Beiträge von Marcus Artorius Menas

    Das war schneller gegangen, als es Menas vermutet hatte. Der erste echte Einsatz, und die Rekruten durften mit. Er wusste nicht recht, wohin er sich wenden oder wie er reagieren sollte, allein das Anlegen der Ausrüstung war schon eine Herausforderung gewesen, und als Neuer war er einer der Letzten gewesen, die fertig gewesen waren, wenn auch nicht der Letzte. Vom Kastell waren sie in schnellem Schritt durch die Straßen patroulliert. Sie waren dazu angehalten gewesen, die Augen und Ohren offen zu halten. Das Schwert an Menas' Seite, auch wenn ihm noch versagt war, es zu ziehen, fühlte sich vertraut an und erhöhte sein Selbstbewusstsein nochmals um einen ungesunden Grad.


    Der Befehl des Zenturio schallte über die Kopfe seiner Kameraden hinweg und zeigte beinahe augenblicklich Wirkung. Menas' Schild traf eine Spur langsamer als die der anderen auf das harte Pflaster der Straße. Verstohlen sah er nach rechts und links. Er kannte keinen hier, wusste weder die Namen noch die Ränge der ihn umgebenden Soldaten zu benennen. Irgendwo weiter vorn wippte ein Federbusch. Ob das der Decimer war? Menas konnte nichts sehen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Doch auch so blieb ihm die Sicht verwehrt. In diesem Moment ging es weiter, die Schilde hoben sich und die Truppe marschierte voran. Menas ärgerte sich darüber, einen so unpraktischen Platz abbekommen zu haben. Traute man den Rekruten etwa nicht? Mit sich selbst hadernd, stapfte er voran, bis die Gruppe erneut den Befehl zum Halten bekam. Eine Schweißperle rann quälend langsam an seiner Schläfe herab. Es war heiß, und er ärderte sich, dass er seinen Schlauch nicht gefüllt hatte, ehe es los ging.

    Als Menas die Unterkünfte betrat, schwer bepackt, denn er hatte soeben seine Ausrüstung in Empfang genommen, prallte er um ein Haar mit einem anderen zusammen. Er schluckte die gehässige Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag und schob sich stattdessen an dem Kerl (Tychicus) vorbei und in die Unterkünfte herein.


    Jetzt stand er vor einem neuen Problem: Wohin? Die Arme wurden ihm langsam schwer, der Militärgürtel rutschte allmählich immer weiter gen Boden und die Tunika war bereits durch den harschen Griff verknittert. Menas lud seine Last erst einmal auf dem erstbesten Bett ab, ungeachtet der Tatsache, dass dort eigentlich schon jemand Einzug gehalten hatte. Dann sah er sich um. Nun musste er den Befehlshaber finden, oder eher gesagt irgendeinen von denen. Kurzerhand fragte er einen der Soldaten, und dieser wies mit ausgestrecktem Arm und ohne aufzublicken auf die gesonderte Schlafstatt in der Nähe der Zenturionenunterkunft hin. Menas ging durch die Barracke und stand schließlich vor jemandem, den er für einen hielt, der das Sagen hatte - und der einen Brief schrieb. »Salve«, sagte er und hielt kurz inne. »Ich bin Artorius Menas, und ich soll mich bei der IV. Zenturie melden.«

    Er wusste es nicht, aber er entfernte sich eher noch weiter vom Standwort der Waffenkammer als sich ihr zu nähern. Zudem musste er wohl, trotzdem er sich aufrecht hielt, doch etwas verloren wirken mit der Wachstafel unter dem Arm - und in Zivilkleidung. Jedenfalls sprach ihn ein Soldat an, es musste wohl ein Legionär sein. »He du, kann man dir helfen?« Menas wandte den Kopf und betrachtete den stämmigen Mann mit dem gepflegten Vollbart kurz. Er mochte keine Bärtigen, auf ihn wirkten sie wie Anhänger dieses Einen Gottes. Andererseits konnte der Kerl ihm wirklich helfen. »Ja, ich suche die Waffenkammer.« Schon breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Legionärs aus. Er kratzte sich an der Seite und deutete dann den Weg zurück. »Da bist du ganz falsch hier. Geh den Weg zurück und dann nach rechts. Rüst- und Kleiderkammer kannst du da gar nicht verfehlen.« Menas woillte schon ein knappes Danke loswerden, da brüllte irgendwo weiter links jemand einen Befehl, und der Legionär zuckte zusammen. »Scheiße. Ich muss los, man sieht sich!« Und er drehte sich rum und lief eilig davon, nicht ohne im Laufen über die Schulter ein »Willkommen bei den Kohorten!« zurückzurufen. Menas runzelte die Stirn, wandte sich um und machte sich nun auf den richtigen Weg zur Waffenkammer.


    Dort angelangt, trat er ein. Der Vorraum war klein und sehr spartanisch eingerichtet. Eine Urkunde hing an der Wand, das war alles. Hinter einem Tresen saß jemand, zumindest wirkte es so. Menas trat an die Ausgabetheke. »Salve. Artorius Menas, ich soll mich hier melden«, sagte er und schob dem Mann die Wachstafel über den Tresen.

    Menas hätte schwören können, dass der Soldat ab und an zu ihm geblinzelt hatte. Und jetzt las er Menas' Antworten auf die Fragen quälend langsam, strich hier etwas an und fügte dort eine Anmerkung hinzu. Menas, der von jeher ungeduldig gewesen war, wartete mit ausdrucksloser Miene. Bis Porcus schließlich verkündete, dass Menas bestanden hatte. Was für eine große Überraschung. Natürlich hatte er bestanden, etwas anderes wäre ja auch inakzeptabel und blamabel gewesen! Der Artorius nickte dem Soldaten zu und musste wieder warten, bis jener weitersprach. »Rüstkammer. Vierter Zenturie, erste Kohorte«, wiederholte er, um es sich besser merken zu können. »Nein, keine Fragen.« Bis auf eine, die er aber nicht stellen wollte, denn er hatte keine Ahnung, wie er die Rüstkammer finden sollte. Jetzt war er wohl offiziell Rekrut. Ob er da einfach aufstehen und gehen durfte, oder ob er auf den Befehl zum Wegtreten warten sollte? Menas blieb sitzen.

    Das Türmchen war wohl fertig, wenn man es so nennen konnte. Das sah Menas mit einem Blick auf den Schreibtisch. Und der Dicke konnte wohl doch schreiben, das bewies die Wachstafel, die er eben zur Seite legte. Menas sah zu dem Hocker hin und dann zurück zum Schreibtisch. Sonderlich viel Platz war dort ja nicht zum Schreiben. Dennoch setzte er sich, zog den Papyrus zu sich ran und nahm den Griffel auf. Stumm machte er sich daran, die Fragen zu beantworten. Während er sich bei einigen fragte, ob das wirklich ernst gemeint sein konnte, so etwas abzufragen, musste er bei wieder anderen ganz schön nachdenken. Als er fertig war, hatte er noch gute zehn Minuten Zeit. So ging er alle Fragen nochmals durch, ergänzte hier und dort etwas und verbesserte den ein oder anderen Schreibfehler. Dann legte er den Griffel fort und schob Porcus die Tafel hin. »Ich bin durch, Herr« Was wohl als nächstes kommen würde?

    Direkt vom Krankengebäude kam Menas nun wieder hierher zurück. Flüchtig fragte er sich, ob Porcus immer noch damit beschäftigt war, irgendwelche Hölzchen zu irgendwelchen albernen Türmchen zu stapeln. Er stellte sich vor, wie der Dicke so sehr erschreckte beim Klopfen, dass seine Bauten zuzsammenfielen, und klopfte geradezu hämisch und hoffentlich unvermittelt an, ehe er eintrat. »Da bin ich wieder. Hier«, sagte er.



    Marcus Artorius Menas


    Krankheiten
    keine laut eigenen angaben des Rekruten


    Körperlicher Zustand
    keine auffälligen Narben oder sonstigne Verletzungen.


    Gehör
    Gut


    Augen
    Gut


    hier mit erklärt ich den Rekruten für geeignet.




    Capsarius Titus Sergius Lupus

    Und wieder schrieb der Soldat etwas nieder. Menas wartete voller Ungeduld. Was wohl als nächstes kommen würde? Doch statt einer weiteren Anwesisung bekam Menas nun die Tafel gereicht, was ihn noch mehr verwirrte als jegliche Aktion zuvor. »Vale«, sagte er und verließ das Krankengebäude, sichtlich verwundert darüber, nicht einer einzigen physischen Prüfung unterzogen worden zu sein.

    Allmählich gelangte Menas zu dem Schluss, dass dieser Soldat hier wohl schon abgestumpft war. Er fühlte sich inzwischen wie in einer Eierabfertigungsanlage, wie es die in Gallien wohl geben sollte. Zumindest hatte ihm irgendwann mal jemand davon erzählt, nur wer, das fiel Menas nicht mehr ein, so sehr er auch überlegte. Er zuckte die Schultern, ließ den Gedanken fallen und durchmaß den Raum bis zur gegenüberliegenden Wand, wie ihm gehießen wurde. Dort lehnte er sich lässig an das kühle Gemäuer. »Fünf, neunzehn, drei-eins-zwei, tausend-hundert-fünfzig-fünf, eins-zwei-eins-drei-vier«, leierte er herunter. Was war das hier? Meldeten sich etwa Blinde bei den Stadtcohorten? Hätte er doch besser zur Legion gehen sollen? Avitus hätte doch bestimmt davon erzählt, wenn man solche Tests mit angehenden Legionsrekruten machen würde...oder? Menas war verwirrt. Was wohl als nächstes kam?

    Es ärgerte Menas ungemein, dass der Soldat nicht einmal ansatzweise auf seine provozierenden Worte einging, aber er gab sich alle Mühe, das nicht sonderlich durchscheinen zu lassen. Wieder schrieb der Arzt auf seiner Tafel, dann hieß es, dass er sich anziehen konnte. Menas griff mit einer etwas zu unwirschen Bewegung nach seinen Kleidern und streifte sie sich über. Fragend blickte er den Soldaten dann an, ohne etwas zu sagen. Dass dies seine nächste Prüfung gewesen war, hatte er nicht einmal bemerkt, denn auf die Lautstärke hatte er nicht geachtet.

    Menas grinste Avitus belustigt an. Aber, rief er sich in Erinnerung, er wusste schließlich nicht, dass er nun sein eigenes Pferd besaß und es sogar selbst zugeritten hatte, während alle anderen im Krieg gewesen waren. »Wie man von einem Pferd aus das Schwert schwingt, würde ich gern lernen. Ich habe inzwischen sogar ein eigenes«, erklärte er stolz. »Pferd, nicht Schwert. Haliaetos. Ein Prachtbursche. Ich kann ihn dir später mal zeigen.« Menas war stolz auf seinen Seeadler. Er liebte es, wenn der Wind ihm durchs Haar rauschte, während er auf dem Pferderücken dahinpreschte.


    Den guten Tipp betreffend, machte Menas ein zweifelndes Gesicht. Er sollte seinen Zenturio bestechen, wenn etwas nicht klappte oder er etwas wollte? Nicht, dass Menas nicht bereit gewesen wäre dazu. Nur würde sich ein Zenturio tatsächlich darauf einlassen? Vielleicht würde er es bald herausfinden, denn es wäre ein unschlagbarer Vorteil, wenn Sacadas im Kastell weilen dürfte. Menas seufzte. So vieles gab es zu bedenken. »Hm. Hast du etwas von Medeia gehört?« fragte er dann geradeheraus. Er hatte sie lieb gewonnen, aber schon sehr lange nichts mehr von ihr gehört. Ob sie jemals wieder nach Rom zurückkehren würde?



    Sim-Off:

    Medeia ist gar nicht in einem Stammbaum vermerkt?

    Ein wenig zu lange, um noch beifällig zu wirken, taxierte Menas seine Mutter, ehe er den Blick abwandte und in dem so vertrauten Raum umherschweifen ließ. Was sollte er noch erwidern? Welches Thema sollte er noch ansprechen? Immerhin schien er es geschafft zu haben, dass sie mehr über sich selbst nachgrübelte als über ihn und seinen Fortgang. Ihre Erwiderung Sacadas bezüglich hatte er sich selbst ebenfalls schon gedacht. Er würde es dennoch versuchen, morgen, und nötigenfalls in den sauren Apfel beißen. Wenn er nur schnell genug zum Zenturio würde, dann wäre sein Geheimnis vielleicht immer noch wohl behütet und keinem würde es jemals auffallen. Und wenn dann erst Sacadas in seiner Nähe wäre...


    Menas seufzte leise und rieb sich die Stirn, nun wieder seine Mutter mit einem Blick bedenkend. Er argwöhnte, dass sie ihm wohl täglich schreiben würde. Hoffentlich machte er sich damit nicht zum Gespött seiner Einheit, wenn er tagtäglich Post von daheim bekam. Andererseits würde das seiner Mutter mit Sicherheit helfen, und das war es dann allemal wert. In Ermangelung eines weiteren Themas und ohne das Bedürfnis, über Belanglosigkeiten zu sprechen, lehnte Menas sich vor, ergriff die Weinkaraffe und schenkte seiner Mutter nach. Sich selbst ließ er aus, dann stellte er den Krug wieder zurück auf den Tisch.

    Statt einer Antwort begann der Soldat nur wieder zu schreiben. Menas runzelte die Stirn. Er war anderen Umgang gewohnt. Und als der Kerl dann eine anzügliche Bemerkung machte, hielt der Artorier für einen Moment die Luft an, sonst hätte er ein wenig zu scharf gekontert. »Bisher nicht, aber vielleicht kannst du mir ja das ein oder andere Hurenhaus hier in Rom empfehlen, da du dich auszukennen scheinst. Herr«, erwiderte er gepresst und ein wenig zu dreist vielleicht, und riss sich den Schurz vom Leib.


    Nackt, wie die Götter ihn schufen, und körperlich gesund und makellos stand er also vor dem Soldaten. Man konnte sehen, dass er in der letzten Zeit eindeutig für seinen Körper gearbeitet hatte. Die Schlaksigkeit der Jugend haftete ihm definitiv nicht mehr an.

    [Blockierte Grafik: http://img137.imageshack.us/img137/3248/arbeiter1gs2.pngDer Türsklave


    Der Türsklave nickte und trat sogleich zur Seite, damit Corvinus vorbeigehen konnte. Dann schloss er die Tür und lief ihm hinterdrein ins atrium. »Es sind fast alle hier, Herr. Sogar der Herr Imperiosus, auf Urlaub, sozusagen. Und der Herr Avitus wird von nun an öfter hier weilen, er ist nun ein Prätorianer. Und der junge Herr Menas und seine Mutter sind ebenfalls noch hier.« Der Sklave konnte sich gar nicht daran erinnern, wann die beiden zuletzt länger fort gewesen waren. Er zuckte mit den Schultern. »Wenn du dich schon setzen und dich entspannen möchtest, geh nur voran, ich werde derweil einen Imbiss in Auftrag geben.« Pflichtbewusst schien er ja zu sein, der Türsklave. Und schon war er fort, um Corvinus allein zu lassen. Er würde sich schon zurecht finden, dessen war er sich sicher. Schließlich waren die römischen Häuser zumeist nach dem gleichen Prinzip erbaut, und dieses Haus machte da keinen Unterschied.

    [Blockierte Grafik: http://img137.imageshack.us/img137/3248/arbeiter1gs2.pngDer Türsklave


    Schon von weitem hatte man den Magen des Römers gehört. Nun, zumindest dann, wenn man auf nichts anderes achtete als auf die Geräusche, die vor der Tür zu hören waren. Der Türsklave stand also bereits parat, als es klopfte, ließ aber dennoch zwei Sekunden verstreichen, ehe er öffnete und in ein wohl bekanntes Gesicht blickte. »Herr! Willkommen daheim«, begrüßte er ihn und öffnete sogleich die Tür weiter. Immerhin erkannte er Corvinus trotz des Straßenstaubs und der abgetragenen Sandalen wieder. Er reckte den Hals, konnte aber die beiden engsten Gefolgsleute seines Herrn nicht entdecken. »Hast du Gepäck? Wünschst du ein Bad, etwas zu essen? Wem soll ich bescheid sagen?« spulte der Türsklave runter.

    Warum nur sein Verwandter derart verwundert darüber war, wusste Menas nicht zu sagen. Aber er schien seinen Hinweis dennoch erfreut zur Kenntnis zu nehmen, wie er beruhigt feststellte. Vielleicht konnte Casca Avitus ebenso eine Ablenkung sein wie umgekehrt. Und vielleicht... Nein, daran wollte Menas lieber nicht denken. Wenn sie etwas in dieser Hinsicht entwickelte, war es gut, wenn er so tat, als habe er nichts bemerkt.


    »Einhundertzwanzig Tage lang«, wiederholte Menas und versuchte sich vorzustellen, wie schnell die zeit wohl verfliegen würde. Wie ein trockener Schwamm das Wasser sog er die Informationen auf, die Avitus ihm zuteil werden ließ. Stockhiebe... Menas hatte davon schon gehört. Verus von den Suniern, die nebenan wohnten, war inwzischen schon ein Legionär. Er hatte oft blaue Flecke zur Schau getragen, was Menas aber nicht abgeschreckt, sondern zu der Annahme gebracht hatte, dass sich besagter Sunier dämlich angestellt haben musste und dafür seine gerechte Strafe empfangen hatte. Nun sah er das anders. Auf die indirekte Frage hin nickte Menas. »Ja. Ich will schließlich nicht in ein paar Tagen mit eingezogenem Schwanz wieder hergeschlichen kommen«, erwiderte er und grinste schief. Er hoffte sehr, dass dies nicht der Fall sein würde. Wenn er in den ersten Tagen einen Anfall erlitt, würde das allerdings schneller gehen, als ihm lieb war. Wieder einmal verfluchte er die Ärzte dafür, dass ihnen außer Kräutersuden und irgendwelchen Wurzelsäften nichts Besseres einfiel, um diese Schübe zu unterdrücken. Menas seufzte leise. »Ob ich Sacadas wohl mitnehmen darf? Und... Wie steht es mit Reitübungen? Die Kohorten haben doch keine berittene Einheit«, fragte er weiter. Zumindest hatte er noch nie einen Reiter der Kohorten innerhalb Roms gesehen.

    Menas machte eine ärgerliche Handbewegung und zog die Brauen zusammen. »Ah, Mutter, wie könnte ich gehen, ohne einen Gedanken an dich zu verschwenden?« fragte er sie und sprach sogleich weiter. »Das wäre nicht nur undankbar, sondern auch ausgesprochen...herzlos.« Wobei Menas sonst auch nicht sonderlich viel Herz hatte. Er griff erneut nach dem Weinbecher, sah kurz in das tiefdunkle Rot des verbliebenen Weines und kippte selbigen dann hinunter. Nur kurz verzpg er die Lippen ob der Herbheit des Rebensaftes, dann platzierte er erneut den Becher akkurat auf dem Tisch.


    Auf ihre verwunderte Nachfrage hin sah er sie nur direkt und offen an. Sie wusste, dass er es ernst meinte, da bedurfte es auch keiner weiteren Versicherung, dass dem tatsächlich so war. Wäre er selbst einer dieser eingebildeten Schnösel, so wäre ihm seine Mutter definitiv ins Auge gefallen, und wer sagte denn, dass es nicht einen reichen Römer gab, der Gefallen an ihr finden und ihr Abwechslung von der Tristesse des einsamen Alltags offerieren würde? Auch als sie seinen Satz vollendete, erwiderte er nichts. Was hätte er auch großartig sagen sollen? Er ließ stattdessen seine Fingerspitzen über die wellige Oberfläche des Korbsessels gleiten und beobachtete Casca eindringlich und ungeniert.


    »Warum nicht? Ich kenne längst nicht alle Tricks und Kniffe, derer sich eine Frau bedienen kann. Aber ich bin zuversichtlich, dass dir etwas einfällt, wenn du es nur willst. Im Grunde steht es mir auch gar nicht zu, so mit dir zu reden. Aber soll ein Sohn nicht stets aufrichtig zu seiner Mutter sein?« fragte er rhetorisch und hakte damit das Thema für sich ab. Wenn Casca Interesse an etwas Spaß hatte, würde sie vielerlei Möglichkeiten haben, an selbigen heranzukommen. Ganz glaubte er ihr allerdings nicht, dass sie tatsächlich die Augen offen halten würde. Es war Menas schon ein Rätsel, wie sie es so lange Zeit an der Seite seines nie anwesenden Vaters ausgehalten hatte. Sicherlich würde sie das Vorhaben nur allzu bald wieder verwerfen, sich nach geeigneter Ablenkung umzusehen. Menas räusperte sich und sah zum Fenster. Es wurde stetig dunkler. »Meinst du, sie lassen mich Sacadas mitnehmen?« fragte er ins Zwielicht hinein.