Beiträge von Tiberius Decimus Crassus

    Da Tiberius nach vielen Wochen wieder einmal für einige Tage in Rom verweilte und er Serrana, seiner Schwester, etwas von Verus ausrichten mussten, war für ihn die Casa Decima der erste Anlaufpunkt. Gleichsam würde er hier direkt wieder sein Cubiculum für die nächsten Nächte beziehen. Er trat an die Tür von Serranas Zimmer und klopfte.


    "Serrana?"

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    Numerius Matius, NPC


    Einem Titan gleich bewegte sich der Koloss der Classis auf den Peregrinus Louan zu, der in der direkten Gegenüberstellung wie ein kleiner Junge schien. Matius war grimmig und äußerst schlecht gelaunt, eine Gefühlslage, zu der die bescheidenen Platzierungen in den ersten Disziplinen wesentlich beigetragen hatte. Langsam zog er seinen durchtrainierten, stämmigen Körper den Ring hoch und stellte sich in Position. Mit einem arroganten Grinsen auf dem Gesicht blickte er seinem Gegner entgegen.


    "Na Kleiner? Bereit...?" Es folgte ein nahezu diabolisches Lachen, dass gleichzeitig wie ein Startschuss für die Eröffnung des Kampfes war. Numerius breitete die Arme aus und ballte seine Hände zu Fäusten. Konzentriert ging er auf seinen Gegner. Louan schien etwas ängstlich und ließ sich fast wehrlos vom Riesen packen und gegen das Äußere des Ringes drücken. Als Matius seinen Griff lockerte fiel der Peregrinus zu Boden. Mit einem weiteren abschätzigen Grinsen kommentierte der Gigant das Verhalten seines Gegners. Nun stellte sich die Frage auf: Wie wollte Louan diesen Kampf noch wenden?

    Ein weiterer Bote des Duumvirs brachte einen Brief nach Misenum zur Classis, genauer zu Centurio Decimus Verus.



    Ad
    T. Decimus Verus
    Classis Misenensis
    Misenum


    Salve Vater,


    zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich dir schon seit einigen Wochen weder geschrieben habe, noch etwas von mir hören ließ. Ich habe natürlich nicht vergessen, dass unser Wiedersehen ein einmaliger Moment war und unser Kontakt nun aufrecht erhalten werden sollte. Dennoch war ich die letzten Monate sehr ausgelastet und beschäftigt, ich hoffe du verzeihst mir.


    Hauptsächlich war ich damit beschäftigt mich in Mantua, wo ich nun lebe, zu etablieren. Sicherlich hat dir meine Schwester schon erzählt, dass ich dort nun meinen Pflichten als Duumvir nachgehe. Es sei denn, sie hat dich noch nicht aufgesucht, wie sie es angekündigt hatte. Kürzlich habe ich ein Turnier im Namen der Stadtverwaltung veranstaltet. Die Teilnehmerzahl war beachtlich, genauso wie der Besucherdrang der Zuschauer.


    Da meine Amtszeit in Kürze enden wird und es mich wieder nach Rom zieht, würde ich dir gerne einen Besuch abstatten, sofern du dir einige Tage Urlaub von deinem Dienst in der Classis nehmen kannst. Wie wäre es mit einem Treffen in der Casa Decima? Ich würde mich freuen wenn du auf meinen Wunsch, beziehungsweise auf meinen Brief eingehst. Ich bin mir sicher es gibt viel, dass auch du mit mir teilen willst.


    Vale Vater,


    Tiberivs Decimvus Crassvs

    Nur wenige Tage nachdem Tiberius den Brief von Macer erhalten hatte, brachte ein Bote des Duumvirs ein Antwortschreiben zur Casa Purgitia in Roma.



    Ad
    Sp. Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Roma


    Salve Patron,


    zunächst möchte ich dir für deine schnelle Antwort danken. Des Weiteren möchte ich dir schon jetzt meine Glückwunsche zu deiner Verlobung aussprechen. Da die Hochzeit für dich, beziehungsweise für deine Verwandte, ein einmaliger Moment sein wird, werde ich natürlich zu den Feierlichkeiten erscheinen, sofern du mich kontaktierst sobald ein entsprechender Termin in Aussicht steht.


    Auf deine Einladung schon früher in Rom zu erscheinen gehe ich gerne ein. Da ich plane in geraumer Zeit einige Tage in Rom zu verweilen, um etwaige familiäre Angelegenheiten zu klären, werde ich die Gelegenheit dich zu besuchen sicherlich nutzen.


    Tiberivs Decimvus Crassvs

    Sim-Off:

    So, lange genug gewartet. Damit fällt Paulinus aus der Wertung, da es ja auch nicht so aussieht als würde er in geraumer Zeit wiederkommen. Weiter gehts!


    Auch die zweite Disziplin des Tages war beendet und Potitus Viriathus trat erneut ans Rednerpult.


    "Nun stehen auch die Platzierungen für die zweite Disziplin fest!"


    Viriathus rückte sich ein Stück Pergament zurecht, wo alles weitere festgehalten war. Obschon deren Leistungen nicht minder bewertet werden durften, las Potitus die hinteren Platzierungen schneller. Natürlich nur aus Zeitgründen.


    "Den 6. Platz belegt Numerius Matius von der Classis Misenensis mit 80 Fuß! Applaus!
    Den 5. Platz teilen sich Louan, ein Peregrinus und Gaius Tallius Priscus von der Legio I mit jeweils 81 Fuß!
    4. ist Galeo Redivivius Tychicus mit 83 Fuß!"


    Wieder pausierte der Redner und wartete ab, bis die Menge für die drei Gewinner der Disziplin bereit war.


    "Und nun zu den drei Gewinnern des Speerwurfs! Einen Applaus für Titus Decimus Vestinus von der Legio I, der mit unglaublichen 85 Fuß den 3.Platz erreichte!
    Einen weiteren Applaus für den 2. Gewinner, Centurio Marcus Iulius Licinus, ebenfalls von der Legio I, mit 86 Fuß!"


    Erneut folgte eine kurze Pause, bis die Zuschauermenge sich nun vollends auf den Gewinner konzentrieren konnte.


    "Und zuletzt: Gratulation an den Gewinner der zweiten Disziplin, Marcus Classicus von der Classis Misenensis!!! Mit überdurchschnittlichen 88 Fuß erwarf er sich die 1. Platzierung!!!"


    Jubelnd rief das gesamte Amphitheater den Namen des Gewinners. Aus allen Richtungen hallte es 'Marcus Classicus! Marcus Classicus!', erst die Worte des Sprechers konnten den Applaus wieder unterbrechen.


    "Doch wir haben keine Zeit zu verlieren! Wir gehen direkt über zur nächsten Disziplin, dem Ringkampf!"


    Es war bereits ersichtlich, dass der dazu benötigte aufgebaut worden war und sich ein Kampfrichter bereitgestellt hatte, der sich letztendlich um die Fairness des Kampfes kümmern würde.


    "Ein kurzer Einblick in des Regelwerk des Ringkampfes: Ziel der Disziplin ist es den Gegner mit geschickten Angriffen und Techniken zu Boden zu bringen. Tritte, Stöße und dergleichen sind nicht erlaubt und werden bei mehrmaligem Verstoß mit Disqualifikation bestraft! Lediglich der Oberkörper dient als Angriffsfläche!"


    Viriathus nahm ein weiteres Pergament hervor.


    "Es finden immer 1 gegen 1 Kämpfe statt, der Gewinner kommt in die nächste Runde! Hier die Paarungen für die erste Runde:
    Louan gegen Numerius Matius
    Decimus Serapio gegen Marcus Classicus
    Caecilius Macro gegen Tallius Priscus
    Caecilius Paulinus gegen Tiridates Castor.
    Die Paare mögen sich bitte bereitmachen und sich beim Ring aufstellen! Auf einen guten Verlauf der Disziplin!"

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    Numerius Matius, NPC


    Mit einem schadenfreudigen Lächeln näherte sich Matius der Markierung. Als einer der letzten war nun er an der Reihe. Für den Hünen war der Speerwurf wohl die Königsdisziplin, was auch die anderen Teilnehmer erkennen mussten. Er war ein Muskelpaket - im wahrsten Sinne des Wortes. Sein jahrelanges Training und sein Dienst bei der Classis in Misenum hatten seinen Körper maßgeblich geprägt.


    Mit einer ehrgeizigen und gleichsam grimmigen Mimik und einer bestimmenden Gestik schnappte sich Numerius zwei Speere. Er entfernte sich wieder einige Meter von der Markierung, um Anlauf nehmen zu können. Die Masse um ihn und die anderen Teilnehmer löschte er für diesen Moment aus seiner Wahrnehmung, er konzentrierte sich nur noch auf die Disziplin. Er griff sein erstes Speer fester, noch fester, so fest er konnte. Er nahm langsam Anlauf und wurde immer schneller. Träge wie der Koloss von Rhodos es sein könnte bewegte er sich über die Bahn, die Erde bebte förmlich.


    Er kam immer näher an die Markierung. Immer stärker wurde sein Griff und immer größer seine Gewalt. Er setzte an um das Speer im nächsten Moment über das Feld fliegen zu lassen - doch dann geschah es. Langsam aber sicher verlor der Hüne das Gleichgewicht. Eine Unebenheit im Sand der Arena verhinderte einen grandiosen Sieg. Er wollte anhalten, sich wieder kontrollieren und einen zweiten Versuch wagen, doch er hatte die Markierung bereits überschritten - der erste Wurf war vergeben.


    "Verdammt!" stieß er hervor. Sein Gesichtsausdruck wurde jetzt nur noch grimmiger. Die Helfer des Turniers gingen ihm auf seinem Rückweg instinktiv aus dem Weg. Numerius war unberechenbar, wenn er wütend war. Noch wütender machte ihn die Gewissheit, dass er nicht mehr weitermachen konnte. Sein Bein schmerzte und jeder Schritt war eine Qual. Einen Anlauf würde er nicht mehr schaffen. Dennoch wollte er nicht aufgeben. Er schnappte sich das zweite Speer und humpelte förmlich der Markierung entgegen. Dementsprechend schlecht war auch der Speerwurf. 81 Fuß - enttäuschend. Aufgebracht entfernte sich der Koloss und machte sich auf zum Spielfeldrand.


    Sim-Off:

    Fehlt nur noch Paulinus. Mal abwarten ob und wann er postet. Aber schön dass es direkt so schnell voran geht. :)

    Die Stadtverwaltung hatte sich erhoben und klatschte, genauso wie die restliche Menge im Amphitheater. Die erste Disziplin war beendet und somit musste auch der erste Gewinner gekürt werden. Potitus Viriathus trat abermals ans Rednerpult.


    "Hiermit haben wir den ersten Gewinner! Faustus Decimus Serapio von der Cohortes Urbanae in Roma! Herzlichen Glückwunsch!"


    Ein weiterer Applaus ging durch das Amphitheater, ehe es wieder ruhiger wurde und Viriathus die nächste Disziplin ankündigte.


    "Nun wollen wir zur nächsten Disziplin übergehen! Die Teilnehmer des Speerwurfs an der Markierung antreten! Jeder Teilnehmer verfügt über drei Würfe!"


    Die nötige Ausrüstung, die Speere, wurden an der Markierung bereitgelegt. Nach und nach würden die Teilnehmer ihr Glück versuchen.


    Sim-Off:

    Sorry, dass es bisschen gedauert hat. Dafür kann es jetzt umso aktiver weitergehen. :) Die nächsten Hinweise kommen morgen...

    Überrascht mich jetzt wirklich, aber ist ja deine Entscheidung. Ich wünsch dir auch viel Glück für alles weitere und möchte mich auch für das RP mit Minervina bedanken. Hat Spaß gemacht. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. :):wink:

    "Glück gehabt." murmelte der Decimus vor sich hin als er dem Wegen des Cultus Deorum im letzten Moment ausgewichen war. Er fing sich wieder recht schnell und konzentrierte sich weiterhin bzw. wieder auf die Aufholjagd. Vor ihm, zumindest unmittelbar, waren noch die zwei ineinander verhakten Wägen, der Bäcker und der Metzger. Natürlich hoffte Tiberius, dass auch diesen bald ihr aneinander sein zum Verhängnis werden würde. Weiter vorne befanden sich noch Serapio, sein Verwandter und der Blaue. Wenn Crassus schon nicht gewinnen würde, wollte er erstens, dass er eine einigermaßen passable Platzierung erreichen würde und zweitens, dass wenigstens sein Verwandter das Rennen gewinnen würde. Diesem konnte er den Sieg noch am meisten gönnen.


    Dann passierte etwas unerwartetes und vor allem genauso überraschendes wie vor einigen Sekunden. Nun verlor auch der Blaue rapide an Geschwindigkeit, was unerklärlich für den Decimus war. Er hatte nicht viel Zeit nachzudenken, denn der blaue Wagen stellte sich quer. Zwar war der Blaue noch außer Reichweite, doch behinderte der aufwirbelnde Sand, der anscheinend entstand, während die verkeilten Wägen auf den Blauen zufuhren, Tiberius' Sicht enorm. Crassus wollte fluchen, sein Gefühl sagte ihm, dass er sich schnellstens Übersicht verschaffen sollte, doch er konnte nicht. Sand drang in sämtliche Gesichtsöffnungen. Er brennte in den Augen und kratzte um seinem Mund herum. Alles schien langsam und unerträglich abzulaufen, doch ging alles weiter. Einige Sekunden später schaffte Crassus es wieder seine Augen zu öffnen, der 'Wirbelsturm' war verschwunden.


    Crassus musste zunächst wieder seine Gedanken neu ordnen. Der Venatafahrer war anscheinend über alle Berge, was Tiberius nicht weiter störte. Mehr Unbehagen verursachte die Tatsache, dass Bäcker und Metzger immer noch heil waren. Eigentlich ärgerte sich Tiberius, doch merkte er im nächsten Moment auch, dass es genauso ihn hätte erwischen können. Links von ihm befand sich nun der Bäcker, rechts der Metzger. Nun saß der Decimus in der Falle. Er musste sich etwas einfallen lassen, der Gesichtsausdruck seiner Kontrahenten zeigte deutlich, dass sie darauf aus waren nun dem Schwächste den Garaus zu machen: Crassus. Beide holten nach links bzw. nach rechts aus, um dann mit voller Kraft den roten Wagen zu zernehmen. Hin und her blickend musste sich Tiberius dringend etwas einfallen lassen. "Verdammt!" stieß er wütend aus. Er hatte heute aber auch wirklich kein Glück. Im letzten Moment bremste Crassus ab. Glücklichweise wurde genau die Wirkung erzielt, die er sich vorgestellt hatte. Metzger und Bäcker prallten aufeinander und ebneten Tiberius den Weg nach vorne. Während Tiberius durchbrechen und einige Meter Vorsprung gewinnen konnte, konkurrierten nun die beiden Rennfahrer hinter ihm. Dass der Bäcker den Metzger abgehängt hatte, war für Crassus noch nicht ersichtlich. Dieser konzentrierte sich nun auf die Hürde vor ihm: Serapio.

    Tiberius machte nicht den Eindruck, dass er von seiner ‚Meinung‘ ablassen würde, so lächelte der Decimus der Rediviva weiterhin entgegen und bekräftigte somit seine Äußerung. Sicherlich wäre ihm Minervina in Rom aufgefallen, hätte er sich gezielt umgeschaut. Doch tatsächlich war das Anrempeln nur ein Versehen, ein glückliches vielleicht sogar, im Nachhinein betrachtet. Es war offensichtlich, dass die Rediviva mit ihrem verlockendem Blick und ihrem verstohlenen Lächeln ein Kompliment aus Crassus herauslocken wollte. Oder wollte sie dies überhaupt? Wollte sie mit Komplimenten überschüttet werden. Eins stand fest, angesichts ihrer Haltung, ihrer Art und ihres Charakters war die Rediviva sich ihrer Stellung sicherlich bewusst. Fehlte ihr einfach die nötige Aufmerksamkeit? Tiberius entschied sich dazu, sie nicht weiter zu bestätigen. Ein Zeichen seinerseits, dass Minervina ihn nicht gleich mit einigen schönen Blicken in der Hand hatte. Er wollte mehr sein für sie, nicht nur ein Diener, der ihr immer sagt wer und was sie ist.


    “Ich wollte dich sicherlich nicht verletzen. Ob du mir aufgefallen wärst…hm…das kann ich nicht sagen. Aber es war auf jeden Fall nur ein Versehen.“ lächelte er ihr ebenso spielerisch entgegen. Temperament hatte Tiberius schon immer, genauso wie eine eigene Meinung und eigene Ideale. Eigenschaften, die ihn in gewisser Weise sicherlich auszeichneten, doch auch oft egoistisch und arrogant wirken ließen.


    Dass Minervina sich zu Tiberius ins Gras fallen ließ bestätigte den Magistraten zumindest darin, dass die Rediviva nicht unbedingt so sein wollte wie sie sich zumeist in der Öffentlichkeit zeigte. Vielleicht war die Anspannung aufgrund der Erwartungen, die an sie tagtäglich gestellt wurden, wirklich so groß, dass sie schnippisch und verspannt wirkte. Umso interessanter war es für Tiberius dies zu hinterfragen. Doch natürlich nicht jetzt. Erstens war er sich sicher, dass sie ihm noch nicht vollends vertraute und zweitens wollte er die entspannte Situation nicht mit allzu ernsten Themen belasten.


    Trotz dieser Freizügigkeit wurde abermals die sittliche Seite in Minervina deutlich. Obschon Tiberius noch nicht viele Verwandte kennen gelernt hatte und allgemein noch einen eher passiven Standpunkt in der Gens Decima vertrat, musste er mit Minervina übereinstimmen. Auch ihm war die Familie wichtig. Crassus‘ eigentliches Unbehagen wurde dadurch ausgelöst, dass Minervina bei diesem Thema abwesend und nachdenklich wirkte. Mit einer fürsorglichen und gleichsam beruhigenden Stimmlage versuchte Crassus mehr über sie herauszufinden, wobei er Vorsicht walten ließ. Nicht dass Minervina noch dachte er würde sie mit Fragen durchbohren und nach und nach auseinander nehmen.


    “Stimmt etwas nicht…?“

    Beiläufig wagte der Magistrat immer wieder einen Blick durch die Straßen. Obschon kein enormer Unterschied im Vergleich zu den Tagen vor dem Turnier zu erkennen war, schien die Stadt in gewisser Weise lebendiger. Vielleicht empfand Crassus es auch nur so, weil er sich lebendiger fühlte. Irgendwie war er doch in gewisser Weise stolz auf sich. Konnte er auch sein, wenn er auf die Zeit der Unklarheit zurückblickte, als er seinen abenteuerlichen Weg nach Rom begann. Jetzt stand er auf eigenen Füßen und war nicht einmal von seinem Vater abhängig, den er erst kürzlich kennengelernt hatte. Apropos Vater. Schon seit Ewigkeiten hatte er nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht sollte er ihm mal wieder schreiben? Vorerst war dies jedoch irrelevant, fand Tiberius das Gespräch mit Minervina doch um einiges interessanter. Ihre Behauptung kommentierte der Decimus mit einem Lächeln, das einerseits erkenntlich machte, dass Tiberius eher auf Belustigung abzielte, andererseits aufzeigte, dass Crassus etwas klar stellen wollte.


    “Hey! Du verwechselst da etwas. Ich hab dich aus Versehen angerempelt…und ehrlich gesagt, du schienst gar nicht mal so aufgebracht darüber. Zumindest nicht im zweiten Moment. Oder nicht?“ lächelte er ihr entgegen. Auch an diesem Punkt war Tiberius wieder einmal gespannt wie die Rediviva reagieren würde.


    Ihre darauffolgende Aussage nahm Tiberius wortlos zur Kenntnis, schließlich sagte ihre Mimik und die seine alles aus. Viel zu kommentieren gab es da nicht mehr, was die Situation sichtlich entspannte und entlastete. Auch er wurde langsam aber sicher aufmerksam darauf, dass sie dem Ziel immer näher kamen. Das Stadttor hatten sie schon etwa hundert Fuß hinter sich gelassen.


    “Der Cultus Deorum? Eine wirklich verantwortungsvolle Aufgabe, die bestimmt gut überlegt sein muss.“


    Tiberius pausierte kurz, eher er etwas neugierig wurde.


    “Und was willst du? Unabhängig von Onkel und Tante?“ erkundigte sich Crassus mit einem ernsteren Gesichtsausdruck.


    Einige Minuten später kamen die beiden auch schon an besagtem Ort an. Die Stadtgrenze war nur noch entfernt sichtbar. Weit und breit nur Weide und grüne bis gelbliche Wiese. Eine Vielzahl von Bäumen spendete Schatten und ein sanft plätschernder Bach verlieh ein Gefühl von Besinnlichkeit. Tiberius ließ sich im trockenen Gras nieder und hoffte gleichzeitig, dass Minervina nicht zu verzogen oder anspruchsvoll war. Immerhin war dies ‚nur‘ die einfache Natur und er war ‚nur‘ mit ihm hier.

    Natürlich konnte Tiberius ahnen, dass die Rediviva nur nicht sehr viel zur Einschätzung Mantuas beitragen konnte, weil sie selbst nicht viel Ahnung hatte. Doch das störte den Decimus nicht. Ganz im Gegenteil, so bot sich wenigstens Gelegenheit sich ‚mit Erlaubnis‘ auf andere Themen, vielleicht sogar wichtigere Themen, konzentrieren zu können. Ihre sanften Lippen zeugten von gewisser Weiche, als sie antwortete. Ihre Worte machten das Gefühl in Crassus breit, dass sich allmählich eine zumindest geringe Sympathie zu Minervina entwickelte.


    “Das versüßt mir zumindest die Zeit mit dir.“ entgegnete der Magistrat mit einem Lächeln, was natürlich auch der Wahrheit entsprach. Er hätte jetzt vermutlich jede noch so wichtige Arbeit für Minervina abgebrochen. Es war einfach zu interessant sie kennen zu lernen, weshalb Tiberius nicht daran dachte irgendwelchen Pflichten nachzugehen, hätte er auch welche gehabt. Dass Minervina auch seine restlichen Bemerkungen recht offen aufzunehmen schien und nun auch ehrliches Interesse zeigte, wies darauf hin, dass auch sie ihn langsam aber sicher akzeptierte.


    “Schon fast drei Monate. Es tut mir Leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe, aber ich musste rechtzeitig zu den Wahlen. Eigentlich dachte ich auch, dass es ein einmaliges Treffen war.“
    Tiberius pausierte kurz und wartete Minervinas Reaktion ab, ehe er fortfahren würde. Vielleicht war das die Möglichkeit weitere Eindrücke zu sammeln.


    “Die Arbeit gefällt mir recht gut, muss ich sagen. Ich werde wohl bei der nächsten Wahl als Duumvir kandidieren.“


    Was er danach anstrebte, war entweder noch nicht redenswert oder noch nicht entschieden. Jedenfalls wollte er die zivile Laufbahn weiterverfolgen und vielleicht sogar irgendwann in höhere, politische Kreise, einsteigen, wenn möglich.


    Auf Minervinas nächste Frage hin musste Tiberius grinsen. Natürlich hatte Tiberius nichts geplant. Er hatte keinerlei Absichten, lediglich den Wunsch die Rediviva besser kennen zu lernen. Was sich dann ergeben würde, stand wohl in den Sternen, doch das war zunächst wohl auch belanglos.


    “Lass dich überraschen. Aber erwarte nicht zu viel. Es ist nichts besonderes, glaub ich, es ist außerhalb der Stadt.“ entgegnete er mit einem ebenso temperamentvollen Zwinkern. Sie waren jedenfalls fast am Stadttor angekommen.