Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Oh, offenbar hatte er Crispus ein wenig verärgert. Sein taktischer Fehler zu Beginn brachte ihn jetzt doch in Bedrängnis und ließ ihn knauserig erscheinen.


    "Du hast Recht, zwei Sesterzen sind ein Witz, entschuldige.", erwiederte er ehrlich. "Nun dann sind wir bei mir bei 160 Sesterzen und du bietest 150 Sesterzen. Bevor wir jetzt noch um einzelne Münzen feilschen, sollten wir uns bei 155 Sesterzen treffen. Das ist ein für beide Seiten sicherlich befriedigender Preis." Lando hatte ihm diesen Preis als Grenze genannt. Sicherlich hätte er gerne mehr erzielt um zu glänzen, aber Crispus war ein harter Verhandlungspartner gewesen und so würde Ragin auch damit zufrieden sein..

    Ragin reckte seinen Krug mit Met in die Höhe. "Danke für eure guten Wünsche! Ich trinke auf eine baldige Rückkehr und freue mich schon jetzt darauf. Das ja alle noch da sind, wenn ich wiederkomme! Besonders meine ich da Albin. Wage es nicht dich zu verdrücken bevor ich wieder da bin!"


    Er nickte dem Alten zu und hob den Krug in seine Richtung. Er mochte Albin besonders und hatte ihn sehr lieb gewonnen. "Und jetzt erzähl uns eine Geschichte. Bitteeeeee."


    Dann stieg er wieder hinunter, setzte sich auf seine vier Buchstaben und schaute gespannt zu Albin.


    Sim-Off:

    Falls da noch was kommt, wird Ragin der/den Geschichte/n andächtig lauschen und dann zeitig zu Bett gehen. Bin dann mal weg;)

    Ragin zuckte zusammen als Phelan anfing zu sprechen. Eigentlich wäre ein wütendes Knurren die Antwort gewesen, aber dann erdreistete sich der Priester so etwas nettes zu tun...und das mitten in der Nacht!


    So verschwand seine schlecht Laune und er bedankte sich, allerdings relativ leise. "Danke Phelan. Das ist wirklich sehr nett von dir. Ich bin sicher dass er das tun wird. Zumal ich meine Route nochmal überdacht habe. Ich werde direkt nach Ostia reiten und die Berge umgehen. Aber trotzdem wird das ganz schön kalt werden. Immer wenn ich jemanden frieren sehe, werde ich mich in Gedanken nochmal bei dir bedanken."


    Er nam den Pelz entgegen. Er fühlte sich herrlich weich an. Am Liebsten hätte er sich sofort eingewickelt und noch ein paar Stunden geschlafen.

    Auch der jüngere Ragin hatte sich eingefunden. Allerdings gab er nicht mehr als ein Brummen als Begrüßung von sich. Heute würde er nach Alexandria aufbrechen. Da er aber ein Morgenmuffel war und heute Nacht wegen der Aufregung kaum geschlafen hatte, war seine Laune noch nicht allzu gut. Auch der kalte Wind konnte ihn nicht besonders aufheitern.


    An
    Duccia Venusia
    Regia Praefecti
    Alexandria- Alexandria et Aegyptus


    Heisa Dagmar,


    Ich werde heute gleichzeitig mit dem Brief aufbrechen. Zuerst werde ich nach Ostia reiten, wobei ich die Berge umgehen werde. Da ich versuchen werde schnell zu reisen, gehe ich von einer Reisezeit von X-XiV Tagen aus. Anschließend werde ich in Ostia ein Schiff nach Alexandria besteigen. Das wird ungefähr ebenso lange dauern. Aber was für dich das entscheidende ist: Ich werde einige Tage nach diesem Brief eintreffen. Du brauchst dich aber nicht zu beeilen, denn wenn ich zu früh oder unpassend komme, werde ich in einer Taberna nächtigen. Loki hat mich mit einer großzügigen Reisekasse ausgestattet und auch ich habe mir ein wenig Geld beiseite gelegt, das ist also kein Problem.


    Ich habe noch eine Bitte an dich: Ich habe Loki versprochen in Alexandria einen Kurs am Museion oder der Schola Atheniensis zu belegen und natürlich abzuschließen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich das machen soll. Es wäre also nett, wenn du dich da schon mal ein wenig umhören könntest wie das geht. Ich habe mich schon vorbereitet und die griechische Sprache gelernt, die man Koiné nennt. Natürlich spreche ich sie nicht fließend, aber für den Anfang dürfte es reichen. Auch würde ich gerne als Scriba arbeiten, aber ich bin sicher, da wird sich schon etwas finden.


    Entschuldige bitte, wenn ich mich kurz fasse, aber ich habe noch einige Vorbereitungen zu treffen. So möchte ich dir und deiner Familie, wenn auch etwas verspätet, ein schönes Julfest wünschen. Ich freue mich sehr euch bald kennen zu lernen.


    Vale bene,


    [Blockierte Grafik: http://img150.imageshack.us/img150/5493/rufuslg4vg5.gif]



    Sim-Off:

    Bitte von der Wertkarte der Ducii abbuchen. Danke.

    "Siv also. Gut, ich werde mich umhören das verspreche ich dir.", sagte Ragin zu Ragin. Den Namen der Korngöttin würde er sich gut merken können. Vielleicht war es ja ein Zeichen, denn die Provinz Ägypten bezeichnete man nicht umsonst als die Kornkammer des Imperiums.
    "Gut, dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag, wir sehen uns dann morgen früh, bevor ich abreise."


    Er nickte ihnen allen zu und schon war er verschwunden.

    "Das mach ich bestimmt. Ich werde dort ein Diplom machen, das habe ich Loki versprochen. Also werde ich sicher viel lesen müssen. Aber das mache ich ja gerne. Nur schade, dass ich meine Bücher nicht mitnehmen kann. Aber mein Buch über die Sprache der Griechen und die Ilias werde ich auf jeden Fall mitnehmen. Was interessiert dich denn alles? Sicher hat es dort sehr viele Bücher, da musst du mir schon eine Richtlinie geben."


    Danach nahm er einen ordentlichen Schluck Met und stellte sich auf eine der Bänke und begann mit lauter Stimme zu sprechen:


    "Früher hat meine Mutter uns am Julfest immer ein Gedicht vorgetragen. Heute ist mein erstes Julfest ohne sie und Ratbald und so ist es an mir das Gedicht zu rezitieren. Ich hoffe ihr erfreut euch daran ebenso wie ich es immer getan habe."


    Er nahm nochmal einen großen Schluck und begann dann mit seinem Vortrag:



    "Heil dir Oski, Wunscherfüller,
    segensreicher Freudenbringer,
    lässt die Herzen sich erwärmen,
    Kinder fangen an zu schwärmen,
    mögen sich nun alle laben
    an Deinen guten Liebesgaben.


    Später lasst uns lärmend toben,
    zu bannen Geister und Dämonen,
    das nun auch im neuen Jahr
    Verderben bei uns macht sich rar.
    Bringst Glück hinein in unser Haus
    und trägst das Unglück rasch hinaus.
    Heil Dir, Oski!"


    Es war das Gedicht von dem er geträumt hatte und beim Vortragen bekam er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Aber nicht würde ihn davon abhalten seine Mutter so zu ehren.

    Die Geschichte war zwar schon interessant, allerdings würde Ragin sie wohl nicht miterleben können. "Ich lass euch dann mal alleine. Ich muss noch einiges für meine Abreise richten und vorbereiten. Aber sag mir mein lieber Namensvetter: Wie heißt deine Frau? Dann kann ich mich auf meiner Reise und in Alexandria umhören, ob ich etwas von ihr höre."

    Morgen wollte Ragin nach Alexandria abreisen und daher hatte er heute viel zu tun. Gerade hatte er noch einen Brief an Dagmar geschrieben, den er nachher noch abgeben würde. Dann hörte er Stimmen im Kaminzimmer und Neugierig wie er war, steckte er den Kopf hinein. Dort war Witjon und ein germanischer Krieger. Eigentlich hatte er viel zu tun, aber das wollte er sich nicht entgehen lassen.


    "Heilsa ihr beiden." Dann ging er zu dem ihm unbekannten Krieger hin und hab ihm die Hand zum Kriegergruß. "Mein Name ist Ragin, Sohn des Teutomar."


    Dann wandte er sich an Witjon. "Verwandtschaft?"


    Sim-Off:

    Eigentlich wollte ich ja nix mehr anfangen, aber wenn schon jemand mit dem selben Namen vorbeischaut;)

    Nun fehlten eigentlich nur noch Eila und Albin. Aber bei ersterer wusste er nicht ob sie kommen würde und bei Albin würde er sich so oder so nochmal alleine verabschieden.


    So stand er auf, und erhob seinen Becher. "Ich muss euch allen etwas sagen. Wie ihr wisst, ist das Julfest auch ein Fest der Erneuerung. Ab jetzt geht es in Richtung Frühling. Auch für mich gibt es eine Veränderung. Ich habe heute einen Brief von Dagmar erhalten und werde Übermorgen nach Alexandria aufbrechen. Natürlich werde ich dort nicht für immer bleiben, und wieder nach Hause zurückkehren. So ist es nur ein Abschied auf Zeit, aber nichts desto trotz ist es ein Abschied. Ich werde euch alle sehr vermissen, aber ich muss meine näheste Verwante einfach kennenlernen, aber hier wird meine Heimat bleiben und ich freue mich schon jetzt darauf, wenn ich wieder bei euch sein werde."


    Er blickte in die Runde.


    "Aber jetzt lasst uns das Julfest feiern! Heil dir Oski!", rief er den Wunscherfüller an und nahm einen ordentlichen Schluck Met.

    Ragin kam auch herunter. Heute morgen hatte er Post von Dagmar bekommen. Nun würde das Julfest sowas wie eine Abshiedsfeier werden. Noch hatte er niemandem etwas gesagt, aber er gedachte Übermorgen nach Alexandria aufzubrechen. Mal schauen was seine Verwandten so dazu sagen würden. Vor allem bei Sontje war er gespannt...


    Er nahm sich auch einen Becher voll Met und setzte sich zu Witjon.
    "Heilsa Witjon, ich wünsch dir ein schönes Julfest! Ich freu mich ja immer darauf, aber muss es da so kalt sein?" Er nahm einen Schluck von dem dampfenden Met und rieb sich dann die Arme.
    "Wo die anderen nur bleiben?"

    Ragin wollte schon protestieren. Natürlich musste dass Donar gewesen sein, schließlich hatte er Mjöllnir den Donnerer. Sicher hatte er die Römer dafür gestraft, weil sie ihm nicht den richtigen Respekt erwiesen hatten. Und Phelan tat jetzt offenbar dasselbe.


    Dann erhob aber Loki das Wort, und Ragin sagte nichts und die Idee mit dem Opfer beruhigte ihn vollständig. Allerdings war die Idee es Phelan durchführen zu lassen war wieder grenzwertig. Wie würden die Götter es aufnehmen, wenn ein Diener der fremden Götter ein Opfer an sie richtete? Würden sie sich nicht verhöhnt vorkommen? Allerdings konnten sie es auch als besonderen Gunstbeweis auffassen...Ragin wusste es nicht. Also überließ er das Loki und Phelan, das zu entscheiden. Sie waren älter und weiser als er, zumindest hoffte er das. Und zur Not wäre ja auch noch Albin da, um es zu unterbinden, wenn es nicht richtig war. Stimmt, vielleicht sollte er Albin mal fragen...

    Ragin runzelte die Stirn. "Dann haben die Römer also Donar erzürnt. Es ist selten, dass er so wütend auf die Menschen wird, dass er gleich drei mal seine Blitze darnieder sausen lässt. Weißt du was sie angestellt haben? Dann könnten wir das sicher vermeiden. Ich meine das mit dem Tempel ist klar, aber die beiden anderen Häuser..." Ein wenig mulmig war es Ragin ja schon, wenn er bedachte, dass Phelan sich ener fremden Gottheit zugewandt hatte. Er mochte ihn gerne, aber es war nunmal gefährlich die Götter zu reizen. kurz muste er an den Fenriswolf aus seinem Traum denken, und er bekam eine Gänsehaut an Armen und Beinen.

    Aber wäre es nicht dann seine Pflicht gewesen, seinen Bruder bei der Hand zu nehmen und ihm zu helfen? Hätte Ragin es nicht fühlen müssen, dass Ratbald sich hier nicht zurecht fand? Der junge Germane hörte zwar die Worte des frisch gebackenen Priesters, allerdings spürte er tief in sich, dass die vorher unbedacht ausgesprochenen Worte eine tiefere Wahrheit enthielten.


    Als Phelan gerade die Tür öffnete rief Ragin ihn nochmal. "Phelan?" Er ließ einige Sekunden verstreichen, in denen der Priester sich zu ihm umdrehte. "Danke."


    Dieser hatte ihm die Augen geöffnet, wenn auch auf einem schmerzlichen Weg, und dafür war Ragin ihm dankbar.

    Auch Ragin hatte sich angezogen. Er war zu lnage im Wasser geblieben und freute sich jetzt auf ein warmes Essen von Marga und einen heißen Met.


    "So, ich werde mich dann mal auf den Weg nach Hause machen, bevor man noch nach mir suchen lässt. Ich muss sagen, dass es heute ein sehr unterhaltsames Bad war und hoffe wir treffen uns bald mal wieder hier."

    Crispus war der erwartet schwere Verhandlungspartner, allerdings machte es ja nur so auch richtig Spaß. Dass ja eigentlich die Verwaltung für die Straßen zuständig war, ließ er mal unerwähnt...


    "145...das ist leider noch zu wenig. Ich glaube wenn ich unter 160 gehe, ziehen mir meine Kollegen im Konsortium die Hammelbeine lang, wenn man die momentane Preislage in den anderen Provinzen bedenkt. Ich hoffe du weist, dass ich nur so tief gehen kann, weil es für die Stadt Mogontiacum ist, und ich dich als Verhandlungspartner sehr schätze..."

    Sim-Off:

    Viel Spaß beim Lesen. Ich wünsch euch ein schönes Julfest;)


    Phelans Worte nagten an Ragin. Sicher hatte es sein Vetter nicht so gemeint, wie es sich im ersten Moment angehört hatte, aber trotzdem fraßen sie sich wie Gift in Ragins Gedanken. So lag er lange in seinem Bett wach, geschüttelt vor Trauer und gram vor Schuldgefühlen. Er hatte seinen Bruder vergrault! Lieber wollte dieser in Magna als Bauer leben, als die Schmach zu ertragen hier nicht so gut zu Recht zu kommen wie Ragin. Wieso hatte er das nur nicht rechtzeitig bemerkt und ihn so aufhalten können? Wieso hatte er nur vor ihm angegeben, wie viel er schon wusste und wie gut er die Sprache der Römer beherrschte? Der arme Ratbald musste sich furchtbar gefühlt haben, hinter seinem kleineren Bruder zurückzustehen. Viele weitere solche Gedanken spukten Ragin durch den Kopf, bis er in einen von Albträumen gepeinigten Schlaf fiel.


    Es war der Abend des Julfestes. Ragin freute sich schon, denn seine Mutter machte an diesem Abend immer Bratäpfel und erzählte schöne Geschichten von den Göttern und Helden. Besonders gerne hatte er immer die Geschichten von Wotan gehört, wie dieser als Grimnir unter den Menschen wandelte und ihnen Gutes tat, ohne das diese merkten, wer ihr Wohltäter eigentlich war. Natürlich durften auch die Geschichten nicht fehlen in denen er als Oski zu den Menschen und Tieren kam und ihnen am Julfest ihre Wünsche erfüllte.


    Ragin hatte seinen Kopf auf den Schoß seiner Mutter gelegt, und sie streichelte ihm sanft übers Haar. Wie er es genoss, diese Nähe zu seiner Mutter. Er liebte sie sehr, war sie doch zusammen mit Ratbald das Wichtigste was er hatte. Er fühlte sich unglaublich wohl, es war warm, die Streicheleinheiten jagten ihm einen wohligen Schauer über den Rücken und es lag noch der Geruch der Bratäpfel in der Luft, die sie vorhin verzehrt hatten. Ragin wunderte sich kurz, warum Ratbald eigentlich nicht da war, doch dann begann seine Mutter ein Gedicht über Oski zu rezitieren und er hörte gespannt zu. Mit einer warmen und weichen Stimme, wie sie nur eine Mutter haben konnte, begann sie zu sprechen:


    Heil dir Oski, Wunscherfüller,
    segensreicher Freudenbringer,
    lässt die Herzen sich erwärmen,
    Kinder fangen an zu schwärmen,
    mögen sich nun alle laben
    an Deinen guten Liebesgaben.


    Später lasst uns lärmend toben,
    zu bannen Geister und Dämonen,
    das nun auch im neuen Jahr Verderben
    bei uns macht sich rar.
    Bringst Glück hinein in unser Haus
    und trägst das Unglück rasch hinaus.


    Heil Dir, Oski!


    Dieses Gedicht rezitierte sie jedes Mal am Julfest, und Ragin hatte es in Gedanken mitgesprochen. Allerdings nicht laut, denn seiner Mutter war die Ehre vorbehalten es vorzutragen, so war es Tradition bei ihnen.


    Er war wohl kurz eingenickt und wollte sich fester an seine Mutter schmiegen, doch auf einmal war sie ganz hart. Er blickte nach oben und sah in das Gesicht eines Totenschädels. Erschrocken sprang Ragin nach hinten und krabbelte von dem Skelett weg. Doch nicht nur das hatte sich verändert, auch ihr Haus war verschwunden! Er war in einer gigantischen und düsteren Höhle, deren fahles Licht sich auf riesigen Knochenbergen niederließ. An den Händen sah er riesige Wurzeln, die sicher so dick waren, dass drei dutzend Männer sie nicht hätten umfassen können. Durch die Mitte der Höhle schoss ein schwarzer Fluss, und in dessen Gischt meinte er durchscheinende Gesichter und Körper zu sehen. Der Strom schien hier zu enden, oder unterirdisch weiter zu fließen, und zwar genau an der Stelle wo sich der höchste Skelettberg auftürmte. Drei gab es ander Zahl, die sich meterhoch türmten. Davor wurden in unregelmäßigen Abständen Leichen angeschwemmt.


    Nun wusste Ragin wo er war, hatte der Gode doch leider allzu oft davon berichtet: Er war im Reich der Hel, und dies hier musste der Leichenstrand sein, an dem… er kam nicht dazu den Gedanken zu Ende zu denken, denn aus dem Augenwinkel wurde er einer Bewegung gewahr. Ein großer schwarzer und schlangenhafter Leib bewegte sich zwischen den Knochen. Blutiger Schleim schien ihn teilweise zu bedecken und ein Geruch von Verwesung raubte ihm kurz den Atem. Er stand wie gebannt da und verfolgte den Leib, denn er hoffte so auch dessen Kopf zu finden. Ragin wusste in seinem inneren schon, wem dieser Körper gehörte, doch wagte er die Antwort nicht einmal zu denken. Zwischen den Knochen verlor sich der riesige Leib. Allerdings war es auch nicht mehr nötig, um den Kopf der Schlange zu finden, denn dieser erhob sich kurz darauf hinter dem mittleren und größten der drei Berge. Er war groß wie ein Haus, schwertlange Giftzähne schmückten das riesige Maul, aus dem blutiger Schaum troff. Die bösartigen Augen richteten sich kurz auf Ragin. Der Junge meinte sein Herz müsse sofort stehenbleiben, so tief blickten diese hasserfüllten Augen in sein Innerstes.


    Doch dann schoss der Kopf plötzlich nach vorne und packte einer der Leichen, die auf dem Berg lagen. Es war eine blonde Frau mit zwei langen Zöpfen-es war Ragins Mutter! Er blieb wie angewurzelt stehen, zu groß war der Schock. Der Wurm hob ihren Körper nach oben und leise Schmatzlaute waren zu hören. Seine Mutter veränderte sich. Ihre Haare verschwanden, ihre Haut wurde erst fahl, dann rissig bis sie ganz verschwand. Auch dem Fleisch darunter ging es nicht anders. Der Nidhöggur, den nur das konnte diese Kreatur sein, saugte den Körper von Raginhild auf und ließ anschließend ihre weißen Knochen einfach auf den Berg fallen. Er wolte Schreien und wüten, doch das konnte er nicht. Er war absolut bewegungsunfähig und musste diese Folter stumm beobachten. Doch Ragins Qualen sollten noch nicht enden. Als nächstes war sein Vater Teutomar an der Reihe. Dann Sigmar, Gero und Brandinar. Bei keinem konnte Ragin sich bewegen oder Sprechen. Er war absolut hilflos. Tränen liefen über seine Wangen, denn die Hilflosigkeit gegenüber dem Schicksal wurde ihm nur allzu gut bewusst, denn selbst wenn er sich hätte bewegen können, was hätte er tun sollen? Er war kein Donar und hatte auch keinen Mjöllnir um mit dieser Kreatur zu kämpfen. Er war nur ein Junge…nur ein Junge…nur ein Junge…nur …ein…Junge, hallte es in seinem Kopf wieder und immer wieder.


    Irgendetwas riss seine Aufmerksamkeit auf sich. Ragin meinte eine Bewegung bei den Leichen zu sehen. Auch der Pestdrache schien das bemerkt zu haben und stieß sofort zu. Er hatte sein Opfer schnell erwischt und was Ragin sah, das erschreckte ihn noch mehr als alles was er davor gesehen hatte: Sie hatte Ratbald zwischen ihren Zähnen…und er schien noch zu leben. Er kreischte schmerzerfüllt, voller Pein, und zappelte wie ein Käfer durch den man eine Nadel gestochen hatte. Ragin wollte ihm helfen, den Nidhöggur zur Not mit bloßen Händen angreifen, aber er war völlig paralysiert, unfähig zu bewegen, hilflos, machtlos, klein und schwach... Es ging langsam vor sich. Bedeutend langsamer als bei den anderen vor ihm. Ratbalds Augen blickten Ragin an und er begann artikuliert zu schreien: "Ragin! Ragin! Du bist schuld! Es ist alles deine Schuld! Wegen dir bin ich nach Magna gegangen! Du hast mich vertrieben! Du hast mich auf dem Gewissen!" Seine Haut war nun abgelöst und sein Fleisch begann sich langsam zu zersetzen. Aber er rief weiter, seine Stimme klang nun nicht mehr menschlich und hatte so ein pfeifen. Offenbar kam das von den Löchern in seinem Hals, die schnell größer wurden und durch die die Luft pfiff. "Du mussssst Dagmar retten! Sssssssschnell! Nur wenn du essssss ssssssschafst, dassssssss ssssssie ssssstolzsssss auf dich isssssssst kanssssst du ihr dasssssss ersssssssparen, wassssss du mir angetan hasssssst!" Dann verstummte sein Bruder für immer. Nachdem auch Ratbalds Knochen auf den Knochenberg gefallen waren, richtete die Schlange abermals ihren Blick auf Ragin. Ihre gelben fauligen Zähne blitzen auf. Beinahe schien das Monster zu grinsen. Kurz beugte sich der ekelhaft stinkende Körper nach hinten und schoss dann nach vorne um sich ihn zu packen…


    Ragin erwachte schweißgebadet und er weinte. Sein Gesicht war nass und klamm vor lauter erkalteter Tränen. Amala lag neben ihm und schaute ihr Herrchen beinahe prüfend an. Dann kam sie zu dem Schluss, dass er ihre Zuneigung brauchte und begann ihm das Gesicht zu lecken. Es schmeckte salzig und das mochte sie ganz besonders. Ragin ließ es mit sich geschehen, denn die Nähe und die Wärme der Hündin taten ihm gut. Er zitterte, obwohl es nicht kalt war hier im Zimmer. Es war der Morgen des Julfestes…

    War der Preis nun vorgeschrieben oder empfohlen? Crispus' Antwort machte Ragin ein wenig stutzig. "Das ist klar, hat Rom doch auch eine um vielfaches bessere Infrastruktur als wir hier in der Provinz. Leider belaufen sich die Transportkosten daher bei uns auf ein vielfaches, denn die Straßen zu den Marmorbrüchen sind leider beinahe nicht existent, wie du sicher wissen wirst. So ist es also sicher nicht verwunderlich, dass der Marmor bei uns ein wenig höher im Preis einzustufen ist. Zumal mir schon bekannt ist, dass auch die Preise in Rom wegen der vielen Bauvorhaben teilweise auf bis zu 180 Sesterzen gestiegen sind."


    Ragin machte eine kurze Pause. er grinste innerlich: Zum Glück war er die Unterlagen zu den Preisen noch einmal durchgegangen, bevor er zu Crispus gegangen war.

    "Aber ein wenig kann ich dir wohl trotzdem noch entgegenkommen. 162 Sesterzen pro Block ist ein sehr guter Preis, das wissen wir beide."


    Das Verhandeln machte ihm Spaß. Es war wie ein Spiel und nun erwartete der Crispus' nächsten Zug. Allerdings war ihm eines jetzt schon klar: Er hätte höher einsteigen sollen, denn nun war sein Handlungsspielraum schon deutlich eingeschränkt.

    Noch einmal schaute Ragin erschrocken, als Sontje das Wörtchen Decke erwähnte, aber dann netspannte er sich sichtlich. Sein Ausrutscher schien ohne Konsequenz zu bleiben und das neue Thema interessierte ihn auch. "Aber wenn es in Rom keine Feuerstellen gibt, ist es dann dort in den Hausern nicht furchtbar kalt? Und wie kocht man dort denn dann?" Das waren ja komische Sitten. Sicher Lokis Element war wandelbar wie der Gott selbst, einmal war es eine wärmende einen nährende Mutter und einmal ein zerstörender Wüterich, aber Feuer gänzlich aus Wohnhäusern zu verbannen war doch schon sehr komisch.
    "In Rom gibt es doch auch die Virgilles die für Feuer da sind, also für das Löschen von Feuern. Habt ihr solche mal gesehen? Und wie löschen die Feuer überhaupt? Die können ja sicher keine riesigen Amphoren mit Wasser mitschleppen, oder?"


    Ragin stellte sich einen Ochsenkarren mit einer riesigen Amphore vor. Er würde in seinem Betrieb einmal nachfragen müssen, was die Herstellung einer solchen kosten würde. Auch wenn man sie gar nicht gebrauchen könnte wäre das sicher lustig: Die größte Amphore des Imperium Romanum in Mogontiacum aus der Töpferei Smaidra Laemaldas- wäre was! Ragin musste bei dem Gedanken leicht grinsen. Man würde sie mit warmem Met füllen können und darin Baden. Badet im Gold der Germanen! Nun grinste er breit und dümmlich, bis er das selbst bemerkte und schlagartig wieder ernst wurde.