Beiträge von Tiberius Decimus Crassus

    Diesmal lächelte Tiberius Callista herzlicher und offener entgegen. Callistas Schüchternheit zu Beginn schien nun wie weggespült.


    "Oh ja...Kann ich gut nachvollziehen" Sein Lächeln hielt weiterhin an, auch wenn er schon überlegte, wie er vielleicht doch noch etwas aus der Situation machen konnte.


    "Naja, ich habe für heute eigentlich alles erledigt und bin noch bis morgen in Rom...von dem her. Wenn du noch einen Umweg machen willst, könnten wir noch einen gemütlicheren Ort aufsuchen. Vielleicht das Atrium in der Casa Decima...oder in der Casa deiner Familie, je nachdem welche schneller zu erreichen ist. Natürlich nur wenn du willst..."


    Sicherlich würde er nicht enttäuscht sein, wenn Callista keine Umwege mehr machen wollte, schließlich würdem sie sich höchstwahrscheinlich nicht das letzte Mal sehen...

    "Oh...stimmt. Entschuldige."


    Zu Lachen war dem Decimus gerade nicht zumute, schließlich zeugt es nicht gerade von Aufmerksamkeit, wenn man nicht einmal mehr wusste, wo man überhaupt hinwollte beziehungsweise jemanden hinbringen wollte. Er hielt kurz an und sah sich um. Anscheinend hatte er sich wirklich so ins Gespräch vertieft, dass er gar nicht mehr aufpasste wo er hinging. Glücklicherweise war die Straße lang und sie mussten erst in einigen hundert Metern abbiegen, deshalb schlenderte Crassus weiter und gab Entwarnung.


    "Gut...Wir sind noch auf dem richtigen Weg."


    Als Callista das Thema Kleidung ansprach, nickte Tiberius zustimmend, diesmal aber wieder mit einem lockereren Gesichtsausdruck. Er war zwar ein Mann und sicherlich würde er auch keinem Einkaufsrauch verfallen, doch legte auch er Wert auf sein Äußeres. Es gehörte sich einfach, wenn man etwas auf sich hielt, oder auch auf seine Verwandtschaft. Es gehörte einfach zum öffentlichen Leben.


    "Nun gut...Noch zwei Abbiegungen, dann sind wir auch schon auf dem Marktplatz. Ich denke dort trennen sich unsere Wege auch schon wieder, ich glaube nicht, dass ich dich beim Einkaufen aufhalten sollte..."


    Es hörte sich vielleicht wie ein endgültiger Abschied an, doch lag es nicht an Tiberius, diesen zu unterbinden. Auf jeden Fall würde Tiberius sich Zeit für Callista nehmen und sie weiterhin begleiten, wenn sie diesen Wunsch aussprechen würde. Heute zumindest, schließlich hatte der Magistrat fast alles erledigt.

    "Ich habe bereits den Legionslegaten um Hilfe gebeten und er wird mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Wie genau das Turnier abläuft steht noch nicht sicher fest, doch wird es verschiedene Disziplinen geben. Das Turnier wird höchstwahrscheinlich sowohl für tapfere Legionäre der Prima, als auch für einfache Bürger veranstaltet werden. Um Teilnehmer zu locken, wird auch ein gewisses Preisgeld ausgeschrieben, was widerum Platz in der Stadtkasse für Spenden macht."


    Tiberius hoffte, dass er das Thema Geld jetzt nicht zu sehr in den Mittelpunkt gerückt hatte, schließlich sollte Mantua von diesem Wettkampf vor allem davon profitieren, dass die Stadt wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren würde...

    Tiberius konnte nur allzu gut nachvollziehen, dass Callista noch nichts geplant hatte. Auch er kam vor einigen Monaten ohne Pläne nach Rom. Er ließ einfach alles auf sich zukommen und letztendlich hatte es sich doch noch zum Guten gewendet.


    Die Beiden gingen einige Meter weiter, ehe Tiberius sich fragte, wo sie eigentlich hingingen. Callista hatte sich dazu nicht weiter geäußert und auch der Decimus war sich noch uneins, welchen Ort er eigentlich als nächstes aufsuchen wollte.


    "Da fällt mir ein...Wo genau soll ich dich eigentlich hinführen?"


    Mit einem Grinsen versuchte der Decimus diese Peinlichkeit zu überspielen. Obwohl er in den letzten Minuten Callista eigentlich nicht als pingelige Frau kennen gelernt hatte, sondern eher als eine, die auch Fehler verzeihen würde...

    Tiberius musste grinsen. Er fragte sich, wie es Callista gelang einerseits immer freundlich zu sein, aber andererseits immer sachlich zu bleiben.


    "Ja...vielen Dank."


    Auch Crassus klang nun neutral, wie es sich bei dem Thema gehörte. Irgendwie wusste er selbst nicht, was er hätte sagen oder fragen können, aber andererseits wusste er auch nicht was er sich vom Gespräch erhoffte. Er war vielleicht einfach nur zu steif. Mit einem Lächeln versuchte er sich lockerer zu machen und sich daran zu erinnern, dass er diesen Spaziergang genießen sollte. Es blieb dem Decimus sowieso noch genug Zeit, Callista ausreichend kennen zu lernen. Der Weg war schließlich noch lang.


    "Warum bist du eigentlich nach..." Dann brach der Decimus seine Frage ab. Schon beim ersten Wort schien Callista ihren Kopf zu senken. Tiberius überkam das Gefühl, dass er bei ihr mit dieser Frage einen schwarzen Punkt treffen würde, der das Gespräch in keinster Weise aufheitern würde - ganz im Gegenteil. So versuchte er innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde eine andere Frage zu finden und zu formulieren.


    "Ähh...Was hast du denn vor, jetzt wo du in Rom bist?"

    Schon nach wenigen Sekunden merkte Tiberius, dass Callista seinen vermeintlichen 'Witz' mit Skeptik vernommen hatte. Im Nachhinein war Crassus froh, dass die Prudentia so höflich war seine Aussage nicht weiter zu kommentieren. Völliger Blödsinn. Eigentlich wusste er selbst nicht, was er damit bezwecken oder ausdrücken wollte. So kam es ihm entgegen, dass Callista zum Thema Mantua übersprang. Allerdings fühlte er sich fast etwas eingebildet, dass er bei solch einem Gespräch ausgerechnet auf seinem Wahlsieg aufmerksam gemacht hatte. So versuchte er die Wahl wieder etwas aus dem Vordergrund zu rücken und zu entschlacken.


    "Danke. Aber ehrlich gesagt war es kein wirklicher Sieg. Mantua ist angeschlagen und nur noch wenige melden sich noch für die Stadtverwaltung. Schade eigentlich, wo es doch eine wirklich schöne Stadt ist."


    Zwar hatte er nun den Wahlsieg wieder etwas entkräftigt, doch fiel ihm im nächsten Moment auf, dass es vielleicht so schien, als ob er sich besonders herausheben wollte, indem er sich als Kandidat mit besonderer Verantwortung darstellte. Tiberius schüttelte leicht den Kopf, um diese wirren Gedankengänge aus seinem Kopf zu bekommen. Was war nur heute mit ihm los? Warum war er so nachdenklich, beinahe sprachlos oder aufgeregt?


    Abermals kam es dem Decimus entgegen, dass Callista zum nächsten Thema überging. Sie war anscheinend - im Gegensatz zu Crassus - noch Herr der Lage, beziehungsweise Herr ihrer selbst.


    "Einige Monate. Ich komme aus Griechenland, aus Athen. Ich war auf der Suche nach meinem Vater, nachdem meine Mutter starb und habe ihn in Misenum gefunden. Seitdem baue ich mir in Rom, beziehungsweise jetzt in Mantua, eine Existenz auf."


    Allmählich hatte der Decimus den Tod seiner Mutter anscheinend verkraftet und so scheute er auch nicht mehr davor seine Gefühle zu offenbaren. Vermutlich hätte er nicht jedem davon erzählt, doch Callista schien ihm auf irgendeine Weise vertraut.

    Tiberius betrat den Raum und wurde direkt von Macer empfangen.


    "Salve Patron! Ich hoffe ich komme nicht ungelegen oder allzu überraschend."


    Crassus nahm Platz und holte tief Luft, um eine Frage nach der anderen zu beantworten.


    "Mir geht es ausgezeichnet, und dir? Ich bin gerade dabei ein bisschen für das Turnier in Mantua zu werben, dass die Stadtverwaltung in Kürze veranstalten wird. Ich dachte mir, ich bin heute ein guter Klient und besuche meinen Patron."


    Der Decimus lächelte leicht. Zwar war ein Unterton von Humor zu vernehmen, doch nahm er das Klientel keineswegs auf die leichte Schulter. Ein Klientel war für Tiberius, und das sollte es auch für jeden anderen sein, mehr als eine bloße Freundschaft, in der man seinem Patron immer sagte, wie gut er war und dieser im Gegenzug den Klienten auf die richtige Bahn leitete. Nein, ganz im Gegenteil. Ein Klientel war ein Akt der Ehre. Beide Seiten trugen ihren Teil dazu bei und unterstützten sich mehr oder weniger gegenseitg.


    "Wie du dir denken kannst möchte ich die Gunst der Stunde direkt nutzen um ein Anliegen zu bekunden. Natürlich würde ich mich freuen, wenn du als mein Patron beim Wettkampf anwesend wärst. Gleichzeitig hoffte ich, dass du vielleicht einige interessierte, einflussreiche Männer Rom's mitbringen könntest, die wie du ein solches Turnier schon allein aufgrund ihrer Anwesenheit erleuchten könnten. Wie du dir sicher denken kannst sind die Kassen Mantua's leer und daher freuen wir uns über jede Spende, die der Stadt zu Gute kommt."


    Crassus hoffte, dass das nicht zu unverschämt klang, doch waren es nunmal die Fakten.

    Tiberius lächelte freundlich zurück. Auf irgendeine Weise war Callista ihm sympathisch...War es vielleicht ihre Natürlichkeit?


    "Naja, wenn du von hier kommen würdest, würdest du dich wahrscheinlich auskennen und du hättest mein Angebot, dir den Weg zu zeigen, nicht annehmen müssen. Es sei denn, du kommst von hier, nahmst mein Angebot aber aus einem anderen Grund an..."


    Mit einem schelmischen Grinsen blickte der Decimus seitlich zu ihr, vielleicht der richtige Zeitpunkt dem Gespräch ein wenig Leben zu verleihen.


    Als die Prudentia von Mantua erzählte, war Tiberius etwas verwundert. Wieder einmal solch ein Moment, in dem der junge Decimus unschlüssig war, ob es Zufall war, oder einfach nur Schicksal?


    "Ha...ich wohne derzeit auch in Mantua. Ich wurde bei den letzten Wahlen zum Magistratus gewählt."

    Eine Prudentia also...Tiberius grübelte ein wenig, aber leider war ihm dieses Geschlecht nicht bekannt. Aber das hieß wohl nichts, der Decimus war zu jung und lebte noch nicht lang genug in Rom um behaupten zu können, sämtliche Verwandtschaftsverhältnisse zu kennen. Dafür war er einfach noch zu unerfahren. Crassus wollte gerade seinen Blick wieder nach vorne richten, als ihn ein entgegenkommendes Paar anrempelte - heute war anscheinend nicht sein Tag. Auch Callista schien das Paar aufgefallen zu sein, die jetzt Rat beim Decimus ersuchte.


    "Ja...meistens. Hochnäsiger Abschaum."


    Tiberius konnte seine Abneigung zu Patriziern nicht verbergen. Es war vieleicht etwas forsch zu behaupten, alle Patrizier wären hochnäsig, doch hatte der junge Decimus noch keine getroffen, die es nicht waren. Auch war es vielleicht etwas unangebracht Hochnäsigkeit auf Patrizier zu beschränken...aber darüber dachte Crassus nicht weiter nach. Er brauchte wohl noch ein paar Jahre um auch das zu verstehen.


    "Woher kommst du eigentlich? Du scheinst hier nicht zuhause zu sein?"


    Der Magistrat hoffte das bisherige Gesrpräch richtig analysiert zu haben, ansonsten würde er sich schonmal auf heftigen Gegenwind bereitmachen.

    "Gut, dann folge mir..."


    Tiberius ging voraus, dicht gefolgt von Callista. Die beiden Sklaven hielten sich hinter dem Decimus und der Prudentia. Sie gingen einige Meter, ehe Crassus einen flüchtigen Blick zu Callista wagte und sie in ein Gespräch verwickeln wollte.


    "Mein Name ist übrigens Tiberius. Tiberius Decimus Crassus. Und wie heißt du, wenn ich fragen darf?"

    Tiberius sah zu Callista, sie war vielleicht fünf bis sechs Zentimeter kleiner. Sie machte einen recht netten Eindruck, sie war hübsch und anscheinend auch gepflegt. Doch sie schien etwas schüchtern, was den Decimus etwas verwirrte und auch nicht recht in's Bild passen wollte.


    "Ach was...macht doch nichts", antwortete der Decimus mit einem beruhigenden Tonfall. Für einen Moment musste er sich wieder an das Treffen mit Minervina erinnern...das lief ungefähr genauso ab, doch war er derjenige, der nicht Acht gab.


    "Aber ich würde dir raten nicht hier entlang zu gehen...das könnte noch ein wenig dauern." Tiberius deutete mit einem Grinsen gen Menschenmenge. Eigentlich war er jetzt ganz froh darüber, Callista schien recht nett zu sein und so hatte Crassus vielleicht ein wenig Unterhaltung auf seinem Weg.


    "Wenn du eigentlich auch hier entlang müsstest, könnte ich dir einen anderen Weg zeigen...Ich würde mich freuen."

    Es war ein schönes Gefühl nach einigen Wochen in Mantua wieder in Rom zu sein. Es tat gut nicht immer nur an die Arbeit zu denken und einen freien Tag zu genießen. In Mantua liefen bereits die Vorbereitungen für den großen Wettkampf, den Crassus im Namen der Stadtverwaltung organisieren würde. Der erste Schritt, die traditionsreiche Stadt wieder etwas lebendiger zu machen. Damit verbunden war natürlich ein großer Zeitaufwand, der dem Decimus viel Kraft und Geduld abverlangte. Doch hatte er sich ein Ziel gesetzt, dass er auch erreichen würde.


    Tiberius war gerade in die nächste Straße eingebogen, woanscheinend ein großer Andrang herrschte - warum auch immer. Jedenfalls war es dem Magistraten aufgrund der Menschenmassen nicht möglich einen Schritt weiter nach vorne, links oder rechts zu machen. Das war wohl einer der wenigen Nachteile, die Rom hatte, Leute überall, wo man hinschaute. Andererseits war diese Straße vielleicht genau der richtige Ort, um für den Wettkampf in Mantua Werbung zu machen...


    Der junge Decimus wendete sich zu Mithridates, seinem Sklaven, der direkt neben ihm stand.


    "Anscheinend haben wir den richtigen Tag erwischt...", warf er mit einer gewissen Ironie ein.


    Mitridates nickte leicht. "Wahrlich, dieser Andrang ist erdrückend, Herr."


    Tiberius nickte ebenfalls. Er spürte, dass Mithridates sich noch nicht allzu wohl fühlte. Anscheinend war ihm dies alles nicht so vertraut - oder vielleicht behandelte ihn Crassus einfach zu gut? Er wendete sich ab und wollte sich voerst keine weiteren Gedanken darüber machen, als er auf einmal etwas hartes in seinem Rücken spürte. Er hob eine Braue und wendete sich um...Der Decimus entdeckte eine junge Frau, die ihn anscheinend versehentlich angestoßen hatte.


    "Oh...Hallo." Der Magistratus lächelte ihr freundlich entgegen.

    Tiberius lauschte dem Legaten. Es war sicherlich vorteilhaft ihn bei seinem Unternehmen auf seiner Seite zu wissen.


    "Ich kann mich dich nur anschließen. Was zivilie Teilnehmer betrifft, bin ich etwas skeptisch. Wären deine Legionäre nicht haushoch überlegen?" Tiberius grübelte kurz. "Wobei ein anderer Aspekt wäre, dass sich so widerum tapfere Männer für die Legio finden würden..."


    Crassus sah wieder zu Vitamalacus, doch letztendlich hatte der Legat eigentlich doch recht.


    "Ich würde mich um die weitere Organisation kümmern, wenn du mir mitteilst wann deine Legionäre bereit wären und ob überhaupt jemand bereit wäre, am Wettkampf teilzunehmen..."

    Sim-Off:

    Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber die letzten Tage waren recht stressig...


    Tiberius fuhr in die zweite Runde und wenigstens konnte er jetzt seine zwar enttäuschende, aber ausbaufähige Platzierung halten. Er kam nun wieder näher ans Spitzenfeld und mit ihm auch der Wagen hinter ihm. Mit lauten Anfeuerungsrufen trieb er sein Gespann an und hoffte bald die Wägen vor ihm attackieren zu können. Doch voerst hielt sich Crassus noch etwas hinter den drei Wägen, die schon eine Zeit lang versuchten sich abzusetzen und die anderen beiden hinter sich zu lassen. Natürlich ging auch hierbei nicht alles mit rechten Dingen zu, schließlich gehörten Rangeleien und dergleichen zum Rennalltag. Verweichlicht durfte man auf der Piste nicht sein.


    Weiterhin konzentrierte sich der Decimus auf die Wägen vor ihm, den Kontrahenten hinter sich ließ er zunächst außer Acht. Dass der Grüne hinter ihm eine Frau war, hatte er noch nicht bemerkt, doch vermutlich würde es ihn nur noch mehr dazu anspornen, möglichst schnell nach vorne zu gelangen, um dort bei den Favoriten mitzumischen.


    Crassus musste schadenfreudig lächeln, als er sah wie sich die drei Gespanne vor ihm ineinander verhakten. Er sah seinen Moment nun gekommen, anzugreifen und aufzuholen. Doch zu seiner Verwunderung verloren die drei vor ihm nicht an Geschwindigkeit, sondern wurden nur noch schneller! Solch eine Ironie...schon in der zweiten Runde! Fortuna wollte Tiberius anscheinend noch nicht weiter vorne sehen, sondern ließ ihn weiterhin das Spitzenfeld beobachten. Zu dritt attackierten sie nun den Goldenen auf's Heftigste. Der Decimus musste sich nur fragen, wie lange die ineinader verhakten Wägen der Belastung nur standhalten würden? Sicherlich nicht allzu lange, drei Sieger durfte es schließlich nicht geben!


    Als der Auriga der Russata in die zweite Kurve einsteuerte, waren die drei Gespanne immer noch verhakt und machten Serapio das Leben schwer. Es folgte nun die zweite Gerade, wo sich Tiberius' beinahe gemächliche Lage abrupt änderte. Die Frau hinter ihm setzte nun zum Überholen an, doch zurückfallen würde Crassus auf keinen Fall. Auch er trieb sein Gespann weiter an, wollte aber nicht jetzt schon den Fehler machen seine Pferde überzubelasten und ihnen somit die nächsten Runden zu erschweren, deshalb schaffte es die Grüne bis an Tiberius heran, woraufhin sich ein Kopf an Kopf Rennen entwickelte. Mumm hatte sie jedenfalls, dass musste der Decimus ihr lassen, nachdem er nun ebenfalls erkannt hatte, dass es sich um eine Frau handelte. Doch nur weil sie eine Frau war, behandelte er sie in diesem Rennen nicht anders. Er ging nun selbst hart ran und versuchte die Grüne mit voller Breitseite wegzudrängen. Diese ging ebenfalls in die Vollen und so brachte auch die zweite Gerade keine weiteren Überraschungen...

    "Nicht immer muss Besitz und Reichtum glücklich machen...", warf der junge Decimus ein. Einen kurzen Moment gab ihm das Gesagte zu denken. Stand es ihm wirklich zu, so etwas zu sagen? Er war weder reich, noch besaß er viel. War er nun selbst schon von Vorurteilen manipuliert worden? Nein, sicherlich nicht. In Griechenland lebte er auch nicht schlecht, um nicht zu sagen sehr gut. Um Geld hatte er sich dort keine Sorgen machen müssen, seine 'Familie', wenn man es überhaupt so nennen konnte, hatte ein großes Anwesen und einige Diener. Seine Mutter hatte eine Menge Geld geerbt, doch glücklich machte es Tiberius leider nie. Erst als er Helena kennen lernte, war er glücklich. Sie war so wunderschön...Crassus schüttelte leicht den Kopf um sich wieder dem Gespräch mit Brigantica zu widmen. Es war beinahe unheimlich, wie er immer fast in Trance fiel, wenn er an sie dachte...


    "Viele Städte kenne ich auch nicht...Wobei ich eigentlich bei keiner Stadt von 'kennen' reden kann. In Athen, meiner früheren Heimat, verließ ich unser Anwesen selten, nur dann, wenn ich meinen Aufgaben nachgehen musste. Ich wohne erst seit einigen Wochen hier in Rom, so kann ich auch von dieser wunderschönen Metropole nicht sagen, dass ich sie kenne. Bald werde ich mich nach Mantua aufmachen, um dort für die Stadtverwaltung zu kandidieren. Vielleicht treffen wir uns dort einmal...?"


    Tiberius lächelte leicht, um Flaviana nicht schon wieder das Gefühl zu geben, dass er dauernd Fragen stellen würde. Er wollte das allzu sachliche Gespräch etwas auflockern, schließlich war er selbst kein Mensch, der eine allzu starre Haltung einer humorvollen Art vorzog.


    "Na dann...habe ich das wohl falsch verstanden..."


    Diesmal fragte er nicht weiter nach, allein schon aus den vorhergenannten Gründen. Außerdem waren weitere Informationen sicherlich privat und Tiberius wollte keinesfalls wie ein unhöflicher, neugieriger Mann wirken, der seine Nase in jede Angelegenheit steckte, obwohl er genug eigene Probleme zu bewältigen hatte. Nein, das wollte er sicherlich nicht. Er wartete ab und genoss die Ruhe, die ihm dieser Ort heute schenkte. Wenn Brigantica noch etwas von selbst hinzufügen oder etwas loswerden wollte, dann würde sie das schon tun...

    Ob der Legat seine Idee als sinnvoll empfand, verriet ihm leider weder dessen Mimik, noch dessen Gestik. Wahrscheinlich aber nur deshalb, weil der Magistrat den Legaten zum ersten Mal sah und sein Wesen noch nicht kannte.


    "Wenn deine Legionäre teilnehmen, empfiehlt es sich wohl den Wettkampf auch ausschließlich für diese zu veranstalten. 'Normale' Bürger, sollten daran dann nicht teilnehmen, allein deshalb weil die Stadtverwaltung Verletzte meiden will. Über die Disziplinen habe ich mir noch keine genaueren Gedanken gemacht...vielleicht Schwertkampf, Kampf auf dem Pferd...Jedenfalls dachte ich an ein Ausscheidungs-System. Immer Zweierkämpfe, je nach Teilnehmerzahl werden die einzelnen Runden ausgefochten, der Sieger kommt weiter. Zuletzt treffen dann die zwei Finalisten aufeinander, die um den Sieg kämpfen. Vielleicht könnte man sich hierfür eine besondere Disziplin einfallen lassen..."


    Tiberius pausierte kurz, ehe er fortfuhr.


    "Ich hoffte, dass du, ehrenwerter Legat, etwas zu den Disziplinen und dem allgemeinen Verlauf des Wettkampfes beitragen könntest..."


    Abermals sah Crassus den Legaten erwartungsvoll an...

    Als der Legat Platz genommen hatte, lächelte der Magistratus leicht. Er wollte ja nicht steif wirken, auch wenn dies bei einer Respektperson wie Vitamalacus nicht allzu schwer war.


    "Ich habe zu danken, ehrenwerter Legat."


    Tiberius wollte keine langen Reden schwingen sondern direkt auf den Punkt kommen, schließlich war der Legat ohne Zweifel ein vielbeschäftigter Mann.


    "Ich hoffe du nimmst es mir nicht Übel, wenn ich direkt auf den Punkt komme. Wie ich in meinem Brief bereits erwähnte, möchte ich Mantua neuen Glanz verleihen, was das städtische Leben betrifft. Abgesehen von der Legio scheint die Stadt recht ausgestorben, die Märkte sind nur noch einzeln mit Ständen bedeckt, unsere Tempel gleichen beinahe verlassenen Ruinen und das prächtige Amphitheater ist schon seit Monaten außer Betrieb. Genau dieses möchte ich nutzen, um der Stadt neues Leben einzuhauchen. Ich möchte ein Turnier veranstalten. Eine Art Wettkampf. Dabei hoffte ich auf deine Hilfe. Ich dachte mir, man könnte vielleicht ein paar Männer von der Legio abstellen, die willig sind an einem Wettkampf teilzunehmen. Wenn der Ansporn, vor einem Publikum zu stehen, nicht ausreicht, könnte man vielleicht auch noch ein gewisses Preisgeld ausschreiben. Ich denke sowohl Legio als auch Stadtverwaltung würden davon profitieren. Einerseits wäre dies ein gutes Training und ein guter Zeitpunkt für jeden Legionär sich zu beweisen, was vielleicht sogar das Interesse bei Legionsanwärtern wecken könnte, andererseits hätte Mantua seine gewünschte Aufmerksamkeit."


    Als der Magistratus geendet hatte, sah er abwartend zum Legaten.