Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Dagmar hatte ihm zuerst den Xenai Agorai und dann die Agora gezeigt. Nun, da Ragin Zeit hatte sich alles ganz genau zu beschauen, beeindruckten ihn die Bauten immer mehr. Neben der Agora, vor allem auch das Museion an dem er wohl bald lernen würde und das Gymnasion. Da schaute er alleine rein, weil die Griechen alle nackt trainierten und Dagmar das offenbar nicht sehen wollte. Die Massen an nackten Männerhintern war auch nicht unbedingt das, was Ragin als besonders sehenswert befand, aber trotzdem musste man auch sowas mal angeschaut haben.


    Dann gingen sie noch die Meson Pedion entlang bis zum Tetragon Alexandris und machten sich dann wieder auf den Heimweg. Sicher hatten sie nur einen kleinen Teil der Stadt gesehen, aber es waren fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten dabei und ein abschließender blick auf den Leuchtturm überzeugte Ragin vollends, dass Alexandria eine großartige, wenn auch etwas furchterregende Stadt war. gerne hätte er noch diesen Park auf dem Hügel gesehen, aber den würde er sich sicher auch noch anschauen können, dann aber ohne Leibwächter, da war er sich sicher.

    Heute hatten sie sich verabredet, denn Axilla wollte Ragin über Alexander den großen und dessen Schlachten erzählen. Und wie der junge Duccier halt so war, starb er schon fast vor Neugierde. Wenn diese eine Schwäche war, dann war es sicher Ragins größte, denn sein Drang nach Wissen ließ ihn oftmals unvorsichtig werden, obwohl er ja normal vorsichtig war. Das gepaart mit seinem unglaublichen Behauptungswillen, er wollte ständig allen zeigen was in ihm steckte und sich beweisen, war es auch sicher gewesen, was seinen Bruder damals von ihm fortgetrieben hatte.


    Aber diese Gedanken scheuchte er auch schnell wieder davon, denn nun galt es etwas über den angeblich größten Feldherren aller Zeiten zu lernen und so klopfte er fest an die Porta der Iunier.

    Er hatte seine Familie verlassen um seine Familie zu suchen. Irgendwie klang das komisch, aber für ihn war es richtig, denn ein Teil seiner Familie wohnte in einem riesigen Palast am anderen Ende Midgards. Er hatte einen Rucksack geschultert und marschierte durch lichte Wälder und folgte dem einen oder anderen Trampelpfad. Das Sax seines Vaters hatte er an seiner Seite, aber ansonsten war er alleine. Hatte er nicht noch jemanden mitnehmen wollen? Niemand außer ihm war hier, aber er hatte keine Angst und so verflogen die Gedanken auch gleich wieder. Er wanderte Stunde um Stunde und Tag um Tag ohne dass er Müde oder verdrießlich wurde.


    Doch eines Tages kam er dann an einen riesigen Fluss dessen Ende er nicht einmal sehen konnte. Der Fluss war dunkel und schnell und der Wanderer sah keine Chance auf die andere Seite zu kommen. Er war zwar ein ganz guter Schwimmer, aber seine Kleidung, sein Gepäck und die Strömung würden ihn auf gar keinen Fall auf die andere Seite kommen lassen. Er schaute sich um, ob hier ein Palast war, denn für ihn war hier das Ende Midgards gekommen. Doch nirgends konnte er ein Bauwerk erblicken. Da blieb ihm nur übrig dem Flussverlauf zu folgen und auf eine Furt zu hoffen.


    Doch wieder lief er mehrere Tage, aber eine Furt wollte und wollte nicht kommen. Da wurde auch er verdrießlich und ließ sich resigniert auf seinen Hintern fallen und legte sich dann hin. Da lag er nun ihm Gras und starrte in den Himmel. Plötzlich hörte er direkt neben seinem Ohr einen Fruska (Frosch) quaken. Da setzte er sich wieder auf und nahm den grünen Hüpfer auf seine Hand. Und schaute ihn an. Seine Haut war grün und glatt, nicht so wie die einer Kröte oder einer Unke, und er funkelte fast wie ein Edelstein.


    "Du bist ein wunderschöner Frosch. Wenn ich nur so sein könnte wie du, dann wäre es mir möglich auf die andere Seite zu schwimmen. Oder kannst du mir sagen wie ich auf die andere Seite komme?"


    Und zum großen Erstaunen des Jungen antwortete der Fruska: "Wie ich sehe, hast du weder Werkzeug dabei um dir ein Floß zu bauen, noch besitzt du Flügel. Somit wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Sund zu durchschwimmen, denn er geht ewig weiter in beide Richtungen."


    Von der Antwort war der Jünglin fast noch mehr erstaunt, als darüber, dass der Frosch überhaupt sprach. "Das kann nicht dein Ernst sein, lieber Fruska. Ich werde sofort ertrinken, wenn ich das wage. Wahrscheinlich wird mich der Fluss sofort ins Reich der Hel tragen und ich werde meine Familie niemals finden. Ich werde schneller auf den Grund sinken, als ein Haufen Dung benötigt, um aus dem Hintern einer Kuh auf die Erde zu fallen!"


    Der Frosch schien ihn wohl auf den Arm nehmen zu wollen oder er wollte ihm gar etwas Böses.


    "Halte dich nicht so fest an deiner Vergangenheit mein Junge. Habe vertrauen. Bring dem Geist des Sundes ein Opfer dar, und er wird dich sicher auf die andere Seite geleiten, wenn du das denn noch willst. Aber nun muss ich weiter!"


    Mit einem Sprung war er von der Hand verschwunden und war auch im Gras nicht mehr zu sehen. Natürlich dachte er gar nicht daran einfach ins Wasser zu springen, das war ja verrückt! Er konnte doch nicht einfach ins Wasser springen. Also wanderte er weiter und weiter und stellte dann doch irgendwann fest, dass der Frosch wohl recht gehabt hatte. Also kramte er in seinem Rucksack nach einem Opfer für die Flussgeister, aber er fand nur einen Apfel. Den hatte er sich extra aufgehoben, denn er war rot und voll und das auch noch nach einer so langen Wanderschaft. Also stellte er sich an den Rand. "Bitte nimm dieses Opfer an, und bringe mich zu meiner Familie, ehrenwerter Geist des Flusses." Mit diesen Worten warf er den Apfel in die Fluten. Er schwamm kurz an der Oberfläche, doch dann schien ihn etwas nach unten zu ziehen. Der Jüngling nahm das als ein gutes Zeichen und sprang mit seinem ganzen Gepäck ins Wasser. Wie erwartet zog es ihn gleich nach unten und das Wasser schlug über ihm zusammen. Er strampelte und ruderte, aber er sank immer und immer weiter.


    Doch dann packte ihn eine Hand am Arm und er öffnete die Augen. Er sah, dass ihn eine Nixe, eine Wasserfrau gepackt hatte. Sie schien in seinem Alter zu sein, hatte langes dunkelbraunes Haar und grüne Augen. In ihrem Haar waren Algen und Muscheln und ihr Körper endete in einem großen grüngeschuppten Fischschwanz. In ihrer anderen Hand hatte sie einen halb gegessenen roten Apfel.


    "Ich danke dir für diese Köstlichkeit du Beinträger, aber ich hätte dir auch so geholfen. Seit Tagen begleite ich dich und schaue dir zu, wie du am Ufer langgelaufen bist und habe gehofft, dass du mich endlich besuchst und keine Angst mehr hast. Bis ich dir meinen Freund den Fruska geschickt habe."


    Er hörte aufmerksam zu, denn seine Panik war wie verflogen und er verstand sie ganz normal. Doch lief er langsam blau an, und aus seinem Mund kam nur ein Blubbern.

    "Hab keine Angst, wenn ich bei dir bin, können dir die Fluten nichts anhaben. Du wirst bei mir auch nicht ertrinken."


    Beinahe liebevoll strich sie ihm durch sein blondes Haar und lächelte ihn an. So konnte er ihr nicht misstrauen und so ließ er das Wasser in seine Lungen fließen. Sie hatte wirklich nicht gelogen, denn er bekam so gut Luft, also würde er noch am Ufer stehen.


    "Ich danke dir, dass du mir hilfst. Ich suche einen Palast in dem meine Familie wohnt. Aber ich finde den Weg nicht und ich hatte Angst, dass mich die Fluten hinweg reißen. Kannst du mir helfen?"


    Sie lächelte ihn abermals an und so folgte er ihr einfach ohne noch einmal zu fragen. So schwammen sie in den Sund, und es war ihm nicht kalt. Wenn sie Hunger hatten, dann aßen sie etwas, denn die Nixe wusste wie man unter Wasser verpflegte. Einmal waren sie sogar bei einem Lurch zum Essen, der ihnen merkwürdige aber wohlschmeckende Dinge auftischte. Sie alberten und spielten Fangen im Wasser, und es war eine wunderschöne Zeit, während der sie immer weiter dem Fluss folgten. Beinahe hatte er schon vergessen, warum er ins Wasser gegangen war, als sie dann auf einmal da waren. Auf dem Grunde des Flusses stand ein großer Palast. Aber er wirkte düster, verlassen und wenig einladend.


    "Endlich bin ich da. Aber werden wir uns wiedersehen?" fragte er die Nixe schüchtern, denn er hatte sie lieb gewonnen. Sie war ihm eine Freundin geworden. "Sicher, ich warte auf dich, bis du wieder herauskommst und dann werde ich dir noch mehr von meiner Welt zeigen."


    Da war er beruhigt, freute sich schon darauf und schwamm so zum Tor des Palastes. Es war offen und bewegte sich sanft in der Strömung. Im Palast war es düster und kalt, ganz anders als draußen. Er schwamm durch die dunklen Gänge, aber er sah niemanden und er hörte auch nichts. Dann sah er eine Bewegung vor sich. Etwas düsteres großes bewegte sich und schwamm auf ihn zu. Er drehte sich herum und versuchte wegzuschwimmen, er wollte wieder nach draußen und schwamm so schnell er nur konnte. Das Hippodingsda blieb ihm auf den Fersen und als er kurz vor dem Tor war, hatte es ihn eingeholt. Aus der Dunkelheit formte sich ein riesiges Maul mit armlangen Zähnen und schnappte nach ihm. Der Jüngling schrie noch um Hilfe, aber es war zu spät…


    Ragin erwachte schweißgebadet. Seit er hier in Alexandria wohnte schlief er schlecht, denn die Temperaturen machten ihm zu schaffen. Aber an Schlaf war nun nicht mehr zu denken, denn er war hellwach. Nur die gute Amala spürte seine Angst und kam zu ihm und schleckte seine Hand ab. Sie war wirklich seine Beschützerin. So lag er die restliche Nacht in seinem Bett, starrte an die Decke und dachte nach...

    Zuerst zuckte er noch kurz, doch dann stellte sich heraus, dass sie nicht weiterkitzelte.


    "Das machen wir. ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst, nur weil ich dich unangemeldet entführt habe. Und wenn du zu spät kommst, dann sag Nikolaos, dass ich schuld bin und nicht du."


    Er setzte Helios wieder in Bewegung und zog sogar ein wenig das Tempo an. Die Situation mit dem kitzeln hatte ein wenig die Stimmung verändert. Irgendwie war nun nicht mehr alles so ungezwungen wie vorher, wobei Ragin das gerne zurückhätte. Sonst hätte er mit ihr ja ein ähnliches Verhältnis wie zu Sontje und ein solches reichte ihm völlig. Aber wenn sie ihm von Alexander dem Großen erzählen würde, wäre das sicher wieder ungezwungener, als gemeinsames Reiten auf demselben Pferd. So redeten sie auf dem Rückweg auch nur noch über völlig zwangloses Zeug und als sie dann den Weg vom Stadthaus bis zur Casa Iunia liefen, zeigte sie ihm noch ein paar interessante Lokalitäten, die er noch nicht gekannt oder schon wieder vergessen hatte. Sowas wusste man bei Ragin nie so genau. Das nächste Mal würde sie sich bei ihr treffen und der junge Duccier freute sich schon darauf, denn seit er in Mogontiacum eingetroffen war, hatte er niemanden gleichaltrigen mehr zum Reden gehabt.

    Ragin wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das überraschte ihn jetzt doch. Nicht zu singen war ein sehr interessanter Einfall. Das war ja aber kein Lösegeld, sondern eigentlich eine indirekte Drohung, wenn sie wirklich so schlecht sang wie sie sagte. Ragin musste laut lachen.


    "Du bist mir ja eine! Und wenn ich dich loslasse, singst du nicht, was du vorher auch nicht getan hast, und kitzelst mich weiter? Na also du musst mir schon noch versprechen, mich auf dem Rückweg nicht mehr zu kitzeln, sonst kann ich deine Waffen nicht mehr freigeben."


    In der Hoffnug ihr Handel in einer stummen Übereinkunft besiegelt worden, ließ er sie los. Jede Sekunde erwartete er wieder gekitzelt zu werden.

    Was genau jetzt mit diesem griechischen Wort genau gemeint war wusste er nicht. Es konnte entweder heißen, dass der Schreiber wissen wollte ob er unbescholten war, oder ob jemand für ihn bürgen würde. Am Besten würde er einfach beide Fragen auf einmal beantworten, bevor er lang nachfragte.


    "Ich habe noch nie ein Verbrechen begangen, wenn du das meinst. Ich wohne bei meiner Cousine Duccia Venusia in der Regia und sie ist dort Gast des Präfekten. Sie würde sicher für mich bürgen wenn das nötig ist. Und einen Lehrer kenne ich auch schon, denn ich war bei Nikolaos schon zum Essen. Außerdem habe ich eine Empfehlung von meinem früheren Arbeitgeber dem Handelkonsortium Freya Mercurioque wo ich als Schreiber gearbeitet habe."


    Das musste doch hoffentlich reichen, um hier lernen zu dürfen. Was sollte er nur machen, wenn es nicht so war? Nach Hause würde er nicht gehen können, bevor er einen Kurs abgeschlossen hatte.

    Jetzt hatte er sie. Aber er hatte sich gar nicht überlegt was er dann tun solte. Also war er erstmal konsterniert. Und was sollte er jetzt tun? Sie einfach wieder loslassen kam auch nicht in Frage, aber was gab es denn noch für Möglichkeiten? Da kam ihm eine Idee. Ragin verstellte seine Stimme, so dass sie ein wenig tiefer und soldatenhafter klang.


    "Haha jetzt habe ich dich gefangen. Du bist jetzt also meine Kriegsgefangene und damit habe ich das Anrecht auf ein Lösegeld. Nun, da ich hier niemanden sehe, der für dich zu zahlen gedenkt, muss ich dich nun fragen, was dir deine Freiheit denn wert ist. Aber bedenke, dass dein fieser und hinterhältiger Angriff den Preis in die Höhe getrieben hat!"


    Er hatte keine Ahnung was sie jetzt sagen würde und er hatte noch weniger eine Ahnung, was sie ihm würde anbieten können.

    "Hihi, hör auf, das ist gemein. Ich fall ja gleich vom Pferd!"
    Und wieder giekste sie ihn. Wie gemein! Er kicherte wieder wie ein Wichtel und war eigentlich wehrlos. Aber nicht mit ihm. Er zog an den Zügeln, so gut man das eben konnet wenn man so bösartig gepiesakt wurde, aber Helios kam trotzdem relativ schnell zum Stehen, unbeeindruckt von dem Affentheater auf seinem Rücken. Ragin versuchte Axillas Arme zu greifen, sah sie allerdings nicht, weil sie ja hinter ihm saß. Andererseits wollte er auch kein Risiko eingehen, Axilla irgendwie unsittlich zu berühren und so gelang es ihm nicht ihre Arme zu packen.
    "Na, traust du dich das nochmal?" fragte er nun lachend.

    Ragin machte einen kurzen Hüpfer und musste wieder kichern, als sie ihn kitzelte. Er musste daran denken, wie ihn seine Mutter als Kind immer gekitzelt hatte und mit aufgeblasenen Backen auf seinen Bauch gepustet. Das hatte dann immer Laute gegeben, die wie ein Frosch geklungen hatten und weil er auch immer wie einer gezappelt hatte, hatte sie ihn immer ihren kleinen fruska gennant. Wie er sie doch vermisste: Ihr Lachen, ihre Wäre und ihren Duft... Aber gerade erfüllte ihn das mehr mit Freude als mit Trauer. Er freute sich übder die schönen Momente an die er sich mit ihr erinnerte und an den den er jetzt gerade hatte.


    "He, du kitzelst mich ja. Das ist gemein, ich kann mich ja gar nicht wehren. Wenn du das nochmal machst, muss ich furchtbare Rche an dir nehmen" gackerte er. "Ach find es nicht schlimm das deine Haut so dunkel ist. Die Ägypter und die Nubier sind ja noch viel dunkler! Und meine ist ja auch sehr hell. Vielleicht werd ich hier ja auch braun. Die Sonne muss die Menschen hier ja braten wie ein Hähnchen über der dem Feuer. Und was denkst du wie diese griechische Kriegsbemahlung dann erst bei mir aussehen würde? Am Besten noch mit einem Kleid. Dann darfst du mich Ragina nennen." Wieder lachte er freudig. Man konnte mit Axilla kaum grüblerisch sein, oder Trübsal blasen.

    "Ja, nichts macht so verzweifelt wie Hunger."


    Armut machte verzweifelt, das stimmte wohl. Wenn er da so an die Schlacht von Borbetomagus dachte würde ihm beinahe schlecht. Damals auf dem Thing als das von dem kurzhaarigen Hühnen gesgt wurde hatte er darüber noch gar nicht richtig nachgedacht, aber jetzt kam ihm dazu ein Gedanke: Hatten seine Verwandten die dort gestorben waren, wirklich nur geholfen arme, halb verhungerte Bauern abzuschlachten, die vor Hunger verzweifelt waren? Sie waren in einer Schlacht gestorben, aber war es auch ehrenhaft gewesen? Oder hatten eher die mutigen Bauern Wotans und Teiwatz' Beistand gegen die Legion gehabt? Darüber würde er später nochmal nachdenken müssen, oder vielleicht Venusia um Rat fragen. Aber jetzt wolte er nicht in Trübsal versinken.


    "Ich mag ihn auch, aber er ist halt wirklich ein Grieche. An die werde ich mich wohl nie gewöhnen. Ich meine das sind Männer und sie schminken sich wie Frauen! Ich habe gehört, dass sich Stämme für eine Schlacht bemahlen um ihren Gegnern Angst einzujagen, aber bei denen verstehe ich das nicht."


    Er schüttelte den Kopf um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

    Ragin rutschte nach vorne, so dass sich Axilla wieder hinter ihn setzten konnte. Irgendwie war er froh wieder die Zügel in Händen zu haben. Helios war halt einfach sein Pferd, und außerdem war es lang nicht so peinlich wenn sie sich an ihm festhielt als andersherum. im Gegensatz zu ihr war er nicht traurig kein Hippodingens gesehen zu haben. alleine dass im Wasser eines sein konnte, war schon Aufregung genug gewesen.


    Also sie ihm dann das zeichen gab, ritt er los. Es war wirklich viel angenehmer, wenn sie sich bei ihm festhielt. Er bekam sogar eine leichte Gänsehaut, wie er sich selbst sagte, weil er da ein wenig kitzelig war.



    "Ach ja, Rhakotis ist dieses schlechte Viertel, nicht? Da war ich noch nicht. Aber wenn ich Amala dabei habe, trau ich mich überall hin. gerde die Leute hier scheinen richtig Angst vor ihr zu haben. Nikolaos sah so aus als wollte er ohnmächtig werden, als sie ihn angebellt hat. Wie ist der eigentlich sonst so? Ist er arg streng?"


    Ragin kicherte wie ein Julfestwichtel. Das hatte aber auch zu komisch ausgesehen.

    Ragin war eine Weile durch die Gänge des Museions geirrt. Die Beschreibung des Schreibers war doch nicht so genau gewesen, wie er sich erhofft hatte, allerdings hatte er sich dann einfach durchgefragt.


    Nachdem er geklopft und Antwort erhalten hatte, trat er ein.



    "Chaire, Nikolaos. Ich wollte mich für deinen Kurs über die Redekunst anmelden."


    Er hoffte den kleinen Griechen jetzt nicht zu sehr überfahren zu haben.

    "Also der Termin ist mir egal. Im Moment habe ich noch sehr viel Zeit. Viel zu viel für meinen Geschmack. Aber in die Stadt mag ich auch nur ungerne gehen, weil ich keine Lust habe Leibwächter mit zu nehmen."


    Er mochte es gar nicht, wenn ihn jemand auf Schritt und Tritt verfolgte. Er war durch ganz Germania Magna gereist, was sollte ihm hier denn schon passieren? Außerdem hatte er ja seine Beschützerin dabei.



    "Aber die Erklärung ist gut. Ob die Bienen hier wirklich anderes Wachs amchen? Vielleicht geh ich mal auf dem Markt und schau mir das da mal an. Wenn ich aber nur daran denke, fang ich an zu schwitzen. Aber was anderes: Wenn wir zurückreiten, solltest du aber mich wieder nach vorne lassen, wenn du nicht gesehen werden willst."

    "Ich glaube dann komme ich lieber zu mir. Ich bin ja in der Regia schon der Gast eines Gastes, ich glaube dann schauen die komisch, wenn ich dann gäste einladen. Ich will ja nicht, dass Venusia dann Ärger bekommt. Ich bin ja froh, wenn sie mich reinlassen."


    Sein Zimmer war schön und bequem, aber alles in allem war die Ragia einfach so kalt. In Mogontiacum hatte er sich schnell heimisch gefühlt, aber in Alexandria war das ganz und gar nicht der Fall. Er vermisste schon jetzt seine Familie. Vor allem der alte, knurrige Albin fehlte ihm, aber auch Witjon und Loki, die seine Vorbilder waren.


    "Aber sag mal, wenn es hier dann so heiß wird: Könnt ihr dann überhaupt richtig schreiben? Da müssten euch doch die Wachstafeln schmelzen, oder?

    "Und da kann man sich wirklich die Tiere ganz genau anschauen? Das muss ich wirklich sehen! Da würde ich gerne mit dir hingehen. Ich habe noch nie eine Giraffe oder einen Löwen gesehen. Aber unser Custos Corporis hat meinem Cousin eine Giraffe geschnitzt. Haben die wirklich einen so langen Hals? Das kann ich mir ja kaum vorstellen."


    Gut vorstellen konnte er sich aber, wie man mit dieser Idee Geld machen konnte. Vielleicht sollten sie die tiere, die ihre Jäger fingen ausstellen, bevor man sie weiter verkaufte. Wenn man da ein wenig Eintritt verlangte, würde man so vielleicht die Futterkosten senken können. Das würde er Lando mal in seinem nächsten Brief vorschlagen. Vielleicht konnte man ja sogar das ein oder andere exotische Tier nach Mogontiacum bringen lassen. Circus Duccius...das klang doch schonmal ganz gut.



    "Wann musst du denn arbeiten? Nicht, dass wir allzu spät kommen und du noch Ärger bekommt. Ich will nämlich auf keinen fall, dass du wegen mir Schwierigkeiten bekommst."

    Ragin versuchte den vielen Worten des Griechen zu folgen. Die richtigen Feinheiten verstand er zwar nicht, aber die grundlegenden Fragen konnte er beantworten.



    "Ich habe den Cursus Res Vulgares in Mogontiacum abgeschlossen und bestanden. Das Ephebia habe ich nicht und ich weis auch gar nicht was das ist, entschuldige bitte mein Unwissen."


    Er glaubte ungefähr verstanden zu haben, wo er hinmusste, hoffte aber, dass die Zimmer irgendwie gekennzeichnet waren. Wenn nicht, würde er sich halt durchfragen müssen.

    "Bäume auf die man nicht klettern kann, sind ja nur als Feuerholz zu gebrauchen.


    Heilige Haine gab es in germanien auch viele. Meist waren sie dann aber Freyja, Freyr oder Fjoergyn geweiht. Den Wanen halt, dem Geschlecht der Naturgötter. Diese waren wild und ungezügelt, beinahe würde er sagen, sie würden gut zu Axilla passen, zumindest für eine Römerin. Im Grunde war sie aber auch nicht wilder als eine Sontje oder Eila und damit nur als Römerin eine Besonderheit...in dieser Hinsicht.



    "Was ist denn ein Tierpark? Fressen die sich dann nicht gegenseitig? Das muss doch auch sehr gefährlich sein! Oder schickt man da die Leute rein, damit sie das Jagen lernen?"


    Eigentlich war das eine ganz gute Idee, denn wie sollten die Städter denn sonst das Jagen lernen? Aber deswegen extra einen park zu bauen, erschien dem jungen germanen doch ein sehr großer Aufwand.

    "Das Essen bei Nikolaos war ein wenig ungewohnt, aber es hat doch gut geschmeckt. Aber ich konnte da auch nicht viel essen, weil mir noch so schlecht war vom Schiff. Ich hoffe er hat das nicht als Beleidigung aufgefasst. Hat er was zu dir gesagt?"


    Eigentlich dachte Ragin immer er wäre bewandet in der Mathematik. Er konnte schließlich addieren, subtrahieren, dividieren und sogar maultiplizieren! Aber das was ihm Axilla da erzählte, das waren gallische Dörfer für ihn. Dreiecke kannte er sogar noch, aber was das mit den Winkeln sollte, verstand er nicht. Ein Winkel im Halbkreis sein ein rechter-das klang doch irgendwie sehr sehr kryptisch, wenn man eigentlich nur wusste, was ein Halbkreis war...


    "Die Mathematik mag ich auch sehr. Nur so kann ich ja die Abrechnungen für meine Betriebe machen. Ich habe das von unserem gallischen Magister Milarocix beigebracht bekommen. Ich glaub ja fast er ist einer der klügsten Menschen im ganzen Imperium."


    Die Griechen, vor allem die am Museion waren ja weitgerühmt für ihre Intelligenz, allerdings traute Ragin da lieber dem was er gesehen und erlebt hatte und da lag sein alter Magister noch meilenweit in Führung. Wenn ihn die Griechen allerdings nicht schlagen könnten, dann müsste man überlegen wofur dieses Volk überhaupt gut war. Wo sie ja noch nicht mal die Torbögen am Alexanderplatz gebaut hatten.


    "Paneion? Was ist denn das? Ein Heiligtum des Pan? Also da wr ich glaube ich noch nicht."


    Er war sich sicher, dass er dort noch nicht gewesen war. Was sollte er denn da? Schließlich war das ein Römergott. Wenn es ein Freyrneion gegeben hätte, wäre er dort sicher schon gewesen. Aber die Frage zeigte eines: Sie glaubte wirklich, dass Ragin ein Römer war. Ein freudiges Grinsen lag auf seinem Gesicht.

    Ach gut, es schen wohl doch nichts gewesen zu sein, oder vielleicht auch nur ein Fisch. Egal was es gewesen war, es war jetzt schon weit hinter ihnen.


    "Ja die Wälder vermisse ich auch, aber den Schnee nicht so besonders. Die lange Reise im Schnee hat mir erstmal für ne Weile gereicht. Das war ja so kalt, das macht die Hitze hier fast schon wieder erträglicher. Aber Schneeballschlachten machen wirklich Spaß. Das konnte ich immer gut, den anderen Schneebälle ins Gesicht schmeißen. Aber wenn du Schnee sehen willst, dann musst du uns halt einfach mal im Herbst besuchen kommen. Ich glaube da hat niemand was dagegen. Wenn du wenig isst wie bei Nikolaos, dann fällt das unserer Köchin Marga gar nicht auf. Die versucht mich eh immer zu stopfen wie eine Gans."


    Von den Pyramiden wusste er noch gar nichts, nur dass es wohl sehr große Gräber waren. Sein Magister, der Gallier Milarocix, hatte ihm das erzählt, aber wie sie nun wirklich aussahen wusste Ragin nicht.


    "Wie sehen die Pyramiden eigentlich aus?"

    Axilla ritt leider doch sehr nahe am See entlang und Ragin beobachtete kritisch das Ufer. Zum Glück lag der See rechts von ihnen und Amala lief wie üblich auf seiner linken Seite. Man brachte den Hunden immer bei auf dieser Seite zu laufen, damit sie beim Kampf nicht in den Schwertarm ihres Herrchens liefen.


    "Nun also bei uns hat es immer viel Schnee gehabt. Manchmal so hoch wie zwei Männer, aber nur in wirklich harten Wintern. Dieses Jahr war es nicht so hoch. Etwas so hoch wie Amala. Da ging es ganz gut zu reiten, wenn auch nicht so schnell. Mein Vetter hat mir extra noch einen Pelz geschenkt, aber den kann ich hier nun leider gar nicht gebrauchen. Höchstens ich schere ihn auch."


    Eigentlich war das eine lustige Idee, allerdings würde er natürlich nie Hand an einen so wertvollen Pelz von Phelan legen. Er war ein Geschenk gewesen und damit musste man pfleglich umgehen, sonst hieß es, dass man den Schenker gering schätzte und tat er ganz und gar nicht.


    "Aber auch sonst ist es etwas komisch hier in Alexandria. Die Stadt ist so groß und so eng. Und es gibt hier keine Wälder. In der Stadt ist es so furchtbar eng und draußen scheint es als könne man fast bis ans Ende der Welt schauen. Das ist schon etwas seltsam. Und dann natürlich die Temperaturen hier. Noch geht es ja, auch wenn ich es schon sehr warm finde, aber wenn es noch wäremer wird, überlege ich mir vielleicht auch mich scheren zu lassen."


    Ragin lachte ein wenig angespannt: Hatte sich das Wasser da gerde bewegt?