Gens Duccia
Casa Duccia
Mogontiacum
Germania Superior
Heilsa, liebe Familie.
Wie ihr jetzt sicher schon wisst, bin ich gut in Alexandria angekommen. Die Reise war eigentlich sehr gut und ereignislos, bis auf die Passage mit dem Schiff. Bei den Göttern, ich muss euch warnen auch nur einen Fuß auf ein Schiff zu setzen! Wenn ich nur daran denke, dass ich auch wieder zurückfahren muss, wird mir ganz flau im Magen. Die ganze Zeit über schwankte das Schiff und ich hatte das Gefühl das tosende Meer wolle mich in seine Fluten reißen. Während der gesamten Fahrt konnte ich kein Essen bei mir behalten und habe daher ein ums andere Mal die Fische des Mare Internum gefüttert. Überhaupt ist das Meer so unvorstellbar riesig! Ich habe einige Tage lang nach allen Seiten nur Wasser gesehen! Und diese andauernden riesigen Wellen. Ich habe den Göttern einige Speiseopfer dargebracht, ich konnte ja eh nichts essen, aber die Wellen hörten nicht auf bis wir Alexandria endlich erreicht hatten. Und dabei meinte der Kapitän, wir hätten Glück gehabt und das Meer wäre für diese Jahreszeit ruhig gewesen: Ich sage euch, alle die freiwillig auf einem Schiff reisen, sind nicht richtig im Kopf! Ich werde daher wohl auf meinem Rückweg mit Helios durch Judäa reiten. Dieser Weg mag zwar lang und gefährlich sein, aber auf ein Schiff bekommen mich keine zehn Pferde mehr!
Aber auch von Alexandria kann ich hauptsächlich merkwürdige Dinge erzählen. So ist es hier sehr warm. Momentan ist hier Winter und es ist so warm wie bei uns im Sommer. Und die Leute hier sagen, es sei kalt. Im Sommer soll es dann noch viel heißer werden, und mir ist es jetzt schon viel zu warm. Ich spiele schon mit dem Gedanken Amala zu scheren, denn der Armen setzen die Temperaturen auch ganz schön zu. Die Stadt ist sehr beeindruckend. Ich dachte immer Mogontiacum sei sicher, nach Rom natürlich, eine der größten Städte die es gibt, aber diese hier ist noch weit größer als unsere Heimatstadt. Die haben hier jede Menge riesige Gebäude und die Regia ist sogar ein Palast von solcher Größe, wie es ihn bei uns gar nicht gibt. Und wisst ihr was? Da wohnen Dagmar und ich sogar drin! Ich dachte zuerst ich wäre falsch und dort würde nur die Post abgegeben, aber wir wohnen wirklich darin. Neben der großen Stadt erstaunt es mich, wie viele verschieden Menschen es in dieser Stadt gibt. Ich habe schon solch schwarze wie Silko gesehen, und auch solch braune wie Bashir einen Sklaven aus Parthien, denn ich in Mogontiacum kennengelernt habe. Von unserer Hautfarbe gibt es hier aber nur wenige und wo ich mir daheim vorkomme wie ein kleiner Mann, bin ich hier noch einer der größeren, wenn nicht gerade solch nubische Hünen herumlaufen, die mich an Silko erinnern.
Wie ihr vielleicht wisst, ist Alexandria ja eine Stadt der Griechen, und diese scheinen ein überaus komisches Volk zu sein. Das habe ich ja schon erwartet, habe ich ja schon ein Buch namens "Ilias" von einem Autor namens Homer gelesen. Aber dass sie so komisch sind habe ich nicht erwartet! Wobei sie bisher wirklich sehr nett zu mir waren. Gleich an meinem ersten Tage habe ich einen der höchsten Beamten der Stadt kennengelernt. Aber wisst ihr was der ist? Sportlehrer und Priester! Und die Ämter die für die Nahrungsversorgung und für die Sicherheit der Stadt zuständig sind, sind den Griechen weniger wichtig! Da kann ich nur den Kopf schütteln. Außerdem ist es bei denen üblich sich von Sklaven waschen zu lassen und sich zu schminken. Sie schmieren sich eine schwarze Paste, ich würde sagen sie besteht aus Asche und Fett, um die Augen, so dass diese ganz dunkel wirken. Vielleicht denken sie, dass würde ihre Feinde abschrecken, aber eigentlich sieht es eher lustig aus. Wenn sie wenigstens das gesamte Gesicht anmalen würden, damit sie so grimmig wie Silko aussehen, dann würde es vielleicht sogar etwas helfen, aber so verstehe ich den Sinn dieser Verkleidung nicht. Wobei ich das jetzt auch schon bei ägyptischen und griechischen Frauen gesehen habe und es da gar nicht schlecht ausgesehen hat. Aber bei den Männern wirkt das nur lächerlich. Vielleicht kann ich mal einen Griechen unauffällig danach ausfragen. Falls das der Fall sein sollte, werde ich euch meine Erkenntnisse alsbald mitteilen. Ich habe mir ja Witjon und Phelan mal mit einer solchen Schminke vorgestellt und konnte dann leider erst nach einiger Zeit wieder aufhören zu lachen.
Vorhin habe ich mich übrigens am Museion angemeldet. Ich werde einen Kurs zur Redekunst absolvieren. Ich denke das wird mir sicher sehr helfen, denn gut reden zu können dürfte mir sowohl als Händler, als auch in der Verwaltung später einmal sehr nützlich sein. Da der Kurs aber nicht so oft stattfindet überlege ich noch einen weiteren zu belegen. Allerdings weis ich noch nicht so genau, was man hier noch so lernen kann. Außerdem werde ich mich nach einer Arbeit umschauen. Ich versuche es jetzt gleich mal im Cursus Publicus, wenn ich dort die Briefe abgebe. Vielleicht suchen die ja jemanden. Wenn nicht frage ich mal in der Regia nach, ob die dort einen Scriba suchen. Sicher werdet ihr jetzt sagen, ich soll mich auf meine Studien konzentrieren, aber ich will so schnell wie möglich wieder Geld verdienen. Hier gibt es nämlich auch einen riesigen Markt mit allerlei fremdartigen Früchten und Dingen die ich gar nicht beschreiben kann. Ich habe bei Dagmar von einem Saft getrunken, der punica oder Granatapfel heißt. Ich würde euch ja gerne noch viel mehr erzählen, aber es sind so viele Dinge die es hier gibt, das kann ich unmöglich in einem Brief schreiben, wobei ich ja auch erst kurz hier bin.
So, dann hoffe ich, dass euch allen gut geht. Ich hoffe dass Loki wieder ganz gesundet ist, dass Phelan gut seinen Dienst als Priester verrichtet, dass Witjon den alten Petronius Crispus nicht zu arg rumscheucht, dass Sontje so fleißig gelernt hat dass sie meinen Brief schon selbst lesen kann, dass Silko gut auf euch aufpasst, dass Albin so grummelig wie immer ist, dass Eila den Junggesellen ein wenig Feuer unter dem Hintern macht, dass es Sveija wieder gut geht und das auch dem Rest der Casa ebenso ergangen ist. Ragin, also dem anderen, könnt ihr sagen dass ich noch nicht dazu gekommen bin nach seiner Frau zu suchen, ich es aber nicht vergessen habe und sicher noch machen werde. Bisher habe ich außer mir und Dagmar noch keine Germanen gesehen.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass ich euch alle sehr vermisse, ich euch in meinem Herz trage und mich schon über einen Brief von euch freue.
Vale bene,
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