Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Eine Sveija kannte er wirklich noch nicht. Als sie an seinem Zimmer vorbeikamen, huschte er schnell hinein und schnappte sich sein Sax, versteckte es unter seiner Kleidung, und beeilte sich dann wieder mit Witjon schritt zu halten.

    "Verschwunden? Einfach so? Vielleicht ist sie verschleppt worden. Sollen wir nicht lieber Waffen mitnehmen...oder zumindest ein Sax?"


    Dann aber überlegte er:


    "Ich hab Marga doch vorhin noch gesehen!"


    Sprach er während er Witjon hinterher eilte.

    "Wie kann man denn noch nie Bier und Met getrunken haben?"


    Ragin konnte kaum glauben, was er da gehört hatte. Dann wandte er sich zu Witjon:
    "Du, kannst du mir auch was zu Essen und zu Trinken bestellen? Ich hab einen Riesenhunger und einen Riesendurst, ich könnte eine ganze Wildsau verschlingen und den ganzen Rhenus leersaufen".


    Dann wurde er sich wieder der Dame bewusst. Er lächelte sie etwas gequält an und meinte: "Ich meinte natürlich: leertrinken."

    Bashir schien sich erst zu zieren, doch sobald er den Umhang umlegte wurde ihm sichtlich wohler.
    "Und bei euch bibt es wirklich keine Hagel und keinen Schnee? Dann muss Parthien ja ein sehr sanftes Land sein. Was für ein Soldat warst du denn?" Bashir war ihm sympathisch. Das passt ihm sehr gut, denn nachdem Silko nach Rom aufgebrochen war, hatte er niemanden mehr, der ihn im Schwertkampf unterweisen konnte.

    "Danke! Ich werde mein Bestes geben." Ragin freute sich über das Lob des Magisters. Er hatte gar nicht gemerkt wie schnell die Zeit verging. Solange er sich für etwas interessierte hatte er eine enorme Auffassungsgabe und der Unterricht des Magisters traf genau seinen Nerv. Ein bisschen erinnerte ihn der alte Mann an einen Geschichtenerzähler der früher desöfteren ihr Dorf besucht hatte. Ragin war diesem dann die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen. Sowas hatte er jetzt natürlich nicht mehr vor, aber er freute sich schon auf die kommenden Lektionen.

    Ragin hatte Stimmen gehört, und Neugierig wie er war, musste er dem nachgehen. Silko rannte an ihm vorbei und Albin und Witjon standen auf dem Gang. Witjon hatte einen Wischmopp in der Hand und schrubbte den Boden.


    "Hat Witjon jetzt ein neues Betätigungsfeld gefunden?" fragte er Albin vergnügt, um dann ernster zu fragen: "Was ist denn hier los? Was es auch ist, ich will mitmachen."

    Ragin sah die Frau an. Wie er aussah war ihm natürlich peinlich, aber er versuchte sich nicht anmerken zu lassen und sagte würdevoll: "Ich freue mich Deine Bekanntschaft zu machen."


    Dann wandte er sich Witjon zu:


    "Ich kann doch gar nichts dafür. Ich wurde von dem Unwetter überrascht. Und dann wurde Eis vom Himmel geschmissen und ich musste mir einen Unterschlupf suchen."


    Gerade da knurrte sein Magen wie ein Rudel Wölfe, das schon Wochen nichts mehr gefressen hatte...

    "Heeeeee. Mir hat niemand verboten die Casa zu verlassen!" versuchte er sich halbherzig zu rechtferigen. "Außerdem war es kein Schweinestall, sondern ein Kuhstall." Wie dumm das klang war ihm natürlich sofort klar, aber da war es schon zu spät. Witjon schien ihn zu einer Garküche zu zerren. Da hatte er gar nicht dagegen, denn er hatte Hunger wie ein Bär und keine müde Sesterze in der Tasche. Also lies er sich mitschleifen.

    Ragin streifte seinen Umhang ab und reichte ihn dem Sklaven. Zwar war er eigentlich auch relativ verfroren, aber momantan war ihm noch nicht annährend so kalt wie dem Parther.


    "Hier nimm. Mir ist nicht kalt, du kannst ihn ruhig annehmen. Leider ist er ein bisschen feucht, aber besser als gar nichts." Er sagte das fast entschuldigend.

    Er drehte sich zu Gallicus um. "Ja ich bin mit den beiden verwandt, allerdings nur entfernt. Landos Vater war der Cousin meines Vaters. Meine Verwandschaft zu Marsus ist noch ein wenig weiter entfernt. Ich freue mich dich kennen zu lernen, auch wenn die Umstände sicherlich gemütlicher sein könnten."
    Zum Glück hatte sich sein Latein schon deutlich verbessert, sonst wäre sein Treffen mit dem Praefekten vielleicht peinlich geworden.



    Er überlegte kurz. "Syrien? Das ist ja dann schon fast in Ägypten!" meinte er erstaunt.

    Was er alles über das römische Reich wusste...nun allzu viel gab es da gar nicht.


    "Nun in Rom gibt es den Imperator und den Senat, und die bestimmen, was im Staat passiert. Dann gibt es die Provinzen und die haben auch eigene Befehlshaber...ich glaube die heißen Präfekten. Dann hat das römische Reich noch verschiedene Provinzen: Germanien, Gallien, Ägyptus und Hispania. Die Kämpfer der Römer heißen Legion und es gibt da verschiedene: Fußtruppen, Reiterei und die Praetorianer.


    Außerdem haben die Römer Wasserleitungen gelegt, die Aquaedukte heißen und das Wasser in unser Balneum bringen."

    Ragin strengte sich an, doch das schwere Schwert und das Schild machten ihm doch deutliche Probleme. Aber zum Glück sah der Nubier das und beendete alsbald die Übung und damit auch das Training für heute. Der junge Duccier ahnte noch nicht, dass das die letzte Übungsstunde mit dem Nubier für lange Zeit gewesen war.

    "Ein Parther? Wo liegt denn das? Das habe ich ja noch nie gehört. Haben dort alle so dunkle Haut wie du? Warst du schon immer ein Sklave? Und wer ist denn dein Herr?"


    Ragin war mal wieder viel zu Neugierig und verhörte den armen Bashir. Aber er wollte immer viel über fremde Länder wissen und sah auch nichts negatives daran sich mit einem Sklaven zu unterhalten.



    Das Haus hier in Rom war schon ein Unterschied zur Casa in Moguntiacum, allerdings im negativen Sinne. Eila schaute ihn ein wenig unsicher über die Schulter an. Silko nickte ihr aufmunternd zu.


    Sie hatten nur sehr wenig auf der Reise geredet. Irgendetwas schien die junge Frau zu bedrücken, aber Silko wollte sie nicht fragen. Wenn sie darüber reden wollen würde, würde sie schon zu ihm schauen.
    Der Nubier war wenig von Rom beeindruckt, dafür war er schon zu oft hier gewesen. Aber er genoss die vielen Menschen und den Trubel um ihn herum.

    Nachdem das Gewitter fast die ganze Nacht angehalten hatte, hatte sich Ragin einfach in eine Scheune verzogen und dort geschlafen. Als er aufwachte wurde ihm aber eines sofort klar: Daheim würde es wohl richtigen Ärger geben. Zum einen hatte er sich aus dem Haus geschlichen ohne jemandem etwas zu sagen und außerdem war er über Nacht weg geblieben! Er hoffte nur, dass es noch niemandem aufgefallen war.


    So lief er durch Moguntiacum und sah doch sehr derangiert aus: Seine Kleidung war verknittert und der ein oder andere Strohhalm ragte aus seinem Haar. Natürlich begab es sich so, dass er Witjon über den Weg lief, allerdings ohne diesen zu bemerken...