Götter der Ägypter falsch gemacht und das war ja nicht wirklich schlimm. Aber jetzt hatte er noch einen Grund hier nicht mehr ins Wasser zu gehen.


    "Also unser Custos Corporis glaubt auch an die Katzen. Ich finde das ganz lustig aber ich kann mir das nicht vorstellen. Gut, unsere Götter haben auch tierische Gehilfen aber das man gleich die Tiere anbetet ist doch schon etwas komisch. Niemand käme ja auch die Idee Sleipnir und Gullinbursti anzubeten" antwortete er fröhlich.


    "Also im Frühling gibt es schon viele Blumen, zumindest auf den Weiden und Wiesen. Ich mag ja den Frühling, wenn das Leben wieder richtig beginnt und alle fröhlich sind. Selbst die Tiere scheinen dann glücklicher zu sein als sonst. Die Wildschweine haben dann Frischlinge, auch wenn man da dann vorsichtig sein muss, dann sind die Säue sehr aggressiv. Aber da muss ich dann einfach in den Wald und sehen wie das Leben nach dem langen Schnee zurückkehrt. Hier bekommt man ja gar nichts mit vom Frühling, außer dass es so heiß wird."


    Eigentlich musste schon Frühling sein, aber davon merkte er noch gar nichts.

    Ein dickes nacktes Pferd mit einem Maul voller Wildschweinhauer? Das klang wie eine Chimäre aus Sleipnir und Gullinbursti! Nein, diesem Wesen wollte er ganz sicher nicht begegnen obwohl es interessant wäre zu sehen, ob diese Monster acht Beine haben... Wie man von so einem Ungeheuer auch nur reden konnte, war ihm schleierhaft.


    "Da ist ganz sicher das andere gefährlicher. Da scheint ein Krokodil nicht heran zu reichen. Aber ich glaube beides ist gefährlich genug um sagen zu können, dass ich im Nil niemals schwimmen werde!"


    Normalerweise dürfte man dann ja auch nicht im Meer schwimmen, denn auch dort gab es ja mehr als genug gefährliche Kreaturen, aber das war auch viel viel größer.


    "Ich hoffe mal er ist wirklich nicht zu weit gelaufen. Aber ich glaubs nicht. Normal beruhigt er sich ziemlich schnell wieder, wenn er sich erschreckt hat. Aber ein Stück werden wir auf jeden Fall gehen müssen. Am Besten folgen wir einfach seinen Spuren, dann finden wir Helios sicher schnell wieder. Können wir?"


    Eigentlich hatte Ragin es nicht wirklich eilig, er wollte nur weg von diesem Fluss, der so von Ungeheuern zu wimmeln schien.


    "Ich hoffe nur wir kommen deswegen nicht zu spät zur Cena" fügte er noch ein wenig zerknirscht hinzu. Schließlich hatte er das Axilla versprochen.

    Da hatte der Grieche leider Recht. Die Hitze war kaum noch zum Aushalten für den andere Temperaturen gewöhnten Germanen.


    "Chaire, Nikolaos. Du hast recht, die Temperaturen sind schon extrem hoch, zumindest für mein Empfinden. Ich bin nur froh, dass es zumindest nachts abkühlt. Mein Tag war eher ein sehr wechselhafter, weil ich zwei Nachrichten erhalten habe, von der eine ein wenig unangenehme Auswirkungen hat. Zum einen bin ich zum Hoflieferanten des Kaisers ernannt worden, was mich mit natürlich großem Stolz und Freude erfüllt. Dass meine Pelze in Rom und gerade beim Kaiser so begehrt sind ist wunderbar. Die zweite Nachricht aber ist die, die für mich ein wenig unangenehme Folgen nach sich zieht: Unser Familienoberhaupt Tiberius Duccius Lando und mein Cousin der Duumvir von Mogontiacum Numerius Duccius Marsus werden demnächst überraschend heiraten. Das zieht leider nach sich, dass ich Alexandria nun viel früher als erwartet verlassen muss und deinen Kurs am Museion wohl nicht werde beenden können. Das tut mir sehr leid und es ist wirklich schade, aber meine Anwesenden wird zwar nicht ausdrücklich gefordert, aber sie wird trotzdem erwartet. Ich hoffe mal du und mein Arbeitgeber, der Cursus Publicus, werden mir das nicht übel nehmen, denn diese plötzlichen Änderungen meines Zeitplans liegt leider weder in meinem Sinn, noch in meiner Macht."


    Seine Worte waren selbstbewusst, aber seine Haltung zeigte doch eine gewisse Verunsicherung. Er mochte es nicht gemachte Vereinbarungen, und als solche sah er seine Arrangement mit dem Museion, brechen zu müssen, auch wenn er sich auf die Hochzeiten und seine Familie durchaus freute.

    Krokodil, Krokodil...ja das hatte er doch schon einmal gehört, aber sich nichts darunter vorstellen können. Aber nun wusste er was ein Krokodil war und er würde es nie wieder vergessen, da war er sich sicher.


    Aber nun begann sich langsam der Schreck zu legen und da begann dann schon das Abenteuer. Was würde das eine Geschichte geben: Ragins Kampf mit dem Krokodil im Land der geschminkten Zwerge!


    "Au ja, das gibt eine tolle Geschichte, die werden daheim Augen machen wenn ich ihnen das erzähle! Aber das hat mir einen ganz schönen Schreck eingejagt. Und wie das hungrig war! Ich glaube ja es wollte mich fressen. Bei den Nornen, da habe ich aber Glück gehabt! Das war ja so groß wie drei Männer!" Die Größe des Krokodils hatte es ihm angetan. "Und dieses riesige Maul mit den vielen Zähnen! Hat ein Hippodingens auch sowas? Ist das noch gefährlicher und größer als ein Krokodil?"


    Wo sie das jetzt schon überlebt hatten, sollte man vielleicht doch mal schauen, ob man nicht doch noch ein Hippodingens fand...allerdings ohne dabei dem Nil zu nahe zu kommen. Diese Krokodile waren sicher so gefährlich wie ein Bär und dessen Höhle kam man ja auch nicht zu nahe.

    Sein Herz klopfte ihm bis zur Brust. Das geschuppte Ungeheuer war sicher so lang wie drei Männer gewesen. Es hatte ausgesehen wie eine riesige Eidechse die im Wasser lebt. So etwas hatte er noch nie gesehen und eines wusste er: Hier würde er nicht mehr angeln und wenn die Fische aus Gold wären! Seine Hände zitternden leicht und so steckte er sie in die Taschen seiner Tunika. Schlimm genug, dass er weggerannt war und Axilla das Vieh angegbrüllt hatte und dabei von der bellenden Amala flankiert worden war. Andererseits waren die beiden ja auch nicht direkt angegriffen worden...


    "Wa...wawawa...war das ein Hippodingens? Hast du gesehen wie riesig das war? Das hätte mich mit einem Happs verschlinken können! Wer angelt an einem Ort an dem es solche Ungeheuer gibt?!"


    Die Frage war rhetorisch, was ihm gleich danach selbst auffiel. Die Antwort war im nettesten Fall wohl: "unwissende Germanen".


    "Aber danke mir geht es gut!" Trotzdem schaute er sicherheitshalber nach ob er noch alle Finger hatte. 1,2,3,4,5,6,7,8,9,10-puh, alle noch da!


    "Gibt es hier noch mehr davon?" Prüfend schaute er sich um, sah aber kein weiteres. Allerdings hatte er das erste ja auch erst gesehen, als sein Arm halb in dessen maul verschwunden war. Helios hatte die Attacke auch mitbekommen und war auf sicheren Abstand gegangen...sie würden also ein ganzes Stück laufen müssen...

    Sie kämpften noch einige Augenblicke mit dem Fisch, als dieser langsam anfing zu ermüden und immer weniger zerrte. Offenbar waren seine Kräfte erschöpft, also konnten sie nun beginnen den fisch an Land zu ziehen.

    "Also ich werde jetzt die Rute loslassen und die Leine einholen. Du musst dann weiter gut festhalten, falls der Fisch doch nochmal versucht abzuhauen. In Ordnung?"


    Ragin wartete gar nicht auf eine Antwort sondern ging direkt ans Ufer des Flusses und begann die Leine einzuholen. die Schnur war lange, und so ging das nicht ganz so schnell, zumal der Fisch sich doch noch ein wenig wehrte. Doch dann hatte er ihn fast bei sich und er sah schon dass es sich um einen großen Fisch handelte den er nicht kannte.


    "Axilla schau nur der ist ja riesig! Da kann eine ganze Familie dran essen!"


    Da das Ufer vor ihm steil abfiel, begann er nun sein Opfer hoch zu ziehen. der wog sicher so viel wie ein Huhn! Kaum war der fisch dann sichtbar, machte er einen Schritt auf die Seite, damit Axilla ihn und seinen Fang bestaunen konnte.


    Doch in diesem Moment brach das Wasser unter ihm auf und ein furchtbares ungeheuer wie aus seinen schlimmsten Albträumen schoss in die Höhe und ein riesiger schuppengepanzerter Kiefer schnappte nach dem Fisch und zerbiss ganz einfach die Leine. Beinahe hätte er auch Ragins Hand erwischt. Der junge Duccier machte einen Satz und rannte erstmal einige Meter weg vom Ufer, bis er sich wieder ein wenig besann und stehen blieb. Er konnte ja Axilla nicht einfach bei diesem Monster lassen. Aber der Schreck war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, denn er war leichenblass und seine Knie zitterten...wenn auch nur ein wenig.

    "Ja ganz sicher" flüsterte er zurück. "Die Viecher sind ganz schön misstrauisch, oder sie sehen bei der schlammigen Brühe hier einfach nichts und müssen erst testen, ob es was zum Fressen ist. Schau wie er immer wieder abtaucht, als würde jemand dran ziehen."


    Und tatsächlich begann der korken immer wieder abzutauchen, bis es einen Ruck tat. In diesem Moment zog auch Ragin an der Rute um den Harken im Maul des Fischs zu versenken. Es musste ein großer Fisch sein, den er zog heftig so dass ihm beinahe die Angelrute entglitten wäre.


    "Bei den Göttern, das muss aber ein ordentlicher Brocken sein! Axilla, helf mir, der zieht wie ein geschuppter Ochse! Aber den holen wir da raus, ich will sehen wie er aussieht!"


    Aber ganz so schnell würde das sicher nicht gehen, schließlich würde der Fisch das nicht freiwillig mit sich machen lassen, und dieser hier schien viel Kraft zu haben. Hoffentlich würde das Holz nicht brechen, oder die Leine reißen.

    Wie ausgemacht kam Ragin am Abend zu Nikolaos um mit diesem zu Abend zu essen. In der Zwischenzeit zwischen dem Sklavenmarkt und diesem Essen hatte der junge Duccier einen sehr interessanten Brief erhalten, über den er auch mit seinem Lehrer sprechen musste. So richtig wusste er nicht, ob er sich jetzt freuen sollte, oder traurig sein, wobei das Positve in diesem Brief wohl überwog. Aber Nikolaos würde sich sicher nicht über das freuen, was er ihm heute Abend sagen musste.


    So wirkte der Germane ein wenig konsterniert, als er mit einem kleinen Päckchen unter dem Arm an die Porta von Nikolaos' Haus klopfte.

    "Ich bin mal auf eine Wildsau mit ihren Frischlingen gestoßen. Ich habe einen Specht auf seinem Baum beobachtet und bin weiter gelaufen und auf einmal stand ich vor ihr. Ich habe dann ganz schnell den Specht besucht, was dem auch nicht so gefallen hat. Also war ich dann alleine auf dem Baum und es dauerte eine ganze Weile, bis das Borstenvieh endlich weg war und ich wieder runter konnte. Seitdem bin ich der festen Überzeugung, dass die nach den Bären die gefährlichsten Tiere im Wald sind. Aber das was du über die Wölfe sagst, stimmt leider nur im Sommer. Wenn im Winter der Schnee liegt und sie Hunger haben, können die ganz schön gefährlich sein."


    Zu den Caniden hatte er eine sehr ambivalentes Verhältnis. Zum einen war er im Wappen seiner Familie und das machte ihn stolz. Und auf der anderen Seite verfolgte ihn der Fenrir in seinen Albträumen und machte ihm eine furchtbare Angst. Dazu kam noch seine besondere Gabe im Umgang mit Hunden, die ja auch eigentlich so eine Art Wolf waren...


    Seine Angel zuckte leicht, offenbar begann schon ein Fisch an seiner Angel zu knabbern.
    "Schau, ich glaube da knabbert schon einer. Wenn es gleich einen richtigen Ruck macht, und der Korken abtaucht, dann hat einer angebissen" flüsterte er Axilla zu.

    Dieses Mal ging er auf ihren Themawechsel ein, auch weil er nicht riskieren wollte, dass sie ihn begann auszufragen. Er hatte das Lächeln seines Vatern nie gesehen, oder konnte sich nur nicht daran erinnern. Sicher hatte er seinen kleinen Sohn damals oft angelächelt...


    "Ja, es gibt vor allem viele Bäche und kleine und größere Tümpel und Seen. Bei uns regnet es ja viel viel öfter als im Süden und irgendwo muss das Wasser ja auch hin. Aber am Meer habe ich noch nie geangelt. Da habe ich nur die Fische gefüttert, ohne Chance einen von ihnen zu bekommen" antwortete er ein wenig zerknirscht. Nein, das Meer war nicht sein Freund, ganz gewiss nicht.


    "Warst du im Wald dann auch jagen, oder bist du nur auf Bäume geklettert? Und war das nicht gefährlich für dich, oder gibt es in Hispania nicht so viele Bären, Wildschweine und Wölfe?"
    Er war ja auch oft im Wald gewesen, aber es war immer gefährlich gewesen und ein ums andere Mal hatte er sehr schnell klettern müssen. Zum Glück war er noch keinen Bär im Wald begegenet, zumindest nicht alleine. Das sollte man dann doch den Jägern überlassen.

    Eigentlich hatte Ragin gar keine lust ein Hippodingens zu sehen. So wie Axilla das beschrieben hatte wollte es ragin gar nicht sehen. Er hatte ja schon von ihm geträumt und das war schrecklich gewesen. Unsicher schaute er sich um, sah aber nichts, auch nicht hinter sich, außer Amala und Helios. Ach sie würden schon Glück haben und nichts würde passieren. Außerdem konnten sie sicher beide schnell rennen...


    "Na wenn wir einen Fisch fangen, dann müssen wir ihn auch essen, das ist klar. So macht man das einfach." Ragin aß eigentlich ganz gerne Fisch. Zumal er früher er nie die Wahl gehabt hatte, was er essen mochte. Seine Mutter hatte ihn und seinen Bruder gerade so ernähren können und zwei gefangene Fische waren schon ein Festessen gewesen. Richtig jagen waren sie fast nie gewesen.

    "Aber dein Vater muss sehr weise gewesen sein, denn da hat er ganz recht: Was man jagt, dass soll man auch essen. Oder es zumindest dann an Leute verkaufen, die es essen. Ich kann mich an nichts von meinem vater erinnern, außer das was ich aus erzählungen von meiner Mutter und unserem Villicus weis."

    Das klang trotzdem noch sehr verwerflich. Allerdings war Nikolaos sein Lehrer und es stand den Schülern nicht zu sich Anweisungen zu verweigern, zumal das hier ja nur eine Übung war.


    "Nun, die Anklage ist nicht besonders schwer. Da würde ich zum einen die taten für sich sprechen lassen, die Zeugen nochmal erwähnen und die Hinterlist und Tücke des Angeklagten vervorheben. Bei der Verteidigung müsste ich wohl versuchen möglichst viel der Schuld auf andere zu verteilen und um mildernde Umstände bitten. Einmal wäre natürlich wichtig zu erwähnen, dass er sich vorher nie was zu schulden hat kommen lassen und dass das Geld für die Mitgift seines einzigen Kindes gedacht war. So kann man vielleicht gerade bei den Anwesenden Punkten die ebenfalls nur ein Kind haben. Und dann kann man noch die Schuld auf seinen Vorgesetzten abladen, der das nicht unterbunden oder bemerkt hat, den Stadtsekretären, die sich haben bestechen lassen und vielleicht noch an den Decurio, der die Belästigung sicher hätte verhindern können, wenn er den Angeklagten gleich gemeldet hätte. Aber an seiner Schuld wird das alles nichts ändern. Oder geht es nur darum das Strafmaß zu mildern?"


    Das römische Recht war schon ein wenig komisch, da musste sich Ragin erst noch einfinden. Eine Milderung der Strafe...solche Verbrechen hätte es bei ihnen in Germanien gar nicht erst gegeben, und somit gab es da uch keine Vergleiche derer er sich hätte bedienen können.

    "Na gut, dann mach ich das halt alleine, wenn dich der Pieckser abgeschreckt hat." Mit einem breiten Grinsen holte er weit aus und warf die Angel weit raus auf den breiten Strom.
    "Ich bin ja echt mal gespannt, was es hier so für Fische gibt. Also so einen schönen Aal würde ich mir schon gefallen lassen. Am Besten fängt man die ja, wenn man einen Pferde-oder Kuhkopf im Wasser anbindet. Die fressen sich dann richtig rein und man kann sie dann am nächsten Tag einfach abpflücken."


    Die Methode war zwar kein richtiges Angeln und sie war auch nur möglich, wenn gerade ein Pferd oder eine Kuh gestorben war, denn sie dafür zu schlachten wäre Schwachsinn gewesen, aber sie funktionierte.


    "Und du hast echt noch nie geangelt? Hat es in Hispanien keine Bäche, Flüsse oder Seen gehabt? Ach ja, gibt es hier auch die Hippodingens?"

    Ragin schaute erstaunt, was Axilla dann tat. Aber dann musste er einfach laut lachen, denn es sah einfach zu komisch aus, wie sie sich um die eigene Axe drehte und versuchte den Haken zu erwischen.


    er versuchte dann wieder ernst zu sein, aber das gelang ihm mehr schlecht als recht. "Entschuldige, aber das ist mir auch beim ersten Mal passiert. Mein Freund hat sogar mal einen Angelharken ins Ohr bekommen." Er musste sich ein wenig den Bauch halten, um bei dieser Hitze noch Luft zu bekommen, als sie anfing ein wenig zu maulen. Sie sah dabei ja sooo lustig aus.


    "Lass mich mal sehen."
    Die ein oder andere Träne verdrückend ging er dann aber hinter sie und schaute nach der Wunde. Der Riss in der Tunika war weit größer, als die Verwundung, für die der Ausdruck "Kratzer" eigentlich noch zu viel war. Wahrscheinlich hätte man noch viel weniger gesehen, wenn sie den Harken nichr rausgerissen hätte. er machte ein bisschen Spucke auf seinen Finger und drückte ihn dann auf die Verletzung.


    "Es ist nicht schlimm. Das Schlimmste ist der Riss in der Tunika, der Rest ist nur ein Kratzer. Aber das war meine Schuld. Als Anfänger nimmt man die Angel besser seitlich, das hätte ich dir wohl sagen sollen."

    Bsi sie am Nil ankamen, gab sich Ragin den düsteren Gedanken an seinen Bruder hin. Der wusste gar nicht, dass er jetzt am anderen Ende Midgards war. Ob es Ratbald gut ging? Vielleicht hatte er ja schon geheiratet und einen kleinen Hof, war Knecht oder schon tot. Etwas unwillig schüttelte der junge Duccier den Kopf: Er war sicher nicht tot, denn er war sich sicher, dass er das spüren würde. Allerdings war da immernoch dieser Fluch der Nornen, der auf ihm zu lasten schien.


    Als sie dann abgestiegen waren, schaute er erst einmal ein wenig ungläubig wie breit der Nil doch war. Er hatte ja den Rhenus immer schon breit gefunden, aber der fluss hier war noch einmal viel viel breiter und floss daher auch fast langsam. Schnell hatten sie eine passende Stelle zum Angeln gefunden.


    "Wie soll ich denn eine Koppel mithaben?" manchmal hatten die Römer schon merkwürdige Gedanken.


    "Keine Angst Helios läuft schon nicht weg. Er ist ein sehr ruhiges Pferd, und wenn wir nicht gerade von einem Hippodingens angegriffen werden, passiert da schon nichts. Außerdem passt Amala da schon auf."


    Dann nahm er die Angeln herunter und drückte Axilla eine in die Hand.


    "Dann wollen wir mal. Ich habe Fleisch mitgebracht, das war dort noch beim Essen übrig. Das steckst du jetzt auf den Haken und schleuderst den dann so weit wie möglich ins Wasser."

    Das war eine gute Frage. Hatte er darauf einen Einfluss? Oder konnte Lando ihn einfach so verheiraten? So richtig wusste er das gar nicht. Irgendwie hatte er sich darüber nie Gedanken gemacht, und darüber hatte auch noch nie jemand mit ihm geredet. Aber sicher würde er es nicht so schwer haben wie Axilla mit ihrem großen Namen. Ob er sich seine Frau selbst würde aussuchen können? Also eine die er nicht mochte, würde er vielleicht heiraten, aber nie mit ihr das Bett teilen! Da war er sich sicher. Lieber würde er in Magna mit den Wildschweinen kuscheln!

    "Ich weis gar nicht, ob ich da was zu sagen habe. Das muss ich mal mit unserem Familienoberhaupt klären. Aber die sind ja auch alle noch Junggesellen, da brauch ich mir wohl über eine Pflichthochzeit keine Gedanken zu machen. Da werden erst Loki, Witjon und Phelan dran sein, bevor ich Angst zu haben brauche, dass ich verheiratet werde. Aber du hast recht, wechseln wir das Thema."


    Aber über was sollten sie dann jetzt reden? Ach ja, da war was gewesen:


    "Früher habe ich oft mit meinem Bruder geangelt...aber...aber...jetzt war ich schon eine Weile nicht mehr angeln" beendete er seinen Satz doch hörbar geknickt. Nun waren sie bei einem noch schlimmeren Thema angekommen.

    "Na bei uns bekommt man gesagt, man soll das Alter ehren. Und gerade alte Weiber soll man ehren" gackerte er zurück. Aber es stimmte schon. Gerade den alten Frauen sagte man oft seherische Fähigkeiten und eine besondere Weisheit nach, auch wenn das wohl nicht immer stimmte.

    "Vor den Augen meiner Familie würde ich auch vieles nicht machen. ich habe mich einmal bei einem Unwetter aus dem Haus geschlichen. Da sind wirklich eigroße Eisklumpen vom Himmel gefallen. Und weil ich da nicht mehr heim konnte, hab ich in einem Stall geschlafen. Am nächsten Tag hat mich mein Vetter erwischt: Das gab ganz schön Ärger von ihm! Aber ich bin froh, dass er es sonst niemandem erzählt hat, denn dann hätte ich noch viel mehr davon bekommen. Daraus hab ich eines gelernt: Man kann vieles machen, aber man darf sich dabei nicht erwischen lassen."


    Damals hatte er diesen Bashir, den parthischen Sklaven, kennen gelernt. Das war ein komischer Mensch gewesen.

    "Also ich heirate nur eine hübsche und nette Frau! Aber sie muss auch noch lustig sein. Ich heirate bestimmt keine, die ich nicht mag. Wie soll ich mit der den dann...also naja...das Bett teilen? Ich meine tagsüber bin ich ja dann unterwegs und arbeite, aber so nen weiblichen Troll mag ich dann nicht in meinem Bett liegen haben. Und am Besten sollte sie auch noch einen guten und bekannten Namen haben, damit ich meiner Familie damit helfe. Da ist es mir auch egal, ob es eine Römerin ist, oder eine germanische Adelige. Aber wo sie herkommt und wie sie heißt ist nicht so wichtig. Hauptsache ich mag sie."