Der Ausdruck auf Avitus' Gesicht war nicht recht eindeutig gewesen. Menas hatte die Luft angehalten, ohne es zu merken, als Avitus nach einer endlos anmutenden Ewigkeit weitersprach. Nun, da er aber seine Unterstützung zusicherte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Zwar wäre er seinen Weg auch gegangen, wenn sein Onkel Mißfallen ausgedrückt hätte, aber mit seinem Wohlwollen war alles einfacher. Menas schloss kurz die Augen und dankte stumm niemand Bestimmtem, leise seinem Onkel. »Danke.«
Mit spitzen Ohren lauschte er auf das rhythmische Stapfen nagelbeschlagener Stiefel und kam zum gleichen Schluss wie Avitus. Andererseits dachte er nicht wehmütig daran, dass das Haus der Artorier vor gar nicht allzu langer Zeit abgebrannt war. Er fand, es sah nun schöner aus als zuvor, auch wenn es der Familie eine schwere finanzielle Last aufgelegt hatte. An der Seite seines Verwandten begab er sich zu dem Teich, in dem weniger Fische schwammen als zu Anfang der Woche. Vermutlich wieder dieses Katzenvieh, das sich hier ständig herumtrieb. Das Mistvieh hatte Glück. Bald schon würde Menas nicht mehr mit einer Zwille versuchen, das räudige Biest aus dem Fell zu schießen.
Menas setzte sich zu Avitus und betrachtete ihn von der Seite. Wie er den Apfel nahm, ihn kurz drehte und dann hineinbiss. Er bekam einen Spritzer Saft ab, sagte aber nichts. Wie anders war doch sein Vater im Vergleich zu Avitus! Beinahe kleinbei gegeben hatte er, als Menas selbst für seine Verhältnisse dreist gefordert hatte, dass er endlich nachgab! Avitus gegenüber hätte sich Menas nie so im Ton vergriffen. Avitus war nicht so nachsichtig und weich wie Imperiosus. Dass sein Onkel ihr Verhältnis als auf dem Kriegsfuß stehend bezeichnete, war eigentlich schon Ironie pur, wie Menas auffiel. Aufmerksam hing Menas an den Lippen seines Onkels, als dieser weitersprach. Er nickte ernst und wollte schon versichern, dass er das ganz bestimmt machen würde, als Avitus ihm zuzwinkerte und Menas plötzlich ratlos war, ob er das eben sehr ernst oder nur als Bitte gemeint hatte. Doch Avitus klärte es schnell auf. Erneut nickte Menas, und ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Das werde ich ganz bestimmt machen. Du kannst ohnehin mehr erreichen als Vater. Allein schon, weil du jetzt in Rom stationiert bist.« Jetzt konnte Menas nicht mehr an sich halten. »Wird man dir gestatten, zu Hause zu schlafen? Prätorianer haben doch viele Sonderrechte. Und bekommst du eine eigene Einheit unterstellt? Erzähl mir doch noch einmal von der Schlacht am Chaboras!« Menas hatte sich gänzlich zu Avitus umgewandt und betrachtete ihn nun erwartungsvoll. Ein wenig keimte aber das schlechte Gewissen in Menas. Er runzelte die Stirn und sah ins Wasser hinab, nagte auf der Unterlippe. »Darf ich dich um etwas bitten, Onkel?« fragte er Avitus dann.