Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Ragin gab das Brot weiter an Ratbald und erwiederte diesem: "Das hab ich doch gesagt! Um dich hab ich mir keine Sorgen gemacht: Holz schwimmt ja!"


    Dann wandte er sich Lando wieder zu:


    "Wir wussten nur, dass die Verwandten unseres Vaters ins römische Reich ausgewadert sind. Das hat uns unsere Mutter erzählt, kurz bevor sie starb."


    Er musste kurz schlucken.


    "Woher sie das wusste, weis ich auch nicht. Aber sie hat uns auch nichts genaueres gesagt. Daher sind wir erstmal sind wir relativ ziellos umhergezogen und haben versucht uns durchzufragen. Das war mit unseren Lateinkenntnissen natürlich relativ schwer und wir haben einige falsche Spuren verfolgt. Zum Glück haben wir einen batavischen Händler getroffen, der meinte in Moguntiacum gäbe es ein Handelhaus, dass von Amisvariern betrieben wird. Wir hatten ja die Hoffnung schon fast aufgegeben und sind natürlich dementsprechend glücklich euch gefunden zu haben."

    "Wir hatten keine Probleme. Die Grenzposten fanden uns nicht weiter interessant. Wir hatten nämlich nichts dabei. Unsere Waffen und alles was sonst irgendwie wertvoll war, haben wir in der Nacht davor in einem Bündel über den Limes geworfen, weit genug weg vom nächstgelegenen Grezposten, damit die Chance bestand dass es nicht gefunden wurde. Ratbald hat zum Glück sehr starke Arme und warf das Bündel rüber."


    Ragin war heute noch stolz über diese Idee.


    "Am Grenzposten sagten wir dann, dass unsere Familie im römischen Reich wohnt, und wir ebenfalls dorthin wollen. Anscheinend sahen sie uns nicht als Gefahr und würdigten uns kaum eines Blickes. Nachdem wir durchsucht wurden, und nichts gefunden wurde, haben sie uns durchgelassen. Nachts gingen wir dann zurück und holten unsere Sachen, die wirklich nicht gefunden wurden."


    Dann nahm er einen Schluck Met und fügte hinzu:
    "Ratbald wollte zuerst durch den Rhenus schwimmen, aber ich fand meine Idee besser. Nachher wär ich noch abgesoffen!"

    Solange Lando mit Ratbald beschäftigt war musterte Ragin Lando kritisch von der Seite. Dieser war ein Bär von einem Mann und wirkte sehr selbstsicher obwohl er nicht viel älter als Ratbald sein konnte.
    Das er Junge genannt wurde mochte er zwar nicht, aber das hier war schließlich das Familenoberhaupt, also schluckte er eine spitze Bemerkung herunter.


    Dann wandte sich Lando zu ihm und er strackte ihm seinen Arm hin.
    "Mein Name ist Ragin. Sohn des Teutomar und der Raginhild. Ich freue mich dich kennen zu lernen und ich möchte mich bedanken, dass ihr mein Bruder und mich so freundlich in die Familie aufgenommen habt."
    Neben dem Riesen fühlte er sich noch kleiner und schmaler als das sowieso schon der Fall war.

    "Oh." Ragin fand es komisch, dass nicht alle zusammen aßen. Er selbst hatte bisher fast immer bei Marga in der Küche gegessen und war es nicht anders gewohnt. Außerdem hätte er Albin gerne als Stütze dabei gehabt, denn dessen Art wirkte immer sehr beruhigend auf Ragin.

    Ragin wollte unbedingt pünktlich da sein. Schließlich hatte er vor einen guten Eindruck zu hinterlassen. Also hatte er gebadet und sich frische Kleidung angezogen. Er wusste nicht was ihn erwartete, denn Lando war ihn noch völlig fremd. "Heilsa Albin." begrüßte er diesen. "Das sieht ja lecker aus." Ihm lief das wasser im Munde zusammen. "Muss ich was über Lando wissen?" flüsterte er Albin verschwörerisch zu, auch wenn Lando noch gar nicht da war. "Ich möchte ihn nicht verägern, oder einen schlechten Eindruck auf ihn machen." fügte er erklärend hinzu. Er vertraute Albin und hatte ihn lieb gewonnen.

    "Wir wollen sie ja nicht ausnutzen!" erwiederte er empört. "Wenn wir nichts machen, und hier nur faul auf der Haut rumliegen, dann nutzen wir sie aus. Ich möchte Geld verdienen und dieses dann auch in die Familie bringen. Da sollte uns kein falscher Stolz im Wege stehen. Wenn wir uns nicht selbstständig Geld verdienen, werden wir immer abhängig sein und bringen die Familie nicht weiter. Aber bevor wir entscheiden was wir machen, sollten wir erst mal schauen, was die Familie schon macht. Einen Konkurenzbetrieb aufzubauen wäre natürlich sehr blöd. Mal ganz davon abgesehen, dass wir ja noch gar nicht wissen, ob wir überhaupt sowas machen wollen. Es gibt ja immernoch das Militär, oder die Verwaltung."

    "Bei dir mag das stimmen, aber ich habe schon Schreiben geübt, und kann das schon ziemlich gut. Klar könnte ich da heute noch nicht anfangen, aber in ein, zwei Wochen, und wenn ich fleißig übe, müsste das schon klappen. Außerdem: Kannst du mir mal sagen, wofür wir Kapital brauchen, wenn wir jagen gehen oder Kräuter sammeln? Und wenn wir welches benötigen...Hast du dir das Haus mal angeschaut? Wir könnten uns sicher was leihen und das dann später wieder zurückzahlen."


    In Ragins Gedanken bauten sich dutzende von Möglichkeiten auf. Warum war sein Bruder nur so unkreativ?


    "Vielleicht können wir Albin mal fragen. Der weis sicher was für uns."

    "Na wir könnten ein Geschäft aufbauen, oder unseren Familienmitgliedern bei ihren Geschäften zur Hand gehen. Du könntest zum Beispiel als Steinmetz arbeiten. Ich könnte in den Wald gehen und jagen. Das sind nur Beispiele, da müssten wir uns halt nochmal informieren, was in der stadt noch gebraucht wird. Was ich mit Verwaltung meine? Man, ich meine natürlich die Stadtverwaltung von Moguntiacum. Vielleicht suchen die Schreiber oder sowas."


    Ragin wirkte nachdenklich.


    "Du solltest dich wirklich ein wenig besser informieren! Aber wenn du wirklich jetzt zur Legion möchtest, kannst du dir das auch sparen!"


    Irgendwie ärgerte ihn Ratbalds unbekümmertheit.

    Ragin unterstützte Witjon.
    "Ich glaube auch, dass da sicher was passiert ist. Und wenn nicht, haben wir immerhin ein gutes Gewissen, weil wir uns gesorgt haben. Überleg mal Albin, wenn ihr jetzt wirklich was passiert ist, und wir gehen nicht nachschauen!"


    Eigentlich glaubte er nicht, dass da was passiert sein könnte. Mitten auf dem Markt in Moguntiacum? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Aber Ragin hatte Langeweile und die Aussicht auf einen Spaziergang und den Besuch des Marktes wahr doch allzu verlockend. Außerdem hatte er sein Sax schon unter der Kleidung verborgen und das Gefühl der Waffe feuerte seine Abenteuerlust unentwegt an.

    Das Kissen traf Ragin unerwartet, so dass er sich mit seinen vier Buchstaben aufs Bett setzte. "Das solltest du wirklich tun. Allerdings meinte Albin, dass ein Legionär nicht unbedingt lesen und schreiben muss. Allerdings würde dir ein wenig Bildung sicher nicht schaden."


    Er warf das Kissen zurück.


    "Aber du solltest dir merken, dass sowohl beim Magister, als auch bei der Legion Zucht und Ordnung herrscht" zwinkerte er ihm zu. "Du kannst ja schonmal strammstehen üben."


    [SIZE=7]Edit:Rechtschreibung[/SIZE]

    Ragin stand auf und begrüßte seinen Lehrer: "Heilsa Milarocix."


    Dann setzte er sich wieder.


    Auf die Frage nach seinem Namen antwortete er:


    "Das ging bei mir ganz schnell, den ich hatte sofort eine Idee. Ich habe den Namen Marcus Duccius Rufus gewählt. Marcus habe ich ausgesucht, da mein Vater bei der Legion war und dort gestorben ist. Als sein Sohn sollte ich seinem Weg folgen, aber noch nicht jetzt. Daher habe ich Marcus gewählt, weil das bedeutet, dass ich dem Mars geweiht bzw. versprochen bin. Rufus habe ich gewählt, weil Albin meinte dass unsere Familie auch weiterhin ihre germanischen Wurzeln ehren möchte. Ich möchte das auch tun, denn ich sehe mich weiterhin als Amisvarier. Und da ich als Kind noch rote Haare hatte, und immer "der Rote" oder "Roter" gerufen wurde, habe ich Rufus gewählt. So erinnert mich dieser Name immer an meine Wurzeln. Alles in Allem kann ich so mit meinem neuen Namen meine römische Zukunft und meine amisvarische Vergangenheit ehren."


    Er wusste, dass er dem Magister eigentlich mehr gesagt hatte, als dieser gefragt hatte. Trotzdem war er sehr gespannt, was der weise Mann davon hielt.

    "Aber sicher. Er ist ein sehr weiser und gelehrter Mann. Außerdem kann er sehr gut erklären."
    Er stockte kurz.


    "Aber du solltest aufpassen was er sagt. Ich denke er kann auch ganz schön ungehalten werden, wenn man ihm nicht zuhört. Also solltest du dich zusammenreißen!"


    Ragin wuuste ja, dass sein Bruder bei sowas gerne schläfrig wurde. Immer wenn ein Geschichtenerzähler ins Dorf kam, wunderte sich dieser über das Schnarchen, wenn Ratbald beim Zuhören eingeschlafen war. Er war sich sicher, dass sein Bruder damit beim Magister ziemlichen Ärger bekommen würde.


    "Nachher ist Milarocix wieder da. Komm doch einfach dort hin und mach mt. Er wird sicher nichts dagegen haben. Außerdem muss ich dann nicht alle Antworten geben."

    Ragin lächelte verschmitzt, denn das hatte er bei dem Magister schon gelernt:


    "Klar weis ich schon was über den Senat: Der Senat hat seit Ende der Republik fast keine Macht mehr. Der Kaiser ist also der alleinige Herrscher. Der Senat kann nur noch Gesetze beschließen und stellt die Legaten der verschiedenen Provinzen."


    Er freute sich diebisch mehr zu wisen als sein Bruder. Normalerweise war er immer nur der kleine schwächliche und das wurmte ihn.
    So richtig verstand er zwar noch nicht, was er da von sich gab, aber das brauchte ja niemand zu wissen. Was wohl diese Legaten waren? Da musste er Milarocix unbedingt das nächste mal drauf ansprechen.

    "Irgendwann möchte ich wohl auch zur Legion gehen. Aber das hat noch eine Weile Zeit. Ersteinmal möchte ich so viel wie möglich lernen. Ich hatte schon eine Unterrichtsstunde bei einem Magister. Das war ja sowas von toll. Ich kann jetzt sogar schreiben! Kannst du dir das vorstellen?! Vielleicht gehe ich auch Dagmar in Ägypten besuchen. Aber erst muss ich gut genug lesen und schreiben lernen um einen Brief zu schreiben. Vielleicht ist sie ja total unfreundlich und möchte gar nichts von uns wissen."


    Nach kurzem Überlegen fuhr er fort:


    "Es kann auch sein, dass ich vielleicht auch mal bei Witjon mitgehe nach Confluentes um mal zu schauen was der so macht, denn er ist dort Magistratus, aber ich hab ihn noch nicht gefragt. Außerdem hab ich mit Silko trainiert. Der ist wirklich stark wie ein Troll, bei Teiwaz. Aber leider ist der jetzt leider nach Rom abgereist. Vielleicht können wir auch ein Geschäft aufbauen oder erstmal in der Verwaltung der Stadt arbeiten. Was hältst du davon?"


    Ragin wartete gespannt auf die Antwort seines großen Bruders.

    "Klingt gut. Cossus Duccius Squillus und Marcus Duccius Rufus. Ich seh uns schon in einer Toga durch Rom marschieren und große Reden schwingen."


    Ragin musste lachen. Sein Bruder mit einem römischen Namen anzusprechen war aber auch zu komisch. "Und was gedenkst du jetzt zu tun, wo du dich entschieden hast?"

    Ragin war gerde dabei sich umzuziehen, als Ratbald die Tür einfach öffnete:
    "He! Hast du schonmal was vom Anklopfen gehört?! Wenn du mir was abkuckst hätte ich es gerne zurück." meinte er mehr schmunzelnd als verärgert.


    "Was gibts großer Bruder?"